Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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10.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2141
Der verlorene Wurm
Gespenster in Aarus-Kaart – im Untergrund gegen die Inquisition der Vernunft
von Susan Schwartz
Seit die LEIF ERIKSSON unter Perry Rhodans Kommando und das arkonidische Superschlachtschiff KARRIBO auf »die andere Seite« des Sternenfensters gewechselt sind, befinden sie sich unglaubliche 388 Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt. Hier, in der Galaxis Tradom, regiert die so genannte Inquisition der Vernunft mit drakonischen Mitteln über unzählige Planeten.
Die Herrscher der Galaxis und der Nachbargalaxien wollen aus bisher unbekannten Motiven auch die Milchstraße ihrem Imperium angliedern. Deshalb errichteten sie das Sternenfenster, das seitdem als Transportmittel dient.
Arkoniden und Terraner müssen trotz aller Streitereien zusammenhalten, um gegen die Bedrohung vorgehen zu können. In dem Interstellaren Wurm Aarus-Jima haben ihre Raumschiffe vorerst eine sichere Basis gefunden, der Schwarmer Cheplin hat sich auf die Seite der Rebellion gegen die Herrscher seiner Galaxis gestellt.
Wichtig ist nach wie vor, dass ein direkter Kontakt zum Trümmerimperium geknüpft wird, das den Kampf gegen die Inquisition der Vernunft führt. Als Vertreter ihrer Völker erreichen Perry Rhodan und die Arkonidin Ascari da Vivo die Letzte Stadt der Eltanen und bekommen dort den gewünschten Kontakt.
In der Folge beginnen die Verbündeten eine neue Aktion. Ihr Ziel ist nun DER VERLORENE WURM ...
Sapritti – Der Schwarmer von Aarus-Kaart erhält eine letzte Frist.
Cheplin – Der Schwarmer von Aarus-Jima startet zum ersten Geheimdiensteinsatz seines Lebens.
Susa – Die Rescotin beweist zum wiederholten Mal ihr technisches Geschick.
Trah Zebuck – Der Konquestor drängt auf schnelles Arbeiten.
Keito – Der alte Aarus gilt als das »Gespenst von F-04«.
Aarus-Kaart: Das Ultimatum
(17. Januar 1312 NGZ)
Wir wissen, woher wir kamen,
und wir wissen, wohin wir gehen.
Aus dem Meer kommen wir,
und ins Meer kehren wir am Ende zurück.
Die Formel war Sapritti in jeder Lebenslage ein Trost, wie nahezu jedem anderen Aarus auch. Damit wuchsen bereits die Glasfischchen auf, wenn sie kaum mehr als kleine Quappen waren und noch nichts von ihrer späteren Entwicklung wussten. In diesem Alter erzählten ihnen die Genetiker schon alles über ihre Herkunft. Die Jungen vergaßen diese Formel niemals, denn sie war eine lebendige Erinnerung an ihre alte Heimat, an Aar, die Wasserreiche.
Sapritti begann seinen Tag stets mit denselben Ritualen; sein ganzes Leben war von Gewohnheiten geprägt. Kein Wunder, denn der Wurm stand seit Anbeginn im Dienst der Inquisition der Vernunft.
Besorgte Gedanken über die Zukunft waren unnötig. Es gab immer genug Arbeit im Reich Tradom, und Aarus-Kaart war autark, eine Welt für sich, unabhängig von außen – zumindest, was die Versorgung betraf. Ganz frei waren die Aarus nicht. Die Inquisition hatte ein umfangreiches Regelwerk aufgestellt, an die die Bewohner der Sphäre sich zu halten hatten. Aber dies empfand Sapritti nicht als Unterdrückung: Diese Dinge waren notwendig, um die Ordnung im Reich Tradom zu erhalten.
Sapritti sah sich selbst als überzeugten Anhänger des Reiches. Die Inquisition sorgte für sein Auskommen, sein Volk wurde gerecht behandelt. Es herrschte Frieden und Wohlstand. Die Eroberungspläne seiner Herren bekümmerten ihn nicht.
Die Aarus blieben unter sich, und sie konnten sich innerhalb ihrer Sphäre nahezu frei entfalten. Die Traditionen des Volkes wurden gewahrt, und es ging ihnen gut, und ihre Heimat bot alles, was sie brauchten.
Was außerhalb der Sphäre geschah, interessierte keinen Aarus. Zu viel trennte sie von anderen Völkern: Die meisten waren Landbewohner, die das kostbare Wasser, den Lebensquell, nicht ausreichend zu würdigen wussten. Sie waren unbeholfen im Wasser und ertranken schon nach kurzer Zeit. Für die Aarus war das Wasser immer noch ihr ureigenes Element, in dem sie sich am wohlsten fühlten, auch wenn sie sich mit dem Landleben arrangiert hatten – sie besaßen Lungen und hatten aus ihrer gespaltenen Schwanzflosse Beine entwickelt.
Um von ihrem eigenen Gewicht in der Schwerkraft nicht erdrückt zu werden, trugen sie biegsame Stützschienen und benutzten Portensoren, um sich schwebend bewegen zu können. Schließlich gab es auch in der Sphäre Bereiche mit Schwerkraft, wie in der Kommandokuppel oder in Verwaltungsbereichen.
Die Tradom-Tage waren in Schichten unterteilt, deren Grenzen allerdings fließend waren. Auch 160.000 Jahre Weiterentwicklung unter dem Einfluss von Vorschriften hatten den Rhythmus der Aarus nicht vollständig verändern können. Die Kunstsonne in der Sphäre schien immer, es gab keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht. Das bedeutete, jeder Aarus erholte sich in einem kurzen Schlaf, wann ihm danach war, ging seiner Arbeit oder seinem Freizeitvergnügen nach, je nachdem, wie es seine Verfassung erlaubte.
Dienstpläne dienten nur der Orientierung, damit die Aufträge zum gewünschten Termin fertig gestellt werden konnten. Natürlich waren die Aarus stets bestrebt, niemals zu überziehen, um sich nicht den Zorn ihrer Herren zuzuziehen. Sie schafften es trotzdem, ihr gewohntes Leben damit zu verbinden.
Saprittis Aufgabe als Schwarmer lag darin, alle Arbeitsabläufe zu koordinieren sowie die Flugroute des Wurms zu berechnen und zu überwachen. Zudem musste er mit den Gesandten der Inquisition verhandeln.
Manchmal war das eine unangenehme Aufgabe ... um nicht zu sagen, eine Last.
*
»Ein Anruf«, meldete der Dienst habende Aarus von der Funkleitstelle, als Sapritti gerade in der Kommandokuppel eintraf.
»Wichtig?«, erkundigte sich der Schwarmer knapp.
Doch da konnte er es schon selbst sehen, als sich in dem Holokubus das hellbraune, ledrig-faltige Gesicht Trah Zebucks zeigte. »Wie geht es voran?«, fragte der Konquestor mit scharfer, autoritärer Stimme.
»Wir machen Fortschritte, aber ...«, begann Sapritti.
Trah Zebuck unterbrach ihn. »Keine Ausflüchte. Ich komme an Bord. Erwarte mich in einer Stunde.«
Die Verbindung wurde unterbrochen, und das Holo erlosch.
»Das klingt nicht gut«, meinte der Funker.
»Dich muss nichts beunruhigen«, sagte der Schwarmer. Nur mich, fügte er in Gedanken hinzu. Es war nicht schwer vorauszuahnen, was auf ihn zukam.
Ein Aarus hat keine Feinde. Er muss nichts fürchten. Er kann sich wehren. Ein Aarus ist ein gefährlicher Gegner.
Aber er greift selten an und kämpft normalerweise nur, wenn er sich verteidigen muss. Aarus sind friedliebende Lebewesen. Sie brauchen ihre Stärke nicht zu demonstrieren. Wer nicht in die Sphäre einbricht und angreift, ist kein Feind. Die Welten außen sollen nach Gutdünken leben. Sie stören die Aarus nicht.
Ein Aarus kennt keine Furcht. Er ist stark und mächtig, und er versteht sich auf den Umgang mit Waffen. Aarus kämpfen aber nicht gegeneinander und töten sich nicht. Es ist genug Platz da für alle. Alle sind gleich. Jeder bekommt, was er benötigt. Aarus achten sich stets. Denn jeder ist Angehöriger des Schwarms, und der Schwarm ist das Volk.
Es waren nicht einfach nur Phrasen für den Aarus, sondern ein Ausdruck der Identität des Volkes. Aber an diesem Tag konnte Sapritti nichts von seiner Unruhe ablenken und ihm Trost spenden. Für jede Regel gab es mindestens eine Ausnahme, und besondere Umstände erforderten eine rasche Anpassung. Dazu waren die Aarus fähig. Sie konnten gefährlich aggressiv werden, wenn es darauf ankam.
Aber es gab ebenso Situationen, in denen das Gegenteil eintrat. Dann konnten sie so etwas wie Furcht empfinden, wenn sie jemand weit Überlegenen trafen – einen Beauftragten der Inquisition der Vernunft beispielsweise. Es war keine greifbare, messbare Furcht, und noch weniger konnte sie von einem Aarus erklärt werden. Allerdings war ein Beauftragter der Inquisition jemand, der einem Aarus Befehle erteilen durfte. Und über ihn urteilen ...
Daher empfand der Schwarmer von Aarus-Kaart jetzt zweifelsohne mehr als nur Unruhe, als er den Besuch des Konquestors erwartete. In der Tat: Irgendwo gab es irgendetwas, das einen bezähmte.
Und das war nicht alles. Sapritti mochte den Stolz der Aarus besitzen, aber er konnte dennoch über den Rand seiner Balkennase blicken und wusste mehr: Niemand, der ein individuelles Bewusstsein besaß, war völlig frei – weder in seiner Existenz noch in seinen Emotionen.
Sapritti fürchtete um sein Leben.
*
Die Stunde verging so langsam, als würde Sapritti durch zähes Gelee tauchen. Die anderen Aarus in der Zentrale gaben sich den Anschein intensiver Beschäftigung. Der Schwarmer tat seinerseits so, als würde er alles überwachen.
Aber seine Gedanken schweiften ständig ab, und er dachte über die Vergangenheit nach. Er war schon sehr lange Schwarmer, von Anfang an dazu ausersehen und ausgebildet, so, wie seine bereits bestimmte Nachfolgerin Piriin. Durch ein spezielles Auswahlverfahren stellten die Genetiker fest, welcher Laich die besten genetischen Eigenschaften für den künftigen Schwarmer aufwies. Dieser Laich wurde unter besonderen Bedingungen aufgezogen und ständigen Prüfungen ausgesetzt.
Piriin war die letzte Verbliebene ihres Laichs. Vor zwei Jahren war sie zu Saprittis Stellvertreterin ernannt worden, und sie hatte sich bis jetzt bestens bewährt.
»Ist dir trocken?«, erkundigte sich die junge Aarus besorgt. Es war eine höfliche Umschreibung für Nervosität. Es gab auch eine weniger schmeichelhafte Formulierung, die sich aufs kindliche Nässeln bezog.
»Nicht sehr«, log Sapritti. »Es kann eine Menge Gründe für Trah Zebucks Besuch geben.«
»Ich kann mir nur einen vorstellen, Sapritti. Bist du in Gefahr?«
»Nein, Piriin. Und selbst wenn, dann weißt du, was du zu tun hast.«
»Eben nicht, Schwarmer. Ich bin noch nicht so weit. Ich muss noch sehr viel lernen ...«
»Dann wirst du es lernen, nachdem du dein neues Amt angetreten hast, Stellvertreterin. Du bist dein ganzes Leben darauf vorbereitet worden, so wie ich einst. Wir können es uns nicht immer aussuchen, wann wir die Verantwortung übernehmen.«
»Aber wir können nicht auf dich verzichten! Das musst du dem Konquestor klarmachen, Sapritti. Wir brauchen dich!«
»Jeder ist ersetzbar«, winkte der Schwarmer ab. »Vor allem und am leichtesten der Schwarmer in Aarus-Kaart.« Er bedeutete Piriin, ihn allein zu lassen, und schaute auf das Panoramaholo, das einen Ausschnitt des Bugobservatoriums zeigte, einen freien Ausblick ins All. Aarus-Kaart war im Sektor Roanna stationiert, am Standort des Sternenfensters, das die Galaxis Tradom mit der »neuen Provinz« Milchstraße verband.
Was er über die Ersetzbarkeit sagte, war nicht falsch. Da Aarus-Kaart im Dienst der Inquisition stand, war der Posten des Schwarmers im Grunde nicht viel mehr als repräsentativ. In den drei freien Wurmen, die irgendwo durch das Reich kreuzten, mochte das anders sein. Sie waren nur sich selbst verantwortlich, trieben Handel, bestimmten ihre eigene Politik und Zukunft.
Über sie wurde öffentlich nicht gesprochen, und niemand nannte sie beim Namen. Die Wurme waren seit Jahrtausenden voneinander getrennt, keiner wusste mehr etwas vom anderen. Und die Herren der Inquisition schienen darauf bedacht, dass es dabei blieb. Drei Wurme standen seit je her im Dienst, die anderen drei blieben frei. Sie wurden deswegen nicht zu Abtrünnigen, ganz im Gegenteil, sie brachten viele Steuereinnahmen. Aber sie waren eben ...
Schluss damit, das sind Gespenster der Vergangenheit. Ich darf meine Gedanken nicht versumpfen lassen. Was geschieht, geschieht nach dem Willen der Herren von Tradom, und das ist nur recht so. Denn wir sind Aarus.
Es war fast wie eine Erlösung, als endlich ein AGLAZAR durch eine Schleuse in den Innenraum flog, ein 3540 Meter langer Doppelrumpfkörper, eines der mächtigsten Schlachtschiffe der Inquisition der Vernunft. Es war so groß, dass es fast keinen Platz im Innern des Wurmes fand; man musste in solchen Fällen den Wurmschirm an verschiedenen Stellen ausweiten.
Niemand – mit Ausnahme der Schiffsbesatzung vielleicht – wusste, wie es im Inneren aussah. Es gab viele Spekulationen, aber nichts Erwiesenes; in all den Jahrtausenden war es niemandem gelungen, Näheres über die Flotte der Inquisition herauszufinden. Wenn ein Außenstehender einmal einen AGLAZAR betrat und die Wahrheit erfuhr, kehrte er nie mehr zurück und konnte sein Wissen keinem anderen mitteilen.
Der AGLAZAR stoppte vor der Kommandokuppel. Kurz darauf schwebte der Thron des Konquestors auf die Kuppel zu, ein mit schwarzem, abgewetzten Leder bespannter fliegender Kommandostand, der mit einer Unzahl von Kontroll- und Bedienelementen und Waffenholstern überzogen war.
Sapritti erwartete Trah Zebuck in einem Konferenzraum neben der Zentrale. Der Konquestor war ein typischer Landbewohner, sein hagerer Körper war von einem dichten, schwarz glänzenden Fell bedeckt, mit Ausnahme des Gesichtes. Aus der Schädelbehaarung ragte eine große, kristallfunkelnde Zackenkrone; die Kleidung bestand aus einem halb durchsichtigen, netzartigen schwarzen Overall, unter dem man jede Bewegung der sprunghaft hervortretenden Muskeln erkennen konnte. Die vier voll bepackten Brusttaschen blieben allerdings undurchsichtig. Deutlich sichtbar hingegen wieder waren die drei Scheiden für verschieden lange Degen an der rechten Armlehne des Sessels. Trah Zebuck nahm bei wichtigen Besprechungen gern einen der Degen zur Hand und zeichnete in fast meditativer Haltung Fechtfiguren in die Luft, wenn er eine schwierige Entscheidung zu fällen hatte.
Der Konquestor schwebte ohne sein Gefolge in den Raum. Er war ohne Zweifel der Befehlshaber und ging davon aus, dass ihm bedingungslos Folge geleistet wurde und ihm zu keiner Zeit Gefahr drohen konnte.
»Ich bin sehr unzufrieden mit dir, Sapritti«, eröffnete er das Gespräch ohne Umschweife. Seine Stimme besaß einen tiefen Klang. Seine dunklen Augen hatten einen beunruhigenden, bedrohlich schimmernden Glanz. »Noch immer warte ich auf die Öffnung des Sternenfensters.«
Durch eine Manipulation, vermutlich des aufrührerischen Trümmerimperiums, war das Fenster derzeit nur einseitig durchlässig – für die Herren Tradoms natürlich ein unhaltbarer Zustand, noch dazu mitten in der Offensive. Aus diesem Grund war Aarus-Kaart hierher berufen worden.
»Wir arbeiten unter Hochtouren daran«, versicherte Sapritti. »Wir kennen immer noch nicht die Ursache für diese Blockierung. Wir können sie nicht einfach neutralisieren. Das Signal wurde von unbekanntem Ort her eingespeist und hat sich wie ein Virus in sämtliche Stationssysteme kopiert.«
»Ich interpretiere diese Aussage als Versagen«, schnitt Trah Zebuck ihm das Wort ab. »Eure Behauptung, das technisch versierteste Volk Tradoms zu sein, ist nichts als eine Lüge.«
»Wir verstehen die Technik der Fensterstation nur höchst lückenhaft«, gab der Schwarmer zu. »Es ist Inquisitionstechnik, zu der wir nur beschränkten Zugang haben. Wenn wir ...«
»Ausflüchte!« Trah Zebuck erhob sich und verließ mit einer unerwartet schnellen, fließenden Bewegung seinen Thron. Wenn er sich aufrichtete, war er nicht viel kleiner als der Aarus. In seiner Hand hielt er den längsten der drei Degen.
Sapritti fühlte, wie ihm innerlich heiß und trocken wurde. Als Jungfisch, vor dem Schlupf, hätte er jetzt eine Schleimschicht auf der Haut abgesondert, um seinen Feind abzuwehren.
Ich bin ein erbärmlicher Nässler, dachte er erzürnt. Zebuck ist im Unrecht, und das weiß er auch. Aber wie soll ich es ihm klarmachen? Schon hat er den Degen in der Hand, und er wird eine Entscheidung fällen, die mir nicht gefallen kann.
Widerspruch war sinnlos. Sapritti konnte es nur weiterhin mit Vernunft versuchen. »Wir geben wirklich unser Bestes, Konquestor. Wir arbeiten permanent rund um die Uhr, alle Leute, die ich entbehren kann. Und wir werden es schaffen, das kann ich garantieren.«
»Ja? Wann? In fünf bis zehn Jahren?« Trah Zebuck begann mit dem Figurenzeichnen.
Sapritti war ein erfahrener Schwarmer und hatte stets aufmerksam alle Informationen verfolgt. Er kannte einen Teil der Figuren und konnte ungefähr voraussagen, was als Nächstes geschah. Welche Entscheidung der Konquestor traf. An dieser Stelle zum Nässler zu werden, wäre allerdings keine Schande mehr.
Aber natürlich ließ er sich gegenüber dem Konquestor nichts anmerken. Hilfreich war dabei, dass Aarus ohnehin keine feststellbare Gesichtsmimik besaßen; sie drückten ihre Emotionen höchstens durch Kiemenspreizen oder das Wölben der Balkennase aus. Untereinander erkannten sie ihre Stimmungen zumeist durch die elektromagnetischen Signale, die sie aussendeten und die von den hochempfindlichen Rezeptoren am Rand der Balkennase aufgefangen und analysiert werden konnten. Dieser spezielle Ortungssinn, konnte man fast sagen, half ihnen auch, sich niemals zu verirren oder eine Flugbahn mit dem Portensor zu berechnen.
»Wir haben noch nie versagt«, fügte Sapritti nicht ohne berechtigten Stolz hinzu. »Aber manches verlangt eben Zeit, vor allem, wenn wir mit so wenig Informationen arbeiten müssen. Wir sollen eine Sabotage ausschalten, ohne ihr auf den Grund gehen zu können. Das bedeutet, wir können lediglich die Symptome beseitigen, nicht aber die Ursache, und das erschwert vor allem die Sache und verlangt sehr viele Versuche und Zufallsberechnungen.«