Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2286
TRIPTYCHON
Im Mausoleum der Superintelligenz – ein Schohaake auf der Spur der Vergangenheit
Uwe Anton
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Die Erde befindet sich im Würgegriff des angeblichen »Gottes« Gon-O, der aus der unglücklichen Verbindung eines wahnsinnigen Nocturnenstocks mit einem unsterblichen Kunstgeschöpf entstanden ist. Gon-O giert nach ARCHETIM, dem seit mehr als 20 Jahrmillionen in der Sonne existierenden »Leichnam« einer mächtigen Superintelligenz.
Myles Kantor und ein Wissenschaftler-Team befinden sich bereits in der Sonne. Noch vor der Invasion des Solsystems haben sie sich mit dem Forschungsschiff INTRALUX dorthin aufgemacht, um mehr über den geheimnisvollen ARCHETIM herauszufinden.
Tatsächlich wäre das Team schon längst vernichtet, wäre nicht ein Mitglied eines uralten Volkes an Bord: der kleinwüchsige Schohaake Orren Snaussenid. Ihm als Einzigem öffneten sich die drei Wachstationen, die in der Vergangenheit als Pilgerstätten dienten.
Myles Kantor hat bereits einen Namen für diese Raumstationen gefunden. Er nennt sie TRIPTYCHON ...
Orren Snaussenid – Der Schohaake fürchtet sich vor weiteren Offenbarungen aus der Vergangenheit.
Myles Kantor – Der terranische Wissenschaftler hofft auf weitere Informationen über ARCHETIM.
Inshanin – Die Plophoserin muss sich ihren neuen Gefühlen stellen.
Marreli Nissunom – Die Schohaakin hat einen schrecklichen Traum.
Ein kleines Dorf in der Nähe von Terrania
Draußen war es dunkel. Kein Stern erhellte die Nacht, als hätte sich ein schwarzer Teppich über den Planeten gelegt, auf dem sie eine neue Heimat gefunden hatte. Etwas Bedrohliches schien sich dort oben zu befinden. Sie konnte es nicht sehen, wusste jedoch, dass es vorhanden war.
War es das, worauf sie wartete und worauf mittlerweile alle von ihnen warteten? War es das, was kommen musste, aber einfach nicht kommen wollte?
Nein. Das war etwas ganz anderes. Die Bedrohung über dem Planeten war real. Ihr war zwar nicht ganz klar, woraus genau sie bestand, aber sie war vorhanden. Daran ließen die übereinstimmenden Berichte keinen Zweifel. Über Terra hatten Kybb-Titanen Stellung bezogen.
Das hingegen, worauf sie wartete, war nicht real, nicht vorhanden. Sonst hätte sie nicht darauf warten müssen, sie und alle anderen ihres Volkes. Sie ahnte nicht einmal, worum es sich dabei handelte. So einfach war das.
Zögernd schloss sie die Tür des Hauses, das die Beherrscher dieser Welt für sie errichtet hatten, eins von vielen, die sich zu einem kleinen Dorf zusammenfügten. Sie hatten es am Rand einer gewaltigen Stadt errichtet. Terrania, so nannten sie die Stadt.
Sie musste schwach lächeln. Die schlichten, bescheidenen Häuser – kaum mehr als Hütten – kamen ihr vor wie seltsame Notbehelfe und nicht besonders gut durchdacht. Für die Beherrscher des Planeten waren sie viel zu klein. Sie mussten sich bücken, wenn sie ein Haus betreten wollten. Für sie hingegen, die Neuankömmlinge, waren sie zu groß. Nicht viel zu groß, nur eine Spur, doch immerhin so viel, dass sie sich unbehaglich darin fühlten.
Es war kein großes Problem. Sie hätte die Terraner nur darauf hinweisen müssen, und sie hätten etwas daran geändert. Doch die großen Humanoiden hatten sie freundlich aufgenommen und ihnen jede nur erdenkliche Unterstützung zukommen lassen. Was spielten da etwas zu groß geratene Häuser für eine Rolle?
Die Nacht kam ihr merkwürdig warm vor und – dicht? Es war ein ganz seltsames Gefühl. Sie machte einen Schritt und dann noch einen, musste plötzlich gegen Widerstand ankämpfen. Die Luft schien dicker geworden zu sein und sich ihr entgegenzustemmen. Sie konnte sich nur noch wie in Zeitlupe bewegen.
Unvermittelt brach ihr Schweiß aus. Kalter Schweiß, der viel kälter als die Nacht war und sie trotz der Wärme frösteln ließ.
Sie blieb stehen und sah sich um. Die Straßen ihres kleinen Dorfs waren völlig verlassen. Sie stutzte. Trotz – oder gerade wegen – allem, was ihm widerfahren war, unterhielt ihr Volk sehr enge soziale Kontakte. Ständig herrschte ein Kommen und Gehen zwischen den einzelnen Häusern, auch noch tief in der Nacht. Ihr Volk suchte schier verzweifelt den Zusammenhalt untereinander, das Einzige, was ihm noch geblieben war, nachdem es aus seiner Existenz gerissen worden war.
Aus seiner Existenz? Nein – aus dem Nichts. Aus dem gnädigen Vergessen.
Sie gestand es sich nicht gern ein, aber plötzlich verspürte sie Angst. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Sie rief, aber ihre Stimme drang nur leise, verhalten in die Nacht. Nicht, dass sie gezaudert hätte – sie hoffte geradezu auf eine Antwort. Doch die Luft, der seltsame Äther, der ihre Bewegungen behinderte, schien ihren Ruf nicht zu tragen. Er schien zu gefrieren in der Kälte, die sie verspürte, und gleichzeitig zu verdorren in der unnatürlichen Hitze.
Aus ihrer Verwunderung wurde Besorgnis, aus der Besorgnis Angst. Sie rief noch einmal, doch diesmal kam gar nicht erst ein Ton über ihre Lippen.
Es bereitete ihr unsägliche Mühe, den Kopf zu heben, als sie ein Geräusch vernahm, das aus dem dunklen Himmel auf sie zu stürzen schien. Ein Kreischen und Dröhnen, als würde das nachtschwarze All selbst sich zusammenziehen und körperlich werden, auf den Planeten herabstoßen und ihn unterdrücken, unterwerfen, verheeren, verwüsten.
Unwillkürlich schrie sie auf, und diesmal hörte sie ihren Schrei, denn mit einem Mal wurde die undurchdringliche Dunkelheit erhellt. Mitten aus ihrem Zentrum erhob sich eine rötliche Lichterscheinung, die sie an die Große Welteninsel erinnerte. Raum und Zeit erbebten – Strukturerschütterungen sagten die Terraner dazu –, und der gleißende Schein dehnte sich immer mehr aus, bis er schließlich die gesamte Welteninsel umfasste und dann zu verpuffen schien.
Aber das Licht vertrieb das, was aus dem All auf den Planeten stürzte, und auch die Dunkelheit und die Trägheit der Luft, und sie konnte sich wieder bewegen. Erleichtert lief sie los, rief erneut, und nun bekam sie Antwort. In fast allen Häusern flammte Licht auf und erhellte die Fenster, und Türen wurden aufgestoßen, und Angehörige ihres Volkes stürzten heraus, wild gestikulierend und durcheinander sprechend, und ihre Erleichterung war grenzenlos, und sie rannte auf den Erstbesten zu ... und verharrte.
Er war nicht vollständig.
Ihm fehlte etwas.
Etwas, das ihn zu dem machte, was er war.
Sein Körper war nur eine leere, amorphe Hülle, die nicht von einem Geist beseelt, sondern nur von einer Sehnsucht aufrecht gehalten wurde, der Sehnsucht nach dem, was sie alle erwarteten.
Sie hatte keine Angst vor diesem Kokon. Er stellte keine Bedrohung für sie dar. Er war lediglich Ausdruck der tief greifenden Verzweiflung, die auch sie erfüllte.
Doch dann stellte sich doch so etwas wie Furcht ein. Nicht die um ihr nacktes Leben, sondern die um den Sinn ihrer Existenz. Denn wenn es ihnen nicht gelang, diese Leere zu füllen, war ihr gesamtes Dasein sinnlos.
Zwei, drei der anderen liefen zueinander, als verspürten sie genau dieselbe Furcht, die auch von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie wusste, was geschehen würde, und sie wollte ihnen eine Warnung zurufen, doch dann hielt sie inne. Das, was nun geschehen würde, war nicht wider die Natur, nicht bösartig. Es war ihre Erfüllung.
Die drei prallten in ihrem Übereifer gegeneinander, berührten sich ... und veränderten sich. Ihre Haut schlug Blasen, verklebte und verlor gleichzeitig jede Form, verwandelte sich in etwas anderes, verschmolz miteinander. Immer mehr Angehörige ihres Volkes liefen zu dem amorphen Klumpen, und je mehr sich mit ihm vereinigten, desto fester wurde seine Konsistenz.
Aber nicht größer. Je mehr Einzelwesen sich zu der neuen Gestalt vereinigten, desto schärfer wurden ihre Konturen, desto akzentuierter ihre Umrisse. Die Haut glättete sich, das Gesicht wirkte nicht mehr wie eine verquollene Masse, sondern nahm wieder normale Züge an.
Nun endlich erkannte sie, mit wem sie es zu tun hatte.
Aus sämtlichen Angehörigen ihres Volkes war ein einziger geworden.
Orren Snaussenid.
Der, dessen ... Träume sie alle in den vergangenen Nächten geträumt hatten. Seine Erlebnisse in den Inkarnationen. Erinnerungen an die Liebe und das Glück. Tränen liefen ihre Wangen hinunter, als sie sich an das erinnerte, woran es keine Erinnerung mehr gab auf Terra. Ihr Blick blieb auf Orrens Gesicht haften. Es verzog sich noch einmal, zerlief, formte sich dann wieder neu, und er streckte die Hand aus, als wolle er nach ihr greifen, als sei sie sein letzter Halt, sein letzter Anker in einer Welt, die von innen nach außen und von oben nach unten gestülpt wurde, der letzte Rettungsanker, der ihn vor einem fürchterlichen Schicksal bewahren konnte.
Orren verharrte noch einen Moment lang auf der schmalen Straße. Seine Umrisse wurden transparent, verschmolzen mit dem Hintergrund.
Einen Moment lang glaubte sie, sein Gesicht sei vor Schmerz verzerrt, von einer unaussprechlichen Qual, die bei weitem alles überstieg, was sie jemals gesehen und erlebt hatte.
Seine Hand schien zu wachsen, sich auszudehnen in dem verzweifelten Versuch, sie zu berühren.
Und dann ... dann löste er sich langsam, scheinbar zögernd auf, zerstob zu hellen Funken, die dem dunklen Himmel entgegenstrebten. Einen Moment lang befürchtete sie, sie würden in ihm aufgehen, sich auflösen, einfach verschwinden, von der allumfassenden Schwärze des Himmels vereinnahmt werden, doch sie zogen sich wieder zusammen, wurden zu einer Spiralgalaxis, die sich unter heftigen Strukturerschütterungen ausdehnte, bis sie das gesamte nächtliche Sternenband am Himmel umfasste – und dann war alles fort.
Und mit einem Mal wusste sie, worauf sie wartete, sie und alle anderen ihres Volkes.
Aber sie wusste nicht, was es zu bedeuten hatte.
Marreli Nissunom schrie auf.
Und erwachte endlich aus dem furchtbaren Traum.
Terra, 1. Dezember 1152 NGZ
»Kann Myles weiter Syntronik?«
Sein Vater runzelte die Stirn. »Heute ist dein Geburtstag, Myles. Sieh doch mal, wer alles gekommen ist! Toby, Leo, Baystik, Garreit, Pastrak ... Willst du nicht mit ihnen spielen? Oder die Geschenke auspacken? Und dann gibt es Grammak und Kuchen!«
Grammak war der aktuelle In-Drink bei Terras Jugend, ein umwerfender Erfolg abgezockter Marketing-Experten von Plophos. Sehr süß und prickelnd, ohne dick, dünn, träge, hektisch, müde oder wach zu machen oder die Zähne, den Magen oder andere Körperteile zu schädigen.
»Myles will Syntronik«, sagte er leise, aber bestimmt. »Hat niemand eingeladen. Will Syntronik.«
»Was spielst du denn gerade?« Notkus runzelte die Stirn.
»Spielen?«
»Myles spielt doch nicht!«, krähte Pastrak. »Myles geht auch nicht raus, deshalb ist er so blass!«
Notkus Kantor warf dem Jungen einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts darauf. »Was machst du denn am Syntron?« Er beugte sich vor, um das kleine Holo besser sehen zu können, und pfiff überrascht auf. »Schatz! Das musst du dir ansehen!«
Enza Mansoor unterbrach die Partie Galaxienschach mit den Kindern und trat vor das Holo. Ihr Sohn spielte tatsächlich nicht; über das Holo rollten fast schneller, als man mit den Blicken verfolgen konnte, lange Zahlenkolonnen und mathematische Formeln.
»Was ist denn das?«, fragte sie.
»Wenn ich mich nicht völlig irre«, erwiderte Notkus, »ist das eine Variante von Waringers Formeln zum vektorierbaren Grigoroff.« Er sah Myles an. »Woher hast du die?«
»Grigoroff«, sagte der Junge. »Viel interessanter als dumme Spiele.«
1.
TRIPTYCHON
4. April 1333 NGZ
Myles Kantor spürte es und wusste, er konnte nichts dagegen tun. Er war dem Effekt hilflos ausgeliefert. Als er zusammenbrach und der Boden sich langsam zu ihm zu heben schien, glaubte er, sein Herz bliebe stehen. Es war wesentlich schlimmer als beim letzten Mal, vor fast zwei Monaten auf dem Merkur. Seitdem hatte es keine Anzeichen dafür gegeben, solch ein Anfall könne sich wiederholen.
Nicht jetzt, dachte er. Nicht ausgerechnet jetzt!
Jetzt, da das Hangarschott, das ins Innere der Triple-Station führte, endlich offen stand und sie TRIPTYCHON zum ersten Mal betreten wollten!
Die Brust war ihm wie zugeschnürt. Er konnte nicht mehr atmen, und gleichzeitig schien die Welt sich zu verengen. Sie wurde rapide kleiner. Das, was er am Rand seines Sichtfelds wahrnahm, wurde von einem grauschwarzen Wabern zurückgedrängt, und sein Blick reduzierte sich auf einen schmalen Tunnel, durch den er einen kleinen Teil der Wand vor ihm sehen konnte.
Er konzentrierte sich, versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen, gegen die drohende Bewusstlosigkeit anzukämpfen, bezweifelte aber, dass es ihm gelingen würde. Einen Moment lang sah er sich selbst als Kind, einen kleinen Jungen an einer Syntronik, hörte seine eigene Stimme – Kann Myles weiter Syntronik? – und befürchtete, dass sein ganzes Leben an seinem inneren Auge vorbeilaufen würde, fast zweihundert Jahre in zwei Sekunden, doch das Bild löste sich wieder auf.
Nicht jetzt, dachte er erneut. Nicht ausgerechnet jetzt! Nicht ein weiterer Takvorianismus-Anfall!
Er versuchte sich zu bewegen, doch es gelang ihm nicht. Sein Körper schien aus Stein zu bestehen oder aus einem anderen starren Material, wie das der Statuen in TRIPTYCHON.
Dann veränderte sich das Stück Wand, das er als einziges noch sah, und plötzlich durchflutete ihn unbändige Hoffnung, und er befürchtete nicht mehr, dass er hier und jetzt sterben würde.
Das Material, aus dem die Wand bestand, schien zu zerfließen. Es schlug Blasen, die sich ausdehnten, immer größer wurden, sich zu etwas Neuem formten ...
Zu einem Zifferblatt.
Und dann zu einer Uhr.
Das Zifferblatt wuchs aus der Wand heraus. Die Zeiger verloren ihre Festigkeit, hingen schlaff herab, gerieten in Schwingung, pendelten hin und her, hin und her, wurden wieder hart, bildeten Füßchen aus, dann ein Gehäuse, das allerdings sofort wieder in sich zusammenbrach und sich zu einem Uhrwerk ausstülpte.
Nein, dachte Myles, nicht schon wieder! Warum ausgerechnet jetzt? Und warum sehe ich dabei Uhren?
Es war genau wie damals, am 12. Februar, als er in Volcan-Center einen ähnlichen Anfall gehabt, sein subjektiver Zeitverlauf sich verlangsamt hatte. Auch damals hatte er eine Uhr gesehen.
Warum ausgerechnet eine Uhr? Weil er antike Uhren sammelte, geradezu fasziniert von ihnen war? Weil Uhren seines Erachtens ein Geheimnis bargen, das er seit Jahrhunderten zu entschlüsseln versuchte?
Genügte das wirklich als Erklärung? Konnte man so etwas überhaupt erklären?
Gab es überhaupt solch ein Geheimnis? Deutete er nicht etwas in einen simplen Gegenstand wie eine Uhr hinein, was gar nicht vorhanden war? Er mochte antike Uhren, das war alles.
Genau wie bei dem vorherigen Anfall war ihm auch diese Uhr bekannt. Es war eine offene Uhr, eine so genannte Laternenuhr ohne Gehäuse. Wenn man sie von vorn betrachtete, verdeckte das versilberte Zifferblatt aus Messing das Uhrwerk, von der Seite und von hinten war es in allen Einzelheiten zu sehen. Das Werk war sauber gearbeitet, von einem Uhrmacher mit Sinn für Proportionen. Es war robust gebaut, ohne klobig zu wirken. Eigentlich verfügte die Laternenuhr über drei Werke. Neben dem Gehwerk mit Spindelhemmung und Kurzpendel waren das Viertelstundenschlagwerk und das Stundenschlagwerk angebracht.
Die Uhr hatte sich ursprünglich vermutlich in einem Uhrenkasten befunden, anders ließen sich der Glockenstuhl und die Klöppel nicht erklären. Doch er hatte sie in diesem Zustand bekommen.
Er bewunderte die filigrane Signatur von J. Roufset, einem hervorragenden Pariser Uhrmacher. Das Stück war wohl um das Jahr 1720 alter Zeitrechnung entstanden.
Und es gehörte zu seiner Sammlung, wie die Morez-Wanduhr, die er beim ersten Anfall gesehen hatte.
Ein Schatten fiel auf das altertümlich anmutende Gebilde, eigentlich nur der Hauch einer Bewegung, ein Schemen. Es war sofort wieder verschwunden, legte sich dann aber auf sein Gesicht – und verharrte.
Verschwommen machte Myles ein schmales Gesicht aus, darüber eine kantig geschnittene Kurzhaarfrisur von einem dunklen Kastanienbraun. Wo die Augen hätten sein sollen, sah er nur ein glitzerndes Funkeln.
Inshanin! Wie immer trug sie ihre Brille, ohne die sie blind war.
Die Plophoserin schüttelte den Kopf, und ihre Wangen schienen zu schwingen. Wie halb durchsichtige Abziehbilder zogen sie die Haut hinter sich her. Dann, mit dem nächsten Atemzug, den er eigentlich nicht mehr für möglich gehalten hatte, begann seine Zeitwahrnehmung sich zu normalisieren, und Tausende transparenter Wangen wurden wieder zu einer ganz normalen aus Fleisch und Blut.
Ein hohes Zirpen drang an seine Ohren, wurde aber zusehends tiefer, verständlicher. »Habe ich es nicht gesagt?«, verstand er endlich. »Ein Anfall von Takvorianismus! Es war unverantwortlich von dir, mit an Bord der INTRALUX zu kommen! Du gefährdest uns alle!« Inshanins Stimme klang kratzbürstig und vorwurfsvoll, aber zugleich auch besorgt.