Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1990
Der Silberwolf
Brennpunkt Lynkor – ein Prototyp geht in den Einsatz
von Arndt Ellmer
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
In zwei Galaxien stehen im Frühjahr des Jahres 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung große Entscheidungen bevor – und beidemal sind Menschen aus der Milchstraße aktiv beteiligt.
So gelang es in der Milchstraße den vereinigten galaktischen Flotten unter tatkräftiger Mithilfe der Superintelligenz ES, die Kosmische Fabrik MATERIA zu vernichten, auch wenn letzten Endes nur ein Trick half. Mit seinem Kunstplaneten Wanderer sowie der SOL brach ES danach auf, während Perry Rhodan vorerst in der Menschheitsgalaxis zurückblieb.
Ganz anders sieht die Situation noch in Chearth aus. Nach wie vor halten die Invasoren aus der Galaxis Algion große Teile der Galaxis besetzt, die – ebenso wie die Milchstraße – zur Koalition Thoregon gehört. Seit einigen Monaten hat eine Flotte aus der Milchstraße und Andromeda unter dem Kommando von Atlan in die Auseinandersetzungen mit den Besatzern eingegriffen.
Doch die Manipulationen der Algioten hatten gefährliche Folgen. Längst ist das hyperphysikalische Gleichgewicht im sogenannten Sonnentresor aufs höchste gefährdet; die Guan a Var, die Sonnenwürmer, könnten freigesetzt werden. Dann wäre das Ende der Galaxis Chearth nahe.
Neue Hilfe aus der Milchstraße könnte die Entscheidung bringen: 100.000 Haluter sind in Chearth eingetroffen. Eine große militärische Auseinandersetzung steht bevor – wenn es keinen anderen Weg gibt. Ganz aufs Militär setzt DER SILBERWOLF ...
Ganzetta – Der Silberwolf freut sich schon auf die »Schlacht der Schlachten«.
Atlan – Der Arkonide begleitet die Wlatschiden bei ihren Einsätzen in Chearth.
Rudyr Pinkor – Der junge Siganese forscht im Bereich der Netz-Neutralisatoren.
Vincent Garron – Der Mutant weiß den Kontakt zu Sirku nicht richtig einzuschätzen.
Kirk Albado – Der Siganese leitet die Forschungsgruppe bei den Netz-Neutralisatoren.
Drei ließ seinen Blick durch den Raum wandern, seine Mundwinkel verzogen sich missbilligend.
»Was ist mit den Siganesen?«, fragte er dann. »Warum sind sie bei so einer heiklen Angelegenheit nicht anwesend?«
Arnulf Rohmer hob die Schultern und schnitt eine Grimasse; irgendwie war Dreis Mienenspiel ansteckend.
»Keine Ahnung, aber ich vermute, Domino Ross und die anderen sind anderweitig beschäftigt ...«
PERRY RHODAN-Band 1975, 1. Kapitel
Dezember 1290 NGZ
Querstreifen aus Grau und Schwarz durchzogen die farbige Darstellung des Hologramms. Auf die Zuschauer wirkten sie, als habe jemand sie auseinandergeschnitten und die Teile einzeln animiert. Sie rührten von Übertragungsfehlern her. Die Energieentfaltung rund um den Pilzdom auf Thagarum ließ keine bessere Übertragungsqualität zu. Dort tobte die Schlacht in unverminderter Härte.
Die Akustikfelder übertrugen es als dumpfes Wummern in die MERLIN.
Mit angehaltenem Atem starrten die versammelten Siganesen auf die Darstellung.
»Da ist Domino!«, rief Rudyr laut und deutete auf das Hologramm. »Bestimmt will er ...«
»Junge!«, unterbrach ihn Saidi indigniert. »Halt bitte den Mund!«
Rudyrs Mutter hatte recht. Durch sein vorlautes Verhalten störte er die Versammlung.
Er nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Dabei ließ er die holographische Darstellung nicht aus dem Auge.
Von dem, was die Sonden herauf in die MERLIN übertrugen, wollte er sich nichts entgehen lassen.
Die Eroberung des Pilzdomes – für Rudyr stand es außer Zweifel, dass sie gelingen würde – zählte zu den spannendsten Abenteuern seit seiner Ankunft über Thagarum. Und er bedauerte zutiefst, dass sein Idol und Vorbild nur einen kleinen Teil der siganesischen Kolonie mit hinab zu diesem Einsatz genommen hatte.
Auf der Planetenoberfläche kämpften ausschließlich Männer und Frauen ohne Familienbindung. Verheiratete mit Kindern fielen automatisch durch das Raster der syntronischen Einsatzplanung.
Das waren die Momente, in denen der Neunzehnjährige sein Schicksal verfluchte, als Siganese auf die Welt gekommen zu sein. Seiner persönlichen Ansicht nach war er erwachsen genug, um zusammen mit seinen Eltern an der Seite des Helden Domino Ross zu kämpfen. Aber Siganesen galten bis zum Alter von 32 Jahren als jugendlich.
Dass Ross den Einsatz auf Thagarum unbeschadet überstand, daran zweifelte Rudyr mit keinem Gedanken.
Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass seine Mutter auf das Multifunktionsband an ihrem linken Arm starrte und per Blickkontakt die Zeitfunktion auslöste.
Es war zu spät, ihrem plötzlich heranschießenden Arm auszuweichen. Die kräftige Hand packte ihn und zerrte ihn mit sich. Er versuchte sich zu sträuben, aber Saidis Griff hatte große Ähnlichkeit mit einer Eisenklammer.
Draußen vor der Tür gelang es ihm endlich, sich aus der Umklammerung zu befreien.
»Mutter, du bist eine Spielverderberin«, beschwerte er sich.
»Es ist bereits eine Stunde über der Zeit. Du gehörst ins Bett. Und zwar sofort.«
Es war nicht so sehr ihre Stimme, sondern ihr Blick, der keinen Widerspruch zuließ.
Seufzend ergab Rudyr sich in sein Schicksal. Dieser 17. Dezember 1290 war nicht sein Tag.
Gemeinsam suchten sie die Wohnung auf, und Saidi postierte sich im Flur. Es gab keine Chance zu entrinnen.
Er verschwand im Bad und schmiedete Pläne für die Nacht. Atlans Auftrag an die Siganesen-Kolonie und einige terranische Wissenschaftler, die Netze der Algioten zu untersuchen, duldete nach Rudyrs Meinung keinen Aufschub.
*
»Ich gehe jetzt«, hörte er Saidis Stimme im Flur.
»Ist gut.«
Rudyr kam im Pyjama aus dem Bad, winkte ihr zu und verschwand in seinem Zimmer. Er setzte sich an den Tisch und ließ den Syntron ein Senso-Pad für die manuelle Eingabe projizieren. Seine Finger huschten über die farbigen Segmente und stellten eine Verbindung mit dem Labortrakt her.
Der Junge rief ein Hologramm auf, das die Mehrzweck-Montagehalle mit ihren sechs mal vier mal zwei Metern darstellte, und quetschte es auf die Maße seines Zimmers zusammen. Für ihn entstand der optische Eindruck, als sei der Raum um ihn herum übergangslos größer.
Mit seinen 8,03 Zentimetern Körpergröße kam Rudyr sich darin geradezu winzig vor. Lediglich die leicht durch das Hologramm schimmernden Möbel wiesen darauf hin, dass er in Wahrheit seinen Standort nicht verändert hatte.
Er richtete seinen Blick auf den großen Tisch im Hintergrund der Halle. Dort hatten die Roboter die Netze abgeladen. Rudyr zoomte die Tischfläche als Ausschnitt-Hologramm heran und brachte sie auf Augenhöhe.
Den Unterschied zum Vortag entdeckte er sofort. Statt der bisherigen drei Netze hingen jetzt acht auf den Gestellen.
Die neuen Netze stammten nicht von Tazolen. Es fehlte die ballonartige Struktur. Tazolen besaßen eiförmige, weit nach hinten ausladende Köpfe.
»Die kleineren Netze haben wir von Saggarern erbeutet«, informierte ihn der Syntron. »Das sind Echsenwesen von eins Komma drei Metern Größe und erdfarbenen Schupp...«
»Und die großen?«, fiel Rudyr ein.
»Gehörten Voranesen.«
Das waren riesige Echsen mit bis zu zwei Metern Größe. Sie bewegten sich schwerfällig. Es täuschte darüber hinweg, dass sie verbissene und äußerst wirkungsvolle Kämpfer sein konnten.
Von den Siganesen der MERLIN hätte es keiner freiwillig mit ihnen aufgenommen.
»Verschiebe den Voranesenhelm Nummer eins auf den freien Teil des Tisches und bringe das Ortungsgerät in Position!«, sagte Rudyr und sah zu, wie unsichtbare Energiefelder seine Anweisung ausführten.
Das Netz löste sich von seinem Gestell und schwebte ein Stück nach links. Dort verharrte es reglos.
»Ich möchte wissen, aus welchem Material das Netz besteht und ob es energetisch aktiv ist«, fuhr der Junge fort.
»Kirk Albado hat die Untersuchungen an diesen neuen erst für morgen vorgesehen«, informierte ihn der Syntron.
»Schade. Warum kann das nicht jetzt geschehen?«
»Du hast recht. Mir liegen keine Informationen vor, die es verbieten. Ich fahre die Taster in Position. Deine Anweisungen werden befolgt.«
Die Untersuchungen dauerten nur einige Minuten. Das Material der Netze bestand aus einer unbekannten Legierung, die unter starkem Druck und vermutlich im Vakuum hergestellt worden war.
Gefangene Algioten behaupteten, die Netze von einem ihrer Götter erhalten zu haben. Aus eigener Kraft wären die Bewohner Algions nicht in der Lage gewesen, solche Abschirmungen zu konstruieren.
Rudyr gähnte. Seit bald zwanzig Stunden war er auf den Beinen. Müdigkeit breitete sich in ihm aus. Seine Konzentration reichte nicht mehr aus, um die Untersuchungen auf den Strahlungsbereich auszuweiten.
»Wie steht es auf Thagarum?«, erkundigte er sich mit matter Stimme. »Haben wir gesiegt?«
»Ja«, antwortete der Syntron. »Die Eroberung des Geländes und der Gebäude um den Pilzdom ist abgeschlossen. Die Gharrer sind wieder Herr über ihre eigenen Anlagen.«
Die Rückeroberung der Hauptschaltstation des Sonnentresors war schon Tage zuvor erfolgt.
»Wundervoll!«, rief Rudyr überschwänglich. Er dachte an die Rückkehr der anderen Siganesen und fieberte ihren Erzählungen entgegen. »Das wird ein rauschendes Fest.«
»Für Feste bleibt keine Zeit. Der Druck der Algioten auf die Kontrollstationen des Sonnentresors ist zu groß. In der GILGAMESCH und ihren Beibooten wird jeder gebraucht.«
»Um so besser. Ich stehe zur Verfügung. Wann darf ich nach Thagarum?«
»Tut mir leid. Darüber kann ich keine Aussage machen. Meine Speicher enthalten nur wissenschaftliche Daten. Soll ich in der Steuerzentrale nachfragen?«
»Später.«
Wieder gähnte der Junge. Die Farbfelder des Senso-Pads verschwammen vor seinen Augen. Er lehnte sich zurück, das Kinn sank auf die Brust. Keine drei Sekunden dauerte es, dann war Rudyr Pinkor eingeschlafen.
Ein Prallfeld hob seinen Körper an. Es brachte ihn hinüber zum Bett und legte ihn sanft unter die Steppdecke.
Der Servo der Wohnung unterbrach die Verbindung mit dem Labor, schaltete die Holoprojektion ab. Anschließend dimmte er das Licht herunter und löschte es wenig später ganz.
Rudyr bekam das alles nicht mehr mit. Er schlief und träumte davon, die Geheimnisse der Algioten-Netze vollständig enträtselt zu haben.
14. April 1291 NGZ
Sechs TARA-V-UHS brachten den Androiden. Sie transportierten ihn in einem Traktorfeld, umgeben vom blauen Leuchten eines extrem starken Paratronschirms. Vier weitere Kampfroboter sicherten den Korridor nach vorn und hinten.
Tuyula Azyk konnte den Anblick der Gestalt in ihrem Gefängnis kaum ertragen. Alle ihre Hoffnungen waren zerplatzt. Ihr sehnlichster Wunsch, dass endlich alles vorüber sei und Vincent Garron nie mehr leiden musste, erfüllte sich nicht.
Sicherheitshalber machte das Bluesmädchen der Kolonne Platz.
Und wieder hörte Tuyula den Mutanten in seinem künstlichen Körper flüstern: »Ich bin Sirku. Ich bin Sirku.« Nach einer Weile fügte er laut hinzu: »Gan Grango Ranka.«
»Bitte helft ihm!«, zirpte Tuyula schrill. »Lasst nicht zu, dass er den Verstand verliert!«
Am Eingang der Medostation wartete an Stelle von Darla Markus diesmal Somnaro. Der Mediker vom Volk der Aras gab den Robotern Anweisung, wohin sie Garron genau bringen sollten.
Die Zentrale der PYXIS lieferte die Meldung, dass sich der Vesta-Kreuzer eine Lichtstunde vom Rendezvouspunkt entfernte, um die SHE'HUAN und die anderen Einheiten nicht zu gefährden.
Tuyula verließ den Raum und rannte hinter den Robotern her. Gemeinsam mit Somnaro betrat sie die Medostation.
Myles Kantor ging neben ihr her. Er versuchte sie anzulächeln. »Danke, kleine Freundin«, sagte er. »Gut, dass du gleich Alarm gegeben hast.«
Tuyula deutete fahrig in Richtung des Transportfeldes. »Er benimmt sich ausgesprochen sonderbar.«
Der terranische Wissenschaftler lächelte verständnisvoll. »So als sei er nicht mehr er selbst, nicht wahr?«
»Ja – nein, nicht so. Ganz anders. Ach, ich weiß es nicht. Ich habe Angst um ihn.«
Sie ließ sich zu Boden sinken und krümmte den Hals zu einem »S«. Der weite Rand ihres Tellerkopfes berührte beinahe die Schultern. Ihre Vorderaugen bewegten sich ziellos hin und her.
»Myles, ich bilde mir das doch alles nicht nur ein, oder?«
Kantor schüttelte den Kopf. »Wir werden bald wissen, was ihm fehlt«, antwortete er. »Doktor, was ist deine Meinung?«
»Möglicherweise wiederholt sich der Vorgang bei Garron beliebig oft«, antwortete Somnaro. »Dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass es sich bei Sirku um eine weitere Persönlichkeit handelt, die in ihm erwacht ist.«
Die Stimme des Arztes klang eisig, sein Gesicht blieb verschlossen. Tuyula versuchte darin zu lesen. Aber der große, längliche Kopf mit dem relativ kleinen Gesichtsfeld verwirrte sie und bewirkte, dass ihr Versuch im Ansatz steckenblieb.
In diesen Momenten bedauerte sie, dass sie eine Blue war, keine Ara oder Terranerin. Dann hätte sie die Probleme mit der Mimik von Humanoiden nicht gehabt. Zwar lebte sie schon lange genug im Einflussbereich der humanoiden Völker, aber viele Dinge verstand sie nach wie vor nicht.
Durch eine Tür gelangten sie in die Halle, in der sich die Kampfroboter postiert hatten. Das Transportfeld hatte Garron abgesetzt und war erloschen. Der Paratronschirm jedoch blieb erhalten. Ein Entkommen war für den Androiden unmöglich.
Das bläuliche Feld dehnte sich aus, bis es die Hälfte der Halle ausfüllte. Dadurch erhielt Vincent Garron mehr Bewegungsfreiheit.
Der Monochrom-Mutant im Körper des Avatara-Androiden sah sich verwirrt um. Er entdeckte Tuyula, aber sein Blick ging durch sie hindurch.
»Vincent erkennt mich nicht«, ächzte sie. »Somnaro hat wohl recht. Es ist wie so oft in der Vergangenheit. Ein anderes Bewusstsein hat von ihm Besitz ergriffen. Aber was will ...«
Fassungslos beobachtete sie, wie sich der Androidenkörper bewegte. Im Zeitlupentempo streckte er den rechten Arm aus und kippte die Hand nach unten. Dann drehte er das Handgelenk hin und her. Gleichzeitig hob er den linken Fuß vom Boden ab und ließ ihn wenige Zentimeter darüber in der Luft hängen.
Etliche Atemzüge lang erstarrte der gesamte Körper, als sei er schockgefrostet worden. Dann schob er das Bein nach vorn durch die Luft, bis die Zehenspitzen den Boden berührten. Die rechte Ferse löste sich jetzt ebenfalls vom Untergrund, das rechte Bein ruhte ebenfalls auf den Zehen.
Garron bog den Oberkörper zurück und ließ gleichzeitig das Kinn auf die Brust sinken. Wieder sah es aus, als halte eine unsichtbare Kraft seinen Körper auf. Endlich – die Augen warteten vergeblich auf eine rasche Bewegung – setzte der linke Fuß im Fünf-Sekunden-Takt auf, während der rechte Arm nach oben fuhr und eine Kreiselbewegung ausführte.
Diese Bewegung dauerte fast dreißig Sekunden.
»Wenigstens kann sich der Androide dabei keine Muskelfaserrisse holen«, hörte sie den Galaktischen Mediziner sagen. »Aber was soll das Ganze? Eine stumme Botschaft kann es kaum sein.«
»Warten wir es ab«, meinte Kantor. »Die Aufzeichnungsgeräte halten alles fest.«
Garrons Avatara-Körper kam langsam, aber sicher in Fahrt. Die Bewegungen wurden flüssiger, aber nicht schneller. Irgendwie erinnerten sie Tuyula an ihre Kinderzeit auf Nyveloe. Es gab Spiele im Freien, bei denen sich Kinder ähnlich bewegten und dabei ihre Körper derart verkrümmten, dass die Sonne Tierschatten auf den Boden oder an die Hauswand warf. Dabei jedes Mal das Gleichgewicht zu halten war schier unmöglich.
An solche Spiele dachte sie gern und mit Wohlbehagen. Viel mehr Freuden hatte ihre Kindheit unter den Fittichen ihrer habgierigen und rücksichtslosen Eltern nicht für sie bereitgehalten.
»Schattenboxen«, sagte Myles. Er stand dicht hinter ihr und legte eine Hand auf die Schulter. »Hast du so etwas schon mal bei ihm beobachtet?«
Sie musterte den Aktivatorträger aus den starren Hinterkopfaugen und schüttelte in menschlicher Manier den Kopf. »Nein, so etwas nicht.«
Sie versuchte aus den Bewegungen Rückschlüsse auf die Persönlichkeit zu ziehen, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Es gelang ihr nicht.
Garrons Weg beschrieb Kreise und Spiralen auf dem Boden. Dabei näherte er sich mehr und mehr dem blauen Energiefeld, das eine tödliche Grenze für ihn darstellte.
Plötzlich blieb er stehen, als sei er gegen ein unsichtbares Hindernis gelaufen. Sein freundlicher Gesichtsausdruck mit dem Lächeln um die Mundwinkel verschwand übergangslos. Der Avatara-Androide präsentierte ihnen eine eingefrorene Mimik und ein ständig zuckendes rechtes Augenlid.
»Ich bin Sirku!«, verkündete er wieder. Und nach zwei Atemzügen fügte er hinzu: »Gan Grango Ranka.«
Elgor Rizz meldete sich aus der Zentrale. »Ich werde Alfredo da Wolkensteina Bescheid sagen«, teilte der Ertruser mit.
»Ja, tu das«, antwortete Kantor.
»Wer ist das?«, fragte Tuyula leise. »Muss man ihn kennen?«
»Nicht unbedingt. Er ist einer der bekanntesten Sprachwissenschaftler, die wir auf Camelot und in der halben Milchstraße haben, mit Schwerpunkt auf den Insektoiden-Sprachgruppen. Außerdem ist er ein sehr guter Dagor-Kämpfer.«
»Ein Arkonide?«
»Ein Ferrone.«
»Oh«, machte Tuyula Azyk. »Das hätte ich nicht ...«
Das schrille Geheul des Alarms übertönte ihre letzten Worte. Sie zuckte zusammen und starrte durch den Paratronschirm auf Garron.
Garron änderte sein Verhalten nicht. Er turnte wie an unsichtbaren Fäden durch das Areal und murmelte immer wieder die seltsamen Formulierungen vor sich hin.
*