Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Zwischenspiel
8.
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
f
Nr. 2494
Retroversion
Kampf in der Akkretionsscheibe – sie schwanken zwischen Hoffnung und Untergang
Arndt Ellmer
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Als im Februar des Jahres 1344 NGZ die Chaos-Assassinen Tod und Verderben über die wichtigsten Staatschefs der Milchstraße brachten, erkannte Perry Rhodan, dass seine Heimatgalaxis zum Kriegsschauplatz wurde: Die unendlich überlegene Raumflotte der Chaosmächte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hatte insgeheim bereits die Lokale Gruppe erreicht und Stützpunkte eingerichtet.
Fast vier Jahre sind seitdem vergangen. Vier Jahre, in denen TRAITOR seine Pläne vorantreiben konnte: die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay und wird ein Ort sein, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.
Da in der Gegenwart keine Methode und kein Mittel bekannt war, eine Negasphäre zu bekämpfen, reiste Perry Rhodan zwanzig Millionen Jahre in die Vergangenheit, um einen solchen Vorgang zu beobachten. Tatsächlich wurde damals von einem gigantischen Aufgebot an Mächten eine Negasphäre verhindert. In die Jetztzeit zurückgekehrt, sammelt der unsterbliche Terraner alle Verbündeten um sich und zieht in den Kampf, ehe es zu spät ist: Entweder wird Hangay in kürzester Zeit eine Brutstätte des Chaos sein, oder es gelingt die RETROVERSION …
Perry Rhodan – Der Terraner sucht GLOIN TRAITOR, um der Nadel des Chaos den finalen Schlag zu versetzen.
Der Nukleus – Die vergeistigte Wesenheit und Sachwalter von ES bereitet sich auf den letzten Gang vor.
Kamuko – Die ehemalige Prinzipa ARCHETIMS stellt sich ihren Ängsten und wendet die Nachtlicht-Rüstung an.
Kantiran – Der Patron der Friedensfahrer sieht Freunde sterben und muss improvisieren.
Ein eisiger Hauch streicht über sein Gesicht. Er richtet sich ruckartig im Bett auf. Das Licht seiner Kabine geht nicht an, der Bewegungsmelder versagt. Er will dem Servo eine Anweisung zurufen, aber sein Hals ist wie ausgedörrt. Kein Laut kommt über seine Lippen.
Hastig klettert er aus dem Bett, tastet mit erwachenden Sinnen in seine Umgebung. Da ist nichts. Er hat es sich nur eingebildet. Er will sich wieder hinlegen, aber da kehrt der eisige Hauch zurück. Instinktiv spürt er, dass er nicht allein in seiner Kabine ist.
Eine mentale Woge brandet mit einem Mal über ihn hinweg. Er will sich bewegen, aber es geht nicht. Mit einem letzten Impuls, zu dem sein Gehirn noch fähig ist, lässt er sich zur Seite fallen. Er fällt auf die Hand, die den Signalgeber berührt. Augenblicke später gellt ein schriller, mentaler Schrei durch sein Bewusstsein. Er spürt, wie seine Gedanken versiegen. Aber die Ohnmacht bleibt aus.
Es ist sein eigener Schrei, mit dem er aus seinem Traum hochfährt …
Gleißende Protuberanzen schossen aus der Oberfläche des gelben Sterns. Wie Feuerwerk stiegen sie an der Korridorwandung empor, zogen ihre Bahn über die Wölbung der Decke und versanken auf der anderen Seite in der Unendlichkeit.
Der Stern Rendezvous-Gamma war in der JULES VERNE allgegenwärtig. Seine Oberfläche loderte in den Hologrammen und auf den Monitoren, er begleitete Perry Rhodan sogar als Wandprojektion auf seinem Weg von der Hauptleitzentrale der JV-1 hinüber nach CHEOS-TAI.
Der Terraner beachtete das eingefangene Naturschauspiel kaum. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Frauen und Männer der Besatzung, die seinen Weg kreuzten. Sie ließen ihm am Antigrav den Vortritt, und sie warteten unten an der Schleuse auf ihn. Im Vorbeigehen schüttelte er Hände, erhielt aufmunternde Worte mit auf den Weg. Die meisten aber blieben stumm.
In ihren Gesichtern entdeckte er ein und dieselbe unausgesprochene Frage: »Schaffen wir es noch?«
Er nickte ihnen zu, bemerkte die aufkeimende Zuversicht in ihren Mienen und spürte auch ein wenig Erleichterung in sich selbst.
Ein paar Gesichter kannte er, Largo Fantain etwa, den Kristallfachmann, der inzwischen zu den Spezialistenteams für Metaläufer-Technik gehörte.
»Hallo, Largo!«
»Hallo, Perry!«, klang es schüchtern zurück.
Schon war er weiter, sah andere Gesichter, hörte leise gemurmelte Worte, die an ihm vorbeizogen wie vom Wind zerrissen.
Ja, wir schaffen es!, dachte Rhodan. Mit hoch motivierten Frauen und Männern wie diesen finden wir GLOIN TRAITOR wieder, die verschwundene Nadel des Chaos.
Nur wenige Tage blieben, ehe … Er wollte den Gedanken lieber nicht zu Ende führen.
Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte, bestieg die bereitgestellte Schwebeplattform und ließ sich von ihr zwischen den Landestützen der JV-2 hindurch zur Hangarschleuse tragen.
Die Zeit lief ihnen davon. Keiner wusste das so gut wie er. Deshalb beeilte er sich auf seinem Weg in den kleinen Hangar von CHEOS-TAI, in dem der Nukleus ruhte.
Überall sahen sie ihm zu, das wusste er. Die Bordsender übertrugen seinen Schwebeflug in alle Schiffe, die sich an der gelben Sonne aufhielten und die in den Hangars des GESETZ-Gebers Zuflucht vor den Naturgewalten gefunden hatten. Rhodan gab sich Mühe, aufrecht zu stehen und einen entschlossenen Eindruck zu erwecken. Aber so war ihm ganz und gar nicht zumute.
Der goldene Lichtschimmer der Wände, Böden und Decken um ihn herum erzeugte ein leicht diffuses Licht, das den Konturen ein wenig von ihrer Schärfe nahm. Es beruhigte ihn, während die zwei mal zwei Meter messende Plattform beschleunigte und ihn seinem Ziel entgegentrug.
Als er es erreichte, absprang und den Hangar betrat, warteten die Gefährten schon: Kantiran, Alaska, Mondra, Gucky, Tolot, Daellian in seinem Sarkophag, Pothawk und nicht zuletzt die beiden Algorrian Curcaryen Varantir und Le Anyante. Sie sahen ihm entgegen, erleichtert, dass er endlich eintraf.
Sein Blick fiel auf das junge Mädchen, das ein Stück abseits stand und gerade eben noch nicht da gewesen war; Fawn Suzuke mit ihrem Sommersprossengesicht. Diesmal erinnerte es ihn ein wenig an das Gesicht des jungen Mannes, der auf Terra mit Fawn befreundet gewesen war, Marc London.
Projiziert sie seine Gesichtszüge mit Absicht?, fragte er sich und überlegte, was es zu bedeuten hatte.
Sein Blick schweifte weiter, blieb auf Alaska haften, hinter dessen Maske es stärker irrlichterte, seit der dritte Kosmische Messenger das Zentrum Hangays erreicht hatte und dieses mit Hyperenergien der kosmischen Ordnung flutete.
Schließlich sah er Mondra Diamond an. Ihr Gesicht war wie immer – glatt und ebenmäßig ohne eine Spur von Alterung. Von ihr erhielt er ein Lächeln zur Antwort.
Perry wandte sich dem Nukleus zu. Der Zustand der Funken sprühenden Kugel hatte sich im Vergleich zum letzten Mal normalisiert. Sie leuchtete weiß, nicht mehr rot. Der Terraner wollte der vergeistigten Wesenheit sein Bewusstsein öffnen, aber da sprach bereits Fawn Suzuke.
»Der Nukleus dankt euch, dass ihr seinem Ruf gefolgt seid. Die Substanz der drei Kosmischen Messenger ist bald aufgebraucht. Sollte GLOIN TRAITOR bis dahin wieder funktionieren, war alles umsonst. Dann werden die Wälle wiedererstehen, das Chaos wird sich erneut ausbreiten und dadurch das hyperphysikalische Gefüge in Hangay verändern.«
»Wir arbeiten bereits am Einsatzplan«, sagte Rhodan. Angesichts der zerstörten Schiffe und der hohen Verluste, die sie im Kampf gegen KOLTOROC und die Negasphäre bisher erlitten hatten, verbot es sich von selbst, auch nur einen Gedanken an Aufgabe zu verschwenden. Die Opfer durften nicht umsonst gewesen sein. »Die Suche in der Akkretionsscheibe des Schwarzen Loches Athaniyyon wird nicht leicht, aber wir verfügen über hervorragende Pilotinnen aus der kartanischen Vibra-Staffel. Und wir haben Kamuko.«
Seit die Gründermutter der Friedensfahrer wieder den Helm ihrer Nachtlicht-Rüstung trug, konnte sie sich in den extremen hyperphysikalischen Gefilden am Rand des galaktischen Zentrums zielgerichtet orientieren.
»Der Nukleus bittet euch, trotz des Zeitdrucks mit äußerster Vorsicht zu agieren«, fuhr Fawn Suzuke fort. »Die Unwägbarkeiten in unserem Kampf sind sehr groß. Es ist möglich, dass die bisherigen Erfolge nur dem Zweck dienten, uns in Sicherheit zu wiegen und in eine Falle zu locken.«
»Wir werden das berücksichtigen.« Rhodan nickte. Noch immer wussten sie nicht, wer für den ersten Aussetzer von GLOIN TRAITOR verantwortlich war. Irgendetwas hatte die Nadel des Chaos von innen heraus beschädigt. Die beiden Geschwader aus der Milchstraße hätten das aus eigenen Mitteln nicht geschafft. Nicht zu diesem Zeitpunkt.
Der Gedanke an eine dritte, noch unbekannte Macht in diesem Kampf drängte sich so sehr auf, dass Rhodan dem Nukleus fast schon recht geben wollte. Icho Tolot hielt ihn davon ab.
»Es kommt nur ESCHER infrage!«, behauptete der Haluter. »Um GLOIN TRAITOR zu manipulieren und das Hyperflackern des äußeren Walls sowie den Trichter für einen Durchbruch zu erzeugen, muss die Parapositronik Zugang zu wichtigen Anlagen der Nadel gehabt haben.«
Auf Fawn Suzukes Stirn entstand eine steile Falte, die bis zur Nasenwurzel reichte. »Das ist eine von zwei Möglichkeiten. Genauso gut kann es sein, dass ESCHER sein Ziel erst gar nicht erreicht oder dass KOLTOROC ihn unter seinen Willen gezwungen hat.« Ihr Gesicht wurde klarer, der leichte Anflug von Marc Londons Zügen verschwand.
»Wie wahrscheinlich schätzt der Nukleus die zweite Möglichkeit ein?«, wollte Rhodan wissen.
Fawn stutzte und schwieg für ein paar Augenblicke. Der Nukleus schien sich erst entscheiden zu müssen. »Deutlich höher als die erste«, antwortete sie dann.
Unter solchen Voraussetzungen hätten sie gleich die Heimreise antreten können, aber Rhodan behielt den Gedanken für sich. Irgendwie ging es immer weiter.
»Gucky bleibt bei euch. Kleiner, wenn das Geringste passiert, du die Annäherung eines fremden Psi-Potenzials erkennst oder Ähnliches, teleportierst du sofort in die JULES VERNE.«
»Klar, Perry. Du kennst mich doch. KOLTOROC soll sich trauen …«
Der Terraner trat zu den beiden Algorrian. »Sobald wir in die Hantel zurückgekehrt sind, findet eine abschließende Einsatzbesprechung statt.«
»Du wirst unsere Hologramme bereits vorfinden, wenn du ankommst«, kündigte Le Anyante an.
*
Auf Messers Schneide …
Rhodan hatte die Tage in seinem langen Leben nicht gezählt, an denen die Existenz der Menschheit und auch seine eigene auf dem Spiel gestanden hatten. Jedes Mal hätte er sich bedenkenlos geopfert, wenn er seine Terraner dadurch hätte retten können. Manchmal hatten sie reines Glück gehabt, dass es dann doch nicht so gekommen war. Manchmal hatte ein übermächtiger Gegner sie unterschätzt. In den meisten Fällen aber hatten sie übermenschliche Kraft aufbringen müssen, um im letzten Augenblick den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Und jetzt? In der kleinen Streitmacht gegen TRAITOR vereinigten sich Lebewesen und Technik von vor zwanzig Millionen Jahren mit der von heute. Geistwesen wie der Nukleus und ehemalige Mächtige aus grauer Vorzeit zählten ebenso zu den Verbündeten wie die ehemalige Feldherrin der Superintelligenz ARCHETIM. Neben ihnen kam sich Rhodan trotz seines Ritterstatus klein und unbedeutend vor, geradezu winzig.
Gleichzeitig aber riet ihm eine innere Stimme, nicht vor lauter Bescheidenheit zu schmelzen wie Butter in der Sonne.
Ich darf nicht kapitulieren, nur weil es sich bei KOLTOROC um einen Gegner von einer höheren Existenzebene handelt, schärfte er sich ein.
Er sprang von der Schwebeplattform und eilte zu der durchsichtigen Antigravröhre. Sie nahm ihn auf, zog ihn nach oben in den Rumpf der JV-2.
Die Frauen und Männer der Besatzung erwarteten ihn schweigend. Sie verharrten in den Korridoren und an den Schachteingängen. Sie taten es nicht aus Ehrfurcht vor ihm, sondern weil es kurz vor zwölf war. Er selbst hatte die Uhrzeit und das Datum so gewählt.
Vor Rhodans innerem Auge zogen Bilder vorbei, Erinnerungen an Videoaufnahmen aus früheren Zeiten. Sie stammten aus der Zeit der ersten Atombombenabwürfe ebenso wie aus der nach dem Wüten des Dieners der Materie Ramihyn auf Terra. Zu einer bestimmten Uhrzeit blieben die Menschen überall dort stehen, wo sie sich gerade aufhielten. Der Straßenverkehr kam zum Erliegen, wenn Sirenen das Signal gaben. Alles Leben und jede Bewegung in den Städten und Dörfern schienen übergangslos eingefroren …
Rhodan betrat den Hauptantigravschacht. Er war wie leer gefegt. Die Automatik packte seinen Körper in ein Prallfeld und beschleunigte ihn mit Höchstwerten. Die kilometerweite Strecke durch die Hantel bis hinauf ins Zentrum der JV-1 legte er in Rekordzeit zurück.
Ich bin schon wieder der Letzte, sagte er sich. Die anderen warten bereits auf mich.
Taffanaro hatte ihn in CHEOS-TAI aufgehalten. Der TAI-Servo der Heromet hatte sich gewissermaßen von ihm verabschiedet und ihm lapidar erklärt, dass das wohl einer seiner letzten Aufenthalte im GESETZ-Geber gewesen sei. Rhodan hatte ihm nicht widersprochen.
Das Prallfeld bugsierte den Terraner aus dem Schacht in den Ringkorridor bis zur Hauptleitzentrale. Er begann zu rennen, wusste aber gleichzeitig, dass er um mindestens zwanzig Sekunden zu spät kommen würde.
Gucky erbarmte sich seiner. Plötzlich tauchte der Ilt mitten im Korridor auf, schwebte neben ihm her und berührte seine Schulter. Der Ortswechsel vollzog sich schneller, als das menschliche Auge ihn bewältigen konnte. Rhodan rannte durch das offene Schott in die Hauptleitzentrale und bremste gerade noch rechtzeitig, bevor er gegen die Treppenstufen prallte. Mit schweren Schritten, der Würde des Zeitpunkts angemessen, stieg er hinauf.
Als er COMMAND betrat und neben Lanz Ahakin stehen blieb, erhoben sich alle Anwesenden von ihren Sitzen. Eine Minute lang gedachten sie schweigend der Toten in diesem Kampf, viele tausend Besatzungsmitglieder mehrerer Schiffe und Hunderte von Friedensfahrern. Innerhalb weniger Tage hatte der Kampf in Hangay mehr Opfer gekostet als die gesamte Expedition in die Vergangenheit.
Perry Rhodan richtete ein paar Worte an die Besatzungen. Er sprach vom Trost und davon, dass sie weiterhin alles unternehmen würden, um Opfer zu vermeiden. Je schneller sie handelten, desto besser.
»Wir haben in den nächsten Tagen und Wochen keine Gelegenheit zum Trauern, deshalb tun wir es jetzt. Und wir sagen unseren Kameradinnen und Kameraden, dass sie nicht umsonst gestorben sind. Sie haben ihren Beitrag geleistet, die Völker unserer Galaxien vor dem Untergang zu bewahren. Ich danke ihnen und auch euch!«
Er richtete seinen Blick auf den Holo-Globus. Ein zwei Meter breites Band in der unteren Hälfte des Holo-Globus war für die Opfer der drei zerstörten Schiffe reserviert, der PORTHOS, der ATHOS und der ARAMIS, aber auch für die 498 Friedensfahrer und Vibra-Pilotinnen, die in ihren OREON-Kapseln den Tod gefunden hatten, sowie die Terraner und die Heromet, die in CHEOS-TAI Opfer des Elements der Finsternis geworden waren.
Man konnte die Gedenkhologramme einzeln aufrufen und auf einem Scrollfeld die Namen der vielen tausend Opfer lesen. Auf Wunsch kehrten sie als dreidimensionale Abbilder für kurze Zeit zurück, während eine freundliche Automatenstimme ihren Lebenslauf erzählte und mit Videoaufzeichnungen untermalte.
Ein Stück darüber ragten aus dem Holo-Globus die dreidimensionalen, überlebensgroßen Abbilder der Algorrian ins Freie.
»Was weiß der Nukleus, und wie viel davon teilt er uns mit?«, hörte Rhodan den Kommandanten der JULES VERNE fragen. »Es scheint mir die alles entscheidende Frage zu sein, die über unsere Zukunft entscheidet.«
»Interessiert es uns?«, grollte Curcaryen Varantir.
Le Anyante wandte ihm tadelnd das Gesicht zu. »Natürlich interessiert es uns. Wir würden viel darum geben, wenn wir es wüssten. Zunächst aber sollten wir uns auf den bevorstehenden Einsatz konzentrieren, auf die Suche nach der verschwundenen Nadel des Chaos.«
Rhodan verließ den Platz neben Ahakin und suchte seinen Gästesessel an der hinteren Wand auf, unmittelbar neben dem linken Salkrit-Resonator. Die Systeme des Sessels aktivierten sich selbsttätig. Eine Konsole fuhr aus dem Unterteil des Sitzes nach oben und faltete sich vor ihm auseinander.
Ahakin hatte die Frage gestellt, die Perry seit Monaten durch den Kopf ging. Der Nukleus hatte von Anfang an proklamiert, als Koordinator zu fungieren. Er hatte ihnen suggeriert, für die Einsätze im Zusammenhang mit der Retroversion seien andere zuständig.
Es hatte nicht gestimmt, aber die Geheimnistuerei rettete sie in diesen Tagen und Wochen. Hätte auch nur ein einziges Lebewesen innerhalb der beiden Geschwader oder in den OREON-Kapseln die Antwort gekannt, wäre es unfreiwillig zum Verräter geworden. KOLTOROC und seine Helfer verfügten über ungeahnte Fähigkeiten und Machtmittel.
Die Wahrheit war: Der Nukleus spielte die wichtigste Rolle überhaupt. Er hatte KOLTOROC mithilfe eines psionischen Blitzes gelähmt und den Chaopressor vorerst zum Rückzug gezwungen. Aber bald würde sich die negative Superintelligenz erholt haben und zurückkehren. Ob die Verbündeten ihr ein zweites Mal standhalten konnten, wagte Rhodan zu bezweifeln.