Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Vorspiel
1.
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7.
8.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2075
Die Shifting-Flotte
Sie kommen aus Plantagoo – und wollen die Milchstraße befreien
von Horst Hoffmann
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Am 24. Januar 1304 Neuer Galaktischer Zeitrechnung wird eine Schreckensvision zur Wahrheit: Nachdem Perry Rhodan über Jahre hinweg mit diplomatischen Mitteln versucht hat, den großen Sternenkrieg zu verhindern, machen die Arkoniden nun mobil. Mit der größten Flotte, die seit Jahrtausenden in der Milchstraße in eine Schlacht gezogen ist, greifen sie das Solsystem an. Sie stehen unter dem Einfluss der negativen Superintelligenz SEELENQUELL, die seit einiger Zeit in der Milchstraße ihre Macht ausweitet.
Die Posbis, die treuen Verbündeten der Menschheit, auf deren Hilfe sich Perry Rhodan verlassen hat, entpuppen sich als Verräter. Als die Roboter mit ihren Fragmentraumern, die eigentlich die besiedelten Planeten schützen sollten, auf die Raumschiffe der Terraner schießen, wird den Verantwortlichen klar, dass SEELENQUELL auch auf der Hundertsonnenwelt aktiv geworden ist.
Zuletzt bleibt Perry Rhodan nichts anderes übrig, als die Flucht anzuordnen. Die Heimatflotte Sol zieht sich unter erheblichen Verlusten aus dem Solsystem zurück, und die Heimat der Menschheit wird von den Arkoniden erobert.
Nun müssen die Terraner zu anderen Mitteln greifen, denn militärisch sind die Arkoniden nicht zu schlagen. Rhodan entwickelt unpopuläre Pläne und arbeitet sogar mit dem ehemaligen Imperator Bostich I. zusammen.
Erste Einsätze werden von den Terranern und ihren neuen Verbündeten erfolgreich bewältigt. Und dann kommt unverhoffte Hilfe in die Milchstraße – aus der Galaxis Plantagoo erscheint DIE SHIFTING-FLOTTE …
Bré Tsinga – Die Kosmopsychologin wird mit bisher unbekanntem Schrecken konfrontiert.
Druu Katsyria – Die Zweite Botin von Thoregon bringt eine Hilfsflotte in die Milchstraße.
Perry Rhodan – Der Aktivatorträger steht vor moralischen Konsequenzen.
Kallo Mox – Der Syntroniker hat Probleme mit seinen eigenen Gefühlen.
Mala Danoo – Die Galornin ist eine Stütze der Thoregon-Botin.
Bré Tsinga zitterte vor Anstrengung. Schweiß rann ihr von der Stirn und brannte in den Augen. Die Hitze war unerträglich. Sie hatte sich bis zur Ausstiegsschleuse des fremden Raumschiffs vorgekämpft. Die Freiheit war denkbar nahe. Bré trug eine Raumkombination. Jetzt nur noch die Schleuse, und dann …
Ein Schrei aus einer nichtmenschlichen Kehle ließ die Kosmopsychologin herumfahren. Sie warf sich flach auf den Boden und feuerte noch im Fallen. Zwei Kampfroboter explodierten. Die Druckwelle fegte Bré einige Meter zur Seite.
»Tötet sie!«, hörte die Terranerin. Sie sah den Außerirdischen, dem das Schiff gehörte, ein unangenehmes Wesen mit Tentakeln anstatt Armen und Beinen. Es richtete seine Waffe auf sie und dirigierte weitere Roboter.
Bré schoss. Ein Roboter verging in einer Explosion, die seinen Herrn gegen die Wand schleuderte. Bré nahm den Finger nicht vom Abzug. Der sonnenhelle Impulsstrahl traf das nächste Maschinenwesen, bevor Bré Tsinga auf den Befehlshaber des fremden Schiffes anlegte.
Der Alien glühte auf, doch es war nur sein Schutzschirm, der die Strahlen ihrer Waffe neutralisierte. Dafür schoss er sofort zurück. Bré Tsinga, die selbst in einen Schutzschirm gehüllt war, schrie gellend auf. Sie war von feuerroter Glut umgeben und wälzte sich. Ihr Körper zuckte.
»Verdammt!«, schrie sie. »Holt mich zurück!«
Plötzlich riss ein greller Blitz den Hangar auf. Bré schloss schreiend die Augen und krümmte sich am Boden zusammen. Um sie herum wurde es dunkel. Nur ihre geschlossenen Augen reflektierten den Augenblick der blendenden Helligkeit.
Als sie sie wieder zu öffnen wagte, lag sie am Boden eines angenehm beleuchteten Raumes mit umfangreicher technischer Einrichtung. Ihr Kopf brummte. Über sich sah sie eine menschliche Gestalt.
»Es tut mir leid, Bré«, sagte Kallo Mox. »Aber die Tür war nicht verschlossen.«
Bré Tsinga kam langsam wieder zu sich. Mox half ihr, sich aufzurichten, und führte sie zu einem Sessel. Dann nahm er den Virtuell-Helm von ihrem Kopf; ein Gerät, das stark an die SERT-Hauben der Emotionauten erinnerte und nach denselben technischen Prinzipien funktionierte. Sie selbst befreite sich von mehreren Kontakten an ihrem anthrazitfarbenen Trainingsanzug.
»Das war hart, Kallo«, sagte Bré. »Verdammt hart. Ich hätte das Übungsprogramm nicht so stark einstellen sollen.«
»Die Automatik hat dich zurückgeholt«, sagte Mox. »Ich kam nur hierher und sah dich zuckend am Boden liegen. Dein virtueller Kampf muss dich derart mitgenommen haben, dass du aus deinem Sessel gestürzt bist.«
Bré blickte auf den hohen, metallenen Sessel, von dem die losen Kontakte herabhingen, und atmete tief durch. Allmählich ging es ihr besser. »Es ist gut, Kallo. Danke.«
»Du hast mich kommen lassen.«
Sie nickte. Ein Servorobot brachte ihr ein aufbauendes Getränk.
»Es ist wegen der Galornen«, sagte Bré, als sie sich wieder fit fühlte. »Du weißt, dass Perry Rhodan sie erwartet?«
Kallo Mox nickte. Er war Syntroniker und Robotpsychologe und hatte Bré Tsinga bereits auf die Hundertsonnenwelt begleitet. Beide verstanden sich gut, aber bei Mox war etwas mehr im Spiel. Er empfand mehr als nur freundschaftliche Gefühle für die Kosmopsychologin, wusste aber ebenso, dass er von einem Verhältnis nur träumen konnte. Dabei sah der Syntroniker ausgesprochen gut aus, hatte blondes Lockenhaar und einen ebenfalls blonden Schnurrbart. Seine Haut war immer braun gebrannt, seine Figur die eines Athleten. Er überragte Bré um einen Kopf.
»Die Galornen«, sagte Mox. »Und weiter?«
»Du hast dich mit ihnen beschäftigt – mit dem Material, das Rhodan und Bull aus der Galaxis Plantagoo mitgebracht und öffentlich gemacht haben. Wahrscheinlich kennt keiner in meinem persönlichen Bekanntenkreis die Galornen so gut wie du, außer diesen beiden und einigen vergeistigten Ethnologen natürlich.«
»Das mag stimmen«, gab der Syntroniker zu.
»Ich rechne damit«, sagte Bré Tsinga selbstbewusst, »dass Rhodan mich nach ihrer Ankunft bitten wird, ein Auge auf sie zu haben. Das hat er schon durchblicken lassen. Ich würde mir wünschen, dass du mich dann unterstützt.«
Kallo Mox sah sie überrascht an. Bré nickte, von zwiespältigen Gefühlen beherrscht. Einerseits glaubte sie, dass Mox ihr eine wertvolle Hilfe sein könnte, andererseits wusste sie um seine Gefühle für sie. Das konnte unter Umständen zu einer Belastung werden. Schwang in seinem Blick eine stille, unausgesprochene Hoffnung mit?
»Nun?«, fragte die Kosmopsychologin. »Was ist, Kallo?«
»Natürlich bin ich dabei!« Mox lachte. »Wenn Rhodan einverstanden ist – verfüge über mich, Bré …«
Bré Tsinga brachte immerhin ein schwaches Lächeln zustande.
Genau einhundertsechs Raumschiffe fielen synchron aus dem Hyperraum, im sternenleeren Raum zwischen den Welteninseln. Sie besaßen die ovale Form eines Eies, waren neunhundert Meter lang und maximal fünfhundert Meter breit.
Die Raumschiffe standen scheinbar fahrtlos vor der gleißenden Spirale einer großen Galaxis. Ihre Antennen richteten sich auf diese Milchstraße. Sie sendeten nicht, sie lauschten nur in den hyperphysikalischen Äther.
Zwischen den Schiffen wechselten Funksprüche hin und her. Dann bogen ihre Antennen sich zurück, schweigend, und ebenso schweigend verschwanden die hundertsechs Schiffe wieder im Hyperraum, mit Kurs auf die fremde Galaxis.
Sie kamen als Freunde für die einen – und als Vollstrecker für die anderen …
Raum Solsystem
2. April 1304 NGZ
Pearl TenWafer, die epsalische Kommandantin der LEIF ERIKSSON, saß nur scheinbar gelangweilt in ihrem Spezialsessel, die Augen unter halb gesenkten Lidern auf die Bildschirme und Holos gerichtet. In Wahrheit war alles an der 56 Jahre alten Umweltangepassten volle Konzentration. In der rechten Hand hielt sie einen Becher mit dampfendem schwarzem Kaffee. Ihr geradezu quadratisch wirkender Körper war nach sechs Stunden Schlaf ausgeruht, die Sinne waren geschärft für das, was die Schirme ihr zeigten. Und das waren in der Regel von der Ortungszentrale herübergespielte Daten über die Schiffsbewegungen der Arkoniden und Posbis im Solsystem.
Seit Ende März kreuzte der mächtige Raumer der ENTDECKER-Klasse, das Flaggschiff der Liga Freier Terraner, mit einem verstreut agierenden Verband von Spionageschiffen in Schleichfahrt und Ortungsschutz durch den Raumsektor Sol. Perry Rhodan befand sich nicht persönlich an Bord. Pearl TenWafer hatte die volle Kommandogewalt. Und sie wartete.
»Die Arkoniden müssen sich sehr sicher fühlen«, sagte Claudio Rminios, der Erste Pilot. Seine Finger trommelten nervös auf den Lehnen seines Sessels. »Sie wissen nichts von uns. Dabei sitzen wir ihnen seit einer Woche wie eine Mücke vor der Nase, und sie müssten mit terranischen Beobachtern doch rechnen.«
»Sie können sich sicher fühlen«, knurrte Pearl und nahm einen Schluck. »Sie sind Herr der Lage. Das Solsystem mit Terra gehört seit zwei Monaten ihnen. Und sie wissen genau, dass wir momentan nichts dagegen tun können, ohne für die auf der Erde zurückgebliebenen Menschen das Todesurteil zu unterschreiben oder gar das ganze System in einer Raumschlacht aus den Fugen zu hebeln. Und ohne eine verheerende Raumschlacht, mein Junge, holen wir uns das Solsystem nicht zurück.«
Rminios reckte seine Athletenfigur und fluchte leise. Er kannte die Fakten so gut wie seine Vorgesetzte.
Die Arkoniden hatten sich im Solsystem bestens eingerichtet. 25.000 Schiffe ihrer Flotte und 25.000 Fragmentraumer der von der Superintelligenz SEELENQUELL kontrollierten Posbis waren fest in diesem Sektor stationiert, eine beachtliche Militärmacht, die ohne ein Blutbad sondergleichen wohl nicht aus ihren Stellungen zu vertreiben war.
Auch wenn es die Invasoren auf Terra nicht leicht hatten. An Bord der LEIF ERIKSSON wusste man über die aktuellen Vorgänge auf der Erde und den anderen Planeten des Solsystems Bescheid. Die Terraner gaben nicht ohne weiteres auf …
»Ich wünschte, wir könnten ihnen ein paar Nadelstiche versetzen«, sagte der Erste Pilot. »Sie merken lassen, dass es uns gibt. Zuschlagen und sich dann blitzschnell wieder zurückziehen.«
»Genau das dürfen wir nicht«, antwortete die Kommandantin. »Perry Rhodan hat es verboten. Es ist nicht unsere Aufgabe, uns in Kämpfe mit den Arkoniden zu verstricken. Im Gegenteil, wir haben Befehl, uns aus allem herauszuhalten, ganz egal, was geschieht. Wir haben zu warten und zu beobachten, mein Junge. Ob das dir oder mir passt, danach ist nicht gefragt.«
Rminios schwieg und bearbeitete weiter seine Lehnen. Seine Brauen waren zusammengekniffen, der Mund eine Linie. Finsteren Blickes starrte er auf die Schirme, die Informationen über arkonidische Raumschiffsbewegungen gaben. Nichts in diesem Sektor entging den Instrumenten des Flaggschiffs. Warten …
Pearl TenWafer wusste, dass alles sehr schnell gehen musste, wenn das Ereignis eintrat, dessentwegen sie hier waren. Die Arkoniden würden sich dann nicht mehr in Zurückhaltung üben. Jeden Augenblick konnte es geschehen. Immer mussten die Raumfahrer darauf vorbereitet sein, volle Konzentration, und das schlauchte. Pearl hatte noch nie so viele Flüche von ihrer Mannschaft gehört wie in diesen letzten Tagen.
Wenn sie nur endlich kämen!, dachte die Epsalerin.
Dabei stand gar nicht hundertprozentig fest, dass sie auch tatsächlich erscheinen würden. Ihre Anführerin hatte es Rhodan versprochen, Ende Dezember 1303 NGZ. Aber da waren die Verhältnisse ganz andere gewesen, Terra und die übrigen Planeten noch frei.
Was, wenn sie kamen und direkt im Solsystem aus dem Hyperraum fielen? Mitten zwischen den arkonidischen Einheiten? Mit solchen und ähnlichen Gedanken zermarterte sich Pearl TenWafer das Gehirn, bis endlich, um 22.54 Uhr dieses 2. April 1304 NGZ, der Strukturschock geortet wurde.
Die Kommandantin richtete sich in ihrem Sessel auf, kerzengerade. Neben ihr hörte Claudio Rminios mit dem Fingergetrommel auf. Befehle wurden gerufen. Ein neues Holo entstand vor Pearl, das dreidimensionale Abbild des Ortungschefs, Lauter Broch't.
»Sie sind da«, sagte der 54 Jahre alte Plophoser mit dem dunklen, breiten Gesicht und den unsteten Augen, denen selten etwas entging. »Einhundertsechs Einheiten, einen Lichttag vor dem Solsystem aus dem Hyperraum gekommen. Aber …«
»Was aber?«, fragte die Kommandantin.
»Die Reflexe stimmen nicht ganz mit denen überein, die Rhodan uns angekündigt hat …«
*
Das mächtige Schiff erwachte zum Leben. Alle Stationen waren bereit. Es konnte jetzt um Sekunden gehen.
»Aber es sind doch die Galornen, oder?«, fragte die Kommandantin den Ortungschef.
»Daran kann kein Zweifel bestehen«, antwortete er schnell. »Die eiförmige Kontur der Schiffe ist eindeutig. Es gibt aber Unterschiede zu Rhodans Angaben, die mich stutzig machen. Entweder sind die Galornen mit Neukonstruktionen angereist, oder Rhodans Daten treffen nicht ganz zu.«
»Er hat sie aus dem Gedächtnis weitergegeben«, sagte Pearl und drückte Claudio ihren leeren Becher in die Hand. »Einen Schiff-zu-Schiff-Kontakt zwischen Galornen und Terranern hat es bislang noch nicht gegeben. Aber das ist zweitrangig. Wir strahlen den vorbereiteten Richtfunkspruch an sie ab, unverzüglich. Die Arkoniden werden die Galornen in der gleichen Sekunde geortet haben wie wir.«
»Verstanden!«, bestätigte Broch't, Spitzname Frettchen. Er strich sich mit einer Hand über die schwarzen Bartstoppeln. »Die Grußbotschaft des Residenten.«
Pearl nickte, aber da war das Holo schon wieder verschwunden. Sie wusste, sie konnte sich auf ihre Ortungs- und Funkzentrale verlassen. Der Richtfunkspruch, in dem Rhodan die Galornen auf Goo-Standard, der Umgangssprache ihrer Galaxis Plantagoo, begrüßte und aufforderte, unverzüglich und mit höchster Geschwindigkeit den Anweisungen der LEIF ERIKSSON zu folgen, verließ jetzt die Antennen des Flaggschiffs.
Ein kurzer, intensiver Wettlauf mit der Zeit hatte begonnen. Das wurde spätestens in dem Moment klar, als die Kommandantin aus der Ortungszentrale die Information erhielt, dass ein nicht allzu weit vom Geschehen entfernter Verband der Arkoniden Kurs auf die Galornenschiffe genommen hatte. Es würde nicht mehr als einige Minuten dauern, bis er beschleunigt und mit einem kurzen Überlichtmanöver die Ankömmlinge erreicht haben würde. Bis dahin mussten die Galornen verschwunden sein, auf dem Weg zu den Koordinaten, die sie von der LEIF ERIKSSON bekommen sollten.
Wenigstens waren die Freunde aus einer 26,5 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis nicht – wie zu befürchten gewesen war – innerhalb des Solsystems aufgetaucht. Pearl wusste, dass Perry Rhodan bei seinem letzten Treffen mit Druu Katsyria auf die Aagenfelt-Barriere und darauf hingewiesen hatte, dass sich Terra im April im Blockadezustand befinden könnte. Dem war zwar heute nicht mehr so, denn die Aagenfelt-Barriere war beim Sturm auf Terra beseitigt worden. Dennoch waren die Galornen mit einigem Sicherheitsabstand angereist.
Das Holo des Ortungschefs baute sich wieder auf. Er wirkte angespannt und lauschte kurz auf etwas, das ihm von der Seite her mitgeteilt wurde.
»Die Galornen haben unsere Sendung empfangen, Pearl«, teilte er mit. »Sie warten auf Anweisungen. Wie ich gerade höre, ist der arkonidische Verband gleich auf Eintauchgeschwindigkeit.«
»Dann sende den Koordinatensatz!«, rief die Epsalerin. »Sie sollen sofort losfliegen!«
Lauter Broch't nickte nur, sein Holo verschwand aus der Zentrale.
Die Kommandantin musste es sich verdeutlichen: Ihr Schiff, die LEIF ERIKSSON, stand am Rand des okkupierten und von Feinden strotzenden Sonnensystems. Und nun kam ein eben erst eingetroffener galornischer Schiffsverband, dessen Führer oder Führerin sie in der Zeitnot noch nicht einmal zu sehen und zu hören bekommen hatte. Die Entfernung betrug etwa zwei Lichtstunden. Zwei – obwohl noch kein Wort gewechselt worden war – potentielle Verbündete am Rand einer Bombe, zu der die Heimat der Menschen geworden war.
Es kam wirklich auf jede Sekunde an. Pearl ließ die LEIF ERIKSSON Fahrt aufnehmen und feuerbereit machen.
Lauter Broch't meldete, dass die Galornen die hinübergefunkten Koordinaten bestätigt hatten. Der Verband setzte sich mit irrsinnigen Werten in Bewegung – und das in dem Augenblick, als die Arkoniden in den Überlichtflug gingen.
Pearl hielt den Atem an. Neben ihr fluchte Rminios. Die Kommandantin wusste, dass der an die Galornen gesendete Koordinatensatz die planetenlose Sonne Orian beschrieb, rund dreitausend Lichtjahre von Sol entfernt. Dorthin sollten sich die Galornen begeben. Die LEIF ERIKSSON würde ihnen folgen.
»Die Galornen sind in den Hyperraum gegangen!«, meldete Lauter Broch't aufgeregt. »Gerade rechtzeitig. An ihrem bisherigen Standort brechen die Arkoniden hervor – und stoßen ins Leere!«
»Sofort auf Eintauchgeschwindigkeit gehen!«, befahl Pearl TenWafer. »Wir haben hier nichts mehr verloren. Der erste Teil unseres Auftrags ist erfüllt.«
Die mächtigen Triebwerke des Flaggschiffs arbeiteten. Die LEIF ERIKSSON raste auf den Eintauchpunkt zu und sprang in den Hyperraum, ehe die durch den Funkverkehr aufmerksam gewordenen Arkoniden sie erreichen konnten.
*
»Die Arkoniden«, sagte der ertrusische Emotionaut Rock Mazon, »hatten noch niemals zuvor Kontakt mit Galornen. Sie kennen sie nicht. Für sie müssen es Fremde gewesen sein, die sich so nahe an Sol herangewagt hatten. Die Schlüsse, die man seitens der Arkoniden aus dieser kurzen Begegnung ziehen kann, sind also sehr begrenzt.«