Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2487
Die String-Legaten
Der Kosmitter und der Kybernetiker – sie stoßen ins Zentrum der Nadel vor
Christian Montillon
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung.
Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.
Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören. Hinzu kommen erste Erfolge im Angriff: die Zerstörung von CRULT etwa oder das Vordringen nach Hangay.
Allerdings ist für das Gros der Einsatzkräfte der Weg in diese Galaxis versperrt: Eine Art Verwirbelung zwischen der normalen Physik des Universums und der chaotischen Negasphären-Physik bildet einen undurchdringlichen Grenzwall. Dank der Parapositronik ESCHER gelangen Perry Rhodan, die JULES VERNE und CHEOS-TAI sowie die Flotte der Friedensfahrer allerdings doch ins Innere Hangays. Aber ESCHER gerät unter erheblichen Druck – neue Feinde tauchen auf, DIE STRING-LEGATEN …
Dr. Laurence Savoire – Der Erste Kybernetiker muss mehrere Einsätze außerhalb ESCHERS durchführen.
Isokrain – Der Kosmitter nutzt seine besonderen Fähigkeiten.
Unkaruch – Der Awour im Rang eines Kalbaron trägt für die Unversehrtheit von GLOIN TRAITOR die Verantwortung.
Aus ESCHERS Matrix:
Legenden der T-Prognostiker
Im Zentrum der Nadel strömt der Elementar-Quintadimtrafer durch einen doppelt gewundenen Strang. Er wandelt geordneten Raum in das Chaos einer Negasphäre.
Kosmokratendiener und Chaotarchensklaven besingen ihn seit Ewigkeiten: Ordnung und Chaos, tönt die dumpfe Melodie durch das Multiversum, schwingt von Sterneninsel zu Sterneninsel und bringt die Große Leere zum Vibrieren. Das Universum und die Schöpfung. Elementare Prinzipien vereinen sich und stoßen sich ab, und die Lieder singen von den Urkräften: Aus der Ewigkeit, in die Ewigkeit, gewunden in sich selbst.
Der Genetische Kode des Universums samt seiner Kosmogene schimmert ebenso im Hintergrund wie das Vibra-Psi aller Negasphären des Multiversums. Beide Seiten kennen, fürchten und verehren das GESETZ, das hinter allem steht: Wer hat das GESETZ initiiert, und was bewirkt es?
Vielleicht begann einst alles im Elementar-Quintadimtrafer.
Vielleicht endet dort alles Sein, wenn sämtliche Sterne erlöschen.
Vielleicht besingen es auch nur die Lieder und verleihen Bedeutung, die in Wahrheit gar nicht existiert, wie es Mythen zu allen Zeiten zu eigen ist.
Vielleicht sind ohnehin alle Informationen längst vollständig der Wirklichkeit entrückt und zu Poesie geworden.
Wir sind Teil der Hyperdim-Matrix, und wir rechnen, doch wir finden keine Antwort.
Es ist der 24. Oktober 1347, 23:59:11 Uhr.
Prolog:
Die Schlinge zieht sich zu
Unkaruch hatte unter seinesgleichen als Ehrenwerter gegolten, aber sein Volk zugunsten des Kolonnen-Rangs eines Kalbaron und der außergewöhnlichen ihm angebotenen Funktionsstelle aufgegeben. Manchmal fragte sich der Awour, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, mit all den vielen Gebräuchen seiner Art zu brechen.
Er hasste es, dass sich seine Hände ständig bewegten, er verachtete sich sogar dafür. Doch die Finger streckten und bogen sich, rieben unentwegt aneinander, und wenn ihn Unruhe quälte, verstärkte es sich noch.
Und er war unruhig – unruhiger als jemals zuvor in seinem Leben.
Sicherheitschef von GLOIN TRAITOR – wie stolz er stets auf dieses Amt gewesen war. Ebenso sehr, wie er es nun verfluchte.
Gewiss, er hatte es weiter gebracht als je ein Awour vor ihm. Er war bedeutender als sämtliche Väter und deren Väter in Hunderten Generationen. Aber in diesem Moment saß sein Kopf lose auf den Schultern, denn er hatte Besuch erhalten von einem Wesen, das in der Hierarchie der Terminalen Kolonne noch weit über ihm stand.
»Unkaruch.«
Die dumpfe Stimme der Kreatur, die seit etwas mehr als einer Minute in seinen Privaträumen weilte, drang in jeden Winkel seines Bewusstseins.
»Kalbaron Unkaruch.«
Das Etwas vor ihm trug weite Flügel auf dem Rücken, dessen war sich Unkaruch sicher, obwohl er weder diese noch irgendeine andere Körperstelle des Terminalen Herolds fixieren konnte.
»Sicherheitschef Unkaruch.«
Warum wiederholte der Herold wieder und wieder seinen Namen? Angst kroch durch seinen Verstand, wand sich darin wie nackte, klebrige Würmer. Jede einzelne Nervenbahn schien zu entflammen, und zum ersten Mal seit Ewigkeiten bewegte sich Unkaruch nicht – so als gebe es die Implantate in seinem Leib nicht, die verhinderten, dass er jemals stillstand.
Er tat etwas, was schlicht unmöglich war.
Oder versagten die Implantate in der Gegenwart des Terminalen Herolds und seiner drei nebelartigen Begleiter, die ihn umschwirrten?
Legte der psionische Einfluss dieser mächtigen Wesen sie lahm?
Oder war Unkaruch längst tot?
Fraß der Herold seine Seele aus dem verendeten Leib, wie es die Gerüchte berichteten? Kalbaron Unkaruch hatte das stets für eine Legende gehalten, für hemmungslose Übertreibung – aber er hatte auch noch nie einem verärgerten Herold gegenüberstehen und dessen wahre Macht spüren müssen.
Die roten Nebel der drei Kolonnen-Motivatoren glommen düster; einzelne Schwaden – Schwaden?, dachte Unkaruch, Nein, es sind Tentakel aus Fleisch und Blut – näherten sich ihm, und die Angst im Inneren seiner Seele gebar Panik.
Sein Schädel juckte, die Haut spannte sich über den Knochen. Ihm war, als wolle sie reißen, als wollten die Augen aus den Höhlen springen, um nie wieder etwas sehen zu müssen.
Der Terminale Herold schlug mit den Flügeln. Ein eisiger Hauch streifte Unkaruch.
Die Nebel zerfaserten an den Rändern, und aus dem bislang dichten Rot schälten sich die Konturen zweier Duale.
Zu sechst, dachte Unkaruch. Sie sind nicht nur zu viert gekommen, sondern zu sechst, um Gericht über mich zu halten, weil ich versagt habe.
Es wurde ernst, ernster als je zuvor, aber noch war es nicht zu spät.
Als seine Hände die unablässigen Bewegungen wieder aufnahmen, kam es Unkaruch vor wie ein Segen. Wie schön, etwas Vertrautes zu fühlen.
»Ihr fordert Rechenschaft. Ich will sie euch gerne geben. Noch kann ich keine genaue Analyse liefern, aber es steht fest, dass es einen Angriff auf das technologische Herz von GLOIN TRAITOR gab.«
»Auf den Elementar-Quintadimtrafer.« Die mächtige, seelenlose Stimme des Terminalen Herolds klang irgendwo aus dem Nicht-Leib, aus dem Herzen der Flügel. »Und du trägst daran die Schuld, Kalbaron. Vielleicht war es ein Fehler, dir diesen hohen Rang zu verleihen.«
»Ich habe sämtliche zur Verfügung stehenden Kräfte auf diesen undenkbaren Vorfall angesetzt«, verteidigte sich Unkaruch in dem Bewusstsein, dass jedes seiner Worte vergeblich war. Wenn der Herold sein Urteil bereits gefällt hatte, gab es nichts, was ihn umstimmen konnte. »Heerscharen von Ganschkaren, Awour und anderen Kolonnen-Völkern drehen auf meine Anweisung hin jedes Partikel um, das in der Nadel des Chaos auch nur ansatzweise mit dem Anschlag auf den Trafer in Beziehung stehen könnte.«
Für einen Augenblick glaubte Unkaruch, die Gestalt des Herolds genauer erfassen zu können; die fasrige Unwirklichkeit wich dem Eindruck erhabener, geradezu ätherischer Schönheit und der Ahnung eines engelsgleichen Gesichts voller Anmut, in dessen hellen Augen Hass und Zorn loderten, die jeden Hauch von Freude und Glück unter sich zermalmten. Dann war da wieder jene wabernde Unwirklichkeit, als sei der Herold immer noch Teil jenes proto-chaotischen Universums, aus dem er einst entstiegen war wie jeder Einzelne seines Volkes.
Unkaruch senkte den Blick. Das Metall des Bodens rund um den Herold war von einer stumpfweißen Eisschicht überzogen.
Mühsam beherrscht hob der Sicherheitschef wieder den Kopf und sah sich umgeben von den dampfend roten Nebeln der Kolonnen-Motivatoren. Ihm war, als atme etwas zwischen den Schwaden. Was über seine Haut streifte, war schiere Furcht.
»Nun sag mir, was genau geschehen ist«, verlangte der Herold. »Wage es zu lügen, und …« Er brach ab, doch ein leises Knacken lenkte Unkaruchs Aufmerksamkeit zurück auf den Boden.
Die Eisschicht kroch auf ihn zu. Kaum hörbar zerplatzte das Metall. Ein haarfeiner Riss verästelte sich zu einem Baum voll bizarrer Schönheit.
GLOIN TRAITORS Sicherheitschef wiegte den Kopf, lenkte sämtliche kinetische Energie in den Oberkörper. Nicht zurückweichen!, befahl er sich. Keinen einzigen Schritt!
»Der Zwischenfall ist von Sektor 685943-Qw ausgegangen. Dieser Sektor bestand bis zur Vernichtung der Räumlichkeiten aus einigen Automatfabriken und einem Schwerpunkt-Wohnzentrum der T-Prognostiker. Mehr existierte dort nicht. Die Fabriken sind außer Kontrolle geraten und haben offenbar aufgrund einer Fehlsteuerung eine Walze der Vernichtung in Gang gesetzt. Solche Zwischenfälle ereignen sich alle paar Jahrhunderte in einem Gigantgebilde wie GLOIN TRAITOR auf die eine oder andere Weise.«
Einer der Duale, die bislang stumm und reglos geblieben waren, klapperte mit einem grellroten Schnabel, während in seinem zweiten Schädel wulstige Hornlippen weit auseinanderklafften und einen grell sirrenden Ton ausstießen. Fünf Augen weiteten sich – drei echsenhaft schmale und zwei von der Schwärze eines Teiches bei Nacht.
»Was glaubst du«, tönten zwei Stimmen gleichzeitig, »wer wir sind, dass du uns über die Natur der Dinge in der Nadel des Chaos aufklären willst?«
»Verzeiht mir!« Unkaruchs Füße zuckten rückwärts. »Erlaubt, dass ich zur Sache komme. Der verdeckte Angriff auf den Elementar-Quintadimtrafer ging exakt von dem genannten Sektor aus. Der Ursprung lag im supratronischen Knotenrechner der Zone 685943-Qw. Es gibt dort keine Überlebenden, die nähere Auskünfte geben könnten. Sämtliche T-Prognostiker fanden wir als ausgebrannte Hüllen ohne Leben. Doch sie als 5-D-Mathematiker wären als Einzige in diesem Sektor in der Lage gewesen, den Trafer anzugreifen.«
»Du beschuldigst sie?«, fragte der Herold, leise, süß und tödlich.
»Sie sind tot – wenn sie angegriffen hätten, wären sie in der Lage gewesen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Ich sagte, dass nur sie theoretisch in der Lage wären, das Wesen des Elementar-Quintadimtrafers zu verstehen und es zu manipulieren …«
Wieder dieses Schnabelklappern und der sirrende Schrei, dann: »Wir benötigen keine Erklärungen. Oder glaubst du, dein jämmerliches Volk der Awour wäre als einziges in der Lage, diese Zusammen…«
»Still!«, befahl der Terminale Herold. Der Dual verstummte augenblicklich.
Unkaruch fühlte tiefe Befriedigung. »Natürlich könnten die T-Prognostiker auch den Angriff vollzogen und sich ganz bewusst geopfert haben, um sich der Strafe zu entziehen. Sie wussten natürlich, dass der frühzeitige Tod eine Erlösung sein kann.«
Die Eisschicht unter den Füßen des Herolds wuchs. Das Licht brach sich glitzernd darauf, es funkelte wie tausend Diamanten.
»Dass sie es könnten, heißt noch lange nicht, dass sie es tatsächlich getan haben. Das alles passt nicht zusammen. Deine Theorie ist zu simpel. Die T-Prognostiker sind unschuldig. Der Zwischenfall mit dem Quintadimtrafer ist höheres Werk.«
»Höheres Werk?«
»Du weißt, was das bedeutet?«
Natürlich. Unkaruch wusste es schon, seit ihm die Explosionen zum ersten Mal gemeldet worden waren. »Die Attentäter sind nach wie vor am Leben und auf freiem Fuß. Und sie befinden sich an Bord von GLOIN TRAITOR.«
»Finde sie. Mach sie unschädlich. Lösche sie aus.«
Der Awour verneigte sich. »Das verlangt mein Amt als Sicherheitschef. Ich werde dich nicht enttäuschen, Terminaler Herold.«
Es stellte sich nur die Frage, wie ihm das gelingen sollte. Die Nadel des Chaos bestand aus derzeit 1848 Kolonnen-Forts mit einer Gesamtlänge von 16.632 Kilometern und Milliarden Besatzungsmitgliedern. Angehörige Dutzender Völker hielten sich in GLOIN TRAITOR auf. Und keines, aber auch keines dieser Wesen besaß die winzigste Möglichkeit, auf den Elementar-Quintadimtrafer Zugriff zu gewinnen, und sollten noch so günstige Umstände herrschen.
Die Nebel der Kolonnen-Motivatoren zogen sich in sich selbst zurück, ballten sich zu einem extrem dichten Kern, durch den blutrote Tropfen zu rinnen schienen.
Furcht und kreatürliche Panik fielen langsam, zuerst kaum merklich, von Kalbaron Unkaruch ab.
»Wer oder was die Attentäter sind«, sagte der Herold, »erwarte ich von dir zu erfahren. Doch dieser Fall ist zu wichtig, um ihn dir allein zu überlassen. Ich werde KOLTOROC informieren und zu Hilfe rufen. Falls der Chaopressor nicht ohnehin schon längst die String-Legaten losgeschickt hat. Bis zu deren Eintreffen tust du gut darin, Spuren und Hinweise zu sammeln. Andernfalls …«
Wieder sprach der Terminale Herold nicht aus. Erneut verstärkte sich die Kälte, die das Metall gefrieren ließ. Raureif schob sich kreisförmig meterweit über den Boden.
Der Herold wandte sich um und verließ den Raum. Die Motivatoren schwebten ihm hinterher, doch die beiden Dualen Kapitäne streiften den Sicherheitschef im Vorüberhumpeln mit einem Hauch Endogener Qual.
Sie mussten keine weiteren Erklärungen abgeben. Unkaruch wusste auch so, was es bedeutete. Selbst als die Endogene Qual ihm unerträgliches emotionales Leid simulierte – so entsetzlich, dass sich sein Körper unter psychosomatischen Schmerzen wand –, wusste er, dass diese Züchtigung nur ein kleiner Vorgeschmack dessen war, was ihn im Falle des Versagens erwartete.
Irgendwann wand sich Unkaruch wieder empor aus den körperlichen und seelischen Schmerzen, die ihn in ein schwarzes Loch gerissen hatten.
Er war allein.
Nur der feine Riss, der sich auf einer Länge von einigen Metern durch den Boden zog und den auf beiden Seiten ein bizarres Muster umgab, erinnerte an den Besuch.
Aus ESCHERS Matrix:
Gedankenstürme
Es ist der 24. Oktober 1347, 23:59:12 Uhr.
Man nennt uns 5-D-Mathematiker. Wir sind TRAITORS T-Prognostiker. Wir verneigen uns vor der Mathematik und dem Hyperraum. Schon ehe wir in die Hyperdim-Matrix eingegangen sind, haben wir unsere Körper geopfert. Geopfert. Als ob es uns etwas gekostet hätte. Als ob es keine Wohltat gewesen wäre, endlich die überaus lästige biologische Beschränktheit abzustreifen.
Jetzt gehören wir zu ESCHERS Prozessoren. Wir haben unsere Erscheinungsform erneut geändert. Erst waren wir biologisch. Dann Cyborgs in unseren metallenen Behelfskörpern. Nun sind wir immaterielle Gedankenbilder in dem höherdimensionalen Rechenwerk der Parapositronik, in der Wunderwelt der Matrix, die aus Energie, Information und Geist besteht.
Wir betrachten diese Entwicklung als kontinuierlichen Fortschritt. Wir streben der Perfektion entgegen: fleischlich, materiell, Information in einer Datenwelt.
Körper stellen nur einen Schattenwurf des Wahrhaftigen dar. ESCHERS Hyperdim-Matrix hingegen ist ein Abbild der Perfektion. All das Leuchten des Wissens, all die Knotenpunkte, in denen sich die Prozessoren drehen – und drehen – und drehen …
Wir drehen uns nicht. Wir sind die T-Prognostiker, und die Überlegenheit unseres fünfdimensional geschulten Geistes zwingt unser pseudomaterielles Abbild in eine Form, die unserem Wesen viel eher entspricht als ein kreiselnder, fleischlicher Körper. Wir mahlen als Räder, die Informationen und Wissen heranziehen, verarbeiten und weitergeben, erweitert um prognostizierte Realitäten.
Perfektion … sie ist unser Ziel. Und ist der Elementar-Quintadimtrafer nicht ein Teil höchster Perfektion? So herrlich, so wunderbar, so erhaben und mit dem grundlegenden Wesen des Kosmos verknüpft.
Leider wissen auch wir nicht viel über den Trafer. Er bildet den doppelten, gewundenen Strang im Herzen GLOIN TRAITORS, den Ort, an dem das Vibra-Psi entsteht, den zentralen Katalysator, der Standardphysik in Chaosphysik verwandelt.
Wir erhaschen nur einen Abglanz seiner Herrlichkeit. Man könnte wohl sagen, der Quintadimtrafer ahmt die Wirkungsweise eines Kosmonukleotids nach. Nicht umsonst erinnert der zweiadrige Strang an die Doppelhelix des Moralischen Kodes, nur ins geradezu Winzige verkleinert, als sei er Teil eines Mikrouniversums – der Trafer in GLOIN TRAITOR umfasst nur 16.632 Kilometer. Zumindest war diese Angabe noch vor Kurzem korrekt. Noch wissen wir nicht, ob er sich durch das Anflanschen weiterer TRAICOONS inzwischen vergrößert hat.
Uns fehlen Informationen von außen. Wir wollen den Trafer verstehen. Wir sehnen uns danach, seine wirkliche Bedeutung zu erfassen. Unser ganzes Streben ist auf ihn ausgerichtet. Wir nehmen Daten auf, teilen und verarbeiten unser Wissen mit den anderen Prozessoren in der Hyperdim-Matrix. Und wir rechnen, doch wir finden keine Antwort.
Es ist der 24. Oktober 1347, 23:59:13 Uhr.
Dr. Laurence Savoire:
Sprechen Sie Kosmokratisch?
Die kleinen Pseudofingerchen seitlich des Armpaares spreizten sich, und die Handscheren schlugen zusammen, gerade als Dr. Laurence Savoire hinsah. Eine absonderliche Assoziation blitzte in dem Genetiker auf: Ob Isokrain auf diese Art wohl einen Finger kappen könnte?
Savoire schob die widerwärtigen Bilder von sich, die bei diesem Gedanken vor ihm aufstiegen. Was war nur mit ihm los? Immer wieder fingen sich seine Gedanken bei blutigen Szenerien; immer wieder starben in seinem Kopf Lebewesen auf die bizarrsten Arten, wenn er versuchte, abzuschalten und sich etwas Ruhe zu gönnen.
Die Pseudofingerchen zogen sich an den Leib; das dabei entstehende leise schmatzende Geräusch vermischte sich in Savoires Vorstellung mit dem Laut einer auf den Boden platschenden, rot-feuchten Fingerkuppe.
Ihm wurde übel.
Das Vibra-Psi, dachte er. Es ist das ständige Vibra-Psi, das so nahe am Quintadimtrafer bedrückender ist als überall sonst. Diese Unmittelbarkeit bringt mein Unterbewusstsein durcheinander, beschwört Bilder von Leid und Tod.