Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2157
Die Wurmreiter
Sie leben am Berg Kedo – und warten auf die Sternbewohner
von Susan Schwartz
Auf den von Menschen bewohnten Planeten der Milchstraße schreibt man den März des Jahres 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem März 4899 alter Zeitrechnung. Nach erbitterten Kämpfen konnte die bedrohende Situation für die Terraner und ihre Verbündeten beseitigt werden. In absehbarer Zeit ist keine Vernichtung der Erde und anderer Welten zu befürchten.
Auf Trokan, dem zweiten Mars, hat sich in der Zwischenzeit eine neue Situation ergeben. Die Herreach, die Bewohner des vierten Planeten, haben damit begonnen, ihre Heimat zu verlassen. Sie siedeln auf einen neuen Planeten aus, um den Gefahren zu entgehen, die ihrer Ansicht nach auf ihrer Heimatwelt drohen.
Als sich auf Trokan, in relativer Nähe zum Pilzdom, ein Zeitbrunnen öffnet, erkennen die Terraner, dass die Herreach mit ihrer Angst vor Gefahren nicht im Unrecht gewesen sein können. Zwei Aktivatorträger nehmen den Zeitbrunnen zum Anlass, auf eine Odyssee zu gehen, deren Ende sie nicht übersehen können.
Alaska Saedelaere, der Mann mit der Haut des Mutanten Kummerog, und Monkey, der Oxtorner, bilden ein ungleiches Team. Gemeinsam stoßen sie auf DIE WURMREITER ...
Emboy Wogelkem – Der junge Wurmreiter ist ein hektischer Draufgänger, der viele Probleme sammelt.
Alaska Saedelaere – Der Träger der Haut muss sich auf einer Dschungelwelt durchschlagen.
Monkey – Der oxtornische Chef der Neuen USO befindet sich auf einem Einsatz der besonderen Art.
Rani Kecko – Die Hauptmutter der Azzati kämpft in vorderster Front.
Dagdato Klek – Der Anführer einer Wurmreiter-Gruppe hat Probleme mit mangelnder Disziplin.
Der Draufgänger
»Pass auf!«, schrie Dagdato Klek.
Emboy Wogelkem riss am Zügel und presste den Schenkel fest an Gurrus Hals. Das Tier krächzte empört, wich aber dem Schenkeldruck, sein Kopf ruckte herum.
Um Haaresbreite wich Gurru dem entgegenkommenden Flugwurm aus. Emboy sah die schreckgeweiteten Augen Dagdatos unter dem Helm; der heiße Atem aus dem weit aufgerissenen Schnabel der knapp über ihn hinwegfegenden, rotgefiederten Ohrenschlange schlug ihm ins Gesicht.
Gurru schlug heftig mit den Flügeln, um nicht mitgerissen zu werden und Auftrieb zu erhalten. Mit letzter Kraft hielt er sich in der Luft und rauschte durch aufgewirbelte Blätter über die Baumwipfel, bis er wieder an Höhe gewann.
Der andere Flugwurm hingegen trudelte ab und landete krachend in der Krone eines Glitzerblattbaums, in einer Wolke funkelnden Staubes. Dagdato Klek stieß ein Arsenal an Flüchen aus, während er sich mühsam im Sattel festhielt.
Sein Stürmer Katku nieste heftig und löste damit die nächste Wolke aus. Er kämpfte um sein Gleichgewicht und schlug mit den Flügeln, während die kräftigen Krallen seiner Hinterbeine nach einem Halt suchten. Er schwankte hin und her, seine Schwingen brausten durch die Luft, und er stieß sich kraftvoll ab. Als Katku mit wild peitschenden Schlägen aufstieg, hinterließ er einen verwüsteten, nahezu entlaubten Baumwipfel, durch dessen gebrochene Äste sich sofort Sonnenstrahlen ihren Weg suchten.
»Ja, Gurru! Du schaffst es!«, jubelte Emboy Wogelkem und trommelte mit beiden Fäusten auf den Schädel des Bombers. »Wenden und abwerfen!«
Gurru bog seinen langen Körper, die seitliche Drift brachte ihn gefährlich nahe an einen vorstehenden Felsenkamm. Mit dem Einsatz nur weniger Schwungfedern korrigierte er die Haltung, versammelte sich, presste geradezu den Wind unter seine riesigen Schwingen und raste dann im Sturzflug zurück.
Emboy lenkte ihn in eine großzügige Kurve und brachte Gurrus Körper mit einer Gewichtsverlagerung zu einer leichten Drehung nach innen. Dann löste er die Transportriemen, und die schweren, zur Kugelform behauenen Steine fielen auf den Boden.
Emboy beobachtete den Einschlag seiner Bomben. Um die Ziele waren Fackeln gestellt, so konnte er sehen, dass die meisten seiner Steine genau richtig einschlugen. Manche schufen geradezu einen Krater im Boden, bei anderen wurde der Aufprall durch das widerstandsfähige, ungemein elastische Springmoos gedämpft. Sie rollten in einer Lawine einen kleinen Abhang hinunter und walzten alles platt, was sich im Weg befand.
Gurru vollendete den Kreis, stellte die breit ausladenden Schwingen wieder gerade und stieg erneut auf. »Irru!«, jubelte Emboy Wogelkem und wirbelte seinen schmalen Speer geschickt zwischen den Fingern. »Wir haben es geschafft! Der Sieg ist unser! Yahii!«
Er packte die Zügel und zwang Gurru zu einer stolzen Haltung, während er zur Landung ansetzte – punktgenau im Feld neben der Siedlung Azzati-Tribo.
Die riesigen Ohrenschlangen benötigten viel Fläche zum Landen. Ihre langen, eleganten Körper mit den ausladenden Schwingen waren für ein Leben in der Luft geboren, und ihre wilden Verwandten kreisten ihr ganzes Dasein über dem Dschungel und um den Berg Kedo, fingen und fischten die Beute aus der Luft, den Bäumen oder den Seen.
Nur zur Paarung und Aufzucht der Jungen bauten sie an schmalen Felsvorsprüngen ein fast senkrecht herabhängendes, stabiles Nest, wo sie sich mit den kurzen, krallenbewehrten Beinen und den zwei rudimentären Klauen an jeder Schwinge senkrecht an die Felskanten klammern konnten. Die beiden Eier wurden in die Nesttasche gelegt und bewacht, obwohl es in dieser Höhe, jenseits der Baumgrenze, keine Feinde mehr gab. Allerdings zeigten sich die eigenen Artgenossen hin und wieder als Nesträuber, solange sie Junggesellen waren.
Und natürlich waren auch die Perminen Räuber.
Gurru wusste wohl, dass sein junger Herr sehr viel Wert auf die höchste Versammlung legte. Daher gab er sich redliche Mühe, nicht so plump hinzufallen wie die meisten anderen Flugwürmer. Er streckte die Beine aus und stellte sich mit flatternden Schlägen, die eine Menge Dreck aufwirbelten, fast senkrecht bei der Landung auf.
Sobald die krallenbewehrten Klauen den Boden berührten, ließ Gurru den Oberkörper langsam nach unten sinken, und als er endlich sein ganzes Gewicht auf dem Boden abgelegt hatte, stieß er ein brummendes, erleichtertes Seufzen aus, faltete die Schwingen zusammen und legte erschöpft den Kopf auf die Erde.
Neben Gurru war bereits Katku gelandet, der sich heftig schüttelte und immer noch nieste. Auf seinen orangebraun marmorierten Augen hatte sich ein hauchfeiner, glitzernder Staub abgelegt, der seine Sicht trübte. Der Abwehrmechanismus eines Glitzerblattbaums war ebenso raffiniert wie peinigend.
Emboy Wogelkem sprang von seinem Bomber herunter und grinste triumphierend. Die halbe Kriegsschar war anwesend; zweifelsohne würde man ihn zu seinem hervorragenden Manöver gratulieren.
In diesem Moment traf ihn ein heftiger Schlag an der Schulter, der ihn von den Füßen warf. Verdutzt lag Emboy am Boden und blickte zu dem aufgebrachten Dagdato Klek hoch, dessen Hände immer noch zu Fäusten geballt waren.
»Was ist denn in dich gefahren, Dagdato?«, fragte er.
»Das fragst du noch?«, schrie der Ältere.
Als Emboy Wogelkem sich aufrappeln wollte, erhielt er den nächsten Hieb ans Kinn. Erneut stürzte er rücklings ins Gras.
»Au«, machte er und schüttelte den Kopf.
»Bist du jetzt völlig mesch, du Wahnsinniger?«, zeterte Dagdato. »Was fällt dir ein, mich zum Abstürzen zu bringen? Du hättest mich und Katku umbringen können! Und dann hast du nichts Besseres zu tun, als auch noch aus purer Angabe Gurru mit einem unnötig kräfteraubenden Landemanöver zu gefährden!«
Emboy setzte sich halb auf und blinzelte, während er sich das Kinn rieb. Es schwoll bereits deutlich an und verfärbte sich dunkel.
»Aber es hat doch funktioniert«, erwiderte der junge Permine. »Ich habe alle Ziele getroffen!«
Dagdato schäumte fast vor Zorn. »Dazu musstest du mich zuvor über den Haufen rennen! Du bist blind in deinem Ehrgeiz, der Beste zu sein, und irgendwann gehst du tatsächlich über Leichen – aus deinem eigenen Stamm! Die Orichi sind es, die du töten sollst, nicht die Azzati, deine eigenen Leute!«
»Es sollte doch eine Übung unter Realbedingungen sein, das hast du selbst deutlich gesagt!«, verteidigte sich Emboy. »Ich wollte zeigen, dass wir mit diesem neuen Manöver ...«
»Schluss jetzt!«
*
Die beiden Streithähne verstummten, als Rupe Cormaron hinzukam. »Emboy, was in aller Welt ist in dich gefahren?«
Der junge Permine wagte es jetzt, aufzustehen. »Gar nichts, Meister!«, sagte er trotzig. »Ich habe nur meinen Auftrag erfüllt!«
»Um den Preis der Gefährdung eines Scharkameraden?«, gab der alte Lehrer zurück. »Noch dazu des Anführers!«
»Es ... es war eine Lücke in der Verteidigung. Ich ... ich wollte Dagdato ja gar nicht in die Quere kommen, aber ...« Emboy verstummte, als er das Leuchten in Rupes hellbraunen, grün gepunkteten Augen sah.
Gern hätte er gesagt, dass Dagdato ein ziemlich schlechter Wurmreiter war und als Anführer denkbar ungeeignet. Den Beweis hatte er selbst geliefert, indem er Katku durch einen Lenkfehler zum Absturz brachte. Doch er traute sich nicht, seinem Lehrer diese Meinung zu sagen.
»... aber du bist fast mit ihm zusammengestoßen!«, schnappte der Lehrmeister. »Du bist so von deinen Reitkünsten überzeugt, dass du alles riskierst, ohne über die Konsequenzen nachzudenken! Das Problem ist, dass du nicht nachdenkst, sondern einfach drauflosfliegst! Denkst du, bei den Orichi wärst du damit durchgekommen?«
»Dagdato ist aber ...«, wagte es Emboy erneut.
»Dagdato konnte nicht damit rechnen, von einem eigenen Scharkameraden angegriffen zu werden. Anders kann man das nicht nennen! Wärst du ein Orichi gewesen, wäre Dagdato vorbereitet gewesen und hätte dich schneller abstürzen lassen, als du blinzeln kannst! Katku ist schließlich ein Stürmer, ist dir das klar?«
Emboy ließ den Kopf sinken. »Ja, Meister.«
»Katku ist Gurru ausgewichen, weil er zum Nest gehört. Die beiden kennen sich seit langem.« Der Lehrmeister schaute Emboy an. »Denkst du, sie würden gegeneinander kämpfen?«, fragte er ernst.
Da musste der junge Permine den Kopf schütteln.
»Vor allem hast du das Leben der Flugwürmer gefährdet, und das ist der schlimmste Leichtsinn!«, fuhr der Lehrer streng fort. »Sie sind das Kostbarste, was wir haben, und keineswegs leicht ersetzbar.«
Emboys Triumphgefühl schwand immer mehr. Es stimmte, dass kein Wurmreiter, der etwas auf sich hielt, seine Ohrenschlange gefährdete. Es kamen zur Zähmung ohnehin nur die Männchen in Frage, denn die Weibchen waren noch größer und konnten überhaupt nicht mehr auf dem Boden landen.
Es gab stets ein paar halbwilde Weibchen, die als Küken aus dem Nest gestohlen und die zwei Jahre bis zur Selbstständigkeit aus der Hand gefüttert wurden, um sie zu prägen und später zur Zucht zu verwenden. Das bedeutete, dass ein Permine wenigstens halbwegs hoffen konnte, mit dem Leben davonzukommen, wenn er nach einer schweißtreibenden Kletterpartie ein geschlüpftes männliches Küken – zum Glück leicht an seinem weißen Flaumschopf zu erkennen – aus dem Nestbeutel stahl.
Die meisten handgezogenen Weibchen duldeten Perminen in ihrer Nähe. Allerdings musste der Diebstahl heimlich und mit Tricks vonstatten gehen, denn die gezähmten Ohrenschlangen kannten keine Gnade gegenüber demjenigen, der ihren Jungen zu nah auf den Leib rückte.
Der Permine zog das so gestohlene Reptilküken mit der Hand auf und ließ es nie aus den Augen; es durfte sogar bei ihm schlafen. So entstand eine lebenslange Prägung des Flugwurms auf seinen künftigen Reiter, und er duldete ihn später auf seinem Rücken, anstatt ihn zu fressen.
Es war ein großer Aufwand, denn es vergingen Jahre, bis ein Flugwurm überhaupt stark genug war, Lasten zu tragen, und seine Flugkünste sich zur Meisterschaft entwickelten. Erst wenn ihm die großen, bei allen gleichfarbig blau schillernden Federn an den Seiten des Kopfes wuchsen, die aufgestellt wie zwei kleine Flügel aussahen und ihm den Namen Ohrenschlange verliehen, war ein Flugwurm fertig ausgebildet und bereit für den Krieg.
Die Perminen führten praktisch immer Krieg: Azzati gegen Orichi, Kaggetti gegen Hanichi, jeder gegen jeden.
Es galt, neuen Platz zu erobern, nicht nur eine halbe Terrasse, sondern noch eine darüber oder darunter. Und man stahl sich gegenseitig die kostbaren Würmer ... und die Männer.
In der matriarchalischen Gesellschaft der Perminen schätzten die Frauen mehrere Ehemänner, damit die Felder gut bestellt wurden und das Vieh versorgt, damit die gezähmten Flugwürmer an Zahl zunahmen. Die Frauen waren hauptsächlich Jägerinnen. Im Krieg kämpften sie zu Fuß, töteten ihre Feindinnen – das schwächte den Stamm, denn so gab es weniger Nachkommen – und brachten die Männer als Trophäen und zugleich Verstärkung mit nach Hause. Entsprechend gnadenlos und heftig waren die Kämpfe, denn stets ging es um das Überleben eines gesamten Stammes.
»Sein Handeln ist unverantwortlich, das habe ich schon immer gesagt!«, ereiferte sich Dagdato Klek. »Er ist unfähig, in einer Schar zu kämpfen! Immer geht er unnötige Risiken ein, übertreibt stets, ohne Rücksicht auf seine Gefährten oder sogar seinen Wurm. Ich sage dir, Rupe Cormaron, ehrenwerter Meister, das war das letzte Vergehen, das er sich geleistet hat. Keiner von uns will ihn mehr in seiner Schar haben, keiner will ihn mehr als Bomber begleiten.«
Emboy Wogelkem traute seinen Ohren nicht und stellte sie steil nach oben. Seine Ohren waren lang und spitz, mit dunklen Büscheln an den Enden.
»Ich bin der beste Reiter, den ihr habt!«, rief er. »Und meine Steine verfehlen nie ihr Ziel!«
»Das nützt uns nichts, wenn du auf dem Weg zum Ziel uns alle aus dem Weg räumst«, erwiderte der ältere Anführer. »Der Krieg besteht nicht nur aus blindwütigem Vorwärtsstürmen, sondern vor allem aus Strategie und Überlegung. Du hast bisher nichts als Glück gehabt, darauf brauchst du dir nichts einzubilden. Wir wollen mit dir nichts mehr zu tun haben.«
Emboy starrte fassungslos in die ablehnenden Gesichter seiner Kameraden. »Das ... das ist nicht euer Ernst«, stotterte er. »Ihr braucht mich – und Gurru, er ist der stärkste Bomber! Ohne uns beide könnt ihr die Orichi nie besiegen, das wisst ihr genau!«
Aber seine Kameraden wandten sich ab und gingen.
»Meister?«, Emboy blickte seinen Lehrer flehend an. »Was soll das bedeuten, Meister?«
Rupe Cormaron schüttelte den Kopf. »Diesmal bist du einfach zu weit gegangen, Emboy«, sagte er ernst. »Du bist immer noch derselbe gedanken- und rücksichtslose junge Heißsporn wie zu Beginn deiner Ausbildung. Hast du gar nichts gelernt? Hältst du meine Lehren für so überflüssig?«
Emboys Ohren sanken hinunter, die Büschel zitterten. »Nein, Meister«, sagte er zerknirscht. »Aber du kannst nicht von mir verlangen, dass ich dem Kampf fernbleibe. Das wäre gleichbedeutend mit einer Verbannung.«
»Vor allem würde Rani Kecko sich sofort von dir scheiden lassen, nicht wahr?«, meinte der Meister spöttisch. »Es war schwer genug, das Herz einer fast zehn Jahre älteren Frau zu erobern, aber so weit reicht keine Liebe, wenngleich deine Kräfte schier unerschöpflich sein mögen.«
Rupe legte Emboy eine Hand auf die Schulter; der junge Permine war um einen ganzen Kopf kleiner als der Ältere. Der alte Lehrmeister war der Größte seines Volkes, der älteste lebende Wurmreiter, nach wie vor kampfgestählt und unbesiegt. Nur an seinen allmählich grau werdenden Haaren erkannte man sein Alter. Sein Name war selbst bei den anderen Stämmen Legende, und immer wieder versuchten viele Stammesmütter, ihn zu entführen, um sein Stammblut auf ihre Nachkommen zu übertragen. Rupe war einer der wenigen Männer, die es vorzogen, allein zu leben; er hatte nur einmal geheiratet und war seit Jahrzehnten geschieden.
»Junge, du bist mit ganz besonderen Talenten ausgestattet«, sagte er voller Bedauern. »Du hättest mein würdiger Nachfolger werden können, denn allmählich werde ich alt. Ich war froh, dass ich zu dieser Zeit einen Schüler mit so außergewöhnlichen Fähigkeiten wie dich bekam. Du hättest die Azzati wirklich gegen die Orichi zum Sieg führen können. Aber dazu müsstest du längst viel beherrschter und besonnener sein, du müsstest vor allem deinen Verstand einsetzen. Du bist zwanzig Jahre alt und solltest erwachsen sein. Du hast die Hauptmutter geheiratet und dadurch eine hohe Stellung errungen, aber du musst dich ihrer würdig erweisen. Wenn Rani erfährt, was du dir heute geleistet hast und dass keiner mehr mit dir fliegen will, wird sie nicht lange ruhig bleiben. So gut dein Stammblut auch sein mag – wenn du nicht über Vernunft verfügst, hast du verspielt.«
»Aber ich muss reiten«, flüsterte Emboy. »Ich kann nicht anders. Ihr dürft mir das nicht nehmen, bitte. Und Gurru ... was würde dann aus ihm? Wir sind zehn Jahre lang miteinander aufgewachsen, nur wir beide zusammen ergeben ein Ganzes. Gib mir noch eine Chance, Meister, ich flehe dich an. Rede mit den anderen. Ich bin stolz, ein Azzati zu sein, ich will den Stamm zum Sieg führen. Ich werde Dagdatos Befehle nicht mehr missachten.«
Rupe Cormaron furchte die Stirn. »Ich werde sehen, was ich tun kann, Junge. Vielleicht kann ich sie noch einmal überreden. Und du geh inzwischen in dich und werde vor allem bescheidener.«
*