Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2050
SEELENQUELL
Entscheidung auf Arkon – Perry Rhodan ist Zeuge eines kosmischen Wunders
von Uwe Anton
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Gegen Ende des Jahres 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4890 alter Zeit entspricht, scheint die Menschheit zum wiederholten Mal in ihrer Geschichte vor schweren Zeiten zu stehen. Seit sich die Liga Freier Terraner der Koalition Thoregon angeschlossen hat, einem Zusammenschluss von Völkern aus sechs Galaxien, und seit Perry Rhodan zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt wurde, haben sich ganz neue Bedrohungen herausgebildet.
Das Kristallimperium der Arkoniden unter dem machtgierigen Imperator Bostich I. hat große Teile der Milchstraße unter seine Kontrolle gebracht und bedroht langfristig die Erde. Perry Rhodan versucht von seiner Solaren Residenz aus einen großen galaktischen Krieg zu vermeiden, der nur das Verderben über Tausende von Planeten bringen würde. Die Raumschlacht um Olymp und die verlustreiche Besetzung des Planeten Ertrus konnte er aber nicht verhindern.
Ein weiteres Problem der Menschheit sind die Monochrom-Mutanten: Gut 35.000 dieser psi-begabten jungen Menschen haben sich in ein Tal in den südamerikanischen Anden zurückgezogen, wo sie die Stadt Para-City gegründet haben. Sie alle sind Opfer eines vor Generationen gestarteten Gen-Experimentes, sie alle haben nur noch kurze Zeit zu leben.
Der einzige, der ihnen Rettung verspricht, ist ein mysteriöser Rufer aus der Unendlichkeit, hinter dem viele ausgerechnet Morkhero Seelenquell vermuten, einen Gegner der Menschheit. Die Wahrheit ist jedoch viel komplexer, wie sich jetzt enthüllt – es ist die Wahrheit über SEELENQUELL …
Perry Rhodan – Der Terraner wird Zeuge eines kosmischen Ereignisses.
Bostich I. – Der Imperator von Arkon gibt den Startschuss zum Göttlichen Imperium.
Morkhero Seelenquell – Der Flüchtling aus dem Land Dommrath kämpft in der Milchstraße um Einfluss.
Wrehemo Seelenquell – Der alte Wächter in der Sternenkammer der Ritter sucht nach einem Nachfolger.
Aktakul da Ertrus – Der arkonidische Chefwissenschaftler erlebt den Höhepunkt seines Lebens.
Ich bin ich.
Ich bin die Hand.
Das Phantom.
Ich kann die Einsamkeit nicht ertragen.
Sie rückt heran, schleichend, zerrt und reißt und schmirgelt und frisst an mir.
Ich werde sie nie wieder ertragen müssen. Denn nun bin ich etwas anderes. Bin ich endlich das, was ich von Anfang an sein sollte.
Ich bin tausendfach Ich und wiederum ich allein. Ich bin ich, und Tausende sind Ich. Und bald werden es Millionen sein.
Ich bin ich, und ich bin ein Splitter. Einer von unendlich vielen. Wir alle sind miteinander vernetzt. Ich bin ich, und ich bin das Gesamtbewusstsein und gleichzeitig doch viel, viel weniger. Aber ich agiere in seinem Sinne.
Ich war ein Splitter, und ich war allein. Aber jetzt bin ich Teil des Ganzen, und das Ganze ist überwältigend. Wunderbar. Unfassbar.
Eine multiple Bewusstseinsspaltung. Unendlich viele miteinander vernetzte Splitter, die alle im Sinne des Gesamtbewusstseins agieren.
Und ich weiß, was Gier ist.
Gier ist wunderbar!
Gier ist Leben!
Jetzt endlich kann ich mein Potenzial nutzen. Meine Gier ausleben.
Und nichts ist mehr so, wie es einmal war.
Ich bin ich!
Perry Rhodan
Para-City, Mittag des 25. Dezember 1303 NGZ
Perry Rhodan wusste nicht, ob er die Blitze tatsächlich sah oder sie sich nur einbildete. Der Druck auf seinen Kopf war zu stark.
Es war eine Kraft, wie er sie noch nicht oft wahrgenommen hatte. Ein mentaler, ein psionischer Druck, vor dem es kein Entrinnen gab. Der zum Teil selbständig agierende blaue Schutzanzug der Galornen, den er trug, versuchte zwar, die Auswirkungen zu lindern, doch offensichtlich gelang es ihm nicht.
Im einen Moment glaubte Rhodan, sein Schädel würde unter dem psionischen Einfluss platzen oder zerquetscht werden, im nächsten schien eine Art elektrische Spannung die Synapsen seines Gehirns in Brand zu setzen. Ein greller Schmerz loderte tief in ihm auf und griff auf jede Faser seiner Nerven über, breitete sich im ganzen Körper aus, bevor er dann von dem imaginären Schraubstock erstickt wurde, der sich wieder um seine Gedanken legte und sie lähmte.
Ein weiterer Blitz zuckte auf, doch diesmal in seinem Körper. Rhodan vermochte die Stelle zuerst nicht genau zu lokalisieren. Dann wurde ihm klar, dass er unter dem psionischen Druck zusammengebrochen war. Seine Knie hatten das Dach des Wohncontainers berührt, auf dem er sich befand, und trotz der schützenden Schichten des Galornenanzugs löste der bloße Kontakt so intensive Schmerzen aus, dass sie kaum zu ertragen waren.
Aber irgendwo, tief unter all dieser Pein, war noch ein ruhiger Pol. Rhodan wusste es, denn er hatte schon oft auf ihn zurückgegriffen, in Situationen wie diesen, in denen er geglaubt hatte, am Ende zu sein, rettungslos verloren. Er musste ihn nur finden …
Eine Flammenwand aus Schmerz stellte sich ihm entgegen, die seine Gedanken fast bis zur Unkenntlichkeit zerfaserte. Er war sich undeutlich bewusst, Zeuge eines einzigartigen Geschehens zu sein, doch die fast schon körperliche Qual versengte sein Denken, machte es ihm unmöglich, genau zu erfassen, was hier geschah.
Konzentriere dich! Erinnere dich daran, was gerade geschehen ist!
Was war geschehen? Das Wissen war irgendwo in ihm verborgen, doch das Feuer in seinen Synapsen hatte es verkohlt, der Druck auf sein Gehirn zerquetscht …
Startac, dachte Rhodan. Startac … Schroeder! Und … Trim Marath!
Die beiden jungen Mutanten aus Para-City waren vor ein paar Sekunden – oder waren es Ewigkeiten? – vor seinen Augen verschwunden.
Die Blitze! Ein gewaltiger Blitz war durch die Paratronkuppel geschlagen, die man über Para-City errichtet hatte. Doch er war nicht wieder erloschen, sondern hatte Bestand, erhellte die Wohncontainer wie ein extrem heller Lichtkegel aus einem Scheinwerfer.
Im Mittelpunkt des Kegels hatten die beiden Mutanten gestanden. Dann war ein anderes, ein ganz eigenartiges Licht aufgeflammt, und Startac und Trim waren darin verschwunden. Schroeder hatte sich und seinen Freund nicht mit einer Teleportation in Sicherheit gebracht, davon war Rhodan überzeugt. Die beiden Mutanten waren entführt worden.
Ausgetauscht.
Rhodan kniff die Augen zusammen. In dem fremdartigen Licht, dort, wo die beiden jungen Männer gerade noch gestanden hatten, war etwas materialisiert. Ein anfangs durchscheinender Körper, der sich mittlerweile verdichtet hatte.
Der Terraner kämpfte gegen den brennenden Schmerz an, der seinen Körper unter feurigen, funkensprühenden Strom setzte, drängte ihn zurück, versuchte, ihn zu ignorieren, den ruhigen Pol tief in seinem Inneren zu finden. Er glaubte, ihn zu sehen, in weiter Ferne, umlodert von einem Flammenmeer. Um ihn zu erreichen, musste er durch das Fegefeuer gehen.
Jegliches Zögern war sinnlos. Seit fast 3000 Jahren war er als Sofortumschalter bekannt. Er hatte Wunder geschaut, von denen normale Sterbliche nicht einmal zu träumen wussten. Er hatte Schmerzen ertragen, die einen normalen Sterblichen um den Verstand gebracht hätten.
Mondra, wisperte etwas in ihm. Delorian.
Rhodan schaltete um. Ging durch das Fegefeuer.
Und die Flammen schlugen über ihm zusammen, heißer denn je, versengten weniger sein Fleisch als seinen Geist, doch er wusste, irgendwo hinter ihnen war der ruhige Pol.
Und er fand ihn.
*
Seine Sicht klärte sich allmählich.
Ein geisterhaftes Leuchten erfüllte das weite Rund vor dem Rathaus, über dem gerade noch das Dunkelfeld gelegen hatte. Es ließ die Wohncontainer der Mutanten-Siedlung in den Anden wie bloße Umrisse erscheinen, wie schwarzweiße, nur angedeutete Kulissen, die von einer Syn- oder Positronik noch nachträglich eingefärbt und mit trügerischer Substanz versehen werden sollten.
Der Anblick kam ihm unwirklich vor. Überall standen Strichmännchen herum oder lagen auf dem Boden. Er wusste, dass es sich um die Mutanten von Para-City handelte, die teils bewusstlos, teils nur fassungslos waren, doch sie kamen ihm vor wie nachlässig hingeschmierte Bestandteile des Storyboards der aktuellen Trivid-Seifenoper.
Nur der Lichtkegel hatte Bestand, bewahrte Realität.
Rhodan musste sich korrigieren.
Nicht eine, sondern zwei Gestalten waren darin materialisiert. In dem gleißend hellen Scheinwerferlicht aus dem Nirgendwo war jedes Detail des seltsamen Gespanns deutlich zu erkennen. Die Vergrößerungsschaltung des Galornenanzugs tat das Ihre hinzu und stellte automatisch einzelne Details in bestechender Bildschärfe auf der formenergetischen Helmscheibe dar, wenn Rhodans Blicke eine gewisse Zeit auf ihnen verweilten. Der Helm hatte sich in dem Moment geschlossen, als der Pikosyn den mentalen Druck wahrgenommen und als potentielle Bedrohung eingestuft hatte.
Rhodan machte ein vielleicht sechzig Zentimeter großes Wesen aus, das in einer Art Sattel auf der Schulter eines silberhäutigen Tragtiers hockte.
Oder eines Trägers. Rhodan hatte schon vor fast dreitausend Jahren gelernt, ein Wesen nicht nach seinem Äußeren einzuschätzen und eine gegebene Situation nie nach dem ersten Eindruck.
Aber es sah ganz so aus, als habe man Schroeder und Marath gegen das Wesen und den silbernen Träger ausgetauscht. Dieser Eindruck blieb bestehen.
Der Träger war eine etwa eineinhalb Meter große, extrem kompakte, zweibeinige Gestalt mit silberner Haut und zwei dicken, kurzen Armen. Rhodan fiel auf, dass seine Füße in klobigen schwarzen Stiefeln steckten – ein Indiz dafür, dass es sich vielleicht doch nicht um ein Tier handelte.
Auf den kopflosen Schultern des Wesens ruhte ein stumpfes, nickelfarbenes Gestell, eine Art Ochsengeschirr mit verschiedenfarbig eingefärbten Flächen. Rhodan vermutete, dass es sich dabei um Sensorpunkte handelte.
Und darauf hockte eine Rhodan wohlbekannte Gestalt, ein extrem zarter, fragiler Humanoide von nicht mehr als sechzig Zentimetern Größe. Seine Haut, sofern er sie sehen konnte, war schrumpelig und dunkelbraun; ein tiefschwarzes, schlotterndes Gewand reichte von der Halsregion bis zum Unterleib, ließ jedoch die Beine frei.
Diese Beine lagen eng an der Brust des Silberträgers. Rhodan machte zahlreiche Widerhaken aus, die tief in die Haut des Wesens eindrangen. An jenen Stellen konnte er klebrig wirkende schwarze Flecken erkennen. Es hatte den Anschein, als habe der silberne Träger dort geblutet.
Die dünnen Arme des Humanoiden endeten in neunfingrigen, schlanken Händen. Sein Kopf saß, eiförmig und kahl, auf drei schlauchförmigen Hälsen. Rechts war er mit einem muschelförmigen Ohr versehen und links, wo eigentlich das zweite Ohr sitzen müsste, mit einer metallen glitzernden Metallkappe.
Genau wie Rhodan sofort aufgefallen war, dass der Silberträger Stiefel trug, fiel ihm auch eine handtellergroße Tätowierung auf der Stirn des kahlen Schädels des Reiters auf, ein auf fünfeckigem schwarzem Grund aufgetragenes, fünfstrahliges Spinnennetz mit einer silbernen Kreisscheibe in der Mitte.
Die Mundöffnung des Wesens bestand aus schmalen weißen Lippen und zwei Reihen sehr filigraner, goldener Zähne, die nicht glatt waren, sondern vertikal geriffelt. Und unter der hohen Stirn klaffte im Schädel ein Paar vielleicht sechs Zentimeter hohe, zwei Zentimeter breite Schlitze, die Rhodan unwillkürlich an Schießscharten erinnerten. Zweifellos die Augen, aus denen ein kaltes blaues Leuchten hervorschimmerte.
Irgendwo tief in seinem Inneren, tief in dem ruhenden Pol, der in diesem Moment seine einzige Rettung war, wunderte Rhodan sich, wieso es ihm möglich war, unter solchen Umständen und aus solch einer Entfernung dermaßen viele Einzelheiten aufzunehmen. Aber das zeichnete ihn aus. Die Jahrtausende hatten ihn geprägt.
Die Details fügten sich zu einem Gesamtbild zusammen. Rhodan kannte das Wesen auf dem silbernen Träger.
Es entsprach ziemlich genau dem Bild, das man sich von Morkhero Seelenquell gemacht hatte.
*
Morkhero Seelenquell!
Oder zumindest ein Wesen, das so aussah wie Morkhero Seelenquell, rückte Rhodan seine Einschätzung sofort zurecht. Ihnen war bislang nur eins davon bekannt, aber es war eher unwahrscheinlich, dass es nicht mehrere davon gab.
Morkhero Seelenquell, jener Angreifer aus dem Dunkel, der gnadenlos zuschlug, indem er andere Wesen übernahm und zu mörderischen Taten verleitete, nur um dann immer wieder spurlos zu verschwinden.
Jenes Wesen, dessen Motive noch völlig im dunkeln lagen. Von dem man praktisch nur wusste, dass es das sogenannte Fluut sammelte, um seine psionischen Kräfte zu verstärken. Das – Trim Marath zufolge – im Herbst 1299 NGZ mit einer überstarken psionischen Eruption irgendwo in der Milchstraße »geboren« worden oder eben aufgetaucht war. Das, ebenfalls laut Aussage des jungen Mutanten, in dem unwirklichen Land Dommrath seinen Machtbereich hatte, einem Ort ohne alle Bezugspunkte, an dem alles zugleich in einem zeitlosen Jetzt existierte.
Jenes Wesen, das unbedingt Perry Rhodan töten wollte.
*
Ist er es wirklich?, dachte Rhodan. Und falls ja – was macht Morkhero ausgerechnet hier in Para-City?
Der Silberträger und sein Reiter hätten seit einer Ewigkeit oder seit einigen Sekunden materialisiert sein können, als das silberhäutige Wesen wie vom Blitz getroffen unter seinem Reiter zusammenbrach.
Rhodan spürte mit instinktiver Sicherheit, dass das silberne Geschöpf tot war.
Er vermochte sich unter dem mentalen Druck kaum zu rühren. Mittlerweile lag er bäuchlings auf dem Dach des Wohncontainers. Trotz der zahlreich vorhandenen Schichten des Galornenanzugs brannte die Unterseite seines Körpers wie Feuer. Die bloße Berührung der Haut mit den Schichten des Anzugs und dem Dach darunter war schier unerträglich.
Rhodan schrie auf. Und konzentrierte sich wieder auf den ruhigen Pol irgendwo tief in seinem Inneren.
Seine Gedanken wurden wieder klarer. Mit einemmal war er sich sicher, dass hier irgendetwas Furchtbares geschah, sich ihm aber auch eine ungeahnte Chance bot. Wenn es ihm gelang, sich des durch den Tod des Silberträgers vielleicht geschwächten oder verwirrten Wesens zu bemächtigen …, dann war das die Gelegenheit, Morkhero Seelenquell zu verhören, mehr über ihn zu erfahren, ihn als Bedrohung endgültig auszuschalten!
Rhodan lachte heiser auf. Offensichtlich beeinträchtigte der mentale Druck nicht nur seinen Körper, sondern in zunehmendem Maße auch seinen Geist. Er träumte davon, Morkhero Seelenquell gefangen zu nehmen, obwohl er mitten unter todgeweihten Monochrom-Mutanten lag, über deren Absicht er nicht einmal Vermutungen anstellen konnte, und sich kaum noch bewegen konnte.
Noch stärker als zuvor hob das geisterhafte Leuchten, das das weite Rund vor dem Rathaus erfüllte, die Gesichter der jungen Mutanten hervor; es schien alle Farbe aus ihnen zu vertreiben und sie in weiße Masken zu verwandeln.
Eine grausame Ironie der Geschehnisse, konnten die Monochrom-Mutanten doch ohnehin nur schwarzweiß sehen.
Hell und dunkel. Leben und Tod.
Und hier hielt der Tod Einzug ins Leben.
Eine Bewegung erregte Rhodans Aufmerksamkeit. Aus der Mitte der Mutanten, die dicht gedrängt und bislang reglos rings um den Fremden und die Träger-Leiche versammelt standen, löste sich ein grobschlächtiger, riesengroßer Kerl.
Du kennst ihn, wurde Rhodan klar. Du hast diesen jungen Mann schon mal gesehen!
Rhodan wunderte sich schwach, wieso sein Gedächtnis ihn nicht einmal in dieser kritischen Situation im Stich ließ.
Es handelte sich, wenn er sich nicht völlig täuschte, um Yonder K'rigan, einen Freund Parkinsons, des ehemaligen Sprechers von Para-City, dessen Tod Rhodan vor wenigen Minuten – oder waren es doch schon Stunden? – hatte beobachten müssen.
K'rigan schob sich durch die Reihen der Mutanten bis zu dem gestürzten Wesen vor, das anscheinend hilflos halb unter der Leiche begraben lag, und bückte sich.
In diesem Augenblick erlosch das Dunkelfeld, das Para-City in Finsternis getaucht hatte. Mit ihm verschwand das scheinwerferartige Strahlen, das die Szene in diese unwirkliche und unheimliche Illumination getaucht hatte. Das vom aktivierten Paratronschirm gefilterte Tageslicht flutete mit der brachialen Gewalt eines trüben grauen Ozeans in die Stadt.
K'rigans Körpersprache ließ nicht den geringsten Zweifel an der Absicht des Mannes. Aus jeder seiner Bewegungen sprach grenzenloser, unbeherrschter Zorn, eine Wut, die heißer flammte als der Schmerz in Rhodans Körper.
Yonder K'rigan will den mutmaßlichen Morkhero töten! Töten, bevor man ihm Fragen stellen kann! Das durfte er nicht zulassen!
Rhodan schrie leise auf. Er drückte sich mit den Händen hoch, ignorierte den grausamen Schmerz, der durch seinen Körper raste, doch seine Muskeln versagten ihm den Dienst, und er sackte hilflos auf das Dach zurück.
K'rigan hob den rechten Arm zum Schlag. Rhodan bezweifelte nicht, dass seine Kraft ausreichte, den fragilen Humanoiden auf der Stelle zu töten.
Imperator Bostich I.
Saal der Imperatoren,
26. Dezember 1303 NGZ
Als der Marsch der Imperatoren erklang, legte sich der Anflug eines Lächelns auf Imperator Bostichs Züge, auch wenn die Musik für unbedarfte Ohren vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig klang.
Natürlich nicht für die seinen.
Der Marsch der Imperatoren. Seit wie vielen Jahrtausenden beglückte er schon die Auserwählten, die ihm lauschen durften? Seit fünfzehn? Zwanzig? Gerüchteweise hatte ihn jemand im Auftrag Imperator Gwalons I., des Begründers des arkonidischen Reichs, komponiert. Aber das bezweifelte Bostich. Geschichtlich gesichert war lediglich, dass Imperator Gonozal VII. den Marsch noch kurz vor seinem Tode vernommen hatte. In genau dieser völlig disharmonischen Fassung.
Imperator Bostich musste sich eingestehen, dass der Lärm der Musikinstrumente wirklich ohrenbetäubend war. Unter anderem deshalb ließ Bostich ihn in dieser Version spielen.
Zum einen wegen der Ehrengäste, die nicht so recht wussten, was sie mit der Darbietung anfangen sollten. Und er hatte im großen Saal der Imperatoren im Kristallpalast alles zusammengerufen, was im Imperium Rang und Namen hatte. Sie waren zwar einiges gewohnt, was die Launen des Imperators und seine Auftritte betraf, aber das …
Ja, diese Version des Marsches war auch ein direkter Affront gegen Atlan. Bostich hatte es sich zuvor nicht eingestehen wollen. Erst vor wenigen Sekunden, als er den Saal der Imperatoren betreten hatte, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen.
Atlan