Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
Zwischenspiel
5.
6.
7.
8.
9.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 1991
Mhogenas Entscheidung
An den Hyperraumhügeln – die Gharrer brechen ein Tabu
von Uwe Anton
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
In zwei Galaxien stehen im Frühjahr des Jahres 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung große Entscheidungen bevor – und beidemal sind Menschen aus der Milchstraße aktiv beteiligt.
So gelang es in der Milchstraße den vereinigten galaktischen Flotten unter tatkräftiger Mithilfe der Superintelligenz ES, die Kosmische Fabrik MATERIA zu vernichten, auch wenn letzten Endes nur ein Trick half. Mit seinem Kunstplaneten Wanderer brach ES danach auf, während Perry Rhodan vorerst in der Menschheitsgalaxis zurückblieb.
Ganz anders sieht die Situation noch in Chearth aus. Nach wie vor halten die Invasoren aus der Galaxis Algion große Teile der Galaxis besetzt, die – ebenso wie die Milchstraße – zur Koalition Thoregon gehört. Seit einigen Monaten hat Hilfe aus der Milchstraße und Andromeda unter dem Kommando von Atlan in die Auseinandersetzungen mit den Besatzern eingegriffen.
Doch die Manipulationen der Algioten hatten gefährliche Folgen. Längst ist das hyperphysikalische Gleichgewicht im sogenannten Sonnentresor aufs höchste gefährdet; die Guan a Var, die Sonnenwürmer, könnten freigesetzt werden. Dann wäre das Ende der Galaxis Chearth nahe.
Neue Hilfe aus der Milchstraße könnte die Entscheidung bringen: 100.000 Haluter sind in Chearth eingetroffen. Es sieht aus, als müsse die Entscheidung in der Galaxis in großen Raumschlachten fallen, bei denen es auf jeden Fall Millionen von Toten geben wird. Atlan sieht nur einen Weg, doch diesen empfindet sogar er selbst als unmoralisch.
Letzten Endes bleibt allen Beteiligten nur noch eines übrig: MHOGENAS ENTSCHEIDUNG ...
Mhogena – Der Meister des Sandes muss Entscheidungen treffen.
Atlan – Der Arkonide führt einen Plan zu Ende.
Icho Tolot – Der Haluter erzielt einen Durchbruch.
And Reasdot – Der Tiefenzöllner enthüllt uralte Geheimnisse.
Deckeera – Der Gharrer hört die sanften Stimmen der Toten.
Dro ga Dremm – Der Scoctore riskiert eine gigantische Raumschlacht.
Mhogena: Auf der Welt der Vision
24. April 1291 NGZ
Ich bin Mhogena.
Ein Gharrer.
Ein Meister des Grauen Sandes.
Der Fünfte Bote von Thoregon.
Ich stehe auf dem zerklüfteten Gipfel eines Berges. Er ist nicht besonders hoch, drei- oder viertausend Meter. Die Lebensbedingungen der Welten, auf denen ich mich heimisch und wohl fühle, sind normalerweise wesentlich rauer und extremer.
Ich kenne diese Welt. Vor sechs Tagen war ich für eine Stunde nicht erreichbar. Während dieser Zeit hat mein Schattenbruder mir diesen Planeten in einer Vision gezeigt. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, was genau ich gesehen habe.
Über mir erstreckt sich ein blauer Himmel. Einige vereinzelte Wolken ziehen über ihn hinweg und ändern dabei langsam, aber stetig ihre Form. Ich versuche, in ihnen etwas zu erkennen, was ich als Hinweis auf die Gedanken deuten könnte, die mich quälen, als Offenbarung einer höheren kosmischen Macht.
Aber ich sehe nur Wasserdampffetzen, an denen völlig zufällig der Wind zerrt. Er bauscht sie nach sinn- und geistlosem Gutdünken zusammen oder zieht sie in die Länge, verdreht und streckt sie dann wieder. Da ist nichts, kein tieferer Gehalt, keine Bedeutung.
Kein Vorwurf, aber auch nicht der geringste Trost.
Nichts. Gar nichts. Nur der Wind.
Den Anblick, der sich mir bietet, hätte jeder Sauerstoffatmer wohl als idyllisch bezeichnet. Der Berg erhebt sich auf einem Hochplateau, und an seinem Fuß dehnen sich weite grüne Wiesen aus, ein fast tropisch anmutendes Grasland mit einzeln oder in lockeren Gruppen stehenden Bäumen und Sträuchern. Die Pflanzen und ihre Färbung sind mir fremd. Schließlich handelt es sich um eine Sauerstoffwelt, deren Lebensbedingungen für mich tödlich sind. Ich bin Wasserstoffatmer.
Trotzdem wirkt diese namenlose Welt sehr friedlich auf mich. Sie wird nicht von intelligenten Wesen bewohnt. Ihr blieb bislang alles erspart, was Geschöpfe, die Werkzeuge herstellen – Faustkeile, Messer, Gewehre, Strahler –, anrichten können. Grün und blau gestreifte Pflanzenfresser ziehen weidend über die Hochebene. Es scheint nicht einmal Raubtiere zu geben, die sie bedrohen.
Doch der Frieden dieser Welt greift nicht auf mich über. Er füllt mich nicht aus, wie es früher immer der Fall war, wenn ich solch eine jungfräuliche Welt sah. Er gibt mir weder Ruhe noch Kraft, vereinigt mich nicht mit der Schöpfung.
Vielmehr scheint er mich zu verhöhnen. Er verstärkt meinen Schmerz. Den Ekel vor mir selbst. Er hält mir ein Zerrbild vor.
In einem Bergsee, vielleicht zweihundert Meter unter mir, spiegelt sich meine Gestalt. Obwohl er geschützt in einer Mulde liegt, die der Wind nicht erreichen kann, und die Wasseroberfläche völlig glatt ist, kommt mir mein Spiegelbild entstellt vor, gestaucht und im nächsten Augenblick wieder in die Länge gezogen. Genau wie die Wolken am Himmel.
Es ist mir so fremd, dass ich mich selbst nicht erkenne. Wüsste ich nicht, dass ich der einzige Zweibeiner auf diesem Planeten bin, würde ich glauben, einem völlig exotischen Wesen gegenüberzustehen.
Ich frage mich, was geschehen würde, wenn ich meinen Raumanzug einfach öffnete. Sauerstoff würde in meine Atmungsorgane eindringen, dann in die Bronchien, die sich zu einer Unzahl kleiner Lungenschläuche verästeln. Und schließlich in das schwammartige Organ, das sie zusammen mit der verdickten Wand des Magen-Darm-Trakts bilden. In die elastischen, von einer Muskelschicht umhüllten Blasen am Ende der Schläuche, die den Ein- und Ausstrom der Atemgase regeln.
Normalerweise wird der Wasserstoff, den ich einatme, in diesem Schwammorgan mit Bestandteilen meiner Nahrung zur Reaktion gebracht. Er lässt sich nicht reversibel und locker an ein Trägermolekül binden. Sauerstoff ist völlig anders, viel aggressiver. Er würde sofort reagieren.
Wie würde sich eine Sauerstoffvergiftung also bemerkbar machen? Werde ich langsam ersticken, wird mir schwarz vor den vier Augen, werde ich müde ins ewige Vergessen fallen? Oder wird die Reaktion des Sauerstoffs reinigendes Feuer durch meine Bronchien schicken, das sich dann in meine Leibeshöhle frisst, in die Arme, die Beine und den Kopf und meine Welt in einem flammenden Fanal auslöscht?
Vielleicht wäre es einfacher, einen einzigen Schritt zu tun, der mich über die Steilklippe trägt. Mein Körper würde zweihundert Meter tief fallen und dann am Ufer des Sees aufschlagen. Einen Sturz aus dieser Höhe kann ich nicht überleben.
Vielleicht wird mein ganzes Leben an meinem inneren Auge vorbeiziehen. Ich würde Chethona und Ravet wiedersehen, Phisagon und Botagho. Sie würden ein letztes Mal zu mir sprechen, mir die Geheimnisse enthüllen, die mir bislang verborgen geblieben sind. Oder mein Schattenbruder würde sich noch einmal melden und mir das Rätsel seiner Existenz enthüllen.
Aber nein. Wenn mein ganzes Leben an mir vorbeizieht, dann auch die Ereignisse der letzten Tage. Ich würde gern sterben, ohne in meinen letzten Augenblicken daran erinnert zu werden.
Aus dem See tief unter mir lodern plötzlich rote Flammen auf. Kalte rote Flammen.
Ich schließe die Augen, und als ich sie wieder öffne, hat das Trugbild sich aufgelöst. Es war eine Vorspiegelung meines Unterbewusstseins, das mir damit sagen wollte, dass ich mich ewig an diese Geschehnisse erinnern werde.
Ich bin Mhogena, ein Gharrer. Wie alle meines Volkes habe ich mich dem Frieden verschrieben. Meine Berufung zum Meister des Grauen Sandes und Fünften Boten von Thoregon hat mir eine höhere Verantwortung auferlegt als jedem anderen meiner Artgenossen.
Und doch bin ich der schrecklichste Massenmörder, den die Galaxis Chearth in den letzten fünfzigtausend Jahren gesehen hat.
Ich muss mich entscheiden, ob ich einfach springen oder den Helm des Raumanzugs öffnen soll.
Atlan: Bei den Hügeln
19. April 1291 NGZ
»Nein«, sagte Mhogena nachdrücklich.
So zurückhaltend und sanftmütig der Fünfte Bote normalerweise war, so energisch wirkte er nun. »Ich halte das nach wie vor für den völlig falschen Weg.«
Er ist der stärkste Psi-Reflektor seines Volkes, mahnte mein Logiksektor zur Vorsicht. Er scheint über Fähigkeiten zu verfügen, die die anderen Gharrer nicht haben. Oder die die der anderen zumindest übersteigen. Jedenfalls schweigt er sich darüber aus, wie über so vieles, was die Gharrer, ihre paranormalen Begabungen und ihre Tätigkeit für die Koalition Thoregon betrifft.
Befürchtest du etwa, er weiß, dass wir ihm nicht die ganze Wahrheit sagen?
Der Extrasinn lachte spöttisch auf. Welch ein wunderbarer Euphemismus! Wir verschweigen ihm nicht einen Teil der Wahrheit, wir belügen und täuschen ihn.
Im Interesse eines größeren Ganzen! Und ich habe selbst die größten moralischen Bedenken deswegen.
Der Extrasinn erwiderte nichts darauf. Entweder weil ich ihm damit nun wahrlich nichts Neues verriet, sondern nur seine eigene Auffassung wiederholte oder aber weil er der Ansicht war, ich solle der Einsatzbesprechung gefälligst mit voller Konzentration folgen.
Was durchaus angebracht war. In der PATHU hatte sich eine hochkarätige Gruppe so unterschiedlicher Wesen zusammengefunden, wie Chearth sie wohl noch nie gesehen hatte.
Dominiert wurde die Zentrale des halutischen Raumers natürlich von dessen eigentlichen Besatzungsmitgliedern, Kolo Marog und Arol Domes. Die beiden dreieinhalb Meter großen Kolosse bewegten sich in einer von ihnen und für sie geschaffenen Umgebung. Muteten Haluter an Bord terranischer Raumschiffe zumeist an wie ungelenke Riesen, die auf jeden ihrer Schritte achten, die Stimme dämpfen und sich sehr vorsichtig bewegen mussten, so kam ich mir nun vor wie der Wundarzt und spätere Kapitän Lemuel Gulliver, den es nach Brobdingnag verschlagen hatte.
Ich befand mich nicht in einer Raumschiffszentrale, sondern in einem Gewölbe. Die Kante eines halutischen Sessels hätte ich ohne technische Hilfsmittel nur mit einem Sprung und anschließenden Klimmzug erklettern können, die Sensorfelder der Schaltpulte befanden sich genauso unerreichbar hoch für mich.
Natürlich gebot die kaum zu übertreffende Höflichkeit der normalerweise sehr sanften Riesen, ihren Gästen Sitzmobiliar aus Formenergie zur Verfügung zu stellen, das deren Größenverhältnissen angepasst war. Diese freundliche Geste änderte aber nichts daran, dass ich mir klein und unbedeutend vorkam.
Kolo Marog war 1453 Jahre alt, war also lange vor der Gründung der Kosmischen Hanse geboren worden, hatte fast anderthalb Jahrtausende galaktischer Geschichte miterlebt und den Exodus der Haluter nach Andromeda mitgemacht. Er war Astrophysiker und hatte sich auf die Erforschung Schwarzer Löcher und anderer kosmischer Phänomene spezialisiert. Mit seinem knapp 240 Jahre jüngeren Partner hatte er auch schon in früheren Jahren zusammengearbeitet. Man konnte die beiden als eingespieltes Team bezeichnen, soweit das bei den einzelgängerisch veranlagten Halutern überhaupt möglich war. Wir hatten also an Bord der PATHU nicht mit jenen geringfügigen atmosphärischen Störungen zu rechnen, wie sie an Bord der SHE'HUAN oder später auch vereinzelt in Chearth aufgetreten sein sollen.
Zu den Gästen gehörten außer mir und Mhogena Amithuso, ein weiterer gharrischer Meister des Sandes. Die drei anderen, die Ganzetta und mich ins Vhaust-System begleitet hatten, waren an Bord anderer Schiffe der Gharrer übergewechselt, die sich an den ursprünglichen Koordinaten eingefunden hatten. Sie sollten die sechshundert Mitglieder ihres Ordens über das Vorhaben der Haluter unterrichten.
Über jenes Vorhaben, das wir gerade eindringlich besprachen, ohne bislang zu einem endgültigen Ergebnis gekommen zu sein. Über die Spitze des Eisbergs. Unsere wahre Absicht mussten wir den Gharrern zur Zeit noch verheimlichen.
Ganzetta war ebenfalls anwesend. Der »Silberwolf« und die Besatzung der GANIRANA würden die Aktivitäten der Wlatschiden und der anderen Brudervölker aus Chearth koordinieren.
Falls es dazu kommt, warf mein Extrasinn ein. Ich ignorierte ihn.
Ein weiterer Gast vervollständigte die Runde. Er trug genau wie Mhogena und Amithuso einen Raumanzug, da er wie sie Wasserstoffatmer war. Er war etwas kleiner als die beiden Gharrer, dafür aber breiter in den Schultern. Ansonsten unterschied er sich, zumindest für ein ungeschultes Auge, kaum von ihnen.
Es war Grek-1, Oberbefehlshaber jener Maahks, die die Reise nach Chearth angetreten hatten. Er war auf der KARTAUSE mitgeflogen. Die verantwortlichen Galaktiker – sprich: wir Aktivatorträger – hatten die fernen Verwandten der Gharrer, die ja immerhin selbstlos ihre Unterstützung angeboten hatten, stets in unsere Entscheidungen einbezogen. Und sie hatten im Kampf gegen die Algiotischen Wanderer hohe Verluste erlitten. Da war es selbstverständlich, dass wir nun, da sich die Entscheidung unaufhaltsam näherte, die Meinung unserer wasserstoffatmenden Verbündeten hören wollten.
Sei nicht allzu stolz darauf, spottete der Extrasinn. Wer mahnt dich denn schon seit Jahrtausenden, schon seit du dich als Imperator von Arkon gegen Intriganten und Meuchelmörder behaupten musstest, potentielle oder tatsächliche Verbündete stets einzubeziehen? Und wer hat dir die Maahks in Erinnerung zurückgerufen?
Dafür bist du da, antwortete ich lapidar.
Die Diskussion war ins Stocken geraten. Daher reckte ich den Hals und warf einen Blick auf die Hologrammphalanx, die Kolo Marog so tief angeordnet hatte, dass ich und die anderen Gäste sie mit einem Minimum an Verrenkungen im Auge behalten konnten.
Eine der dreidimensionalen Darstellungen war auf den ersten Blick so interessant wie die Darstellung eines nackten Haluters mit geschlossenen Augen in einem unbeleuchteten, fensterlosen Kerkerverlies. Sie zeigte den Raumsektor, in dem wir uns befanden: den Vesta-Kreuzer KARTAUSE, Mhogenas QUANTHUZ, Ganzettas GANIRANA, die PATHU der beiden halutischen Wissenschaftler und die drei anderen Haluterschiffe, die ebenfalls jeweils mit zwei schwarzen Riesen besetzt waren.
Aber das musste man schon wissen, um es zu erkennen. Wer es nicht wusste, machte praktisch nur ein gleichförmig wallendes schwarzes Nichts aus.
Der Anblick hätte langweiliger nicht sein können. Eine weit über fünfzig Lichtjahre durchmessende Kugel aus sternen- und planetenlosem Weltraum. Schwarz in schwarz, aufgelockert von einigen schwarzen Sprenkeln.
Denkst du heute ganz einfach nur dummes Zeug, meldete sich der Logiksektor, oder machst du den Clown? Willst du etwa gar den Zyniker spielen? Das überlass lieber Ronald Tekener. Er kann es wesentlich besser.
Ich seufzte innerlich.
Gestehe es dir endlich ein. Dann fällt es dir leichter, das zu tun, was du tun musst. Du ... ihr alle wollt Schreckliches tun – und ihr habt vor, Mhogena zu betrügen und zu hintergehen!
*
Ich riss mich zusammen. Gegen die Logik des Sektors kam ich nicht an.
Das Holo dieses Raumsektors mochte zwar stinklangweilig sein, aber dieser Eindruck war höchst trügerisch. Unsere kleine Armada befand sich in einer höchst gefährlichen Region des Weltraums, nämlich genau am Rand des Einflussbereichs der Gomrabianischen Hyperraumhügel in der Eastside der Galaxis Chearth.
Der Begriff »Hügel« mochte irreführend sein, war aber entstanden, als die hyperphysikalischen Kenntnisse der Gharrer noch nicht ausreichten, um das sich dahinter verbergende Phänomen zu erklären, und war danach sozusagen als Metapher erhalten geblieben. In der Tat beschrieb es recht genau jene optische Darstellung der Amplituden einer Hyperraum-Verzerrung, die von einem hierher entführten Tiefenbahnhof ausging.
Ein psionischer Lockruf, eine ursprüngliche Schutzfunktion des Bahnhofs, zog jedes Lebewesen, das ihm zu nahe kam, in das »Tiefe Tal« zwischen den Hügeln, durch einen genau sechs Kilometer langen, gleichzeitig aber unendlichen sechsdimensionalen Tunnel. Da dieses Gebilde aber nicht ordnungsgemäß in der Grube verankert war, dem Eingangsbereich der Tiefe, des Raums unter dem Raum, der n-dimensionalen Schicht, die das Einstein-Universum von den anderen Raum-Zeit-Kontinua trennte, wurden die eingefangenen Objekte nach einer nicht näher bestimmbaren Zeitspanne – nach einem Sekundenbruchteil oder einer Ewigkeit – wieder durch das nicht verankerte Ende ausgestoßen und lösten sich als dreidimensionale Gebilde im sechsdimensionalen Zwischenraum auf.
Jedes dreidimensionale Objekt ohne Antrieb, der auf mindestens sechsdimensionaler Physik basierte, würde sich auf alle Ewigkeit, ohne jede Möglichkeit zur Rückkehr, in diesem Schacht verlieren.
Den Gharrern war es mit Hilfe der Superintelligenz Nisaaru gelungen, diesen Tunnel zu »versiegeln«. Mhogena schwieg sich darüber aus, wie genau dies geschehen war. Mein Freund Icho Tolot hatte dem Meister des Sandes zwar das Einverständnis abgerungen, die Hyperraumhügel untersuchen zu dürfen, doch nun, da der Plan in die Tat umgesetzt werden sollte, sträubte sich der Fünfte Bote von Thoregon plötzlich.
»Nein«, wiederholte Mhogena. »Ich halte es für zu gefährlich, und es muss andere Mittel und Wege geben.«
»Ich verstehe Ihre Bedenken, werter Meister des Sandes«, grollte Kolo Marog. Die Syntronik der PATHU hatte ein Dämpfungsfeld erzeugt und um die beiden Haluter gelegt, das jeden Ton, der über ihre Lippen kam, auf ein für Wasserstoff- und gewöhnliche Sauerstoffatmer erträgliches Maß reduzierte. »Aber die Untersuchung der Gomrabianischen Hyperraumhügel könnte auch für den Fortbestand von ganz Chearth von ausschlaggebender Bedeutung sein. Für die Mission der Haluter ist sie jedoch unabdingbar.«
»Warum? Wieso interessieren Sie sich so sehr für die Hügel? Ich habe doch berichtet, was es mit ihnen auf sich hat.« Der Fünfte Bote sprach ein einwandfreies Interkosmo und benutzte sogar die förmliche Anrede, die die sanften Riesen von Halut bevorzugten.
Nicht alles, dachte ich. Du hast längst noch nicht alles verraten, Mhogena.
»Ganz einfach«, behauptete Kolo Marog glatt. »Wir haben es Ihnen schon mehrmals erklärt, ehrwürdiger Meister. Wir wollen herausfinden, ob zwischen dem Sonnentresor und den Gomrabianischen Hyperraumhügeln eine Wechselwirkung besteht.«