Cover

Nr. 1950 – THOREGON SECHS

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Glossar

Nr. 1951 – Das Reich der Puppen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Nr. 1952 – Alarm für Alashan

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Sternenprinz

1.

Sternenprinz

2.

Sternenprinz

3.

Sternenprinz

4.

Sternenprinz

5.

Sternenprinz

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 1953 – Kampf um Zophengorn

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Epilog

Glossar

Nr. 1954 – Flugziel Chearth

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

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6.

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8.

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10.

11.

Epilog

Glossar

Nr. 1955 – Kampf um Thagarum

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

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10.

Glossar

Nr. 1956 – Das Haus der Nisaaru

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

9.

Glossar

Nr. 1957 – Angriffsziel Pilzdom

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

Glossar

Nr. 1958 – Der Oxtorner und sein Okrill

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

Vergangenheit 1

2.

Vergangenheit 2

3.

4.

5.

Vergangenheit 3

6.

Vergangenheit 4

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 1959 – Im Hypertakt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

Glossar

Nr. 1960 – Gefangene des Bordgehirns

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

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8.

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10.

11.

Glossar

Nr. 1961 – Ein Sechstel SENECA

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

9.

Glossar

Nr. 1962 – Das Virtuelle Schiff

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

Glossar

Nr. 1963 – Die Gestalter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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6.

7.

Glossar

Nr. 1964 – Ein weißer Haluter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

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8.

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10.

11.

12.

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Glossar

Nr. 1965 – Mission des Boten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

Glossar

Nr. 1966 – Der Schattenbruder

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

7.

8.

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10.

Epilog

Glossar

Nr. 1967 – Die List des Scoctoren

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

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10.

Epilog

Glossar

Nr. 1968 – Ketzer der Tazolen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

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6.

7.

Glossar

Nr. 1969 – Grausame Götter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

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10.

Epilog

Glossar

Nr. 1970 – Hiobsbotschaft

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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10.

Glossar

Nr. 1971 – Rätselhaftes Sarkamanth

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Glossar

Nr. 1972 – Die Kosmische Fabrik

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Glossar

Nr. 1973 – MATERIA

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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8.

Glossar

Nr. 1974 – Hetzjagd am Black Hole

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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15.

Epilog

Glossar

Nr. 1975 – Sonnenecho

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

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4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 1976 – Die Sonnenwürmer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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6.

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8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 1977 – Transformation

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 1978 – Schlacht um Wanderer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

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6.

7.

8.

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10.

11.

12.

Glossar

Nr. 1979 – Shabazzas Kampf

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Nr. 1980 – Shabazzas Todesspur

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

Glossar

Nr. 1981 – Offensive der Algioten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

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10.

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12.

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14.

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Glossar

Nr. 1982 – Gefangene der Algioten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

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10.

Glossar

Nr. 1983 – Der Sonnentod

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

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10.

Epilog

Glossar

Nr. 1984 – Yaronag

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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6.

7.

Glossar

Nr. 1985 – Ein Köder für MATERIA

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

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Glossar

Nr. 1986 – Kampf der Giganten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Kampf der Giganten (1)

1.

2.

3.

4.

5.

Kampf der Giganten (2)

6.

Glossar

Nr. 1987 – Der Mörderprinz

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Nr. 1988 – Die Diener der Materie

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 1989 – Countdown für Chearth

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Nr. 1990 – Der Silberwolf

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

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4.

5.

6.

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10.

11.

12.

13.

Epilog

Glossar

Nr. 1991 – Mhogenas Entscheidung

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

Zwischenspiel

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 1992 – Aufmarsch über Thorrim

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 1993 – Vorstoß in den Kessel

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Epilog

Glossar

Nr. 1994 – Der letzte General

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Mut

Entschlossenheit

Würdigung

Strategie

Angriff

Gehorsam

Konsequenz

Glossar

Nr. 1995 – Der Tod auf Terra

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Nr. 1996 – Wenn Tazolen meutern

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Nr. 1997 – Das Ende des Sonnentresors

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

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8.

9.

10.

11.

Epilog

Glossar

Nr. 1998 – Am Proto-Tor

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

Zwischenspiel 1

3.

Zwischenspiel 2

4.

Zwischenspiel 3

5.

Zwischenspiel 4

6.

Zwischenspiel 5

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 1999 – Der Puls

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

 

Nr. 1950

 

THOREGON SECHS

 

In der Schwerkraft-Hölle – Perry Rhodan kämpft um seine SOL

 

von Robert Feldhoff

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Seit einiger Zeit ist die Menschheit in einen Konflikt von kosmischen Ausmaßen verwickelt – und zwar, ohne dass die Masse der Terraner weiß, wo dessen Fronten verlaufen.

Auf der einen Seite steht die Koalition Thoregon, der friedliche Zusammenschluss von Völkern aus sechs verschiedenen Galaxien. Zu dieser Koalition soll die Menschheit alsbald gehören. Mit Perry Rhodan wurde bereits ein Terraner zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt.

Auf der anderen Seite aber steht ein Wesen namens Shabazza, das im Auftrag noch unbekannter Mächte handelt und dem offensichtlich ungeahnte Machtmittel zur Verfügung stehen. Shabazzas Manipulationen brachten ungeheures Verderben über die Bewohner verschiedener Galaxien: Unter anderem wurden in der heimatlichen Milchstraße 52 Planeten komplett entvölkert.

Als Flaggschiff besitzt Shabazza ausgerechnet die SOL. Mit diesem uralten Raumschiff durchquerte Perry Rhodan mit zehntausend Gefährten bereits vor über tausend Jahren den Kosmos. Die SOL soll zur THOREGON SECHS werden, zum Schiff des Sechsten Boten.

Perry Rhodan muss, wenn er seiner Menschheit erfolgreich zur Seite stehen will, Shabazza stellen. Er stößt ins Zentrum der feindlichen Macht vor. Sein Ziel ist dabei die künftige THOREGON SECHS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Sechste Bote von Thoregon will sein altes Raumschiff zurückerobern.

Shabazza – Der Gegenspieler der Koalition Thoregon rüstet sich zur großen Schlacht.

Mondra Diamond – Die TLD-Agentin verhält sich merkwürdig.

Monkey – Erneut zieht der Oxtorner in vorderster Front in den Kampf.

Fee Kellind – Auch im härtesten Gefecht achtet die Kommandantin auf Äußerlichkeiten.

222-Korrago – Ein Android gerät in Panik.

1.

 

Perry Rhodan hat die Menschheit in den Kosmos geführt.

Er war der Großadministrator seines Volkes, er war der Erste Terraner, und er war ein Ritter der Tiefe.

Heute ist er der Sechste Bote von Thoregon. Er glaubt daran, dass das Wohl und Wehe in sechs Galaxien von seinem Einsatz abhängt.

Perry Rhodan glaubt daran, dass die Menschheit nicht ohne einen Sinn existiert.

Wenn die Terraner von der kosmischen Bühne abtreten, werden sie eine Spur hinterlassen haben. In einer Million Jahren wird ein Geschöpf in einer fernen Galaxis ein Buch aufschlagen, und es wird die Namen der Menschen verzeichnet finden.

(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Appendix XI, Propheten der Zukunft.)

 

Rhodan holte tief Luft, und er verspürte den beinahe unwiderstehlichen Drang, es sich im letzten Moment noch einmal anders zu überlegen.

Dann bekundete er widerwillig: »Monkey, es gibt ein Problem.«

»Was für ein Problem ist das, Perry Rhodan?«

Er vergewisserte sich, dass die Tür wirklich geschlossen war. Rhodan wollte nicht, dass jemand zufällig ihre Unterhaltung hören konnte.

An Bord der GOOD HOPE III hielten sich tausend TLD-Einsatzagenten auf. Es gab nicht viele private Ecken, in die man sich zurückziehen konnte.

Rhodan musterte den kahlköpfigen Mann, der vor ihm stand, mit einem langen, prüfenden Blick, bevor er Antwort gab: »Dieses Problem ist persönlicher Natur.«

Monkey sah aus wie ein Android, mit samtfarbener, ebenmäßiger Haut und einer unnatürlich wirkenden, massiven Körperstruktur. Er war zwei Meter groß und sehr breit gebaut. Seine Heimat war der Extremplanet Oxtorne. Menschen von Monkeys Art überlebten hundert Grad minus ebenso wie Temperaturen am Siedepunkt. Sie waren so widerstandsfähig wie die besten Kampfroboter.

Außerhalb von Oxtorne wurde Monkey zu einem mächtigen, beinahe unbesiegbaren Wesen.

Der Mann besaß keine Augen. Statt dessen drängten aus seinen Augenhöhlen zwei schwarze Kameraobjektive.

Rhodan wusste, dass Monkey seine Augen bei einem Unfall verloren hatte. Die schwarzen Linsen waren ein technisch hochwertiger Ersatz, der allerdings eine verunsichernde Wirkung ausübte.

Die Mischung aus Mensch und Maschine – niemand in der GOOD HOPE III verkörperte sie besser als dieser Mann.

Rhodan spürte, wie eine unbestimmte Ablehnung in ihm hochstieg. Aber er wollte nicht ungerecht sein. Er hatte eine Bitte an Monkey zu richten, und er durfte nicht sein Gegenüber dafür verantwortlich machen, dass er als einziger gewisse Fähigkeiten besaß.

»Was für ein Problem hast du, Perry Rhodan?«, beharrte der Oxtorner noch einmal.

»Ich möchte, dass du Mondra Diamond in der bevorstehenden Schlacht beschützt.«

Einen Moment lang zögerte der Oxtorner. Monkey holte Luft – obwohl er nur einmal alle zwei Minuten atmen musste –, dann sagte er: »Das kann nicht dein Ernst sein, Rhodan.«

»O doch.«

Mondra Diamond – ehemals eine Zirkusartistin, später TLD-Agentin, seit einiger Zeit in Rhodans Mitarbeiterkreis. Und außerdem war sie die Frau, in die der Aktivatorträger sich möglicherweise verliebt hatte.

Sie besaß eine sehr große Bedeutung für ihn.

»Wie kommst du auf den Gedanken«, fragte Monkey nach einer Weile, »dass sie Hilfe braucht?«

»Etwas an ihr ist anders als sonst. Sie hat ein Geheimnis vor mir. Es muss sich um etwas sehr Wichtiges handeln, sonst hätte ich an ihr nicht diese ...«, Rhodan suchte nach Worten, »... diese Veränderung festgestellt.«

»Um was für eine Veränderung handelt es sich?«

»Das werde ich dir nicht sagen. Du sollst sie nicht ausforschen, Monkey, sondern beschützen.«

»Sie kann mich nicht leiden. Sie wird mich nicht an sich heranlassen.«

»Ich habe dich und sie in dieselbe Kampfgruppe eingeteilt.«

»Wenn du dir um Mondra Sorgen machst, hättest du sie besser in Alashan lassen sollen«, kritisierte Monkey.

Rhodan entgegnete distanziert: »Diese Bewertung steht dir nicht zu.«

Er wusste, dass der Oxtorner recht hatte, doch er konnte es nicht ändern. Mondra besaß einen schwer erklärbaren Einfluss auf ihn.

Lange Zeit hatte er jede persönliche Beziehung abgeblockt. Bis er Mondra Diamond begegnet war.

Die Frage lautete: Warum ausgerechnet Mondra Diamond? Sie war sehr schön, aber sie war nicht die schönste Frau, die er je gesehen hatte. Mondra war intelligent und besaß Persönlichkeit, aber beides nicht einem Maß, das sie an die Spitze der Menschheit gehoben hätte.

Warum Mondra?

Rhodan hatte sich eine Theorie zurechtgelegt: Der Druck, sechs Galaxien und Thoregon retten zu müssen, hatte ihn zu einer emotionalen Gegenreaktion gezwungen. Mondra war ihm deshalb so nahe, weil er ohne menschliche Zuneigung den Druck nicht mehr ertragen konnte.

»Also: Wirst du sie beschützen, Monkey?«

»Ich werde tun, was mir sinnvoll erscheint.«

Rhodan war mit dieser Antwort nicht zufrieden. Er wusste, dass dies ein Todeskommando war und dass nicht jeder von ihnen nach Alashan zurückkehren würde.

Doch er öffnete Monkey die Tür, blickte den Oxtorner an und sagte nach einer Weile: »Danke.«

 

*

 

In dem Lagerraum befanden sich vier raketenartige Objekte. Jedes davon war gefährlich genug, um einen ganzen Planeten zu vernichten.

Perry Rhodan benutzte eine der Raketen als Sitzgelegenheit.

Er fixierte der Reihe nach die Personen, die sich versammelt hatten: sein alter Freund Reginald Bull; Fee Kellind, die Kommandantin der GOOD HOPE III; Mondra Diamond und Monkey – mit der größten möglichen Distanz zueinander, die der kleine Raum zuließ; außerdem der Positronik-Experte Trabzon Karett und der stellvertretende Kommandant Jon Cavalieri.

»Um es knapp zusammenzufassen: Wir haben zum ersten Mal die Chance, unseren Feind Shabazza festzunageln. Wir wissen, dass er auf Century I steckt, und wir wissen, dass er uns himmelweit überlegen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Shabazza uns erwartet. Dennoch werden wir ihn angreifen.«

Rhodan blickte erneut in die Runde. »Ich selbst werde das Landekommando anführen, meine Stellvertreter auf Century I sind Reginald Bull und Monkey.«

Fee Kellind, die Kommandantin der GOOD HOPE III, deutete auf die vier Raketenobjekte.

»Wir wollen wissen, was das da ist, Perry!«

Rhodan lächelte dünn.

»Damit machen wir Shabazza Feuer«, verkündete er, »und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Es handelt sich um vier Arkonbomben. Wir haben sie im Arsenal des TLD-Towers von Alashan gefunden. Der Terranische Liga-Dienst dürfte über solche Waffen eigentlich nicht verfügen. Aber wir wollen nicht undankbar sein.«

Rhodan machte in den Gesichtern der Anwesenden zweierlei Reaktion aus. Die einen zogen verständnislose Mienen, speziell die jüngeren Leute. Alle anderen wurden leichenblass.

»Eine Arkonbombe setzt auf einem Planeten einen Atombrand in Gang. Dieser Atombrand kann nicht mehr gelöscht werden. Je nach Dichte und Schwere der Elemente, die wir auf dem Planeten vorfinden, dauert die vollständige Vernichtung drei bis vier Tage. – Wohlgemerkt, nach diesen drei oder vier Tagen wird der Planet nicht mehr existieren. Er löst sich in Gas und Plasma auf.«

Fee Kellind starrte ihn argwöhnisch an. »Du willst die Bomben auf Century I abwerfen?«

»Ja.«

»Mal abgesehen von der ethischen Komponente: Das bedeutet, unsere Landetruppen haben auf Century I nur drei oder vier Tage Zeit, sich gegen Shabazza durchzusetzen. Ich halte das nicht für ausreichend.«

Perry Rhodan schüttelte den Kopf.

»Ich muss dich korrigieren, Fee. Drei bis vier Tage, das ist der Wert bei Einsatz einer einzigen Bombe. Wir legen den Atombrand an vier Stellen gleichzeitig. Es ist damit zu rechnen, dass Century I innerhalb von sechzehn Stunden untergeht.«

Kellind schien plötzlich wütend zu werden.

»Du hast tausend Agenten bei dir!«, erinnerte sie ihn. »In sechzehn Stunden kannst du es nie und nimmer schaffen!«

Rhodan schätzte Fee Kellind für ihre Angewohnheit, ihm die Wahrheit zu sagen. In diesem Fall beurteilte sie die Lage jedoch falsch.

»Du vergisst etwas, Fee. Mit jedem Kilometer Boden, den der Atombrand frisst, verliert Shabazza Stützpunkte und Ressourcen. Der Brand lässt den Planeten schnell instabil werden. Ich gedenke, diesen Umstand für unsere Zwecke auszunutzen.«

Fee Kellind öffnete den Mund, sie ballte die Fäuste, dann aber entschied sie sich, seine Entscheidung nicht mehr zu kommentieren.

Rhodan verfügte nicht über die notwendige Zeit, sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Kellinds Aufgabe war, die GOOD HOPE III zu steuern. Sie war es, die das Landekommando absetzen musste. Er zweifelte nicht daran, dass sie ihre Aufgabe mit der größtmöglichen Perfektion erfüllen würde.

»Eines muss uns allen klar sein: Der Einsatz auf Century I richtet sich nicht in erster Linie gegen Shabazza. In erster Line geht es darum, das Raumschiff SOL zu erobern. Über den Standort der SOL können wir derzeit nichts aussagen. Shabazza könnte das Schiff auf einen anderen Raumhafen verlegt haben.

Die Einsatzkoordinaten für die Arkonbomben werden deshalb erst festgelegt, wenn der Standort der SOL zweifelsfrei geortet ist. Sonst bestünde die Gefahr, dass der Atombrand die SOL bereits nach einer oder zwei Stunden auffrisst.«

Kellind wagte einen letzten Einwand: »Könnte Shabazza mit der SOL nicht einfach starten und verschwinden?«

Rhodan erklärte mit einem feinen Lächeln: »Nein, Fee. Das kann er nicht. Aus ganz bestimmten Gründen.«

Er schaute die Kommandantin lange an, bis er in ihren Augen das Verständnis aufkeimen sah.

»Ich denke, das wäre alles«, schloss er.

Rhodan rutschte von seinem Raketensitz, biss auf die Lippen und wandte sich um.

Er versuchte, Mondras Blick für eine Sekunde festzuhalten. Ihm schien es, als ob sie ihm etwas mitzuteilen versuchte und dass sie nicht imstande war, die nötigen Worte über die Lippen zu bringen.

Sie war bereits aus dem Raum, kaum dass er seinen letzten Satz beendet hatte.

Monkey folgte ihr mit einer Minute Abstand. Rhodan bildete sich ein, den Oxtorner unmerklich nicken zu sehen.

 

*

 

Mondra Diamond überprüfte ihren Kombistrahler zum hundertsten Mal.

Das Ergebnis blieb immer gleich: Die Ladekapazität war nur zu 85 Prozent ausgeschöpft. Demnach fehlten an der vorgeschriebenen Ladung fünfzehn Prozent.

Magazin und Abstrahlvorrichtung waren dafür ausgelegt, zehn Minuten lang Dauerfeuer abzugeben.

Zehn Minuten hörten sich nicht sehr viel an. Begrenzte man die Feuerstöße jedoch auf eine Zehntelsekunde Länge – ein üblicher Wert –, brachte man es auf sechstausend Schüsse.

Sie nahm an, dass sechstausend Schüsse reichen würden. Ihre Waffe kam jedoch nur auf einen Wert von 5100. Mondra hatte es ausgerechnet.

Nun ließ ihr der abseitige Gedanke keine Ruhe, ausgerechnet jene fehlenden neunhundert Schuss könnten sie am Ende das Leben kosten.

Die Zwangsvorstellung beherrschte sie. Mondra Diamond allein gelassen, von Gegnern umzingelt auf Century I, am Ende des Magazins.

Sie konnte sich gegen die Paranoia nicht wehren. Verzweifelt starrte sie die Ladekontrolle an. 85 – obwohl jeder Kombistrahler ab Fabrik eine Ladung von hundert Prozent aufweisen musste.

Das Metall war warm, weil sie den Strahler permanent am Körper trug.

Sie hatte Angst, dass jemand anders die Waffe versehentlich einstecken könnte. Tausend Einsatzagenten drängelten sich in praktisch jeden freien Winkel der GOOD HOPE III, der Boden lag voller Ausrüstungsgegenstände.

Die größte Schlacht ihres Lebens stand bevor. Dabei brauchte sie den Strahler.

Mondra Diamond blickte ihr Gegenüber an, einen Oxtorner namens Monkey.

Monkey war die effizienteste lebendige Kampfmaschine, die sie kannte.

Über seiner Schulter hing an einem breiten Gurt ein kleines Thermogeschütz. Ein Mensch hätte das Ding nicht heben können. Mondra Diamond schätzte, dass es um die zweihundert Kilo wog. Für Monkey stellte das Gewicht kein Problem dar, weil er unter 4,8 Gravos Schwerkraft aufgewachsen war.

Wahrscheinlich spürt er es nicht einmal, überlegte sie.

Der Oxtorner musterte sie mit einer Mischung aus Verachtung und Distanz. Mondra Diamond ärgerte sich über den Blick.

»Was willst du?«, fragte sie unfreundlich.

»Du solltest nicht mit Waffen spielen.«

»Das sagt jemand wie du?«

»Ja.«

Mit zusammengepressten Lippen senkte sie den Blick, und sie fing wieder an, den Strahler scheinbar prüfend in der Hand zu wiegen.

Ihr erster Gegner war keineswegs Shabazza selbst. Statt dessen würden sie auf seine Diener treffen: die Korrago, eine merkwürdige Roboterrasse, die den Planeten Century I bevölkerte.

Mondra war nicht sicher, ob den Korrago Leben innewohnte oder nicht. Sie hegte jedoch keinen Zweifel, dass sie ihre Waffe benutzen würde.

Vorsichtig schaute sie wieder hoch. Monkeys künstliche Sehorgane blickten starr, so penetrant wie vorher. Der Oxtorner traute ihr nicht.

Der Traum der vergangenen Nacht fiel ihr wieder ein. Sie sah sich selbst und Monkey im Feuer einer nuklearen Explosion vergehen. Wenn eines fernen Tages ein Archäologe kam, der in den Trümmern wühlte, würde er zwei anthrazitfarbene, unbeschädigte Kameraobjektive finden. Wahrscheinlich würde er nicht erkennen, dass er im Grunde zwei Augen vor sich hatte.

»Ich habe Angst, Monkey«, hörte sie sich plötzlich sagen. »Dieser Strahler besitzt nur fünfundachtzig Prozent seiner Ladekapazität.«

»Und das ist dir zuwenig?«

»Ja!«

»Vielleicht wirst du keinen einzigen Schuss abgeben.«

Mondra Diamond schüttelte heftig den Kopf. Sie fügte verächtlich hinzu: »Ich hätte wissen müssen, dass du mich nicht verstehen kannst. Du bist fast schon selbst ein Roboter. Gibt es irgendwas, wovor du dich fürchtest?«

Monkey tippte langsam auf die künstlichen Augen aus SAC-Metall. »Ich fürchte mich vor der Dunkelheit«, sagte er.

Mondra Diamond schwieg. Dann sprang sie wütend auf. Sie wusste, dass es jede Minute soweit sein konnte, dennoch wollte sie auf diese Weise nicht nach unten gehen.

»Wo willst du hin, Mondra?«, fragte der Oxtorner.

»Ich hole mir ein neues Magazin!«

»Dafür reicht die Zeit nicht«, versetzte Monkey scharf. »Setz dich wieder hin!«

Mondra starrte unsicher zur Tür. Sie machte sich klar, dass sie bis zur nächsten Waffenkammer in der Tat mehr als fünf Minuten brauchen würde.

Monkey nahm das Geschütz von seiner Schulter, lehnte es provisorisch an eine Wand, dann förderte er einen kleinen Handstrahler zutage, den er in einer Tasche seiner Kombination verborgen gehalten hatte.

Mit zwei Griffen öffnete er den Schaft. In seiner Hand lag plötzlich das Magazin.

Monkey warf den schachtelartigen Gegenstand Mondra Diamond zu. »Hier. Du kannst mein Magazin nehmen.«

Mondra sagte tonlos: »Dann bist du unbewaffnet.«

Monkey steckte die unbrauchbare Waffe in seine Tasche zurück. Er schulterte wieder das Thermogeschütz und erklärte: »Es wird nicht so weit kommen, dass ich einen Handstrahler benötige. Falls doch, dann wehre ich mich ohne Waffen. Für mich ist es dasselbe.«

Mondra Diamond rang sich zu einem dankbaren Nicken durch, auch wenn sie den Oxtorner nicht leiden konnte.

Mit fliegenden Fingern setzte sie das neue Magazin ein. Sie spürte, dass sie einen trockenen Mund hatte.

100 Prozent, las sie vom Display ab.

Das überzählige Magazin steckte sie in ihre Brusttasche.

Mit einem unbestimmten Gefühl der Erleichterung sank die Frau in sich zusammen. Entspannt kauerte sie in ihrer Ecke.

Sie ließ ihren Blick über die Agenten wandern: einige Dutzend Personen, eingepfercht in einem viel zu kleinen Lagerraum. Jeder trug den Standard-Schutzanzug des Terranischen Liga-Dienstes. Hinzu kamen Schutzschirmprojektoren Marke DIGON-9, schwere Ausführungen für den Kampfeinsatz.

Wirklich sicher hätte sich Mondra Diamond in einem SERUN gefühlt. Die Korrago besaßen jedoch eine Waffe, das sogenannte KorraVir, das einen Schutzanzug vom Typ SERUN in eine Todesfalle verwandeln konnte.

KorraVir setzte die syntronische Steuerung eines SERUNS außer Gefecht. Es gab tausend Arten, wie ein Pikosyn seinen Träger töten konnte.

Dennoch trug jeder Agent einen tragbaren Pikosyn bei sich. Der Unterschied zum SERUN war, dass ihre Computer mit dem Schutzanzug nicht vernetzt wurden. Man konnte sie abschalten oder wegwerfen, und man konnte ihre Ratschläge ignorieren.

Monkey riss die Hand nach oben. Mondra schreckte hoch. Ihr Herz klopfte plötzlich.

Durch die Lagerräume der GOOD HOPE III drang eine angespannt klingende Stimme: Fee Kellind, die Kommandantin.

»An alle Einsatzagenten! Macht euch bereit! Wir schießen euch gleich raus!«

Der Bildschirm, der an einer Hangarwand angebracht war, zeigte ein schematisches Abbild des Planeten Century I.

Die Korrago waren überall. Jeder Quadratkilometer dieser Welt gehörte ihnen.

Noch konnte sie zurück, dachte Mondra Diamond nervös. Monkey hätte das gefallen. Sie war davon überzeugt, dass der Oxtorner sie nicht dabeihaben wollte.

Die TLD-Agentin, eine ehemalige Zirkusartistin, kam automatisch auf die Beine, und sie führte ebenso automatisch die Griffe aus, die notwendig waren, um den Schutzanzug gefechtsbereit zu machen.

2.

 

Jedes Wesen besitzt eine eigene Definition von Freiheit, eigene Gedanken über das Glück – und Perry Rhodan bringt jeder individuellen Idee Respekt entgegen.

Es gibt jedoch eine Klammer, die ihn und alle Wesen in den sechs Galaxien verbindet.

Manche haben schon über diese Klammer gelacht. Viele erkennen nicht die ungeheure Macht, die den hier niedergelegten Gedanken innewohnt.

 

1. Thoregon schützt Leben und Kultur seiner Mitglieder.

2. Der Einzelne ist soviel wert wie das Kollektiv. Das Wohl des Einzelnen soll nicht für übergeordnete Interessen geopfert werden.

3. Thoregon streitet für Frieden.

 

Perry Rhodan muss sich fragen lassen, wie er der Thoregon-Agenda Geltung verschaffen will.

Seine Antwort wird in einem Hinweis bestehen: auf ein mächtiges Instrument, ein Raumschiff namens SOL.

Es ist nicht leicht einzusehen, weshalb ein Raumschiff wertvoller sein soll als alle anderen. Zumal dann nicht, wenn dieses Schiff dem allgemeinen technischen Standard seiner Zeit nicht mehr entspricht. Perry Rhodan hat jedoch erkannt, dass das Ganze mehr ist als die Summe der Einzelteile.

Die SOL war stets an den Brennpunkten der kosmischen Bühne zu finden. So wird es auch in Zukunft sein.

(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Appendix XI, Propheten der Zukunft.)

 

An diesem Tag, der möglicherweise ihr letzter sein würde, war Fee Kellind die mit Abstand am besten frisierte Frau der GOOD HOPE III.

Die meisten anderen gehörten zum Einsatzteam; sie steckten in Schutzbekleidung. Kellind hatte sich dagegen mit der gewohnten Sorgfalt hergerichtet.

Ihre Aufgabe war, das Team zum Einsatzort zu bringen.

Der Einsatzort war mit Shabazzas Zentralsystem identisch. Century I, Truppenstützpunkt erster Ordnung, mit hoher Wahrscheinlichkeit der gefährlichste Ort in der Galaxis DaGlausch.

Es wäre dumm gewesen, den eigenen Tod nicht einzukalkulieren. Allerdings zog sie es vor, sich mit dem nötigen Stil in Gefahr zu begeben.

Shabazza hatte in der Milchstraße ganze Sternsektoren entvölkern lassen. Er hatte Goedda geschickt, er hatte die Heliotischen Bollwerke sabotiert. Die Vernichtung des Baolin-Deltaraums ging ebenso auf sein Konto wie die ausgebrochenen Drachen von Plantagoo.

Die GOOD HOPE III stellte für einen Gegner wie Shabazza ein lästiges Insekt dar.

Ihr Kugelraumer durchmaß 120 Meter. An sich wäre das ausreichend gewesen; nur, dass die GOOD HOPE III kein hochgezüchtetes Kriegsschiff war, sondern ein notdürftig aufgepeppter Handelskahn.

Ihre Bewaffnung bestand aus einem einzigen 20-Gigatonnen-Transformgeschütz. Auf der einen Seite hieß das, dass sie über die fürchterlichste Waffe in dieser Galaxis verfügten. Auf der anderen Seite war das Kaliber klein, und mit einer einzigen Kanone konnte man nicht die Schlachtschiff-Flotte auslöschen, die auf sie wartete. Zumal die Terraner kaum brauchbare Munition besaßen.

Fee Kellind konnte mit einemmal nicht mehr verstehen, wie die Idee zustande kam, Shabazza zu bekämpfen. Es war ein vermessener Gedanke.

Ihr Blick fiel auf Perry Rhodan, der ihr in der Zentrale gegenübersaß.

Sein Gedanke ist es, überlegte sie. Ohne ihn wäre keiner von uns hier.

Die Zentrale war kreisförmig aufgebaut und bot zwanzig Personen Platz. Hinzu kamen die drei Plätze in der Mitte des Kreises. Eine der Multitasking-Konsolen besetzte sie selbst, auf dem Platz neben ihr saß Jon Cavalieri, der Chef der Ortung, und rechts hatte sie einen zusätzlichen Piloten platziert.

Für Perry Rhodan blieb nur unten Platz.

Rhodan führte das Landekommando. Wenn die Probleme für die GOOD HOPE III am größten waren, würde er verschwinden und Kellind sich selbst überlassen.

»Zehn Sekunden«, kommentierte sie nüchtern. »Ortungsstopp steht bevor!«

Das Schiff fiel im Leerraum zwischen den Sternen ins All zurück, von der blauen Riesensonne Century 2,5 Lichtjahre entfernt.

Kellind glaubte nicht, dass jemand die Ankunft der GOOD HOPE III wahrgenommen hatte.

Shabazza war natürlich gewarnt. Er würde damit rechnen, dass Perry Rhodan sich ihm zu nähern versuchte. Die kritische Distanz begann jedoch erst bei weniger als einem Lichtjahr. Alles, was darüber lag, konnte nur per Zufall durch leistungsfähige Fernorter erfasst werden.

Shabazza wusste nicht, wann die GOOD HOPE III kommen würde, er wusste keineswegs sicher, ob überhaupt, und wenn, konnte er die Richtung nur vermuten.

»Ortung!«, mahnte sie leise.

Sie hörte ein Räuspern von links: Jon Cavalieri, der dunkelhäutige Riese, ließ eine schematische Projektion erscheinen.

Das blaue Licht in der Mitte stand für Century, die Riesensonne.

»Unsere Passiv-Hyperortung besagt, dass wir es mit einem planetenlosen Stern zu tun haben. Keine Raumschiffe, keine Wachforts, nichts. Die Sonne weicht jedoch permanent um eine Nuance vom hochgerechneten Kurs ab. Der Syntron behauptet, dass Century von einem unsichtbaren planetengroßen Objekt umkreist wird. Das Objekt dürfte mit dem Planeten Century I identisch sein.«

»Gut«, kommentierte sie zufrieden. »Das bedeutet, Shabazza verbirgt sich nach wie vor unter seinem Anti-Ortungsschirm. Wir werden eine kurze Hyperraum-Etappe errechnen, dann geht es los.«

Die GOOD HOPE III war von ihrer Soll-Position 0,003 Lichtjahre entfernt – 2,8 Milliarden Kilometer, etwas mehr als ein Lichttag.

Im kosmischen Zusammenhang klang die Zahl bedeutungslos. Wenn sie jedoch im Century-System mit einem Lichttag Verschiebung herauskamen, war Shabazza frühzeitig gewarnt.

Kellind ließ den Wert mit einem Hyperraum-Sprung korrigieren. Eine Abweichung war jetzt nicht mehr feststellbar.

Sie wusste genau, dass sie von den Besatzungsmitgliedern für pedantisch gehalten wurde.

Wenn es etwas gab, das Kellind hasste, so waren es Abweichungen vom Plan. Fee Kellind operierte auf die Zehntelsekunde und auf das Mikron genau, das war ihr Talent.

Mit einer unbewussten Geste prüfte sie ihre Frisur.

»Beschleunigen!«, ordnete sie an. »Bringt das Schiff auf Überlichtgeschwindigkeit!«

Das eigentliche Manöver wurde vom Syntron geleitet. Anders wäre die erforderliche Präzision nicht zu erzielen gewesen.

Das schwer definierbare, gestaltlose Wallen des Hyperraums umfing die GOOD HOPE III. Kellind lehnte sich in ihren Sessel zurück. Sie spürte, dass ihre Hände schwitzten.

Mit einem verstohlenen Blick musterte sie Perry Rhodan. Die Kommandantin machte sich klar, dass er ihr Verhalten beobachtete. Kellind fühlte sich auf den Prüfstand gestellt.

Was Rhodan dachte, war ihr wichtig. Sie hatte immer einen gewissen Ehrgeiz besessen, und eine Mission mit Perry Rhodan zu fliegen befriedigte diesen Ehrgeiz.

Fee Kellind zwang sich, den Blick auf ihre Kontrollen zu richten.

Zwei Minuten.

Eineinhalb.

Sie zählte einen inneren Countdown herunter:

30 ... 20 ... 10 ...

»Austritt!«

 

*

 

Die GOOD HOPE III fiel in den Normalraum zurück, mit 75 Prozent der Lichtgeschwindigkeit.

Praktisch in derselben Sekunde wusste man auf Century I Bescheid.

Aber nichts passierte.

Der Holo-Kubus der Außenbeobachtung zeigte einen flammenden blauen Riesen. Ansonsten schien das System wie leergefegt.

Fee Kellind fühlte sich an ein Versteckspiel im Dunkeln erinnert. Die Kommandantin wusste jedoch, dass 118 schwere Raumforts, 22.000 gelandete Schlachtschiffe und eine unbekannte Anzahl von Korrago auf sie warteten.

Dafür, dass sie soeben einen wirklich gefährlichen Ort im Universum erreicht hatten, geschah entschieden zuwenig.

Ihr Problem waren zunächst die Forts. Es lag in der Natur der Sache, dass sie mit großen Kalibern sehr weit und sehr präzise schießen konnten.

Über die Geschützreichweite der Schlachtschiffe konnte Fee dagegen nichts aussagen.

»Paratron hochfahren!«, kommandierte sie.

»Läuft an!«

Ein blaue, flirrende Hülle aus Energie legte sich um die GOOD HOPE III.

»Virtuellbildner aktivieren!«

»Aktiviert!«

Jedes Raumschiff sandte energetische Emissionen ins All; einen Teil durch den Normalraum, manche Impulse pflanzten sich durch den Hyperraum fort. Mit geeigneten Geräten ließen sich die Impulse abfangen und in eine präzise Ortung umsetzen. Der Virtuellbildner verfälschte diesen Prozess. Jeder energetische Impuls, den die GOOD HOPE III abgab, wurde analysiert, vervielfältigt und mit falschen Vektoren in den Raum gestrahlt.

Aus einer GOOD HOPE III wurden Hunderte.

Wer das Schiff zu orten versuchte, erblickte nicht den Originalreflex, sondern zahlreiche identische Kopien. Welche GOOD HOPE III die richtige war, ließ sich kaum mehr entscheiden.

Fee Kellind wusste genau, dass man auf sie schießen würde.

99 Prozent des Feuers, so hoffte sie, würden sich schadlos ins All entladen. Das restliche Prozent war ihr Problem.

Entscheidend war der Überraschungseffekt. Je länger man auf Century I brauchte, um auf den Überfall zu reagieren, desto besser für die GOOD HOPE III.

»Lasst euch verflucht noch mal Zeit ...«, flehte sie so leise, dass es niemand hören konnte. »Fünf Minuten noch. Fünf Minuten, dann sind wir durch.«

Im Schiff herrschte Stille. Keines der Triebwerke gab Schub ab.

Lediglich die Reaktoren fuhren Leerlauf, um bei Bedarf extreme Energiemengen freizusetzen.

Die erste Minute verstrich ohne ein Ereignis. Danach blieben exakt neunzig Sekunden, um das Schiff auf eine Fahrt nahe bei Null herunterzubremsen.

Der Geschwindigkeitsbauch war notwendig, damit sie ihre »Fracht« absetzen konnten.

»Minute 1 ... läuft ab ... jetzt!«

Die GOOD HOPE III drehte ihren Kugelkörper um 180 Grad. Ihre volle Beschleunigung konnte nun zum Bremsen eingesetzt werden. Das Schiff erwachte zum Leben, die Reaktoren schickten alle Kraft an die Triebwerke.

430 Kilometer pro Sekundenquadrat, überlegte sie. Nicht schlecht, wenn's um ein ruhiges Picknick geht. Weniger gut, wenn's drauf ankommt.

Kellind fühlte sich heftig in die Sessellehne gepresst.

Und dann passierte es. Zuerst war es nur eine neue Sonne, die in Kursrichtung aufflammte.

Eine winzige Kurskorrektur, und schon ...

Die Sonne wuchs zu einer flammenden Scheibe an. Plötzlich leuchtete der strahlende Vorhang überall. Die Sternbilder, die dahinter lagen, waren auf optischem Weg nicht mehr zu beobachten.

Kellind machte sich klar, dass vor ihnen ein atomares Inferno lag.

»Sie legen Sperrfeuer!«, brüllte jemand. »Da vorne geht's nicht weiter!«

»Kurs halten!«, befahl Fee Kellind mit angehobener Stimme.

»Aber Fee! Wir können nicht mehr ...«

»Bleib sitzen, du Narr!«

Jemand riss den Mann, der die Nerven verloren hatte, in seinen Kontursessel zurück.

Die GOOD HOPE III raste direkt in den glühenden Vorhang. Virtuellbildner oder nicht, der Schaden an den Schirmen der GOOD HOPE III blieb derselbe.

Im Paratronschirm tobte sich ein irrlichternder Brand aus. Eine Infraschallvibration drohte das Schiff auseinanderzusprengen; bei einem ehemaligen Handelsraumer, der um ein Haar in die Schrottverwertung gegangen wäre, keine übertriebene Befürchtung.

Alles in ihr schrie danach, den Kurs zu ändern. Aber es wäre eine Abweichung vom Plan gewesen, und wenn es jemanden gab, der Pläne einhielt, war es Fee Kellind.

Im selben Moment erhob sich eine zweite Person von ihrem Sitz.

Es war Perry Rhodan. Der Aktivatorträger blieb sicher auf den Beinen stehen, trotz der Vibration. Kellind nahm an, dass er die Haftfunktion seiner Stiefel eingeschaltet hatte.

Sie sah den Terraner wie in Zeitlupe das Rund der Zentrale durchqueren, und in diesem scheinbar Minuten währenden Augenblick begriff sie, was Erfahrung und Nervenkraft im Ernstfall veränderten.

Rhodan war nicht nervös. Er schien zu wissen, was geschehen würde, und er bewegte sich mit anmaßender Selbstverständlichkeit Richtung Ausgang.

»Es ist soweit«, verkündete er. »Ich gehe runter.«

»Alles klar«, hörte Kellind sich sagen. »Wir regeln das hier. Viel Glück!«

Sie bildete sich noch ein, in seinem Gesicht ein aufmunterndes Lächeln zu sehen. Dann war er fort.

Der 120-Meter-Kugelraumer kam beinahe zum Stillstand. Nur die Wolke der Virtuellbildner-Reflexe schützte das Schiff davor, abgeschossen zu werden.

»Fee! Wir müssen uns wehren!«, raunte Cavalieri.

»Nein.«

»Aber das Transformgeschütz ...«

»... bleibt außer Betrieb, Jon! Das bisschen Munition bringt uns nicht weit.«

Sie hatten den Orbit fast erreicht. Die GOOD HOPE III ging auf weniger als zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Es war ein lächerlich niedriger, selbstmörderisch gefährlicher Wert, nahe bei Null, der den Angreifern alle nur denkbaren Chancen ließ.

Wenige Augenblicke später – Kellind fand kaum Zeit zum Atemholen – brach die Hölle wirklich los.

Ein furchtbarer Schlag traf das Schiff. Die Grafik zeigte einen Wert, der bei zweihundert Prozent Überlast lag.

Zwei-, dreimal konnten sie solche Treffer aushalten, häufiger nicht.

Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, umzukehren und ihrer aller Leben zu retten.

Aber sie tat es nicht. Fee Kellind hielt sich an den Plan.

Sie versuchte zu erkennen, ob es die Wachforts waren, die den Weltuntergang bewirkten, oder ob die Schlachtschiffe an der Planetenoberfläche eingegriffen hatten.

Der zweite Treffer war viel schlimmer als der erste. Kellind sah ein Geräusch, das sich anhörte wie ein lila Gewitterblitz.

Eine Sekunde lang wurde es dunkel.

Ihre Körperhaare stellten sich auf, als ein Schub von statischer Elektrizität sie und den Kontursitz umhüllte.

Dann flammte die Beleuchtung wieder auf, und Fee Kellind wunderte sich, dass sie noch am Leben war.

Geräusche konnte man nicht sehen. Blitze waren weiß, nicht lila – und sie war zurück in der Realität.

»Bereithalten!«, forderte sie über den Bord-Interkom. Kellind achtete peinlich genau darauf, dass ihre Stimme sich kontrolliert anhörte. »Ausschleusung in weniger als sechzig Sekunden!«

Sie war sich darüber im Klaren, dass sie die Position über Century I nur wenige Augenblicke würden halten können.

In dieser Zeit mussten sie alles absetzen, was sie vorbereitet hatten.

 

*

 

Rhodan sah den Einsatz nach Plan ablaufen. Fee Kellind agierte wie ein Roboter.

Er brauchte zehn Sekunden zum Antigrav. Der abwärts gepolte Zug transportierte ihn zur Mannschleuse am unteren Pol des Kugelschiffes.

Die zwanzig Sekunden im Schacht nutzte er für einen Schnelltest.

Seine Standard-Schutzbekleidung zeigte normale Werte.

In einer Halterung auf seiner Brust hing der miniaturisierte Pikosyn. Die Halterung ließ sich mit einem einzigen Griff entfernen, für den Fall, dass das KorraVir aktiv wurde.

Bis dahin konnte der kleine Computer ihm wertvolle Dienste leisten.

Den blauen Raumanzug, den er gewöhnlich trug, hatte er in seiner Kabine zurückgelassen.

Es handelte sich um ein Geschenk der Galornen, dem eine »eigene Seele« innewohnte. Der blaue Anzug war für einen Kampfeinsatz mit viel Gewalt nicht zu gebrauchen. Rhodan wusste, dass er mit dem blauen Anzug kein anderes Wesen töten konnte – und er hatte keine Ahnung, ob der Anzug die Korrago als robotisch oder als semiorganisch beurteilen würde.

Ein heftiger Schlag ließ die Luft zittern. Die Paratrons fuhren Überlast, aber sie brachen nicht.

Rhodans Füße berührten den Boden, er rannte los, und in weiteren zwanzig Sekunden stand er im Vorraum zur Schleuse.

Sein Blick fiel auf die versammelten Agenten. Hinter den Helmscheiben konnte er kaum die Gesichter erkennen.

Zuerst bemerkte er Monkey, den Oxtorner, mit der Statur eines überdimensionierten Athleten. Über der Schulter des Umweltangepassten hing ein kleines Thermogeschütz.

Etwas abseits positioniert winkte Mondra Diamond. Sie schien froh zu sein, dass sie nicht mehr ohne Rhodans Hilfe neben Monkey stehen musste.

»Perry! Hierher, es geht los!«

Etwas an Mondra weckte sein Misstrauen. Die instinktive Sicherheit, dass sie ein wichtiges Geheimnis hatte, schwand nicht, sondern sie wuchs.

Rhodan machte sich klar, dass er keinen Anspruch auf die Wahrheit besaß. Mondra Diamond hatte ein Recht auf Geheimnisse wie jeder andere Mensch.

Er fühlte sich am Handschuh gepackt. Es war Monkey. Der Oxtorner zog ihn nahe zu sich und Mondra heran.

Mitten im Gedränge der TLD-Agenten hörte Rhodan sein Herz pochen.

Ein furchtbarer Schlag ließ die Hülle der GOOD HOPE III erzittern, zum wiederholten Mal.

Eine Sekunde lang ging das Licht aus. Die Luft in der Schleuse wurde abgepumpt, damit die Landetruppen kontrolliert aussteigen konnten.

Die Außenschleuse fuhr beiseite. Rhodan sah den freien Weltraum vor sich.

Ein flackerndes Blitzlichtgewitter erfüllte im Zehntelsekundentakt das All rings um die GOOD HOPE III. Seine Helmscheibe filterte die blendwirksamen Komponenten heraus.

»Aussteigen!«, vernahm er plötzlich Fee Kellinds Stimme über den Interkom. »Wir sind da! Seht zu, dass ihr wegkommt!«

Die Aufgabe der Landetruppe, die aus tausend TLD-Agenten bestand, schien denkbar einfach zu sein: Sie mussten einer nach dem anderen hinausspringen, und das in so kurzer Folge wie nur möglich.

Aber es kam nicht dazu. Jedenfalls nicht in der berechneten Weise.

Ein Volltreffer aus einer weit entfernten Energiekanone traf das Schiff. Der Paratron hielt, doch ein Teil der ungeheuren Energien schlug auf die Außenhülle durch.

Die künstliche Schwerkraft setzte aus. Es war der ungünstigste Moment, den man sich denken konnte.

Rhodan wollte hinaussprinten, wie die anderen auch. Er war fest entschlossen, das Feuer der Abwehrforts zu ignorieren.

Doch der Boden stand unter hoher elektrischer Spannung. Die Sohlen seiner Stiefel wurden abgestoßen.

Da es keine Schwerkraft gab, konnte er seine Kraft nicht auf den Boden bringen. Eine einzige Bewegung, und er driftete hilflos in Richtung Schleusendecke. Sein Nebenmann stieß ihn an, ohne Absicht, und Rhodan fühlte sich zur nächsten Wand getrieben.

Im Menschenpulk war keine vernünftige Reaktion möglich.

Die Anzugtriebwerke konnten nicht aktiviert werden; nicht in der Enge der Schleusenkammer. Dasselbe galt für die Antigravs, die sie ohne Absprache nicht einheitlich vektorieren konnten.

Dies waren ihre Sekunden. Jene Zeit, die sie benötigten, um an der richtigen Stelle auszusteigen.

Einige Agenten schafften es ins Freie. Rhodan sah ihre Körper ins All verschwinden.

Jeder TLD-Agent besaß ausreichende Erfahrungen mit dem Vakuum. Es wurden immer mehr, die die Lage erfassten.

Das Gros der Agenten blieb jedoch als verkeilte Wolke in der Schleuse zurück, und Rhodan erkannte mit unnatürlicher Klarheit, dass sie eine halbe Minute benötigen würden, um den Ausstieg in Schwerelosigkeit neu zu organisieren.

Rhodan hätte den Einsatz bedenkenlos in derselben Sekunde abgebrochen.

Von tausend Agenten, so schätzte er, hatten fünfzig das Schiff jedoch bereits verlassen. Er war nicht bereit, diese Menschen zu opfern.

Sie mussten hinaus, unter welchen Umständen dies auch immer geschah.

 

*

 

»Bojen Typ Alpha absetzen!«, kommandierte Fee Kellind schnell.

Cavalieri bestätigte: »Sind dort draußen!«

Von der Außenhülle der GOOD HOPE lösten sich fußballgroße, plump geformte Flugkörper. Es handelte sich um exakt tausend Einheiten.

Die Bojen Typ Alpha bestanden aus einer starken Energiequelle, wie man sie als Ersatzteil für Kampfroboter verwendete, und einem Breitband-Störsender. Hinzu kam ein miniaturisierter Antrieb ohne Steuerung.

Jede einzelne Boje Typ Alpha emittierte Energie und beschleunigte mit sehr geringen, schwankenden Werten Richtung Century I.

Fliegende Wunderkerzen, dachte Kellind. Produziert für kleines Geld.

»Schub zwei, Typ Beta!«, ordnete sie an.

Typ Beta kam lediglich in einer Stückzahl von etwa zweihundert in den Einsatz. Beta-Bojen besaßen nicht nur zwei Energieerzeuger statt eines einzigen, sondern zusätzlich einen verbesserten Störsender.

Kellind war nicht sicher, wie die Ortergeräte der Korrago die Alpha- und Beta-Bojen einstufen würden. Für einen nicht eingeweihten Beobachter musste es aussehen, als befinde sich ein Geschwader von kleinen Kampfschiffen im Anflug.

»Schub Nummer drei! Bojen Typ Gamma!«

Gamma-Bojen stellten das Zentrum ihrer Strategie dar. Sie führten lediglich zwei Dutzend Stück mit, und diese hatten mehr gekostet als die Produktion aller anderen Bojen zusammen.

Gamma-Typen besaßen keinen Antrieb. Ihr technisches Innenleben bestand aus einer Energiequelle, einem Breitband-Hypersender, einem Normalfunk-Sender und einem extrastarken Ortermodul.

Ihre energetischen Emissionen lagen weit unter dem, was die Alpha- und Beta-Bojen abstrahlten. Es war ihre Aufgabe, eine Botschaft zu verbreiten.

»Gamma-Bojen aktivieren!«

»Sender und Aktiv-Orter sind aktiviert!«

Kellind verfolgte mit Anspannung das Abwehrfeuer, das den Raum rings um die GOOD HOPE III erfüllte.

Als sie die erste der Bojen explodieren sah – eindeutig eine Einheit vom wertlosen Alpha-Typ –, hörte sie ihre Besatzung in Jubelrufe ausbrechen.

Nur Kellind schwieg. Solange sie nicht wusste, was mit den Gamma-Bojen war ...

Ein heftiger Schlag erschütterte die Kugelzelle der GOOD HOPE III.

Der Rumpf fing wie eine überdimensionierte Glocke zu schwingen an. Kellind sah das Schiff plötzlich in konzentriertem Feuer liegen.

Eine der Paratron-Sphären verflüchtigte sich ins All. Die künstliche Schwerkraft fiel aus, und Kellind fühlte sich wie in einem Traum, als stürze sie in einen bodenlosen Abgrund.

»Fee!«, hörte sie eine drängende Stimme. »Die Transformkanone! Wir müssen endlich schießen!«

»Wir haben nicht die Munition und nicht das Kaliber für die Übermacht.«

Dann hörte es unvermittelt auf. Sie empfand eine große Erleichterung.

Die Gurte hielten sie im Sitz. Fee Kellind fühlte sich in Schwerelosigkeit unwohl, dennoch ließ sie nicht eine Sekunde lang die zahlreichen Displays aus den Augen.

»Aussteigen ...!«

Schub Nummer vier bestand nicht mehr aus Bojen – sondern aus Rhodan und den TLD-Agenten.

Die Bojen stellten eine perfekte Tarnung für sie dar. Inmitten all der strahlenden Pseudoziele fielen die Raumanzüge nicht ins Gewicht. Shabazza würde kaum erwarten, dass Rhodan ihn mit Bodentruppen angriff.

Aber der vierte Schub kam nicht. Kellind wartete vergeblich.

Sie zählte in Gedanken die Sekunden. ... einundzwanzig, zweiundzwanzig ...

Ihr Blick blieb an den Holos aus den Schleusenkammern hängen, und sie begriff mit einemmal, welches banale Problem es war, das den Ausstieg behinderte.

»Künstliche Schwerkraft wiederherstellen!«, trieb sie ihre Leute an. »Beeilt euch!«

Jetzt! Jetzt müsst ihr raus!

Die GOOD HOPE III hätte in dieser Sekunde beschleunigen und sich aus dem Gefahrengebiet um Century I entfernen sollen.

Kellind nahm auf manuellem Weg Dutzende von Schaltungen vor. Keine schien den gewünschten Effekt zu bewirken.

In den Schleusenkammern ballten sich die Agenten zu hilflosen Pulks. Zum Glück schaltete niemand sein Triebwerk an; in der Enge hätte es eine Katastrophe gegeben.

Der Plan war schlicht gescheitert.

Kellind wurde übergangslos ruhig. Sie machte sich bewusst, dass sie jetzt über alles allein entscheiden musste.

Die Schwerkraft kam nicht wieder.

Ihr Blick fiel auf das Schleusen-Holo, in dem auch Perry Rhodan zu sehen war.

Kellind schlug mit der Faust auf den Notverschluss-Sensor. Es handelte sich um eine vorprogrammierte Schaltung, die für Notfälle gedacht war.

Sie beobachtete, wie ein automatischer Traktorstrahl die Agenten beiseite drängte. Das Schleusentor fuhr zu.

Vor der Linse wirbelten Arme und Beine. Behelmte Gesichter zogen für Sekundenbruchteile vorbei. Mit einem Notkompressor wurde Luft in die Kammern gepumpt; ein sinnreicher Mechanismus für den Fall, dass es zu Unfällen kam.

Kellind beobachtete den Druckmesser, bis eine halbe Atmosphäre erreicht war.

»Fee!«

Die GOOD HOPE III hielt direkten Kollisionskurs auf den Planeten.

»Bremsbeschleunigung fortsetzen!«, ordnete sie an. »Wir gehen mit der Geschwindigkeit weiter runter. Kollisionskurs beibehalten.«

Cavalieri brüllte: »Das ist eine Abweichung vom Plan!«

»Halt deinen Mund, Jon!«, versetzte sie barsch.

Kellind sah das Feuer der Abwehrforts in die Schirme schlagen. Sie bildete sich ein, dass die Feuerfrequenz anstieg.

»Schutzschirme bei zweihundert Prozent!«, hörte sie eine mahnende Stimme. »Wir halten das nicht länger durch! Die Leistung der Projektoren muss auf Referenzwerte heruntergefahren werden!«

Kellind donnerte: »Finger weg von den Projektoren!«

»Wir können nicht ...«

»Ich sagte Finger weg!«

Die GOOD HOPE III bremste weiterhin, ihre Distanz zum Planeten Century I betrug nicht mehr als achtzigtausend Kilometer. Es war ein so lächerlich geringer Wert, dass sich kaum die Messung lohnte.

Dies war der kritischste Augenblick. Anfälliger war das Schiff zu keiner Zeit.

»Schutzschirme auf 280 Prozent!«

Ringsum wurde alles hell. Das Schiff lag in Dauerfeuer.

Kellind wartete ab, eine Sekunde noch, zwei, bis das Feuer plötzlich nachließ.