Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2283
Zwielichtklingen
Er ist der Dunkle Feldherr – und er streitet im Namen von ARCHETIM
Horst Hoffmann
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Als auf der Erde der mysteriöse Gon-Orbhon immer mehr Menschen in seinen Bann zieht, entdecken terranische Wissenschaftler im Innern der Sonne ein psi-materielles Feld. Erste Forschungen ergeben, dass es sich dabei um den »Leichnam einer Superintelligenz« handelt, der seit Jahrmillionen in der Sonne ruht und nun gewissermaßen angezapft wird.
Schließlich erfahren die Terraner auch, dass es sich dabei wahrscheinlich um die Wesenheit ARCHETIM handelte, deren bevorzugtes Hilfsvolk die zwergenhaften, entfernt menschenähnlichen Schohaaken waren.
Der Multiwissenschaftler Myles Kantor rüstet eine Expedition aus, um Näheres über ARCHETIM in Erfahrung zu bringen. Mit an Bord ist Orren Snaussenid, einer von wenigen tausend Schohaaken, der seit kurzem auf Terra lebt, ohne Erinnerung an seine Vergangenheit. An Bord des Schiffes INTRALUX erreicht das Team drei geheimnisvolle Sonnenstationen – und Orren erlebt die Stunde der ZWIELICHTKLINGEN ...
Orren Snaussenid – Der Schohaake betritt ein Mausoleum.
Mamor Ir'kham – Der Dunkle Feldherr versucht die Prophezeiung zu besiegen.
Sharaaya – Die Schohaakin verliert die Liebe und erntet Hass.
ARCHETIM – Eine Superintelligenz wird für tot erklärt.
ARCHETIMS Faust – Ein Rebell macht von sich reden.
13. März 1333 NGZ
Das, dachte Myles Kantor erschüttert, könnte der Anfang vom Ende sein!
Schlimmer konnte es für sie wohl kaum noch kommen. Kantor versuchte, die aufkommende Panik zu bekämpfen. Es ging nicht um ihn, um die in der Sonne Gestrandeten. Es ging um viel mehr, um vielleicht alles. Um das Solsystem, um die terranische Menschheit, um die nackte Existenz.
Die fünf überlebenden menschlichen Mitglieder der INTRALUX-Crew saßen an ihren Plätzen und hielten die Köpfe gesenkt. Tyun-Theris, die Swoon-Frau, lag flach und wie tot auf einem Pult. Der Schohaake Orren Snaussenid befand sich allein draußen im Hangar. Er war als Einziger nicht in das wracke Forschungsschiff zurückgekehrt.
Neunundvierzig Kybb-Titanen im Solsystem materialisiert!
Kantor wagte nicht aufzusehen. Er fürchtete sich vor den Blicken der anderen.
Die furchtbaren Nachrichten von der MUNGO PARK hallten in ihnen nach. Sie waren wie Hammerschläge.
Die terranische Heimatflotte räumt das Feld im Angesicht dieser militärischen Supermacht!
»Ich kann es nicht glauben«, sagte Inshanin endlich. Ihre Stimme schien von weither zu kommen. Die junge Plophoserin wirkte niedergeschlagen, hob das Haupt und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das kantig geschnittene, kurze Haar. Kantor spürte, wie sie ihn ansah. Wenn ausgerechnet sie ihre Niedergeschlagenheit schon so offen eingestand, was sollte er dann noch von den anderen erwarten?
Was von sich selbst?
»Es ist so«, kam es von Attaca Meganon. »Und wir können nichts tun.«
»Das ist doch Unsinn!«, begehrte Inshanin auf, als wolle sie Kantor Lügen strafen. »Wir sind noch nicht am Ende!«
»Die INTRALUX sitzt in der Sonne fest«, sagte Kyran Anteral bitter. »In einer Station, aus der wir nicht herauskommen. Schlimmer noch: Wir kommen auch nicht in sie hinein!«
Der Venusgeborene – ein Mann, der bislang eigentlich durch nichts aus der Ruhe zu bringen gewesen war – sprach ruhig, doch aus seinen Worten klang die ganze Verbitterung, die auch Kantor empfand. Er hatte das Gefühl, auf einem Pulverfass zu sitzen und die Lunte abbrennen zu sehen, immer weiter auf ihn zu – unfähig dazu, sie auszutreten.
»Nein!«, sagte er und legte den Kopf mit einem trotzigen Ruck in den Nacken. »Wir sind noch nicht am Ende! Wir wurden aus den Gluten der Sonne gerettet und in diesen Hangar geholt. Wir haben dort draußen eine Atmosphäre, die wir atmen können. Jemand hat sie für uns geschaffen. Das ist alles kein Zufall. Jemand beobachtet uns in diesem Mausoleum ARCHETIMS. Und irgendwann wird er sich melden!«
»Wenn unser Trumpf sticht«, sagte Inshanin, »und darauf warten wir seit mittlerweile sieben Tagen. Die Atemluft wurde für Schohaaken aufbereitet, für Leute wie Orren Snaussenid. Dass auch wir sie atmen können, ist Glück, nicht mehr. Orren ist der Schlüssel zu dieser Station und zur Vergangenheit.«
»Zur Vergangenheit, die zwanzig Millionen Jahre zurückliegt«, konkretisierte Anteral. »Wie wir aus Orrens Bericht wissen, wurden damals drei solcher Stationen in der Sonne verankert, um der toten Superintelligenz ARCHETIM das letzte Geleit zu geben. Von Schohaaken, Myles! Das alles hier wurde von Schohaaken für Schohaaken errichtet. Wie Inshanin sagte: für Leute wie – ihn.«
Der Hyperphysiker nickte in Richtung auf einen der Schirme, der Snaussenid zeigte, der sich immer noch im goldenen Licht des Hangars in der Nähe des Schotts aufhielt, das von zwei Statuen eingerahmt war – »Inkarnationen«, wie man inzwischen wusste; in einem speziellen Verfahren mumifizierte Schohaaken, die nur zu dem Zweck konserviert worden waren, anderen von ihrem Leben und Wirken – und damit auch dem ARCHETIMS – zu berichten.
Schohaaken, dachte Kantor bitter. Nicht Menschen. Wir waren es so sehr gewohnt, eines der Schlüsselvölker der Milchstraße zu sein, dass uns diese Erkenntnis besonders trifft. Aber die Milchstraße hat lange vor ES und vor der Ersten Menschheit existiert, das vergessen wir nur allzu oft. Früher waren es ARCHETIM und die Schohaaken ... und noch viel früher ... wer weiß ...
Als Mensch hatte er nicht einmal Zugriff auf Informationen: Er hatte es versucht, nachdem Orren den Kontakt zur Inkarnation Druben Eskuris beendet und von dessen Leben in den letzten Tagen ARCHETIMS berichtet hatte. Er hatte die Statuen berührt, genau wie der Schohaake, und es war nichts geschehen. Er war nicht in die Erinnerungen der Toten hineingeschlüpft, hatte nicht einmal etwas gespürt. Inkarnationen funktionierten immer nur unter Mitgliedern der gleichen Spezies.
Sie hätten einiges zu berichten gehabt, aber die Beschädigungen an der INTRALUX waren zu stark. Die Experimentalplattform konnte nur noch empfangen, aber nicht selbst senden, geschweige denn starten. Und wie auch? Wohin?
Die Hangaröffnung hatte sich hinter ihnen geschlossen. Sie waren gefangen in diesem riesigen Würfel. Das Schott ließ sich nicht öffnen, und die Station tat es nicht für sie. Nicht einmal für Orren Snaussenid.
»Die MUNGO PARK, die uns in die Sonne gebracht hat, hat uns nicht aufgegeben«, hörte er sich sagen. »Also sollten wir es auch nicht tun.«
Die Worte kamen ihm vor wie ein Hohn auf seine wirklichen Gedanken, auf die sich stauende Angst, die langsam höher kroch und nur darauf wartete, dass die Barrieren fielen, die er in sich errichtet hatte.
»Dir ist klar, dass sie wahrscheinlich jetzt der einzige im gesamten Solsystem verbliebene ENTDECKER ist?«, fragte Inshanin. »Falls es auch wirklich stimmt und sich die Flotte zurückgezogen hat.«
»Das muss nicht von Nachteil sein«, antwortete er störrisch. »Wenn die Kybb-Titanen das System inzwischen kontrollieren, werden sie damit nicht rechnen. Und sie werden die MUNGO PARK hier in hundert Jahren nicht finden.«
Die Plophoserin sah ihn mit gerunzelter Stirn an, als bezweifle sie seine Worte.
»Ich weiß!« Er stieß laut die Luft aus und stand auf. »Verdammt, ich weiß, dass wir uns nur an Strohhalme klammern können! Wir werden weiter warten! Wir haben Atemluft und genug Vorräte für Monate. Wir werden die INTRALUX reparieren und ...« Er hob die Schultern und schwieg.
»Machen wir uns doch nichts vor«, sagte Attaca Meganon. »Wir sind gefangen und können nicht einmal um Hilfe rufen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für ein Wunder?«
»Die Berechnung von Wundern ist ein Widerspruch in sich«, bemerkte Aileen Helsin, die auf seiner Schulter sitzende Siganesin.
Meganon lachte trocken. »Bleibt uns also nur eines: abwarten. Er«, er deutete in den Hintergrund der Zentrale, »braucht sich wenigstens keine Gedanken mehr zu machen.«
Kantor drehte sich um und starrte auf den Raumanzug am Boden. Das Lebenserhaltungssystem war auf Kühlung geschaltet, sodass der in ihm steckende Leichnam Rui Agh'anas' nicht verwesen konnte, bis eine angemessene Bestattung möglich war. Die Schohaaken hatten zu ihrer Zeit Leichen vorwiegend desintegriert, auch das war ein Unterschied zur solaren Menschheit, ein kleiner zwar nur, doch in der Summe machten solche Winzigkeiten eine Menge aus.
Als er Inshanins überraschten Aufschrei hörte, wandte er sofort den Kopf. Sein Blick folgte der ausgestreckten Hand der Physikerin und erfasste gleich die Veränderung auf den Schirmen, die eben noch Orren Snaussenid bei dem einzigen sichtbaren Schott gezeigt hatten.
Er war nicht mehr da.
»Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben«, sagte der Expeditionsleiter.
»Vielleicht«, sagte Meganon leise, »fängt es jetzt an ...«
Alle sahen ihn an, aber niemand fragte, was er genau meinte.
Sie wussten es auch so, aber nicht, ob sie deshalb Hoffnung haben sollten oder Angst. Noch mehr Angst. Angst vor dem, was über ihre Köpfe hinweg geschah, vielleicht schon seit Tagen.
Sie waren hierher gekommen in der Hoffnung, etwas zu finden, was Licht in die Rätsel um ARCHETIM, den psionischen Jetstrahl und die Gefahr aus Magellan bringen konnte. Etwas, das ihnen eine Waffe gegen den »Gott« Gon-O in die Hand geben könnte.
Sie waren gekommen, um Wissen zu suchen, um zu forschen und zu studieren.
Und nun, schien es Kantor, wurden sie selbst studiert.
Etwas geschah. Etwas regte sich, aber sie hatten weder Augen noch Ohren, keine Sinne, um es zu erfassen.
Sie konnten nichts tun. Sie waren ausgeliefert. Statisten in einem Spiel, in dem vielleicht gerade das Urteil über sie gefällt wurde ...
Die Angst kroch weiter. Die Barrieren begannen zu bröckeln. Kantor begehrte dagegen auf. Er rief über die Außenlautsprecher nach Orren Snaussenid.
Die einzige Antwort bestand im Widerhall seiner eigenen Stimme.
*
Wenige Minuten vorher ...
Orren Snaussenid wusste nicht, wie lange er schon allein vor dem Schott stand und sich den Kopf darüber zerbrach, was er auszurichten vermochte – und vor allem: wie. Er zählte die Stunden nicht. Manchmal ging er vor den beiden Statuen auf und ab und blieb wieder stehen, um die Liebenden der Zeit anzusehen und darauf zu warten, dass sie es ihm sagten. Aber Druben Eskuri, in dessen Erinnerungen er vor sieben Tagen geschlüpft war und mit dem er ARCHETIMS Geist, Pracht und schließlich Tod gespürt hatte, schwieg, so, wie er für zwanzig Millionen Jahre geschwiegen hatte. Er hatte gesagt, was er sagen konnte. Für Snaussenid hatte er keinen Ratschlag parat.
Aber wenn diese ganze Expedition hierher in die TRIPTYCHON-Station einen Sinn haben sollte, einen Sinn für ihn, dann musste etwas geschehen. Irgendetwas, das ihm zeigte, wie es weiterging, nachdem er erfahren hatte, was Druben Eskuri über die Vergangenheit berichten konnte. Er brauchte vielleicht nur einen weiteren »Führer«, eine weitere Inkarnation, um mehr herauszubekommen.
Er wusste von Druben, dass vor ihm und seiner Gefährtin Eidoa viele tausend Schohaaken in dieses Mausoleum gegangen waren, um Auskunft zu geben – bestimmt auch darüber, wie die Station zu bedienen war; wo ihre Schaltzentren lagen. Druben und Eidoa hatten darüber nichts gewusst. Die anderen Schohaaken aber waren eigens zu diesem Zweck ausgebildet worden. Sie mussten ihm sagen können, was er wissen musste, um nicht elend in diesem Hangar zugrunde zu gehen.
Aber zwischen ihnen und ihm war das Schott. Er kam nicht an sie heran. Er war isoliert – und nicht nur von den Inkarnationen.
Orren Snaussenid drehte sich um und sah zur INTRALUX zurück. Er ahnte, dass Kantor und die anderen ihn beobachteten. Er wusste, was sie von ihm erwarteten. Ihre ganzen Hoffnungen ruhten auf ihm, solange die Beschädigungen an der Plattform jeden Kontakt nach außen unmöglich machten.
Aber er konnte ihnen nicht helfen. Er musste aufpassen, dass ihn seine Gefühle nicht übermannten, vor allem das Gefühl des Alleinseins, das er selten so stark empfunden hatte wie jetzt.
Denn auch wenn er nun einen Teil der Geschichte seines Volks kannte, das einst als ARCHETIMS auserwähltes Volk diese Galaxis – Phariske-Erigon – bewohnt hatte, über sich selbst wusste er immer noch so gut wie nichts. Er war ein »materieller Aktionskörper«, einer von einigen Tausend, die ARCHETIMS Leichnam nach dem Hyperimpedanz-Schock ausgestoßen hatte. Doch was war er davor gewesen? Und weshalb war er da?
Orren Snaussenid blieb wieder stehen und atmete tief ein. Die Luft war gut und würzig. Wenigstens würde er so schnell nicht ersticken. Wie lange er es ohne Nahrung aushalten konnte, war eines von den Dingen, die er nicht wusste.
In seinem Kopf drehte sich alles. Was muss ich tun?, fragte er sich. Myles erwartet etwas von mir. Was kann ich tun, um ihn nicht zu enttäuschen?
Mit dieser Frage lebte er, seitdem sie in den Hangar geholt worden waren. Und er war darauf vorbereitet, dies noch länger ertragen zu müssen. Nicht vorbereitet war er darauf, dass das Schott plötzlich offen stand.
Er blinzelte. Er schloss die Augen und öffnete sie wieder.
Er machte einen Schritt zurück und wiederholte es. Doch alles Blinzeln half nichts. Das Schott stand immer noch offen.
Warum zögerst du?, hallte es in ihm. Darauf hast du doch gewartet! Jetzt hast du die Chance. Denk nicht lange, tritt hindurch!
»Das ... das ist ...«, stammelte er und drehte sich wieder zur INTRALUX um. Er breitete die Arme aus, gestikulierte hilflos. Doch sie schienen ihn nicht zu sehen.
Tritt hindurch, Orren! Das Schott wird nicht ewig offen bleiben!
Er bewegte sich, machte die ersten zögernden Schritte auf die Öffnung zu.
Er hielt die Luft an und sah Druben Eskuri noch einmal an, als könne die Statue ihm die Fragen beantworten, die ihm durch den Kopf schossen.
Natürlich konnte sie es nicht. Nur er, er selbst konnte die Antworten finden. Sie warteten auf ihn, hinter der Schwelle. Wenn er jetzt nicht ging ...
Orren Snaussenid gab sich den entscheidenden Ruck. Plötzlich lief er. Er wusste nicht, was ihn erwartete und wer die Öffnung für ihn geschaffen hatte. Alles später! Jetzt hindurch!
Er sah nicht mehr zurück. Es war, als habe ein andere, eine fremde Macht die Kontrolle über ihn übernommen.
Er war in der Station, noch bevor er die Augen wieder öffnete. Er hörte eine Stimme – Myles! –, aber es war zu spät. Als er stehen blieb und sich umdrehte, hatte das Schott sich bereits wieder hinter ihm geschlossen.
Drin!, dachte er, und ein eisiger Schauder überlief ihn dabei.
Er hatte darauf gewartet, dass es geschah. Er hatte es inständig gehofft. Doch nun, nachdem sich das Schott für ihn geöffnet hatte, überkam ihn die niederdrückende Erkenntnis, dass nicht nur Myles und die Crew etwas von ihm erwarteten, sondern auch andere – jene, die in der Station auf ihn warteten.
Gab es noch eine Steigerung für das Gefühl, vollkommen allein zu sein?
Orrens Aufbruch
Orren Snaussenid fasste sich schnell. Das Zittern, das von seinem Körper Besitz ergriffen hatte, ließ nach und hörte schließlich ganz auf. Er zwang sich dazu zu akzeptieren, dass er nun wirklich in der Station war und alles vor ihm lag, was er sich heimlich gewünscht hatte. Die Antworten auf seine und der Menschen drängende Fragen, Hilfe vielleicht, ein Ausweg aus der verfahrenen Lage.
Myles!
Er schloss den Helm seines Schutzanzugs und versuchte, den terranischen Wissenschaftler über Funk zu erreichen. Nach mehreren Versuchen gab er es auf. Er kam weder zur INTRALUX durch, noch empfing er etwas von ihr. Das Schott und die Hangarwände isolierten ihn von den Gefährten. Er war allein, wirklich allein ...
... mit den Geistern der Vergangenheit.
Orren suchte vergeblich nach Kontrollen, mit denen sich von dieser Seite aus das Schott wieder öffnen ließe. Plötzlich hörte er ein dumpfes Hämmern und wusste, dass die anderen jetzt im Hangar vor dem Schott standen und ihn wahrscheinlich vergeblich riefen. Das Einzige, was er tun konnte, war, ihnen Antwort zu geben, indem auch er gegen das Metall klopfte. Wenn sie ihn hörten, wussten sie wenigstens, dass er lebte. Mehr konnte er nicht tun.
Das Schott würde sich kein zweites Mal öffnen, nicht, solange er nicht wusste, wie die Station zu »bedienen« war: Er stand vor einer Prüfung oder zumindest einer Chance und musste nun handeln, um sich zu legitimieren. Nur er hatte die eigentliche Station betreten dürfen, daher lag es nun an ihm, die Handlungsmöglichkeiten auszuweiten. Aber er machte sich keine zu großen Illusionen. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie er die oder das, was die Vorgänge im Mausoleum steuerte, dazu bringen konnte, auch seine Begleiter einzulassen.
Snaussenid setzte sich langsam in Bewegung. Er befand sich auf einem Korridor, der sich wenige Meter hinter dem Schott stark verbreiterte. Es war hell. Das Licht kam indirekt aus den Wänden und der Decke und war – wie nicht anders zu erwarten – golden.
Die Wände selbst waren ähnlich verziert wie jene des Hangars. Auf den ersten Blick wirre Muster in verschiedenen Goldtönen wechselten sich mit Beschriftungen ab, die er nicht lesen konnte. Obwohl sie von Schohaaken für Schohaaken angebracht worden waren. Merkwürdig.
Fast hatte er Angst vor ihnen. Sie machten ihm nur wieder klar, wie wenig er von sich wusste. Wenn er in einer früheren Existenz ARCHETIM gedient hatte – müsste er sie dann nicht entziffern können? Müsste er die Bedeutung der in die Wände modellierten Piktogramme nicht kennen, erschließen können oder wenigstens erahnen?
Hier und da gab es Pfeile, die eine Richtung wiesen. Aber auch sie waren ohne die Schriftzeichen und Piktogramme eher verwirrend als hilfreich.
Er kam sich klein und fremd vor und wünschte sich, wenn schon nicht Myles und die anderen, so doch wenigstens Mondra bei sich zu haben – Mondra Diamond, seine erste und einzige wirkliche Freundin unter den Menschen. Sie hätte ihm bestimmt helfen können.
Oder Alexander Skargue! Der große Mann, der ihn in Schnee und Eis gefunden hatte. Er verstand nicht so viel von Technik wie Mondra, aber er hätte ihm das Gefühl der Geborgenheit gegeben, das er jetzt so vermisste. Skargue, der ihn häufig besucht hatte und wieder ganz gesund geworden war – er und sein vierbeiniger Freund Sam, sie würden ihm Halt geben.
Aber so ...
––etwas