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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

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6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1931

 

Traumdämmerung

 

Die Chronik von Guu'Nevever – ein Physiker baut den Tronizator

 

von Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Während Perry Rhodan in der fernen Galaxis DaGlausch mittlerweile auf jene Menschen gestoßen ist, die mitsamt dem Stadtteil Alashan dorthin »versetzt« wurden, fehlt vier anderen Aktivatorträgern jeglicher Anschluss an die heimatliche Milchstraße: In unterschiedlichen Bereichen sind der Mausbiber Gucky, der Haluter Icho Tolot sowie die Terraner Julian Tifflor und Michael Rhodan in der Galaxis Puydor aktiv.

Auf bisher noch nicht bekannte Art und Weise wurden sie nach Puydor transportiert. Im Bann einer fremden Macht, von der sie bisher nur den Namen Shabazza kennen, befreiten sie die Träumerin von Puydor, die geheimnisvolle Jii'Nevever, aus ihrem Zeitgefängnis.

Mittlerweile erkannten Icho Tolot, Gucky und Julian Tifflor, dass Shabazza ihnen seinen Willen aufgezwungen hatte und er mit Jii'Nevevers Hilfe eine Invasion der Menschheitsgalaxis plant. In der Folge richtete sich ihre ganze Arbeit darauf, diese Invasion bereits im Ansatz zu stoppen.

Ganz anders hingegen Michael Rhodan. Der Sohn Perry Rhodans treibt als General Jii'Nevevers die Eroberung der Galaxis Puydor voran. Michael Rhodan sucht die Konfrontation mit seinen alten Freunden.

Es kommt zur Auseinandersetzung beim Planeten der Na'Call, die Jii'Nevever dank ihrer Träume für sich entscheiden kann. Den drei Aktivatorträgern gelingt die Flucht nur knapp – und sie werden konfrontiert mit der TRAUMDÄMMERUNG ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gucky – Der Mausbiber befragt einen Oberpriester.

Pezzo-Orr – Das Sippenoberhaupt weiß um die Existenz alter Informationen.

Vago Intaren – Der Varmire treibt als Hyperphysiker den Bau des Tronizators voran.

Garmor Kasistan – Der Kriegsherr der Varmiren strebt nach der höchsten Macht.

Icho Tolot und Julian Tifflor – Zwei Aktivatorträger auf den Spuren der Puydor-Vergangenheit.

1.

 

Von einem Moment zum anderen verschwand das normale Universum von den Bildschirmen der OKKURA. Das bunte Flimmern erschien auf den Monitoren, das der Besatzung klarmachte, dass das Schiff in den Linearraum eingetaucht war.

Gerade noch so geschafft, dachte Julian Tifflor. Der Terraner stieß einen tiefen Seufzer aus und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Eine Sekunde länger, und es hätte unsere Leute richtig erwischt.

Mit einem solchen Angriff hatte aber auch keiner rechnen können. Tifflor rief sich die letzten Minuten in Erinnerung.

Eine Woge aus Albträumen bringt das Verderben über das Ra'Call-System. Sie ist unsichtbar, aber ihre Wirkung nimmt jedes Wesen wahr.

Ginkoos, Rawwen und alle anderen Wesen werden von ihnen erfasst. Eine für sie unbegreifliche Macht greift nach ihren Gedanken, krempelt buchstäblich ihr Inneres um.

In einem Keulenschiff nach dem anderen wüten die Albträume um sich, werfen die Besatzungsmitglieder aus ihrer Bahn. Nacheinander fallen die Raumschiffe aus.

Man bemerkt die Ausfälle daran, dass sich die Kampfformation der Flotte auflöst, Schiff um Schiff, mit ständig wachsender Geschwindigkeit. Der zuvor hektische Funkverkehr zwischen den einzelnen Einheiten verstummt rasch.

Und dann trifft die Welle der destruktiven Impulse mit voller Wucht die OKKURA.

Kran-Hoka und seine Leute erstarren schlagartig. Die Koraw können keinen eigenen Gedanken mehr fassen.

Nur ein Wesen bleibt davon lange genug verschont: Icho Tolot, der riesenhafte Haluter. Der schwarze Riese reagiert augenblicklich und übernimmt die Steuerung. Gerade noch rechtzeitig schafft es Tolot, die OKKURA mit Höchstbeschleunigung auf Eintauchgeschwindigkeit zu bringen und in den Linearraum überzuwechseln.

Und nun waren die drei Aktivatorträger und ihre Begleiter in Sicherheit.

»Das war wirklich verdammt knapp!«, sagte Julian Tifflor erleichtert zu den Gefährten. »Nur weit weg von hier!«

»Und es war das Ende der Allianz«, sagte Gucky düster. »Nach diesem Desaster werden die Puydorer wohl kaum mehr für gemeinsame Aktionen zu gewinnen sein.«

Mit einer für Puydor-Verhältnisse stattlichen Flotte waren sie siegessicher zum Kugelsternhaufen Roy'Camar aufgebrochen: achtzig Keulenschiffe der Ginkoos und zwei Dutzend kampfstarke Keilschiffe der Rawwen-Nomaden. Sie rechneten mit nur geringem Widerstand durch eine Handvoll Kreuzschiffe.

Doch dann hatte sich Na'Call als Tronium-Azint-Planet entpuppt – und als Bastion der Träumerin von Puydor.

Niemand hatte damit rechnen können, dass Jii'Nevever in diesem Bereich der Galaxis anwesend war – 55.000 Lichtjahre von Curayo entfernt. Doch Tatsache war, dass ihre destruktiven Suggestivimpulse plötzlich die Flotte der Alliierten überschwemmt hatten. Nun musste damit gerechnet werden, dass die gesamte Flotte Jii'Nevever in die Hände gefallen war.

»Wie hat es Jii'Nevever nur geschafft, so unvermittelt auf Na'Call aufzutauchen?«, rätselte Julian Tifflor. »Sie hat nicht mit unserem Kommen rechnen und uns darum nicht auflauern können.«

In die Mannschaft der OKKURA kam langsam wieder Leben. Die Blicke der Koraw klärten sich. Sie fanden zu sich selbst, zeigten Verwunderung und Bestürzung, als sie sich an das Vorgefallene erinnerten.

Kran-Hoka kam zu den drei Galaktikern ans Steuerpult. Er blickte zu Icho Tolot hoch.

Der einsilbige Kommandant sagte nur: »Danke. Ohne euer Eingreifen wären wir verloren gewesen.«

»Das war reiner Selbsterhaltungstrieb«, sagte der Haluter ebenso schlicht. Er machte dem Koraw Platz. »Nachdem ihr euch erholt habt, kannst du mit deiner Mannschaft das Schiff erneut übernehmen.«

»Wohin sollen wir fliegen?«, fragte Kran-Hoka ratlos. »Was können wir jetzt noch tun?«

»Leite erst mal einen Orientierungsstopp ein«, schlug Julian Tifflor vor. »Dabei überlegen wir uns die nächsten Schritte. Wie ich es sehe, haben wir sowieso nur eine Möglichkeit.«

Kran-Hoka stellte keine Fragen. Nach anfänglichem Misstrauen hatte er volles Vertrauen in die Handlungen der Galaktiker gefasst. Er leitete mit seinen stets mürrisch klingenden Kommandos die Beendigung des Linearmanövers und eine Rückkehr in den Normalraum ein.

»Die Weisen von Na'Call«, sagte er zwischendurch unvermittelt, so als erinnere er sich erst jetzt wieder an sie. »Was ist aus ihnen geworden? Was wird Jii'Nevever mit ihnen anstellen?«

Der Koraw bekam keine Antwort, hatte wohl auch keine erwartet.

Die OKKURA fiel einige hundert Lichtjahre außerhalb des Kugelsternhaufens Roy'Camar in den Normalraum zurück. Sie waren nach wie vor im Halo von Puydor.

 

*

 

Die Stimmung an Bord der OKKURA war ziemlich gedrückt, obwohl die Mannschaft gerade noch davongekommen war. Doch den Koraw wurde allmählich bewusst, welche Auswirkungen die Niederlage von Na'Call für ganz Puydor haben würde.

Die Weisen von Na'Call gab es nicht mehr, zumindest nicht mehr in der Form, wie sie den Völkern von Puydor bekannt gewesen waren: als mysteriöse Wesen, die auf einem Planeten am Rand der Galaxis lebten, denen man umfangreiches Wissen zuschrieb und die angeblich immer wieder durch ihre Ratschläge wichtige Veränderungen eingeleitet hatten.

Nach der Überwältigung durch die Traumimpulse der Jii'Nevever musste das Schlimmste befürchtet werden: Keiner konnte sich vorstellen, wie sich die Na'Call künftig verhalten würden. Auf jeden Fall anders als in den letzten paar tausend Jahren.

Jii'Nevever hatte mit einem Schlag den Widerstand gebrochen, der sich gegen sie zu regen begonnen hatte. Was konnte man nun der Träumerin von Puydor entgegenhalten? Wie sollte man sie stoppen?

Den Koraw wurde bewusst, dass diese Entwicklung letztlich auch schlimme Konsequenzen für ihr eigenes Volk haben musste. Obwohl für sie noch keine unmittelbare Bedrohung bestand, konnten sie Jii'Nevever nicht entfliehen.

Die drei Galaktiker hatten es schon früher angedeutet: Jii'Nevever würde irgendwann ganz Puydor beherrschen, wenn man ihr nicht rechtzeitig Einhalt gebot. Oder war es dafür vielleicht schon zu spät?

Diese Gedanken waren es, die die Mannschaft der OKKURA beschäftigten und die Stimmung an Bord bestimmten.

Nach der Beendigung des Linearmanövers gesellte sich der betagte Ortungschef Acca-Kohar zu den Galaktikern und seinem Kommandanten. Auch ihm, der sonst häufig genug für einen Scherz gut war, hatte es die Stimmung gehörig verdorben.

»Könnte mir jemand Mut machen und mir die Hoffnung geben, dass die Sache noch gut enden könnte?«, sagte er, wobei er sich an niemand Bestimmten wandte. »Ich erzähle nämlich nicht gerne Geschichten ohne glückliches Ende.«

»Tifflor hat angedeutet, dass es noch eine Möglichkeit gibt, alles zum Guten zu wenden«, sagte Kran-Hoka langsam.

»Und die wäre?«

»Man sollte sich nicht zuviel davon versprechen«, schränkte Julian Tifflor ein. »Darum habe ich auch gesagt, dass wir im Moment nur diese eine Möglichkeit haben. Im Prinzip ist es ohnehin eine Fortsetzung dessen, was wir bei den Na'Call schon selbst versucht und auch bei unserem Flug ins Makkal-System beabsichtigt haben. Es ist nach wie vor eine ziemlich vage Angelegenheit und beruht ausschließlich auf Vermutungen.«

»Sag doch einfach, worum es geht, Tifflor«, wurde Acca-Kohar ungeduldig.

Um die Sache abzukürzen, mischte sich Gucky ein.

»Tiff meint, dass wir die Vergangenheit erforschen müssen«, sagte der Mausbiber, »um so endlich herauszufinden, wie man Jii'Nevever beikommen könnte. Wenn wir herausfinden, was vor Tausenden von Jahren mit ihrem Bruder Guu'Nevever passiert ist – mit welcher Waffe er geschlagen wurde –, könnten wir auf dieselbe Weise gegen Jii'Nevever vorgehen. Die Antwort darauf können wir jedoch nur an Bord der INTURA-TAR finden. Darum müssen wir erneut Kurs aufs Makkal-System nehmen und hoffen, dass wir das Generationenschiff der Orr-Sippe irgendwie vorfinden.«

»Das klingt wie eine schlechte Wiederholung«, stellte Kran-Hoka pessimistisch fest. »Aber wenn ihr eine echte Chance auf Erfolg seht, dann fliegen wir zurück ins Makkal-System. In Ordnung?«

»Wir sind für jeden sinnvollen Vorschlag offen«, sagte Julian Tifflor. »Aber wenn keiner von euch einen Gedankenblitz hat, dann halten wir uns an die INTURA-TAR.«

Die Mannschaft nahm erneut ihre Positionen ein, und gleich darauf beschleunigte die OKKURA für den Linearflug. Nachdem sie dreiviertel Licht erreicht hatte, verschwanden die Sterne und machten der flirrenden Granulation des Linearraumes Platz.

Die drei Galaktiker zogen sich in einen Nebenraum zurück. Während der Flugmanöver störte ihre Anwesenheit nur.

Als sie unter sich waren, sagte Julian Tifflor: »Viel Hoffnung können wir den Wesen dieser Galaxis mit unserem Unternehmen gerade nicht machen. Ich wünschte, wir hätten ihnen was Handfesteres zu bieten.«

»Du hast recht, Tiff«, stimmte Icho Tolot zu. »Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass wir auf der INTURA-TAR des Rätsels Lösung finden werden.«

»Ihr Schwarzseher!«, maulte Gucky. »Vergiss einfach dein Planhirn, Tolotos! So schlecht stehen unsere Chancen gar nicht. Immerhin haben wir einiges, was für einen möglichen Erfolg spricht.«

Der Ilt dachte kurz nach und zählte dann auf: »Wir wissen, dass Guu'Nevever für seinen letzten Flug die INTURA-TAR benutzte. Was ihm auch widerfuhr, es passierte während dieser letzten Reise. Und es könnte durchaus mit dem fehlenden Heckteil zu tun haben. Dieses Ereignis, wie lange es auch zurückliegt, muss Spuren auf der INTURA-TAR hinterlassen haben.«

»Okay, angenommen, wir bekommen Hinweise auf Guu'Nevevers Schicksal«, sagte Tifflor. »Dann mag das eine Wissenslücke füllen. Aber das ist nichts, was wir gegen Jii'Nevever verwenden könnten.«

»Irrtum!«, widersprach Gucky. »Wir wissen nämlich auch, dass die Varmiren eine Waffe gegen die beiden Nevever-Entitäten entwickelt haben. Es ist anzunehmen, dass Guu' damit zur Strecke gebracht wurde. Wenn wir erfahren, was mit Guu' passierte und wie diese Waffe funktionierte, dann könnten wir sie möglicherweise auch gegen Jii'Nevever einsetzen. Sagt mir also nicht, dass sich ein Besuch auf der INTURA-TAR nicht lohnt.«

»Das sagt ja niemand, Kleiner«, erwiderte Tifflor. »Wir halten uns an dieses Generationenschiff, weil es das einzige ist, was wir im Moment tun können. Die Erfolgschancen sind dennoch ziemlich gering.«

»Warten wir mal ab.« Die Stimme des Mausbibers klang erstaunlich optimistisch.

 

*

 

Der weitere Flug der OKKURA verlief ereignislos. Für die Zellaktivatorträger schien er endlos zu dauern. Sie mussten sich erst daran gewöhnen, mit einem Überlichtfaktor von höchstens 16 Millionen zu fliegen. Die Raumschiffe in der heimatlichen Milchstraße waren dank des Metagrav-Antriebs mindestens viermal so schnell. Obwohl der Flug zum Makkal-System, das in der Peripherie von Puydor lag, durch den Leerraum ging und darum anfangs keine Orientierungsstopps nötig waren, mussten für die Strecke von 75.000 Lichtjahren eineinhalb Normtage veranschlagt werden.

In dieser Zeit konnte viel passieren. Das schlimmste wäre, wenn die INTURA-TAR inzwischen weitergeflogen war. Denn es würde schwer sein – und wertvolle Zeit kosten – sie wieder aufzustöbern.

Für die Mannschaft der OKKURA war es nicht sonderlich leichter. Sie mussten sich um die Zukunft ihres Volkes sorgen. Auch wenn die Koraw nicht unmittelbar von Jii'Nevever bedroht waren, so breitete die Träumerin sich doch beängstigend schnell in Puydor aus.

Die Zukunftsaussichten waren jedenfalls düster. Wenn man der Träumerin nicht bald das Handwerk legte, würde sie ein Volk nach dem anderen in ihre Gewalt bringen. Und irgendwann waren auch die Koraw an der Reihe.

Es war verständlich, dass es die Echsenwesen zurück ins Lamboru-System zog, um in dieser schweren Zeit bei ihrem Volk auf Wanseroo zu sein. In der Mannschaft wurden Stimmen laut, die gegen den Flug nach Farrangu waren und eine sofortige Heimkehr verlangten.

Doch Kran-Hoka ließ sich auf keine Diskussionen ein. Der Kommandant war nicht der Mann, der mit seiner Mannschaft über Entscheidungen diskutierte. Für ihn waren die Zellaktivatorträger die einzigen Hoffnungsträger im Kampf gegen Jii'Nevever. Und damit war klar, dass sie bei ihren Aktionen, wie unverständlich sie für den einfachen Koraw sein mochten, seine komplette Unterstützung hatten.

Acca-Kohar, der redegewandte Ortungschef, erwies sich da als volksnaher. Er versuchte, den Besatzungsmitgliedern klarzumachen, dass es bei der Heimkehr auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht ankam, dass es andererseits aber von großem Vorteil für die Zukunft Puydors und ihres Volkes sein konnte, wenn die drei Galaktiker zur INTURA-TAR gelangten.

Gucky las aus den Gedanken einiger Mannschaftsmitglieder, dass sie schließlich einsahen, dass dieser Umweg ins Makkal-System nicht nachteilig für sie war.

Die OKKURA machte beim Anflug an den Sternenarm, in dem das Makkal-System lag, einen kurzen Zwischenstopp zur Orientierung. Und sie legte einen zweiten kurz vor Erreichen des Zieles ein. Dieses letzte Linearmanöver über kaum 70 Lichtjahre wurde für die Koraw und ihre Gäste zur reinen Nervenprobe.

»Und was, wenn ihr die INTURA-TAR nicht mehr bei Farrangu vorfindet?«, fragte Kran-Hoka.

»Nicht daran denken!«, sagte Julian Tifflor einsilbig.

Und dann war es soweit: Die OKKURA stürzte zurück in den Normalraum. Die Eintauchgeschwindigkeit betrug noch stolze 220.000 Kilometer pro Sekunde, wurde aber stark abgebremst. Die Entfernung zu Farrangu, dem vierten Planeten der Sonne Makkal, wurde mit vier Lichtstunden angegeben.

»Ortung!«, verlangte Kran-Hoka und wollte die Geschwindigkeit weiter drosseln, wie es nach Rücksturzmanövern Routine war.

Doch Gucky riet ihm, weiterhin eine übermäßig hohe Geschwindigkeit beizubehalten, solange keine Notwendigkeit für Bremsmanöver bestand.

Kran-Hoka befolgte den Ratschlag, dann verlangte er wieder: »Ortung!«

»Negativ«, antwortete ihm Acca-Kohar.

Der Ortungschef durchleuchtete mit den Peilstrahlen zuerst den Raum um Farrangu, in dem die INTURA-TAR zuletzt Position bezogen hatte. Danach erst suchte er damit die ferneren Regionen des Sonnensystems ab.

»Ich habe Kontakt!«, meldete er plötzlich aufgeregt. »Die INTURA-TAR fliegt gerade aus dem Makkal-System. Sie befindet sich im Beschleunigungsflug und hat bereits ein viertel Licht erreicht. Das bedeutet, dass sie den Linearflug anstrebt.«

»Du musst die Verfolgung aufnehmen, Kran-Hoka!«, forderte Gucky. »Haben wir eine Chance, sie vor dem Eintritt in den Linearraum einzuholen?«

Kran-Hoka stellte mit Hilfe des Bordrechners die entsprechenden Berechnungen an.

»Wie gut, dass wir ein komplettes Bremsmanöver unterlassen haben«, sagte er dann. »Wir werden mit der INTURA-TAR auf gleicher Höhe sein, wenn sie die Eintauchgeschwindigkeit erreicht hat.«

»Dann haben wir eine Chance«, stellte Gucky erleichtert fest. »Wenn wir der INTURA-TAR nahe genug sind, werde ich mit Tiff und Tolotos hinüberteleportieren.«

»Das wird kaum möglich sein«, meldete sich Acca-Kohar. Er kannte inzwischen die Einschränkungen, denen der Mausbiber bei der Teleportation unterworfen war. »Du kennst doch die spezielle Technik der Generationenraumschiffe. Die INTURA-TAR ist während des Beschleunigungsfluges in ihre Schutzschirme gehüllt. Nach allem, was du uns erzählt hast, kommst du da nicht durch, Gucky.«

»Verfolgung trotzdem fortsetzen!«, verlangte Gucky. »Ich möchte, dass wir ihr beim Eintritt in den Linearraum so nahe wie möglich sind. Denn im Augenblick des Wechsels müssen die Schutzschirme ausgeschaltet werden. Zumindest hast du das immer so erzählt. Und das ist unsere Chance.«

Die OKKURA kam dem Generationenschiff immer näher. Als Acca-Kohar meldete, dass die INTURA-TAR bereits halbe Lichtgeschwindigkeit überschritten hatte, war sie bereits mit der optischen Ortung als winziger Lichtpunkt zu sehen.

Sie leuchtete, dank ihrer Schutzschirme, bereits heller als die Sterne. Und ihr Leuchten wurde rasch stärker.

»Es ist an der Zeit, dass wir Abschied nehmen«, sagte Julian Tifflor zu Kran-Hoka. Er reichte ihm die Hand; der Koraw ergriff sie zögernd. »Wir danken dir und deinen Leuten für die aufopfernde Unterstützung.«

»Wir können euch nur viel Erfolg bei eurem Unternehmen wünschen«, sagte der Kommandant der OKKURA. »Wenngleich nur aus purem Egoismus.«

»Die INTURA-TAR nähert sich allmählich der Eintauchgeschwindigkeit«, meldete Acca-Kohar.

»Dann haben wir keine Zeit mehr für Sentimentalitäten«, sagte Gucky, als sich Kran-Hoka mit ausgestreckter Hand nun ihm zuwandte. »Ich muss mit Tiff und Icho den körperlichen Kontakt für die Teleportation herstellen. Es kann jeden Augenblick losgehen. Eure Hände, ihr beiden!«

Icho Tolot machte keine großen Umstände; der Haluter hob Gucky und Julian Tifflor einfach mit den Handlungsarmen hoch. Das war die einfachste Lösung, um das Problem der unterschiedlichen Körperproportionen zu lösen.

Acca-Kohar schaute den Aktivatorträgern zu, fixierte dann aber wieder die Ortungsinstrumente.

Als er sich wieder den Galaktikern zuwandte, rief er fast panisch: »Schutzschirme sind aus!«

Das rawwische Generationenschiff leuchtete nicht mehr. Es war in der Normaloptik als dunkler Klumpen von der Größe eines kleinen Asteroiden zu sehen. Gucky reagierte augenblicklich. Ohne sich lange zu orientieren, peilte er die INTURA-TAR an und teleportierte.

Gleich darauf entmaterialisierte die INTURA-TAR.

An Bord der OKKURA herrschte für einen Moment gebanntes Schweigen, dann befahl Kran-Hoka: »Kurs auf Wanseroo!«

2.