Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

 

Nr. 1983

 

Der Sonnentod

 

Die Sonnenwürmer sind aktiv – ein System ist vom Untergang bedroht

 

von Uwe Anton

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

In der fernen Galaxis Chearth, fünfzehn Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, stehen sich – quasi als Stellvertreter eines größeren Konflikts – zwei Völker-Allianzen gegenüber. Millionen und Abermillionen von Wesen aus vier Galaxien sind in einen Konflikt verwickelt, von dem die meisten die Hintergründe nicht kennen.

Auf der einen Seite stehen die Algiotischen Wanderer: Sie kommen aus der Galaxis Algion und überfielen mit 200.000 Raumschiffen die Galaxis Chearth, weil sie daran glauben, dass im sogenannten Sonnentresor einer ihrer Götter gefangen gehalten wird. Um diesen zu befreien, eroberten sie zahlreiche Planeten, bekämpften die Flotten der einheimischen Völker und manipulierten die Anlagen, die den Sonnentresor stabil halten. Ausgerüstet und angestiftet wurden die Invasoren von Shabazza, jenem Wesen, das auch in der Milchstraße und anderen Galaxien für milliardenfachen Tod sorgte.

Auf der anderen Seite stehen die Bewohner Chearths, vor allem die friedliebenden Gharrer, die zur Koalition Thoregon gehören. Thoregon wiederum wird von Mächten bedroht, die hinter Shabazza stehen. Zu Thoregon zählen sich seit einiger Zeit auch die Terraner, und deshalb eilte eine kleine Flotte aus der Menschheitsgalaxis und aus Andromeda den Chearth-Bewohnern zu Hilfe.

Das Entscheidende für Chearth ist jedoch: Können die Algioten den Sonnentresor »öffnen«, werden die Guan a Var entweichen, die dort seit Jahrtausenden gefangen gehalten werden. Und sind die sogenannten Sonnenwürmer frei, droht einer ganzen Galaxis DER SONNENTOD ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gerenger – Der arkonidische Kadett macht Furchtbares durch.

Atlan – Der arkonidische Aktivatorträger steht mit heruntergelassenen Hosen da.

Ganzetta – Der wlatschidische »Silberwolf« gibt nicht auf.

Dro ga Dremm – Der Scoctore der Tazolen erweist sich in jeder Situation als unbelehrbar.

Gijo – Der Holterer zieht die letzte Konsequenz.

Myles Kantor – Der terranische Wissenschaftler springt über seinen Schatten.

Prolog

Gerenger: Gedanken

 

Ich werde Dro ga Dremm töten.

Sobald sich die Gelegenheit bietet, werde ich ihn kaltblütig töten. Erschießen, erstechen, notfalls auch mit der bloßen Hand erwürgen. Mir ist egal, welche Konsequenzen sich daraus für mich ergeben. Ich werde diesen verdammten Fanatiker umbringen.

Was für ein Narr bin ich doch gewesen!

Für die Freiheit eintreten, für den Fortschritt, gegen die Vormachtstellung und Hegemoniebestrebungen des Kristallimperiums ... für die Vernunft und die Verständigung in der Galaxis. Wie einfach war das damals doch für mich. Melde dich freiwillig als Kadett! Streite für Camelot, setze dich ein für die Werte, die das Leben in der Milchstraße erst lebenswert machen.

Geh zur Raumflotte, arbeite dich hoch, und irgendwann wirst du vielleicht sogar auf der GILGAMESCH dienen dürfen, die Unsterblichen kennenlernen ... Atlan!

Aber schon die Bezeichnung des Schiffes hätte mich stutzen lassen müssen. Aufgrund des Namens meiner Heimatwelt hatte ich mich mit der entsprechenden Epoche der terranischen Frühgeschichte vertraut gemacht. Camelot – das war für mich das Schloss von König Artus, der die Fackel des Lichts ins anbrechende Mittelalter der präatomaren Erde recken wollte und scheiterte. Camelot – das war der Zauberer Merlin und das Schwert Excalibur. Die Suche nach dem Heiligen Gral und die wunderschöne Königin der Nebelinseln, die mit dem größten Helden und Streiter ihrer Zeit verheiratet war.

Wieso haben die Unsterblichen von Camelot ihr Raumschiff, das Nonplusultra der galaktischen Technologie, nicht ARTUS genannt oder EXCALIBUR, meinetwegen sogar ALETA oder EISENHERZ, sondern GILGAMESCH, nach dem noch viel älteren König von Uruk, den die Suche nach der Unsterblichkeit umtrieb?

Als Camelotgeborener ging ich trotzdem zur Kadettenschule. Ich meldete mich sofort, als Freiwillige für den langen Flug nach Chearth gesucht wurden.

Und wurde tatsächlich akzeptiert.

Mit dreiundzwanzig Jahren hatte ich mein erstes Ziel erreicht. Ich befand mich nicht nur in einer Galaxis, die vor unserer Expedition noch nie ein Wesen aus der Milchstraße besucht hatte, sondern war auch in die Mannschaftsliste des GILGAMESCH-Moduls RICO aufgenommen worden. Und ich hatte gemeinsam mit Atlan an dem Rundflug mit der ANUBIS durch die fremde Galaxis teilnehmen dürfen, um die Chearther vor den neuen Offensiven der Algioten zu warnen und sie auf die Ankunft der Haluter vorzubereiten.

Die Ausbildung an der Akademie ist hart und anspruchsvoll gewesen. Theorie, die einem alles abverlangt. Praxis, die einen bis an den Rand der körperlichen Erschöpfung treibt. Märsche durch glühend heiße Wüsten. Oder in Raumanzügen mit begrenztem Sauerstoffvorrat über luftleere Eismonde. Simulierte Raumgefechte. Als Schiffskommandant, als Entersoldat, Sternenkrieger. Man hat sich alle Mühe gegeben, uns auf das vorzubereiten, was uns vielleicht erwartet.

Simuliertes Blut, simulierter Schweiß, simulierte Tränen. Simulierte Strahlenschüsse, die von simulierten Schutzschirmen abgefangen werden. Die den Adrenalinpegel steigen lassen, aber nur unwesentlich, denn man weiß, dass einem nichts passieren kann.

Doch mit dem Aufbruch nach Chearth hatten die Simulationen ein Ende genommen. Sie waren durch die Wirklichkeit ersetzt worden.

Und von Camelot ist mir nichts mehr geblieben. Die ARTUS oder die EXCALIBUR hat es nie gegeben, und MERLIN ist nur ein Zentralmodul oder eine Syntronik, beide unerreichbar fern. Den Zauber hat sie jedenfalls schon längst verloren.

Für mich gibt es nur noch Holter, den vierten Planeten der Sonne Eleprysi, dessen Lebensdauer nur noch nach Tagen zählt. Und unerträgliche Schmerzen, auf die keine Simulation mich hat vorbereiten können.

Ich sitze hier, nur von Fetzen bedeckt, völlig verdreckt vom Lehm einer anderen Welt und meinen eigenen Fäkalien, kaum noch als der zu erkennen, der ich einmal war, und verbrenne mir die Finger an einer widerlich schmeckenden, dünnen Brühe aus Blättern und Stängeln, in der Teile von Würmern, Käfern und anderen, völlig fremdartigen Insekten schwimmen. Und ich verschlinge diesen Absud mit einer Gier, die mir bis vor wenigen Wochen völlig fremd gewesen war, von der ich nie geglaubt hätte, dass ich sie einmal empfinden könnte.

Ich bin erst dreiundzwanzig Jahre alt. Verdammt, ich will noch nicht sterben! Ich will gar nicht sterben, wenn es sich vermeiden ließe, niemals, aber jetzt ganz bestimmt noch nicht! Jetzt noch nicht!

Und wenn ich doch sterben muss, werde ich Dro ga Dremm mitnehmen.

1.

Bericht Ganzetta

16. März 1291 NGZ

 

»Der Wasserstoff im Kern von Eleprysi ist verbraucht«, sagte Myles Kantor. »Das Helium-Brennen hat eingesetzt. Und es geht noch schneller, als wir vorher berechnet haben. Wenn die Entwicklung in diesem Tempo weitergeht, wird die Sonne sich sogar in spätestens vierzehn Tagen zu einem Roten Riesen aufblähen. Dann ist jegliches Leben in diesem System zum Untergang verurteilt. Auch das der Verschollenen der ANUBIS.«

Ich hatte zwar noch immer Schwierigkeiten, die Galaktiker mit ihren zumeist glatten, fast haarlosen Gesichtern voneinander zu unterscheiden, doch der relativ Unsterbliche hob sich deutlich von den meisten seiner Artgenossen ab. Seine wächserne Gesichtsblässe kam auch mir sehr ungewöhnlich vor, und die schmächtigen Arme mit den schmalen Handgelenken waren im Vergleich zum Rest des Körpers viel zu kurz. Außerdem fiel ihm eine Strähne des glatten, für meinen Geschmack sehr spärlichen Haupthaars ständig über die Augen.

Bei unserem legendären Weltenschöpfer Hernstal – was waren die Galaktiker doch für seltsame Wesen!

Vor Kantor drehte sich eine kleine holographische Darstellung des Gestirns. Ich sah sie so deutlich, als hielte ich mich persönlich an Bord der PYXIS auf. Dem war keineswegs so, aber die Holo-Technik der Galaktiker war erstaunlich perfektioniert. Und einen Teil dieser Technik hatten sie uns zur Verfügung gestellt, darunter auch einen ihrer Hologramm-Projektoren, der es ermöglichte, dieses Gespräch zu gestalten, als fände es von Angesicht zu Angesicht statt, ohne dass ich mich auf den Vesta-Kreuzer der Galaktiker begeben musste.

Ich weilte an Bord meines Rachenschiffs, der GANIRANA. Mittlerweile waren fünf weitere unserer Schiffe zu uns gestoßen. Wir befanden uns ein halbes Lichtjahr vom Rand des Systems der Sonne Eleprysi entfernt. Die Algiotischen Wanderer ignorierten uns, genau wie unsere eindringlichen Warnungen, das System sofort zu evakuieren.

Außer dem Unsterblichen hielten sich alle Wissenschaftler des zwanzigköpfigen Teams, das Kantor vor kurzem zusammengestellt und an Bord der PYXIS beordert hatte, in dem Konferenzraum des Vesta-Kreuzers auf. Alles hochkarätige Fachkräfte, zumindest von der Ausbildung her, wie man mir versichert hatte.

»Wir wissen ja alle, dass Eleprysi eine Sonne vom Soltyp ist«, fuhr Kantor fort. »Durchmesser knapp eins Komma fünf Millionen Kilometer, eins Komma eins Solmassen, Spektraltyp G4V, Temperatur im Kern fünfzehn bis siebzehn Millionen Grad Kelvin. Wir schätzen, dass die Sonne noch eine Lebensdauer von etwa dreieinhalb Milliarden Jahren gehabt hätte, bis ihr Brennstoff verbraucht wäre und sie sich zu einem Roten Riesen aufgebläht und das rund Vierhundertfache ihrer ursprünglichen Größe erreicht hätte.«

»Wenn die drei Sonnenwürmer sie nicht heimgesucht hätten«, ergänzte ich.

Die Guan a Var waren auf dem Hologramm als große Protuberanzen auszumachen, die über die Oberfläche von Eleprysi sprangen, immer wieder kurz verweilten und dann an anderen Stellen aufflackerten. Von So'o'both wussten wir, dass sie sich durch den Hyperraum fortbewegten. Selbst kürzeste Strecken legten sie mit solchen Sprüngen zurück.

»Dann haben diese drei Geschöpfe in wenigen Tagen ...« Ich überschlug im Kopf schnell die Daten.

Auch ich als Bewohner der Galaxis Chearth war ein Kind einer Zeit, in der Entfernungen immer stärker zusammenschrumpften und vielen Bewohnern der Galaxis das Gefühl für Größe und Weite verlorengegangen war. Die Cameloter hingegen und andere Spezies aus deren Heimatgalaxis schienen kaum mehr in Begriffen von Sonnensystemen, sondern von Galaxien zu denken. So benötigten etwa die riesenhaften Haluter, die den Völkern von Chearth im Kampf gegen die Guan a Var zu Hilfe kommen wollten, ganze siebzig Tage für den Flug von fünfzehn Millionen Lichtjahren!

Für uns hingegen war, vom Fünften Boten Mhogena einmal abgesehen, sogar unsere Nachbargalaxis nur unter Schwierigkeiten zu erreichen.

Unsere Heimat, das 75.000 Lichtjahre durchmessende Chearth, bestand aus etwa 150 Milliarden Sonnenmassen – eine schier unvorstellbare Zahl.

Genauso unvorstellbar waren die Vorgänge, die in einer einzigen Sonne abliefen. So ein Gebilde, wie zum Beispiel auch Sharjam, die Sonne unserer Ursprungswelt, es war, stellte im Prinzip nichts anderes als einen kugelförmigen Plasma-Reaktor dar – aber einen von kosmischen Ausmaßen. Plasma war weit überhitztes Gas, dessen Atome wegen der übergroßen Hitze und des Drucks von etwa zweihundert Milliarden Atmosphären verstümmelt waren.

Diese gigantische Gaskugel wandelte in jeder Sekunde siebenhundert Millionen Tonnen Wasserstoff in Helium um.

Bei diesem Prozess wurden gewaltige Energiemengen entfesselt: Eine Sonne wie Eleprysi verlor in jeder Sekunde vier Komma drei Millionen Tonnen ihrer Masse! Das war das sogenannte Wasserstoff-Brennen, das Myles Kantor zufolge soeben zum Erliegen gekommen war, weil die Wasserstoff-Vorräte von Eleprysi verbraucht waren.

Und spätestens bei dieser Vorstellung streikte meine Denkfähigkeit. Die Gesamtmasse von Eleprysi betrug gut 2 mal 1027 Tonnen – das waren Quadrilliarden! Daraus folgerte: In zehn Millionen Jahren verlor die Sonne normalerweise nicht einmal 0,1 Prozent ihrer Gesamtmasse.

Und nun hatten die Sonnenwürmer innerhalb weniger Wochen, wenn nicht sogar Tage, den gesamten Wasserstoff-Vorrat Eleprysis aufgezehrt?

»Wir alle wissen, was geschieht, wenn der Wasserstoff-Vorrat im Kern der Sonne verbraucht ist«, riss der potentiell Unsterbliche mich in die Wirklichkeit zurück.

Ich hatte mich informiert und griff den Faden auf. »Dann erlischt die Wasserstoff-Fusion, und es kommt zu drastischen Umstrukturierungen im Sonneninneren. Die Gravitation macht sich immer deutlicher bemerkbar, und der Kern wird auf einhundert Millionen Grad Kelvin aufgeheizt. Nun wird das leichteste noch vorhandene Element verbrannt, das inzwischen angereicherte Helium, das aus dem Wasserstoff-Brennen hervorgegangen ist. Es wird zu Beryllium und Kohlenstoff umgebildet. Und nach diesem Prozess ...«

»... setzt das Kohlenstoff-Brennen ein«, fuhr Kantor fort, »bei dem dieses Element sich mit Heliumkernen zu noch schwereren Elementen verbindet.«

Ich nickte, eine Geste, die auch die Galaktiker verstanden. »Der Wasserstoff in der Hülle des Sterns ist von alledem allerdings nicht betroffen. Daher dehnt sich die Wasserstoff-Brennzone allmählich in Richtung Sonnenoberfläche aus. Die Gesamtenergieproduktion des Sterns ist jetzt weitaus größer als während des Wasserstoff-Brennens. Der Gasdruck im Inneren der Sonne wird immer höher, und ihre äußeren Schichten werden so lange immer weiter nach außen gedrängt, bis ein neues Gleichgewicht erreicht ist.

Aus dem gelben Hauptreihenstern wird ein Roter Riese. Das Helium-Brennen führt innerhalb von kürzester Zeit zu einem sogenannten Helium-Blitz. Die Sonne pulsiert einige Male in rascher Folge und bläht sich dann auf das Vierhundertfache ihrer ursprünglichen Größe auf.«

»Und das ist das Ende für alles, was sich im Eleprysi-System befindet. Für sämtliche Planeten und Raumschiffe ... auch für die HEDO RU GIOR, auf der nach unseren Annahmen Atlan und die anderen Überlebenden der ANUBIS festgehalten werden.«

 

*

 

Gerenger: Fieberglühen

 

Erinnerungen jagen Wunschvorstellungen, Bilder hetzen Schreckensphantasien, und ich kann sie nicht voneinander unterscheiden. Stimmen flüstern mir etwas ein, und so fremd sie sich auch anhören, irgend etwas verrät mir: Es sind alle meine eigenen.

Unzählige algiotische Schiffe. Mitten in diesem Pulk die ANUBIS. Schüsse, zusammenbrechende Schutzschirme. Schreie. Panik. Schmerzen.

So etwas hat dir keine Simulation eröffnen, nichts hat dich für die psychische und physische Folter durch die Tazolen und ihre Hilfsvölker rüsten können!

Einzelhaft, Drogen in der Nahrung, Trugbilder, die mich an meinem Verstand zweifeln ließen, schreckliche Qualen. Atlan und Hermon von Ariga: ihr Angriffsbefehl auf Arkonidisch. Ein Tumult, Dro ga Dremm, der oberste Scoctore und Befehlshaber der Tazolen, plötzlich unsere Geisel. Seine persönliche Fähre, die Flucht von der HEDO RU GIOR, dem Elcoxol-Schiff, auf das man uns verschleppt hat, aber ...

Dro ga Dremm ist ein Fanatiker! Ein religiöser Fanatiker! Und das sind die schlimmsten überhaupt! Wo Religion ins Spiel kommt, setzt die Vernunft völlig aus!

Dann Explosionen ... ein fehlender Sicherheitskode ... der Antrieb der Fähre zerstört.

Dro ga Dremms Paranoia hat ihn zu dieser Vorsichtsmaßnahme getrieben! Er wollte sich damit gegen eine Entführung wappnen, wie sie dann tatsächlich eingetreten ist!

Paranoia? Die Ereignisse haben doch bewiesen, dass er nicht paranoid, sondern nur sehr vorsichtig ist!

Aber fanatisch ist er allemal. Er hat den Antrieb des Beiboots im Eleprysi-System sabotiert, obwohl die Galaktiker ihm schon lange zuvor eindeutige Beweise präsentiert haben, dass der Stern von drei Sonnenwürmern befallen ist, die ihn in wenigen Tagen zum Roten Riesen aufblähen werden!

Aber das passt nicht in seine Weltsicht. Die Guan a Var kommen aus dem Sonnentresor, und seiner religiösen Doktrin zufolge existieren solche Geschöpfe gar nicht. Vielmehr wird Gaintanu, der tazolische Gott der Unsterblichkeit, im sogenannten Tor der Erleuchtung festgehalten, und Dro ga Dremms einziges Ziel ist es, ihn zu befreien, damit er seinem Volk – und natürlich auch ihm selbst – das ewige Leben schenkt! Da es keine Sonnenwürmer geben darf, gibt es für ihn auch keine. Die Manipulationen des Sterns Eleprysi werden seiner Meinung zufolge von den Galaktikern und den mit ihnen verbündeten Chearthern vorgenommen.

Trotzdem ... Statt uns mit der Fähre zu den in der Nähe wartenden Galaktikern durchschlagen zu können, müssen wir eine Notlandung auf dem vierten Planeten des Systems wagen. Und die können wir nicht überleben!

 

*

 

»Eleprysi wird sich auf etwa fünfhundertfünfzig Millionen Kilometer ausdehnen«, sagte Kantor. »Der vierte Planet des Systems, Holter, ist – wie wir alle wissen – eine Sauerstoffwelt mit einem Äquatordurchmesser von elftausendfünfhundert Kilometern, mittlere Entfernung zur Sonne einhundertzweiundvierzig Millionen Kilometer. Der fünfte Planet, Kappan, eine marsähnliche Wüstenwelt mit einem Äquatordurchmesser von siebentausendzweihundert Kilometern, befindet sich etwa einhundertundneunzig Millionen Kilometer von Eleprysi entfernt.«

»Ich habe dir ja von dem Beobachtungsposten erzählt, den wir immer noch auf Holter unterhalten«, warf ich ein. »Sein Kommandant Vottena lässt permanent den Funkverkehr der Tazolen abhören, die das Sonnensystem besetzt haben. Von ihm haben wir ja bei unserer letzten Kontaktaufnahme erfahren, dass Atlan und die Überlebenden der ANUBIS tatsächlich Dro ga Dremms Gefangene sind und auf der HEDO RU GIOR festgehalten werden.«

»Ich weiß ...«

»Die HEDO RU GIOR ist zur Zeit zwischen dem vierten und fünften Planeten postiert.«

»Trotz unserer Warnungen weigern die Algioten sich, das System zu verlassen. In ihrer fanatischen Verblendung gehen sie davon aus, dass wir, die Galaktiker, die Veränderungen ausgelöst haben, die Eleprysi zur Zeit durchläuft. Also haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir holen Atlan von der HEDO RU GIOR und evakuieren so viele Eingeborene des Planeten Holter wie möglich, bevor die Sonne zum Roten Riesen wird ... oder wir verhindern, dass es überhaupt dazu kommt.«

Ich hob die Hand. »Wir dürfen eins nicht vergessen: Uns bleibt längst nicht mehr so viel Zeit, wie man aus deinen Worten schließen könnte, Myles Kantor. Die Planeten von Eleprysi werden schon längst verbrannt sein, bevor die Sonne sich bis zu ihrer Umlaufbahn ausgedehnt hat. Das Leben auf diesen Welten ist von dem Augenblick an akut gefährdet, in dem das Helium-Brennen eingesetzt hat. Von diesem Zeitpunkt an beginnen die Temperaturen auf diesen Welten gefährlich zu steigen.

Bei den nächsten Pulsationen wird Eleprysi solch eine Hitze ausstrahlen, dass die Atmosphären der fünf sonnennächsten Planeten verbrennen und sämtliche Schiffe im Raum zwischen ihnen vernichtet werden. Wir müssen Atlan und seine Leute so schnell wie möglich aus dem Eleprysi-System holen, oder sie sind verloren.«

 

*

 

Gerenger: Bericht

17. März 1291 NGZ

 

»Tekener ...«, murmelte ich. »Dafür musst du büßen ...«