Gareth Russell
It-Girls
Beste Feindinnen unter sich
Übersetzt von Anne Brauner
FISCHER E-Books
Gareth Russell ist selbst unfassbar hinreißend und so etwas wie ein Society-Star. Er ist 23 Jahre alt, in Belfast aufgewachsen und hat vor kurzem sein Studium an der Universität Oxford beendet. Nahezu alles in seinem Buch basiert auf wahren Begebenheiten, die sich während seiner Schulzeit ereignet haben – je verrückter etwas erscheint, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich so abgelaufen ist.
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Erschienen bei FISCHER E-Books
Die englische Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel
›Popular‹ bei Razorbill, Penguin Books Ltd., London
© Gareth Russell, 2011
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2014
Covergestaltung und -motiv: www.buerosued.de
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403198-9
Für meine Eltern Heather und Ian
und für meinen Onkel Richard Mahaffy
Lieber beliebt als im Recht.
Mark Twain
Am ersten Montag im September stand Meredith Elisabeth Anne Harper vor dem großen Spiegel in ihrem begehbaren Kleiderschrank. Die dreistöckige Villa ihrer Eltern mit sieben Schlafzimmern lag im Belfaster Nobelviertel Malone Park. Normalerweise bezeichnete man Meredith Harper als »das Mädchen, das alles hat«. Sie war reich, beliebt, raffiniert, elegant, manipulativ, graziös und geradezu unnatürlich schön. Meredith war schlank und gestylt, hatte perfekt frisierte braune Haare, eine makellose helle Haut und feine Gesichtszüge. Mit sechzehn war Meredith Harper bereits prominent.
Als sie merkte, dass sie gleich losgehen musste, prüfte sie rasch ihre fachmännisch manikürten Nägel und den Lipgloss, der nicht zu sehr glänzen durfte. Ihr Rock hatte die perfekte Länge – nicht zu lang (Loser) und nicht zu kurz (Schlampe). Meredith nahm ihre Birkin-Handtasche, in der sie ihre Schulsachen mit sich trug (Rucksäcke waren einfach abscheulich und nur was für Schüler der Unterstufe und Bücherwürmer), über die linke Schulter und warf einen letzten wohlwollenden Blick auf ihr Spiegelbild. Ihre gute Laune wurde nur dadurch getrübt, dass ihr Schuluniform-Pullover aus Wolle war; für Meredith kam eigentlich nur Kaschmir in Frage, den sie förmlich anbetete; und an fünf Tagen der Woche Wolle tragen zu müssen war im Grunde unerträglich. Sie bückte sich, zog noch einmal sorgfältig die vorgeschriebenen Kniestrümpfe hoch und legte ihren Blazer über den Arm.
Dann rief ihr Vater von unten, um Meredith daran zu erinnern, dass sie losfahren musste, und sie lief schnell die breite Treppe hinunter. Obwohl sie die Tasse Tee und den Teller mit Toast sah, den die Haushälterin ihr hingestellt hatte, rauschte sie daran vorbei zum Auto.
Sie schloss die Haustür hinter sich und setzte sich auf den Rücksitz, während der Fahrer ihres Vaters vorne einstieg und den kurzen Weg zur Schule fuhr. Die herbstlichen Blätter fielen von den majestätischen Bäumen rund um Malone Park, und Meredith bemerkte überall die aufgeregte Stimmung des ersten Schultags nach den Ferien. Attraktive junge Mütter scheuchten ihren fein angezogenen Nachwuchs ins Auto oder brachten ihn umweltfreundlich zu Fuß zu einer noblen Schule in der Nähe.
Meredith lehnte sich in dem kühlen grauen Ledersitz zurück und holte ihren BlackBerry heraus. Sie hatte eine SMS von ihrer besten Freundin Imogen, deren Vater sie gezwungen hatte, zu Fuß zur Schule zu gehen, um einen ihrer jüngeren Brüder an seinem ersten Schultag zu begleiten.
Fünf Minuten später hielt der Wagen der Harpers vor dem Haupteingang der Mount Olivet Grammar School. Meredith stieg aus, bedankte sich beim Fahrer und wandte ihre Aufmerksamkeit dem mächtigen viktorianischen Backsteinbau zu, in dem sie seit elf Jahren ihre Schulausbildung genoss. Mit über eintausendzweihundert Schülern war die Schule mittlerweile sehr viel größer als bei ihrer Gründung durch einen protestantischen Bischof vor hundertzwanzig Jahren. Moderne Gebäude waren nun über das gesamte Gelände verteilt – darunter das Theater, die Turnhalle und der neue Anbau für die Naturwissenschaften. Die einzige Bausünde bestand in Meredith’ Augen aus dem scheußlichen Schwimmbad, das in den 1960er Jahren hinzugekommen war. Glücklicherweise lag es hinter der Schule, so dass nur die Sportfreaks es regelmäßig zu Gesicht bekamen.
Meredith war sich dessen bewusst, dass viele Blicke sie vom Schulhof verfolgten, während sie auf die Eingangshalle zuging. Einige Fünftklässler umklammerten krampfhaft ihre neuen Monatskarten für den Bus und musterten sie in einer Mischung aus Verwirrtheit und Bewunderung. Bis zum Monatsende würden sie wissen, wer Meredith war, und sie weiterhin bewundern. Bei diesem beruhigenden Gedanken musste sie lächeln, und dann strahlte sie geradezu, als ein Siebtklässler ihr die Tür aufhielt. Als sie an dem Porträt der Königin vorbeiging, das in treuer Ergebenheit in der Halle hing, drückte ihr eine Achtklässlerin zu ihrer Überraschung ein Flugblatt in die Hand. Sie schob Dienst am Stand der Christian Union. »Jesus liebt dich«, sagte das Mädchen und lächelte sie an.
»Wie alle«, antwortete Meredith und gab ihr das Flugblatt zurück.
Nachdem sie auf der Treppe eine Gruppe nervöser Siebtklässlerinnen überholt hatte, von denen eine »Hallo« quiekte, gelangte Meredith zu ihrem Kursraum. An der Wand lehnte ihr bester Freund und Nachbar Cameron Matthews, der über eins achtzig groß, schlank und muskulös war. Er hatte blaue Augen und dunkle Haare. Wie üblich hielt er seine morgendliche Dosis Cola light in der Hand und simste eifrig, als er Meredith entdeckte und sie anlächelte.
»Hey!«, sagte er und steckte das Handy in die Blazertasche.
»Hallo, Süßer. Siehst du heute wieder gut aus.«
»Danke, du aber auch. Selbstverständlich. Und wie geht’s uns so?«
»Besser.«
»Als?«
»Allen anderen.«
In diesem Augenblick hörten sie das Klackern rascher Schritte in Mädchenschuhen, und Kerry Davison rauschte durch den Flur auf sie zu. Ihre pinkfarbene Handtasche schwang neben ihr her, und ihre perfekt gestylten blonden Locken hüpften begeistert im Takt zu ihrem Sturmschritt. Sie grinste leicht dement, als sie neben Meredith und Cameron zum Stehen kam.
»Oh mein Gott«, quietschte sie. »Ich platze, wenn ich es nicht gleich jemandem erzähle! Das Gerücht wird euch gefallen!«
»Hoffentlich«, sagte Meredith. »Nicht wie letztes Mal, als du dachtest, du hättest Cheryl Cole bei Nando’s gesehen.«
»O.K. Also, ich habe geschworen, absolut dichtzuhalten, deshalb dürft ihr niemandem erzählen, dass ihr es von mir habt. Jemand hat mir gestern bei Titus Pitts Grillfest berichtet, dass Danielle Morrison angeblich mit Zach Stevens rumgemacht hat, als sie noch mit Neil Pole zusammen war. Ist das nicht ein unglaublicher Skandal? Was. Für. Eine. Schlampe. Also wirklich. Ich musste schwören, nichts zu sagen.«
»Ich weiß«, sagte Meredith kühl. »Weil du es von mir hast.«
Kerrys Unterlippe fing an zu zittern, und ihre Stimme wurde noch weinerlicher als sonst, weil sie Angst hatte, ausgeschimpft zu werden. »Oh. Sorry. Egal … schließlich mögen wir Danielle sowieso nicht besonders. Eigentlich ist es dann doch egal, oder?«
Meredith überlegte kurz, ehe sie seufzte. »Wahrscheinlich hast du recht. Aber erzähl niemandem, dass du es von mir hast.«
Mrs Vaughn taumelte auf sie zu. Sie ächzte unter einer Ladung Bücher und suchte verzweifelt nach dem Schlüssel zum Klassenraum. Statt ihr anzubieten, die Bücher zu nehmen, gingen Cameron, Kerry und Meredith ihr affektiert aus dem Weg. Für Meredith zählte das als ›helfen‹.
Während es im Klassenraum allmählich voller wurde, ging Cameron zu dem Tisch ihrer Clique im hinteren Teil des Raumes. Sekunden nachdem Meredith und Kerry sich neben ihn gesetzt hatten, wurde ihr Gespräch von Catherine O’Rourke unterbrochen, die einen Pferdeschwanz und einen absurd kleinen blauen Rucksack trug. Cameron und Meredith atmeten tief ein, um sich für Catherines lautstarke Begrüßung zu wappnen.
»Hey!«, bellte sie. »Ich wünsche euch allen einen schönen neuen Schultag! Möchte sonst noch jemand ein Evian aus dem Getränkeautomaten?«
In diesem Moment entdeckte Meredith ihren Rucksack. »Was hast du vor?«, fragte sie.
»Evian holen, habe ich doch gesagt«, flötete Catherine fröhlich.
»Das meine ich nicht. Was hast du damit vor?«
»Ach, die Schultasche? O.K. Na, du weißt doch, dass nur Loser etwas auf beiden Schultern tragen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Also ich dachte, das gilt jetzt schon so lange, dass es eigentlich wieder cool sein könnte«, erklärte Catherine, aber ihr Lächeln schwächelte. »Mit anderen Worten: ta-da!«
Meredith und Cameron schüttelten den Kopf. »Nein.«
»Aber ich habe ta-da gesagt.«
»Das schafft kein ta-da auf der ganzen Welt«, sagte Cameron.
»Heißt das, ihr meint … ich wäre wie ein Loser durch die Schule gelaufen?«
»Ich fürchte, ja, aber vielleicht …«
Bevor Cameron den Satz beenden konnte, hatte Catherine schreiend den kleinen Rucksack vom Rücken gerissen und auf den Boden geschleudert. »Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!«
»Beruhige dich, Catherine!«
»Wie denn? Alle haben mich gesehen, wie ich eine Tasche auf beiden Schultern mitgebracht habe. Spätestens morgen sehen mich alle komisch an und machen einen auf Guck, da ist die mit dem Rucksack!«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Meredith freundlich. »Die kennen dich nicht gut genug, um sich über dich lustig zu machen. Wahrscheinlich nehmen sie dich gar nicht zur Kenntnis, Catherine.«
Catherine nickte, aber ihr zittriges halbes Lächeln war typisch für Meredith’ Opfer, nachdem sie tröstende Worte von ihr empfangen hatten, die unter der Oberfläche gemein waren. Kaum war sie durch die Tür, um zum Getränkeautomaten zu gehen, drehte Meredith sich zu den anderen um: »Nicht zu fassen, oder?«
Cameron nickte zustimmend. »Finde ich auch. Wieso sieht Catherine nicht einfach in den Spiegel, bevor sie das Haus verlässt?«
»Ich meine, diesen Rucksack kann man doch nur eklig finden, oder?«, fragte Meredith.
Kerry blickte von ihrem Taschenspiegel auf. »Was ist los?«
Meredith warf ihr einen gereizten Blick zu und überließ es Cameron zu antworten. »Catherines Rucksack. Sie trägt ihn auf beiden Schultern. Sie dachte, das wäre niedlich. Stattdessen sah sie aus, als wäre sie einem dieser St. Trinian-Filme entsprungen.«
»Bekommst du überhaupt noch was mit, Kerry?«, fauchte Meredith.
Kerrys Unterlippe zitterte, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, wenn man sie weiter kritisierte.
»Alles ist gut, Kerry! Niemand ist sauer auf dich – nur auf Catherine. Nicht weinen, Prinzessin«, wurde sie von Cameron getröstet. »Meredith hat ihr gesagt, dass sie ihren Rucksack wegschmeißen soll.«
Kerry ging es direkt besser, und sie lächelte Meredith an. »Zu ihrem eigenen Besten, Mer?«
»Was?«
Mrs Vaughn hüstelte, um die Anwesenheitsliste durchzugehen, doch sie musste sich noch viermal räuspern, ehe überhaupt jemand aufmerkte. Der erste Name war Coral Andrews. Als Coral sich meldete, drehte Cameron sich blitzschnell um und sah sie böse an. »Scheiße«, zischte er. »Sie hat den Sommer überlebt … schon wieder.«
Coral Andrews stellte in vielerlei Hinsicht (bis auf die wichtigen Dinge wie Geld und Schönheit) eine kleinere Indie-Version von Meredith Harper dar. Coral war die ungekrönte Königin aller, die nicht beliebt sein wollten. Es gibt diese Kids in jeder Schule, und sie unterscheiden sich nur darin, wie nervig sie sind. Sie geben sich größte Mühe, jedem zu zeigen, dass Beliebtheit ihnen nichts bedeutet und Cliquen das Letzte sind. Ironischerweise können sie selbst nicht ohne eine eigene Clique leben und sind voreingenommener und engstirniger als die schamloseste Barbie. Ihre Anziehsachen sehen aus, als wären sie von Oxfam und der Reinigung gleichermaßen abgelehnt worden. Ihre Facebook-Profile sind voll mit Zeichnungen magersüchtiger Borderliner und Zitaten von Kurt Cobain. Sie hassen jegliche Art von Musik, die es in die Charts geschafft hat, und ihre Partys bestehen größtenteils aus Gitarrengeklimper, einer Menge Marihuana und noch mehr Selbstmitleid. Cameron schüttelte angeekelt den Kopf, drehte sich wieder um und murmelte: »Hippie-Kuh.«
Coral saß an einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes und hatte ihren Fankreis um sich geschart – die politisch korrekten Bücherwürmer Alice Fenchurch und Patsy Harris sowie das berüchtigt abstoßende Duo aus Hector Colliner (naturwissenschaftlich blöd-begabt) und Callum Quigley (bioexperimenthässlich). Schon in der Unterstufe waren diese vier Corals Hausmacht gewesen, doch seit der Achten war sie ihnen entwachsen und hatte sich eine Indie-Clique aus Schülern mehrerer Stufen erschaffen. In der ersten Stunde saß sie immer noch gerne mit ihren frühesten treuen Anhängern zusammen, möglicherweise weil sie dort keine anderen Freunde hatte. Sie versicherte ihnen regelmäßig und begeistert, wie gern sie sie hätte, dass sie bis an ihr Lebensende befreundet bleiben würden und wie sehr sie ihr das Leben versüßten. Dazu verschenkte sie Kärtchen mit Songtexten. Allerdings lud sie keinen von ihnen zu sich nach Hause ein und stellte sie auch nicht ihren anderen Freunden vor. Die vier merkten das als treue Fans nicht einmal und verehrten sie inbrünstig weiter.
Mrs Vaughn fuhr mit der Anwesenheitsliste fort. »Keith Bryce? Shaun Carson? Hector Colliner? Kerry Davison? Kerry Davison? Kerry Davison?«
»… und deshalb hat auch keiner davon gewusst, bis Danielle es letzte Woche Carolyn erzählt hat, die anscheinend allen das Geheimnis verraten hat, allerdings ohne Namen zu nennen. Aber sie hat es Nicola Porter erzählt, die zwei und zwei zusammengezählt und herausgefunden hat, dass es um Danielle und Zach ging. Das hat Nicola dann Cristyn Evans erzählt, die sie eigentlich nicht leiden kann, was aber egal ist, und die hat es in der Kirche Meredith gesteckt, und so …«
»Kerry Davison? Kerry Davison! Können Sie mich hören?«
Kerry drehte sich um und leierte sauer herunter: »Ja, Miss. Ich bin hier, Miss.«
Mrs Vaughn machte einen zufriedenen Eindruck, weil sie diesen kleinen disziplinarischen Sieg errungen hatte, und rief mit neuem Schwung die übrigen Schüler auf. »Alice Fenchurch? Billy Finster? Lisa Flaherty?«
Als sie Lisa Flahertys Namen hörte, hielt Kerry ihren Redefluss abrupt an und schoss einen giftigen Blick auf das wasserstoffblonde Hassobjekt. »Was macht die verlogene Ziege denn noch hier?«, zischte sie.
»Sie geht auf unsere Schule, Kerry«, sagte Meredith und nahm ihre Birkin-Tasche, um Platz für Catherine zu schaffen, die mit ihrer Evian-Flasche zurückkehrte.
»Ich fasse es nicht, dass sie es wagt, wiederzukommen, nach dem, was sie mir angetan hat! Diese Betrügerin!«
Cameron massierte Kerry beruhigend die Schulter. »Lass das, Kerry. Lisa hat etwas Schreckliches getan …«
»So heißt sie nicht!«, kreischte Kerry. »Sie heißt Dumbo-Eared McMotherfucker!«
»Ja …«
In ihrer Kindheit war Kerry stets mit Lisa Flaherty ins Sommerlager gefahren und lange mit ihr befreundet gewesen. Doch im vergangenen Sommer hatten sie sich gestritten, weil Lisa angeblich ein Gerücht über Kerry und einen Jungen, den sie in den Osterferien geküsst haben sollte, in die Welt gesetzt hatte. Kerry hatte darauf mit einer nicht unbedingt wahren Geschichte reagiert, in der sie behauptete, Lisas Vater wäre ein Drogendealer im Dienst der IRA und Lisa würde in ihrer Freizeit Druckertinte schnupfen. Lisa rächte sich auf unterstem Niveau, indem sie überall herumerzählte, Kerry würde sich zwanghaft vollfressen und auf Kosten ihrer Eltern regelmäßig Fett absaugen lassen, weil sie eigentlich Kleidergröße 44 trug. Unnötig zu betonen, dass der allgemeine Hass sich zu ungeahnten Höhen aufgeschwungen hatte, nachdem diese Geschichte die Runde gemacht hatte.
Kerrys Fluchtirade wurde unterbrochen, als die neuen Hausaufgabenhefte ausgeteilt wurden. In einer Verwandlung herrlich manisch-depressiver Extreme strahlte sie entzückt die glänzenden neuen Hefte an. Catherine und Kerry holten ihre Filz- und Glitzerstifte heraus, die Sticker nicht zu vergessen, und begannen mit dem alljährlichen Ritual.
In der Zwischenzeit warf Meredith einen Blick auf den neuen Stundenplan und stöhnte. »Oh mein Gott, wir haben freitagnachmittags eine Doppelstunde Religion beiMr Edgars. Das wird die Hölle! Und nein, die Ironie dieser Bemerkung ist mir nicht entgangen.«
»Ruhe da hinten, bitte«, sagteMrs Vaughn mit bebender Stimme.
»Mutantin«, murmelte Meredith und widmete sich wieder ihrem Stundenplan.
Im Jahr 1741 überzeugte der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei die katholische Kirche anhand seiner Forschung davon, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist. Doch selbst Galileo wäre es nicht gelungen, Imogen Dawson davon zu überzeugen, dass auch sie es nicht war. Mit ihrem üppigen blonden Haar, ihrer perfekten hellen Haut, dem Schmollmund und ihrem vornehmen, aber sexy englischen Akzent war sie absolut heiß, und das wusste sie auch. In der Pause saß sie mit einer Flasche Cola light in der Schul-Cafeteria und las mit ihrem BlackBerry anbetend Perez Hiltons Blog. Wenn es nach Imogen ging, war die Welt vor Perez und ihrem BlackBerry nicht wirklich lebenswert gewesen – sie rangierten neben der Bibel, High Heels und Kimora Lee Simmons als größte Errungenschaften der Zivilisation. In der Mitte des Tisches lag ein riesiger Ordner in Babyrosa, der die Pläne für Kerrys Sweet Sixteenth am übernächsten Samstag enthielt – Gästeliste inklusive (mit gestaffelten Ankunftszeiten, je nachdem, wie gern Kerry den jeweiligen Gast hatte). Meredith und Cameron schlenderten an der Schlange der eingeschüchterten Fünftklässler vorbei. Cameron betrachtete sehnsuchtsvoll einen Muffin mit weißen Schokosplittern, aber als er danach greifen wollte, spürte er Meredith’ kühlen Blick zwischen seinen Schulterblättern und ließ es sein. Stattdessen nahm er eine Cola light und ging zu Imogens Tisch.
»Ich fürchte, das ist Rekord«, sagte Imogen, als sie sich ihr gegenübersetzten. »Es ist erst elf Uhr am ersten Schultag nach den Ferien, und ich kämpfe bereits mit einer fürchterlichen emotionalen emergencia.«
»Nicht schlecht«, gratulierte Cameron.
Imogen biss sich übertrieben sorgenzerfressen auf die Unterlippe und brachte den nächsten Satz genau zum richtigen Zeitpunkt, als Kerry und Catherine auf sie zukamen. »Ich gehe fremd.«
Nach dieser schockierenden Bemerkung rückten alle näher zusammen. Kerry sank beinahe ohnmächtig auf den Stuhl neben ihr und fragte atemlos: »Betrügst du Stewart etwa?« Sie gab sich größte Mühe, kritisch zu klingen, aber man hörte, wie ungeheuer aufregend sie das fand.
»Körperlich nicht«, antwortete Imogen. »Aber leider habe ich mich in Michael Laverty verliebt. Ihr kennt ihn – toller Typ, eins achtzig, blond, Sixpack aus Stahl und Augen voller Leidenschaft? Wir haben ihn im Juli bei Zach Stevens’ Poolparty getroffen. Er geht in die Oberstufe an der Immaculate Heart.«
»Oh mein Gott, den kenne ich wirklich!«, keuchte Catherine. »Unsere Eltern sind im selben Golfclub!«
»Gute Geschichte, Catherine.« Meredith wandte sich an Imogen. »Ich glaube, du solltest sofort mit Stewart Schluss machen, Imogen.«
»Oh, Mer, du bist immer so nett, aber so einfach ist das nicht. Schließlich bin ich offiziell noch in Stewart verknallt – wir sind sogar auf Facebook ein Paar –, und seine Eltern lieben mich. Also, wenn wir ehrlich sind, bin ich wahrscheinlich das Beste, was ihm jemals passieren wird.«
»Aber was läuft denn jetzt mit Michael?«, fragte Kerry. »Nicht mal Knutschen?«
»Nichts. Nur SMS, das aber täglich«, erwiderte Imogen.
Cameron, der unter Paranoia litt, hatte sofort einen schrecklichen Verdacht. »Und wenn Stewart deine SMS liest und es herausfindet?«
»Kein Problem«, antwortete Imogen schnell. »Ich habe es zwar nicht geschafft, sie zu löschen, bis auf einige – das ging wirklich nicht anders –, aber schlauerweise habe ich Michaels Nummer unter Kerrys Neue Blase gespeichert. Also ist alles gut, außer dass Stewart vielleicht denkt, Kerry wäre eine verkappte Lesbe.«
»Aber es ist nicht alles gut!«, sagte Catherine traurig. »Es bricht Stewart das Herz, wenn er es je herausfindet.«
»Du willst immer, dass sie sich schlecht fühlt«, fauchte Meredith genervt. »Dabei sieht doch jeder, dass Stewart Imogen nicht genügend emotionale Unterstützung gibt. Wenn überhaupt, ist sie hier das Opfer.«
Kerry nickte übertrieben melodramatisch und verzweifelt. Dann nahm sie Imogens Hand, um ihr zu zeigen, dass sie auf ihrer Seite war.
»Heißt das, wir denken, dass ich Michael weiter simsen darf?«, fragte Imogen. »Nur um zu sehen, was dabei herauskommt?«
»Na absolut«, sagte Meredith. »Abgesehen davon willst du Stewart doch nicht heiraten, oder? In seiner Familie gibt es immer wieder Rothaarige.«
»Ich weiß.« Imogen erschauerte.
In diesem Augenblick kam Mark Kingston an ihren Tisch und sagte: »Hey, Cameron.«
Als sie die Stimme eines Außenstehenden hörten, reagierten alle sofort. Sie taten perfekt so, als hätten sie über nichts Spannenderes als das Wetter geredet. Kerry schwang sich sogar zu einem tapferen »Also, ich liebe Wolken!« auf.
»Hey, Mark.«
»Tut mir leid, dass ich störe. Cam, ich wollte nur kurz fragen, ob du noch dabei bist, wenn wir Samstag bei Peter Filme gucken.«
»Klar, auf jeden Fall. Wird bestimmt lustig.«
Mark blieb noch kurz stehen und fragte die Mädchen, wie sie ihre neuen Stundenpläne fanden. Mit Meredith sprach er jedoch kein Wort. Meredith verzog keine Miene, aber Cameron, der neben ihr saß, spürte mehr, als dass er es sah, wie sich ihr Rückgrat vor Hass auf Mark Kingston versteifte. Ihre Augen wurden leicht glasig, als hätte sie mit Absicht jegliches Gefühl aus ihrem Blick verbannt. Es wirkte fast komisch, wenn man Meredith’ eisige Miene mit Catherines überschäumender Begeisterung verglich. Sie starrte Mark mit großen Augen bewundernd an, grinste blöd, als wäre er ein Star, und lachte viel zu laut, wenn er etwas nur annähernd Witziges von sich gab.
Normalerweise hätte Cameron Catherines hoffnungslose Schwärmerei für Mark lustig gefunden, aber heute machte ihm Meredith’ unverhohlene Missbilligung zu schaffen. Mark Kingston war seit dem Kindergarten Camerons bester Freund; aufgrund ihrer engen Bindung und einer gewissen äußerlichen Ähnlichkeit wurden sie oft für Brüder gehalten. Wie Cameron war auch Mark groß und sportlich und hatte blaue Augen, doch er war ein wenig besser gebaut und hatte hellere Haare als Cameron. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Jungen lag in ihrer Haltung. Mark hatte einen männlicheren wiegenden Gang, oft mit den Händen in den Hosentaschen, und bewegte sich kraftvoll, gezielt und selbstbewusst. Cameron dagegen lehnte sich eher zurück, wenn man ihn ansprach, und beugte sich höchstens vor, um einer seiner besten Freundinnen ein Geheimnis zu erzählen. Zeitweise konnte man nur mit Mühe feststellen, ob er nun zuhörte oder nicht, es sei denn, seine Augen funkelten, weil er sich amüsierte.
Als Mark sein Gespräch mit den anderen Mädchen beendet hatte, nickte er Meredith knapp zu und ging. Sie lächelte unterkühlt und drehte sich dann sehr kurz mit hochgezogener Augenbraue zu Cameron um. Mit dieser kleinen Bewegung vermittelte sie ihm unmissverständlich, dass sie mit seinen Plänen für den Samstag nicht einverstanden war.
»Ladys, ich finde, wir sollten uns alle am Samstag treffen – so richtig ausführlich, damit wir uns von der ersten Schulwoche erholen können. Mit Brunch, Shoppen, Maniküre, Party-Planung für Kerrys Geburtstag, Abendessen bei Deane’s und Übernachtung bei mir.«
Kerry hob aufgeregt die Hand. »Oh, ich habe eine Idee! Wie wär’s, wenn wir Marie Antoinette gucken und jedes Mal einen Schluck trinken, wenn sie ein Kleid trägt, das uns gefällt?«
»Hört sich super an«, sagte Imogen.
Meredith lächelte. »Alles klar. Ein reiner Mädchentag. Cameron ist bekanntlich mit Mark und den Jungs verabredet. Schon wieder ohne uns.«
Nach sieben Stunden und elf Minuten fragten die Jungen sich, ob es wirklich eine gute Idee war, alle drei Herr der Ringe-Filme an einem Tag zu sehen. Im Nachhinein erwies es sich als Fehler, auch noch die erweiterte Fassung zu nehmen, denn nun waren sie gerade mit Die Zwei Türme fertig und hatten noch vier Stunden und elf Minuten des Films Die Rückkehr des Königs vor sich. Die langfristige gehirnschädigende Wirkung äußerte sich durch deutliche Anzeichen wachsenden Irrsinns. Cameron hatte fünf große Flaschen Cola light nacheinander getrunken, und angesichts der Süßigkeiten, die er sich mit Mark geteilt hatte, könnte man meinen, sie wetteiferten darum, wer als Erster Diabetes bekam. Die beiden anderen Jungen – Peter und Imogens Freund Stewart – zeigten ebenfalls Symptome einer Hobbit-bedingten Demenz. Peter lief mit dem Käppchen seines Großvaters auf dem Kopf herum, und Stewart hatte unerklärlicherweise zwischen Helms Klamm und Osgiliath sein Oberteil ausgezogen.
Peter richtete sein Käppchen und wandte sich in tiefes Nachdenken versunken an Mark. »Mann, was läuft da eigentlich mit dir und Meredith?«, fragte er ihn ernst. »Wie kann es sein, dass du sie nicht magst? Sie ist unglaublich heiß. Fast schon unwirklich, finde ich.«
»Sie ist nicht nur heiß«, antwortete Mark. »Wahrscheinlich ist sie sogar das geilste Mädchen, das ich je außerhalb eines Films gesehen habe, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie ein gemeines Miststück ist.«
Cameron kicherte, ehe ihm wieder einfiel, dass »Miststück« in dieser Runde nicht als Kompliment gemeint war. »Hör auf, Mark! Meredith ist eine meiner besten Freundinnen …, und sie hat noch nie etwas Schlechtes über dich gesagt.«
Stewart hob den Blick vom DVD-Player, in den er gerade die erste Scheibe der Rückkehr des Königs schob, und seufzte. Es hatte unter ihnen schon immer Probleme gegeben, sobald Meredith’ Name fiel, und je eher sie das Thema wechselten, umso besser. »Lassen wir das, Jungs. Cameron mag sie, Mark nicht. Fertig.«
Als Die Rückkehr des Königs begann, machten die Jungen es sich wieder auf dem Sofa bequem. Mark schwieg beleidigt, weil Cameron Meredith erneut verteidigt hatte, indem er ihn mit einer offensichtlichen Lüge mundtot gemacht hatte. Hielt Cameron ihn wirklich für so dumm, dass er diesen Mist glauben würde? Wenn ihr danach war, würde Meredith Harper auch über einen Heiligen schlecht reden – insofern konnte es gar nicht sein, dass sie noch nicht über ihn gelästert hatte.
Mit mehr Hang zur Selbstanalyse wäre Mark vielleicht darauf gekommen, dass er eigentlich auf sich selbst wütend war und nicht so sehr auf Cameron. Seit einem Jahr kämpfte Mark gegen die sonderbare Faszination an, die Meredith auf ihn ausübte. Er ärgerte sich darüber, weil er fest daran glaubte, dass man Meredith als Tyrannin bezeichnen würde, wenn sie nur hässlich wäre. Aber das war sie eben nicht. Wie er Peter eben zugestanden hatte, war sie alles andere als das. Sie war schön, sie war schlau, und sie hatte das gewisse Etwas. Niemand konnte bestreiten, dass sie gut mit Worten umgehen konnte, was ihr unschätzbare Vorteile brachte. Die Leute fanden es schwieriger, sich über Grausamkeit aufzuregen, wenn sie witzig daherkam, und Meredith spielte geschickt auf diesem Klavier. Außerdem war sie viel raffinierter als die meisten anderen in der Schule, und niemand konnte Menschen so gut durchschauen und manipulieren wie Meredith Harper.
Mark rutschte unbehaglich auf dem Sofa herum und trank einen Schluck Cola light, während er sich erneut darüber aufregte, wie oft seine Gedanken neuerdings zu Meredith Harper abschweiften. Immerhin war er noch in der Lage, sie so zu sehen, wie sie war; im Gegensatz zu Cameron, der anscheinend alles an ihr toll fand – vor allem ihre schlechten Eigenschaften. Es wurde immer schwieriger für Mark, seinen besten Freund aus dem engen Zeitplan seines beliebten Grüppchens zu entführen. Tage wie dieser, an dem er einfach mit Cameron und den Jungs abhängen konnte, mussten wochenlang vorausgeplant werden. Er konnte das Gefühl, es wäre Cameron nicht halb so wichtig wie ihm, immer schwerer ignorieren, obwohl er wusste, dass es übertrieben trotzig war. Aber wenn Imogen die Zeit fand, regelmäßig mit Stewart zusammen zu sein, gab es keine logische Erklärung dafür, warum sich Cameron nicht ab und zu freimachen könnte, es sei denn, Meredith versuchte systematisch, ihn Mark zu entfremden. Das traute er ihr ohne weiteres zu.
»Weißt du was, Cameron, manchmal wäre es schön, wenn du mehr Eier hättest. Und Meredith nicht komplett über dich bestimmen ließest«, sagte Mark selbstgerecht.
Stewart seufzte und warf ihm einen Muffin ins Gesicht.
Punkt halb acht, als die frühe Samstagmorgensonne Kerrys sechzehnten Geburtstag erstrahlen ließ, ging eine E-Mail im Posteingang von Meredith Harper, Catherine O’Rourke und Imogen Dawson ein und verkündete, dass mitten in der Nacht eine Katastrophe passiert war. Irgendwann am Freitagabend hatte Kerry wegen der stressigen Geburtstagsvorbereitungen die Nerven verloren. Anscheinend war sie so überwältigt von ihrer eigenen Großartigkeit gewesen, dass sie sich leise beim Abendbrot entschuldigt hatte und nach oben auf ihr Zimmer gegangen war. Dort hatte sie sich unter der Bettdecke verkrochen und einen kompletten Nervenzusammenbruch erlitten. Ihre Mutter, die es auf die harte Tour gelernt hatte, wie sie sich in solchen Situationen am besten verhielt, hatte Cameron angerufen, der wiederum Kontakt zu den anderen aufnehmen sollte.
Von: Cameron Matthews <manroexic@msn.ni>
An: Meredith Harper <sizezerois4heifers@msn.ni>, Imogen Dawson <eurovision_queen@msn.ni>, Catherine O’Rourke <sxclyadee@msn.ni>
An alle,
wie wir wissen, ist heute ein besonders wichtiger Tag. Kerry ist sechzehn geworden, liegt aber leider wegen eines EFA (Ego- Flash-Anfalls) seit zwölf Stunden im Bett. Wir haben die Situation hier so weit unter Kontrolle, und ihre Schwester hat es geschafft, ihre Locken wieder hervorzuzaubern – hoffen wir mal, dass der Kosmetiktermin um ein Uhr sie aus dem Bett lockt.
Aber: Es gibt tausend wichtige Dinge zu erledigen. (Ich habe eine Liste erstellt, damit keine Verwirrung entsteht – Catherine.)
Maniküre, Pediküre, Waxing (falls Kerry das Haus nicht verlassen will, muss Imogen um 12.45 Uhr hier sein).
Champagner (Kerrys Vater bringt ihn auf dem Weg vom Flughafen mit).
Kostüme (ich gehe davon aus, dass ALLE für heute Abend ein gutes Kostüm im Stil von Marie Antoinette oder Ähnliches haben).
Snacks (bitte bringt was Leckeres mit, damit wir eine gute Grundlage haben).
Niemand – ich betone NIEMAND – darf Kerry in den nächsten vierundzwanzig Stunden auf die folgenden Themen ansprechen:
Lisa Flaherty.
Die Biologiehausaufgabe, die gestern fällig war und die sie offensichtlich völlig vergessen hat.
Wie sehr ihre Schwester abgenommen hat (ehrlich, Leute, sie sieht SUPER aus, und man merkt kaum noch, was für eine Hakennase sie hat).
Dass Catherine die fünfte Staffel aus ihrer DVD-Superbox von Sex and the City verloren hat.
Dass sie uns echt alle an Eddy aus Absolutely Fabulous erinnert.
Dass es definitiv keine sechste Staffel von Footballers’ Wives geben wird.
Oder andeuten, dass ihre Locken nicht etwa absolut und unglaublich schön wären.
Keiner darf auch nur versuchen, Kerry irgendwie zu übertrumpfen, ganz egal, wie. Ich weiß, dass wir es alle gerne täten, aber während sie keine so spitze Zunge und keinen so guten Schlag hat wie wir, kann sie sehr gut jahrelang, wirklich jahrelang über ALLES, was schiefgeht, heulen und jammern.
HEGDL
Cameron xxx
PS: Catherine, trag auf keinen Fall wieder dieses merkwürdige Bo-Peep-Kostüm.
Innerhalb einer Stunde gaben jene, die nicht stressbedingt im Bett lagen, alles, um zu Kerry zu kommen. Cameron zog eine Dolce & Gabbana-Jeans an, stylte wie wild seine Haare und sprang dann in den Wagen seines Vaters, um sich zu Kerry fahren zu lassen, während sie ihn alle zehn Minuten völlig außer Atem anrief. Meredith stöckelte auf ihren Manolos über ihre Einfahrt, wo sie von Cameron abgeholt werden sollte, und Catherine hatte sich gegen die allgemeine Krise einen Rosenkranz um den Hals gehängt. Imogen nahm ein Paket aus London entgegen, das sie wahrscheinlich später in Schwierigkeiten bringen würde, da der Inhalt eindeutig gegen Punkt sechs auf Camerons Liste verstieß.
Als sie dann später an diesem Morgen bei Kerry eintrafen, wurde rasch klar, dass die Geburtstagsprinzessin keinen Schritt aus dem Haus gehen würde und der Notfallplan mit Mani-Pedi-Waxing zum Einsatz kommen musste. Imogen, die Fachfrau für Fingernägel, begann mit der Maniküre von Kerrys Nagelhaut, während Catherine vorsichtig die Tränen abwischte, die das Geburtstagskind in regelmäßigen Abständen absonderte. Cameron hing unten in der Küche am Telefon, damit die Caterer auch ja nicht vergaßen, dass alle Kuchen pink sein mussten, während Meredith, die noch nie eine gute Teamplayerin gewesen war, mit den Nägeln auf die marmorne Arbeitsfläche trommelte.
»Also, ein EFA ist absolut verständlich«, fauchte sie, »aber doch nicht vierzehn Stunden lang!«
Cameron nahm das Handy vom Ohr und nickte. »Was habe ich dir gesagt?«, erwiderte er. »Wenn sie dich so nervt, hau sie doch!«
»Ich kann sie nicht schlagen, Cameron. Sie bekommt blaue Flecken wie ein Pfirsich … dieses selbstsüchtige Miststück.«
Als es klingelte, war es die Kosmetikerin, die sich netterweise für das anderthalbfache Honorar zu einem Hausbesuch hatte überreden lassen. Cameron flitzte zur Tür und seufzte vor Erleichterung. »Gott sei Dank, dass Sie da sind! Es ist wirklich ein Notfall!«
»Wo ist sie?«
»Oben – in dem pinkfarbenen Zimmer. Ich bringe sie gleich hoch. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Tee, Limonade, ein Glas Rosé?«
Mittlerweile hatten sich Meredith, Imogen und Catherine um Kerry versammelt, die sich zur Vorbereitung bis auf die Unterwäsche ausgezogen hatte. Nachdem sie endlich aus dem Bett gekrochen war, ging sie nun auf und ab, unfähig sich für einen Waxing-Stil zu entscheiden, als sie plötzlich Meredith’ Kostüm entdeckte – ein schwarzes Samtkleid mit Gold und Perlen am Dekolleté.
»Was ist das?«, fragte sie drohend.
»Mein Kostüm«, antwortete Meredith.
»Sieht nicht besonders nach Marie-Antoinette aus.«
»Das liegt daran, dass ich als Anne Boleyn gehe. Ich liebe sie, das weißt du.«
»Ich liebe Strawberry Cheesecake Häagen-Dazs, aber ich gehe nicht als Eis verkleidet auf eine Marie-Antoinette-Party, oder?«
»Beide wurden enthauptet!«
»Das ist nicht das Motto!«, brüllte Kerry. »Sondern die Epoche von Marie-Antoinette, und du gehst als Anne Bo-Scheiße-leyn!«
»Und wo ist das Problem?«, fragte Meredith scharf. »Doch höchstens, dass eine Frau weniger ein Kleid trägt, das deinem ähnlich sieht. Weniger Konkurrenz.«
»Nein!« Kerrys Locken tanzten wild um ihren Kopf. »Du tust das nur, weil du in einem Anne-Boleyn-Kleid total dünn aussiehst und weil du im Mittelpunkt stehen und mir die Show stehlen willst!«
»Ich sehe in jedem Kleid dünn aus, Kerry. Und weißt du, warum? Ich bin dünn!«
In diesem Augenblick kam die Kosmetikerin herein, und Kerry machte es sich für die Prozedur bequem. Erst als die Diskussion um das richtige Waxing bereits mehrere Minuten in Anspruch genommen hatte, ließ Meredith sich zu einem Ratschlag herab.
»Ich bin für Brazilian«, sagte sie in aller Ruhe. »Es tut nicht halb so weh, wie alle behaupten, und man muss es wenigstens einmal gemacht haben.«
»Ich dachte, es tut höllisch weh«, erwiderte Kerry mit zitternden Lippen.
»Carrie Bradshaw hatte auch eins, wenn ich dich dran erinnern darf«, entgegnete Meredith und spielte das Ass aus, mit dem man Kerry Davison zu fast allem bringen konnte.
»Stimmt«, sagte sie nachdenklich. »In der dritten Staffel – als sie in L.A. sind. Na gut! Brazilian. Und du bist wirklich sicher, dass es nicht zu weh tut, Meredith?«
Mit der Coolness der notorischen Lügnerin drehte Meredith sich lächelnd zu ihrer Freundin um. »Bei mir jedenfalls nicht.«
Fünf Minuten später, als sie alle in der Küche waren, zerriss Kerrys gellender Schrei die Stille. Meredith stellte ihren frisch gepressten Orangensaft ab und lächelte.
Der Brazilian-Schock und die Angst vor weiteren gemeinen Tricks von Meredith zwangen Kerry, sich zusammenzureißen. Um fünf Uhr war tatsächlich alles vorbereitet, und Imogen konnte nach Hause fahren, um sich umzuziehen. Um halb sechs, eine halbe Stunde vor Eintreffen der Gäste, stand Cameron perfekt kostümiert an der Fensterfront im ersten Stock und beobachtete die Einfahrt, als Imogen aus dem Auto stieg.
»Ach du Scheiße«, entfuhr es ihm.
Kerry schlich in einem phantastischen pinkweißen Kleid in seine Nähe. Sie hatte das blonde Haar hochgesteckt und ein kleines Krönchen darauf befestigt. »Was? Was ist los?«
Cameron drehte sich zu ihr um und redete immer panischer auf sie ein. »Vergiss nicht, dass Imogen deine beste Freundin ist und dass du immer schon gewusst hast, was für eine rücksichtslose egoistische Rampensau sie ist. Also flipp jetzt bitte nicht aus.«
Kerry atmete keuchend und geriet in Panik. Was konnte Imogen ihr angetan haben, dass Cameron direkt in den Schadensbegrenzungsmodus umgeschwenkt war? Sekunden später sah sie es mit eigenen Augen, während gleichzeitig Meredith wie eine spindeldürre Ausgabe Anne Boleyns die Treppe hochkam – gerade rechtzeitig, um mitzuerleben, wie Kerry wutentbrannt aus dem Zimmer stürmte.
Imogen war es irgendwie gelungen, eins der Originalkleider zu ergattern, die Kirsten Dunst in Marie Antoinette getragen hatte. Kerry, die den Film häufiger gesehen hatte als Sofia Coppola, hatte das Kleid sofort erkannt und rannte wie ein in Diamanten gekleideter Dämon die Treppe hinunter. Als sie die Tür aufriss, stand Imogen mit ihrem Geschenk im Arm so ruhig vor ihr, als wäre nichts geschehen.
»Quelle la fuck?«
»Was hast du denn, Kerry?«
»Woher hast du das schwarze Kleid aus der Maskenball-Szene im zweiten Drittel des Films?«
»Ach, das hier? Daddy hat ein paar Strippen gezogen.«
»Das werde ich auch tun, wenn ich dich aufhänge!«
»Was!«
»Du bist als Marie Antoinette in einem Outfit aus dem Film zu meinem Geburtstag gekommen!«
»Marie Antoinette ist das Motto! Wo ist das Problem?«
»Außer mir darf niemand Marie Antoinette sein! Ich bin das Geburtstagskind. Heute ist Kerry-Tag. Ich bin der Star!«
»Reg dich ab, Kerry.«
»Zieh es aus.«
»Was?«
»Ausziehen.«
»Leck mich.«
»Das werde ich auch!«
»Kerry! Was ist denn eigentlich los? Ich erzähle auch keinem, dass ich Marie Antoinette bin. Das ist nur ein Kleid.«
»Wie kannst du mir das antun, Imogen, noch dazu an meinem Geburtstag? Und du willst meine Freundin sein? Ich meine, hallo, sieh dir Meredith an! Sie ist als Anne Boleyn gekommen, um mir ja nicht die Show zu stehlen. Das nenne ich wahre Freundschaft!«
»Vorhin hast du sie deswegen noch angeschrien.«
Kerry war sprachlos vor Schreck, als ihr diese absolut zutreffende Bemerkung ins Gesicht geschleudert wurde. »Da war ich mitten in einem EFA – einem Ego-Flash-Anfall. Ihr wisst doch, das kann einen verrückt machen.«
»Du musst mir nicht erklären, was ein EFA ist. Ich bin nicht so zurückgeblieben wie Catherine, die sich unsere Insider nicht merken kann.«
Meredith, die ein wenig abseits des Tumults stand, dachte insgeheim, dass sie Kerry, die in diesem Augenblick wie ein überzuckerter Cupcake aussah – wie ein sehr wütender überzuckerter Cupcake –, in ihrem Gewand aus schwarzem Samt sehr wohl die Show gestohlen hatte. Doch dann tauchte Catherine auf und lenkte alle von dem vorherigen Streit ab, weil sie doch dieselbe Little-Bo-Peep-Verkleidung trug, vor der Cameron sie am Vortag ausdrücklich gewarnt hatte. Allerdings hatte sie versucht, das Kostüm der Rokokoepoche entsprechend aufzupeppen; mit Armreifen, Ketten und einer bizarr anmutenden Perücke, die bei näherem Hinsehen aus einem Haufen Toilettenpapier bestand, das mit Talkum gepudert und in einen Vogelkäfig gesperrt worden war.
Alle schwiegen schockiert, bis Meredith Cameron gebieterisch zunickte. Cameron nickte zurück. »Hast du einen Moment Zeit für mich, Catherine?«
Nach vier Stunden Party erwies es sich leider, dass Catherine nicht die schlimmste Sünderin gegen die Authentizität war. Die meisten Mädchen hatten sich für altmodische Brautjungfernkleider im Stil der 1980er Jahre entschieden, die sie mit so viel Klimperkram von Claire’s oder Accessorize behängt hatten, wie nur menschenmöglich war, während die Jungen Plastikschwerter mitgebracht und sich irgendwelche Verkleidungen gebastelt hatten, in denen sie im Allgemeinen wie eine Mischung aus verwirrten Musketieren und betrunkenen Piraten aussahen. Das bedeutete wiederum, dass Imogen sich in ihrem perfekt zeitgemäßen und überaus schmeichelhaften Kleid nur mit drei anderen messen musste und entsprechend viele Komplimente bekam. Kerry hatte schon vor einiger Zeit ihren Frieden damit gemacht, dass Cameron und Meredith viel Aufmerksamkeit bekamen, denn er war ein Mann, und sie trug ein Kleid aus der falschen Epoche. Doch jedes Mal, wenn jemand sagte, wie hübsch/sexy/perfekt oder glamourös Imogen aussah, hätte man glauben können, Kerry hätte ein Insekt verschluckt. Andererseits überraschte sie das Karma kurz vor elf in einer solch brutalen Weise, dass auch die böse Geburtstagsfee sich auf der Stelle mit Imogen vertragen musste.
Cameron unterhielt sich in der Küche mit Kerrys Mutter,Mrs Davison, und glaubte, ganz hervorragend so zu tun, als wäre er stocknüchtern, währendMrs D angesichts seiner wilden Gestik und exaltierten Redeweise längst begriffen hatte, dass er den Kampf gegen den Geburtstagschampagner verlorengeben musste. Deshalb nickte sie höflich an den richtigen Stellen und versteckte die Bollinger-Flaschen, so gut sie konnte. Als Cameron ihr gerade versichern wollte, dass sie die Prüfungen alle gut bestehen würden, platzte Imogen in die Küche. Ihre Diamanten funkelten im Lichtschein und gaben ihr den Anschein einer irren, doch schönen Libelle.
»Emergencia! Emergencia!« Kaum in der Lage zu sprechen, quetschte sie die Worte mehr heraus und packte Camerons Arm so eisern, dass er glaubte, das Blut würde stocken.
»Imogen, Liebes, was ist denn los?«, fragteMrs Dawson, die befürchtete, Kerry wäre entweder aus irgendeinem unerfindlichen Grund in Tränen ausgebrochen oder hätte sich mit einem ihrer Gäste gestritten.
Imogen setzte ein durchgeknalltes strahlendes Lächeln auf und antwortete mit einer Stimme, die so tat, als wäre alles gut, und die dennoch völlig falsch klang: »Oh,Mrs D! Hi. Hi! Hi! Wie geht’s? Mir geht’s bestens. Die Party ist … super. Alles ist gut, äh, ganz okay, echt. Cameron, kann ich kurz mit dir sprechen? Würden Sie uns bitte für eine Sekunde entschuldigen,Mrs D? Toll, danke.«
Sie zog Cameron zu dem Tisch mit den Getränken und atmete plötzlich heftig, hastig und wütend.
»Imogen, ist wirklich alles gut?«
»Natürlich nicht! Ich habe doch gerade gesagt ›ganz okay‹. Wie könnte dann alles gut sein? Michael ist hier!«
»Michael … Michael-Michael?«
»Nein, der Erzengel … natürlich Michael-Michael. Ich wusste, dass Kerry sauer ist, aber nicht einmal ich wäre darauf gekommen, dass sie so etwas tun würde! Oh mein Gott, Michael ist hier. Hier. Und Stewart ist auch da …«
»Als Blaubart.«
»Halt’s Maul, Cameron! Wenn die zwei sich treffen, gehe ich als Nutte durch.«
»Voll gearscht.« Er nickte.
Nun kamen auch Meredith und Kerry in die Küche, hakten sich rechts und links bei Imogen unter und rauschten mit ihr in das angrenzende Esszimmer, das auf ausdrücklichen Wunsch vonMrs Davison zur partyfreien Zone erklärt worden war. Als Kerrys Mutter protestieren wollte, hob sie die Hände und schüttelte den Kopf. »Emotionale emergencia, Mutter. In einer Viertelstunde sind wir wieder da. Falls du uns aufhältst, bleibt Imogen nichts anderes übrig, als sich umzubringen, und du weißt, dass wir ohne sie verloren sind!«
Kaum hatte Kerry die Tür hinter sich zugezogen, fiel Imogen über sie her. »Ich bringe dich um. Das ist dein Tod. Oder noch besser: Ich rufe jemanden von der Elfenbeinküste und verkaufe dich als weiße Sklavin, falls Michael und Stewart sich hier begegnen, Kerry. Ich verkaufe dich an Robert Mugabe!«
»Ich habe Michael nicht eingeladen!«, quäkte Kerry.
»Das musst du ihr glauben, Imogen«, sagte Meredith vom Fenstersitz, wo sie in Mondschein gebadet saß. »Sie hätte nichts davon, dass du ihre Party aufmischst, indem du Schluss machst.«
Imogen murmelte leise vor sich hin und musste ihr recht geben. Sie setzte sich neben Meredith. »Macht bloß kein Licht an. Keiner soll merken, dass wir hier drin sind, bevor wir einen Plan haben.«
»Sag doch, du wärst krank«, schlug Kerry vor. »Geh zu Stewart und behaupte, dass es dir nicht gutgeht. Dann könnt ihr gemeinsam gehen, und Stewart kann Michael nicht über den Weg laufen.«
»Aber mein Kleid …«
»Entschuldigung angenommen«, strahlte Kerry.
»Nein, ich meine, es ist einfach zu schön, um so früh zu gehen.«
Einen Augenblick lang stellte sich Kerry vor, wie befriedigend es wäre, auf die Party zurückzugehen, Stewart und Michael zusammenzubringen und sie auf die Seite zu nehmen: »Stewart, das ist Michael; Michael, Stewart. Stewart ist seit einem Jahr Imogen Dawsons Freund. Michael ist ihre neue, möglicherweise zum Fremdgehen geeignete Flamme. Dann unterhaltet euch mal schön!« Doch Kerry begriff, wie mies sie dann dastehen würde, und blieb, wo sie war.
Cameron war keine große Hilfe; er hatte genug damit zu tun, im Mondschein nicht zu schwanken und fieberhaft zu überlegen, wie er die nächste Flasche Champagner organisierte. Deshalb war mal wieder Meredith zuständig. »Ich sage das nur ungern, weil es eigentlich gegen alles verstößt, woran ich glaube, aber das Kleid ist jetzt nicht so wichtig. Kerry hat recht. Du bleibst am besten hier, Imogen, und Cameron soll Stewart suchen.«
Als Cameron sich betrunken durch die Menge der Partygäste drängte, wurde er vonMrs Davison angehalten, die ihn mit der Stimme einer Frau, die wusste, dass sie auf die Antwort lieber verzichten würde, pflichtschuldig fragte: »Was geht da drinnen vor?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen,Mrs D«, entgegnete Cameron und nickte übertrieben ernsthaft. »Aber es ist eine Mischung aus Gefährliche Leidenschaften und Clueless – Was sonst!. Also machen Sie sich keine Sorgen, es ist die absolute Show.«
»Oh, gut … genau das habe ich befürchtet.«
»Stewart! Bitte entschuldigen Sie mich,Mrs D, ich muss los!«
Stewart spielte Bierpong mit Peter und Mark, als Cameron auf ihn zutorkelte. »Stewart, Imogen geht’s nicht gut. Sie hat schreckliche Kopfschmerzen, und es tut ihr wirklich leid, aber könntest du ein Taxi rufen und sie nach Hause bringen?«
»Scheiße, klar. Wo ist sie?«
»Im Esszimmer. Sie möchte so schnell wie möglich gehen, am liebsten durch die Hintertür. Sie will niemandem die Party verderben.«
Cameron befürchtete kurz, er hätte die Lüge überzogen. Nicht einmal Stewart konnte wirklich glauben, dass Imogen sich so eine Gelegenheit zum Angeben entgehen lassen würde, oder? Glücklicherweise nickte Stewart nur und machte sich auf die Suche nach ihr, mit Cameron im Schlepptau. Erst als er sich umdrehte, um den Jungs noch einmal zuzuwinken, bemerkte er den misstrauischen Ausdruck in Marks Gesicht.
Nachdem sie Imogen und Stewart sicher in einem Taxi nach Malone verstaut hatten, kamen Kerry, Meredith und Cameron aus dem Esszimmer. Sie gratulierten einander dazu, das Problem gekonnt gelöst zu haben. Kerry glühte vor Selbstzufriedenheit, als sie sich auf die Tanzfläche stürzte, weil sie die beinahe unmögliche Aufgabe bewältigt hatte, ihre beste Freundin aus dem Rampenlicht zu schubsen, ohne sie öffentlich demütigen zu müssen. Moralische Überlegenheit ohne großen persönlichen Aufwand. Als sie zu dritt zur Musik tanzten, sicher, dass alle sie beobachteten, und froh, von allen bewundert zu werden, entdeckten sie Michael rauchend auf der Terrasse.
Wow, dachte Cameron. Imogen hat wirklich einen verdammt guten Geschmack.
»Ich liebe meine Krone!«, kreischte Kerry ekstatisch und zeigte auf ihre Tiara.