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KATHY TYERS

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DER PAKT VON BAKURA

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Hans Sommer

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

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www.diezukunft.de

Ich kann nicht an Krieg der Sterne denken, ohne dass mir die Eröffnungsfanfare des Soundtracks durch den Kopf geht. Ich kann mir die lange, dreieckige Silhouette eines imperialen Sternzerstörers nicht vorstellen, ohne dabei unheilschwangere Triolenklänge zu hören. Und wer könnte sich ohne diese unnachahmliche Jazzband ein Bild von der Mos-Eisley-Bar machen?

Mit dankbarer Bewunderung widme ich diesen Roman dem Mann, der die Musik für die drei Krieg der Sterne-Filme komponierte:

1

Ein einziger bewohnbarer Mond schwebte wie ein wolkenverhangener Türkis über einer toten Welt. Die Hand der Ewigkeit, die die Kette seines Orbits hielt, hatte den samtenen Hintergrund mit blitzenden Sternen gesprenkelt. Kosmische Energien tanzten an den Krümmungen der Raumzeit und sangen ihre zeitlose Musik. Sie nahmen keine Notiz vom Imperium, von der Rebellen-Allianz und von ihren unbedeutenden, flüchtigen Kriegen.

Auf dieser unbedeutenden Ebene der menschlichen Perspektive jedoch befand sich eine Flotte von Sternenschiffen im Orbit um den Planeten des Mondes. Rußstreifen zeichneten sich auf den Flanken diverser Schiffe ab. Droiden umschwärmten einige von ihnen und nahmen Reparaturen vor. Metalltrümmer, die einmal wichtige Raumschiffteile gewesen waren, und die Leichen von Menschen und Fremdwesen befanden sich im selben Orbit wie die Schiffe. Die Vernichtungsschlacht gegen Imperator Palpatines zweiten Todesstern hatte der Rebellen-Allianz schwere Verluste eingetragen.

Luke Skywalker durchquerte mit schnellen Schritten den Landehangar eines Kreuzers. Seine Augen waren entzündet, aber das Siegesgefühl nach der Ewoks-Feier durchströmte ihn noch immer. Als er an einer Gruppe von Droiden vorbeikam, stieg ihm der Geruch von Kühl- und Schmiermitteln in die Nase. Er hatte Schmerzen, spürte nach dem längsten Tag seines Lebens eine nagende Dumpfheit in allen Knochen. Heute – nein, es war gestern gewesen – hatte er den Imperator getroffen. Gestern hatte er den Glauben an seinen Vater fast mit dem Leben bezahlt. Aber von einem Passagier, der mit ihm die Fähre vom Ewok-Dorf hinauf zum Kreuzer geteilt hatte, war er bereits gefragt worden, ob er den Imperator – und Darth Vader – tatsächlich eigenhändig getötet hatte.

Luke war noch nicht bereit, allgemein bekanntzugeben, dass »Darth Vader« Anakin Skywalker sein Vater gewesen war. Dennoch hatte er mit fester Stimme geantwortet: Imperator Palpatine war von Vader getötet worden. Vader hatte ihn in den Reaktor des zweiten Todessterns geschleudert. Luke nahm an, dass er diese Erklärung noch wochenlang abgeben würde. Jetzt jedoch wollte er lediglich seinen X-Flügler überprüfen.

Zu seiner Überraschung machte sich ein Servicetrupp daran zu schaffen. Ein Magnakran ließ R2-D2 von oben in die zylindrische Droidenbuchse hinter seinem Cockpit hinab.

»Was ist hier los?«, fragte Luke. Er war stehengeblieben und hielt die Luft an.

»Oh, Sir«, antwortete ein khakibekleideter Servicemann, während er einen zusammenfaltbaren Treibstoffschlauch löste. »Ihr Ersatzpilot fliegt nach draußen. Captain Antilles ist mit der ersten Fähre zurückgekommen und sofort auf Patrouille gegangen. Er hat ein imperiales Drohnenschiff abgefangen – eins dieser Museumsstücke, die sie vor den Klonkriegen verwendeten, um Botschaften zu überbringen. Ist aus der Tiefe des Raums reingekommen.«

Reingekommen. Irgendjemand hatte dem Imperator eine Botschaft geschickt. Luke lächelte. »Nehme an, Sie haben es noch nicht gehört. Wedge will Gesellschaft? So müde bin ich noch nicht. Ich könnte fliegen.«

Der Servicemann erwiderte das Lächeln nicht. »Unglücklicherweise hat Captain Antilles einen Selbstzerstörungszyklus in Gang gesetzt, während er versuchte, an den Botschaftskode heranzukommen. Er blockiert manuell eine kritische Unterbrechung …«

»Vergessen Sie den Ersatzpiloten«, rief Luke.

Wedge Antilles war seit den Tagen des ersten Todessterns sein Freund. Gemeinsam hatten sie die entscheidende Attacke geflogen. Ohne weiter zuzuhören, hastete er zum Bereitschaftsraum. Eine Minute später war er wieder zurück und zog dabei hüpfend ein Bein seines orangefarbenen Druckanzugs hoch. Die Serviceleute spritzten auseinander. Er sprang die Leiter hoch, warf sich auf seinen schrägstehenden Polstersitz, stülpte mit einem Ruck den Helm über und ließ den Fusionsgenerator des Schiffes an. Ein vertrautes hochenergetisches Jaulen umfing ihn.

Der Mann, mit dem er gesprochen hatte, kletterte hinter ihm nach oben. »Aber, Sir! Ich glaube, Admiral Ackbar wollte, dass Sie Bericht erstatten.«

»Ich bin gleich zurück.«

Luke schloss die Cockpitkanzel und nahm mit einer Geschwindigkeit, die für die Allianz rekordverdächtig war, eine Überprüfung seiner Systeme und Instrumente vor. Kein Signal erregte seine Aufmerksamkeit.

Er schaltete seinen Bordkommunikator ein. »Tramp Eins startbereit.«

»Schleuse wird geöffnet, Sir.«

Er aktivierte den Antrieb. Einen Augenblick später verwandelte sich der dumpfe Schmerz in seinem Körper in grausame Qual. Alle Sterne in seinem Blickfeld teilten sich zu Doppelsternen und umwirbelten einander. Die Stimmen der Serviceleute wurden in seinen Ohren zu Geschnatter. Benommen tauchte er in sich selbst hinab und suchte das Ruhezentrum, das zu berühren ihn Meister Yoda gelehrt hatte.

Berühren

Da.

Er atmete bebend aus und kontrollierte seine Herrschaft über den Schmerz. Die Sterne schrumpften wieder zu einzelnen Lichtschimmern zusammen. Was auch immer die Ursache gewesen war, er würde sich später darum kümmern. Durch die Macht drang er suchend nach draußen vor und erspürte Wedges Präsenz. Während er dieses Ende der Flotte ansteuerte, bedienten seine Hände die Kontrollen des X-Flüglers nahezu ohne jede Anstrengung.

Unterwegs konnte er zum ersten Mal einen genaueren Blick auf die Schlachtschäden, die umherschwärmenden Reparaturdroiden und die Schleppschiffe werfen. Mon-Calamari-Kreuzer waren gepanzert und mit Schutzschirmen versehen, um multiplen Direkttreffern zu widerstehen, aber er glaubte, sich an eine größere Anzahl der riesigen, unförmigen Schiffe erinnern zu können. Während er im Thronsaal des Imperators um sein Leben, für seinen Vater und für seine Integrität kämpfte, hatte er die herzzerreißenden Machtstörungen, die von all diesen Todesfällen ausgingen, nicht einmal gespürt. Er hoffte, dass er sich nicht an sie gewöhnte.

»Wedge, hörst du mich?«, fragte Luke über Subraumfunk. Er lenkte seinen X-Flügler zwischen den großen Flottenschiffen hindurch. Scanner zeigten an, dass sich der nächste schwere Transporter vorsichtig von etwas wegbewegte, das viel kleiner war. Vier A-Flügler jagten hinter Luke her. »Wedge, bist du da draußen?«

»Tut mir leid«, hörte er eine leise Stimme. »Bin fast außer Reichweite meines Schiffsempfängers. Weißt du, ich muss …« Wedge unterbrach sich grunzend. »Ich muss diese beiden Kristalle voneinander getrennt halten. Es ist irgend so eine Selbstzerstörungsvorrichtung.«

»Kristalle?«, fragte Luke, um Wedge weiterreden zu lassen. Diese Stimme klang schmerzerfüllt.

»Elektrit-Kristallkugeln. Überbleibsel aus den alten ›Eleganz‹-Tagen. Der Mechanismus versucht, sie zusammenzuschieben. Wenn sie sich berühren … peng! Der ganze Fusionsmotor.«

Während er langsam über dem blauen Schimmer Endors dahintrieb, entdeckte Luke Wedges X-Flügler. Längsseits driftete ein neun Meter langer Zylinder mit imperialen Insignien, genauso lang wie der X-Flügler und fast ausschließlich aus dem Motor bestehend, ein Typ der Kategorie Drohnenschiffe, die sich die Allianz noch immer nicht leisten konnte. Aus irgendwelchen Gründen ließ die Drohne eine düstere Vorahnung in ihm aufsteigen. Das Imperium verwendete solche Museumsstücke nicht mehr. Wieso war der Absender nicht imstande gewesen, die standardmäßigen imperialen Kanäle zu benutzen?

Luke stieß einen Pfiff aus. »Nein, wir wollen einen so großen Motor nicht hochgehen lassen.«

Kein Wunder, dass sich der Transporter entfernte.

»Genau.« Wedge hielt sich an einem Ende des Zylinders fest. Er trug einen Druckanzug und war durch ein Lebenserhaltungskabel mit dem X-Flügler verbunden. In dem Moment, in dem ihm klar geworden war, dass er unbeabsichtigt den Detonationsvorgang eingeleitet hatte, musste er die Luft in seinem Cockpit in den Raum geblasen und sich auf die Hauptsteuerung gestürzt haben. In dem leichtgewichtigen Druckanzug eines Raumpiloten und mit seinem ringsum geschlossenen Notfallhelm konnte er das Vakuum mehrere Minuten lang überleben.

»Wie lange bist du schon da draußen, Wedge?«

»Ich weiß nicht. Spielt keine Rolle. Der Blick ist atemberaubend.«

Näherkommend schaltete Luke das Triebwerk vorsichtig auf Gegenschub. Wedge hatte eine Hand im Inneren einer aufklappbaren Schalttafel. Sein Kopf drehte sich, um Lukes X-Flügler zu beobachten. Luke passte mit kurzen, gefühlvollen Schubstößen seine Geschwindigkeit der des Zylinders an.

»Könnte wirklich noch eine Hand gebrauchen.« Wedges Worte klangen heiter, aber der Tonfall verriet seine Anspannung. Seine Hand musste halb zerquetscht sein. »Was tust du hier draußen?«

»Die Aussicht genießen.« Luke dachte über seine Möglichkeiten nach. Die Piloten der A-Flügler bremsten ab und blieben zurück. Sie nahmen vermutlich an, dass Luke wusste, was er tat. »R2«, rief er, »wie ist die Reichweite deines Manipulatorarms? Könntest du ihm helfen, wenn ich nahe genug herankomme?«

Nein – bei optimalem Winkel fehlen 2,76 Meter, leuchtete es auf seinem Helmdisplay auf.

Luke zog die Augenbrauen hoch. Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn. Irgendetwas, das klein, fest und entbehrlich war, würde helfen. Wenn er sich nicht beeilte, war sein Freund tot. Wedges Bewusstsein in der Macht schwankte bereits benommen.

Luke blickte auf sein Lichtschwert. Von ihm würde er sich nicht trennen.

Nicht einmal, um Wedges Leben zu retten? Abgesehen davon, er würde es sich zurückholen können. Vorsichtig ließ er das Schwert in das Zufuhrrohr des Leuchtsignalabzugs gleiten. Er schoss das Schwert ab, griff dann über zehn Meter Vakuum hinweg mit der Macht nach ihm und beförderte es in Wedges Richtung. Als es in Zielnähe war, drehte er es um seine Achse.

Die grünweiße Klinge erschien lautlos im Vakuum des Weltraums. Wedges geweitete braune Augen blinzelten hinter seinem Visier.

»Auf mein Signal springst du weg«, sagte Luke.

»Luke, ich werde Finger verlieren.«

»Weit weg«, wiederholte Luke. »Du wirst mehr als Finger verlieren, wenn du da bleibst.«

»Wie stehen die Chancen, dass du mir mit deinen Jedi-Sinnen eine kleine Nervenblockade verpasst? Es schmerzt wie verrückt.«

Wedges Stimme klang schwächer. Er zog die Knie an und spannte seinen Körper, um sich abzustoßen.

In Augenblicken wie diesem erschien ihm die Feuchtlandwirtschaft für Onkel Owen auf Tatooine gar nicht so schlecht.

»Ich werde es versuchen«, sagte Luke. »Zeig mir die Kristalle. Sieh sie dir ganz genau an.«

»In … Ordnung.« Wedge drehte sich und starrte in die Luke.

Während er das Lichtschwert treiben ließ, tastete Luke nach Wedges freundschaftlich gesinnter Präsenz. Er vertraute darauf, dass ihm Wedge keinen Widerstand entgegensetzte, dass er ihm gestattete

Durch Wedges Augen und gegen den quälenden Schmerz in Wedges Hand ankämpfend, erblickte Luke plötzlich ein paar runde, mit vielen Facetten versehene Juwelen. Die eine Kugel war in seiner Hand, die andere drückte vom Ende eines Federmechanismus gegen seinen Handrücken. Sie waren faustgroß und reflektierten mattgoldene Schwertlichtfunken durch die Öffnung auf Wedges orangefarbenen Anzug. Luke glaubte nicht, dass der Flughandschuh allein genügen würde, sie auseinanderzuhalten. Sonst hätte er Wedge ganz einfach gesagt, dass er aus ihm herausschlüpfen sollte. Ein kurzer Druckabfall schädigte Gliedmaßen nicht sonderlich.

Wenn Wedge sprang, blieb Luke höchstens eine Sekunde Zeit, einen Kristall abzutrennen, und ein bisschen länger, bevor Wedge das Bewusstsein verlor. Wedge war angeleint und würde weiteratmen können, aber er konnte sehr viel Blut verlieren. Sein Blickfeld verschwamm an den Rändern.

Luke berührte Wedges Schmerzzentrum.

Zuviel auf einmal. Lukes eigene Schmerzen fingen an, sich langsam der Kontrolle zu entziehen.

»Habe es«, knurrte er.

»Was hast du?«, fragte Wedge wie im Traum.

»Alles unter Kontrolle«, sagte Luke. »Bei drei springst du. Spring mit aller Kraft. Eins.«

Wedge machte keine Einwände. Die Zähne zusammenbeißend, brachte sich Luke in größerem Einklang mit dem Schwert. Solange er sich auf das Schwert konzentrierte, konnte er die Kontrolle aufrechterhalten.

»Zwei.«

Während er gleichmäßig weiterzählte, fühlte er das Schwert, die Kristalle und die kritische Unterbrechung als Bestandteile der Gesamtheit des Universums.

»Drei.«

Nichts geschah.

»Spring, Wedge!«, rief Luke.

Schwach stieß sich Wedge ab. Luke schlug zu. Ein Kristall flog in die Höhe und spiegelte sich als wirbelndes grünes Kaleidoskop auf dem oberen Ruderblatt des X-Flüglers wider.

»Ah.« Wedges schwärmerische Stimme drang in sein Ohr. »Wirklich hübsch.« Er drehte sich, umklammerte dabei seine rechte Hand.

»Wedge, zieh dich an der Leine ’rein!«

Keine Reaktion. Luke biss sich auf die Lippe. Er stabilisierte das herumwirbelnde Schwert und desaktivierte seine Klinge. Wedges Leine spannte sich, hoch über dem anderen X-Flügler. Seine Glieder schlackerten unkontrolliert.

Luke hämmerte auf seinen Notrufknopf. »Tramp Eins an Heimbasis Eins. Sprengkörper entschärft. Erbitte Ambulanz. Sofort!«

Hinter den A-Flüglern, die sich der Gefahrenzone ferngehalten hatten, kam ein Med-Flitzer ins Blickfeld.

Wedges Körper hob und senkte sich bei jedem Atemzug, während er in aufrechter Haltung im Klärtank der Flotte mit seiner heilenden Bakta-Flüssigkeit schwebte. Zu Lukes Erleichterung hatten sie alle seine Finger gerettet. Der Chirurgiedroide 2-1B stellte die Kontrolltafel ein und schwenkte dann zu Luke herum. Schlanke Gelenkglieder wedelten vor seiner schimmernden Mittelsektion.

»Nun zu Ihnen, Sir. Bitte treten Sie hinter den Scanner.«

»Mit mir ist alles in Ordnung.« Luke lehnte sich mit seinem Hocker gegen das Schott. »Ich bin nur müde.«

R2-D2 piepte leise neben ihm. Er klang besorgt. »Bitte, Sir. Es dauert nur einen Augenblick.«

Luke seufzte und schlurfte hinter eine mannshohe, rechteckige Tafel. »In Ordnung?«, rief er. »Kann ich jetzt gehen?«

»Einen Augenblick noch«, meldete sich die mechanische Stimme, gefolgt von klickenden Tönen. »Einen Augenblick«, wiederholte der Droide. »Haben Sie in jüngster Zeit doppelt gesehen?«

»Nun …« Luke kratzte sich am Kopf. »Ja. Aber nur für eine Minute.« Dieser kleine Anfall war ganz bestimmt nicht bedeutsam.

Als sich die Diagnosetafel in das Schott zurückzog, schob sich aus der Wand neben 2-1B ein medizinisches Schwebebett.

Luke machte einen Schritt rückwärts. »Wofür ist das?«

»Es geht Ihnen nicht gut, Sir.«

»Ich bin lediglich müde.«

»Sir, meine Diagnose ist ein plötzlicher massiver Kalkbefall Ihrer Skelettstruktur, und zwar einer des selteneren Typs, der hervorgerufen wird, wenn jemand äußerst konduktiven elektrischen und anderen energetischen Feldern ausgesetzt ist.«

Energiefelder. Gestern. Imperator Palpatine, bösartig beobachtend, wie blauweiße Funken von seinen Fingerspitzen zuckten und sich Luke auf dem Boden wand. Luke brach der Schweiß aus – die Erinnerung war noch so frisch. Er hatte gedacht, dass er sterben würde. Er starb wirklich.

»Der abrupte Verlust von Blutmineralien verursacht in Ihrem ganzen Körper muskuläre Mikroschlaganfälle, Sir.«

Deshalb also hatte er diese Schmerzen. Bis vor einer Stunde hatte er keine Gelegenheit gehabt, stillzusitzen und darauf zu achten. Niedergeschlagen starrte er 2-1B an.

»Aber es ist kein dauerhafter Schaden, oder? Du musst keine Knochen ersetzen?« Der Gedanke ließ ihn schaudern.

»Der Zustand wird chronisch werden, wenn Sie sich nicht ausruhen und mir gestatten, Sie zu behandeln«, antwortete die mechanische Stimme. »Die Alternative ist Bakta-Immersion.«

Luke blickte auf den Tank. Nicht das wieder. Er hatte noch eine ganze Woche danach Bakta in seinem Atem gespürt. Widerstrebend entledigte er sich seiner Stiefel und streckte sich auf dem Schwebebett aus.

Sich krümmend, erwachte er einige Zeit später.

Das Metallgittergesicht von 2-1B tauchte neben seinem Bett auf. »Schmerzmittel, Sir?«

Luke hatte immer gelesen, dass Menschen drei Knochen in jedem Ohr besaßen. Jetzt glaubte er es. Er konnte sie zählen. »Ich fühle mich schlechter, nicht besser«, beklagte er sich. »Hast du gar nichts gemacht?«

»Die Behandlung ist abgeschlossen, Sir. Sie müssen sich jetzt ausruhen. Darf ich Ihnen ein Schmerzmittel anbieten?«

»Nein, danke«, knurrte Luke. Als Jedi-Ritter musste er lernen, körperliche Empfindungen zu kontrollieren, und zwar besser früher als später. Schmerz war ein Berufsrisiko.

R2 piepte eine Frage.

Luke riet die Übersetzung. »In Ordnung, R2«, sagte er, »du stehst Wache. Ich mache noch ein Nickerchen.«

Er wälzte sich herum. Langsam drückte sein Gewicht eine neue Furche in die flexible Kontur des Bettes. Dies war der Nachteil des Heldendaseins. Es war aber noch schlimmer gewesen, als er seine rechte Hand verloren hatte.

Da er gerade daran dachte – die bionische Hand schmerzte nicht.

Wenigstens ein Gutes.

Es war an der Zeit, die alte Jedi-Kunst der Selbstheilung wiederzubeleben. Yodas unvollständige Lektionen überließen vieles der Phantasie.

»Ich werde Sie jetzt allein lassen, Sir.« 2-1B glitt davon. »Bitte versuchen Sie zu schlafen. Rufen Sie, wenn Sie Hilfe benötigen.«

Eine letzte Frage ließ Luke den Kopf heben. »Wie geht es Wedge?«

»Die Heilung geht gut voran, Sir. Er sollte in einem Tag entlassen werden können.«

Luke schloss die Augen und versuchte, sich an Yodas Lektionen zu erinnern. Stiefel polterten hastig an der offenen Tür vorbei. Bereits intensiv auf die Macht konzentriert, spürte er, wie eine alarmierte Präsenz den Gang entlanghastete. Obwohl er aufmerksam lauschte, konnte er die Person nicht erkennen. Yoda hatte gesagt, dass die Feinerkennung – auch von Unbekannten – mit der Zeit kommen würde, sobald er das tiefe Schweigen des Selbst erlernte, das es einem Jedi ermöglichte, die Wellenbewegungen anderer in der Macht voneinander zu unterscheiden.

Luke drehte sich auf die andere Seite, weil er schlafen wollte. Er war angewiesen worden, zu schlafen.

Aber er war noch immer Luke Skywalker, und er musste wissen, was diesen Soldaten alarmiert hatte. Vorsichtig richtete er sich auf und stellte sich behutsam auf die Füße. Da er den Schmerz an einem Ende seines Körpers lokalisieren konnte, war er imstande, ihn abzuschwächen, indem er sich suggerierte, dass seine Füße nicht existierten … oder so ähnlich. Die Macht ließ sich nicht erklären. Sie war etwas, das man benutzte – wenn sie es zuließ. Nicht einmal Yoda hatte alles gesehen.

R2 gab pfeifend Alarm. 2-1B rollte mit wedelnden Gliedröhren auf ihn zu. »Sir, legen Sie sich wieder hin, bitte.«

»In einer Minute.« Er schob den Kopf in den langen Korridor und rief laut: »Halt.«

Der Rebellensoldat verharrte und drehte sich um.

»Hat man die Botschaft dieses Drohnenschiffes schon entschlüsselt?«

»Es wird noch daran gearbeitet, Sir.«

Dann sollte er sich besser in den Kriegsraum begeben. Luke stolperte beim Rückwärtsgehen gegen R2 und hielt sich an der blauen Kopfkuppel des kleinen Droiden fest.

»Sir«, beharrte der Arztdroide, »bitte legen Sie sich hin. Ihr Zustand wird sehr schnell chronisch werden, wenn Sie sich nicht ausruhen.«

Luke sah sich für den Rest seines Lebens von Schmerzen gequält und malte sich auch die Alternative aus: eine weitere Periode in dem klebrigen Tank. Er setzte sich auf die nachgiebige Kante des Schwebebetts und zappelte nervös herum.

Dann kam ihm ein Gedanke. »2-1B, ich wette, du hast …«

Der Kriegsraum des Flaggschiffs reichte aus, um hundert Personen aufzunehmen, war jedoch fast leer. Ein Servicedroide glitt zwischen einer Leuchtröhre und schimmernden weißen Schottwänden an den Reihen der Innensitze entlang. In der Nähe des kreisförmigen Projektionstischs, der das Zentrum des Kriegsraums dominierte, und eines einzigen diensttuenden Technos stand General Crix Madine zusammen mit Mon Mothma, der Frau, die die Allianz der Rebellen gegründet hatte und jetzt führte. Mon Mothmas Ausstrahlung glänzte sichtbar in ihrem langen weißen Gewand und unsichtbar in der Macht, und das Selbstvertrauen des bärtigen Madine war seit der Schlacht um Endor gestiegen.

Beide blickten in Lukes Richtung und runzelten die Stirn. Luke lächelte halbherzig und umklammerte die Handstützen des Repulsorstuhls, den er in der medizinischen Abteilung requiriert hatte. Er steuerte den Stuhl die Stufen hinunter auf sie zu.

»Sie werden es nie lernen, was?« General Madines Stirnfalten glätteten sich. »Sie gehören ins Krankenzimmer. Diesmal werden wir 2-1B anweisen, Sie zu betäuben.«

Lukes Wange zuckte. »Was ist mit der Botschaft? Irgendein imperialer Kommandeur hat eine Viertelmillion Kredits mit dieser antiken Drohne verpulvert.«

Mon Mothma nickte, tadelte Luke dabei mit ihrem milden Blick. Eine Seitenkonsole leuchtete auf, ein kleinerer Lichtprojektionstisch. Über ihm erschien ein Miniaturhologramm von Admiral Ackbar mit seinen riesigen Augen, die an den Seiten seines hochgewölbten, rötlichen Kopfes hervortraten. Obwohl der Calamarier die Schlacht um Endor von einem Stuhl unter dem breiten Sternenfenster zur Linken Lukes aus befehligt hatte, fühlte Ackbar sich auf seinem eigenen Kreuzer wohler. Die Lebensumstände dort waren genau auf den calamarischen Standard abgestimmt.

»Commander Skywalker«, schnaufte er. Rankenartige Barthaare zitterten unter seinem Kinn. »Sie müssen die Risiken, die Sie auf sich nehmen, sorgsamer überdenken.«

»Das werde ich, Admiral. Wenn ich kann.« Luke lehnte seinen Stuhl gegen die stahlgraue Kante des Hauptlichttischs. Ein elektronisches Pfeifen drang durch den Schott hinter ihm. R2-D2 ließ ihn nicht für dreißig Sekunden außer Reichweite seines Fotorezeptors kommen. Der blaukuppelige Droide hatte den Umweg nehmen müssen. Blinkende kleine Instrumentenlichter verdeckend, rollte er, an der oberen Computerkonsole vorbei, zu einer Senkplattform. Dort ließ er sich nach unten und rollte dann in die Nähe von Lukes Stuhl, wo er einen Schwall von Vorwürfen abließ – vermutlich im Auftrag von 2-1B. General Madine schmunzelte unter seinem Bart.

Luke hatte keinen einzigen der Pfeiftöne verstanden, aber auch er konnte sich die Übersetzung vorstellen.

»Schon gut, R2. Zieh deine Rollen ein. Ich sitze ja. Das hier sollte interessant werden.«

Der junge Lieutenant Matthews richtete sich über der Seitenkonsole auf. »Es geht los«, kündigte er an.

Madime und Mothma beugten sich über den Bildschirm. Luke drehte den Hals, um besser sehen zu können.

IMPERIALER GOUVERNEUR WILLEK VOM BAKURASYSTEM AN SEINEN HÖCHST VORTREFFLICHEN IMPERIALEN HERRN PALPATINE: EILIGE GRÜSSE.

Sie hatten es noch nicht gehört. Monate, vielleicht Jahre würden vergehen, bevor ein großer Teil der Galaxis begriff, dass die Herrschaft des Imperators geendet hatte. Luke selbst hatte Schwierigkeiten, es zu glauben.

BAKURA WIRD VON EINER FREMDEN INVASIONSTRUPPE AUSSERHALB EURER DOMÄNE ANGEGRIFFEN. SCHÄTZUNG BELÄUFT SICH AUF FÜNF KREUZER, MEHRERE DUTZEND HILFSSCHIFFE, ÜBER TAUSEND KLEINE KAMPFMASCHINEN. WIR HABEN DIE HÄLFTE UNSERER VERTEIDIGUNGSSTREITKRÄFTE UND ALLE STÜTZPUNKTE AUSSERHALB DES SYSTEMS VERLOREN. HOLONETZ-MITTEILUNGEN AN IMPERIALES ZENTRUM UND TODESSTERN ZWO SIND UNBEANTWORTET GEBLIEBEN. DRINGEND. WIEDERHOLE: DRINGEND. SENDET STURMTRUPPEN.

Madine langte an Lieutenant Matthews vorbei und drückte auf eine Kontaktleiste. »Weitere Daten«, rief er. »Wir brauchen mehr darüber.«

Die Stimme eines Nachrichtendienstdroiden drang durch den Kommunikator. »Es liegt zusätzliches Bildmaterial vor, das Sie sehen könnten, Sir. Außerdem geheime Dateien, mit imperialem Kode verschlüsselt.«

»Das ist schon besser.« Madine berührte die Schulter des Lieutenants. »Geben Sie mir das Bildmaterial.«

Über dem zentralen Lichttisch richtete sich surrend eine Projektionseinheit auf. Es erschien eine Szene, die einen frischen Schub schmerztötenden Adrenalins aufwallen ließ. Yoda würde mir auf die Finger hauen, stellte Luke nüchtern fest. Aufregung … Abenteuer … ein Jedi sehnt sich nicht nach solchen Sachen. Er bemühte sich um Jedi-Ruhe. Eine panikerfüllte Welt brauchte Hilfe.

Im Zentrum des Tableaus hing das Bild eines imperialen Patrouillenschiffs für den planetaren Raum, projiziert als dreidimensionales Netzwerk von Linien, die rötlich-orange schimmerten, Luke hatte diesen Typ studiert, aber noch nie dagegen gekämpft. Er beugte sich vor, um die Laserstellungen zu betrachten, aber bevor er sich einen genauen Überblick verschaffen konnte, spuckte das Schiff explosiv einen Schwarm gelber Rettungskokons aus. Ein größeres orangefarbenes Objekt schob sich unheilverkündend ins Blickfeld und dominierte die Szene durch seine Masse: viel größer als das Patrouillenschiff, klobiger als die schlanken Mon-Cal-Kreuzer der Rebellen – im Großen und Ganzen eiförmig, aber überzogen mit blasenartigen Ausbuchtungen.

»Überprüfe diesen Schiffstyp«, befahl Madine.

Nach ungefähr drei Sekunden antwortete die monotone Stimme des Nachrichtendienstdroiden. »Dieser Typ wird weder von der Allianz noch vom Imperium benutzt.«

Luke hielt die Luft an. Das riesige Kampfschiff hing größer über dem Tisch. Jetzt konnte er ein halbes Hundert Geschützstände ausmachen. Oder handelte es sich um Richtstrahlantennen? Das Schiff gab keine Schüsse ab, bis sich sechs karmesinfarbene TIE-Kampfmaschinen näherten. Plötzlich gerieten die Jäger simultan ins Schleudern und bremsten ab. Dann fingen Jäger und Rettungskokons an, stetig in Richtung des fremden Schiffs zu beschleunigen – offensichtlich eingefangen von einem Traktorstrahl. Die Szene schrumpfte zusammen. Derjenige, der die Aufnahmen gemacht hatte, war überstürzt geflohen.

»Sie machen Gefangene«, murmelte Madine, eindeutig betroffen.

Mon Mothma wandte sich an einen schulterhohen Droiden, der schweigend in der Nähe gestanden hatte. »Verschafft euch Zugang zu den geheimen Dateien. Wendet unsere jüngsten imperialen Kodes an. Lokalisiert diese Welt Bakura.«

Luke spürte Erleichterung, weil sogar die kenntnisreiche Führerin der Allianz Erkundigungen über die Lage des Systems einholen musste.

Der Droide rotierte zum Lichttisch und schloss seinen Buchsenarm an. Die Schlachtszene verblasste. Funkelnde Sterne erschienen in einer Konfiguration, die Luke als dieses Ende der Randregion erkannte.

»Hier, Madam«, erklärte der Droide. Ein Lichtfleck wurde rot. »Laut dieser Datei stützt sich die Ökonomie der Welt auf den Export von Repulsorlift-Komponenten sowie eines Konfekts und eines Likörs aus einer exotischen Frucht. Das System wurde in den letzten Jahren der Klonkriege von einer spekulativen Bergwerksgesellschaft besiedelt und vor ungefähr drei Jahren vom Imperium übernommen, um die Produktionskapazitäten für die Repulsorlifte in Besitz zu bringen und zu kontrollieren.«

»Spät genug unterworfen, um sich noch gut an die Unabhängigkeit erinnern zu können.« Mon Mothma ließ ihre schlanke Hand auf der Kante des Lichttischs ruhen. »Jetzt zeige uns Endor. Relative Position.«

Ein anderer Fleck schimmerte blau auf. An Lukes Schulter in Vergessenheit geraten, pfiff R2 leise vor sich hin. Wenn Endor ein gutes Stück abseits von den Kernwelten lag, dann war Bakura noch weiter entfernt.

»Das ist buchstäblich die äußerste Ecke der Randwelten«, stellte Luke fest. »Selbst bei einer Reise durch den Hyperraum würde es Tage dauern, um hinzukommen. Das Imperium kann ihnen nicht helfen.«

Die Vorstellung, dass sich jemand um Hilfe an das Imperium wandte, war eigenartig. Offensichtlich verurteilte der entscheidende Rebellensieg bei Endor die Bakurier zu einem ungewissen Schicksal, weil die nächste imperiale Kampfgruppe keine Hilfe bringen konnte. Streitkräfte der Allianz hatten sie zerstreut.

Aus einem Lautsprecher zu seiner Linken drang Leias klare Stimme. »Wie groß ist die imperiale Streitmacht innerhalb des Systems?«

Leia befand sich unten auf der Oberfläche Endors, in dem Ewok-Dorf. Luke hatte nicht gewusst, dass sie mithörte, aber er hätte es sich denken können. Er tastete sich durch die Macht und streifte die warme Präsenz seiner Schwester, spürte gerechtfertigte Anspannung. Vorgeblich ruhte sich Leia gemeinsam mit Han Solo aus, um sich von der Blasterverbrennung an ihrer Schulter zu erholen und den pelzigen kleinen Ewoks beim Begraben ihrer Toten behilflich zu sein. Sie sollte nicht nach neuen Problemen Ausschau halten. Luke kräuselte die Lippen. Er hatte Leia immer geliebt und sich gewünscht

Nun, das lag hinter ihm.

Der Nachrichtendienstdroide antwortete ihr über eine Subraum-Funkverbindung. »Bakura wird von einer imperialen Garnison verteidigt. Der Absender dieser Botschaft hat Imperator Palpatine in einer Zusatzmitteilung daran erinnert, dass die vorhandenen Streitkräfte aufgrund der Abgelegenheit des Systems veraltet sind.«

»Offenbar hat das Imperium im Hinblick auf Bakura keinerlei Konkurrenz erwartet.« Leias Stimme klang spöttisch. »Aber jetzt gibt es keine imperiale Flotte, die dort helfen könnte. Sie werden Wochen brauchen, um sich wieder zu sammeln, und bis dahin könnte Bakura der Invasionsstreitmacht zum Opfer fallen.« In fröhlicherem Tonfall fügte sie hinzu: »Oder Teil der Allianz sein. Wenn die Imperialen den Bakurern nicht helfen können, dann müssen wir es tun.«

Admiral Ackbars Abbild stemmte flossenartige Hände gegen seinen unteren Torso. »Wie meinen Sie das, Eure Hoheit?«

Leia lehnte sich gegen das Fachwerk eines Baumhauses der Ewoks und ließ ihren Blick zur Kuppel des hohen Strohdachs emporsteigen. Han hatte sich bequem neben ihrem Platz ausgestreckt, stützte sich auf einen Ellbogen und zwirbelte einen Zweig zwischen den Fingern.

Sie hob einen Handkommunikator. »Wenn wir Hilfe nach Bakura schicken«, antwortete sie Admiral Ackbar, »ist es möglich, dass Bakura das Imperium aus Dankbarkeit verlässt. Wir könnten helfen, die Bevölkerung zu befreien.«

»Und in den Besitz dieser Repulsorlift-Technologie gelangen«, murmelte Han in Richtung des Zweiges.

Leia hatte nur eine Pause eingelegt. »Diese Chance ist den Einsatz einer kleinen Eingreiftruppe wert. Und man würde einen hochrangigen Unterhändler brauchen.«

Han legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Wenn du eine imperiale Welt betrittst, wirst du irgendjemandem eine Gutschrift auf seinem Kreditkonto verschaffen«, murmelte er. »Auf deinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt.«

Sie runzelte die Stirn.

»Können wir es uns in unserer Lage leisten, Truppen loszuschicken?«, drang Ackbars Stimme schnaufend aus dem Kommunikator. »Wir haben zwanzig Prozent unserer Streitkräfte verloren und dabei nur gegen einen Teil der imperialen Flotte gekämpft. Jede imperiale Kampfgruppe könnte auf Bakura bessere Arbeit leisten.«

»Aber dann würde das Imperium dort die Kontrolle behalten. Wir brauchen Bakura genauso, wie wir Endor brauchen. Wie jede Welt, die wir der Allianz anschließen können.«

Han überraschte sie, indem er seine Hand nach dem Kommunikator ausstreckte und ihn zu sich herüberzog. »Admiral«, sagte er, »ich bezweifle, dass wir es uns leisten können, nicht hinzufliegen. Eine Invasionsflotte dieser Größe bedeutet Probleme für diesen ganzen Teil der Galaxis. Und sie hat recht – wir sind es, die hinfliegen müssen. Sie wären gut beraten, ein Schiff loszuschicken, das schnell starten kann – für den Fall, dass die Imperialen auf komische Gedanken kommen.«

»Was ist mit dem Preis, der auf deinen Kopf ausgesetzt ist, Schlaukopf?«, flüsterte Leia.

Han hielt die Membrane zu. »Du wirst nicht ohne mich gehen, Hoheitchen.«

Luke studierte Mon Mothmas Gesichtsausdruck und ihre Empfindungen in der Macht. »Es müsste eine kleine Gruppe sein«, sagte sie ruhig. »Aber ein Schiff reicht nicht aus. Admiral Ackbar, Sie sollten ein paar Kampfmaschinen auswählen, um General Solo und Prinzessin Leia zu unterstützen.«

Luke spreizte eine Hand. »Was machen die Fremden da? Warum nehmen sie so viele Gefangene?«

»Das geht aus der Botschaft nicht hervor«, stellte Madine fest.

»Dann sollten Sie besser jemanden losschicken, der es feststellen kann, es könnte wichtig sein.«

»Nicht Sie, Commander. Es sieht nicht danach aus, dass wir warten können, bis Sie sich erholt haben.« Madine rüttelte an einem weißen Geländer. »Dieses Team sollte innerhalb eines Standardtages aufbrechen.«

Luke wollte nicht zurückbleiben müssen – obwohl er vollstes Vertrauen darin hatte, dass Han und Leia selbst auf sich aufpassen konnten.

Andererseits musste er sich erst einmal heilen, bevor er sich ins Zeug legen konnte. General Madine hatte plötzlich einen Zwilling bekommen. Seine Sehnerven rieten ihm, sich bald hinzulegen, da er sonst eine doppelt demütigende Ohnmacht im Kriegsraum riskieren würde. Er betrachtete das Geländer über der Doppelreihe der weißen Sitze und fragte sich, ob der Repulsorstuhl darüber hinwegkommen würde.

R2 schnatterte und klang dabei sehr mütterlich.

Luke befingerte die Kontrollen des Repulsorstuhls. »Ich werde mich in meine Kabine zurückziehen«, sagte er. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«

General Madine verschränkte die Arme vor seiner Khakiuniform.

»Ich bezweifle, dass wir Sie nach Bakura schicken werden.« Mon Mothmas Robe raschelte, als sie ihre Schultern straffte. »Bedenken Sie Ihre Bedeutung für die Allianz.«

»Sie hat recht, Commander«, schnaufte das kleine rötliche Abbild Admiral Ackbars.

»Ich helfe niemandem, wenn ich mich nur hinlege.« Aber er musste seinen Ruf als tollkühner Bruder Leichtfuß abschütteln, wenn er den Respekt der Rebellenflotte gewinnen wollte. Yoda hatte ihn beauftragt, das weiterzugeben, was er gelernt hatte. In Lukes Augen bedeutete dies den Wiederaufbau des Jedi-Ordens – sobald er Gelegenheit dazu bekam. Jeder konnte ein Kampfschiff fliegen, aber kein anderer konnte neue Jedi rekrutieren und ausbilden.

Mit gerunzelter Stirn steuerte er die Liftplattform an, drehte seinen Stuhl und gab Mon Mothma und Admiral Ackbar beim Emporsteigen Antwort: »Ich kann Ihnen zumindest dabei helfen, die Eingreiftruppe zusammenzustellen.«