Charlie English
DAS BUCH VOM SCHNEE
Aus dem Englischen von Heike Steffen
1. Auflage, November 2009
Copyright © 2008 by Charlie English
Die Originalausgabe erschien 2008
unter dem Titel
The Snow Tourist. A Search for the World’s Purest, Deepest Snowfall
bei Portobello Books Ltd., London
Für die deutsche Ausgabe
© 2009 by Rogner & Bernhard GmbH & Co. Verlags KG, Berlin
ISBN 978-3-8077-1053-2
E-Book ISBN: 978-3-95403-063-7
www.rogner-bernhard.de
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen,
elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung
und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in
Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung
oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder
Internet, auch einzelner Text- und Bildteile.
Lektorat: Evelin Schultheiß, Ahrensburg
Umschlaggestaltung: Philippa Walz und Andreas Opiolka, Stuttgart
Illustrationen © Barbara Hilliam
Layout und Herstellung: Leslie Driesener, Berlin
Gesetzt aus der Stempel Garamond
durch omnisatz GmbH, Berlin
Konvertierung durch Calidad Software Services, Puducherry, Indien
Für Barbara und Hugh
Inhalt
1.
Vom Schnee und vom Glück
London
2.
Billy und die Nacht auf dem Eis
Iqaluit, Qikiqtarjuaq
3.
Von der sechseckigen Schneeflocke
Jericho, Vermont
4.
Schnee über Gotham
Syracuse, Buffalo, New York
5.
Das Spiel mit der Schwerkraft
Chamonix, Argentière, Wildstrubel
6.
Ein bösartiges Element
Lewes
7.
Das Territorium des Geistes
Valdez, Thompson Pass
8.
Die Kunst des Winters
Wien, London
9.
Paradies im Schnee
Rainier, Seattle, Glacier
10.
Der letzte Schnee von Schottland
Aviemore, Cairn Gorm, Garbh Choire Mor
11.
Der Frühling steht vor der Tür
London
Schnee: Ein Handbuch
Glossar
Literaturverzeichnis
Danksagung
Register
1. KAPITEL
Vom Schnee und vom Glück
London
An einem Spätnachmittag im Herbst sitze ich an meinem Fensterplatz im ersten Stock mit Blick auf die schmucklose Giebelwand des Nachbarhauses und erstelle eine Liste von Wörtern, die ich mit Schnee in Verbindung bringe. Einige stehen schon auf dem Blatt. »Schönheit« ganz oben, gefolgt von »Gefahr«, »Kindheit«, »Einsamkeit« und »Tod«. In eine zweite Spalte habe ich »Rodeln« und »Skifahren« geschrieben, »Schneebälle« und »Spaß«, mit zwei Ausrufezeichen. Gerade denke ich darüber nach, »Spaß« durchzustreichen, als draußen die Straßenbeleuchtung flackernd angeht. Während über London die Abenddämmerung hereinbricht, versetzt mich das orangefarbene Licht der Laternen zurück in den Februar, als in die steile Schlucht zwischen den roten Backsteinhäusern Schnee fiel.
In jener Nacht blieb ich auf dem Weg ins Bett oben am Fenster stehen und sah den Schneeflocken beim Fallen zu. Für ganz kurze Augenblicke tauchten sie im Natriumlicht der Straßenlaternen auf, bevor sie, vom Wind in alle Richtungen getrieben, in der Dunkelheit wieder verschwanden. Wie viele Kristalle mochten dort unten auf dem weißer werdenden Stück Straße zwischen den Häusern liegen? Ein paar Millionen, schätzte ich. Milliarden auf der ganzen Straße, und das war nur ein Bruchteil dessen, was der über den Südosten Englands hinwegfegende Schneesturm brachte. Irgendjemand hatte einmal die Schätzung gewagt, auf der ganzen Welt würden pro Sekunde eine Billiarde Schneekristalle gebildet, in zahllosen verschiedenen Formen und Größen, von einfachen sechseckigen Prismen bis zu flachen Plättchen und mehrzackigen Sternen. Wie um alles in der Welt, fragte ich mich, haben die das berechnet?
Am Morgen erfüllte der feuchte Geruch von Schnee die Küche, die jetzt im reflektierten Licht der Sonne leuchtend hell dalag – die Japaner nennen das Yuki-akari, Schneelicht.
Mein ältester Sohn Harry war damals fast drei, und ich wollte mit ihm nach draußen gehen, um ihm zu zeigen, was da geschehen war. Er trat mit einem Lächeln auf den weißen Teppich, der jetzt unseren Gartenweg bedeckte. Wir nahmen dieselbe Route zum Park wie immer, aber dieses Mal war alles anders. Vertraute Wegmarken und die Kaugummiflecke auf dem Asphalt lagen unter dem frischen Schnee verborgen. Das Motorrad unter der blauen Plane war mit Eiskristallen geschmückt. Selbst die Geräusche waren anders, vom sanften Knirschen unter unseren Stiefeln bis zum gedämpften Brummen des Verkehrs in der Ferne.
Wir folgten der Biegung der Straße, vorbei an dem Café und dem Briefkasten, der röter leuchtete denn je, bis zur Hauptstraße, die leer war, ohne die übliche Autoschlange. Mit kleinen Schritten gingen wir an der Parkmauer entlang und schauten durch die Gitterstäbe in die offene Weiße dahinter. Die feuchten Stämme der Kastanienbäume hoben sich im Wintersonnenlicht schwarz vom schneeweißen Hintergrund ab.
Drinnen im Park nahm ich eine Handvoll Schnee und formte sie zu einem Ball – er war pappig und nass. Zusammen rollten wir ihn über die Schneedecke und sahen ihn größer und größer werden, bis er unter seinem eigenen Gewicht knirschte.
Auf dem Heimweg machten wir einen Umweg über die Church Street. Die Fernseher im Schaufenster des Elektrogeschäfts zeigten eine lange Schlange qualmender Fahrzeuge, die im Stau standen, darunter die Zeile: »Chaos im Berufsverkehr«. In der Nacht hatten sich die Autobahnen in Parkplätze verwandelt, und viele Menschen waren gezwungen gewesen, in ihren Autos zu übernachten. Eisenbahnweichen waren eingefroren, Züge gestrichen worden. Selbst die U-Bahn war streckenweise ausgefallen. Aber all das konnte uns nichts anhaben. Wir gingen weiter, am Bäckerladen vorbei und in eine Seitenstraße, die die Streufahrzeuge noch nicht erreicht hatten. Wir sahen zu, wie zwei Fahrzeuge langsam mit blockierten Rädern aufeinander zuschlitterten und mit dem Geräusch knirschenden Plastiks zum Stehen kamen. Die Fahrer stiegen aus, um sich zu beschimpfen.
Zu Hause bauten wir auf dem Gartentisch einen 30 Zentimeter großen Schneemann. In den folgenden Tagen verlor er seine Form und sackte in sich zusammen, bis nichts mehr übrig war als nur noch eine Lache kalten Wassers und ein paar Zweige.
In meinem Zimmer im ersten Stock setze ich noch zwei Wörter auf meine Liste: »Unschuld« und »Glück«.
Wenige Wochen vor seinem Tod schenkte mein Vater mir und meinem Bruder Abzüge eines Fotos, auf dem er als junger Mann zu sehen ist, beim Skifahren irgendwo in Österreich, vor einem Wall aus Firnschnee. Nach seinem Tod hatten wir beide dieses Foto neben unseren Betten stehen. Ich glaube, genau das hatte mein Vater im Sinn: Er hatte seinen Selbstmord bereits geplant, und er wollte, dass mein Bruder und ich ihn so in Erinnerung behielten wie auf diesem Bild: voll jugendlicher Euphorie. Das Foto war in den 1960er Jahren aufgenommen worden, vor unserer Geburt. Er trägt eine modische schwarze Skijacke und eine Startnummer auf der Brust. Sein Sonnenbrillen-Clip ist heruntergeklappt, und er zeigt ein strahlendes Lachen, sein dunkles Haar ist schwungvoll über der Stirn gescheitelt. Selbst in Schwarz-Weiß sieht er braun gebrannt aus. Er war ein begeisterter Skifahrer zu einer Zeit, als es davon nur wenige gab und nur wenige sich diesen Sport leisten konnten.
Er starb, als ich zehn war. Es gibt noch mehr Erinnerungen an ihn, die die Jahrzehnte überdauert haben, aber dieses Foto von ihm als Skifahrer ist noch immer die kraftvollste. Es offenbart die Freude, die er in der Anstrengung und der Geschwindigkeit im intensiven Licht und der schneidenden Luft der Berge fand. Nach allem, was ich über ihn gehört habe, war er ein Romantiker mit jener Vorliebe für große Gesten, die das Kennzeichen jener ist, die die Dinge einfacher haben wollen, als sie sind. Am Ende gab er der weißen Leere des Vergessens den Vorzug vor den komplizierten Grautönen des Lebens.
Es wäre schön, einen Moment wie jenen mit ihm geteilt zu haben, aber ich weiß nicht, ob er je wieder zum Skilaufen war. Die Kamera hat ihn, so scheint es, am Ende und nicht am Anfang des Rennens eingefangen. Die rasante Fahrt durch die Slalomtore ist vorüber, und er steht auf seine Stöcke gestützt, keuchend und hochgestimmt. Vielleicht hat er das Rennen nicht gewonnen, aber er hat es zu Ende gebracht, und er ist glücklich.
Mein erster Schnee kam etwas früher als bei Harry, am Tag meiner Taufe. In der Nacht zuvor hatte ein Schneesturm die wichtigste Straße nach Beverly, der Stadt in Nordengland, in der ich aufwuchs, unpassierbar gemacht.
Während des Gottesdienstes kam eine stadtbekannte Exzentrikerin aus dem Schnee in die Kirche gestapft. Alle Welt nannte sie Sonnenschirm-Lil, weil sie immer und überall und bei jedem Wetter einen Sonnenschirm dabeihatte. Außerdem war sie dafür bekannt, dass sie ständig Streit anfing und drohte, die Stadt für immer zu verlassen. Sie ließ sich dann regelmäßig in eines der umliegenden Dörfer mitnehmen, war aber wenige Stunden später immer wieder da. Die Gemeinde in St. Mary’s war schon darauf gefasst, dass sie den Gottesdienst stören und etwas von sich geben würde wie »So kann es nicht weitergehen«, aber sie verhielt sich ruhig, bis der Vikar die Taufe vollzogen hatte. Erst dann verkündete sie meiner Mutter, ich sei ein Schneeflockenkind.
In den 1970er Jahren schneite es häufiger als heute. Ich bin mit Schneeballschlachten und Schneemännern aufgewachsen, und ich erinnere mich noch genau an jene denkwürdigen Tage, wenn es schneefrei gab und wir die Schlitten vom Dachboden zerrten, wo sie das Jahr über gelagert hatten. Schon damals holten bei Schnee alle ihre Kameras heraus. Auf einem Super-8-Film sind mein Bruder und ich zu sehen, wie wir auf dem Schlitten zu einem beliebten Hügel gezogen werden, der Granny’s Bump, Omas Buckel, heißt. Mein Vater in Gummistiefeln, roter Freizeithose und Norwegerpullover. Meine Mutter ist in einen langen, wattierten Mantel gehüllt und trägt eine Wollmütze. Mein Bruder und ich werden ordentlich durchgerüttelt und fallen vom Schlitten, während die beiden uns an einem Seil hinter sich herziehen. Wenn ich mir den Film heute ansehe, vermitteln mir diese drei flimmernden Minuten ein Gefühl der Wärme und des Verlusts, eine nostalgie de la neige.
In den Osterferien nach dem Tod meines Vaters nahm meine Mutter uns zum ersten Mal mit in den Skiurlaub. Wir waren damals knapp bei Kasse, es musste also billig sein. Die Reise ging nach Schottland, und wir wohnten in einem unbeheizten Wohnwagen meilenweit von den Bergen entfernt und lernten das Skifahren in Jeans und Anorak. Die Cairngorms im Winter sind umwerfend, aber das Wetter oft extrem und wechselhaft. Wenn wir abends zum Wohnwagen zurückkehrten, steckte meine Mutter unsere Handschuhe und Socken zum Trocknen in den Ofen.
Für den Körper waren diese ersten Tage auf der Piste eine Strapaze. Wir standen zeitig auf, die Muskeln taten noch vom Vortag weh, und zwangen unsere Füße in starre Plastikstiefel. Sobald wir uns den Bergen näherten, schickte ich Stoßgebete gen Himmel, dass wir einen Parkplatz in der Nähe des Skilifts finden würden, aber das klappte nie. Und so mussten wir die elende Ausstattung in schmerzhaft unbequemem Schuhwerk quälende 500 Meter weit schleppen, und mein Bruder riss Witze, während er dahineilte. Es gab keine Pausen zum Ausruhen und kein Entkommen. Schon allein wegen der weiten Anreise und der Kosten.
Am Anfang schien es, als wäre ich für diesen Sport einfach nicht gemacht. Jeden brennenden Muskel musste ich bemühen, um zu verhindern, dass die Skier sich kreuzten, was unweigerlich zum Sturz führen würde, genau wie auch das Gegenteil, die Skier im Spagat. Alles schien gegen meine Intuition zu laufen: nach vorne lehnen statt nach hinten; die Knie beugen statt aufrecht stehen; beim Schwung das Gewicht auf das äußere Knie legen, wo ich mich natürlicherweise nach innen gelehnt hätte. Aber schon nach kurzer Zeit flogen wir mit bewusst halsbrecherischer Geschwindigkeit die Piste hinab und schrien vor Begeisterung, die Tränen liefen uns aus den Augen, vor uns die weite weiße, weiche Landschaft und ringsum der kilometerweite Blick. Kaum unten angekommen, keuchend und trotz des Schnees im Haar und am Rücken erstaunlich verschwitzt, reihten wir uns sofort wieder für die nächste Fahrt nach oben in die Schlange vor dem Lift ein.
Es war die Intensität des Skifahrens, die mich packte. Dort oben im Schnee war aller Alltagskummer auf einmal bedeutungslos. Erst wenn ich auf dem Heimweg im Auto saß und die Heizung gegen die beschlagenen Fenster ankämpfte, wurde mir klar, dass ich eine ganze Woche lang an nichts anderes gedacht hatte als ans Skifahren, an den Berg und den Schnee.
Seither bin ich jeden Winter in die Berge zurückgekehrt. In den ersten Jahren noch auf der Great North Road – York, Newcastle, Edinburgh –, derselben Route, auf der meine Familie mütterlicherseits nach Süden gewandert war. Schottland fing für uns erst dann richtig an, wenn wir die Forth Road Bridge überquerten, richtig spannend aber wurde es, wenn wir den Tay hinter uns gelassen hatten und in den Highlands waren.
Als wir es uns leisten konnten und es in Schottland nicht mehr so zuverlässig schneite, fuhren wir in die Schweiz, nach Österreich, Italien und Frankreich.
Einmal als Student bin ich mit einem Freund im Winter in die französischen Alpen gefahren. Abends haben wir im Auto Bier aus dem Supermarkt getrunken und Radio gehört und uns dann früh hinten auf dem Rücksitz schlafen gelegt, um bei Tagesanbruch hoch in die Berge zu fahren.
Immer wieder im Herbst kehren meine Gedanken zum Schnee zurück. Schnee gehört zu meiner Identität. Ich bin ein Schneemensch, genau wie mein Vater.
Die Liebe meines Vaters galt nicht nur dem Schnee. Er liebte auch das Segeln und die Natur – und ganz besonders die Landschaft von North Yorkshire, in der er seine Kindheit verbracht hatte. Er war am Ufer des River Esk in der Nähe von Whitby aufgewachsen, jener Hafenstadt, in der einst auch Kapitän Cook gelebt hatte sowie die berühmten Walfänger mit Namen William Scoresby, Vater und Sohn. In Zeiten der Krise, zum Beispiel damals nach seinem Herzinfarkt, sagte mein Vater, er wolle nichts anderes mehr, als an den Esk zurückkehren und den Wasseramseln beim Fressen zusehen. Der Fluss mit seinen Vögeln und Wildblumen war ihm eine utopische Heimstatt, wo er in Frieden leben konnte. Genau wie sein Vater und Großvater war auch er dieser wilden Gegend Englands verfallen.
Diese Sehnsucht nach Landschaft habe ich von ihm geerbt. Als ich aus der von den Städtern so benannten Provinz nach London zog, nutzte ich jede sich bietende Gelegenheit, um zurück aufs Land zu fliehen. Ich brauchte zwei Jahre, um mich daran zu gewöhnen, dass ich nun ein Londoner war, doch so ganz hat mich das Gefühl der Entwurzelung nie verlassen. Fünfzehn Jahre später, nachdem meine Freundin und spätere Frau Lucy und ich unsere ersten beiden Kinder bekommen hatten, wurde das Leben in London mehr als klaustrophobisch. Es wurde unerträglich. Jeder einzelne Tag war randvoll angefüllt mit Menschen und Verpflichtungen. Wir müssen hier raus, erklärte ich Lucy, irgendwohin, wo es mehr Freiheit gibt. Ich stellte mir ein einfaches Leben auf windgepeitschtem Hochland unter gewaltigen Himmeln vor, wo ich die Kinder aus der Küchentür hinausschubsen konnte in ein ländliches Idyll wie aus den Büchern von Arthur Ransome. Lucy sah das ganz anders. Während ich mein Leben darauf verschwenden würde, zwischen dem von Börsenmaklern bevölkerten Speckgürtel und der Stadt zu pendeln, würde sie zwischen Karrierehausfrauen feststecken, die allmorgendlich einen Kaffeeklatsch veranstalteten. Sie war nicht ohne Grund in die Hauptstadt gezogen. Sie wollte nicht in die Provinz zurück. Ihrer Meinung nach war meine Unzufriedenheit ein Geisteszustand, der mit uns umziehen würde. Unser Wohnort würde daran nichts ändern.
Das Gefühl des Gefangenseins verschwand nicht. Im Gegenteil, es wurde stärker, so dass ich mich allmählich fragte, ob dies die Gefühle waren, die meinen Vater umgetrieben hatten. Würde ich besser damit umgehen können? Flucht wurde für mich zur obersten Priorität, zu einer Frage des Überlebens. Ich sah nur einen Ausweg: eine Reise, eine Expedition.
Ich hatte schon öfter »Expeditionen« vorbereitet, in die Sahara, nach Pakistan und Westchina, zum Hindukusch und in den Himalaja. Es hatte eine Zeit in meinem Leben gegeben, in der kaum ein Jahr ohne eine ausgedehnte Reise vergangen war. Und wie viele Expeditionen, die sich »der ersten Route« hier hinauf oder »der schnellsten Überquerung« dort verschrieben hatten, waren auch meine Touren mindestens so sehr um des Reisenden als um des Ziels willen unternommen worden und darum keinen Deut schlechter.
Die Expedition, für die ich mich eines grauen Tages in London entschied, bestand aus mehreren Reisen, die sich alle mit einem einzigen natürlichen Phänomen beschäftigen sollten: mit Schnee. Ich wollte den besten Schnee der Welt sehen, wollte herausfinden, wie die Menschen mit dem Schnee lebten und was sie mit ihm anstellten. Das eigentliche Ziel war, wie schon bei meinen vorherigen Expeditionen, die Reise selbst, das Wissen und die Erfahrungen, die ich sammeln, und die Menschen, denen ich unterwegs begegnen würde.
Es war ein guter Zeitpunkt, die Geschichte des Schnees zu dokumentieren, wurde er doch zusehends seltener. Wissenschaftler debattierten schon seit Jahren über den Klimawandel, aber inzwischen war die Diskussion auch bei den Politikern angekommen. Die Zeitungen waren voll von Berichten über die steigenden Temperaturen. Es wurde gewarnt, an manchen Orten könne der Schnee ganz verschwinden. Skigebiete wurden aufgegeben oder wanderten höher den Berg hinauf. Touristen reisten nach Alaska, um die Gletscher zu sehen, solange es sie noch gab. In der Arktis wurden Ortschaften umgesiedelt, weil das Packeis durch die wärmeren Temperaturen früher im Jahr schmolz und die Küstenlinien abtrug. Die Inuit Circumpolar Conference verklagte die USA wegen Verstoßes gegen die Menschenrechte, weil sie das Kyoto-Protokoll zum Klimawandel nicht unterzeichnet hatten. Jede Jahreszeit und fast jeder Monat brachte neue Rekordtemperaturen.
In jenem Herbst kaufte ich ein zweieinhalb Zentimeter dickes Holzbrett und baute mir im Flur im ersten Stock zwischen Boiler und Badezimmer einen Schreibtisch. Ich heftete eine Mikrofotografie eines Schneekristalls und eine Karte von Alaska an eine Schranktür und räumte am anderen Ende des Schreibtischs eine ganze Ladung Romane und Reiseführer aus dem Regal und füllte es nach und nach mit Büchern über Schnee. Mit den Abenteuern fing ich an, dem Bericht von Apsley Cherry-Garrard über die Antarktisexpedition mit Scott und Fridtjof Nansen, die Grönland auf Skiern durchquert hatten, danach kamen Bücher über die Inuit. Als Nächstes Einführungen in die Wettervorhersage und Bücher über den Einfluss von El Niño und die Wissenschaft vom Wasser, Biografien von Kepler und Descartes und Titel über Lawinen und Schneeunfälle und wie man sie vermeidet. Danach Philosophie und Kunst – Edmund Burkes Betrachtungen über das Erhabene, Byrons Gedichte, Monografien über Pieter Brueghel und Claude Monet –, gefolgt von Romanen und Büchern über Natur und Sport: Arnold Lunns History of Skiing und ein Handbuch mit Off-Piste-Routen im Chamonix-Tal. Außerdem mehrere Kartons mit Karten, Fotokopien von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln und Ausdrucken aus dem Internet, die irgendetwas mit Schnee zu tun hatten. Die Literatur über Schnee erwies sich als so umfangreich, dass die Bücher aus dem Regal herausquollen und sich wie in Schneewehen im ganzen Haus ansammelten.
Es war, per definitionem, eine egoistische Expedition. Während die Reiseroute Form annahm, wurde mir klar, dass der härteste Teil darin bestehen würde, Lucy und die Jungs zurückzulassen. Wenn unsere Beziehung jemals belastet war, dann während unserer Verhandlungen darüber, wer was wann in der Lage war zu tun und wie wir die Zeit des anderen wertschätzten. Die Gespräche drehten sich im Kreis, immer und immer wieder. Ich würde es so kurz machen wie möglich, versprach ich, und es war fast die Wahrheit. Mir sei klar, dass man aus dem Vatersein nicht einfach vorübergehend aussteigen könne. Ich würde meine Expedition über zwei Winter ausdehnen. Vielleicht könnten wir die eine oder andere Reise ja auch gemeinsam machen, als Familie. Als sie schließlich »Ja« sagte, wusste ich, wie sehr meine Abwesenheit ihr das Leben erschweren würde.
Nach monatelangen Verhandlungen, dem Erstellen von Listen und Packen war schließlich der Tag gekommen, an dem der erste Teil meiner Expedition beginnen sollte. An jenem Wintermorgen gab ich meiner Frau und meinen Kindern zum Abschied einen Kuss, zog die Tür des warm beheizten Hauses hinter mir zu und ging unter einem bleigrauen Himmel davon.
Langsam spürte ich, wie sich das Gewicht der Stadt von meinen Schultern hob.
2. KAPITEL
Billy und die Nacht auf dem Eis
Iqaluit, Qikiqtarjuaq
Schuldgefühle überkamen mich, noch bevor ich die U-Bahn-Station erreicht hatte, aber als Gegenmittel hielt ich einen Packen Flugtickets in der Hand, die mich innerhalb weniger Tage weiter in den Norden bringen würden, als ich je zuvor gewesen war: in das Inuit-Territorium Nunavut im Norden Kanadas. Seit mindestens 1000 Jahren leben die Inuit jenseits des nördlichen Polarkreises, in den höchsten bewohnten nördlichen Breitengraden der Erde. Ich war auf dem Weg in eine von Bären bevölkerte und von Schneestürmen heimgesuchte Gegend, in der eine Schiffsexpedition einst im Kannibalismus endete. Ich wollte verstehen, was Schnee den Inuit bedeutete, und ein paar der Überlebenstechniken lernen, die sie über ein Jahrtausend hinweg perfektioniert hatten und jetzt Gefahr liefen zu verlieren. Und ich wollte so viel von der eisigen Romantik dieser Weltengegend einatmen wie irgend möglich.
An einem kalten Tag Anfang des Winters landete ich in Iqaluit auf Baffin Island am Ufer der Frobisher Bay. Eine junge Kanadierin namens Sophia fuhr mich die paar Kilometer durch die Stadt zu der Pension, in der ich mich eingemietet hatte. Hinter dem Nunavut-Parlamentsgebäude und den Geschäften stiegen die in kräftigen skandinavischen Farben gestrichenen Häuser zu einem niedrigen Bergkamm auf. An jenem Nachmittag schienen die Gebäude der Stadt in dem vom Meereis und den weißen Bergen reflektierten Licht zu flimmern wie eine Seehundkolonie. Sophia parkte vor einer rostfarbenen Holzhütte und empfahl mir, in dem warmen Pick-up zu warten, während sie mit dem eingefrorenen Türschloss kämpfte. Hinter dem Haus sah ich meterhohe Stapel aus Eisschollen, die von Sturmfluten auf den Strand gedrückt worden waren. Jenseits davon, eineinhalb Kilometer weit auf See hinaus, trieben Männer ihre Hundeschlitten über die zugefrorene Bucht.
Als die Tür endlich offen war, winkte mich Sophia zu sich, und ich flitzte durch die Kälte ins Haus. Die Temperatur lag bei minus 32 Grad, den Windchill-Effekt eingerechnet bei minus 50 Grad. Sophia überreichte mir den Schlüssel und riet mir, ein Taxi zu rufen, wenn ich in die Stadt wolle – es gebe einen Festpreis für alle Strecken. Sie schrieb mir ein paar Telefonnummern auf. Zum Abschied winkte ich ihr durch die dreifach verglasten Fenster zu und sah ihr nach, wie sie über die schneebedeckte Straße davonfuhr.
Ich war allein im Haus und schaltete den Radiowecker ein. Ein Mann von der kanadischen Umweltbehörde Environment Canada las mit altmodischem nordamerikanischem Akzent eine Liste von Orten und Zahlen herunter, seine langen Pausen waren von atmosphärischem Knistern und Pfeifen erfüllt, so dass es klang, als spräche er direkt aus den 1950er Jahren zu uns. Baker Lake ... minus fünfundfünfzig ... Clyde River ... minus zweiunddreißig ... Windchill-Warnung ... Pond Inlet ... minus fünfunddreißig ... extremer Windchill... minus einundfünfzig ... Windchill-Warnung für Iqaluit ... fünf Uhr. Clear ... minus fünfunddreißig ... Nanisivik, Unwetterwarnung ... minus fünfundvierzig ... Ich stellte mir vor, wie seine Zuhörerschaft, verteilt über die fast zwei Millionen Quadratkilometer von Nunavut – von Eureka bis Rankin Inlet, von Kimmirut bis Cambridge Bay –, vor dem Radio saß und zuhörte, wie verdammt kalt es am nächsten Morgen sein würde. Kanada, das hatte ich gelesen, ist das kälteste Land der Welt.
Aber ich hatte eine Verabredung noch weiter nördlich, und ich musste die Kollektion alter und geliehener Kleidung testen, die ich zusammengesammelt und aus London mitgebracht hatte. Ich legte sie auf der Kiefernkommode in meinem Zimmer aus und fragte mich, ob sie ausreichen würde. Da waren drei Paar Skistrümpfe, drei atmungsaktive Thermounterhosen, eine Jeans, eine wattierte Skihose, drei Thermooberteile, ein Fleecepullover, eine winddichte Strickjacke, eine Sturmhaube, eine fellgefütterte Mütze mit Ohrenklappen, drei Paar Handschuhe – zwei Innenhandschuhe mit Fingern, ein Paar Fäustlinge – und eine Skibrille. Der Reißverschluss der Skijacke war schon seit einer ganzen Weile kaputt, und ich war noch nicht dazu gekommen, ihn reparieren zu lassen. Ich nahm mir vor, Sicherheitsnadeln zu kaufen, dann machte ich mich daran, alles anzuziehen. Zuletzt die fellgefütterten Schneestiefel aus Gummi und Leder, von denen jeder drei Pfund wog. Probeweise stapfte ich zweimal durchs Haus, dann ging ich zur Tür und trat hinaus.
Ich blieb kurz stehen, um die ungewohnte Temperatur auf mich wirken zu lassen, dann stiefelte ich los. Die Schwächen meiner Kleidung wurden schon bald offenkundig: Der Hintern wurde mir taub. Meine Gesichtshaut fühlte sich seltsam straff an, und mein Atem produzierte eine Fahne aus gefrierender Feuchtigkeit, die meiner Sturmhaube einen Eisbart wachsen ließ. Doch beim Gehen wurde mir wärmer, und mit der Zeit versetzten mich die Kälte und das Licht in einen Zustand übermütiger Glückseligkeit.
Der Schnee unter meinen Füßen war trocken und körnig, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Etwas über zwei Meter Schnee fallen pro Jahr in Iqaluit – mehr als in den meisten Teilen der ariden Arktis –, und was fällt, bleibt liegen. Der Wind hatte den Schnee von den Hügeln in die Senken getrieben und so die gelben Grasbüschel freigelegt. Es war, als würde man durch Dünen wandern an einem Strand mit weiß gebleichtem Sand.
Schlittenhunde bellten. Hier und da waren im Schnee Exkremente und Urinflecken zu sehen, dort hatten Hundegespanne gelagert. Einige Inuit legten vor ihren Häusern Hundegeschirre zum Trocknen aus, so wie andere Männer, weiter südlich, den Rasen mähen oder ihr Auto oder ihr Motorrad waschen. Ich überquerte einen niedrigen Bergrücken und ging hinunter Richtung Stadt.
Auf den breiten Straßen waren Schneepflüge unterwegs. Es war Sonntag, und die meisten Geschäfte hatten geschlossen. Ich ging an einer Schule und der Redaktion der Nunatsiaq News vorbei, dann um das Sportcenter herum. Im Frobisher Inn wurde mir mitgeteilt, Restaurant und Bar seien geschlossen und ohnehin sei der Verkauf von Alkohol in Iqaluit, genau wie im Rest des Territoriums, stark reglementiert. Und so ging ich zum nächsten NorthMart und kaufte ein Sandwich aus festem Weißbrot mit Fleisch, das nach nichts schmeckte. Der Winterfrost hatte zur Folge, dass in den Geschäften die frischen Lebensmittel ausgegangen waren. Da es keine Straßen nach Iqaluit gibt, müssen die Waren, die über das Meer aus dem Süden kommen, bis zum Ende der Frostperiode reichen, weil erst am Sommeranfang wieder Schiffe eintreffen.
Die meisten anderen Kunden waren ärmlich aussehende Inuit, die mir zulächelten, wenn sich unsere Blicke trafen, und sich dann wieder ihren leisen, dringlichen Gesprächen widmeten. Einer ging auf einen Weißen zu, der mit seinem kleinen Sohn da war, und murmelte etwas. »Hallo, David«, antwortete der Weiße. »Nein, heute habe ich kein Geld für dich.« Der Inuk ging wieder davon. Ich schob mir den Rest des teigigen Sandwichs in den Mund und ging los, um für meine Reise gen Norden Kalorien einzukaufen.
Bei meiner Rückkehr in das rote Haus fand ich die Heizung unangenehm weit aufgedreht, dabei war in den Stunden meiner Abwesenheit kein anderer Gast eingetroffen. Ich schälte mich aus meinen Kleidern, legte mich im Dunkeln aufs Bett, lauschte dem Mann von Environment Canada und dachte an die bevorstehende Reise.
Pond Inlet ... fünf Uhr ... extremer Windchill ... minus fünfunddreißig ...
Iqaluit, was auf Inuktitut »Ort mit viel Fisch« bedeutet, liegt am Nordufer jener Bucht, die nach dem Entdecker, Freibeuter, Ritter des Königreiches, Yorkshireman und Ganoven Martin Frobisher benannt ist, der im Jahre 1576 für Königin Elisabeth Baffin Island entdeckt und den Engländern ihren vermutlich ersten Blick auf einen Inuk ermöglicht hatte. Frobisher hatte mit seiner gefährlichen Fahrt über den Nordatlantik nach Großem gestrebt. Wie John Cabot vor ihm und viele andere nach ihm hatte er eine nördliche Seeroute nach Asien gesucht: die Nordwestpassage. Gefunden hatte er die Einfahrt in jene Bucht, die heute seinen Namen trägt und von der er in seinem Optimismus geglaubt hatte, sie würde nach China führen, weshalb er sie für England in Besitz nahm. Am 18. August 1576 ging er an Land und traf schon bald auf eine Gruppe Inuit. Christopher Hall, Kapitän von Frobishers Flaggschiff Gabriel, erinnerte sich: »Mit ihrem langen schwarzen Haar, den breiten Gesichtern und platten Nasen sowie der bräunlichen Hautfarbe ähnelten sie den Tartaren, und sie trugen Seehundfelle, genau wie auch die Frauen, die keine andere Mode besaßen, außer dass sie blaue Striche im Gesicht, die Wangen hinunter und rund um die Augen trugen.«
Die ersten Begegnungen mit den Inuit verliefen ohne Probleme. Nachdem jedoch fünf seiner Männer an Land vermisst wurden, nahm Frobisher einen Inuk als Geisel, um seine Besatzung freizukaufen. Als die Männer trotzdem nicht zurückkehrten und eines Nachts im August Schnee auf das Schiffsdeck fiel, fuhr er wieder auf den Atlantik hinaus und nahm seine Geisel als Beweis für seine Entdeckung mit. Der Inuk starb kurz nach seiner Ankunft in England, aber Frobisher war noch nicht fertig mit jenem Land, das Elisabeth »Meta Incognita«, Unbekannte Küste, nannte. Bei seiner Rückkehr im folgenden Sommer nahm er weitere Inuit gefangen, dieses Mal einen Mann, eine Frau und ein Kind. Sie gingen in Bristol an Land, wo der Bürgermeister nicht lange fackelte und den Mann dazu überredete, sein Kajak und seinen Jagdspeer bei einer Entenjagd auf dem River Avon einer großen Zuschauermenge vorzuführen. »Er traf die Enten aus einiger Entfernung und ging nicht fehl«, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht. Doch die drei Kuriositäten aus der Neuen Welt überlebten nicht lang. »Sie verstarben hier innerhalb eines Monats.«
Frobisher stattete Baffin Island insgesamt drei Besuche ab, fand aber weder die erhofften Reichtümer noch die Passage zum Pazifik, die er gesucht hatte. Im Laufe der Jahrhunderte folgte – im Kielwasser seiner Schiffe – ein ganzes Heer von Abenteurern, die ihre Namen in die Küstenlinie Nordkanadas einschrieben. John Davis, nach dem die Davisstraße benannt ist, erkundete die Gegend erstmalig 1585; 1610 entdeckte Henry Hudson die Hudson Bay; William Baffin erforschte im frühen 17. Jahrhundert Baffin Island. Nach ihnen kamen Walfänger und Missionare und weitere Versuche, die Nordwestpassage zu finden, unter anderem der von Sir John Franklin im Jahre 1845, sowie spätere Suchexpeditionen, die herausfinden wollten, was mit Franklin geschehen war, der niemals heimkehrte. (Alle 129 Mitglieder der Expedition starben, wobei einige noch mehrere Jahre überlebt hatten, nachdem ihre Schiffe im Eis festgefroren waren.) Die meisten dieser Arktisbesucher kümmerten sich herzlich wenig um die Einwohner des Landes, das sie entdeckten, doch die wenigen, die es taten, fanden Zugang zu einem enormen Wissen über deren Lebenswelt. Ausgestattet mit diesem Wissen unternahmen Entdecker wie der Anthropologe Vilhjalmur Stefansson im 20. Jahrhundert mehrjährige Expeditionen in der gesamten Arktis.
Die Inuit kannten eine ganze Reihe unterschiedlicher Verwendungen für Schnee und Hunderte Tricks für das Leben im und die Fortbewegung auf Schnee. Sie bauten Podeste aus Schnee, auf denen das Fleisch außer Reichweite der Hunde gelagert werden konnte; Mauern aus Schnee als Windschutz beim Fischen oder vor dem Iglu; Figuren aus Schnee als Zielscheibe beim Speer- und Bogentraining. Sie fertigten Kinderspielzeug aus Schnee, benutzten Schnee als Schwamm, wenn ein Igludach tropfte, und als Wasserquelle. Sie bauten Möbel – Betten, Tische, Stühle – aus Schnee, und das Beste: Sie bauten ihre Häuser aus Schnee.
Rohstoffe gab es in der Arktis nur wenige: Knochen, Öl, Tierhaut, Moos, Fleisch, Eis, Stein und Schnee. Aus diesen bescheidenen Materialien entwickelten die Inuit eine atemberaubende Palette an Ausrüstung für die Jagd und die Fortbewegung. Neben dem Umiak, einem Fellboot für den Walfang, das 20 Menschen oder eineinhalb Tonnen Fracht tragen konnte, erfanden sie Harpune und Bogen, den Karibu-Parka, das Kajak für die Jagd auf kleinere Tiere, Schneestiefel namens Kamik, die Schnee abweisen und schnell trocknen, und Schutzbrillen aus Elfenbein gegen Schneeblindheit.
Der Qomatiq oder Schlitten wurde aus Treibholz oder Knochen gebaut, mit lockeren Verbindungen aus Darm, damit sich der Schlitten auf Bodenwellen und Höckern biegen und verwinden konnte. Die Kufen aus Walknochen waren auf diesem Terrain sehr viel sinnvoller, als Räder es gewesen wären: Sie blieben nicht stecken und benötigten keine beweglichen Teile, die festfrieren konnten. Je nach Beschaffenheit des Schnees war der Schlitten gelegentlich schwer zu ziehen, aber auch dafür hatten die Inuit Mittel und Wege gefunden, wie sie überhaupt mit praktisch allen Bedingungen, die sie vorfanden, umzugehen gelernt hatten. Der Halbgrönländer und Forscher Knud Rasmussen, der viele Jahre mit den Inuit reiste, berichtet von seiner fünften Thule-Fahrt: »Solange der Schnee feucht und die Luft nicht zu kalt ist, kommt man auf Eisen- oder Stahlkufen recht gut voran. Doch sobald die Temperatur unter minus 20 Grad fällt, fangen sie an zu kleben, und je kälter es wird, umso schlimmer. Durch die Kälte wird der Schnee trocken und pulverig, bis man schließlich wie durch Sand fährt und die Kufen wegen der Reibung quietschen und kreischen und selbst leichte Frachten nur noch schwer zu bewegen sind.« Die Lösung bestand darin, die Kufen mit einer Paste aus Torf und Wasser einzuschmieren, über die man eine dicke Schicht Eis legte. Auf diesen Eiskufen liefen selbst schwere Schlitten bei niedrigsten Temperaturen ohne Probleme. »Natürlich war schon zuvor beobachtet worden, dass Eis auf Schnee am besten läuft und es offensichtlich von Vorteil sein würde, den Kufen eine Eisschicht zu verpassen«, schrieb Rasmussen. »Diese Methode erwies sich augenblicklich als erfolgreich und ist seither unübertroffen für schnelle Fahrten mit schwerer Last, trotz zahlreicher Experimente, die bei verschiedenen Expeditionen mit anderen Materialien angestellt wurden.«
Die Maschine, die diese Schlitten zog, war der Eskimohund, ein zotteliger Vetter des Wolfs, der sich auch bei niedrigsten Temperaturen warm halten kann, indem er sich in den Schnee eingräbt. Im Gegensatz zu den Polarvölkern weiter südlich, die ihre Hunde hintereinander vor den Schlitten spannten, damit sie auch durch tiefen Schnee einen Weg bahnten, spannten die Inuit ihre Tiere in Fächerformation. Ein Grund dafür ist der sehr viel geringere Schneefall im Norden: Auf diese Art angespannt, findet jeder einzelne Hund auf der harten, windgepressten Schneedecke besser Halt, als wenn er in den Fußstapfen des Vordertiers laufen müsste. Außerdem ist so die Gefahr geringer, dass ein Hund, der durch das Meereis bricht, die anderen mit in die Tiefe zieht. Eskimohunde sind so zäh, dass Rasmussen mit einem einzigen Gespann über 30 000 Kilometer durch die Arktis zurücklegte. Auch im Vergleich zum Schneemobil, das Ende der 1960er Jahre Einzug hielt, hatten Hunde große Vorteile. Sie kannten keine Pannen, und wenn sie kurz vor dem Verhungern waren, konnte man sie und auch den Hundeführer mit einem schwächeren Glied des Gespanns wieder aufpäppeln.
Ab ca. 1000 n. Chr. wanderten die Inuit von ihrer Heimat im Norden des heutigen Alaska aus Tausende Kilometer entlang der Küstenlinien der Polarregion. Im 13. Jahrhundert hatten sie Grönland erreicht, wo sie auf die von Erik dem Roten gegründete Wikingersiedlung trafen. In einem der wenigen überlieferten Schriftstücke über die Siedlung berichtet der grönländische Beamte Ivar Baardssøn Mitte des 14. Jahrhunderts, die nordische Siedlung im Westen sei von kleinwüchsigen Menschen übernommen worden, die er Skraeling nannte und bei denen es sich vermutlich um Inuit handelte. Ob infolge des kälter werdenden Klimas, das sich zu jener Zeit über der Nordhalbkugel ausbreitete, oder der Gefechte oder weil sie mit den Inuit um Nahrung konkurrieren mussten, die Nachfolger Eriks wurden verdrängt. Der letzte schriftliche Hinweis auf ihre Siedlung stammt aus dem Jahr 1408.
Die Erfindung, für die die Inuit besondere Berühmtheit erlangten und die mich am neugierigsten machte, war der Iglu. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die Inuit das Wissen um diese Bauform, die ihnen im Winter von so großem Nutzen war, aller Wahrscheinlichkeit nach von jener Volksgruppe übernahmen, die letztendlich von ihnen vertrieben wurde und die von Archäologen als Dorset-Kultur, von den Inuit als Tuniit bezeichnet wird.
Ich lernte Billy bei einem Zwischenstopp auf meinem Flug von Iqaluit nach Qikiqtarjuaq kennen, einer kleinen Insel vor der Nordküste von Baffin Island. Die betagte Turboprop hatte wegen eines Schneesturms Verspätung, und die Inuit, die auf ihrem Heimweg nach Norden waren, versammelten sich in der Baracke, die in Pangnirtung als Terminal diente. Vermutlich stach ich aus der Menge heraus: Während Billy und die anderen Inuit Baseballkappe, Jacke und Jeans trugen, war ich in diverse Lagen Skikleidung gehüllt. Er stellte sich vor, und wir setzten uns im Flugzeug nebeneinander. Während wir die Gletscher und Schneefelder des Auyuittuq-Nationalparks überflogen, erzählte er mir die Geschichte seines Lebens.
Billy war Anfang sechzig, und er verdiente sich seinen Lebensunterhalt damit, dass er für Touristen, Angler und Jäger Expeditionen in seiner Heimatgegend ausstattete und leitete. Gelegentlich fuhr er mit Großwildjägern aus dem Süden hinaus, um einen Eisbären zu schießen, eine äußerst lukrative Angelegenheit. Nach kanadischem Gesetz gelten die Inuit als Teil des Ökosystems und dürfen eine bestimmte Quote an vom Aussterben bedrohten Tieren jagen, aber nirgendwo steht geschrieben, dass es ein Inuk sein muss, der den Abzug zieht. Jäger aus Amerika und Europa blättern für dieses Privileg Zehntausende von Dollar auf den Tisch.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren Billy und seine Familie Nomaden gewesen, hatten im Winter in Schneehäusern und im Sommer in Zelten am Ufer des Cumberland Sound gelebt. In den 1950er Jahren hatte die kanadische Regierung plötzlich ein Interesse an der Wanderbevölkerung im Norden ihres modernen Staates gezeigt, insbesondere an der Frage ihrer medizinischen und schulischen Versorgung, und hatte für die Inuit Anreize geschaffen, sich in Siedlungen niederzulassen. Billys Gruppe hatte sich bei der anglikanischen Mission in Pangnirtung angesiedelt. Kurz darauf hatte die Royal Canadian Mounted Police sämtliche Inuit-Hunde abgeschlachtet. Die Mounties hatten behauptet, die Hunde trügen irgendwelche Erreger und stellten deshalb ein Epidemierisiko dar. Doch vielen Inuit war es denn doch zu viel des Zufalls, dass ihnen just in dem Moment, als die Regierung beschloss, sie vom Nomadenleben abzubringen, das Transportmittel weggenommen wurde.
Als junger Mann war Billy wild und stolz gewesen und begierig nach Abenteuern. Er hatte Baffin Island verlassen, um auf einem der Schiffe anzuheuern, die die Ölplattformen vor Neufundland versorgten. Es war eine harte Arbeit, aber verglichen mit den Deutschen, Skandinaviern und Amerikanern war er robust und praktisch unempfindlich gegen die Kälte. Er war der einzige Inuk, den die meisten Besatzungsmitglieder je zu Gesicht bekamen. Einmal besuchte er bei einem Landgang Verwandte in Qikiqtarjuaq, einer Inselsiedlung unweit eines amerikanischen Stützpunkts, der zu einem Netzwerk arktischer Stationen gehörte, die während des Kalten Krieges errichtet worden waren, um vor sowjetischen Raketenabschüssen zu warnen. Dort lernte er eine willensstarke junge Frau kennen, die er nach einiger Zeit dazu überreden konnte, ihn zu heiraten. Seither leben sie zusammen in Qikiqtarjuaq.
Nach der Landung nahm mich Billy mit zu seinem erhöht stehenden Holzhaus mit Blick über die Bucht. Die Straßen von Qikiqtarjuaq bestehen aus kompaktem Schnee, und in weiter Ferne am Horizont konnte ich einen Eisberg ausmachen, der im zugefrorenen Meer feststeckte.
Wir aßen zusammen mit Billys ältestem Sohn Gary, der Anfang zwanzig war. Billy erzählte, Gary sei der aggressivste seiner drei Söhne, ein geborener Anführer mit dem Talent, regelmäßig in Schwierigkeiten zu geraten – genau wie Billy in seinem Alter. Doch bei unserem Gespräch in der unfassbaren Hitze, die im Haus herrschte, wirkte Gary mit seinem breiten Lächeln, das eine Reihe perfekter, blendend weißer Zähne zeigte, nicht im Mindesten aggressiv. Dennoch war ihm anzusehen, dass er ein ereignisreiches Leben hinter sich hatte. Er erzählte mir, er sei von zehn verschiedenen Drogen, einschließlich Alkohol, abhängig gewesen. Das Glück hatte er darin allerdings nicht gefunden, er hatte nur sehr viel Geld verdienen müssen, um seine Sucht zu finanzieren. Erst vor kurzem hatte er dieses Leben hinter sich gelassen und sich einer christlichen Erweckungsbewegung angeschlossen, und seither sei sein Leben erfüllt von Freude. Mitten im Gespräch breitete er die Arme aus und verkündete: »Ich habe Jesus gefunden! Und er erfüllt mich mit Freude und Licht!« Billy, der in der Kirche als Laienpriester diente, verzog keine Miene.
Dann sprachen wir über Iglus. Gary hatte seinen ersten Iglu im Alter von zwölf Jahren gebaut. Zu Zeiten seines Großvaters war das ein Initiationsritus gewesen. Ein Mann, der nicht in der Lage war, in kurzer Zeit einen guten Iglu zu bauen, hätte von den Eltern der ersehnten Braut niemals die Heiratserlaubnis erhalten. Dieses elterliche Veto erstreckte sich auf alle möglichen Jagd- und Schneekenntnisse. Hatte es den Anschein, als sei der Bräutigam in puncto Überleben eine Niete, wurde er rundheraus abgelehnt. Schließlich hing das Leben der Tochter davon ab, dass der Mann erfolgreich jagen und ein annehmbar warmes Haus bauen konnte. Garys zwei Jahre zuvor verstorbener Großvater war ein Meister des Iglubaus gewesen. Einmal war er gegen einen Rivalen in der Gemeinschaft zu einem Wettstreit im Iglubauen angetreten, und er hatte nicht nur von vornherein einen sehr viel größeren Iglu angelegt als sein Gegner, er hatte ihn in nur einer Stunde fertiggestellt, wohingegen sein Rivale auch nach Einbruch der Dunkelheit noch mit seiner bescheidenen Schneekuppel beschäftigt war.
Ob Billy mir zeigen würde, wie man einen Iglu baute? Sicher. Wir könnten die nächste Nacht draußen auf dem Meereis verbringen, wenn ich stark genug sei für die Kälte. Klar, sagte ich. Er betrachtete meine Kleidung und erklärte, er wolle meine Ausrüstung in Augenschein nehmen.
Zuerst prüfte er das Materialgewicht meiner Goretex-Schneehosen. »Dünn, hä?«, sagte er, dann reichte er mir eine riesige Jogginghose, die ich überziehen sollte. Auch meine Jacke, so ohne Reißverschluss, gefiel ihm nicht besonders, und er lieh mir seinen alten Gänsedaunenmantel, im Grunde ein ungeheuer dicker Schlafsack mit einem Loch oben und unten. Außerdem eine dick wattierte Jacke, die ich darunter tragen sollte und die seine Frau genäht hatte.
Ich erfuhr, dass Billys Frau ihm den Großteil seiner Kleidung nähte. Zum Beispiel die neue Überziehhose mit passender Jacke aus grünem Drillich, den sie im Laden gekauft hatte. Die Kapuze hatte sie mit einem Rand aus Wolfsfell versehen, das am besten geeignet war, weil Schnee und Eis nicht darin hängen blieben und das Fell somit nicht verklumpte und schwer wurde. Das beste Material aber sei Karibufell, sagte Billy. Er habe einen Parka aus Karibufell, aber der sei nur für besondere Gelegenheiten.
Selbst mit meiner neuen Ausstattung brauchte es nur eine kurze Inseltour mit dem Schneemobil, um zu demonstrieren, wie unterschiedlich Billy und ich mit der Kälte fertig wurden. Billy saß vorn, ohne Schutzbrille und ohne Schal, in dem 65 Stundenkilometer schnellen, minus 30 Grad kalten Luftstrom, und das augenscheinlich ohne jedes Unbehagen. Ich hingegen litt trotz Sturmhaube, Skibrille, Mütze und Kapuze und obwohl ich hinter Billy saß, nach wenigen Minuten an körperlichen Schmerzen. Am Ende unserer Spritztour hatte ich weiße Flecken auf den Wangen, leichte Erfrierungen, die Billy schnell wiederbelebte, indem er die Daumen daraufpresste.
Billy erzählte, seine Eltern hätten allen ihren Kindern Zähigkeit beigebracht. Wer über die Kälte klagte, wurde ausgeschimpft, und es war verboten, sich die Hände über dem Feuer zu wärmen. »Wir mussten selbst herausfinden, wie die Inuit sich warm halten«, erzählte er. Manchen mache die Kälte sogar noch weniger aus als ihm, zweien seiner Brüder zum Beispiel, die an den kältesten Wintertagen ohne Kapuze Schneemobil fuhren.
Den Kältetest hatte ich also mit Ach und Krach bestanden. Zurück im Haus, gab Gary mir einen Schnellkurs in Selbstverteidigung gegen Eisbären, so wie er es von seinem Großvater gelernt hatte. »Wenn ein Bär auf dich zukommt, hältst du den Arm hoch«, sagte er, ging in die Hocke und hob den Unterarm vors Gesicht, den Ellbogen in die Höhe gestreckt. So könne der Bär einem nicht in den Kopf beißen, da er das Maul nicht so weit aufreißen könne. Wenn das nicht den gewünschten Erfolg bringe, meinte Gary, solle ich mich zusammenrollen und reglos liegen bleiben. Würde der Bär mich nicht einfach über den Schnee schubsen? Nicht, wenn ich das tat, sagte er und vollführte noch einmal die Geste mit dem Arm und das Zusammenrollen.
Am nächsten Morgen trafen wir die Vorbereitungen für unsere Nacht auf dem Eis.
»Bist du je ins Wasser gefallen, Billy?«
»Noch nie.«
Zu Hause hatten wir, wenn es einmal kalt genug war, mit Gehstöcken und einem Tennisball auf dem wenige Zentimeter dick zugefrorenen Dorfweiher Eishockey gespielt. Wo die Büsche ins Wasser hineinragten, gefror es nicht richtig, und wenn man sich diesen Stellen näherte, war ein Geräusch wie von einem gespannten Drahtseil zu hören, das mit dem Hammer angeschlagen wurde, und wir wussten, dass wir uns nicht weiter vorwagen durften. Die Inuit sagen, Meereis sei anders als Eis auf einem See, wegen des Salzes. Es bekommt keine Risse, die sich rasend schnell ausbreiten, es bricht einfach, und man fällt.
»Wie dick ist das Eis auf der Bucht, Billy?«
Er verzog das Gesicht. »Keine Ahnung«, sagte er. »Drei Meter vielleicht.«
Kein Grund zur Sorge also; das Eis war dick genug für einen Schwerlaster. In den Nordwestterritorien gibt es im Winter eine mehrere hundert Kilometer lange Eis-Autobahn, die zu 85 Prozent über Seen und Flüsse verläuft und auf der Tankwagen zu den Ölförderstellen im Norden fahren. Im Frühling wird sie bis zum nächsten Frost geschlossen.
Billys jüngster Sohn Raymond half uns, die Ausrüstung auf den langen Qomatiq zu laden: Ersatzbenzin für das Schneemobil, einen Werkzeugkasten, einen Erste-Hilfe-Koffer, ein Funkgerät, ein Zelt, falls das mit dem Iglu nicht klappen sollte, und ein Gewehr zum Schutz vor Bären. Raymond verstaute alles sorgfältig und zog dann eine Plane darüber, die er an den Streben des Lastschlittens befestigte, so wie die Inuit es seit 1000 Jahren taten, wenn sie zu einer Reise über das Eismeer aufbrachen.
Wir hängten den Schlitten ans Schneemobil, und Billy fuhr mit mir über den weißen Strand und auf die Bucht hinaus Richtung Süden an der Westküste der Insel entlang. Auf dem Eis lagen Schneedünen, vom Wind zu sanften Wellen geformt, die sich in mehreren Reihen leewärts erstreckten: die Maserung der gefrorenen See, die von Nord nach Süd verlief. Wir fuhren schnell, die Eisfläche war uneben, das Schneemobil und der Frachtschlitten sprangen über die Buckel im Eis und prallten unsanft wieder auf. Bei Old Broughton passierten wir ein paar Steinruinen, die anzeigten, wo die Männer der Hudson’s Bay Company einst einen Handelsposten betrieben hatten. Ein Stück weiter machten wir an einer Höhle halt, die das Wasser in den Fels gegraben hatte, ein tiefer Spalt in den senkrecht aufragenden Wänden. Die Eiszapfen drinnen sahen aus wie mit duftigem Schnee überzogene Stalaktiten, und jeder gab einen anderen Ton von sich, wenn man ihn anschlug. Das Meer war auf den Felsen und Kieselsteinen am Strand gefroren. Es war, als würden wir durch ein Foto von schäumenden Wellen laufen.