Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Wahrer Lügentraum
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Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2290
Daellians Kampf
Die DRAGUUN wird aufgebracht – als Ergebnis eines »Schwarmbefehls«
Michael Marcus Thurner
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Die Bewohner der Erde leben unter der neu errichteten Herrschaft des angeblichen Gottes Gon-O, der aus der Verbindung eines wahnsinnigen Nocturnenstocks mit einem unsterblichen Kunstgeschöpf entstanden ist. Gon-O giert nach ARCHETIM, dem seit mehr als 20 Jahrmillionen in der Sonne existierenden »Leichnam« einer mächtigen Superintelligenz. In einer Verzweiflungstat opfern sich Myles Kantor und sein Wissenschaftler-Team, um den drohenden Untergang des gesamten Solsystems aufzuhalten.
Am Entstehungsort des »Gottes«, in der Großen Magellanschen Wolke, weiß die terranische Expedition unter Malcolm S. Daellians Leitung nichts von diesen dramatischen Ereignissen. Die Terraner an Bord der RICHARD BURTON mussten zuletzt sogar vor den überlegenen militärischen Kräften des Gegners fliehen.
Ihr Ziel bleibt allerdings, das Übel an der Wurzel auszurotten: Die Vernichtung des Nocturnenstocks Satrugar, der das Zentrum von Gon-Os Wahn darstellt, scheint derzeit die einzige Herangehensweise zu sein.
In die Verantwortung rückt nun einer, dem nichts ferner liegt als das: Malcolm S. Daellian. Er ist Wissenschaftler, kein Stratege. Doch nun muss er genau diesen Anforderungen gerecht werden. So beginnt DAELLIANS KAMPF ...
Malcolm S. Daellian – Der Hyperwissenschaftler befiehlt den Angriff.
Hytath – Die Blutende Schildwache erlebt eine Enttäuschung.
Ascari da Vivo – Die Mascantin wartet auf den richtigen Moment.
Timm Kammschott – Ein Wissenschaftler kämpft gegen seine Phobien.
Ranjif Pragesh – Der Kommandant der RICHARD BURTON muss Daellians Kurs mittragen.
Er hatte einen Traum von einem jungen Mann.
Er besaß zwar einen kräftig gebauten, athletischen Körper, aber er war beileibe kein tumber Muskelprotz – oh nein! Auf den breiten Schultern ruhte nämlich ein verdammt kluges Köpfchen.
Die Mädels rannten ihm scharenweise die Junggesellenbude ein. In allen Nachrichtenmedien wurde er als legitimer Nachfolger terranischer Koryphäen wie Arno Kalup, Geoffry Abel Waringer oder Boris Siankow genannt. Allen Beobachtern war klar, dass ihn sein brillanter Intellekt über kurz oder lang in die Schaltzentralen des Wissens – und der Macht – bringen würde.
Für ihn schien das selbstverständlich. Vorherbestimmt. Teil seiner Lebensplanung.
Mit Leichtigkeit meisterte er die universitären Hürden, mit Eleganz erwarb er Diplome in Hyperphysik und Raumfahrttechnik – summa cum laude! Mit stetig steigendem Tempo forschte und unterrichtete er.
Ohne dabei aufs Menschsein zu verzichten. Er feierte seine Erfolge und die der anderen, genoss das Leben.
Nur noch wenige Schritte war er davon entfernt, ganz nach oben vorzudringen; mit Perry Rhodan, Reginald Bull und Myles Kantor sozusagen auf dem Gipfel des Olymp zu stehen.
Da passierte ein kleines Missgeschick.
Eine Irritation, die rational denkende Wesen als nebensächlich abtun würden.
Die meisten insektoiden oder reptiloiden Abkömmlinge hätten sich nicht besonders daran gestört.
Aber welcher Mensch, zum Henker, schaffte es schon, völlig ruhig und normal zu bleiben, wenn er plötzlich keinen funktionsfähigen Körper mehr besaß?
Malcolm S. Daellian erwachte.
Natürlich war es kein Schlaf im herkömmlichen Sinne gewesen, den er erlebt hatte. Vielmehr ein Dahindämmern, ein kurzzeitiges und bewusstes Abstandhalten zur permanenten Überreizung seines Denkens, verursacht durch die vielen Sorgen und Probleme der letzten Zeit.
Alle paar Tage tat er sich selbst diesen Gefallen. Und wenn es nur darum ging, für sich selbst die Illusion einer gewissen Normalität aufrechtzuerhalten.
Es gab kein allmähliches Auftauchen aus der Behaglichkeit geistiger Inaktivität. Der Sarkophag erlaubte es nicht. Er reagierte augenblicklich auf das Wachsein seines Bewohners und verstärkte die Zufuhr bernsteinfarbener Nährflüssigkeit.
Daellians Lebens- und Todesbehälter erhob sich eine Handbreit über den Boden.
»Gerätst du leicht ins Schwitzen, Wasarkun?«, fragte er in die geschäftige Stille des Raumes hinein.
Major DeMool zuckte zusammen, wie Daellian mit einer gewissen Genugtuung über seine optischen Außensensoren registrierte. Er mochte den stocksteifen Offizier nicht besonders.
»Nein!«, entgegnete DeMool – und begann unvermittelt zu transpirieren.
Malcolm Scott Daellian roch und sah es, ja, er konnte es sogar hören! Seine so vielfältig verbesserten und verstärkten Sinne, sie machten ihn zu einem unvergleichlichen Wesen, das einem herkömmlichen Menschen um einiges voraus war.
Und dennoch war er ein Nichts. Ein erbärmlicher Rest Körperlichkeit, eingesperrt in einem sargähnlichen Behältnis.
Daellian ließ die trübseligen Überlegungen hinter sich und widmete sich dem Alltagsgeschäft.
»Ich denke, dass jeder hier ins Schwitzen kommt«, sagte er knarrend, »vor allem wegen der Hitze, hier in der Korona der Sonne Dyon, mit nahezu einhunderttausend Grad Kelvin ringsum. Aber man kann auch vor Furcht schwitzen. Nicht wahr, Wasarkun?«
Daellian lachte, modulierte dabei seine Stimmlage. Heraus kam ein Gekrächze, das der Zentralebesatzung des Schiffs durch Mark und Bein gehen musste.
Und tatsächlich – sie wandten sich kurz ab, als ob er dadurch ihre Reaktion nicht erkennen könne: Am Nackenansatz von Major A. A. Cordable, dem Stellvertretenden Chefingenieur, bildete sich eine prächtige Gänsehaut, während sich die raue Körperoberfläche seines Kollegen Szam-Soon in Falten legte. Typisch für Swoons, denen es graute.
Einzig Oberstleutnant Dooram, der Posbi und Leiter der Logistikabteilung, drehte sich interessiert in die Richtung von Daellians Sarg. Seitdem die kleine Entsatzflotte aus der Milchstraße hier in der Großen Magellanschen Wolke eingetroffen war, stand er vermehrt im Einsatz und vollbrachte bemerkenswerte Leistungen – soweit man dies bei einem Roboter mit Bioplasma-Komponente beurteilen konnte. Und nebenbei nutzte er jene Zeit, die er in der Zentrale verbrachte, um ihn, den Mann im Sarg, zu beobachten. Sah oder suchte er Ähnlichkeiten?
»Wie sieht es aus?«, fragte Daellian. »Irgendwelche Anzeichen, dass uns Gon-Os Truppen ausgemacht haben?«
Wasarkun DeMool verneinte. »Wir stehen so tief wie möglich im Ortungsschatten Dyons. In der letzten halben Stunde, während du ... geruht ... hast, sind uns ein paar Flares ganz schön auf die Pelle gerückt.«
»Das ist eine äußerst unpräzise Ausdrucksweise, Wasarkun! Ich bitte um einen genauen Bericht.«
Der Olympgeborene schlug in einer lächerlichen militärischen Reaktion die Hacken zusammen. Der Mann gehörte zwar zum Führungspersonal der RICHARD BURTON und war während der Ruhephase Ranjif Prageshs sogar nomineller Kommandant, doch den Drill seiner früheren Armeetage hatte er sich nie abgewöhnen können.
»Die Belastung der Schirme lag kurzfristig bei 98,4 Prozent, gefolgt von einer ganzen Serie kleinerer Flares, massiver magnetischer Energiezuführungen sowie harter Röntgenstrahlung ...«
»Das klingt doch schon viel besser«, unterbrach Daellian zufrieden. »Mit anderen Worten: nichts Neues unter der Sonne. Gibt es anderweitig Berichtenswertes? Habt ihr der Morsebotschaft von Myles Kantor Neues entnehmen können? Eine versteckte Botschaft vielleicht?«
Wasarkun schnaubte beleidigt. »Wir hätten dich in einem solchen Fall selbstverständlich aufgeweckt!«
»Selbstverständlich«, echote Daellian und konzentrierte seine Wahrnehmung auf die vielfältigen Anzeigen. Holo-Matrizes in allen Größen und Formen, zwei- oder dreidimensional, stimulierten seine audiovisuellen Sensoren, zudem war er dank seiner High-Tech-Ausrüstung in gewissem Sinne direkt mit der RICHARD BURTON verbunden. Er filterte alles Wesentliche heraus, was das Schiff an Informationen hochspülte. Nur jenen bio-positronischen Großrechnern, die sich um die Aufrechterhaltung der Schutzschirme kümmerten, blieb er fern. Aus gutem Grund schreckte er davor zurück, die Messwerte aus der Sonnenkorona direkt an sein Gehirn weiterleiten zu lassen. Für manche Dinge war der menschliche Geist einfach nicht geschaffen – zumindest nicht seiner.
Umso mehr bewunderte er die Leistungen der Emotionauten unter ihren SERT-Hauben. Im speziellen Falle die der Venusgeborenen Lei Kun-Schmitt. Die riesige Frau, fett wie eine mongronidische Dattelqualle, hielt das Schiff mit einer Leichtigkeit im unmittelbaren Umfeld der Sonne fest, als würde sie ein Steak mit einer Zange am Holzkohlenfeuer grillen.
Emissionssignal!, spürte er plötzlich einen Hinweis aus der Ortungsabteilung, und eine Zehntelsekunde später schallte bereits der Alarm durch die Zentrale.
Rasch zog Daellian seine Außensensoren aus den Schnittstellen mit dem Schiff zurück. Einen längeren Kontakt mit der irrwitzigen Häufung an Impulsen, die in einem Notfall durch die Biopositronik der RICHARD BURTON hallten, vermied er nach wie vor.
»Ein Raumschiff!«, meldete Shabor Melli mit einer Gemütsruhe, die man ihm nicht zutraute. Der sonst so quecksilbrige Terra-Springer-Mischling reagierte in Momenten wie diesen wie ausgewechselt.
»Ein Parr-Jäger?«, fragte DeMool.
»Nein«, antwortete Shabor. »Die energetische Kennung ist unbekannt. Der Richtungsvektor weist ebenfalls auf anderes hin. Das Schiff entflieht soeben der Anziehungskraft des einzigen Planeten des Systems, allerdings mit lächerlichen Beschleunigungswerten. 14 Kilometer pro Sekundenquadrat – da pinkle ich ja schneller ...«
»Ich will so rasch wie möglich eine Auswertung der Ortungsergebnisse!«, befahl Daellian und ließ den Rotalarm aufheben.
Die Anspannung legte sich ein wenig; die Nervenkostüme aller, auch jene der Entscheidungsträger der kleinen Flotte, waren in den letzten Tagen mehreren schweren Belastungsprüfungen unterworfen gewesen. Vorderhand war Daellian daran gelegen, die Situation um ihrer aller willen nicht allzu dramatisch wirken zu lassen.
Ein rasch aufbereitetes Nachrichtenbündel wurde über den Bord-Interkom ausgesendet, um die mehr als siebentausend Frauen und Männer der Besatzung über den Stand der Dinge zu unterrichten – und zu beruhigen.
»Es handelt sich um einen mehr oder weniger stromlinienförmigen Raketentyp«, sagte Shabor nach geraumer Zeit. »Ungefähr 130 Meter lang, maximal 50 Meter breit. Definitiv kein Suchschiff unserer Lieblings-Gottheit.«
»Welche Daten existieren über den Dyon-Planeten, von dem aus die Rakete hochgestiegen ist?«
»Wenige. Wir wissen lediglich, dass dort keine hochenergetischen Prozesse ablaufen. Mehr war während unserer Annäherung und der Eintauchphase in die Sonne aus Zeitmangel nicht festzustellen ...«
»Wenn dort also vernunftbegabtes Leben existiert, dann hatte es nicht die technischen Möglichkeiten und Voraussetzungen, dieses Schiff in den Raum zu schicken? Sehe ich das richtig?«
»Simpel ausgedrückt: womöglich.« Shabors Blick in den Ortungstank wurde plötzlich starr. »Moment! Hier ... ja.« Shabor richtete den Blick auf Daellian. Um seine Lippen spielte ein kleines Lächeln, als er ein paar Bilder auf das Hauptholo der Zentrale projizierte.
»Die Mühle ist ja nur Schrott!«, entfuhr es Wasarkun.
Shabor nickte. »Das Ding gab nicht viel her. Vor wenigen Sekunden ist sein Antrieb endgültig ... verreckt. Die Rakete treibt nunmehr ohne energetische Tätigkeit durch den Raum.«
»Verreckt?« Daellian ließ das Wort voller Abscheu erklingen.
»In diesem speziellen Fall: ja«, entgegnete Shabor Melli gelassen. »Sie gab einen letzten kräftigen Stotterer von sich und schaltete dann ab. So etwas kann man durchaus verrecken nennen.«
»Nein!«, antwortete Daellian streng. »Achte gefälligst auf deine Sprache, Shabor!«
Shabors Grinsen verblasste. Ob ihm aufging, weshalb der Wissenschaftler so hart gegen die leichtfertig gebrauchten Worte reagierte? Nein, wahrscheinlich nicht. Er hatte diese Gedanken niemals gehabt, niemals die geflüsterten Kommentare der Mediker gehört ... Lasst ihn verrecken, es ist ja kaum noch etwas von ihm übrig ... Nein, das konnte niemand verstehen.
»Die RICHARD BURTON untersucht dieses Schiff!«, befahl Daellian kurz entschlossen. »Der Rest der Flotte verbleibt währenddessen im Ortungsschatten der Sonne.«
»Was erhoffst du dir davon?«, fragte Wasarkun DeMool. Vorsichtig wie eh und je, wenn es um die Abwägung der Risikomomente ging. »Es handelt sich wohl um ein urzeitliches Wrack, das irgendeine Zivilisation auf dem Sprung ins Weltall hochgeschossen hat.«
»Das passt nicht zu den Auswertungen der Sensoren. Auf dem Planeten gibt es nichts, was die Worte ›moderne Zivilisation‹ irgendwie rechtfertigt. Die Rakete ist zwar von dort gestartet – muss aber ursprünglich einen anderen Herkunftsort haben.«
»Ich halte es trotzdem für Zeitverschwendung. Was interessiert uns das Warum und Wieso in dieser Ecke der Großen Magellanschen Wolke? Eine primitive Zivilisation – falls überhaupt – kann uns nicht bei unserer Mission helfen.«
Die Mission ...
Unruhig bewegte Daellian seinen Restkörper in der Nährflüssigkeit hin und her.
Myles Kantors Botschaft war unmissverständlich gewesen: Um den »Gott« Gon-O davon abzubringen, das Muttergestirn Sol auszusaugen, musste Satrugar unter allen Umständen vernichtet werden. Und das vermochten nur sie zu leisten!
»Ich denke an nichts anderes«, sagte er schließlich, durch ein kleines Akustikfeld nur für die Ohren des Stellvertretenden Kommandanten bestimmt. »Und deswegen greife ich nach jedem Strohhalm. Dieses Ding hier« – er deutete mit einem Fingertentakel auf die unscharfe Aufnahme der Rakete auf einem Nebenholo – »ist möglicherweise alt. Uralt. Es stammt vielleicht aus einer Zeit des Krieges. Es mag jener Schlüssel sein, der uns das Tor zum Parr-System öffnet.«
»Ich verstehe nicht ...«
»Streng deinen Kopf ein wenig an, Mann! Vielleicht musste die Rakete einem Ruf, der Generalmobilmachung Gon-Os, folgen. Dem Schwarmbefehl!«
»Unmöglich! Der Krieg im Parrakhon-Haufen wurde vor elftausend Jahren beendet. Kein Befehlskode und kein Ruf wird über solch eine lange Zeit Gültigkeit bewahren.«
»Bist du dir sicher, Wasarkun?«
»Es widerspräche krass jeglicher Form taktischer Flottenführung.«
»Ich darf dich daran erinnern, dass wir selbst nur deshalb in dieser Sonne braten, weil wir eine Botschaft in einer völlig veralteten Form der Nachrichtenübermittlung erhalten haben. Erst die Botschaft Myles Kantors hat uns über die Zustände auf der Erde informiert. Verfasst war der Bericht – oder Notruf – in einer Schrift und Kodierung, die weit über dreitausend Jahre alt ist. Dem Morsealphabet.«
DeMool schwieg, für einen Moment völlig verblüfft, und erteilte schließlich die erforderlichen Befehle.
Er glaubte zu erfrieren. Zu ersticken. Mit geplatzten Augäpfeln und gekochtem Blut zu enden. Er starb-starb-starb, immer wieder ...
Timm Kammschott erwachte, riss die Dunkelmaske von seinen Augen und blinzelte gegen blendendes Licht. Er drohte zu hyperventilieren, brachte die Atmung kaum unter Kontrolle.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis er sich so weit gefangen hatte, dass er aufstehen konnte. Seine Beine zitterten, doch immerhin schaffte er es bis in die Hygienezelle, um den Magen zu erleichtern.
»Es wird Zeit, dass du deine Tabletten einnimmst«, flüsterte eine zarte Stimme, als er in seine großzügig gestaltete Kajüte zurückkehrte. »Ein neuer Tag bricht an, Timm. Um zwölf Uhr Bordzeit beginnt deine Schicht. Davor hast du einen Termin in der psychologischen Betreuungsabteilung, und ich würde dir empfehlen, jetzt gleich deinen täglichen Spaziergang durch die bioponischen Gärten zu unternehmen.«
Timm schaltete angewidert die Stimme weg. Natürlich hatte sein persönlicher Gesundheitsberater Recht, und in gewissem Sinne war er auf ihn angewiesen. Aber wer ließ sich schon gerne das Leben entlang einer endlosen Reihe von Arztbesuchen, Therapien oder begleitenden Maßnahmen aufgliedern?
Kammschott fuhr sich mit der Hand über den kahlen Kopf.
Schon seit Beginn seiner Ausbildung zum Triebwerkstechniker und Hypertechnologie-Analytiker, Schwerpunkt praxisbezogene Anwendungen, litt er unter Panikattacken in der Schwere- und Luftlosigkeit des Weltalls, ganz zu schweigen von nahezu unerträglicher Platzangst in Raumschiffen.
Jene Leichtigkeit, mit der er das Wesen der Hypertechnologien verinnerlicht hatte, erschien anderen Menschen fast wie Zauberei. Seine Begabung im Umgang mit den klobigen Aggregaten und den zierlichen Hyperkristallen ließ ihn im Heer der Techniker wie eine blühende Rose unter Unkrautbüschen hervorstechen. Nein, er war kein Theoretiker, der alles in ellenlangem Formelwerk erklären und nachvollziehen konnte, beileibe nicht! Aber wenn es darum ging, mit Hilfe einer Drahtspule, weniger Tropfen Nano-Suppe und eines Kochlöffels einen Hypersender zu basteln – dann war er in seinem Element.
Aber was nutzte ihm alle Begabung, wenn er, so wie knapp ein Zehntel aller Terraner, unter Raumkrankheit litt?
Auch jetzt, während er über seine Probleme nachdachte, verstärkten sich die Ängste und Phobien. Er wusste und spürte augenblicklich, dass sich wenige Meter von ihm entfernt eine fast absolute Leere erstreckte, eine endlose Wüste ohne Horizont, ohne Ende, in die man fiel und fiel und fiel ...
Zitternd griff er nach seinen Medikamenten, Gesundheitspasten, Tranquilizern, Symbio-Kulturen und Gels. Er stopfte sie gierig in seinen Mund und spülte mit ausreichend Wasser nach. Bald würde es ihm besser gehen, bald ...
*
Es war ein Hasardspiel sondergleichen.
Die gefürchteten Parr-Jäger konnten jederzeit in das Dyon-System zurückkehren und die RICHARD BURTON entdecken. Bereits dreimal während der letzten 24 Stunden hatten die Orter des ENTDECKERS auf kleinere Flottenverbände des Gegners angesprochen.