EIN FAMILIENROMAN
Mela
1932
Auswanderung
1785
1785
1785
1785
1785/86
Mela
1937–39
Der große Krieg
1913
1915
1915
Mela
1938
Der große Krieg
1916
1916
1916
1918
Mela
1939
1940
1940
1940
1945
1945
1945
1945
1948
1948–1951
1951
Impressum
Für meine Familie
und für andere, die unterwegs sind
Dank an „Mela“ und „Bernward“, an
Claudia, Andreas, Katrin, Steffi und Bernd
„… das im Dunkeln sieht man nicht …“
nach Mackie Messer aus der „Dreigroschenoper“ von B. Brecht
Endlich Stille im dunklen Zimmer. Begleitet von dem vertrauten Geräusch der Schlafmaske, kommt Mela nun langsam zur Ruhe. Erschöpft und missmutig versucht sie in den Schlaf zu finden:
Seit Tagen, immer wieder Diskussionen und Streit wegen diesem Fest.
Während sie sich noch ärgert und dann doch langsam wegdämmert, trägt sie der Schlaf bald davon, irgendwohin. Sie träumt, Gegenwart und Vergangenheit mischen sich, sie leidet, es schmerzt. Später schaukelt sie angenehm dahin, eine leise Stimme redet von fern, wie durch einen dämpfenden Schleier, ruhig auf sie ein, ein langer Gang führt sie zu hellem Licht, und sacht und angenehm umfängt sie Geborgenheit und Wohlgefühl.
Ihre Mutter ist bei ihr, die gebrochene, leidende, stille und demütige Frau, düster und trauernd, das Gesicht unter dem dunklen Kopftuch, kaum je ein Lächeln, immer nur Leid. Auch ihr Vater, ihr Fels, ihr Halt ist dabei, wohlig schmiegt sie sich an ihn, genießt seine Nähe. Sie gehen durch das Dorf, schieben den alten Kinderwagen mit dem Säugling. Mela fühlt sich heute wohl, die Mutter hat einen ihrer besseren Tage, das Wetter ist schön, der Junge im Wagen plappert, und sie denkt an die Geschehnisse der letzten Wochen: Viel ist passiert, manches läuft gut, das Glück scheint seinen Weg gefunden zu haben.
Wer hat sie in die Röhre geschoben? Wieso liegt sie in einem Rohr? Es ist nicht eng, sie könnte sitzen, es ist angenehm, schirmt sie ab und schützt. Sie liegt auf dem Rücken, still und starr, wie in einem Versteck. Sie hat Mühe, sich zu bewegen, ein Bein, ja selbst die Augenlider, seltsam bleiern und wie beschwert. Sie fühlt sich, als ob etwas Dickes, Zähes sie überdeckt und abschirmt, etwas wie Kleister, nein, Krötenlaich, wie damals im Teich bei Romartow. Dieses Mal muss sie aufpassen, wohin die Krötchen verschwinden, diesmal will sie mit!
Sie glaubt, sie könnte mit einem Ruck den Schlapper durchstoßen, aber sie will nicht, er ist angenehm, schützt sie und hält Störungen ab. Die Vergangenheit, das Denken an früher ist gegenwärtig und leicht, und sie kann die Bilder herholen, locker, einfach so. Sie findet sie hinten, am Anfang des Rohres.
Komisch, denkt Mela, jahrzehntelang nichts und jetzt alles so einfach und klar!
Sie denkt sich weg, horcht in die Zeit, muss ordnen, braucht Struktur, einen Beginn. Da sind ihre Eltern wieder, und es erscheinen die Tage ihrer Geburt. Sie sieht sich selbst, sie taucht ein, selig, wie neugeboren.
Seit Wochen hatte der galizische Winter Dorf und Landschaft unter der dicken, die Bewegungen und Geräusche mild dämpfenden Schneedecke begraben. Das blendende Weiß schlitzte die Augen, und das zischende Wispern des eisigen Ostwindes trieb dünne Schneenebel um die tief geduckten Häuser. Nach ukrainischem Brauch hatten auch die Deutschen ihre Häuser im Oktober wieder mit einer mannshohen Bretterverschalung, der „Sachate“, umbaut, die, mit Laub und Stroh gefüllt, einen wärmenden Mantel für die Steinwände bildet, um die eisigen Temperaturen von oft bis minus dreißig Grad zu mildern. Trotz dieses Schutzes überzog die Steinmauern in besonders kalten Zeiten wie diesen sogar innen eine dünne Eisschicht. Nachts hörte man das Heulen der hungrigen Wölfe vom Wasserloch her und tagsüber waren die Krähen krächzend und klagend auf der Suche nach Futter. Es war der letzte Mittwoch im Januar 1932, als Mutter mithilfe ihrer Schwägerin Irene, der Hebamme, mich, ihr fünftes Kind zur Welt brachte. Tante Irene war wegen des vielen Schnees bereits am Montag von Weißenberg herübergekommen, um ihr beizustehen, und meine älteste Schwester Anni ging ihr schon zur Hand, auch weil Vanda, unsere Magd, seit Weihnachten nicht mehr bei uns war. Sie hatte einen Witwer mit zwei Kindern in Dowersteen geheiratet und auch Wassili, unseren alten, treuen Knecht, aufs Altenteil mitgenommen, wo sie den Verwandten als Hilfe auf dem Hof und zur Beaufsichtigung der Kinder gut gebrauchen konnte. Meine Eltern hatten sich entschieden, wegen der Kosten und weil meine älteren Geschwister schon viel mithelfen konnten, keine Bediensteten mehr einzustellen; es waren ja so schon acht Mäuler zu stopfen.
Ich war ein klein gewachsenes, schmales Mädchen, und meine neue Welt war der Hof Nr. 12 in Ottenhausen. Hier war ich zuhause, auch wenn ich als lebhaftes, neugieriges Kind bald viel unterwegs war und mich zu einem richtigen „Streuner“ entwickelte. Während meine drei älteren Schwestern Anni, Hedwig und Hella die Arbeiten in Haus und Hof bewältigen mussten, war ich frei und musste kaum helfen. Ich konnte fast ungehindert auf dem Hof, später in der Nachbarschaft und sogar im Dorf unterwegs sein, Verwandte besuchen, mich mit anderen treffen oder spielen. Ich verlebte eine Kindheit, wie sie in den Dörfern der deutschen Bauern in Galizien nicht gerade üblich war, denn die allermeisten der Kinder waren in die täglichen Arbeiten in der Landwirtschaft, beim Viehhüten, beim Wasserholen und vielen anderen Aufgaben fest eingebunden. Ich aber durfte herumstromern, hatte viele Freiheiten und nutzte und genoss Haus, Hof und Umgebung. Ich war neugierig und hatte Gefallen daran, dies und das zu entdecken, zu fragen, und manchmal wurde mir bewusst, dass ich auch lästig war.
Wie auch mein vier Jahre älterer Bruder Josef, der nach drei Mädchen endlich der ersehnte und erhoffte Hoferbe und Stammhalter war, wurde ich ganz besonders von unserer opferbereiten Mutter, der Strenge und Strafen gänzlich fernlagen, schon verwöhnt. Auch der milde und nachsichtige Vater trug seinen Teil dazu bei, dass in unserem Hause eine friedvolle, von christlicher Demut und Nachsicht geprägte Stimmung herrschte. Überhaupt mein Vater: Er hieß zwar Josef, aber er war mein Fels, mein Rückhalt und der Mittelpunkt der Familie. Er half mir, ich konnte immer zu ihm kommen, immer wusste er Rat, er wurde nie wütend oder unbeherrscht, konnte mir alle Fragen beantworten. Mit ihm, so glaubte ich, konnte mir nichts geschehen.
„Mahle, mahle, dahle, fahre uff de Markt, kaufe ä Kiche un ä Kälbche, hott ä Schwänzche, macht dille, dille, länzche!“ Langsam und beschwörend gesprochen und mit dem Zeigefinger auf der Handinnenseite zärtlich kreisend bestärkt, folgte zum Abschluss ein juchzend begrüßtes Durchkitzeln, und ich genoss das kribbelnde Gefühl von Spaß und Zuwendung. Ich mochte diese Liebkosung, Mutter hatte es gern, wenn ich es mit ihr machte, und bald wurden auch die kleinen Brüder in diesen Spielreim mit einbezogen.
Zu meiner Kindheit gehörten auch Mutters blinder Onkel Peter und Rudolf und Viktor. Die Brüder, zwei und vier Jahre jünger als ich, vervollständigten unsere Familie. Ohne sie konnte ich mir unser Zusammenleben gar nicht vorstellen, obwohl ich mich selten wirklich um sie kümmerte, sie gehörten einfach wie selbstverständlich dazu. Mutter und die großen Schwestern waren wohl Betreuung genug, ich hatte ja keine Zeit, ich war lieber unterwegs. Manchmal, wenn sie krank oder weinerlich waren oder nicht schlafen wollten, bekamen sie einen „Mohnschnuller“. Ich drängte mich danach, die „große“ Schwester zu spielen, das Beruhigungsmittel zu richten und ihnen zu verabreichen. In ein kleines Sacktuch gab ich ein Löffelchen Mohn, drehte es zusammen, eine der älteren Schwestern band es mit einem Zwirn ab, ich lutschte es kurz an und steckte es dem Brüderchen in den Mund. Tatsächlich half es nach einiger Zeit, und ich fühlte mich groß und wichtig, ich konnte schon helfen, die Buben zu beruhigen und zum Schlafen zu bringen.
Etwas Besonderes waren für mich Gerüche, ja, Gerüche und Düfte. Wenn ich als Kind von vier, fünf Jahren im Winter morgens in die Küche kam, standen da die frisch gewichsten Schuhe meiner älteren Geschwister, irgendwann in der Nacht von Mutter eingewachst und poliert. Wie sie so aufgereiht auf die Füße der Geschwister warteten, um mit ihnen zur Schule zu laufen, durchströmte der Geruch von Fett und Öl und vielleicht ein wenig ein Hauch von Weggehen und Freiheit den Raum; auch ein Gefühl von Sauberkeit und Ordnung und Geborgenheit, von Familie und Vertrautheit konnte ich wahrnehmen. Das gehörte für mich zu meinem Daheim, solange das morgens so war, war alles in Ordnung und gut. Ich genoss die morgendliche Ruhe und Einsilbigkeit, und in Erwartung der älteren Geschwister begann langsam das geschäftige Treiben des neuen Tages.
Nur sonntags war es anders. Wenn man sich morgens zum Kirchgang richtete, schlich ich mich unauffällig in die Stube auf den Dielenboden und glitt in Strümpfen über die wie von Koboldhand seit Samstagabend geschrubbten und gewachsten Bretter. Ihr Honiggelb, mit einem leicht rötlichen Schimmer, gefiel mir. Sie waren wunderbar glatt und rochen herrlich und ein wenig betäubend nach Blüten und Terpentin. Dann tanzte und schwebte ich mit weit ausgebreiteten Armen durch den Raum und drehte mich, bis mir schwindelte und ich mich schnell auf den Rücken niederlegte und die kreisende Decke langsam wieder zur Ruhe kam. Ich wendete mich bäuchlings zum Boden und schnupperte die Wohlgerüche, die sich besonders in der Hitze des Sommers ganz betörend um mich ausbreiteten. Das gefiel mir, das war schön, ich hätte ewig tanzen können, liegen und tanzen, immer weiter tanzen!
Doch dann fuhren wir, im Sommer mit dem Wagen, im Winter mit dem Schlitten, hinüber nach Weißenberg zur Kirche. Ich freute mich immer ganz arg darauf, ich mochte es, durch die Landschaft, vorbei am großen Wald, zu fahren, die Weißenberger Dorfstraße entlang, da und dorthin grüßend und winkend, Einzug zu halten. Es hatte etwas Erhabenes und Feierliches, das gefiel mir. Fuhrwerk und Pferde wurden bei den Großeltern gerade gegenüber eingestellt und dann die heilige Messe besucht. Ich ging gern in die Kirche und auch der anschließende Besuch in der Hauskapelle des Elternhauses unserer Mutter gehörte für mich zum sonntäglichen Ablauf, zumal ich ganz stolz darauf war, dass wir als Einzige weit und breit eine eigene kleine „Kirche“ hatten.
Vor Ostern wurden bei uns die Stube und die Kammern im Haus, der Stall und auch die Außenwände geweißelt, denn die alten Farben waren abgewaschen und verschmutzt. Die Kalkfarbe sollte auch desinfizieren und überhaupt alles wieder hell und schmuck machen. Ich war gerne dabei, ich mochte auch den säuerlichen Duft des Kalks, wenn er ins Wasser eingerührt wurde. Wenn er dann, Blasen blubbernd, wie ein kippendes Boot unterschwappte und später aus der wässrig grauen Brühe, nach einigen Stunden an der Wand, strahlend frisches Weiß wurde, war ich immer wieder erstaunt, es erschien mir wie ein Wunder. Auch wie Mutter die „Weißelbürste“ immer wieder selber herstellte, beeindruckte mich. Aus gedroschenen Hirserispen, die sie geschickt bündelte und zusammenschnürte, entstanden ein großer Pinsel, ein Quast und ein kostenloses Werkzeug, dessen nur kurze Lebensdauer leicht zu verschmerzen war.
Und dann das Brotbacken, herrlich. Morgens wachte ich auf, „hmmm“, frisches, gerade gebackenes Brot, ein unwiderstehlicher Duft im ganzen Haus, schnell sprang ich aus dem Bett und aus der kleinen Kammer direkt hinüber zur Mutter und zu Onkel Peter in die Küche, wo der Blinde immer auf der Eckbank schlief. Vater war dann schon lange im Feld oder Wald, Anni, Hedwig und Hella waren meist schon da, Josef wurde immer wieder gerufen und erschien dann irgendwann, wenn die Mädchen schon fast mit dem Frühstück fertig waren. Wenn sie dann alle aus dem Haus waren, saß ich mit Mutter bei einer Riwwelsupp oder einem Borscht, nicht dem roten, sondern dem weißen, sauren, mit kalten Pellkartoffeln, abgeschmeckt mit wenig Fett und selten ein paar Grieben. Nach langem Betteln bekam ich eine Scheibe des frischgebackenen Brotes, obwohl es doch immer hieß, erst muss das alte gegessen werden, bevor das frische auf den Tisch kommt. Wenn die Geschwister das mitbekamen und sich beklagten, sagte Mutter:
„Ihr seid doch schon verständig, die Mela is doch noch zu kleen.“
Auch der blinde Onkel unterstützte mich immer, erzählte mir viele Geschichten von Geistern und Sagengestalten, und oft ängstigten und bedrängten die darin vorkommenden Figuren mich stark. Manch schweres Einschlafen und manch unruhigen Traum habe ich ihm wohl zu verdanken. Besonders die Geschichte vom „Geest vom Steenbruch“, dessentwegen man auf keinen Fall in der Dämmerung oder Dunkelheit sich dort aufhalten oder durchgehen darf, ängstigte mich, denn wir spielten gerne in den Felsen. Auch wenn wir in der Wereszyca baden wollten, mussten wir da durch und ich hatte immer Angst, zu spät zu sein.
Ganz besondere Düfte durchzogen unser Haus auch dann, wenn „geschlacht“ wurde, wenn der Metzger kam und eines der Schweine dran glauben musste. Schon am Tag zuvor richteten Mutter und die Schwestern Geschirr, Schüsseln, Eimer und Schneidbretter, Zwiebeln, Knoblauch und allerlei Gewürze, und im Schopf wurden der Zuber und eine kleine Leiter gereinigt. Früh am Morgen dann ging’s los, meist wurde ich vom lauten, ängstlichen Quieken des Opfers geweckt und bis ich, schnell aus dem Bett und angekleidet, im Hof war, lag die arme Sau auch schon im Zuber, wurde mit einem gelben Pulver bestreut und mit heißem Wasser abgebrüht, damit die Borsten sich leichter entfernen ließen. Nachdem dem toten Schwein die „Schühchen“ abgezogen waren, wurde es an der Leiter aufgehängt. Der Schlachter schlitzte den Bauch von oben bis unten auf. Ich war immer wieder fasziniert, wenn die dampfend warmen Innereien in den verschiedenen Rosa- und Rottönen zum Vorschein kamen und, nach geübtem Schnitt des Metzgers, in diesem oder jenem Behältnis landeten, je nachdem, wofür verwendbar. Auch die wie Perlmutt schimmernden Gedärme, violett und bläulich glänzend, die wie aufgepumpt und eingeschnürt aus dem Bauchraum herausquollen, wurden vom Schlachter aufgefangen und in einem Eimer geborgen.
Dann ging ich meist in die Küche, wo die Frauen schon mit dem Schneiden von Zwiebeln, Knoblauch und allerlei Kräutern beschäftigt waren und auf dem Herd Graupen gekocht wurden und jede Menge heißes Wasser vorgehalten wurde. Bald wurde Fett ausgelassen, Grieben entstanden, und wenn dann der Metzger die Därme gesäubert hatte und die Würste gefüllt waren, durchzog ein herrlicher Duft von Knoblauch, Thymian, Majoran und vor allem geröstetem Koriander, abgeschmeckt mit einem Hauch von Fett und Schwarte, den Raum und das ganze Haus. Es roch nach Sattsein, nach Wohlergehen, nach Festen und Feiern und Tanzen, das hatte ich gern.
Mit Freude dabei war ich auch, wenn am Karfreitag die Ostereier gefärbt wurden. Bestimmt zwanzig Stück hatte Mutter gesammelt, und nachdem sie abgewaschen und getrocknet waren, war es Vaters Leidenschaft, sie mit Bienenwachs zu bemalen. Er hatte ein Stückchen dünnes Blech zu einem kleinen Trichter geformt und mit einem Draht als Haltegriff versehen. Dort hinein gab er nun das Wachs, über einer Kerze erwärmte er es und begann die Eier mit dem nun flüssigen Wachs zu bemalen. Ich durfte nah dabeisitzen, die Eier reichen, zuschauen, Malvorschläge machen und den angenehm weichen Duft des Bienenwachses genießen. Vater versah jedes Ei mit einem anderen Dekor, er machte Kringel und Schlangenlinien, Sterne und Blüten, auch nur Punkte oder ganze Flächen, und manchmal, wenn ich darum bettelte, durfte ich auch probieren und war mächtig stolz. Wenn dann fast alle – einige blieben ganz ohne Wachs – bemalt waren, legte Mutter sie in einen großen Topf mit Wasser und vielen Zwiebelschalen, worin sie gekocht und gleichzeitig gefärbt wurden. Später fischte sie die Eier heraus und befreite sie von den anhängenden Schalen. Es war wie ein kleines Wunder, ich war immer wieder begeistert, in wie viel Tönen und Schattierungen, von zart Rosa bis Blutrot, die Eier sich dann präsentierten. Und erst das Wachs: Das vom Erhitzen bräunliche, oft sogar angeschwärzte Material war im kochenden Wasser weggeschmolzen und hatte leuchtend gelbe Spuren hinterlassen, wirklich wunderbar. Die noch warmen Eier durfte ich mit einer Speckschwarte abreiben, damit sie glänzten, und dann legte ich sie in ein Körbchen, das ich zuvor mit Heu ausgepolstert hatte. Da konnten sie dann noch die zwei Tage bis zur Auferstehung des Herrn warten, was ihnen sicher leichter fiel als mir.
Auch der Waschtag roch, duftete. Immer dienstags wurde gewaschen, und schon, wenn Mutter am Montagabend einweichte, den großen Waschtopf mit Wasser füllte, die Leibwäsche hineingab und das Seifenpulver darüberstreute, roch ich diesen Hauch von Sauberkeit und Frische. Wenn am nächsten Morgen dann der Topf auf den Herd gewuchtet und das Wasser erhitzt war, rührte Mutter dann und wann mit einem Holzschlegel die Wäsche; mit dem Wasserdampf verbreitete sich der Seifenduft im ganzen Haus und durch die im Sommer offenen Fenster verriet er Mutters Schaffen sogar Nachbarn und Vorübergehenden. Selten, nämlich bei Regenwetter, blieb ich in der Küche dabei und sorgte mit fleißigem Rühren für eine besonders starke Verbreitung des guten Geruchs.
Im Oktober, dem Rosenkranzmonat, war unsere Stube abends oft voller fremder Leute, meist ältere Frauen; alle knieten auf „meinem“ Boden, rochen nach Schweiß und muchligen Kleidern, hatten einen Rosenkranz in den Händen und beteten murmelnd – manche auch rhythmisch mit dem Kopf nickend – zur Muttergottes. Da war mir unheimlich zumute, es war so ernst und machte mir etwas Angst und Beklemmung.
Da gefiel mir das Laubsammeln im Wald viel besser. Zusammen mit den Geschwistern schoben wir in unserem Wäldchen hinterm Hof das Laub zu Haufen zusammen, und, wenn die Geschwister auch manchmal meckerten: Ich ließ mich rücklings und mit ausgebreiteten Armen in die Berge hineinfallen und juchzte dabei, so ein schönes, leichtes Gefühl war das. Dann luden wir das Laub auf einen Karren, Fuhre für Fuhre landete so in der Sachate. Ich war als Kleinste für das Feststampfen zuständig, denn in den nur schmalen Verschlag kamen die Großen nicht hinein. Ich fühlte mich wichtig und war stolz wie ein Grenadier.
Überhaupt war unser Wäldchen ein Ort vieler Geheimnisse und Schauplatz mancher meiner Vorstellungen von Sagen und Geschichten; voller Gruseligkeiten und mein geheimer Ort, wo Hexen und Feen, wo Tod und Teufel hausten. Allein getraute ich mich nicht hinein, am Rande trieb ich mich aber öfter herum, horchte und schaute, versteckte mich hinter dem ersten Baum, und in meiner Fantasie hörte ich Zwerge und Trolle und erzählte meine Beobachtungen dem kleinen Rudolf, der mit offenem Mund und gläubigem Staunen mir jede Geschichte abnahm. Einmal hatte ich die Idee, gleich nach den ersten Bäumen ein Loch zu graben, um dem Teufel in der Hölle da unten auf den Kopf zu schauen. Natürlich brauchte ich Rudolf dazu, er musste mir zur Hand gehen, ich benötigte ihn als Angstschutz und als Zeugen und Bewunderer, wenn es soweit war. Wir nahmen eine Art Maurerkelle und die kleine Schaufel, mit der Mutter immer die Asche aus dem Herd holte, und dann ging es los. Nachdem wir uns, vorsichtig umherspähend, versichert hatten, dass keine Zuschauer vorhanden waren und die Stelle von Laub und Moos befreit war, begann ich zu graben. Nach ein, zwei Stunden reichte das Loch schon bis zu meinen Hüften, aber wir waren müde, legten das Werkzeug dort ab und gingen zum Haus zurück. Ich schärfte Rudolf ein, ja nichts zu erzählen. Nachts träumte ich dann von Teufel und Hölle und dass ich mit Rudolf durch das Loch stürze und wir in einem riesigen Ofen verbrannt werden. Als Rudolf am nächsten Morgen wieder weitermachen wollte, erwähnte ich nur so nebenbei, dass der Platz dort wohl völlig falsch sei und wir so niemals Erfolg haben würden. Ich ging mit ihm zurück, um das Werkzeug zu holen, und ohne das Loch wieder zuzuwerfen, griff ich mit langem Arm Kelle und Schaufel, und wir verließen fast fluchtartig den Ort. In den nächsten Tagen hatte ich doch ziemlich Angst und machte eine Zeit lang einen großen Bogen um das Wäldchen. Im Herbst, als wir wieder Laub holten, sah ich, dass das Loch immer noch da war.
Ich liege so blöd, es drückt, kann mich nicht bewegen, Arme, Beine oder Kopf nicht anheben, irgendwie wie festgeschnallt, alles wie Blei.
Während des Sommers und im Herbst fuhren Vater und Mutter manchmal mit Kartoffeln, Butter und anderem nach Lemberg auf den Markt. Noch halb in der Nacht machten sie sich auf den Weg, denn die Fahrt dauerte fast drei Stunden; trotzdem lohnte es sich, denn dort in der großen Stadt waren die Preise viel höher und der Verdienst besser. Auch kauften sie dies oder das ein, das Angebot war natürlich vielfältiger, und so wartete ich immer voller Ungeduld auf ihre Rückkehr, in der Hoffnung, ein Mitbringsel zu bekommen; meist gab es etwas Süßes, ein Backstück, selten etwas zum Spielen, etwa Murmeln oder manchmal einen Malstift. Ich fragte Vater auch regelmäßig ein Loch in den Bauch, weil seine Berichte und Beschreibungen von den schönen Gebäuden, dem Bahnhof, dem Theater oder der Universität, vom Markttreiben und den vielen unterschiedlichen Menschen mich fesselten, und ich bat und bettelte schon lange, endlich mitfahren zu dürfen. Ich ließ nicht locker, und als ich mitbekam, dass sie wieder fuhren, bearbeitete und nervte ich Vater so lange, bis er mir die Mitreise in die Großstadt erlaubte. Am Vorabend musste ich ganz früh ins Bett, vor lauter Aufregung und Vorfreude konnte ich aber lange nicht einschlafen. Noch bei Dunkelheit ging es dann los, und obwohl ich fest entschlossen war, nicht zu schlafen, fielen mir die Augen zu, und so bekam ich von der Fahrt wenig mit. Doch als wir Lemberg erreichten, weckte mich Vater, damit ich nichts verpasste. Ich war ganz hin und weg, riesige, prachtvolle Häuser, vier, fünf Stockwerke hoch, ohne Lücken aneinandergereiht, unendlich scheinende gepflasterte Straßen, Fuhrwerke und Droschken und an den Plätzen komische Lampen mit einem unheimlich ruhigen Licht, das weder flackerte noch rußte. Vater erklärte mir, dass die Leuchten elektrisch seien und mit Strom funktionierten. Er wusste auch nicht genau, was das war, aber der floss durch dünne Schläuchchen, die Kabel hießen. Ich konnte damit nichts anfangen, aber egal, es sah eindrucksvoll aus. Mehrere Kirchtürme konnte ich erkennen; komisch, wir in Ottenhausen hatten überhaupt keinen und hier so viele? Auf dem Markt waren unzählige Händler mit dem Aufbau und den Vorbereitungen beschäftigt. Ich half den Eltern ein wenig, und nachdem die erste Kundschaft bedient war, begann sich mein Entdeckergeist zu melden. Ich rang Vater die Erlaubnis ab, mich auf dem Platz ein wenig umsehen zu dürfen, und versprach, seinen besorgten Ermahnungen folgend, mich ja nicht zu verlaufen. Es war beeindruckend: Ein Stand oder Wagen reihte sich an den anderen. Da waren Bauern aus der Umgebung mit allerlei Feldfrüchten, Babaijagas mit alten Kopftüchern verkauften Obst, Gemüse und Backwaren, ein alter jüdischer Buchhändler im abgeschabten Kaftan hatte verschlissene Zeitschriften und Gebetbücher, und überall tummelte sich ein Heer von Käufern und Menschen. Ein babylonisches Gesumme und Gewirr, es konnte einem schwindelig werden. An den Straßenecken standen Schuhputzer, Lastenträger und Bettler, zerlumpt und jammernd, mit bleichen, hungrigen Gesichtern. Es gab Knöpfe und Bürsten, Zündhölzer und Schuhwichse, Sacktücher und vieles, vieles mehr.
Halt, wo bin ich denn? Von der Neugier und dem Erstaunen über so viele Menschen und Dinge verführt, hatte ich doch etwas die Richtung verloren und mit ein wenig Bauchgrummeln versuchte ich, mich zu orientieren.
Nur ruhig bleiben, machte ich mir selbst Mut und ging einige Stände zurück. Leichte Panik stieg in mir auf, als ich mit großer Erleichterung meinen Vater auf mich zukommen sah. Ich war froh, erweckte aber den Eindruck, gerade auf dem Rückweg zu sein, und versuchte meine Verwirrung zu verbergen. Zurück bei Mutter begannen wir bald darauf einzuräumen; Kartoffeln und Butter waren verkauft und gegen Mittag erstanden wir noch etwas Backwerk für die Rückfahrt. Leider verschlechterte sich das Wetter, dunkle Wolken ließen ein Gewitter erwarten, und ohne weiteren Aufenthalt machten wir uns auf den Heimweg. Ich sah zum ersten Mal Automobile, vierrädrige, gummibereifte Blechwagen, deren Mitfahrer hinter Fensterglasscheiben saßen; einer drehte an einem Rad, und die Wagen fuhren ganz von selbst, ohne Pferde oder sonstige Zugtiere. Was für eine Welt! Bald schon fing es an zu regnen, ich musste unter eine Plane kriechen, und obwohl Donner und Blitze nicht wirklich nahekamen, regnete es sich ein, und ich versank mit dem Gesehenen und den Erlebnissen in ein schaukelndes Schlummern und Dösen. Die Faszination der Großstadt umfing mich, und ich träumte davon, später hier zu leben. Noch Tage danach war ich ganz benommen von den vielen Eindrücken und Neuigkeiten der großen Stadt.
Im Winter gingen wir kaum aus dem Haus; selbst der sonntägliche Kirchgang fiel für uns kleinere Kinder oft aus, und große Vorfreude auf das Weihnachtsfest stellte sich ein, wenn Mutter, Anni und Hella die ersten Kuchen und Plätzchen backten. Ich war nur noch in der Küche, ließ mich von den Schwestern auch nicht verscheuchen und war tapfer und fleißig ständig bereit, Schüsseln und Löffel abzulecken und mit den Fingern auszustreichen. An Heiligabend wurde bei uns bis vier Uhr nachmittags gefastet, dann beteten wir gemeinsam, und Vater hielt eine kleine Ansprache mit Rückblick aufs Jahr und den besten Wünschen für die Zukunft. Wir dankten Gott und baten um Beistand und Schonung vor Krankheit, Tod und bösen Überraschungen. Das war ganz feierlich, und ich fand, dass diese Augenblicke die schönsten im ganzen Jahr waren. Die Stube war warm und der Tisch festlich gedeckt, alle waren da, alle waren zusammen, alle gehörten zusammen. Es war so anrührend, so schön, und ich schaute immer hinüber zur Krippe, zur Heiligen Familie. Nur Josef tat mir ein wenig leid, weil sein Hut angebrannt war und er mir auch etwas teilnahmslos und fremd erschien.
Aus der Küche zog der Duft von Birogi, Sawewancher und dem gekochten Dörrobst herüber, und nachdem Vater die geweihte, vom Messner aus Weißenberg in den Vortagen in den Häusern verkaufte Hostie gebrochen hatte, wurde sie an alle verteilt. Ich liebte diese feierlichen Momente, ich genoss ehrfürchtig die Hostie, drückte sie mit der Zunge nach oben gegen den Gaumen, wo sie sich sacht und dort festklebend langsam auflöste. Ich kam mir groß und erwachsen vor, die heilige Kommunion zu empfangen, in einem Alter, in dem dies eigentlich noch nicht erlaubt war.
Danach wurde gegessen, und dann, endlich, kam die Bescherung: Plätzchen, Nüsse, Äpfel und ein Lumpenpüppchen. Ich musste es gleich dem kleinen Viktor, unserem Jüngsten, in die Wiege strecken. Als er aber danach griff, zog ich es schnell zurück und sprang, es hochhaltend, in der Stube herum, hintendrein unser Rudolf, der, noch etwas wacklig auf den Beinchen, mir nachlief und ebenfalls das Püppchen wollte, obwohl er doch selbst eines bekommen hatte. Bis um zehn Uhr durfte ich aufbleiben, dann hüllten sich Vater, Mutter, Onkel Peter und die Schwestern warm ein und fuhren mit dem Schlitten zur Christmette hinüber nach Weißenberg. Josef, Rudolf und der kleine Viktor blieben mit mir zurück, und ich musste dann schlafen gehen. Es war wohlig und kuschelig im Bett auf dem Strohsack zu viert, zwei am Kopf- und zwei am Fußende. Ich freute mich schon auf den nächsten Tag, wenn wir hinauf zu Onkel Bernhard Rau zu Besuch gehen würden, wo ich meine Base Hanni treffen sollte. Mit ihr konnte ich spielen, und ich bekam auch noch ein Geschenk.
Am Weihnachtsmorgen war ich schon ganz früh in der Stube, tanzte und spielte mit Josef und Rudolf mit der Krippe und den Figuren. Rudolf durfte nur zuschauen und, wenn er allzu sehr bettelte, vorsichtig eine der Figuren halten. Sonst war es eigentlich verboten, mit den uralten Erbstücken zu spielen, weil sie Vater und Mutter furchtbar wichtig waren. Sie seien ganz alt, von den Vorfahren, und man müsse aufpassen und das sei nichts zum Spielen, aber es machte doch so Spaß, und weil wir wirklich ganz, ganz behutsam waren, drückten die Eltern ein wenig ein Auge zu. Ich liebte die Holzfiguren, ich betastete und streichelte sie, und besonders der heilige Josef bekam meine ganze Aufmerksamkeit, wegen des Hutes und weil er so ein trauriges Gesicht machte.
Ach, wie mir die Figuren fehlen. Ich spüre sie geradezu in meinen Händen, herrlich. Später, in Windschläg, als die Kinder klein waren, hatten wir Figuren aus Gips, bald zerbrochen, geklebt, die Schäfchenbeine durch Streichhölzer ersetzt, Gott, wie waren die alten Holzfiguren schön!
Am Nachmittag gingen wir dann zu Onkel Bernhard hinauf ins Oberdorf, und nachdem Tante Johanna uns geherzt und beschenkt hatte – ich bekam selbst gestrickte Handschuhe – spielte ich mit Hanni, Rudolf und einem Buben aus der Nachbarschaft auf der Ofenbank, und wir bauten mit Kissen und Tüchern Bettchen für die Püppchen. Der Bub war sechs, also ein Jahr älter als ich, hieß Bernward Flamm und war ein Patenkind meines Onkels. Er war groß und blond, ein bisschen schüchtern und still und spielte lieber mit mir als mit Rudolf. Er kam mir verängstigt und gehemmt vor, aber ich mochte ihn um mich herum. Als wir beim Dunkeln heimgingen, lief Bernward mit, um gleich zwei Häuser weiter zum Elternhaus abzubiegen; ich winkte ihm noch nach und war ein wenig traurig.
In den Winternächten hörte ich vom nahen Wald öfter die Wölfe heulen, und wenn es besonders lange kalt war, kamen die Tiere vom Wasserloch her bis zum Hof. Das Geheul war so erschreckend nah, dass ich fürchtete, sie könnten ins Haus kommen. Wir trösteten uns dann gegenseitig, rückten noch näher zusammen, und am Morgen zeigte mir Josef tatsächlich die Spuren der nächtlichen Besucher. Sie machten mir Angst, und die schlimmen Geschichten, welche die Erwachsenen erzählten, die Ereignisse mit gerissenem Wild, Hofhunden und Federvieh taten ein Übriges, Wölfe als Inbegriff des Gefährlichen zu betrachten.
Wenn wir Kinder an Fasnacht unterwegs waren, von Haus zu Haus zogen und mit unserem Spruch „Hahn rappel Hahn, die Fasnacht fängt schon an …“ nach Gaben heischten, war auch Bernward dabei, und es war mir besonders wichtig, oft in seiner Nähe zu sein. Die Erwachsenen feierten die Fasnacht im Deutschen Haus, sie machten „Redoute“ und lachten, sangen und tanzten bis spät in die Nacht. Ich war ganz traurig, dass ich nicht auch dabei sein und vor allem nicht mittanzen konnte. Auch daheim ging es abends bei uns oft lustig zu. Zwei Vettern, Viktor Kübler und Anton Rau, spielten mit der Geige und der Klarinette, man tanzte und sang; alle waren gut gelaunt. Wir Kinder durften länger auf sein und hatten unseren Spaß, und ich tanzte voller Inbrunst und Leidenschaft, bis ich ganz verschwitzt und erschöpft war und schließlich jemand sagte: „Die Mela tanzt wieder wie ein Lump am Stecke.“
Ja, tanzen; das Tanzen war mir doch das Liebste. Manchmal spielten wir auch „Blinde Kuh“, und die Stube war erfüllt von „pst, heiß, kalt“ und Lachen und Fröhlichsein. Die Eltern saßen zufrieden dabei und freuten sich über das unbeschwerte Treiben der jungen Leute und von uns Kindern.
In der kalten Jahreszeit wartete ich jeden Abend auf Vater, wenn er oft erst im Dunkeln aus dem Wald zurückkam. Ich horchte dann schon auf das Schnauben und Scharren der Pferde draußen im Hof, und wenn sie im Stall und versorgt waren, kam Vater dick vermummt herein, klopfte die Stiefel an der Türe ab. Schnell war ich bei ihm, nahm seine Tasche ab, um nach „Hasenbrot“ zu schauen. Brot, das er übrig gelassen hatte und für uns Kinder zurückbrachte; ich mochte es so, dieses Brot zu essen, es gab mir das Gefühl, Anteil an seinem Tagwerk zu haben und ihn zu unterstützen. Manchmal war es, besonders wenn Vater zwei Tage weg gewesen war, schon ein bisschen angeschimmelt, aber Mutter meinte: „E bissche Schimmel macht nix, des gebt scheene blaue Aue.“ Natürlich blieben meine Augen braun. Ich saß dann gerne eng an Vater geschmiegt am Tisch, er erzählte Geschichten und ich löcherte ihn mit allerlei Fragen, auf die er immer Antworten wusste, und ich genoss seine Nähe und Zuneigung. Vater konnte wunderbar erzählen, und ich war eine aufmerksame und wissbegierige Zuhörerin. Doch die wohlige Wärme der Küche schläferte Vater, nachdem er den ganzen Tag draußen in der Kälte gewesen war, zuverlässig ein. Bald wurde seine Stimme schwer und Mutter erlöste ihn, schickte den Plaggeist, wie sie mich dann nannte, ins Bett.
Meine große Stunde schlug an den Sonntagnachmittagen im Winter, wenn die Schwestern außer Haus, bei Verwandten und Freunden im Dorf, waren und Josef bei Onkel Peter in der Küche hockte und irgendwelche Sachen bastelte. Dann begann Vater mir von früher zu berichten, von der Auswanderung aus der Pfalz nach Galizien und von den Anfängen hier in Ottenhausen.
Jakob Rau ist unterwegs, der Schnee knarzt unter seinen Lindenholzschuhen, als er, mit großem Schritt, den mit schillernden Eisplättchen gesäumten Wasserlauf des Röderhofgrabens überspringt, um seinen Weg zum elterlichen Gehöft, dem Herfingerhof, fortzusetzen. Es dunkelt schon, und überm Donnersberg erscheint gerade die blasse Sichel des Mondes. Sein Herz pocht, die Gedanken an das heute wieder Gehörte machen ihn schier benommen, tausend Dinge schwirren surrend und erregend in seinem Kopf.
„Dieses verfluchte Wetter“, bruddelt er vor sich hin. Es ist März, und ein weiterer Kälteeinbruch hat wieder Frost und Schnee gebracht. Nasskalt ist es, die schneefeuchte Luft hängt neblig zwischen den Bäumen und in den dürren Ästen. Seit Monaten, nein, seit Jahren scheint sich der Himmel gegen die Menschen verschworen zu haben. Lange, nicht enden wollende Winter und kühle, völlig verregnete Sommer lassen schon im dritten Jahr nacheinander Krummbeere und Hafer im Boden und auf dem Halm verfaulen, die Scheunen und Keller sind leer, das bisschen Vieh teils geschlachtet, teils in klapprig schaurigem Zustand. Auch die Menschen hungern, und für das neue Jahr sieht es nicht besser aus: „Was soll nur werden?“
Die ewigen Kriegszüge der Franzosen mit Mord und Totschlag, Raub und Verwüstung, haben das Land ganz und gar ruiniert. Kaum eine Dekade in den vergangenen hundertfünfzig Jahren, in der die Pfalz nicht von Truppen geplündert und gebrandschatzt worden ist.
Seit die Grafschaft Falkenstein, zu der Oberbörrstadt gehört, 1782 zu Vorderösterreich kam und Kaiser Joseph II. in Wien der neue Landesherr ist, sind in den vergangenen drei Jahren Hunderte, ach was, Tausende von Pfälzern in die polnischen und ungarischen Lande gewandert. Auch jetzt, seit Wochen, gibt es wieder ständig Geschichten und Gerede über Auswanderer und Kolonisten, die in die österreichischen Länder ziehen, wo sie wer weiß was bekommen, und ein neues und sorgloses Leben möglich sein soll. Die Auswanderung soll wieder aufgenommen sein, und Werber ziehen durch das Land.
Jakob war heute in Winnweiler, wo der Oberamtmann Camuzi die Bauern der Grafschaft zu einer Versammlung empfangen hat. Ein Abgesandter des kaiserlichen Residenten Röthlein aus Frankfurt war erschienen, um das neue „kaiserliche Ansiedlungspatent“ bekannt zu machen und die Werbetrommel zu rühren. Kurz hält Jakob inne, atmet tief ein, schüttelt die Nässe aus der Mütze und bemerkt dabei ein Licht, das durch den nahe gelegenen Eichbosch zu kommen scheint. Könnte vielleicht sein Bruder Josef sein, den die Mutter, die sich doch ewig Sorgen macht, ihm entgegengeschickt hat. Während er weiterstapft, schwankt das Licht tatsächlich größer werdend auf ihn zu. Es ist dann keine Überraschung mehr, als Josef erkennbar wird und halb erleichtert, halb verdrießlich und etwas brummig: „No endlich, wo bleibsch denn“, bruddelt. Da fällt Jakob ein, dass es bestimmt nicht nötig gewesen war, dass die Mutter den Bruder geschickt hat, sondern dass der, wohl wissend, wo Jakob war, und ebenso gespannt auf die zu erwartenden Neuigkeiten, es zu Hause sicher nicht mehr aushielt und ihm lieber entgegenging.
„Un verzehl“, bricht es sogleich aus Josef heraus, und Jakob erwidert, dass sie sich dort vorne, beim Wegkreuz, niedersetzen sollten, damit er besser erzählen könne. Beide wissen, dass es im Hause wohl bequemer und vor allem wärmer wäre, aber das, was sie jetzt zu besprechen haben, sollen Vater und Mutter nicht hören.
Wann immer das Gespräch auf Umsiedlung und das Verlassen der Heimat kommt, und das ist in diesen Zeiten der Not und der Berichte von Kolonisten aus den neuen Ländern der österreichischen Gebiete, wo ja „Milch und Honig fließen sollen“, ständig der Fall, ist die Einstellung und Meinung der Eltern, besonders des Vaters, hart und eindeutig: Seit die Raus vor mehr als vier Generationen aus Tirol hier in die Pfalz gekommen sind, kämpfen sie ums Überleben, und nochmals eine neue Heimat suchen, wieder von vorne anfangen, wieder Fremde sein, nein, das kann und soll nicht sein.
Jedes weitere „Gered“ hat sich der Vater streng verbeten, und so stecken die beiden Brüder nachts in ihrer Kammer flüsternd und wispernd die Köpfe zusammen, um das fast täglich Gehörte auszutauschen und heimliche Pläne zu schmieden. Besonders seit Jakob auf der letztjährigen Kerb mit der Anna Grün aus dem Dorf eine Liebelei begonnen hat und sie sich jeden Sonntag nach der „Kerch“ besprechen, ist das Planen der Zukunft für Jakob zu einem immer drängenderen Thema geworden.
Am Kreuz angekommen, wischen sie die Stufen frei und setzen sich, trotz Nässe und Kälte, eng aneinander und sich gegenseitig wärmend auf das Fundament.
„Un, jetz verzehl.“ Erwartungsvoll und ungeduldig eröffnet Josef wieder das Gespräch. Jakob lehnt sich an das Kreuz und dann sprudelt und springt es aus ihm heraus: „Für mich ist klar, ich geh nach Galizien!“
Josefs große Augen blicken ihn fragend an. Und Jakob erzählt, was er heute erfahren hat. Viele sind schon gegangen, man bekommt mindestens neun Hektar Land, zehn Jahre Steuerbefreiung, ein neues Haus, die wichtigsten landwirtschaftlichen Geräte, Vieh und die Reisekosten inklusive Verpflegung und Unterbringung ab Wien und das so lange, bis die Wirtschaft eingerichtet ist; auch sind die Siedler und ihre ältesten Söhne vom Wehrdienst befreit. Ungläubig starrt Josef den Bruder an, doch bevor er weiter fragen kann, rät Jakob ihm, den Docht der Lampe runterzudrehen:
„Wenn jemand das Leuchten am Kreuz sieht und Geistergeschichten die Runde machen, kommt unser Gespräch ans Licht, und das muss nicht sein.“
Jakob ist wie aufgedreht, rotwangig und mit heißem Herz, trotz Schnee und Kälte spricht er voller Begeisterung von Aufbruch und Neubeginn, von neuer Heimat und einer Zukunft mit Auskommen, ja Wohlstand. Es fällt ihm nicht schwer, Josef zu überzeugen, der schon von klein auf an seinen Hosenbeinen hängt.
„Und die Anna?“ Was als Hinderungsgrund gemeint ist, sieht Jakob voller Zuversicht.
„Wir sind uns einig, dass wir uns ehelichen wollen, aber hier wäre das kaum möglich, wie und wovon sollten wir leben?“ Jakob berichtet, dass erzählt wird, dass viele junge Kolonisten aus Zeit- und Geldmangel die Gelegenheit des Aufenthaltes in Ulm nutzen, um zu heiraten. Der Ulmer Rat hat eigens dafür eine Kirche bestimmt, die ohne Aufgebot Trauungen vollzieht. Er ist sich mit Anna bereits einig, diese Möglichkeit zu nutzen, auch weil junge Ehepaare bei der Ansiedlung bevorzugt berücksichtigt würden.
„Un was mach ich?“ Josefs fast erschrockene Erwiderung zeigt, dass er fest davon ausgeht, dabei zu sein, aber als Lediger vielleicht gar keine Berücksichtigung findet.
„Dann musst du halt ein Weibsbild finden, werden wohl auch einige Jungfrauen dabei sein“, feixt schmunzelnd der „Hochzeiter“ und knufft das Brüderchen in die Rippen: „Ist doch klar, dass wir zusammenbleiben, dann wird es auch für die Alten leichter.“ Natürlich müssen sie möglichst viel Geld verdienen: Die Kosten der Reise bis Wien und für die weitere Ausrüstung sind hoch und ein Grundstock für den Anfang in der neuen Heimat natürlich unabdingbar, zumal die Größe des dort zugeteilten Landes auch vom Besitz der Kolonisten abhängt. Wer mehr hat, bekommt mehr Land.
Da gereicht es zum Vorteil, dass sie bisher sehr sparsam gewirtschaftet haben und mit ihrer zusätzlichen „Handwerkerarbeit“, dem Herstellen von Holzschuhen, im Laufe der letzten Jahre doch einige Gulden zur Seite legen konnten. Onkel Franz, der alte „Holzer“ aus dem Kirchwinkel im Dorf, hatte ihnen schon vor Jahren die Fertigkeiten beigebracht und kurz vor seinem Tod trockenes Holz und die Stemm- und Schnitzeisen übergeben. Wann immer sie Zeit haben, sitzen sie im Futtergang und sägen, schneiden und schnitzen, neben Schuhen auch Stöcke oder allerlei Kinderkram, wie ihr Vater oft verächtlich meint.
Die beiden Brüder fühlen eine angenehme Verbundenheit und Wärme, grad scheint es so, als ob das Wetter umschlägt und ein leichter Föhn tatsächlich den nahenden Frühling ankündigt.
„Wann geht es los, wer sagt es den Alten?“, haucht Josef in die wohlige Stimmung.
„Bald, so schnell als möglich, aber jetzt lass es gut sein für heute, es ist schon spät, und die Mutter wird sich sorgen, lass uns gehen, morgen ist wieder ein Tag!“, meint Jakob, und ächzend erheben sie sich, mit kalten, steifen Knochen im Gegensatz zum heißen Herz und Kopf.
Wenig später erreichen sie den Hof und schleichen huschend in ihre Kammer, irgendwie hängt schon ein Hauch von Abschied und Wehmut in der Luft.
Sonntag, Palmsonntag, der Schnee ist fort, der warme Wind der letzten Tage hat ihn weggeleckt, versumpfen lassen in den nun morastigen Wiesen, Feldern und Wegen. Jeder Schritt hinterlässt einen schmatzenden Abdruck, der sich schnell mit zusammenfließendem Wasser füllt. Die kräftige Frühjahrssonne hat mit Wärme und Licht die Menschen und ihre Hoffnung gestärkt, dass es doch wieder gut werden kann, und das inbrünstige Beten der sonntäglichen Kirchgänger um gutes Wetter und Schutz vor Unheil und Krieg hat lange nicht mehr so kräftig und erwartungsvoll geklungen wie heute.
Doch für die Rau-Brüder steht fest, sie werden Kolonisten, und ihr Ziel sind die neuen Kronlande in Galizien. Heute will Jakob mit seiner Anna sprechen, und Josef soll sich ausnahmsweise im Wirtshaus umhören, was so „geredt“ wird und was es Neues gibt. Eine halbe Stunde vor Mittag wollen sie sich dann hinter der Kirche treffen, um zum Mittagessen bei der Mutter zu sein. Nach dem Mittagsschlaf des Altbauern werden sie sich dann schweren und bangen Herzens mit den Eltern besprechen.
Als Jakob Anna auf der Kirchentreppe möglichst unauffällig begrüßt und ein nur kurzer Händedruck auch dem aufmerksamen Beobachter ihre besondere Beziehung nicht verraten soll, spürt Anna erschreckt an Druck und Blick, dass mit Jakob etwas passiert ist. Die junge Frau, deren dunkles Haar gut zu ihrer Hautfarbe und den tiefbraunen Rehaugen passt, betritt ganz verwirrt das Kircheninnere. Während der ganzen Messe schielt sie verstohlen und möglichst unauffällig zur Männerseite, um durch forschende Blicke und gegenseitige Zeichen vielleicht Hinweise und Aufklärung zu erhaschen; es ist nicht auszuhalten, was ist nur? Gedanken und Neugier halten sie gefangen, und der Gottesdienst erreicht sie nicht. Nach dem Segen des Pfarrers kann sie nicht schnell genug den rückwärtigen Teil des Kirchplatzes erreichen, wo die Dorfjugend, die ledigen Mädchen und Burschen zusammenstehen. Dies ist, außer an den seltenen Festen und Familienfeiern, eine der wenigen Möglichkeiten sich „anstännig“ zu treffen und miteinander reden zu können. Es fällt beiden sehr schwer, nicht aufzufallen. In wenigen dürren Worten versucht Jakob dem Mädchen über den Entschluss, auszuwandern, die Heirat in Ulm und vieles andere zu berichten. Mehrmals erfasst Anna ergriffen die Hände des ganz Verstörten, lässt sie aber erschrocken wieder los, aus Angst vor Aufsehen. Anna bedeutet Jakob, er solle auf Umwegen zur Scheune ihres Hauses schleichen, sie werde dort auf ihn warten.
Wenig später schlüpfen die beiden durch das windschiefe, gefährlich schräg hängende Tor. Die Scheune wird zum Schauplatz eines Eheversprechens und Ort des gemeinsamen Planes, zusammen mit Josef die Auswanderung nach Galizien zu wagen und das neue Leben mit Mut und Gottvertrauen anzugehen. Die beiden halten sich lange an den Händen, drücken und küssen sich, und mit einem festen Blick verabschieden sie sich voneinander, nicht ohne den festen Vorsatz, dass Jakob seine Eltern und Anna ihre Tante, bei der sie seit dem Tode der Eltern lebt, in ihre Pläne einweihen wollen.
Gleichzeitig treffen die Brüder hinter der Kirche ein, und Jakob erkundigt sich gleich nach Josefs Neuigkeiten. Der hat nichts Wichtiges erfahren, aber das halbe Fürstentum sei in Aufruhr, und überall in der Pfalz seien wohl Siedler bereit, ihre Heimat zu verlassen und als Kolonisten ihr Glück in Galizien zu suchen, und so sei Eile geboten. Schnellen Schrittes, nun schweigend und voller Kummer wegen des bevorstehenden Gesprächs mit den Eltern, gehen sie dem gemeinsamen sonntäglichen Mittagsmahl entgegen.
Am Wegkreuz angekommen, will Josef dann doch wissen, was nun mit der Anna sei. Da antwortet Jakob, dass sie sich einig seien und er sich erkundigen werde, welche Papiere und Formalitäten von Nöten seien und welche Vorbereitungen sonst noch zu treffen wären.
Nun denn, nach dem Mittagessen, dann müssen sie es den Alten sagen, es muss sein. Flau im Bauch und mit ordentlichem Zittern beginnt Jakob nach dem Essen, bevor der Alte sich auf der Bank zu einem Schläfchen ablegt, ihr Vorhaben anzusprechen. Kaum hat er begonnen, unterbricht ihn die Mutter: „Der Herrgott mög eich behüten, es tut uns weh, aber wir sehen schon lange, dass ihr hier kein Auskommen und keine Zukunft habt, so geht mit Gott, es muss wohl sein!“ Die beiden sind vor Erleichterung wie betäubt, die Angst, Vater und Mutter zu kränken, ja Zorn und Geschrei zu ernten, ist wie weggeblasen. Die Eltern lassen, wenn auch schweren Herzens, von ihren Buben und wollen ihnen, wenn auch mit der Bitte zusammenzubleiben, keine Hindernisse in den Weg legen. Zu offensichtlich die Zustände, zu unsicher die Zukunft und zu verlockend die Aussicht, dort im „gelobten Land“ doch Brot und Auskommen zu finden.
Die Mutter leidet spürbar, und der Schmerz des nahen Abschieds überdeckt die folgende Zeit. Die nächsten Tage sind erfüllt mit der beginnenden Feldarbeit, doch in jeder freien Zeit sind die Brüder und Anna beschäftigt, Unnötiges und das noch vorhandene trockene Holz zu Geld zu machen. Auch der Hoferbe und die Eltern steuern noch etwas bei, und endlich dann sind die neuen Kolonisten in Winnweiler, um sich auf dem Oberamt die Aussiedlungspatente ausstellen zu lassen.
Mitte Mai soll die Reise beginnen, über Frankenthal zur Registrierung nach Mannheim, von dort durch den Kraichgau nach Heilbronn und den Neckar hinauf bis Esslingen und dann über die Alb nach Ulm. So wird es ihnen auf dem Amt erklärt, und staunend und ungläubig den Erklärungen des Beamten folgend hören sie Namen, die ihnen gänzlich fremd sind.
„Ho und Hü, hüscht und hott.“ Die Fuhrknechte dirigieren die „Gail“ und die Wagen; ruckelnd und polternd rumpeln die Fuhrwerke durch die gerinnten Wege, wo sie in Untiefen oft gefährlich in Schräglage kommen und das eine und andere Mal unvorhergesehen eine Kiste oder einen Spankoffer verlieren. Dann heißt es für die zu Fuß hinter den Wagen gehenden Männer, flink für das weitere Mitkommen des Gepäcks zu sorgen.
Ein kleiner Treck, bestehend aus zwei Wagen aus Otterberg und Niederkirchen und einem dritten aus Winnweiler, erreicht am 10. Mai Oberbörrstadt und wird hier erweitert durch zwei Wagen mit neun Siedlern, darunter Jakob und Josef Rau und Anna Grün. In wenigen Kisten oder Koffern sind der spärliche Hausstand, das bisschen Bekleidung und die speziellen Werkzeuge der beiden Brüder verpackt, und auch Anna hat wenig dabei. Man will ja ein neues Leben beginnen und nur das absolut Notwendigste mitschleppen, zumal die Fuhrpreise nach Größe und Gewicht berechnet werden und bis zur Ankunft in Ulm die Kolonisten selbst für die Kosten aufkommen müssen. Im Übrigen ist ihre persönliche Habe ohnehin sehr bescheiden. So achten sie darauf, dass die Wagen möglichst hoch beladen und voll ausgelastet sind, während die gesunden Männer und Jugendlichen zu Fuß gehen, um Platz zu sparen.