Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2185
Souverän der Vernunft
Krieg gegen das legendäre Reich der Güte – die JOURNEE steckt im Chaos fest
von Uwe Anton
An drei ganz unterschiedlichen Stellen sind zur aktuellen Handlungszeit – man schreibt den Mai 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – Menschen von der Erde in kosmische Ereignisse verwickelt, die ursächlich mit dem Thema Thoregon zusammenhängen. So operiert beispielsweise das Hantelraumschiff SOL mit seiner Besatzung unter dem Kommando des Arkoniden Atlan im so genannten Ersten Thoregon, einer Art Miniatur-Universum.
Kampfraumschiffe der Terraner, Arkoniden und Posbis haben zur selben Zeit in der Galaxis Tradom einen Brückenkopf errichtet, fast vierhundert Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Die Überwindung dieser unglaublichen Distanz war nur möglich, weil die Verbündeten es schafften, das Sternenfenster in ihre Hand zu bekommen. Dieses Medium erlaubt die Reise über ungeheure Strecken in Nullzeit, und es wurde ursprünglich errichtet, weil das Reich Tradom die Milchstraße erobern wollte.
Nach einer Zeitreise in die Vergangenheit ist Perry Rhodan mit seinem Flaggschiff LEIF ERIKSSON mittlerweile wieder in der Gegenwart eingetroffen. Der Terraner will endlich wieder zur Offensive übergehen. Da wird eine Funksonde geborgen, die offensichtlich 160.000 Jahre alt ist.
Die Funksonde enthält wertvolle Informationen, die Hinweise geben auf den SOUVERÄN DER VERNUNFT ...
Perry Rhodan – Der Terraner lässt das Logbuch der JOURNEE nach 160.000 Jahren entschlüsseln.
Zim November – Der junge Emotionaut muss in der Vergangenheit der Galaxis Tradom große Verantwortung übernehmen.
Raye Corona – Die Tefroderin glaubt an die immer währende Liebe.
Jo Vampuce – Der Eltane kämpft als Verkünder um das Überleben seines Volkes.
12. Mai 1312 NGZ
Der kleine schwarze Kasten war uralt. Er wurde von einem schwach flimmernden Stasisfeld umschlossen, das möglichst alle Umwelteinflüsse von dem Quader fern halten sollte.
Der eigentliche Datenspeicher, der das Logbuch der JOURNEE enthält, dachte Perry Rhodan. Er hatte schon viele Artefakte gesehen, die teilweise wesentlich älter gewesen waren, doch er glaubte, das Alter zu spüren, das an dem Quader nagte. Kurz bildete er sich ein, dass die Last der Jahrtausende sogar überlichtschnelle Impulse, mit denen Signale und Informationen übermittelt wurden, einfach lichtschnell oder sogar noch langsamer werden, träge dahintreiben statt schnell fließen ließ.
Die Vorstellung war natürlich absurd, aber das Logbuch, das ein Team von Archäologen, Restauratoren und Mikrotechnikern ausgebaut und behutsam instand gesetzt hatten, war wirklich alt.
Der Terranische Resident ließ den Blick durch die wissenschaftliche Abteilung der LEIF ERIKSSON gleiten und nickte Max-Miani Moh-Ril zu. Der Archäologe vom Planeten Cullen-Coc erinnerte ihn mit seinen lediglich 1,52 Metern Körpergröße und dem Gewicht von 36 Kilo eher an einen Eltanen als an die Terraner, die den Großteil der Besatzung des Flaggschiffs bildeten.
Moh-Rils fachliche Qualifikation stand zwar außer Frage, doch Rhodan wunderte sich trotzdem, warum Humphrey Parrot ihm diesen großen Auftritt überließ und sich vornehm im Hintergrund hielt. Der Chefwissenschaftler der LFT hatte gemeinsam mit seinem Assistenten Sackx Prakma die Untersuchungen der Sonde geleitet. Er galt als Exzentriker, der von sich überzeugt war und sein Licht nicht unter den Scheffel stellte.
Vielleicht, weil er bezweifelt, dass es ihm gelingen wird, das Logbuch zu dekodieren? Andererseits entsprach das nicht dem Wesen des Chefwissenschaftlers. Sosehr er es genoss, Ruhm einzuheimsen, sosehr widerstrebte es ihm, die Verantwortung auf andere abzuwälzen.
Eine Spur von Zweifel blieb in Rhodan zurück.
Außerdem galt der Cocer mit der hohen Stirn und dem hellblonden, dünnen Haar eher als Allrounder denn als Spezialist. Es gab in der gesamten Liga wohl kaum einen Wissenschaftler, der sich auf die Entschlüsselung von Nachrichten spezialisiert hatte, die in 160.000 Jahre alten Sonden verborgen waren. Und die Sonde, die Styver Sean Martinez und Dayne Voile im Sektor Roanna entdeckt hatten, hatte ungefähr dieses Alter.
»Wir sind uns mittlerweile sicher, dass es sich um das Logbuch der JOURNEE handelt.« Der Chef des Teams, das sich seit ihrer Bergung um die Sonde gekümmert hatte, räusperte sich kurz. »Und wir gehen davon aus, dass wir jetzt Ergebnisse erzielen und es dekodieren können.«
»Wir haben nur einen Versuch.« Rhodan spürte fast körperlich die Anspannung, die auf ihm lag. Die Muskulatur in seinen Schultern schien sich zu kleinen Kugeln zusammenzuziehen, die unablässig Schmerzen in den gesamten Körper ausstrahlten. Der Resident befürchtete, in ein paar Augenblicken Hals und Kopf nicht mehr bewegen zu können.
Falls es sich wirklich um eine Nachricht der Besatzung der JOURNEE handelte, hatte sie eventuell ausschlaggebende Bedeutung für den Ausgang des Konflikts mit dem Reich Tradom. Die in der Sonde enthaltenen Informationen konnten über Krieg oder Frieden, über Niederlage oder Sieg, ja über Untergang oder Überleben der Menschheit entscheiden.
Rhodan mochte gar nicht daran denken, dass diese wichtigen Daten tatsächlich verloren gehen konnten. Er fragte sich, in welchem Zustand die Sonde diese 160 Jahrtausende überstanden hatte. Dann nickte er.
Der Cullen-Cocer hob die Hand.
Das ist der entscheidende Moment, dachte Rhodan.
Und vor seinen Augen zerfiel der kleine schwarze Quader trotz des schützenden Stasisfelds praktisch zu Staub.
*
Das Metall wahrscheinlich eltanischer Herkunft löste sich auf. Wo es zuvor noch schwach geschimmert hatte, trieben nun grauschwarze Flocken in der Schwerelosigkeit auseinander.
Der Erste Terraner spürte, wie eine kalte Hand nach ihm griff. Sein Magen zog sich zu einem kleinen Klumpen zusammen.
Aber dann sah er Moh-Ril ins Gesicht. Der Cullen-Cocer grinste breit.
Rhodan atmete erleichtert auf. Der Archäologe hatte von Ergebnissen gesprochen. Das Material interessierte ihn in diesem Fall nicht. Wichtig war nicht die Sonde selbst oder ihr technisches Innenleben, sondern das, was sie erhielt.
»Wir haben ein Signal empfangen«, bestätigte Moh-Ril. »Einen gerafften Funkimpuls, der den Inhalt des Logbuchs enthielt!«
»Sämtliche Daten?«
Moh-Ril rief ein Holo auf und arbeitete konzentriert an seinem Syntron-Terminal. »Kann ich noch nicht sagen. Aber es sind jedenfalls eine Menge Daten. Der Syntron wertet sie gerade aus. Auf jeden Fall haben wir hier eine Audio-Datei ...«
Im nächsten Augenblick erklang eine Stimme in der archäologischen Sektion. »Ich kann nichts mehr fühlen ... als wäre sie nicht mehr vorhanden!«
Rhodan fuhr ein kalter Schauer über den Rücken.
Er kannte diese Stimme. Er kannte sie sehr gut, hatte sie noch vor wenigen Tagen vernommen.
Vor einhundertsechzigtausend Jahren, dachte er dann.
Es war die Stimme des Expeditionsleiters und Piloten der JOURNEE in Personalunion.
Die Stimme eines Emotionauten.
Zim Novembers Stimme.
Vergangenheit
Zim November
»Ich kann nichts mehr fühlen ... als wäre sie nicht mehr vorhanden! Meine Arme und Beine sind wie abgestorben. Mit meinen Sinnen ist es genauso: Ich bin blind und taub.
Sie reagiert nicht mehr auf meine Gedankenimpulse. Ich kann die JOURNEE nicht mehr fühlen.
Es ist vorbei. Diese Schmerzen, die Kälte und Leere ... alles ist Vergangenheit. Es gibt sie nicht mehr. Ich habe sie sterben sehen, und trotzdem weiß ich nicht, was geschehen ist.
Das Chaos um mich ist ebenfalls Vergangenheit. Die Zeit hat ihren Rhythmus wiedergefunden. Die mir bekannte Ordnung gibt mir das Gefühl, wieder zu existieren. Um mich herum beginnt die Normalität. Haben wir es geschafft, oder ist das der Anfang vom Ende?«
Zim November atmete tief ein und beendete den Logbucheintrag. »Zwei Wochen«, murmelte er. Die Daten und Schadensmeldungen schwirrten noch immer in seinem Kopf. Es war schier unglaublich, was er Tag für Tag verarbeiten musste. »Nach zwei Wochen harter Arbeit können wir nun die Funkempfänger wieder in Betrieb nehmen ... falls wir Glück haben!«
Raye Corona legte ihm tröstend die Hand auf den Arm. »Wir werden es schaffen. Du wirst schon bald wieder auf die Systeme der JOURNEE zugreifen können!«
»Aber dann wird es zu spät sein. Wir sind mindestens 100.000 Lichtjahre von Queigat entfernt! Und die LEIF ...« Zim verstummte und warf einen Blick auf eins der wenigen Holos in der Zentrale der JOURNEE, die noch – oder wieder – funktionierten.
Das Holo zeigte eine Schmerzwechte, die ganz in der Nähe des Spürkreuzers trieb. Vor vierzehn Tagen hatten Zim November und seine Crew im System Queigat das Ende VAIAS beobachtet. Dabei waren sie durch die Wechte, die durch die Zersplitterung der Superintelligenz entstanden war, wie mit einem Transmitter ins Halo von Tradom versetzt worden. Diese Wechte gehörte zu jenen etwa zehn Prozent, die bei der Explosion des Kristallisationskerns spontan transitiert waren.
Auf der einen Seite scheinbar riesiges Pech, dachte Zim, anders betrachtet jedoch eine höchst glückliche Fügung, denn ohne die Transition durch die Wechte wären wir vermutlich allesamt bei Queigat umgekommen.
»Und die LEIF wird irgendwann in die Gegenwart zurückkehren«, nahm Zim den Faden wieder auf. »Falls sie das nicht schon längst getan hat. So oder so, wir werden sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Die JOURNEE hat schwere Schäden erlitten. Die Antriebssysteme sind noch immer unbrauchbar, keines der Beiboote ist einsatztauglich, der Syntron verfügt über gerade einmal dreißig Prozent seiner Leistung. Wir werden es nicht schaffen!«
Die fünfzehn Toten, die die Crew der JOURNEE zu beklagen hatte, wollte er nicht erwähnen. Der Gedanke an sie war zu schmerzlich.
»Wir haben Fortschritte gemacht!«, sagte Raye. »Die Hyperempfänger funktionieren bald wieder, und die Antriebe lassen sich vermutlich ebenfalls wiederherstellen.«
»In frühestens zwei Wochen!«, entgegnete Zim heftig. »Und die Empfänger helfen uns nicht weiter! Selbst wenn die LEIF oder ein Beiboot nach uns suchen und zufällig in unserer Nähe sein sollten ... wir müssten die Hypersender wieder in Betrieb nehmen können, um unsere genaue Position mitzuteilen!«
Raye Corona seufzte. »Du hast ja Recht. Aber ...« Sie verstummte hilflos.
»Und in unmittelbarer Nähe befinden sich weder eine Sonne noch ein Planet! Es ist aussichtslos. Wir werden in dieser Zeit gefangen bleiben, Raye. Gefangen im Jahr 155.081 vor Christi Geburt!« Zim hob die Hand. »Jetzt kann ich mir vorstellen, welcher Druck auf Perry lastet, wenn er im Konflikt um Tradom Entscheidungen treffen muss. Und ich kann nicht einmal Entscheidungen treffen! Ich kann nur abwarten ...«
»Zim, wir haben überlebt, und daraus müssen wir das Beste machen.«
Der Emotionaut sah der jungen Tefroderin in die Augen. Er glaubte, in ihnen etwas anderes zu sehen, als ihre Worte sagten: Angst und Trauer. Sie hat es auch miterlebt, dachte er. Den Tod einer Superintelligenz. Ihre Zersplitterung in Tausende Fragmente.
»Ja, sicher, aber ...« Seine Hilflosigkeit drohte ihn zu überwältigen, und er verstummte.
»Achtung«, sagte Cita Aringa. Die plophosische Chefin der Abteilung Funk und Ortung stand an ihrer notdürftig reparierten Konsole und las Displays ab. Sie hob die Hand.
Diese Meldung war eher untypisch für sie, doch Zim konnte ihre Erregung verstehen. Nach vierzehn Tagen war das der erste Durchbruch, den sie in dem Wrack erzielten. Denn etwas anderes war die JOURNEE nicht mehr.
Cita senkte die Hand wieder, und plötzlich schwirrten Stimmen durch die Zentrale. Das Geräusch eingehender Funksprüche wirkte nach zwei Wochen ungewohnt und fremd, fast störend. Binnen weniger Sekunden schwoll es zu einem Orkan der Dissonanz an, der Zim fortzuspülen drohte.
»... werden angegriffen ...«
»... helft uns! So helft uns doch!«
»... sämtliche verfügbaren Einheiten sind ...«
»Cita!«
Die Plophoserin dämpfte die Lautstärke. »Es ... es sind Millionen von Hilferufen! Von Hilferufen und Schreckensmeldungen ... Und das, obwohl wir hier im Halo fernab vom Schuss sind!«
»Syntronikauswertung!«
Es dauerte eine Weile; die Kapazitäten des Bordrechners waren noch immer begrenzt. Von Sekunde zu Sekunde schien die Ortungschefin bleicher zu werden.
»Auswertung beendet«, meldete sie schließlich.
Zim betrachtete die Daten, die in dem Holo erschienen, das zuvor die Schmerzwechte gezeigt hatte, und erbleichte ebenfalls.
Zum ersten Mal wurde ihm wirklich bewusst, was hier in Tradom geschah.
Zum ersten Mal erkannte er das ganze Ausmaß des Krieges in dieser Galaxis.
*
»Anscheinend sind den Valentern Hunderttausende von AGLAZAREN in die Hände gefallen«, sagte der junge Emotionaut. »Eine konkrete Zahl lässt sich mit unseren Mitteln noch nicht feststellen. Jedenfalls stehen auf der Seite der Katamare unglaubliche Mengen von Valenter-Schiffen. Und sie alle führen einen reinen Vernichtungskrieg gegen die Reste der Thatrix-Kultur!«
»Und werden ihn gewinnen!«, fasste Coa Sebastian zusammen. Sie strahlte zwar selbst jetzt noch diese unerschütterliche Ruhe aus, die sie für den Posten als Kommandantin auszeichnete, doch die Erschütterung war ihr anzumerken.
Mit jeder Nachricht, die in der Zentrale eintraf, wurde Zim die Situation der JOURNEE deutlicher bewusst. Alles in ihm drängte danach, etwas zu unternehmen, aber sie waren zur Untätigkeit verdammt.
Zim atmete tief durch. Was können wir tun? Er hatte genauso wenig eine Antwort darauf wie die anderen, die an der eilends einberufenen Konferenz teilnahmen. »Bruno, können wir die Reparatur der Triebwerke beschleunigen?«
Der 41 Jahre alte Bruno Thomkin schüttelte den Kopf. »Negativ. Schon längst arbeiten die Bordwerkstätten vierundzwanzig Stunden am Tag. Aber es wird trotzdem noch mindestens vierzehn Tage dauern, bis ...«
»Und wenn alle Besatzungsmitglieder rund um die Uhr arbeiten? Wenn wir uns mit Medikamenten auf den Beinen halten?«
»Und dann?«, warf Raye ein. »Wir werden zusammenbrechen, bevor die Triebwerke wieder funktionieren.«
Zim sah die Frau an, die er liebte. Ich weiß, dachte er. Aber ich habe geschworen, dich zu beschützen. Und nun das ...
Bruno Thomkin galt als ausgesprochen fähig. Wenn er von 14 Tagen sprach, würde es auf keinen Fall schneller gehen.
Noch einmal 14 Tage!
Eine Ewigkeit hier im Nirgendwo, ohne Funkkontakt zur LEIF ERIKSSON. Und mit jedem Tag, der verstrich, wurde die Aussicht geringer, das Mutterschiff zu erreichen, bevor es in die Gegenwart zurückkehrte. Zwar wusste niemand an Bord der JOURNEE, wie es um die LEIF stand und ob die Zeitmaschine der TEFANI für die Rückversetzung repariert werden konnte, doch sie mussten vom für sie schlimmsten Fall ausgehen.
Zim wurde klar, dass die Einschätzung des Chefs der Technik an Bord mehr als nur realistisch war. Er wusste genau, wie angeschlagen die JOURNEE, wie hilflos ihre Besatzung war. Er war ihr Emotionaut, und er konnte das Schiff nicht mehr spüren.
Ein tiefes Grollen rollte durch die Zentrale. Zim blickte auf und ihm wurde klar, dass es sich um ein Räuspern von Grek-665½ handelte. Den Maahk hatten sie – genau wie Raye Corona – von ihrer Reise nach Andromeda mit in die Milchstraße zurückgebracht.
Und von der Milchstraße nach Tradom und schließlich in die Vergangenheit.
»Wir müssen davon ausgehen«, begann der Wasserstoffatmer, »dass wir den Abflug der LEIF ERIKSSON in die Gegenwart verpassen werden. Alles andere wäre unlogisch.«
Zim zuckte zusammen. Greks Worte machten ihm erneut bewusst, worauf es hinauslaufen würde.
Er sah Raye an. Sie wich seinem Blick aus.
Wir werden in der Vergangenheit zurückbleiben!, dachte er.
»Noch ist nicht das letzte Wort gesprochen! Ich werde jetzt die Aufsicht über die Reparaturen der Triebwerke übernehmen.«
Zim fuhr hoch. Bruno Thomkin, der Lunageborene, sagte nie viel, aber er gab ihnen allen die Hoffnung zurück, es doch noch rechtzeitig zu schaffen.
Der junge Emotionaut lächelte schwach. »Machen wir uns wieder an die Arbeit!«
Die anderen erhoben sich und verließen die Zentrale, sofern sie nicht wie Coa Sebastian hier eingesetzt waren.
»Grek!«
Der Maahk drehte sich zu Zim um.
»Schraub deine Vorliebe für Logik und Datenanalyse bitte etwas zurück. Ich möchte vermeiden, dass es zu einer Panik unter den Leuten kommt. Wir müssen versuchen, die JOURNEE so schnell wie möglich wieder flugfähig zu machen.«
»Zurückschrauben?«
»Bitte halte dich mit Äußerungen über unsere Chancen zurück, in die Gegenwart zurückzukehren. Die Besatzung braucht einen freien Kopf für die anstehenden Arbeiten.«
Zim glaubte zu erkennen, dass Grek schluckte. Sein LemSim hätte ihm eine solche gefühlsmäßige Reaktion durchaus ermöglicht.
»Ich bin aufgewühlt und muss mich sammeln. Ich werde in meine Kabine gehen und bei Lasky Batys Klängen meditieren. Das wird mir dabei helfen, mich zurückzuschrauben.« Der Methanatmer drehte sich um und verließ die Zentrale.
Zim lächelte schwach. Der LemSim machte aus dem Logiker, der der Maahk zuvor gewesen war, ein Geschöpf mit zumindest simulierten Gefühlen. Grek ging einigen Besatzungsmitgliedern der JOURNEE auf den Nerv, weil diese für ihn völlig neue Erfahrung ihn mitunter einfach überforderte.
Zim war trotzdem froh, dass er an Bord war. Er vermittelte auf eine gewisse Weise eine Art Sicherheit, die einer Konstante, wenngleich diese trügerisch war.
Zim war klar, dass auch jede Hoffnung auf eine rechtzeitige Rückkehr zur TEFANI mit der Zeitmaschine trügerisch, wenn nicht sogar aussichtslos war. Sie konnten nicht einmal sagen, ob der Eltanenraumer und die LEIF die in Tradom tobenden Kämpfe bislang heil überstanden hatten!
Aber was blieb ihnen sonst – außer Hoffnung?
Zim November
»Ich rate dringend davon ab. Die Triebwerke haben noch nicht genügend Leistung, um uns zur LEIF zu bringen. Sie können diese Distanz nicht bewältigen.« Um Bruno Thomkins Augen lagen tiefe Schatten.