Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2105
Zuflucht auf Jankar
Terraner und Arkoniden in Virginox – sie treffen Freunde und Feinde
von Arndt Ellmer
Auf den von Menschen besiedelten Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1306 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, dies entspricht dem Jahr 4893 alter Zeit. Eigentlich weisen alle Anzeichen auf eine friedliche Entwicklung der Erde und der gesamten Liga Freier Terraner hin, auch wenn weiterhin große Spannungen zwischen den Großmächten der Milchstraße bestehen.
In dieser Situation kommt unverhoffter Besuch in die Milchstraße – durch das Sternenfenster im Raumsektor Hayok. Es wurde mit Hilfe einer unglaublichen Technik errichtet und erlaubt eine Verbindung zum Reich Tradom, das sich fast vierhundert Millionen Lichtjahre von der Menschheitsgalaxis entfernt erstreckt.
Die Fremden verfügen über Waffen und Schutzschirme, die den galaktischen Schiffen überlegen sind. Und sie haben auf der anderen Seite des Sternenfensters 22.000 Raumschiffe stationiert, die alle Flotten der Milchstraße sofort überrollen könnten.
Perry Rhodan geht in die Offensive. Mit der LEIF ERIKSSON und in Begleitung des arkonidischen Superschlachtschiffes KARRIBO wechselt er durch das Sternenfenster und stößt in die Galaxis Tradom vor.
Dort brauchen die Terraner und die Arkoniden erst einmal Freunde – sie finden ZUFLUCHT AUF JANKAR ...
Perry Rhodan – Im Kugelsternhaufen Virginox sucht der Terraner nach neuen Freunden.
Ascari da Vivo – Mit militärischen Mitteln kennt sich die Mascantin am besten aus.
Roxo Quatron – Seine neuen Freunde präsentiert der Jankaron dem Rat seines Planeten.
Kattisch Melchya – Ein seltsames Verhalten zeichnet den Handelsherrn derzeit aus.
Gucky – Auf einem Planeten ohne Parafallen fühlt sich der Ilt richtig wohl.
8. November 1311 NGZ – am Sternenfenster.
Gleichzeitig mit den 2000 Schrottraumern berührten die LEIF ERIKSSON und die KARRIBO das fünfdimensionale, quadratische Energiefeld, das die vier fremden Raumstationen erzeugten. Dahinter zeichnete sich die Oberseite jener Spiralgalaxis ab, von der sie inzwischen immerhin den Namen wussten: Tradom.
Die Schiffe durchstießen die unsichtbare Mauer – und im selben Augenblick brach drüben die Hölle los.
An Bord der CHARLES DARWIN ließ sich nicht genau erkennen, was eigentlich geschah. Die blauen Eruptionen nährten die Vermutung, dass die Katamare sofort das Feuer eröffneten. Die ersten Schiffe explodierten. Die Auseinandersetzung in 388 Millionen Lichtjahren Entfernung hielt minutenlang an. Sie endete abrupt, als die letzten Schrottraumer verglühten.
»Die gesamte Flotte wurde vernichtet«, meldete das Syntronsystem des ENTDECKERS. »Die Spektralauswertung ergibt in allen Fällen einen erhöhten Anteil an orangefarbenem Licht.«
Bull glaubte es erst, als sie ihre Messwerte mit denen aller 50.000 arkonidischen Einheiten, der 100.000 Fragmentraumer und der tausend eigenen Schiffe abgeglichen hatten.
»Drüben« hatten die Katamare exakt die 2000 Einheiten mit den orangefarbenen Lichtbomben zerschossen. Keine mehr und keine weniger.
Das bedeutete, dass der LEIF ERIKSSON und der KARRIBO der Durchbruch gelungen war. Perry Rhodan war noch am Leben.
»Freunde, ich drücke euch die Daumen«, murmelte der Residenzminister für Liga-Verteidigung. »Und kommt gesund wieder zurück.«
»Sem, es ist Zeit!«
Kattisch Melchya zuckte in seiner Mulde zusammen. Träge blinzelte er seiner Assistentin entgegen. Vellki Otis stakste an dem Rundtisch entlang, der die Mulde umgab.
Der Handelsherr fuhr auf. Ihm wurde schwarz vor Augen, er schwankte. Es entstand ein schmatzendes Geräusch, als er auf seinen Bürzel fiel. Das Geräusch allein war schon dazu angetan, ihm Schameshitze durch den Körper zu jagen. Viel schlimmer bewertete er jedoch die Tatsache, dass er sich in Gegenwart seiner jungen Assistentin eine solche Blöße gab.
»Mir ist nicht gut, beim Nest. Scharfe Krallen drehen mir das Gehirn und die Eingeweide um. Ich könnte Körner speien.«
»Aber du bist kein bisschen geplustert«, erklang die säuselnde Stimme der jungen Frau aus der Otis-Sippe.
Allein durch ihr entzückendes Aussehen und die Akzentuierung ihrer Stimme machte sie die Bedeutungslosigkeit ihres Nestes um ein Vielfaches wett. Von ihrem Wiegeschritt ganz zu schweigen.
»Es ist – nun, ich glaube ...« Er schwieg hastig.
Sein Oberkörper krümmte sich, als zögen sich alle Federkiele zusammen. Mühsam unterdrückte er den Brechreiz. Nach kurzem Kampf behielt sein Schließmuskel die Oberhand.
Was in aller Welt war bloß mit ihm los? Am unruhigen Schlaf konnte es nicht liegen. Ebenso wenig am Aufwachen. Das Frühstück hatte er in sich hineingepickt wie immer. Und im Sandbad waren alle seine Nachtflöhe auf und davon.
Danach konnte er sich nur schwer an das erinnern, was er getrieben hatte.
»Gib mir einen Rapport!«, forderte er. »Wann bin ich ins Büro gekommen? Was habe ich davor getan?«
»Mit dem zweiten Sonnenstrahl deiner Uhr hast du das Bad verlassen. Mit dem vierten bist du hier erschienen. Das war alles. Sem, dein Fahrzeug wartet. Wir müssen aufbrechen!«
Es klang fast liebevoll, entbehrte jedoch nicht einer gewissen Nachdrücklichkeit.
»Mir ist ...«
Mühsam kam Kattisch Melchya auf die Beine. Mit einer Hand stützte er sich an der Wölbung des Büros ab. Mit der anderen balancierte er das Gleichgewicht aus. Breitbeinig wie sonst nie hangelte er sich hinter seiner Assistentin her.
Den Frauen seines Nestes würde es gefallen, wenn sie es mitbekamen. Hinter gespreiztem Halsgefieder würden sie etwas von Altersschwäche schnattern. Er ließ sie gern gewähren. Hauptsache war, dass sie ihm keine Ambitionen auf die junge Artgenossin unterstellten.
Er prallte gegen den Türrahmen. Die empfindliche Wurzelholzverkleidung knirschte. Kattisch grub die Krallen in das weiche Holz.
»Wohin gehen wir?«, kam es ihm über die Schnabelspitze.
»Die Sitzung des Ghadbuuls, des Hohen Rates, beginnt in einer halben Jankar-Stunde«, sagte Vellki Otis laut. »Hast du deinen Terminplan vergessen, Sem?«
Sem war der ehrenhafte Titel eines jeden Handelsherrn. In den Gehörgängen unter Kattisch Melchyas Kopfgefieder klang das Wort an diesem Morgen aber fast wie ein Fluch. Übergangslos spürte er das Gewicht des gesamten Tafelbergs auf sich lasten. Das Rauschen des Wassers draußen auf der Piste widerte ihn an.
Vellki fuchtelte mit den vierfingrigen Händen vor seinem Kopf herum. »Ich stütze dich«, schlug sie vor.
Er lehnte ab. Mit ausgestrecktem Arm hielt er sie auf Distanz.
Die Silhouette der Barklays tauchte in seinem Blickfeld auf. Er fixierte die Tür des Pulsator-Luftkissenboots. Sie verschwamm zu einem undeutlichen Fleck.
Kattisch Melchya strauchelte. Er wäre der Länge nach hingeschlagen, wenn seine Assistentin ihn nicht aufgefangen hätte. Obwohl sie erst wenige Tage bei ihm arbeitete, stand unverbrüchlich fest, dass er mit ihr die richtige Wahl getroffen hatte. Vellki Otis konnte man zu allem gebrauchen.
Aber ehe er darüber nachdenken konnte, sein Sippennest mit einem herrlichen Palastanbau zu vergrößern, wurde ihm erneut schwarz vor Augen.
Er stöhnte. Ein schrilles Pfeifen entweichender Luft begleitete den erneuten Zusammenbruch. Die muskulösen Beine rutschten unter ihm weg. Den Aufprall am Boden spürte er nicht, wohl aber den süßen Atem der Assistentin.
»Die frische Luft tut dir gut, Sem. Du musst tief durchatmen.«
Sein Kopf schlug unregelmäßig gegen den Boden. Sein Körper zuckte und wogte. Die Beine ragten in die Luft, baumelten hin und her. Stöße trafen sein Becken. Es brachte ihn vollends aus dem Konzept. Undeutlich erkannte er Vellki Otis. Sie stand zwischen seinen Beinen und zerrte an ihnen.
Die Erkenntnis holte ihn in die Wirklichkeit zurück – teilweise wenigstens. Er fuhr auf.
»Bist du von Sinnen?«, schrie er sie an. »Wie kannst du es wagen, mich so zu behandeln? Du gibst mich der Lächerlichkeit meines Nestes und des ganzen Volkes preis!«
Erschrocken ließ sie ihn los. Seine Füße und die Unterschenkel prallten hart auf den Boden. Der Schmerz stach bis hinauf in den Bauch.
»Es tut mir Leid. Aber du musst in dein Fahrzeug, egal wie.«
»Das kann ich auch allein.«
Seine Sinne klärten sich weiter. Die Kaimauer und das Boot lagen keine zehn Yabaal entfernt.
Steif stolzierte er darauf zu. Die Assistentin hielt sich an seiner Seite, aber in respektvollem Abstand. Gemeinsam erreichten sie die Barklays. Vellki öffnete ihm die Tür. Mit dem gewohnt eleganten Hüpfer gelangte er hinein, verlor das Gleichgewicht und fiel zwischen die Passagiersitze.
»Oje, die Große Mutter ruft mich heim ins Ewige Nest!«, klapperte er leise.
Die Körperhaltung der Assistentin konnte er von seiner Position aus nicht erkennen. Aber er hörte den Spott in ihrer Stimme.
»So ist das eben, wenn man die ganze Nacht durchgesoffen hat.«
Durchgesoffen! Keinen Tropfen Gärstoff hatte er angerührt, seit Monaten nicht. Ein Handelsherr, der seine Sippe in die Zukunft führen wollte, brauchte Tag und Nacht einen klaren Kopf.
Die Primitivität ihrer Wortwahl ließ auf kein gutes Nest schließen. Kein Wunder, dass Otis weitab der Hauptstadt in den Küstensümpfen Jankas lag.
Sollte er sich bei seiner Auswahl der Assistentin wider Erwarten geirrt haben?
Er wischte den Gedanken an einen peinlichen Irrtum zur Seite.
»Hilf mir!«, forderte er sie auf. »Ich stecke fest.«
*
Das Luftkissenboot jagte über die Piste auf den Steilhang zu. Die Plana und der Palast mit seinen Spiraltürmen und Palastzinnen blieben zurück. Durch das Dachfenster sah Kattisch Melchya den Rand des Plateaus; dort oben lag der Großteil der Stadt. In den steil abfallenden Schründen führte der Kanal aufwärts. Jedes Mal im richtigen Augenblick die Kurve zu kriegen war eine Meisterleistung des Piloten.
Für den heutigen Morgen zweifelte der Handelsherr aber, dass es ihm gelingen würde.
»Wie viel Zeit bleibt uns?«, fragte er.
»Eine Viertelstunde.«
Das schafften sie nie. Es sei denn ...
Mit den vierfingrigen Händen griff er in die Tastatur und schaltete die Autokontrolle ab. Die rechte Hand drückte den Beschleunigungshebel nach vorn, während die linke an den Sensoren für die Traktionskontrolle fummelte.
»Du willst doch nicht etwa ...« Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. »Das wäre tödlich für uns beide.«
Verwundert lauschte er ihrem Tonfall nach. Er glaubte eine gewisse Panik darin zu entdecken.
Sieh an, dachte er. Sie ist nicht nur auf ihr eigenes Wohl bedacht, sondern auch auf meines. Freue dich, Kattisch Melchya! Du bist ihr nicht gleichgültig.
Noch immer spürte er in Gedanken die zarten Hände an seinem Körper, die ihn aus der misslichen Verklemmung zwischen den Sesseln gerettet hatten. Der zarte Hauch ihres Halsflaums an seinem Rücken, der durch die seidene Bluse drang, war ein unvergleichlicher Genuss.
»Keineswegs will ich etwa ...«, flötete er und schaltete das Echolot dazu, das ihn rechtzeitig vor entfernten Hindernissen warnte.
»Stabilisatorsystem auf hundertzwanzig Prozent«, schnarrte der Automat. »Ich weise darauf hin, dass in zwanzig Sekunden die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten wird.«
Vellki Otis stieß einen spitzen Gackerruf aus.
Aber Kattisch ließ es nicht so weit kommen. Kurz vor der Promenadenkurve drosselte er das rechte Triebwerk. Er drückte das Fahrzeug mit dem Luftkissen an die linke Leitplanke und gab einseitig Vollschub. Der wuchtige, luftgefüllte Rumpf stemmte sich gegen die Planke. Die Barklays schoss in die Kurve, löste sich von der Einfassung der Piste und raste, getrieben vom eigenen Schwung, fast schwerelos bergauf. Am Ende der Kurve tangierte sie den rechten Rand.
Das rechte Triebwerk drehte auf. Das Fahrzeug richtete sich gerade. Das Luftkissen hüpfte auf der kaum drei Meter tiefen Wassersäule den Kanal aufwärts. Erneut trimmte Kattisch Melchya es auf hundertzwanzig Prozent Leistung. Das schrille Sirren der Pulsatorsysteme trieb ihn fast an den Rand des Wahnsinns. Er stellte auf stur, registrierte, dass er es diesmal besser vertrug als bei früheren Rennen, die er gefahren war.
Vellki Otis hingegen litt. Die Knöchel ihrer Finger traten überstark hervor. Sie klammerte sich an den Sitz, presste den Körper in die Polster, als würden sie mit dem Boot jeden Augenblick an der Felswand zerschellen.
Hundert Yabaal über ihnen zog ein roter, mild strahlender Schein am Himmel auf. Er zeichnete die Silhouette der Schründe nach.
»Ah!«, machte seine Begleiterin. »Jan geht auf.«
Die Sonne stieg über den Tafelberg empor. Sie warf tastend ihre ersten Strahlen bis herüber an das westliche Ende. Der Sinnspruch am Palasteingang des Melchya-Nestes beschrieb genau diesen Anblick.
SCHIMMER DES ANFANGS, RÖTE DES MORGENS, LICHT DES ÜBERALLS.
Der Sem zählte die Sekunden, bis sie das obere Ende des Kanals erreichten. Gischt sprühte links und rechts davon. Der Wasserverlust war sicherlich nicht unbeträchtlich. Einen Handelsherrn juckte das nicht im Gefieder. Wasser gab es genug, solange der Olifirnon es an der Stadt vorbeitrug.
Die Silhouette voraus verschwamm zu einem trüben roten Fleck. Kattisch stöhnte auf.
»Was hast du?« Die Stimme erklang neben ihm, aber er hörte sie von fern.
»Es fängt wieder an.« Seine eigenen Worte drangen von weit her an seine Gehörgänge. »Ich sehe kaum etwas.«
»Raus aus dem Sessel!«
Plötzlich stand sie neben ihm, packte ihn. Ehe er sich's versah, saß er dort, wo ihr Platz war. Sie hingegen versuchte sich mit ihrer zierlichen Figur in seinen Herrenpolstern breit zu machen. Irgendwie gelang es ihr sogar, wie er durch trübe Schleier hindurch wahrnahm.
Das Luftkissenboot verlor an Schub. Es wurde langsamer, schoss nicht mit Urgewalt in den Himmel über Kischario hinein, sondern folgte am oberen Ende des Kanals der Schwerkraft. Es blieb an der Wasseroberfläche und schob sich mit einer mehrere Yabaal hohen Bugwelle in den Fahrkorridor auf dem Plateau des Tafelbergs. Dort fädelte es sich umgehend in die Schnellspur für bevorzugte Transporte ein.
Der Handelsherr starrte seine Assistentin mit offenem Schnabel an. »Wo, bei Virginox, hast du das gelernt?«
Sie antwortete mit einer Gegenfrage: »Was glaubst du, wie wir in Otis die Sumpfrennen bestreiten? Mit Schneeschuhen?«
Eine Weile starrte er sie stumm an, dann fiel er in ihr Gekecker ein.
Zweifellos war Ascari da Vivo eine beeindruckende Persönlichkeit. Nicht nur Perry Rhodan empfand das so. Alle Menschen, denen sie begegnete, bekamen für kurze Zeit eine merkwürdige Unruhe oder Nervosität zu spüren. Das legte sich erst wieder, wenn die Mascantin verschwunden war.
Auch diesmal musste der unsterbliche Terraner unwillkürlich an ein überirdisches Wesen denken, keinen Engel zwar, aber eine Göttin von herrischem Wesen, hoch gewachsen und mit schulterlangem weißblondem Haar. Ein goldener Funkenregen umgab den Körper in der Admiralsuniform. Ihre Körpersprache hielt jeden Menschen auf Distanz. Mit ihren Gesten signalisierte sie Unerreichbarkeit. Gleichzeitig vermittelte das Timbre ihrer Stimme Verführerisches.
»Ich danke dir, Rhodan, dass du Zeit für mich findest«, sagte sie und verlieh ihrer Stimme einen schmeichelnden Klang. Ihr Gesichtsausdruck blieb abweisend. Sie sank in den bereitstehenden Sessel.
Perry blieb stehen. Er verschränkte die Arme. Von oben herab sah er die junge Arkonidin an. Unter dem durchdringenden Blick seiner grauen Augen zeigte sie tatsächlich einen Schimmer von Verunsicherung.
Nach den Ereignissen am Sternenfenster hatte sie ein Stück ihrer Selbstsicherheit verloren. Zwar war die KARRIBO voll flugtauglich. Die 94.000 Lichtjahre bis ins Jan-System bereiteten ihr keine Probleme. Aber ohne funktionierende Waffen- und Schirmsysteme war das Superschlachtschiff nicht viel mehr als eine Stahlhülle, die durchs All schipperte.
Das, so wusste der Terraner, machte der Arkonidin innerlich mehr zu schaffen als alles andere. Sie, die so großen Wert auf schnelle militärische Entscheidungen legte, hatte nach der Durchquerung des Sternenfensters ihre erste Niederlage erlitten.
»Was führt dich zu mir?«, erkundigte er sich in jenem Sprachstil, den Angehörige des arkonidischen Hochadels untereinander benutzten.
Sie zuckte leicht mit den Augenlidern, kaum erkennbar hinter dem Funkenregen.
»Wir fliegen in eine Falle. Diesem Roxo Quatron traue ich nur so weit über den Weg, wie sein Schnabel lang ist. Es würde mich nicht wundern, wenn uns am Ziel eine Armada Katamare erwartet.«
Für einen Augenblick war Rhodan verwundert. Die sonst so kühl und überlegen wirkende Arkonidin musste wissen, dass ihre Aussage keinen Bestand hatte. Wollte sie ihn aus der Reserve locken oder sprach die Nervosität aus ihr?
»Zweifellos handelt es sich um ein etwas kompliziertes Verfahren, unter Einsatz des eigenen Lebens erst in die Milchstraße zu fliegen und dann wieder zurück.« Rhodan konnte sich den Spott in der Stimme nicht verkneifen. »Solange niemand in deinem Schiff die Metagrav-Notstartautomatik abschaltet, besteht für die KARRIBO auf jeden Fall keinerlei Gefahr. Im Übrigen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die LEIF ERIKSSON für die Sicherheit deines Schiffes sorgt, bis es repariert ist.«
»Erwarte nicht, dass ich dir dafür die Füße küsse. Wir brauchen keine Hilfe. Die Jankaron sollen uns die Rohstoffe liefern, die wir benötigen. Um den Rest kümmern wir uns selbst.«