Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
1.
2.
3.
4.
Zwischenspiel
5.
6.
7.
8.
Epilog
Glossar
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 2498
Die Duale Metropole
Rhodan stellt sich der Herausforderung – Einsatz gegen KOLTOROC
Uwe Anton
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Über dreieinhalb Jahre währte der verzweifelte Abwehrkampf der Milchstraße gegen die wohl größte Gefahr, der sich die Lokale Gruppe der Galaxien, ein wesentlicher Teil der Mächtigkeitsballung von ES, jemals ausgesetzt sah: die Entstehung einer Negasphäre in Hangay, einer Brutstätte des Chaos.
Dank einer Reise über 20 Millionen Jahre hinweg konnte Perry Rhodan in Erfahrung bringen, wie eine Retroversion durchzuführen ist, die Umkehrung der brisanten Entwicklung. Mithilfe der Terraner, zahlreicher anderer Freunde der heimatlichen wie der umliegenden Galaxien, der Organisation der Friedensfahrer und nicht zuletzt des Nukleus gelang es letztlich, den Prozess zu stoppen und den Kosmischen Messengern Zugang nach Hangay zu verschaffen: Diese führten wieder einen kosmologischen Normalzustand herbei, sodass dort nie wieder eine Negasphäre wird entstehen können.
Allerdings ist die Gefahr für Terra damit nicht beseitigt. Der Heerführer der Chaosmächte, die duale, negative Superintelligenz KOLTOROC, erinnert sich an Perry Rhodan als Schlüsselfigur seiner Niederlage und fordert den Terraner zum Duell. Dessen Schauplatz ist DIE DUALE METROPOLE …
Perry Rhodan – Um die Menschheit zu retten, begibt er sich in die Fänge von KOLTOROC.
KOLTOROC – Der Chaopressor will mehr als nur Rache und hat ein unmoralisches Angebot für Perry Rhodan.
Mondra Diamond – Perry Rhodans Gefährtin lässt sich nicht abweisen.
Inkadye – Die Sorgorin wendet sich gegen ihr Geschöpf.
Solsystem
Sie hatten sich zu früh gefreut.
Seit zwei Tagen nagten die schlimmsten Befürchtungen an Reginald Bull, und als der Alarm durch die Solare Residenz gellte, war ihm schlagartig klar, dass sie sich soeben erfüllt hatten.
Er sah auf sein Allzweck-Armbandgerät. Es war 10 Uhr und 12 Minuten Terrania-Standardzeit, und man schrieb den 21. November 1347 NGZ.
Genau über seinem Schreibtisch bildete sich ein Holo. Es zeigte Forrest Pasteur, den Stellvertretenden Kommandanten von PRAETORIA. »Eine Ortung außerhalb des Kristallschirms, Reginald. Noch nicht spezifiziert, aber gewaltig. Es sendet auffällige Strahlenfronten von UHF-Energie aus.«
»Was ist es?«, fragte Bull knapp.
»Serena Coron arbeitet noch daran«, antwortete Pasteur. »Aber wohl das, was du vermutet hast. Ein Angriff auf den Kristallschirm, gegen den wir uns nicht verteidigen können.«
Der Verteidigungsminister der Liga Freier Terraner fluchte leise, hauptsächlich, um seine aufsteigende Angst zu unterdrücken.
Bull erinnerte sich an die Visionen, die ES ihm bei seinem Flug ins Stardust-System geschickt hatte. In einer davon hatte er mit seiner Frau eine kleine Tochter gehabt, die mit ihm gestorben war, als die Einheiten TRAITORS den Kristallschirm durchbrachen und Terra vernichteten.
Wir haben keine Kinder, dachte er. Fran ist nicht einmal schwanger. Diese Vision war nur eine Warnung. Sie sollte mich abhalten, dem Exodus der Menschheit ins Stardust-System im Weg zu stehen!
Dabei hatte bis vor achtundvierzig Stunden alles noch so gut ausgesehen. Die Traitanks der Terminalen Kolonne waren nach einer schieren Ewigkeit der Dauerbelagerung vom Solsystem abgezogen, und überschwänglicher Jubel hatte nicht nur die Straßen Terranias, sondern die ganze Erde beherrscht.
Dann jedoch hatten tausend OREON-Kapseln der Friedensfahrer das Solsystem erreicht, die Perry Rhodan geschickt hatte, um die Menschheit zu warnen. Die Nachrichten, die sie überbrachten, hatten Bull schier den Boden unter den Füßen weggerissen.
Durch das Opfer, das der Nukleus der Monochrom-Mutanten gebracht hatte, war dauerhaft die Gefahr unterbunden, dass Hangay zur Negasphäre werden konnte. Die Terminale Kolonne hatte daher in der Lokalen Gruppe nichts mehr zu gewinnen, und Perry ging davon aus, dass TRAITOR sich ohne große Umschweife auf der Suche nach neuen Schlachtfeldern im Multiversum vollständig zurückziehen würde.
Doch dann hatte er eine Hyperfunkbotschaft empfangen: KOLTOROC hatte gedroht, alles zu vernichten, was Perry Rhodan wertvoll war. Seine Heimat und seine Menschheit. Es sei denn, Rhodan stellte sich der Superintelligenz in der sogenannten Dualen Metropole zum Kampf.
KOLTOROC hatte also erkannt, wem er seine Niederlage in Hangay verdankte. Zum Glück nicht früher, dachte Bull, sonst hätte der Chaopressor gewiss zeitig alles darangesetzt, das Solsystem zu vernichten …
Rhodan zweifelte nicht daran, dass die negative Superintelligenz ihre Drohung wahr machen würde. In der Milchstraße waren nach wie vor gewaltige Kräfte der Chaosmächte stationiert, darunter nicht zuletzt VULTAPHER bei der Hundertsonnenwelt, aber auch Unmengen Traitanks und andere Kolonnen-Einheiten. Deshalb hatte er die tausend Friedensfahrer mit ihren OREON-Kapseln zur Milchstraße geschickt. Um die Menschheit zu warnen und gegebenenfalls zu verteidigen, obwohl er befürchten musste, dass die Schiffe zu spät eintreffen würden.
Darin hatte er sich getäuscht. Noch war nichts geschehen … bis soeben der Alarm erklungen war.
Fünfhundert der Kapseln hatte Bull sofort in die Milchstraße ausgeschickt, um auch dort die Nachricht aus Hangay zu verbreiten.
Wie haben wir nur so naiv sein können!, dachte Bull. Wie konnten wir davon ausgehen, dass eine Entität wie KOLTOROC so hoch über der Menschheit steht, dass sie Begriffe wie »Rache« oder »Genugtuung« nicht interessieren? Wir Menschen kennen das doch. Ein jeder kennt es von Kindheit an. Wenn ich dein Spielzeug nicht bekommen kann, sollst du es auch nicht haben. Dann mache ich es eben kaputt.
Der primitive Wunsch nach Rache trieb KOLTOROC an. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mochten Superintelligenzen auch grundlegend anders denken als Menschen, bei dieser war es offensichtlich nicht der Fall.
Oder es steckte irgendetwas anderes dahinter, irgendein Kalkül, das Bull nicht durchschauen konnte. Wie dem auch sein mochte, für die Menschheit war die Sache noch nicht zu Ende.
»Wir haben erste Details«, riss Pasteur ihn aus seinen Gedanken. »Es liegt noch immer keine klare Ortung vor, doch PRAETOR und NATHAN haben das Objekt soeben als Chaotender identifiziert. Es ist VULTAPHER!«
Nein!, dachte Bull.
KOLTOROC fuhr sein schwerstes Geschütz auf. Den Chaotender …
*
Ein Machtinstrument der Chaotarchen, das Gegenstück zu einer Kosmischen Fabrik der Kosmokraten. Ein Trägerschiff, das mit nahezu ultimativen Machtmitteln ausgestattet war.
VULTAPHER ist wenigstens nicht vollendet, dachte Bull. Darin liegt vielleicht unsere Chance!
Und lachte im nächsten Augenblick über diese irrwitzige Hoffnung.
Bei Kämpfen zwischen Chaotendern und Kosmischen Fabriken waren sogar ganze Galaxien untergegangen. Welche Hoffnung gab es da für ein Sonnensystem? Der Bau eines einzigen Chaotenders verschlang die Ressourcen mehrerer Galaxien und dauerte etliche Jahrtausende. Daher stand den Chaotarchen nur eine sehr begrenzte Zahl dieser Einheiten zur Verfügung.
Und eine davon befand sich nun ante portas.
»Ich höre!«, bellte der Verteidigungsminister.
»Die Ortung bleibt weiterhin schwierig«, meldete Pasteur. »Wahrscheinlich ein kugelförmiges Objekt mit einem Außendurchmesser von sechsunddreißig Kilometern. Aber die Außenschale entspricht keineswegs den vorliegenden Beschreibungen, also dem Eindruck, man würde in ein Schwarzes Loch blicken. Einige tausend Kabinette und auch eine seltsame Stadt im Inneren sind relativ deutlich zu orten.«
Vermutlich MINATERG, das Herz des Chaotenders, dachte Bull.
»Das Objekt kommt nicht allein. 533 Chaos-Geschwader Traitanks schirmen es wie eine Eskorte ab.«
Bull erblasste. »Fast 260.000 Traitanks«, murmelte er.
»Um genau zu sein: 257.972.«
»Geschenkt!« Bull winkte ab.
KOLTOROC machte Ernst.
Dass dem Chaotender, so unvollständig er war, völlig andere Möglichkeiten zur Verfügung standen als allen anderen Kolonnen-Einheiten, die sie bisher erlebt hatten, stand außer Zweifel.
Einen Augenblick lang spielte Bull mit dem Gedanken, dem Angreifer PRAETORIA und die Heimatflotte Sol entgegenzuschicken. Doch er ließ ihn schnell wieder fallen. Ihm war klar, dass er keine der ausgeschickten Einheiten wiedersehen würde. Nein, ein militärischer Präventivschlag kam nicht infrage.
Terra hatte nur eine einzige Chance, und die lag woanders: im Zusammenhalt der Terraner, in den TANKSTELLEN!
»Vollalarm für sämtliche Globisten!«, befahl Verteidigungsminister Reginald Bull über die Standleitung zu seinem Stab.
So sinnlos dieser Schritt auch sein mochte, er musste irgendetwas unternehmen.
Die leeren Stunden
Was bedeutet dir die Unsterblichkeit?, fragte sich Perry Rhodan einmal während der leeren Stunden, irgendwann zwischen Mitternacht und Morgengrauen, als der Schlaf sich einfach nicht einstellen wollte, obwohl die Erschöpfung ihn kaum einen klaren Gedanken fassen ließ.
Die Unsterblichkeit ist ein Geschenk für mich, aber auch eine Verpflichtung. Ein Geschenk, in dessen Genuss nur sehr wenige Lebewesen kommen, und eine Verpflichtung, deren Bürde noch weniger tragen müssen.
Ich bin ein Mensch der alten Schule, der noch an so etwas wie Bestimmung glaubt. Die Unsterblichkeit wurde mir nicht einfach so verliehen. Damit ist eine Aufgabe verbunden. In solch einem Zusammenhang ist jede Wortwahl schwierig. Wenn ich nun sagen würde, meine Bestimmung sei es, die Menschheit ins Universum und zu ihrer wahren Bestimmung zu führen, würde mir das mit Sicherheit falsch ausgelegt werden.
Auch wenn ich es vielleicht nicht so ausdrücke … ich bin mir meiner Bestimmung bewusst. Und sie beherrscht mein Leben. Ich habe mein Leben an mein Schicksal verloren.
Ich liebe das Leben. Ich habe Dinge geschaut, die vor mir kein anderer Mensch gesehen hat und nach mir kein anderer Mensch mehr sehen wird. Die Wunder der Schöpfung haben sich mir offenbart und mir aufgezeigt, wie klein, wie unbedeutend ich eigentlich bin. Doch ich möchte jeden Tag neue Wunder sehen und neue Offenbarungen erleben.
Ich habe viele Gefahren gesehen und überstanden, und ich war immer bereit, mich selbst zu opfern, wenn es die Sache wert war. Ein kluger Mensch hat einmal gesagt, unter diesem Aspekt sei ich wirklich als altruistisch zu bezeichnen, ohne negative Konnotation.
Aber niemand weiß, wie es in solchen Augenblicken der Gefahr wirklich in mir aussieht. Wie jämmerlich ich um mein Leben fürchte, wie bedingungslos ich es erhalten möchte. Ich gewähre nur selten Einblicke in mein Gefühlsleben.
Für mich hat der Tod eine ganz andere Dimension gewonnen als für normalsterbliche Menschen. Sie wissen, er ist unausweichlich, wird irgendwann einmal kommen.
Doch für mich ist das nicht der Fall. Ich bin unsterblich. Ich könnte den Tod auf ewig vermeiden – oder auf 20.000 Jahre, wenn man dieses oft zitierte Sinnbild von ES wörtlich nehmen will. Für mich ist das Sterben viel schrecklicher als für alle anderen. 20.000 Jahre – eine unvorstellbar lange Zeit. Doch was ist diese Zeitspanne im Vergleich zu den 70 Millionen Jahren, die Inkadye gelebt hat?
20. November 1347 NGZ
Am Tag zuvor in Hangay
»Das kommt überhaupt nicht infrage«, sagte Gucky. »Auf keinen Fall. Das kannst du vergessen. Ich lasse es nicht zu! Nur über meine Leiche!«
Perry Rhodan antwortete nicht. Der Mausbiber kannte ihn so gut, dass er auch ohne Gedankenlesen wusste, was der Terraner dachte. Er warf dem Ilt einen warnenden Blick zu.
Gucky verstummte abrupt. So ernst es ihm auch war, er wusste genau, wann er den Bogen überspannt hatte.
Rhodan sah wieder zu den wenigen Holos, die in den Konferenzraum der JULES VERNE wechselnde dreidimensionale Darstellungen einblendeten. Das hyperphysikalische Chaos um sie herum war unbeschreiblich. Zahlreiche Ortungsgeräte waren ausgefallen oder standen kurz davor, unter den unglaublichen Werten durchzuschlagen. Oder sie zeigten nur unsinnige Daten an.
Überschlagblitze zuckten durch das brodelnde Kontinuum. Über Lichtjahre hinweg riss das Raum-Zeit-Gefüge auf. Gase trieben dahin, formlos, ziellos, abgestoßene Materie aus Zehntausenden von Sonnen, die knapp der Vernichtung entgangen waren, diffuse Miasmen verklungener Explosionen, erstorbener Höllenfeuer und der Wut von hundert Millionen tobender Eingriffe in die Kontinuität des Kosmos. Sie leuchteten vor den energiereichen Entladungen, die unablässig entstanden, wenn höherdimensionale Phänomene den Einstein-Raum peinigten, auf den Holos in grellen Falschfarben. Deren Pracht konnte aber keine Sekunde lang darüber hinwegtäuschen, dass eben jenes Gefüge aus Raum und Zeit ums Überleben kämpfte.
Die Realität war freilich anders, als es den Anschein hatte: Obwohl in Hangay nach wie vor dieses Chaos sondergleichen herrschte, beruhigten Raum und Zeit sich allmählich und fanden zu einer gewissen Normalität zurück.
Die Retroversion war vollzogen. Die Kosmischen Messenger des Moralischen Kodes verrichteten ihre Arbeit und gestalteten die Wirklichkeit. Sie generierten in der Kernzone von Hangay, in der vor Kurzem fast eine Negasphäre entstanden wäre, die unterschiedlichsten, für ihr Universum gültigen Paradigmen. Rhodan bezeichnete sie in ihrer vielschichtigen Komplexität als universelles Schöpfungsprogramm. Sie bestimmten die grundlegenden Konstanten und die Funktionsprinzipien des Universums, die relative Geschwindigkeit von Zeitabläufen, die Lichtgeschwindigkeit, den absoluten Temperaturnullpunkt und alle weiteren Naturgesetze und die Bedingungen, nach denen sich Leben evolutionär entwickeln und verbreiten konnte.
Was zumindest für das Leben dieses Universums galt, schränkte Rhodan sofort ein, aber sicher keinen Absolutheitsanspruch darstellte.
Hangay selbst sowie die umliegenden Ressourcen-Galaxien, darunter auch die Milchstraße, waren gerettet. Das Chaos befand sich auf dem Rückzug, die Ordnung auf dem Vormarsch, und schon bald – nach kosmischen Maßstäben in einem Atemzug – würde nichts mehr an das erinnern, was fast den Untergang der Lokalen Gruppe bedeutet hätte.
Der Mächtigkeitsballung von ES, jener Superintelligenz, die die Menschheit zu ihrem bevorzugten Volk erkoren, aber selbst nicht aktiv gegen das Wirken der Terminalen Kolonne TRAITOR gehandelt hatte.
Jedenfalls nicht, soweit es Perry Rhodan wusste oder gutheißen konnte. ES hatte den Nukleus zum Opfer bestimmt, und so war es schließlich auch gekommen.
Rhodan atmete tief durch, richtete sich auf und löste den Blick von den Holos, die ihm ein Schauspiel offerierten, das wahrscheinlich nie wieder ein Mensch würde beobachten können.
Die Einkehr der Ordnung ins Chaos.
Wir sind in Sicherheit, dachte er, auch, um sich angesichts dieses Schauspiels ein wenig selbst zu beruhigen. Bei all den überwältigenden Ereignissen, die sich hier abspielen, kann uns nichts passieren. Wir können in aller Ruhe beobachten, was wir initiiert und verwirklicht haben. Die Rettung der Lokalen Gruppe.
Und damit der Menschheit.
Rhodan zuckte bei diesem Gedanken schmerzlich zusammen. »Wäre es doch nur so«, flüsterte er so leise, dass niemand ihn hören konnte.
CHEOS-TAI, die JULES VERNE, die verbliebene Flotte der Friedensfahrer und alle anderen Einheiten der Galaktiker kreuzten ungefährdet im Vat-System, 3000 Lichtjahre vom Kernwall Hangays entfernt. Die orangefarbene Sonne umkreisten mehrere Planeten. Der vierte davon war Vatucym, eine Segmentwelt der Noquaa-Kansahariyya.
Und der Standort eines Kontaktwalds.
Eine Welt ohne Kontinente, wie Rhodan nun erneut auf einigen Holos sah, lediglich mit einigen Inselgruppen, ein erdähnlicher, paradiesischer Planet. Das größte Eiland befand sich in der Südpolregion und trug den Namen Pheoge; auf ihm war auch die planetare Hauptstadt Pheogitta angesiedelt.
Der Kontaktwald lag ein paar Kilometer nördlich von dieser Stadt. Und ihm, nicht dem überwältigenden kosmischen Schauspiel, das in seiner relativen Nähe stattfand, wandte Rhodan nun sein Hauptaugenmerk zu.
Die Lokale Gruppe als solche mochte gerettet sein, nicht aber Perry Rhodans Menschheit. Das Solsystem verblieb im Brennpunkt der Ereignisse und in allerhöchster Gefahr.
Seine Heimat, seine Verantwortung, seine Motivation. Und das ließ Rhodan fast verzweifeln.
KOLTOROC, Chaopressor und damit Befehlshaber der Terminalen Kolonne TRAITOR, hatte sich bei Perry Rhodan gemeldet und ihm mitgeteilt, der Terraner möge sich bei ihm persönlich einfinden.
Oder die Superintelligenz würde das Solsystem und die Menschheit vernichten lassen.
Wie und von wem, hatte sie nicht erwähnt. Doch Rhodan bezweifelte nicht, dass die Terminale Kolonne jederzeit die nötigen Mittel mobilisieren konnte, um KOLTOROCS Drohung wahr zu machen.
Wird es niemals enden?, dachte Perry Rhodan. Und: Warum?
Auf die zweite Frage gab es mehrere Antworten.
Zum Beispiel die, dass KOLTOROC irgendetwas von ihm wollte. Etwas, das die negative Superintelligenz nur von Rhodan erhalten konnte, von niemandem sonst.
Eine andere Möglichkeit war zweifellos, dass KOLTOROC einfach nur primitiv auf Rache sann. Aber wer konnte daran schon glauben?
Rhodan war sich ein wenig unschlüssig. Die Logik gebot ihm, den zweiten Fall auszuschließen; KOLTOROC war trotz allem eine Superintelligenz. Aber auch solche Entitäten konnten von dem Wunsch nach simpler, kalter Vergeltung getrieben werden; da machte er sich nichts vor, vor allem, wenn sie so effizient grausam vorgingen wie der Chaopressor.
Auf jeden Fall ging es KOLTOROC nicht darum, ihn, den ehemaligen Ritter der Tiefe, der noch immer über seine Aura verfügte, zu töten. Das hätte er leichter haben können. Was also steckte hinter diesem Ansinnen?
Und was sollte er, Rhodan, jetzt tun?
Die Entscheidung war ihm nicht leichtgefallen, aber er hatte sie treffen müssen. Es gab keine andere.