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Nr. 1999

 

Der Puls

 

Im Zentrum des Kessels – das Abkommen von DaGlausch

 

von Uwe Anton

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Die Koalition Thoregon steht kurz vor ihrer Gründung, das Konstituierende Jahr ist fast vorüber. Zahlreiche Angriffe konnten von den verbündeten Völkern aus sechs Galaxien abgewehrt werden, wobei den Terranern um Perry Rhodan eine besonders wichtige Aufgabe zukam.

Jetzt scheinen alle Fäden zusammenzulaufen: von der Milchstraße aus ebenso wie von Chearth, wo sich in den letzten Tagen jeweils die Ereignisse zugespitzt haben. Perry Rhodan ist auf der Brücke in die Unendlichkeit unterwegs, und in der Galaxis DaGlausch versammeln sich sechs Superintelligenzen.

Ein Ereignis von wahrhaft kosmischem Ausmaß steht bevor – ein Ereignis, wie es die Menschheit in ihrer Geschichte noch nicht erlebt hat.

Nur wenige tausend Galaktiker werden Zeugen, wenn es geschieht und ein extrauniverselles Gebilde aktiviert wird. Es ist DER PULS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner erfährt die Hintergründe von Thoregon.

Alaska Saedelaere – Der Mann mit der Haut wird aktiv.

Hismoom – Der Kosmokrat führt Verhandlungen.

Lotho Keraete – Der Bote von ES erteilt einen Auftrag.

Jorim Azao – Der Gestalter findet seine Bestimmung.

Atlan – Der Arkonide vollzieht den Sprung durch das Große Nichts.

1.

SOL: Ein Licht im Dunkel

27. – 29. April 1291 NGZ

 

Wird jetzt Thoregon entstehen?, fragte Reginald Bull sich noch einmal und schüttelte sich, als wolle er die »Geister der Vergangenheit« endgültig loswerden.

Sie verblassten schon wieder, als hätte es sie niemals gegeben. Takvorian, Tako Kakuta, Fellmer Lloyd, John Marshall, Ras Tschubai und all die anderen, die ihm auf Wanderer durch die Wüste geholfen hatten. Alte Weggefährten, manche von ihnen schon seit fast zweitausend Jahren tot, und doch ...

Und doch ...

Sie erloschen nicht völlig.

Seit er ihnen während seines langen Marsches wieder begegnet war, schienen sie sich einfach zu weigern, endgültig aus seiner Erinnerung zu verschwinden, als klammerten sie sich auf diese Weise an eine körperliche Existenz, die sie schon längst aufgegeben hatten.

Oder hatten sie ihre Existenz aufgeben müssen? Hatten sie überhaupt eine Wahl gehabt? War ihnen womöglich ein für menschliche Begriffe zwar sehr langes Leben beschieden gewesen, für das sie aber einen hohen Preis hatten zahlen müssen? Nämlich jenen, letzten Endes nichts anderes zu sein als Figuren, die übergeordnete Mächte in einem Spiel, das weit über das Verständnis selbst relativ Unsterblicher hinausging, nach Belieben hin und her schoben – und auch vom Spielfeld entfernten?

Reginald Bull stöhnte leise auf. Dies war wieder einer der Augenblicke, in denen auch er sich vorkam wie eine Marionette, an deren Fäden andere zogen.

ES.

Und die fünf anderen Superintelligenzen, die gemeinsam mit dem Zeitlosen von Wanderer den Rat von Thoregon bildeten.

Der Verband aus sechs Superintelligenzen, davon eine auf dem Kunstplaneten Wanderer, achtzehn Virtuellen Schiffen und der SOL, die den Weg in den hyperpysikalischen Schwerpunkt des Kessels von DaGlausch gefunden hatten, hatte sich soeben aufgelöst. Die fünfundzwanzig so unterschiedlichen Objekte verteilten sich locker um das riesenhafte Gebilde, das sie entdeckt hatten.

Einen Pilzdom.

Aber einen mit einer Höhe von 104 und einem Durchmesser von 23 Kilometern und einer 33 Kilometer breiten Pilzkrempe, die wesentlich eleganter geschwungen war, als es bei den bisher bekannten Pilzdomen der Fall war. Einer unsymmetrisch konstruierten Krempe mit Unmengen von Aufbauten, die unwillkürlich an eine dicht besiedelte Großstadt erinnerten.

Kann mir jemand sagen, hatte Bull gefragt, was das dort ist? Und sage jetzt niemand: ein Pilzdom! Sonst prügele ich diesen Jemand eigenhändig windelweich!

Natürlich wusste Gucky eine Antwort darauf. Wer sonst hätte sich getraut, diesen Augenblick aus seiner Zeitlosigkeit zu reißen, in dem sich zu der Erschöpfung der Besatzungsmitglieder der SOL, die den Turm auf den Bildschirmen sehen konnten, Ehrfurcht, aber auch unwillkürliche Angst vor dem Fremden gesellte?

Eine Teleportation brachte ihn an Bulls Seite. »Ein Mega-Pilzdom, was sonst?«, sagte er. »Vielleicht ein großer Alt-Dom, aus dem die kleinen Jung-Dome hervorgegangen sind. Auf keinen Fall dieser Kölsch-Dom oder wie das uralte Ding unter Denkmalschutz auf der Erde heißt. Nein, ein Mega-Dom.« Sein Nagezahn blitzte hell auf, und er kniff ein Auge zusammen. »Und jetzt bin ich mal gespannt, wie du mir eine Tracht Prügel verabreichen willst, Dicker.«

Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille.

Dann lachte Fee Kellind als erste laut auf.

So ausgelaugt der Erste Pilot Roman Muel-Chen auch sein mochte, er fiel als nächster darin ein, und schließlich legte sich ein breites Grinsen auf Major Viena Zakatas Pferdegesicht mit den vorstehenden Schneidezähnen. Auch in seine auffallend hellen blauen Augen kehrte wieder jenes Leben zurück, das während des Transfers durch den Kessel schon erloschen zu sein schien.

Dann lachten alle in der Zentrale der SOL.

Bull holte mit der Hand aus, als wolle er den Mausbiber an der Kehle packen, blinzelte ihm aber ebenfalls zu. Guckys unglaublich faules Wortspiel hatte den Bann gebrochen.

»An die Arbeit«, nutzte Fee Kellind die Gunst der Stunde. »Wir müssen herausfinden, wo wir sind.«

Die Antwort darauf war klar: im Inneren des Kessels von DaGlausch, einer Region, die mit dem Puls identisch sein musste. Allerdings präsentierte sich dieser absolut stille und schwarze Abschnitt des Kosmos, in dem man gelandet war, den Augen und Ortungsgeräten als unbegrenzt. Eine endlose Leere, dunkel wie die tiefste Nacht, in der das einzige Licht der unmöglich große Mega-Dom darstellte.

Bull war klar, dass der Begriff, den Gucky geprägt hatte, Bestand haben würde. Mega-Dom. Eine bessere Beschreibung gab es nicht. Aber ...

»Das alles kann nur eine Illusion sein«, murmelte er. »ES gaukelt uns wieder etwas vor.«

Wie aus weiter Ferne vernahm er Fee Kellinds Stimme. Bull glaubte, schon stundenlang in diese fremdartige Umgebung zu starren, doch Fees Anweisungen machten ihm klar, dass höchstens ein paar Sekunden vergangen sein konnten, seit wieder Leben in die Zentralebesatzung gekommen war.

»Major Zakata«, sagte die hübsche, stets perfekt gekleidete und zurechtgemachte Kommandantin der SOL zu dem Leiter der Abteilung Funk und Ortung, »du hast freie Hand. Fordere jede Hilfe an, die du brauchst! Versuche, Kontakt mit den Superintelligenzen aufzunehmen. Bitte sie um eine Erklärung! Dann richte sämtliche Ortungsgeräte auf den Mega-Dom.«

Gucky nickte Bull zu, als wolle er sagen: Siehst du!

»Versuche herauszufinden, was es mit ihm auf sich hat. Und Tautmo Aagenfelt soll automatische Sonden programmieren und in alle Richtungen ausschicken, deren Messdaten uns vielleicht weitere Aufschlüsse geben.«

Bull nickte zufrieden. Mit Fee Kellind als Kommandantin hatten sie eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Sie war so kompetent, dass man fast vergaß, wie attraktiv sie war.

Fast.

Aber irgendwie bezweifelte Bull, dass all diese Maßnahmen den geringsten Erfolg zeigen würden.

 

*

 

Er sollte recht behalten.

Wenige Minuten nachdem die ersten überlichtschnellen Sonden ausgeschleust worden waren, erlosch abrupt die Verbindung zu ihnen.

Tautmo Aagenfelt schickte weitere aus, um genauere Informationen zu sammeln.

 

*

 

»Der Mega-Dom entzieht sich nach wie vor jeglicher Ortung«, fasste Viena Zakata genervt zusammen. Sein dunkles, schulterlanges Haar wirkte noch fettiger als sonst, als hätte er es tagelang nicht gewaschen.

Was durchaus zutreffen konnte.

Seit achtundvierzig Stunden versuchten sie nun, die Geheimnisse des eigentlich unmöglichen Raumes, in dem sie sich befanden, zu ergründen. Die SOL hatte ihre Position in direkter Nähe des Mega-Doms nicht verändert.

»Ich kann weder eruieren«, fuhr der Major fort, »aus welchem Material der Mega-Dom besteht, noch, ob er irgendwelche Hohlräume aufweist oder sich energetische Vorgänge in ihm abspielen. Nichts.« Er schüttelte den Kopf, als fasse er die Weigerung des Mega-Doms, sich seine Geheimnisse entreißen zu lassen, als persönlichen Affront auf.

Reginald Bull hatte nichts anderes erwartet. Wie konnten sie darauf hoffen, die Abschirmungen eines Mega-Doms zu durchdringen, wenn sich schon die eines normalen – kleinen – Pilzdoms gefeit gegen jede noch so ausgeklügelte Technik der Menschheit des 13. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung zeigte?

Sie saßen in einem durch Formenergiemobiliar behelfsmäßig abgeschotteten Bereich der Zentrale der SOL: Reginald Bull, Gucky, Fee Kellind, Viena Zakata sowie Blo Rakane. Gucky hatte den Haluter per Teleportation aus der VIRTUA/18 in die SOL geholt, da er, wie er sich ausgedrückt hatte, die hier verfügbaren Messgeräte eigenständiger bedienen konnte, was auch immer das bedeuten mochte. Viel herausgefunden hatte der brillante Wissenschaftler allerdings noch nicht.

Kellind sah Zakata an. »Und die Superintelligenzen?«

Der Funk- und Ortungschef rieb sich die ausgeprägten Geheimratsecken und fuhr dann mit den Fingerspitzen den Mittelscheitel entlang. Diese Frage schien ihm den Rest zu geben.

»Nichts«, sagte er. »Keine der Superintelligenzen antwortet auf unsere Funksignale. Und bevor du dich danach erkundigst, Kommandantin: Ja, ich habe es versucht. Aber auch vom Pilzdom erhalten wir keine Rückmeldung.«

»Was zu erwarten war«, sagte Bull seufzend.

»Und sollte die Stadt bewohnt sein, die sich über der Krempe des Mega-Doms erhebt«, kam der Funk- und Ortungschef zum Schluss, »so ist dies auf keine bekannte Art nachzuweisen.«

»Aber hier tut sich irgend etwas«, sagte Gucky. »Hier braut sich etwas zusammen. Ich habe es schon in der ersten Sekunde gespürt, und es hat sich nichts daran geändert. Es ist allerhöchstens noch schlimmer geworden.«

»Du meinst diese dicke psionische Suppe, von der du gesprochen hast?«, fragte Bull.

Der Mausbiber nickte. »Im psionischen Bereich bauen sich geradezu schmerzhafte Potenziale auf, und es wird innerhalb kürzester Zeit zu irgendeiner Form von Entladung kommen. Der Druck ist einfach zu groß.«

»Diese enormen Psi-Werte sind auch messtechnisch nachweisbar«, dröhnte Blo Rakane. »Aber ich kann nicht feststellen, um was für psionische Aktivitäten es sich handelt.«

Zwar war er von einem Dämpfungsfeld umgeben, das jeden Ton, der über seine Lippen kam, auf ein für Menschen und Mausbiber erträgliches Maß reduzierte, doch seine Äußerungen waren noch immer wesentlich lauter als die der anderen Anwesenden.

Vielleicht wollte er damit allen in Erinnerung rufen, dass er ein Haluter war, wenngleich ein weißer und relativ kleingewachsener.

Gucky nickte bekräftigend. »Ich kann mir nicht den geringsten Reim darauf machen.«

»Immerhin hat die Auswertung der von uns ausgeschleusten Sonden interessante Einzelheiten ergeben«, fuhr der Haluter fort. »Wir haben festgestellt, dass der Kontakt zu all jenen Flugkörpern abreißt, die mit ihren eingebauten Überlichttriebwerken eine Distanz von etwas mehr als null Komma vier Lichtjahren zurückgelegt haben.«

»Sie haben die Versuche wiederholt, Rakane?«, fragte Bull.

»Natürlich.« Der Haluter entblößte beim Sprechen gefährlich wirkende Zähne, die Bull unwillkürlich an die von Raubdinosauriern erinnerten. »Das Ergebnis bleibt jedoch dasselbe. Es gibt offenbar eine Zone von ziemlich genau null Komma acht zwo Lichtjahren Durchmesser, in der die Sonden unbehelligt operieren können. Es handelt sich hier offenbar um einen Raum mit diesem Durchmesser, in dessen Zentrum der Mega-Dom schwebt. Darüber hinaus sind keinerlei Ereignisse mehr zu beobachten, nicht einmal Strahlungen dringen durch. Und keine der Sonden, die diesen ... Ereignishorizont überschreiten, ist zurückgekehrt, obwohl wir sie darauf programmiert haben.«

»Und was hat das zu bedeuten?«, fragte Bull.

»Für mich liegt der Schluss nahe, dass der Puls von der Struktur her einem eigenen Universum ähnelt, dessen Hülle jedoch von den Sonden durchdrungen werden kann.«

»Ein eigenes Universum?«, fragte Bull. »Wollen Sie damit sagen, dass wir bei der Passage durch den Kessel in eine andere Dimension versetzt worden sind?«

»Die vorliegenden Daten lassen keine definitive Antwort auf diese Frage zu«, antwortete der Haluter. »Ich gehe jedoch davon aus, dass die Sonden jenseits dieser 0,41 Lichtjahre entfernten Grenze in den Kessel von DaGlausch zurückstürzen und dort binnen Sekundenbruchteilen vernichtet wer...«

Er verstummte verblüfft. In dem runden Tisch, um den die fünf Personen saßen, bildete sich ein Hologramm Tautmo Aagenfelts. Bull kam der Anblick fast surreal vor. Das flimmernde Blau der Kombination, die der Wissenschaftler trug, verschmolz mit der Tischplatte aus Formenergie und bildete lange, zähe Schlieren.

»Tautmo«, sagte Bull, »du solltest deinen Hologrammprojektor überprüfen und neu einstellen.«

Unwillig schüttelte der Leiter der wissenschaftlichen Abteilungen den Kopf. »Meine Messungen haben etwas schlichtweg Unglaubliches ergeben«, sagte er. »Die Raumkugel, in der wir uns befinden, stellt ein absolutes Vakuum dar.«

 

*

 

Reginald Bull runzelte ungläubig die Stirn.

Ein absolutes Vakuum konnte eigentlich nicht existieren; zumindest hatten galaktische Wissenschaftler es noch nie beobachten, geschweige denn erzeugen können. Sogar das Vakuum des Alls, des Leerraums zwischen den Sternen und den Galaxien, war mit Partikeln gefüllt, und seien es auch nur einige wenige Atome. Hinzu kam noch ...

»Das ist unmöglich«, sagte er. »Überall im Universum entstehen und vergehen ständig die verschiedensten Quanten. Diese Fluktuation ist allumfassend.«

Aagenfelt nickte müde. »Du sagst mir nichts Neues, Reginald. Die Gesetzmäßigkeiten dieser Fluktuation werden durch die Heisenbergsche Unschärferelation festgelegt. Die Fluktuationen selbst können normalerweise nicht beobachtet werden, weil hinterher die Energiebilanz ausgeglichen sein muss. Je energiereicher die Quanten sind, desto kürzer ist ihre Lebensdauer.«

»Anders ausgedrückt«, verdeutlichte Blo Rakane, »je kleiner die Zeitspanne der Fluktuation, desto größer der Energiegehalt.«

Bei Reginald Bull fiel der Groschen. »Der Ultimate Stoff«, sagte er.

Aagenfelt nickte energisch. In MATERIA hatten sie eine winzige Menge dieser Substanz erbeutet. Eine der Hauptaufgaben der Kosmischen Fabrik war gewesen, diese Virtuelle Materie zu sammeln. Dieser Ausdruck mochte etwas unpräzise sein, doch einen besseren hatten sie noch nicht gefunden.

Dabei handelte es sich den bestehenden Theorien zufolge um jene Quanten, bei denen bisher keine zeitlichen Abläufe eingesetzt hatten, die also noch nicht zu Materie geworden waren. Dieser Ultimate Stoff musste von MATERIA konserviert werden, noch bevor das erste Zeitquant gegriffen hatte.

Der weiße Haluter bestätigte Bulls Überlegungen. »Solche Virtuellen Quanten«, sagte er, »entstanden bereits in der irrsinnig kurzen Zeit unmittelbar nach dem Urknall. Aus ihnen entwickelten sich Materie und Antimaterie in all ihren Ausprägungen. Deshalb sind Protonen, Elektronen und andere Teilchen gewissermaßen uralt. Wenn sich jedoch heutzutage solche Quanten bilden, sind das nicht die Nachwirkungen des Urknalls, sondern ganz neue Gebilde. Und der Ultimate Stoff besteht möglicherweise aus Quanten, die theoretisch jenen entsprechen, die nach dem Urknall, aber vor der sogenannten Planck-Zeit von zehn hoch minus dreiundvierzig Sekunden existierten. Diese pseudomateriellen Bestandteile des Ultimaten Stoffes verfügen über einen derart gewaltigen Energiegrundsatz, dass sie den Kern für theoretische Universen in sich tragen.«

»Abermals anders ausgedrückt«, warf Aagenfelt ein, »nimmt man in ausreichender Menge Quanten des Ultimaten Stoffes und behandelt sie entsprechend, verfügt man theoretisch über genug Energie, um einen neuen Urknall auszulösen.«

»Wobei wir nicht wissen, wie viele Quanten man benötigt und wie man sie behandeln muss«, gestand der Haluter ein.

»Grau ist jede Theorie«, murmelte Bull.

»Wir wissen immerhin«, fuhr Rakane fort, »dass die Kosmokraten versuchen, unserem Universum Virtuelle Quanten zu entnehmen, in einen Ultimaten Stoff umzuwandeln und hinter die Materiequellen zu transportieren. Damit verändern sie die Energiehaushalte der Einzeluniversen, die zum Multiversum gehören. Die Energiebilanz des Multiversums wird allerdings nicht verändert. Über diese Virtuellen Quanten können die Kosmokraten, vielleicht auch die Chaotarchen, möglicherweise Zugriff auf den Kosmos nehmen. In den Einzeluniversen könnten sie damit chirurgische Eingriffe vornehmen, über deren Natur wir nie etwas erfahren werden.«

»Wie genau stellen Sie sich das vor?«

Der Haluter breitete die vier Arme aus.

»Die Messungen waren sehr kompliziert«, versuchte es Aagenfelt, »und ich bin eher durch Zufall darauf gestoßen. Es steht jedoch fest, dass es in dem gut null Komma acht Lichtjahre großen Zentrum des Kessels von DaGlausch keinerlei Quantenfluktuation gibt.« Er lächelte schwach. »Außer denen, die wir gewissermaßen mitgebracht haben. Wir können sehen, wir können den Mega-Dom orten, wir leben ganz offensichtlich noch – das heißt, unsere eigene Materie, unsere eigene Zeit und unsere eigene Energie sind sehr wohl zu Quantenreaktionen in der Lage. Es gibt jedoch darüber hinaus keine Quantenfluktuation – wenn wir nicht hier wären, würde in diesem Mikrokosmos buchstäblich nichts passieren.«

»Dann ...« Bull hielt inne. »Könnten die Kosmokraten befürchten, dass hier gewissermaßen ein abgeschottetes Universum entsteht? Eins, das unabhängig vom Standardkosmos und jeglicher Zugriffsmöglichkeit der Hohen Mächte entzogen ist? Auf lange Sicht ...« Er verstummte wieder.