Auf dem Planeten »Fliegendreck« leben mehrere seltsame Spezies, wie ihnen die Crew der Enterprise nie zuvor begegnet ist: sprechende Wanderbäume, plastikbeutelähnliche Formwandler und Felsen, die in der Zeit reisen.
Captain Kirk muss versuchen, eine Verständigung zu erzielen und diesen Wesen die Mitgliedschaft in der Föderation schmackhaft zu machen. Und während er sich auf dem Planeten mit einem äußerst tiefsinnigen Felsen unterhält, hat Dr. McCoy das Kommando über der Enterprise.
Auch die Klingonen interessieren sich für »Fliegendreck«. Als ihr Forschungsteam auf dem Planeten spurlos verschwindet, machen sie die Enterprise dafür verantwortlich. Doch das wäre alles kein Problem für den Doktor, wenn da nicht plötzlich ein Superraumschiff der Orion-Piraten auftauchen würde …
Über das Buch
Widmung
Zitate
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
DIANE DUANE
DIE BEFEHLE DES DOKTORS
Star Trek™
Classic
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
www.diezukunft.de
Für Laura, Nita, Tom,
den wackeren Dr. Spencer
und die vielen anderen Freunde,
die in der New Yorker
Payne Whitney Psychiatric Clinic
und um sie herum arbeiten
(oder gearbeitet haben):
mit glücklichen Erinnerungen
an den sechsten Stock
und die Profis aus Dover.
Für sie alle die Variante eines alten Themas:
»Warum sollte jemand die Welt beherrschen wollen?
Er würde ohnehin nur die Dienstpläne machen.«
»Ich spreche diesen Eid im ehrwürdigen Namen Apollos des Heilers, Äskulaps sowie seiner Töchter Gesundheit und Allheil, doch hauptsächlich im Namen des Einen, der über ihnen steht und dessen Namen wir nicht kennen: Ich schwöre, meine Kunst ausschließlich so auszuüben, dass sie der Bewahrung des Lebens in seinen zahllosen Formen dient oder es ihm erlaubt, würdevoll abzutreten. Ich entsage jeder Handlung oder Nichthandlung, die dazu beiträgt, das Leben eines Geschöpfs vor der Zeit zu beenden. Wo ich auch bin, um Kranke zu heilen, ich werde alles, dessen Zeuge ich werde, ebenso geheim halten wie die heiligen Mysterien. Ich schwöre, nichts zu tun, wozu meine Qualifikation nicht ausreicht, und meine Stellung nicht dazu zu benutzen, irgendein Lebewesen zu manipulieren. Wenn sie es wünschen, werde ich meine Kunst an andere Jünger, die durch den Eid an sie gebunden sind, ohne Vergütung oder Absprachen weitergeben. Ich werde jene, die mich die Kunst gelehrt haben, als Teil der Familie achten und ihnen, wenn es erforderlich ist, beistehen. Ich bitte die für den Eid zuständige Macht, diesen meinen Schwur zu hören, auf dass ich, solange ich mich an ihn halte, den Respekt meiner Mitwesen rechtmäßig genieße. Sollte ich ihn jedoch brechen, möge das Gegenteil der Fall sein.«
Hippokratischer Eid, rev. Fassung
»Wenn Blasphemie, Unwissenheit und Tyrannei unter der Ärzteschaft aufhören würden, wäre sie vielleicht glücklich, und ich könnte mich freuen.«
Nicholas Culpepper
Fachmann für alternative Medizin
1608
»Weißt du noch«, sagte Leonard McCoy, »wie ich deine Leiche gemopst habe?«
Der hochgewachsene grauhaarige Mann auf der anderen Liege lachte leise. »Herrjemineh«, sagte er. »Au weia! Schreck in der Abendstunde! Potz Blitz! Da war die Kacke am Dampfen. Mein lieber Scholli! Donnerkeil!«
McCoy nahm an, dass Dieter damit sagen wollte, er sei damals ziemlich erschreckt gewesen. Es war immer reine Mutmaßung zu kapieren, was er eigentlich meinte. Mit Dieter Clissmans Englischkenntnissen war es zwar nie weit her gewesen, aber manchmal schien er es darauf anzulegen, einen zur Verzweiflung zu treiben.
McCoy beugte sich vor und gab dem Kellner, der auf die Hotelterrasse hinausblickte, einen Wink. »Na ja, macht nichts«, sagte er. »Du hast es trotzdem überlebt. – Du und deine Milchgetränke. Soll ich dir noch eins bestellen?«
Der Kellner schaute McCoy an, nickte und verschwand. McCoy lehnte sich wieder zurück und musterte durch die Gitterstäbe des Terrassengeländers die Landschaft. Das alte Hotel lag auf dem höchsten Ausläufer des kleinen Plateaus, das den Ort Wengen vor der Jungfrau schützte, der Königin der Berner Alpen. Der Himmel in diesem alpinen Spätsommer war perfekt hellblau; Ende Juli, kurz vor Herbsteinbruch, hatte er diese Farbe immer. Unter ihnen, zwischen den verstreuten dunkelgrünen Tannen, gingen hinter den Fenstern unter den braungedeckten Dächern allmählich die ersten Lampen an. Der Tag neigte sich dem Ende zu, die am weitesten westlich liegenden Häuser der Ortschaft tauchten im höher werdenden Schatten des am anderen Talausgang liegenden Schilthorn unter. Drunten im Lauterbrunnental kündigten zwei Lichter den sich über die alte Zahnradbahnstrecke nähernden Zug an. Er war voller Touristen und Tagespendler aus Interlaken, Thun und Bern. In den Straßen des Ortes bewegten sich nur Spaziergänger und elektrisch betriebene oder von Pferden gezogene Karren. Größere Bodenfahrzeuge und Flieger durften sich dem Berg nur bis Lauterbrunnen nähern. McCoy konnte mit dieser Einschränkung leben, denn das Ergebnis war eine perfekte Ruhe, die nur von den gestimmten Glöckchen am Zaumzeug der Pferde und denen der Ziegen und Kühe auf der ein Stück bergauf liegenden grünen Alm gestört wurde. Hoch über allem ragte der rasiermesserscharfe, halb in büscheligen Wolkenschleiern versteckte Gipfel der Jungfrau auf. Und dagegen hatte McCoy wahrlich nichts einzuwenden. In Wengen bedeuteten Wolken am Ende eines Tages einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Und der Sonnenuntergang war ein Grund für McCoys Hiersein. Ein anderer war der, Dieter zu besuchen.
Es war lange her, seit sie zusammen Medizin studiert hatten. Sie waren nach dem Examen getrennte Wege gegangen. Dieter leitete nun die Xeno-Fakultät an der Universität Bern. Er war unter den Xenomedizinern der Föderation fast zu einer Legende geworden. Und McCoy … Weiß der Himmel, was aus mir geworden ist, dachte er.
»Wann geht's los?«, erkundigte er sich bei Dieter.
»Ich nehme an, in etwa einer Stunde«, sagte Dieter und warf einen Blick ins Tal hinunter. Nach einem sehr langen Schluck aus seinem Glas fügte er hinzu: »Warum hast du mir eigentlich damals die Leiche geklaut?«
Die Frage ließ McCoy leise lachen, dann nahm er einen weiteren Schluck von seinem Minzeisgetränk. »Hätte ich es nicht getan«, sagte er, »hätte es ein anderer getan. Ich hielt es für besser, wenn es ein Freund tut.«
»Hmmm«, machte Dieter. »Unter uns waren wirklich ein paar Rabauken, was?«
McCoy nickte. In ihrem Jahrgang hatten sich ein paar Leute befunden, bei denen sich erwiesen hatte, dass sie für die Xenomedizin kaum geeignet waren. Tja, dachte er, es ist besser, man merkt es während der Ausbildung und nicht erst bei der Behandlung eines Patienten. Einige der Leute waren nicht gerade nett zu den schwer arbeitenden, fleißigen Studenten gewesen, die bessere Noten als sie bekommen und neben denen sie im Labor und in der Praxis weniger kompetent gewirkt hatten. Viele dieser Leute hatten ihr Bestes getan, um Dieter nach allen Regeln der Kunst das Leben zu vermiesen. Es hatte McCoy geärgert. Es ärgerte ihn sogar noch heute, obwohl es schon lange her war. Manche Erinnerungen ließen einen eben nie in Ruhe.
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte er. »Aber ich schätze, sie sind nun alle in anderen Branchen tätig.«
»Ich hab nie kapiert, warum du die Leiche ins Büro des Dekans gelegt hast«, sagte Dieter. Er lehnte sich zurück und warf einen Blick auf die das Schilthorn umgebenden Wolken, das Morgenburghorn und den im Westen liegenden Niesen, wo der Himmel allmählich scharlachrot wurde.
»Mir kam es damals sehr witzig vor«, sagte McCoy. Er schaute sich auf der Terrasse um. Sie füllte sich allmählich mit Touristen – Menschen mit Fotoapparaten und Kameras. Sie trugen meist Pullover. Keine schlechte Idee, denn es kühlte sich ab. McCoy wünschte sich, er hätte seine Jacke mitgenommen. »Außerdem glaubte ich«, fuhr er fort, »der Dekan sei nach einer solchen Geste gezwungen, sich etwas mehr für das zu interessieren, was bei uns vor sich ging. Und das schien mir ein guter Grund zu sein.«
»Aber in Anatomie hast du geschummelt«, sagte Dieter.
McCoy errötete. Auch dies war eine Erinnerung, bei der ihm in schlaflosen Nächten der Schweiß ausbrach. »Das hat ihn dazu gebracht, sich auf dich zu konzentrieren«, sagte Dieter, ohne McCoys Verlegenheit zur Kenntnis zu nehmen. »Und das war weniger gut.«
»Ist doch alles relativ«, murmelte McCoy. »Schließlich ist es gut ausgegangen.« Tja, wirklich, wenn es auch so ausgegangen war, dass der medizinische Oberhäuptling ihn in den nächsten drei Monaten permanent in die Mangel genommen hatte. McCoy hatte die Anatomieprüfung mit einer recht ansehnlichen Note bestanden. Der Dekan hatte ihm die Hand geschüttelt und ihm mitgeteilt, dass er ihn nie wieder sehen wolle. »Wird 'n bisschen voll hier oben, was?«, meinte McCoy. Er musterte die sie umringenden Touristen, die sich nun erwartungsvoll am Geländer versammelten.
»Du kannst mich aber trotzdem nicht ablenken«, sagte Dieter. »Du hattest meinetwegen ziemlichen Ärger. Das hab ich dir nie vergessen.«
»Na ja. Weißt du, damals …« McCoy hielt inne. Dann dachte er: Wieso soll es falsch sein, ein Dankeschön anzunehmen? »War doch nichts Besonderes«, sagte er ein paar Sekunden später. »Ich hab dir gern geholfen.«
»Und ich hab deine Hilfe gern angenommen. Das ist auch der Grund, warum ich dich treffen wollte, bevor du wieder abhaust. In deinen letzten Briefen … hast du dich sehr oft über die Starfleet-Bürokratie beschwert.«
McCoy lachte leise. »Willst du mich abwerben, Dieter?«
»Mach keine Witze. Du brauchst dich schließlich nicht mit meinen Etatkürzungen herumzuschlagen. Ich wollte nur wissen, dass es dir gutgeht.«
McCoy warf seufzend einen Blick in das dunkler werdende Tal. »Na ja, in der Regel gelingt es dem Guten immer, die Bürokratie zu besiegen – wenigstens in letzter Zeit. Doch muss das Gute dabei immer und ewig auf der Hut sein. Und das kann einen ganz schön schlauchen.«
Dieter sagte nichts dazu. Er trank etwas. »Eure Mission«, sagte er, »die daran schuld ist, dass du nicht zum Abendessen bleiben kannst … Wird sie dich diesmal lange beschäftigen? Ich würde dich gern für Vorlesungen anheuern, falls du im Urlaub noch die Kraft dazu hast. Nach deinen letzten Artikeln lechzen die Chefs der anderen Fakultäten nach deinem Blut. Besonders hat es ihnen der Aufsatz über Gastroenteritis denebiis angetan. Der alte Kreuznauer hat angedroht, er würde dich den Artikel ohne Senf fressen lassen.«
McCoy lachte leise. »Ich weiß nicht«, sagte er und musterte den Sonnenuntergang. Er wurde immer großartiger; das reflektierte scharlachrote Licht der schon untergegangenen Sonne verharrte nun so auf den höchsten schneebedeckten Gipfeln, dass sie rosarot vor dem dunkler werdenden Blau flammten, wie von einem inneren Feuer erhellt. »Offiziell handelt es sich um eine Nachexpedition. Die Erstkontaktler, die auf dem fraglichen Planeten waren, haben die Spezies gezählt. Allem Anschein nach wissen sie schon einiges über Raumfahrt. Die Forschungsgruppe hat erste Sprachanalysen und dergleichen vorgenommen. Jetzt müssen wir hin, um die Feinabstimmung für die Universaltranslatoren vorzunehmen … und sie einstufen, um herauszukriegen, ob sie Material für die Föderation sind. Und ob sie überhaupt wollen.« Er zuckte die Achseln. »So was ist für uns nichts Neues. Ich werde eine Menge Arbeit haben … Wie du dir vorstellen kannst, ist auch eine Menge Xenopsychologie im Spiel. Aber es geht auch um andere Dinge: die biologische Untersuchung der Flora und Fauna – besonders der Bakterien – und die anatomische und medizinische Analyse der einheimischen Spezies …«
»Moment mal«, sagte Dieter. »Spezies plural?« Er klang überrascht. »Gibt's da mehr als eine?«
McCoy nickte. »Es ist ungewöhnlich«, sagte er. »Sie sind nicht angesiedelt worden … Das heißt, sie wurden nicht irgendwann von einer raumfahrenden Rasse dort abgesetzt. Auf dem Planeten existieren drei Spezies, die sich konvergierend entwickelt haben. Starfleet ist ganz versessen zu erfahren, was dort vor sich geht … Schließlich hat man einen solchen Planeten nie zuvor gefunden. Eigentlich sollte die Enterprise ganz woanders hin, aber diese Mission hat unser ursprüngliches Ziel ziemlich nach unten auf die Liste geschoben. – Deswegen starten wir schon heute Abend statt in einer Woche, wie ich geglaubt habe. Wäre es nicht so, würde ich mit Freuden eine Vorlesung bei euch halten. Ich habe keine Ahnung, wie viele Jahre es diesmal dauern wird. Du weißt doch, wie das ist.«
Dieter erzeugte einen Laut, der wie ein Seufzen klang. »Da sind wir nun gestandene Männer in unserem Beruf«, sagte sein Seufzer aus, »und haben trotzdem nicht mehr Zeit für uns als im ersten Semester. Da stimmt doch irgend etwas nicht.«
McCoy musterte sein Glas. »Wenigstens langweilen wir uns nicht.«
»Gelangweilt haben wir uns früher auch nicht«, sagte Dieter. Er legte eine Pause ein und fügte dann hinzu: »Weißt du, ich glaube, sie fangen heute früher an. Lass uns zuschauen.«
McCoy stand auf und folgte seinem Freund zum Ende des Geländers, wo noch ein paar Plätze frei waren. Sie blickten ins Freie hinaus, vorbei an der Ortschaft, hinunter auf das Tal. Lichtfunken waren zu sehen. Diesmal waren es keine Lampen, sondern Feuer. Sie brannten auf den nahen Hügeln und Anhöhen und gingen nacheinander an: Sie leuchteten im Tal bei Lauterbrunnen und Murren bis nach Interlaken und Spiez am See hinunter, auf den Höhen des Thuner und des Brienzer Sees gegenüber, auf den Brienzer und Sigriswiler Rothörnern und östlich auf der Schrattenflue, bis sie sich auf den stillen Wassern verdoppelten. Sie reichten bis in die Niederungen hinab und bis auf die Anhöhen von Rammisgammen und Napf hinauf. Das winzigste Licht war am weitesten entfernt, es brannte im Norden, am Luzerner See. Es war kein Lagerfeuer, sondern ein gerade in die Höhe schießender Laserstrahl, der wie eine Lanze vom Pilatusgipfel abhob und in der Nacht verschwand.
»Sie können einfach nicht mehr bis Mitternacht warten«, sagte Dieter. »Die Jugend ist so ungeduldig. Aber du verstehst trotzdem, warum ich es dir zeigen wollte. Besonders in diesem Jahr.«
McCoy nickte. Überall um sie herum, auf allen Bergspitzen, wurden neue Feuer angezündet. Eins wurde unten auf dem Wengener Marktplatz entfacht. Als Reaktion darauf zuckte ein zweiter Laserstrahl von der meteorologischen Forschungsstation auf dem Gipfel der Jungfrau in die Höhe. Er war rein weiß und warf wie hellen Mondschein wirkendes Licht auf alles in seiner Umgebung. Allmählich drang Gesang zu ihnen hinauf – anfangs nur wenige Stimmen, doch dann immer mehr. Sie waren dünn, aber deutlich und sangen ein einfaches Lied in Dur. Man hätte es für die Melodie einer Spieldose halten können. Doch der Translator verarbeitete die Worte ohne Zögern, auch wenn sie in der ältesten Sprache der Schweiz, der rätoromanischen, gesungen wurden. Dies verdeutlichte, dass es keine Spieldosenmelodie war. »Wir wollen Freiheit oder Tod; keine Fremdherrschaft, um keinen Preis; wir sind ein freies Volk in einem freien Land …«
»Es ist fast tausend Jahre her, seit man diese Worte zum ersten Mal gesprochen hat«, sagte Dieter. »Mitten in der Nacht, auf der Rütliwiese, nördlich von Luzern. Dreizehn sture Bauern, die sich gegen den hiesigen Vertreter eines ausländischen Reiches erhoben.«
McCoy nickte. Ihr Pakt, die Eidgenossenschaft, hatte die Saat zur Gründung der Schweiz gelegt. Der Pakt hatte erklärt, dass die Schweizer nur sich und einander gehörten, nicht irgendeinem Reich, das sie unterwerfen wollte. Die Verfassung der Schweiz war eine von mehreren nützlichen Modellen für die Verfassung der Föderation gewesen – eines losen Verbundes heftig auf Unabhängigkeit bedachter Reiche, die sich zusammengetan hatten, um anderen, wenn sie in Gefahr gerieten, zu helfen, die Reiche gegen Bedrohung oder Einmischung von außerhalb zu schützen und sich sonst nach Möglichkeit in Ruhe zu lassen. Es war alles Geschichte, die jeder kannte. Allerdings machte sich ein winziger Anflug von Argwohn in McCoy breit, der sich nicht zum Schweigen bringen ließ. »Wie viel davon stimmt wirklich?«, fragte er. »Die ganze Wilhelm Teil-Geschichte?«
Dieter lachte leise. »Wilhelm Teil hat zwar gelebt«, sagte er, »aber er hat den Tyrannen weder mit bloßen Händen getötet, noch seinem Sohn einen Apfel vom Kopf geschossen. Er war ein sturer Bursche, der aus Protest keine Steuern gezahlt und seine Nachbarn dazu gebracht hat, ebenso zu verfahren – unter anderem. Und was die Rütliwiese angeht – na ja, sie existiert, aber wer weiß schon, was vor tausend Jahren dort im Dunkeln passiert ist? Wir haben nur den unterschriebenen Eid im Bundesbriefarchiv von Schwyz. Und seine Resultate.«
Einige der Leute auf der Terrasse sangen nun in deutscher, französischer und italienischer Sprache; ihre Worte wurden ausnahmslos von McCoys Translator übersetzt, obwohl er oftmals Schwierigkeiten mit dem Rätoromanischen hatte und mit der Sprache so verfuhr, als handele es sich bei ihr um eine Art abgeschliffenes Italienisch mit plattdeutschen Brocken. »Unser Heim und unser Leben gehören uns allein; unser Boden, unser Blut gehören keiner ausländischen Macht …«
Der Refrain führte zum Ende des Liedes. Als auf den Hügeln weitere Feuer aufflammten, erklangen Jubel und Applaus. Man hob die Gläser und leerte sie. Zu Boden wurden sie allerdings nicht geworfen, denn schließlich befand man sich in der ordentlichen Schweiz. Die Leute gingen, um sie nachfüllen zu lassen. Der Kommunikator in McCoys Hosentasche piepste.
Er seufzte, plötzlich ernüchtert von der eigenartigen Hochstimmung, die sich in ihm aufgebaut hatte. »Immerhin hab ich es gesehen«, sagte er zu Dieter. Er zog den Kommunikator heraus und meldete sich. »McCoy.«
»Doktor«, sagte Spocks Stimme, »der Captain hat mich gebeten, Ihnen folgendes auszurichten: ›Alle Mann an Bord, die noch mitwollen‹.«
»Sagen Sie ihm, dass ich die Verlängerung zu schätzen weiß, Spock«, erwiderte McCoy. »Und teilen Sie Uhura mit, dass ich bereit bin.«
»Registriert.« Eine kurze Pause folgte. »Ein äußerst bemerkenswerter Anblick, Doktor. Und irgendwie auch sehenswert.«
»Ach? Wieso denn das?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich so für Geschichte interessieren.«
McCoy lachte kurz. »Hier geht's eigentlich mehr um rein persönliche Geschichte. Und außerdem«, fügte er hinzu, »müssen jene, die die Fehler der Vergangenheit ignorieren, in der Regel die aus ihnen resultierenden Einschusslöcher in der Zukunft behandeln. Sie können es als einfache Prophylaxe sehen. – McCoy, Ende.«
Als er die Verbindung kappte, konnte er Spocks Verwirrung hören, was ihm sehr gefiel. »Beim nächsten Mal bleibe ich länger, alter Freund«, sagte er zu Dieter.
Dieter hob sein Glas. »Gott zum Gruße«, sagte er.
»Hals- und Beinbruch«, sagte McCoy. Kurz bevor der Transporterstrahl ihn erfasste, leerte er sein Glas und stellte es hin. »Und ciao.«
James T. Kirk lehnte sich auf der Brücke zurück. Er schien keine besondere Notiz von der rings um ihn stattfindenden Startvorbereitungsprüfung zu nehmen. Er hatte diese Haltung schon vor äußerst langer Zeit kultiviert. Bei der alltäglichen Arbeit, ein Schiff zu führen, schickte es sich nicht für einen Captain, die Mannschaft auf den Gedanken zu bringen, man schaue ihr zu sehr auf die Finger. Forschende Blicke dieser Art machten die Leute nur nervös oder ließen sie darüber nachgrübeln, was der Captain wohl von ihrer Kompetenz hielt. Nein, da war es schon besser, sich zurückzulehnen, den Ausblick zu genießen und sie ihre Arbeit tun zu lassen.
Trotzdem kannte Kirk natürlich jeden Schritt der Startprozedur, und zwar für jede Brückenabteilung. Und er schenkte ihm, wenn auch nur mit einem Auge, aus dem gleichen Grund peinlich genaue Beachtung, aus dem Fallschirmspringer in alter Zeit ihren Fallschirm stets selbst gepackt und gekennzeichnet hatten. Die andere Hälfte seiner Aufmerksamkeit galt der Überprüfung der Warp- und Impulstriebwerke und den Klarmeldungen der verschiedenen Schiffsabteilungen. Dies versicherte ihm, dass alles seinen natürlichen Lauf nahm. Nebenher jedoch beschäftigte sich die erste Hälfte seiner Aufmerksamkeit mit einem philosophischen Problem.
Bin ich einsam?, fragte er sich.
Er hatte vor nicht allzu langer Zeit Geburtstag gehabt, und nun beschäftigte ihn ein Teil seiner Glückwunschpost. Die Karte eines alten Freundes von der Erde hatte leicht humorvoll angefragt, wann er sich endlich mit irgend jemandem fest zusammentun wolle. Nach der ersten Reaktion – er hatte über die Frage gelacht – war ihm der Gedanke gekommen, dass er doch schon längst mit jemandem zusammen war: mit der Enterprise. Doch kurz darauf hatte ihm irgendein verärgerter Teil seines Bewusstseins in aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben: Wie lange willst du dir das noch einreden? Du hast diese Antwort schon vor langer Zeit erfunden. Gilt sie noch? Hat sie überhaupt je gegolten? Wieso ist es eigentlich schon so lange her, seit du über sie nachgedacht hast?
Weil sie damals gestimmt hat und auch heute noch stimmt, hatte er dem geschwätzigen Teil seines Hirns zur Antwort gegeben. Doch die spöttische Stille, aus der die ganze Antwort bestand, hatte ihn verrückt gemacht. Kirk hatte im Lauf der Jahre allmählich gelernt, den Dingen Beachtung zu schenken, die ihm sein Bewusstsein ohne Vorwarnung erzählte. Ob sie nun stimmten oder nicht, meist waren sie es wert, dass man sie in Erwägung zog. Deswegen sinnierte er über die Frage, auch wenn sie ihm Kopfschmerzen bereitete.
Irgendwie ist es alles McCoys Schuld, dachte er leicht säuerlich. Früher war ich nie so introvertiert. Er hat mich vergiftet.
»Krankenstation«, hörte er Lieutenant Uhura hinter sich sagen. Sie fragte die Checkliste ab.
»Krankenstation fertig«, erwiderte Lia Burke. Seit Christine Chapel ihr Arztpraktikum ableistete, war sie als McCoys Oberschwester tätig. »Doktor McCoy ist vom Transporterraum aus zu uns unterwegs.«
»Falls er Zeit hat, bitten Sie ihn auf die Brücke«, sagte Kirk und nahm sich in spontaner Boshaftigkeit vor, wenn er sich schon philosophisch unwohl fühlte, einen Teil dieses Unwohlseins an ihrer Quelle abzuladen.
»Gewiss, Captain. Irgendwelche besonderen Gründe?«
»Bespreche ich mit ihm, wenn er hier ist«, sagte Kirk. Soll er ruhig ein bisschen schwitzen, dachte er leicht amüsiert. »Ah, Mr. Chekov. Vielen Dank.«
Er streckte die Hand aus und ergriff den Datenblock, den Chekov ihm hinhielt. Er schenkte ihm einen Blick, sah nichts auf dem Tagesplan, das er dort nicht erwartet hatte, und gab ihn Chekov zurück. »Wie ich sehe, leiten Sie heute die Einsatzbesprechung«, sagte er.
»Um 19.00 Uhr«, sagte Chekov. »Jawohl, Sir.«
»Haben Sie sämtliche Hausaufgaben gemacht?«
»Ich glaube schon, Captain«, sagte Chekov sanft. »Hausaufgaben sind eine russische Erfindung. Wie vieles andere auch.«
Kirk lächelte. »Weitermachen, Fähnrich«, sagte er.
»Jawohl, Sir«, sagte Chekov und ging an seinen Platz zurück.
Von dort aus, wo er seine eigenen Checks absolviert hatte, trat Spock neben die Steuerkonsole. »Wir sind startbereit, Captain«, sagte er. »Alle Mann an Bord, und sämtliche Abteilungen haben Bereitschaft gemeldet.«
»Schön«, sagte Kirk. »Dann die üblichen Meldungen an die orbitale Startleitung.« Er warf einen Blick auf die Steuerkonsole. »Bringen Sie uns ordentlich raus, Mr. Sulu.«
»Jawohl, Sir«, sagte Sulu und nahm das Startverfahren in Angriff.
Kirk reckte sich leicht im Kommandosessel. »Diesmal brauchen wir uns hoffentlich kein Bein auszureißen«, sagte er. »Ein bisschen reine Wissenschaft wird uns allen guttun.«
Spock schaute sinnierend drein. »Auch wenn es gefährlich wäre, den Versuch zu wagen, die Zukunft ohne ausreichende Daten vorherzusagen«, meinte er, »aber wünschen möchte man sich schon, genügend Zeit für seine Forschungen zu haben.«
Kirk schaute Spock von der Seite her an. »Wissen Sie irgend etwas, das Sie mir nicht sagen wollen?«, fragte er. »Haben Sie irgendeinen Grund zu der Annahme, unsere Mission könnte nicht in aller Ruhe ablaufen?«
»Keinesfalls«, sagte Spock mit leicht empörtem Gesichtsausdruck. »Ich würde Sie auf der Stelle darüber informieren. Hinsichtlich aller bedeutsamen Probleme sind sämtliche Daten negativ.«
»Und was sagt Ihre Nase?«, fragte Kirk. Seine Spötterlaune hatte keine Lust, sich auf McCoy zu begrenzen.
»Sir«, sagte Spock, »es ist in der Tat ein wenig wünschenswertes Verfahren, ohne Daten Hypothesen aufzustellen …«
»Natürlich«, sagte Kirk. »Lassen wir's halt.«
Die Brückentür zischte. »Man kann den Laden aber auch keine Minute allein lassen«, sagte McCoy. »Kaum dreht man ihm den Rücken zu, tanzen alle auf dem Tisch. – 'n Abend, Spock.«
»Eigentlich ›Guten Morgen‹«, sagte Spock. »Es ist Punkt drei Uhr sechs …«
»Ersparen Sie's mir«, sagte McCoy und lehnte sich an den Kommandosessel. Er hatte einen Datenblock mitgebracht und schaute mürrisch drein. »Hast du das schon gesehen, Jim?«
Kirk nahm den Block und überflog ihn. Es war die Liste der Besatzungsmitglieder, die in der vergangenen Woche, während der Ruhepause der Enterprise, in der Krankenstation gewesen waren. »Ja. Und?«
»Es sind doppelt so viele wie sonst. Vielleicht sogar dreimal so viele. Schau mal, hier: Fünf hatten eine Erkältung …«
»Es ist doch nicht ihre Schuld, dass du noch nicht in Erfahrung gebracht hast, wie man gewöhnliche Erkältungen kuriert«, sagte Kirk.
McCoy maß ihn mit einem finsteren Blick. »Du weißt doch genau, dass Nahrung, Gymnastik und ein allgemein gesundes Immunsystem die einzigen Dinge sind, die kleine Infektionen der oberen Atemwege verhindern. Kaum gehen die Leute auf Landurlaub, ist ihre gesamte Gesundsheitsausbildung beim Teufel.«
»Also wirklich, Pille«, sagte Kirk. »Ein Landurlaub hat letztlich auch den Grund, ein bisschen auf die Pauke zu hauen.«
»Ja, wirklich«, sagte Spock. »Erst vor einer Woche haben Sie uns über die wohltuende Wirkung des Landurlaubs belehrt – weil er die Auswirkungen von langfristig aufgebautem Stress abbaut.« Er hielt eine Sekunde lang inne und fügte dann hinzu: »Natürlich nur bei Lebensformen, die überhaupt Stress empfinden.«
McCoy schnaubte nur geringschätzig in Spocks Richtung und sagte zu Kirk: »Die Zahlen sind viel höher, als sie sein dürften.«
Kirk seufzte und reckte sich leicht. »Na ja … Jeder, der an Bord ist, kann natürlich nicht in Bestform sein, oder?«
»Natürlich!«, sagte McCoy in einem überraschendem Aufbegehren. »Genau das ist doch mein Ziel. Nichts weniger.«
»Aber wenn es so wäre, hättest du nichts mehr zu tun.«
»Jim, alle Ärzte und Schwestern von hier bis zum Rand der Galaxis leben in der Hoffnung, eines Tages aufzuwachen und dann festzustellen, dass jeder in diesem Universum völlig gesund ist und sich im Besitz eines von Gott unterzeichneten Zertifikats befindet, laut dem er friedlich im Schlaf sterben wird. Dann können wir alle in Pension gehen und angeln.«
»Wo du doch so gern angelst … Als ich dich das letzte Mal mitgenommen habe, hast du es barbarisch genannt. Du hast mich sogar gezwungen, eine zehnpfündige Forelle wieder ins Wasser zu werfen.«
McCoy schenkte Kirk einen finsteren Blick. »Verdammt noch mal, jetzt verstehst du endlich, was ich meine. Jeder von uns möchte etwas anderes tun. Uns wäre jeder andere Beruf recht. Aber dazu wird's in dieser Woche nicht mehr kommen.«
»Also, jeder andere Beruf wäre mir nicht recht«, sagte Kirk und spürte, dass seine Spötterlaune zunahm.
»Seinen möchte ich jedenfalls nicht haben«, sagte McCoy und blickte Spock an. »Ich würde bestimmt Magengeschwüre kriegen.«
»Wäre dir meiner vielleicht lieber?«
»Mach mich nicht heiß darauf«, sagte McCoy. »Dein Sitz ist viel bequemer als der in meinem Büro. Meinen hat wahrscheinlich Torquemada entworfen. – Aber trotzdem, Jim, die Zahlen müssen bei der nächsten Abteilungsleiterkonferenz besprochen werden. Sie sind eindeutig zu hoch; sie waren schon bei den zwei letzten Missionen zu hoch. Als Vorbilder müssen die Chefs der Abteilungen – besonders was die Schichtarbeit angeht – etwas mehr Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass die Leute sich nicht aus schierem Enthusiasmus kaputtmachen. Ich kann schließlich nicht überall zugleich sein.«
»Ach!«, sagte Spock und hob eine Augenbraue.
»Nein«, sagte McCoy. »Da Ärzte nicht überall zugleich sein können, hat Gott die Vulkanier erfunden. Ich dachte, das wüssten Sie.«
Kirk grinste schwach. »Jedenfalls«, fuhr McCoy fort, »müssen wir es bei der nächsten Konferenz besprechen. Ich hoffe, dass du mir dabei den Rücken stärkst, Jim.«
»Klar, mach ich. Sonst noch was?«
McCoy warf einen nachdenklichen Blick auf Kirks Bauch. »Ich möchte dich irgendwann morgen sehen«, sagte er.
»Nur mich? Spock nicht?«
»Spock denkt logisch«, sagte McCoy mit deutlich übertriebenem Behagen, »und kann sich gut um sich selbst kümmern. Außerdem steht sein 100 000-Kilometer-Ölwechsel noch nicht an. Morgen früh, Jim, um 8.00 Uhr. Sei pünktlich.«
McCoy machte sich zur Brückentür auf. »War nett, dich mal wiederzusehen, Pille«, rief Kirk hinter ihm her. »Mein Urlaub war auch toll – danke der Nachfrage!«
»Grrr …«, machte McCoy. Die Tür schloss sich hinter ihm.
Kirk und Spock sahen sich an. »Er ist ausgezeichneter Laune«, sagte Kirk. »Ich schätze, irgendwie ist er noch in Urlaub.«
»Manchmal«, sagte Spock, »kann man wirklich schwer erkennen, was ihn beschäftigt. ›Was ihn in Anspruch nimmt‹ wäre vielleicht eine treffendere Beschreibung. Ich vermute, die medizinische Verhaltensforschung hat einen Fehler; sie verlangt allem Anschein nach von ihren Verfechtern, dass sie das, was sie privat bewegt, für sich behalten. Ich wage aber zu behaupten, dass der Doktor uns in angemessener Zeit einweihen wird.«
Kirk nickte. Als Sulu sie aus der Ekliptikebene und dem System herausbrachte, beobachtete er die rasch hinter ihnen vorbeigleitende Erde. »Sie haben wahrscheinlich recht«, sagte er. »Und was ist nun mit den Massenumwandlungsquotienten, die Sie mit mir besprechen wollten?«
»Der Name des Planeten«, sagte Mr. Chekov, »ist 1212 Muscae IV. Er ist der vierte des Sterns 1212 Mus, einer roten Sonne vom Typ F8, die keine erwähnenswerten spektrographischen oder historischen Anomalien aufweist. Sie wurde 1950 auf der Erde durch die Skalnate Pleso-Sternvermessung katalogisiert; die ihr daraufhin zugeteilte Bayer-Nummer und Klassifikation wurden in den neuen IAU-Publikationen beibehalten. Die galaktischen Koordinaten und nächsten Cepheiden-variablen Markierungsbojen sind in den Ephemeriden ihrer Bildschirme aufgelistet.«
Kirk lehnte sich auf seinem Sitz am Kopf des Tisches im Konferenzraum zurück. Ihm fiel auf, dass die Koordinatenliste etwa um fünfzig Prozent länger war, als sie ausgefallen wäre, hätte Spock die Einsatzbesprechung geleitet. Chekov wollte offenbar nichts dem Zufall überlassen, denn Spock saß am anderen Tischende, und sein kühles Wohlwollen ruhte mit dem ruhigen Interesse eines Lehrers, der darauf wartete, wie der Klassenbeste sich aufführte, auf dem Bildschirm.
»Der Planet«, sagte Mr. Chekov, »wurde während der ersten südgalaktischen Grenzexpedition einer Musterung unterzogen. Die ersten Messungen der Expedition, die nicht gelandet ist, deuteten im weitesten Sinn auf einen Planeten der Klasse M hin, was bedeutet, dass er über einen eisenhaltigen Kern und eine dicke siliziumtragende Kruste mit bedeutenden Kohleablagerungen verfügt. Die Atmosphäre liegt im Mittelbereich; sie enthält zwanzig Prozent Sauerstoff und etwa siebzig Prozent Stickstoff. Die Edelgase bewegen sich innerhalb der medizinischen Toleranzen für Leben, das auf Kohlenstoff basiert.«
Er berührte eine Taste seines Datenpults. Das Bild auf den Schirmen zeigte einen grünblauen Planeten vom Erdtyp. Die Bilder waren aus einer Entfernung von dreihunderttausend Kilometern aufgenommen worden. Weiche weiße Wolken, die an Pinselstriche erinnerten, streichelten seine Oberfläche; die Kontinente waren von weiten Meeren geteilt und bestanden, wenn man nach der Skala in der Bildecke urteilte, hauptsächlich aus Inseln von der ungefähren Größe Australiens. Die Polkappen waren winzige, kaum erkennbare Eisbröckchen.
»Wie Sie sehen«, sagte Chekov, »macht der Planet gerade eine Zwischeneiszeit durch; die durchschnittliche Oberflächentemperatur beträgt sechzehn Grad Celsius. Die Wetterlage ist allgemein nicht erwähnenswert, wenn man davon absieht, dass sie mild ist. Während der neunundzwanzigtägigen Forschungsperiode hat kein Wind Stärke vier überstiegen, auch nicht in den Polargebieten.«
»Wie hoch ist die durchschnittliche Tagestemperatur in den gemäßigten Zonen?«, fragte Scotty vom anderen Tischende her.
»Einundzwanzig Grad im Winter«, sagte Chekov, »und dreiundzwanzig im Sommer.«
»Ah!«, sagte Scotty. »Genau wie in Aberdeen!«
Einige der am Tisch Versammelten lachten.
»Selbst wenn es so ist, Scotty«, sagte Kirk. »Mr. Chekov, es klingt alles so, als sei der Planet ein hübscher Ort für einen Urlaub.«
»So könnte es sein, Sir, wenn niemand dort leben würde. Aber dazu gleich mehr. Wenn Sie das nächste Bild betrachten …« Das Bild wechselte erneut; nun zeigte es eine kleine taktische Grafik, die die relative Position des Machtbereichs der Föderation auswies. »… erkennen Sie, dass das System in einem sogenannten ›strittigen‹ Raum liegt, auf den weder die Föderation noch eine andere ähnliche Gruppierung irgendeinen ernsthaften territorialen oder ›Puffer‹-Anspruch erhoben hat. Weder die klingonischen noch die romulanischen Interessen haben sich weit in diese Gegend vorgewagt, möglicherweise aus wirtschaftlichen Gründen. Dieser Teil des Raumes ist ziemlich sternenarm, da er zwischen dem Sagittarius- und Perseus-Arm der Galaxis in einem Loch liegt und Systeme mit zur Ausbeutung tauglichen Ressourcen – etwa Asteroidengürtel – hier auch nur sehr selten vorkommen.«
Kirk nickte. »Eine lange Reise, wenn man nur Urlaub hier machen will.«
Chekov nickte. »Zudem würden die verschiedenen hier lebenden Spezies einen Urlaub komplizieren«, sagte er. Das Bild wechselte erneut und zeigte nun ein Diagramm mit drei Strichzeichnungen als Größenvergleich: das erste sah aus wie ein schlaffer Sack, das zweite war vage baumähnlich, das dritte war bloß ein quadratisch gepunkteter Umriss – etwas größer als die menschliche Gestalt, die zum Vergleich neben ihr stand.
»Dies sind die drei auf dem Planeten lebenden, intelligenten einheimischen Spezies«, sagte Chekov. Jene, die noch nichts von ihnen gewusst hatten, tauschten nun am Tisch Blicke aus. »Wie manche von Ihnen schon vermutet haben, ist es äußerst ungewöhnlich. Dieser Planet ist bis jetzt der einzige von einer Expedition der Föderation entdeckte, auf dem mehrere Spezies zusammenleben, ohne von einer anderen Rasse, wie etwa den Bewahrern, dort abgesetzt worden zu sein. Das Erforschungsteam bestätigt, dass sie echte Produkte der planetaren Evolution sind; die damals genommenen DNS-Analog-Proben geben dieser These mehr als Sigma-Sechs-Wahrscheinlichkeit. Eine unserer Aufgaben besteht darin, eine hundertprozentige Bestätigung der evolutionären Lage zu erhalten, die in der bisherigen Raumforschung sicher einmalig ist und gewiss von der wissenschaftlichen Gemeinschaft hinterfragt werden wird, wenn wir die Daten nach Hause bringen.«
»Dann haben wir also die Ehre, die Daten zu verteidigen?«, fragte McCoy vom unteren Ende des Tisches.
»Die Wahrheit ist es immer wert, dass man sie verteidigt, Doktor«, sagte Spock gelassen. »Solange sie die Wahrheit ist. Und es ist unser Auftrag, dies zu klären.«
»Die drei Spezies weisen eine ungewöhnliche Bandbreite an Morphotypen auf«, sagte Chekov, der unbeeindruckt weitermachte und dem Hintergrundpalaver keine besondere Beachtung schenkte. Kirk lächelte vor sich hin. »Die erste, mit der wir Kontakt aufnehmen werden …«
Das Bild auf den Schirmen wechselte erneut. Nun sah man etwas, das überraschend einem mit einer klaren Flüssigkeit gefüllten Kunststoffbeutel ähnelte. Doch die Oberfläche des Beutels schillerte in einer irisierenden Farbe, wie seit Jahren in der Sonne liegendes Glas. »Diese Spezies«, sagte Chekov, »bezeichnet sich als Volk der Ornae – der Singular und das Adjektiv dazu lauten wohl Ornaet. Die Ornae zählen zu den ersten echten Theriomorphen, die der Wissenschaft der Föderation bekannt sind. Sie sind es noch eher als die Alariin oder die amphibischen Gelformen von Sirius B III. Auf dem Planeten leben allem Anschein nach etwa fünf Millionen, was die Einheimischen als normale und stabile Zahl bezeichnen. Laut Bericht des Forschungsteams besteht ihr Inneres aus reinem undifferenziertem Protoplasma. Die Außenmembran scheint normal halbdurchlässig zu sein, wie auch bei einfachen Einzellern, etwa Amöben. Die Außenhaut – auch Pellikel genannt – ist jedoch stark strahlungsresistent, und ihre relative Durchlässigkeit scheint willentlich steuerbar zu sein. Sie ist zudem völlig dehnbar; die Ornae sind offenbar fähig, für einen begrenzten Zeitraum jede beliebige Gestalt anzunehmen, und nutzen ihren eigenen Körper als Werkzeuge.«
»Sie sind aber keine Gestaltwandler«, sagte Scotty.
»Nein; ihr Äußeres bleibt ungeachtet der Gestalt, die sie annehmen, gleich«, sagte Chekov. »Sie können offenbar jede vorhandene Energieart direkt aus der Umgebung absorbieren.« Er grinste verhalten. »Ein junger Ornaet hat einen Phaser des Forschungsteams geklaut und verspeist. Der Forscher bekam die Waffe zwar unbeschädigt zurück, aber sie war völlig leer.«
Scotty runzelte die Stirn.
»Das Forschungsteam stuft die Ornae als freundlich und kommunikativ ein, wenn auch als unklar«, sagte Chekov. »Man weiß nicht genau, ob die Unklarheiten auf Probleme mit dem unjustierten Universaltranslator oder auf spezies-spezifische Schwierigkeiten zurückzuführen sind. Das herauszufinden, hat man uns überlassen.«
McCoy setzte einen interessierten Blick auf. »Was ist denn so unklar an den Ornae?«
»Wie das Forschungsteam berichtet, hatten die meisten Probleme mit der Körperlichkeit zu tun«, erläuterte Chekov. »Mit der Körperform und dergleichen. Man geht davon aus, dass polymorphe Lebewesen eventuell Probleme haben zu verstehen, wieso Fremde ihre Form nicht so oft verändern wie sie.«
»Verständlich«, sagte McCoy. »Wahrscheinlich ist ihre Sprache ebenso so flexibel. Für eine Psyche dieser Art wäre es doch normal, das sich alles konstant verändert, die Symbolik eingeschlossen. Ich nehme an, wir finden schon eine Möglichkeit, damit klarzukommen.«
»Die zweite Spezies …« Wieder änderte sich das Bild. Diesmal erblickte Kirk etwas, das einem Wäldchen ähnelte – und wurde den Verdacht nicht los, dass es ihn anschaute. »Dies ist ein Lahit …«
»Einzahl?«, sagte Uhura überrascht.
»Ja, es ist ein Lebewesen«, sagte Chekov. »Dieses Volk weist eine deutliche körperliche Ähnlichkeit mit Dendroiden wie den Lusitaniern auf, aber das ist auch schon alles. Die Lusitanier sind Einzelwesen; die Lahit hingegen sind eher wie ein Bienenschwarm. Sie sind Leben wie Pflanzen und wandern in großen Gruppen langsam über den Planeten. Manche siedeln sich bereitwillig in den Parklandschaften der Ornae-Städte an. In vielen Fällen scheinen die Ornae die Parklandschaften speziell für sie anzulegen. Auf dem Planeten existieren etwa zwanzig Millionen Lahit, was aufgrund einer Katastrophe in der jüngeren Vergangenheit, deren Natur das Forschungsteam nicht klären konnte, als unter dem Bevölkerungsnormalmaß beschrieben wird. Jedes Lahit-Wesen ist durch ein System verästelter Nervenzellen, das sich in der Regel unter dem Boden befindet, mit seinen Untergruppen und seiner unmittelbaren Übergruppe verbunden und bewegt sich mit hohem Tempo durch sie hindurch, etwa so wie bei den Sporenkanälchen der Dickkopf- und Dunkelgraspilze. Dieses Netz agiert zwar als Nervensystem, aber das Forschungsteam weist auch auf die scheinbare Langsamkeit der Übermittlung durch dieses Netz hin. Stellt man einem Lahit eine Frage, kann es passieren, dass man tagelang auf die Antwort wartet.«
»Ich spreche mit den Bäumen«, sang Uhura leise vor sich hin, »aber sie hören mir nicht zu …«
Rund um den Tisch wurde ein Kichern laut. »Das war so ziemlich alles, was das Forschungsteam gemeldet hat«, sagte Chekov. »Nur wenige Lahit haben sich überhaupt zu erkennen gegeben, und noch weniger haben mit dem Team kommuniziert. Aber die Ornae nehmen offenbar an, dass die Lahit für den Planeten irgendwie wichtiger sind als sie. Auch das ist ein Rätsel, das wir werden lösen müssen.«
Das Bild auf den Schirmen wechselte erneut. »Die dritte Spezies …«, sagte Chekov.
Kirk kniff die Augen zusammen. Das Bild war irgendwie verschwommen. Er sah eine große, rechteckige, blassfarbene Gestalt. Sie schien im Nebel zu stehen. »War wohl kein gutes Wetter an dem Tag, was, Mr. Chekov?«, sagte er.
»Nein, Captain. Das Bild wurde am helllichten Tag aufgenommen, und bei klarem Wetter. Dies ist ein ;At.«
»Können Sie es noch mal sagen?«, bat Uhura.
Chekov schüttelte den Kopf. »Es ist die abgesegnete Aussprache der Bezeichnung, die die Spezies sich selbst gibt – beziehungsweise kommt es ihr so nahe, wie die Linguisten des Forschungsteams es nachempfinden konnten. Die IPA-Orthographie steht im Gesamtbericht. Vielleicht verstehen Sie mehr davon als ich. Die ;At sind jedenfalls die dritte Spezies des Planeten. Wie viele sie sind, wissen wir nicht, und dies ist die beste Aufnahme, die das Forschungsteam von einem ;At machen konnte.«
»Irgendein gasförmiges Lebewesen?«, fragte Scotty.
»Nein, Sir. Manchmal wirken sie so, als wären sie einfach nicht da; ihr Körper ist selektiv variabel. Das Forschungsteam meldet, dass die ;At, mit denen man geredet hat, sich ohne Vorwarnung ein- und ausblendeten, und zwar ohne erkennbaren Bezug zum gerade besprochenen Thema. Die Aufnahmen, die man von ihnen macht, werden einfach nicht scharf, und wenn sich das fragliche Geschöpf noch so deutlich zeigt.«
Das, was Chekov berichten musste, ließ ihn leicht verlegen klingen. »Die Forscher melden«, sagte er, »die ;At hätten sie mit großer Herzlichkeit aufgenommen und seien bereit gewesen, in aller Ausführlichkeit mit ihnen zu reden – viel ausführlicher als die beiden anderen Spezies. Freilich waren die Gespräche alle sehr problematisch … denn aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass die ;At nicht an das Forschungsteam glaubten.«
Der Satz rief unter den Konferenzteilnehmern erstaunte Blicke hervor. »Sie haben nicht an die geglaubt?«, sagte McCoy. »So, wie man nicht an den Weihnachtsmann glaubt? Das ist doch absurd!«
Chekov zuckte die Achseln. »Die Aufzeichnungen wiederholen diesen grundlegenden Zusammenhang mehrmals«, sagte er. »Ein Angehöriger des Forschungsteams fragte einen ;At, ob er den Eindrücken seiner Sinne misstraue, und die Antwort lautete – so, wie der Translator sie übertragen konnte – ›er misstraue der Wahrnehmung immer, und wenn seine Sinne ihm unannehmbare Daten lieferten, tausche er sie gegen neue ein‹.«
McCoy lehnte sich mit verschränkten Armen in den Sitz zurück. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Ausdruck großen Interesses aus. Aha, dachte Kirk erfreut, jetzt hat er angebissen. Nichts konnte Pilles Phantasie mehr anregen als eine bizarre neue Psychologie, und diese hier kam einer solchen bestimmt sehr nahe.
»Sonst existieren keine Informationen über die ;At«, sagte Chekov. »Das Forschungsteam fand sie trotzdem umgänglich und redegewandt, wenn man auch große Probleme hatte zu verstehen, was sie meinten. Der Bericht schlägt vor, eventuell einen verbesserten oder komplexeren Translatoralgorithmus zu verwenden.«
Uhura nickte; sie machte sich auf ihrem Datenblock Notizen.
»Damit schließt der Bericht des Forschungsteams, Captain«, sagte Chekov.
»Vielen Dank, Mr. Chekov.« Kirk schaute in die Runde.
»Diese Mission bringt uns manch interessante Arbeit«, sagte er. »Und da wir ein gutes Stück von den Konflikten bevölkerungsreicher Gegenden der Galaxis entfernt sind, müssten wir genug Muße haben, um uns auf diese Arbeit zu konzentrieren. Die Befehle, die ich von Starfleet bekommen habe, besagen, dass wir so lange in diesem Gebiet bleiben können, wie wir brauchen, um gründliche Forschungsarbeit zu leisten. – Natürlich müssen wir jederzeit mit einem Widerruf rechnen.« Alle am Tisch richteten den Blick zur Decke. Die Enterprise war bekannt dafür, dass man sie von den interessantesten Aufträgen abzog, damit sie auf der anderen Seite der Galaxis irgend jemandes Haut rettete. Obwohl sich inzwischen alle daran gewöhnt hatten, fand niemand Gefallen daran.
»Trotzdem«, sagte Kirk, »glaube ich, wird man uns diesmal unsere Arbeit tun lassen. Meine Befehle besagen deutlich, dass die Enterprise auf diese Mission geschickt wurde, weil wir die dazu nötigen wissenschaftlichen Experten an Bord haben. Die Hälfte unseres Einsatzes besteht aus normalen naturwissenschaftlichen Ermittlungen; die wissenschaftliche Gemeinschaft der Föderation möchte alle möglichen Informationen über die Evolution dieser Welt und über so viele Spezies, wie wir katalogisieren können, ob sie nun intelligent sind oder nicht, und alle begründeten Theorien, die uns zu der Frage einfallen, was diese Welt zu dem gemacht hat, was sie ist … Und warum nur sie unter den Zehntausenden bewohnter Planeten, die wir kennen, so geworden ist. Was wir hier entdecken, was die Spezies über sich selbst berichten können, wird enorme Auswirkungen auf sämtliche biologischen Wissenschaften haben. Deswegen werden alle an Bord befindlichen wissenschaftlichen Abteilungen ihr Äußerstes geben müssen.« McCoy rutschte auf seinem Sitz hin und her. »Ich möchte Sie alle daran erinnern, darauf zu achten, dass Ihre Leute sich nicht überarbeiten«, fuhr Kirk dann fort. »Übermüdete Forscher übersehen Hinweise, die eventuell direkt vor ihrer Nase liegen und unter Umständen lebenswichtig sind. Sobald wir angekommen sind, werde ich täglich alle Laborpläne und Einteilungen für Landegruppen begutachten. Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich an Dr. McCoy.«
Alle nickten. »Die andere Hälfte unserer Mission«, sagte Kirk, »ist diplomatischer Natur. Das heißt, wir hoffen zumindest, dass sie es ist. Die Angehörigen des Forschungsteams haben sich lediglich als Wissenschaftler identifiziert. Sie haben fast nichts darüber erfahren, wie der Planet regiert wird, wie die drei Spezies miteinander auskommen und dergleichen. Unsere Aufgabe besteht darin, diese Fragen zu klären und die gesellschaftlichen Strukturen und Regierungen der Einheimischen zu erkennen, falls sie so etwas haben – und im Namen der Föderation offizielle Kontakte mit allen drei Spezies aufzunehmen. Wir müssen erfahren, ob sie sich uns anschließen wollen; ob es nur einige sein werden oder alle, und falls ja, in welcher Form. Außerdem müssen wir erfahren, ob es überhaupt schicklich ist, sie danach zu fragen. Meine diesbezüglichen Befehle …«, Kirk schaute leicht grimmig drein, »… besagen eindeutig, ich soll ihnen versichern, dass es schicklich ist. Eingedenk der wie auch immer ausfallenden politischen Implikationen einer solchen evolutionären Situation sind die Diplomaten offenbar darauf versessen, diese Welt in unserem Lager zu wissen statt in einem anderen. Sie haben uns in dieser Hinsicht unter einigen Druck gesetzt. Trotzdem habe ich vor, darauf zu achten, dass diese zweite Forschungsexpedition mit äußerster Redlichkeit durchgeführt wird. Um was geht es? Es geht darum, den drei Spezies klare Informationen zu bieten, damit sie anschließend frei wählen können. Ich erwarte, dass sich alle Abteilungen danach richten.«
Kirk legte eine kurze Pause ein und dachte nach. »Eine der Hauptaufgaben der Wissenschaft wird die korrekte Justierung des Universaltranslators für diesen Planeten sein. Das erste Forschungsteam konnte allem Anschein nach schon aus Zeitgründen nicht mehr als eine schnelle und grobe Justierung vornehmen. Es hängt sehr viel davon ab, dass wir uns klar verständigen können, sonst sind die ›Hörensagen‹-Daten, die wir sammeln, nicht zu gebrauchen. Und in den späteren Stadien, speziell bei der Diplomatie, wird bei den drei Spezies alles von der Genauigkeit und Vollständigkeit der Übersetzung abhängen. Wir brauchen, ebenso wie sie, exakte Daten, mit denen wir unsere Wahl treffen können.« Er schaute Uhura und Spock an. »Ich erwarte, dass alle anderen wissenschaftlichen Abteilungen sich nach den Wünschen der Linguistik richten, was die Computerzeit und andere Notwendigkeiten angeht. Merkt euch das – und zwar alle.«
»Gemerkt«, murmelten mehrere Stimmen.
»Mit etwas Glück«, sagte Kirk und entspannte sich leicht, »werden mindestens zwei der drei Spezies die Wahl treffen, sich uns auf die eine oder andere Weise anzuschließen. Dann können wir mit gutem Gewissen davon ausgehen, dass irgendein anderes Schiff herkommen und das klären kann, was uns entgangen ist. Wir können uns aber nicht darauf verlassen. Die schiere Einmaligkeit dieses Planeten verlangt, dass wir unsere Expedition als Einmal-und-nie-wieder-Gelegenheit behandeln. Starfleet hat die kurze Ruhepause freundlicherweise dazu genutzt, weitere achtzig Terabytes in die Bibliothekscomputer einzubauen. Und ich möchte mit vollem