Annika Bühnemann
Achtung: Braut!
Roman
Knaur e-books
Einen Kaffee, einen Stift und ein Notizbuch – mehr braucht Annika Bühnemann nicht, um glücklich zu sein. Da ein Notizbuch allein aber nicht die Miete bezahlt, hat die 1987 geborene Optimistin zunächst Business Administration studiert und einen »ordentlichen« Beruf ergriffen, bevor sie zum Schreiben kam. Mit ihren lustigen Liebesgeschichten will sie anderen Frauen Mut machen, Träume umzusetzen und für das eigene Glück zu kämpfen.
www.annikabuehnemann.de
Copyright © 2014 der eBook-Ausgabe by feelings – emotional eBooks
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur
mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Julia Feldbaum
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: © FinePic®, München
ISBN 978-3-426-43287-7
Emma: Hallo Mitbräute! Auch wenn ich mein Traumkleid noch nicht habe, drängt sich mir eine Frage auf: Angenommen, mein Kleid ist elfenbeinfarben, aber die Tischdecken im Festsaal sind weiß. Sieht mein Kleid dann nicht irgendwie vergilbt aus, wenn ich zwischen den Tischen stehe?
»Bist du etwa schon wieder in diesem Forum?« Daniel setzte sich neben mich auf die Couch. »Du hast ja sogar noch deinen Bademantel an.«
»Es ist gerade erst kurz vor zehn. Mitten in der Nacht also.« Ich schickte meinen eben verfassten Beitrag ab.
»Was machst du nur immer in diesem Forum?«
Ich gab meinem Verlobten einen flüchtigen Kuss. Er roch nach meinem Lieblings-Aftershave. Wie konnte er nur so früh am Morgen schon geduscht und gestylt sein?
»Ich informiere mich. So eine Hochzeit plant sich schließlich nicht von selbst.«
»Soso. Weißt du, ich habe auch etwas geplant.«
Er rückte näher an mich heran, schob meinen Bademantel zur Seite und hauchte einen sanften Kuss auf meinen Hals. Sofort zog sich etwas in meinem Bauch zusammen, als ich seinen Duft einatmete. Sein Dreitagebart kitzelte an meinem Hals, und er stieß mit der Brille gegen mein Kinn. Ich stellte den Laptop zur Seite und küsste zärtlich Daniels weiche Lippen. Es war, als würde mich eine wohlige Wärme erfüllen. Ich umfasste seinen Nacken und zog ihn noch weiter zu mir. Wenn sein Körper mir so nah war, konnte ich vollkommen entspannen und mich fallen lassen. Er blickte mir tief in die Augen – wieder dieses Hüpfen in meinem Bauch und eine spürbare Lust weiter unten. Ich schlüpfte mit meiner Hand unter Daniels Hemd und streichelte ihm über die Brust.
»Meine Eltern kommen gleich zu Besuch«, presste Daniel zwischen zwei innigen Küssen hervor.
Ich erstarrte. Es war, als habe jemand plötzlich einen Eimer eiskalten Wassers über mir entleert.
»Was?«
Ich drückte ihn von mir weg. Der Zeitpunkt konnte kaum schlechter sein, sowohl für den Besuch als auch für die Ankündigung.
»Du weißt doch, wie sie reagieren, wenn ich hier im Bademantel sitze!«
Daniel seufzte, während er sich mit einer Hand durch die Haare strich. Unwillkürlich musste ich innerlich grinsen, denn das tat er immer, wenn er unter Stress stand.
»Ich dachte, ich hätte es dir gesagt«, nuschelte er. »Ich habe sie eingeladen, um ihnen von unserer Verlobung zu erzählen.«
Typisch für ihn, mir nichts davon zu sagen.
»Kann man nicht mehr ändern.« Ich zuckte mit den Schultern und stand auf. Wenn der Drache kam, musste ich gerüstet sein. »Du kannst ja schon mal Kaffee kochen. Ich ziehe mich um und schminke mich. Aber nächstes Mal sagst du früher Bescheid.«
Ich rannte aus dem Wohnzimmer den schmalen Flur entlang zum kleinsten Bad der Welt. Es hatten gerade ein Waschbecken, eine Toilette und immerhin eine Badewanne Platz. Vorsichtig positionierte ich mich zwischen Badewanne und Waschbecken, die sich genau gegenüberstanden.
Duschen war nicht mehr zu schaffen, also sprühte ich mir Trockenshampoo in die Haare. Ich raffte meine widerspenstigen braunen Locken zu einem hohen Zopf und ließ zwei Strähnen heraushängen. Ja, das sah schon viel besser aus.
Es klingelte gerade in dem Augenblick, als ich mir die Wimpern tuschte. Ich zuckte zusammen. An die schrille Klingel würde ich mich wohl nie gewöhnen.
»Mist, Mist, Mist!«
Ich bemühte mich bei den Waschbäraugen um Schadensbegrenzung. Petras schneidende Stimme erfüllte die ganze Wohnung. Wie gerne hätte ich mir jetzt eine Zigarette gegönnt, bevor ich meine zukünftigen Schwiegereltern sehen musste! Aber dafür war jetzt keine Zeit. Lieblingsdroge Nummer eins musste warten.
Leise schlich ich den Flur entlang, vorbei am Wohnzimmer, direkt ins Schlafzimmer. Glücklicherweise hatte ich die Jeans am Vortag schon gebügelt, also stieg ich in sie hinein und fischte meine weiße Bluse aus dem Schrank. Ein bisschen Unschuld nach außen hin konnte nicht schaden.
»Hallo ihr beiden, schön, dass ihr da seid!« Es war meine zuckersüßeste Stimme. Ich gab Petra und Olaf die Hand, die bereits am Esszimmertisch saßen.
Jedes Mal, wenn ich in Petras Augen blickte, bekam ich ein bedrückendes Gefühl in der Magengegend. Wie konnten zwei Augen nur so durchdringend sein? Als ob sie direkt in meine tiefsten Seelenabgründe blicken konnten. Die kantigen Wangenknochen und das große Gebiss machten zudem keine Schönheit aus ihr. Daniels Vater Olaf hingegen hatte nur ein herausstechendes Merkmal: einen riesigen Heiner-Brand-Gedächtnisschnäuzer.
»Leider können wir euch kein Frühstück anbieten.« Ich goss Petra und Olaf Kaffee ein. Daniel suchte ein paar Kekse zusammen und stellte sie auf den Tisch.
»Das hatten wir auch nicht erwartet.« Olaf trank einen Schluck Kaffee und leckte sich anschließend die Lippen. Wie gut, dass wir keinen Kuchen hatten, ich musste nämlich immer auf die Krümel in seinem Bart starren. Kaffee sah man zum Glück nicht.
»Emma, dir klebt übrigens noch Zahnpasta im Gesicht«, mischte sich Petra ein.
Reizend wie immer, die beiden. Ich wischte mir über den Mund.
»Also wir sind schon um sieben Uhr aufgestanden, waren auf dem Markt, haben Unkraut gejätet und wären eigentlich jetzt einkaufen gefahren, wenn Daniel uns nicht eingeladen hätte«, fuhr Petra fort. Sie nahm sich einen der Kekse und begutachtete ihn. Ich sah unauffällig auf die Uhr.
Meinetwegen konnten sie gerne wieder gehen.
»Wie läuft es auf der Arbeit, Daniel?«, fragte Olaf, bevor ich mich dazu entschließen konnte, etwas auf Petras Aussage zu erwidern.
»Alles wie immer. Wir haben ein neues E-Mail-System installiert, daher muss ich im Moment viele Überstunden machen, um alles zum Laufen zu bringen. Aber ehrlich gesagt habe ich euch nicht eingeladen, um über meine Arbeit zu sprechen. Wir wollen euch etwas mitteilen.« Daniel griff nach meiner Hand.
Plötzlich wollte ich einen Rückzieher machen. Die ganzen letzten Tage hatte ich Daniel in den Ohren gelegen, die Verlobung endlich öffentlich zu machen, aber jetzt hätte ich mich am liebsten unter der Bettdecke verkrochen. Ich rechnete mit dem Schlimmsten. Konnten wir nicht erst ein bisschen Small Talk betreiben, bevor Daniel die Bombe platzen ließ?
»Emma und ich haben uns verlobt.«
Die schockierte Stille war noch schwerer zu ertragen als die Anklagen, die ich erwartet hatte. Petras Gesichtsfarbe wechselte von einem sonnigen Zartrosa zu einem ungesunden Kalkweiß. Sie schien nicht mehr zu atmen. Stattdessen starrte sie auf unsere Hände, als wären sie ein widerliches Insekt.
»Für Scherze ist es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, Daniel«, sagte Olaf.
»Das ist kein Scherz, Papa. Wir heiraten nächstes Jahr am 15. August. Den Termin müssen wir nur noch fest reservieren.«
»Aber du wolltest doch immer Sophie heiraten«, krächzte Petra.
»Nein, ihr wolltet, dass ich Sophie heirate. Wann akzeptiert ihr endlich, dass wir uns getrennt haben? Das ist schon zwei Jahre her!«
Am leichten Beben in seiner Stimme erkannte ich, dass Daniel wütend wurde. Dabei war er normalerweise die Ruhe in Person. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Ja, meinetwegen hatte Daniel die Heilige Sophie verlassen, aber das hätte er auch getan, wenn er jemand anderem begegnet wäre.
»Wird schwer, ein Kleid in ihrer Größe zu finden«, meinte Petra abschätzig. Sie beäugte mich.
»So ein Unsinn.« Daniel strich mir über den Rücken. »Ihr tut gerade so, als würde sie hundert Kilo wiegen.«
War ich soeben unsichtbar geworden, oder warum sprachen alle über mich, als säße ich nicht vor ihnen? Petra schwieg. Olaf starrte auf seinen Kaffee und nahm geräuschvoll ein Schlückchen. Ich hatte mich selten so unwohl in meiner Haut gefühlt.
»Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll«, unterbrach Petra die entstandene Stille. »Ich glaube, wir sollten jetzt besser wieder gehen. Offensichtlich wurden wir ja nur eingeladen, damit ihr von dieser Hochzeit berichten könnt.«
»Mama, bitte.« Daniel folgte seiner Mutter, die die Wohnung verlassen wollte. Olaf schlürfte den Rest des Kaffees aus und stand ebenfalls auf.
Ich blieb sitzen.
Jedes Mal war es das gleiche Theater mit Daniels Eltern. Ich goss mir einen Kaffee ein und lauschte den Vorwürfen, die Petra über Daniel ausschüttete. Wo hatte ich noch meine Zigaretten hingelegt?
»Bitte, Mama, jetzt sei doch nicht so!«
»Wie bin ich denn?«, hörte ich Petra krächzen. »Du lädst deinen Vater und mich zum Frühstück ein, ohne dass es Frühstück gibt …«
»Ich habe euch nicht …«
»… und dann überrumpelst du uns auch noch mit so einer Nachricht. Herrgott, wahrscheinlich nimmt sie auch noch deinen Namen an!«
Selbst wenn ich es nicht ohnehin gewollt hätte: Nach diesem Kommentar hätte ich schon rein aus Prinzip Daniels Nachnamen angenommen, nur um Petra zu ärgern. Daniel verabschiedete seine Eltern noch flüchtig, dann fiel die Tür krachend ins Schloss. Daniel trottete zurück ins Wohnzimmer und ließ sich seufzend neben mich auf einen Stuhl fallen.
»Werden sie sich jemals ändern?« Ich sortierte die Kekse wieder in ihre Packungen.
Daniel schüttelte den Kopf. »Nope. Niemals.«
»Gut. Sonst wäre unser Leben ganz schön langweilig.«
Tina!«
Ich winkte dem Blondschopf zu, der mit großen Schritten den Schlossplatz überquerte. Wir umarmten uns, als hätten wir uns wochenlang nicht gesehen.
»Schick siehst du aus«, sagte ich anerkennend.
Tina war einen halben Kopf größer als ich, hatte einen blonden Kurzhaarschnitt und trug heute eine offensichtlich brandneue Lederjacke zu einem luftigen Sommerkleid. Mal wieder beneidete ich sie um ihre Traummaße und fühlte mich gleich fünf Kilo dicker.
»Zum Glück hast du mich noch angerufen«, meinte sie, »ich hätte nämlich vor lauter Langeweile beinahe angefangen, mein Referat für die Uni vorzubereiten. Wo müssen wir hin?«
Das Oldenburger Schloss, in dem wir unsere Hochzeit feiern wollten, war mit seiner gelben Mauer, dem Glockenturm und den verschnörkelten Fensterrahmen nicht zu übersehen. Einige Jugendliche versuchten sich auf dem großen Schlossplatz an Skateboard-Tricks, während Passanten teils eilig, teils gemächlich vorüberliefen.
Ich drückte die kalte Eisenklinke am Verwaltungseingang herunter und wir traten ein.
»Wann sagt ihr es eigentlich deiner Mutter?«, fragte Tina.
Ich zuckte mit den Schultern. »Heute Abend, denke ich. Wenn sie es weiß, dann kann ich endlich konkret zu planen anfangen. Aber du kennst sie, sie wird überhaupt nicht begeistert sein.« Meine Stimme hallte durch den Flur.
»Wahrscheinlich nicht. Aber schlimmer als der Drache kann sie nicht sein, oder?«
»Hör bloß auf. Sie hätte mir am liebsten den Kopf abgerissen. Keine Ahnung, was ich ihr getan habe, dass sie mich so hasst.«
»Ist doch klar, du bist eben nicht Sophie.«
»Du doch auch nicht«, warf ich ein, »und trotzdem mag sie dich lieber als mich.«
Eine Tafel zeigte uns den Weg zum Hauptverwaltungsbüro. Ich klopfte an eine unscheinbare Holztür, hörte aber keine Stimme von drinnen.
»Vielleicht mag sie mich mehr, weil Markus in keiner Beziehung war, als wir zusammengekommen sind. Oder weil Markus der Jüngere ist. Daniel ist eben der Ältere: Er soll eine tolle Arbeit haben, eine passende Frau, ein gutes Einkommen, ein Haus und so weiter. Kauft euch am besten jetzt schon einen Hund.«
»Sicher nicht, viel zu dreckig. Und die Haare hast du auch überall liegen. Nein, danke.«
Ich klopfte erneut.
»Läuft es bei dir und Markus mittlerweile besser?«
»Nicht wirklich«, gab Tina zu. »Keine Ahnung, woran es liegt, aber wir reden in letzter Zeit kaum noch miteinander. Er ist auch viel unterwegs. Irgendwie ist gerade der Wurm drin. Plötzlich meint er, er sei zu dick und müsse mehr Sport machen, und er arbeitet ständig länger.«
»Na ja, der Schlankeste ist er wirklich nicht. Nicht, dass ich da besser dran wäre, aber Markus ist schon kräftig gebaut.«
»Ja, aber das liebe ich ja an ihm. Er ist so ein richtig toller Knuddelbär«, grinste Tina.
»Lass ihn das bloß nicht hören.«
Tina und Markus waren ein halbes Jahr länger zusammen als Daniel und ich und passten meiner Meinung nach perfekt zueinander. Gerade weil wir uns dieselben Schwiegermonster teilten, fand ich prima, dass die beiden zusammen waren. Seit sie in der dritten Klasse neben mich gesetzt wurde, weil sie in der hinteren Reihe immer nur gestört hatte, waren wir unzertrennlich.
»Mensch, das tut mir echt leid. Ist bestimmt nicht so einfach, sich die ganze Zeit mit meinen Hochzeitsplänen auseinanderzusetzen, wenn man gerade Probleme hat.«
Tina setzte eine Leidensmiene auf und jammerte mit übertrieben schniefendem Ton: »Ja, ich habe es echt nicht leicht! Ich armes, armes Ding. Vielleicht sollte ich dir lieber doch nicht helfen.«
Eine Stimme bat uns herein. Tina kicherte noch, als wir eintraten. Hinter einem Schreibtisch saß eine Dame mittleren Alters. Ihr Namensschild wies sie als Magda Ehlers aus.
»Guten Tag«, begrüßte ich sie. »Mein Verlobter und ich möchten nächstes Jahr hier im Schloss heiraten.«
»Wir machen keine Reservierungen am Samstag«, entgegnete Frau Ehlers gelangweilt. Ich dachte, ich hätte mich verhört.
»Das ist bestimmt nur ein Klick für Sie.«
»Ich bin hier nur die Vertretung. Keine Reservierungen am Samstag.«
»Bitte, Frau Ehlers …«
Ein Telefonklingeln unterbrach mich. Frau Ehlers nahm ab. Sie sprach nur wenige Worte mit dem Anrufer und notierte sich zwei Mal etwas auf einem Zettel, den sie zu den übrigen auf ihren Tisch legte. Ich betrachtete den Schreibtisch. Die Tastatur ihres Computers stand auf einer mit Kaffeeflecken übersäten Papierunterlage. Ein Glas mit einem Rest Orangensaft stand neben einem zweiten Glas, dessen Inhalt bereits angetrocknet war. Wie ekelig! Ich verstand nicht, wie man in so einem Schweinestall arbeiten konnte. Am liebsten hätte ich Frau Ehlers auf ihrem Stuhl zur Seite geschoben und den Tisch aufgeräumt.
»Also schön, ich trage Sie ein.« Statt mich anzusehen, wandte sich Frau Ehlers gelangweilt ihrem Monitor zu. »Wann soll es denn so weit sein?«
»Am 15. August nächstes Jahr.«
»Eine feste Anmeldung können wir erst sechs Monate vor der Trauung vornehmen. Aber ich kann den Termin für Sie reservieren.«
»Danke, das wäre sehr …«
»Eigentlich machen wir das ja nicht.« Frau Ehlers schielte mich an. Mit einer neuen Brille und ohne diese grässlichen Ringellöckchen hätte sie vielleicht sogar hübsch ausgesehen. Ich zwang mein lieblichstes Lächeln auf meine Lippen. Dann blickte sie wieder auf den Monitor. »Name?«
»Emma Sperling und Daniel Breitenbach.«
»Nur Feier oder auch die Trauung?«
»Ähm.« Ich schluckte. Eigentlich wollte ich unbedingt kirchlich heiraten und anschließend hier im Schloss feiern, aber Daniel hatte angedeutet, dass er davon nicht begeistert war.
»Schreiben Sie die Trauung bitte in Klammern, da muss ich noch Rücksprache halten.«
»Und das war der 15. August nächstes Jahr?«
Ich nickte.
Frau Ehlers tippte wild auf der Tastatur herum. Tina warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich zuckte nur unauffällig mit den Schultern. Keine Ahnung, was sie so lange tippen musste.
»So.« Frau Ehlers faltete die Hände und sah mich an, als habe sie mir eine Frage gestellt. Leider wusste ich die Antwort nicht.
»Das ist jetzt reserviert?«, hakte ich nach.
»Jawohl. Nächstes Jahr.«
»Können Sie mir vielleicht etwas Schriftliches geben?«
Frau Ehlers sah gekränkt aus. Sie kritzelte mit einem Kugelschreiber auf einem der Zettel herum, drückte ihn mir in die Hand und stand gleichzeitig auf.
»Melden Sie sich nächstes Jahr noch einmal, um sich offiziell anzumelden. Beim Standesamt können Sie sechs Monate vorher das Aufgebot bestellen. Schönen Tag noch.«
Irritiert standen Tina und ich auf. Als wir die Tür geschlossen hatten, brach Tina in Lachen aus.
»Na, wenn die die Trauung durchführt, wird das ein Mordsspaß!«
»Witzig. Echt witzig.« Ich hoffte inständig, dass diese Frau keine Standesbeamtin war, die heute aushalf. Während wir zum Eingang schlenderten, faltete ich den Zettel auseinander. »Das ist einfach ein Schmierzettel, auf dem 15. August steht.«
»Äußerst aufschlussreich.« Tina klaute den Zettel aus meiner Hand und betrachtete ihn im Gehen. »Sicherlich meinte sie es nur gut und wollte, dass du den Termin nicht vergisst.«
»Ja, genau.« Ich grinste.
Wahrscheinlich hatte die gute Frau Ehlers einfach keine Lust gehabt, den Drucker einzuschalten. »Ach, egal! Hauptsache, ich heirate nächstes Jahr den tollsten Mann der Welt und habe die beste Trauzeugin des Universums an meiner Seite.«
Tina gab mir den Zettel wieder. »Oh, die hat abgesagt. Du musst leider mit mir vorlieb nehmen.«
Ich hielt ihr die Tür auf, sie machte einen übertriebenen Knicks und tänzelte hinaus. Man hätte meinen können, dass sie soeben einen Hochzeitstermin reserviert hatte.
»Pizza oder shoppen?« Tina zeigte zuerst in die eine, dann in die andere Richtung.
Ich schirmte meine Augen gegen die Sonne ab. »Ich habe keinen Hunger. Lass uns shoppen gehen.«
»Du willst doch nur abnehmen für die Hochzeit.«
»Na gut, erwischt.« Ich musste grinsen. »Wenn das mal kein Grund ist, endlich ein paar Kilos loszuwerden.«
»Haben sie dir das in diesem Forum erzählt?« Tina ging bereits ein paar Schritte voraus. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch keine Diät machen müssen. Was war die Welt doch ungerecht!
»Nein, haben sie nicht. Aber wo du gerade davon sprichst. Im Forum gibt es eine Gruppe von Bräuten, die sich gegenseitig ermutigen, abzunehmen und am Ball zu bleiben. Das ist echt hilfreich! Außerdem habe ich mir eine Checkliste aus dem Forum ausgedruckt, woran man alles denken muss, wenn man eine Hochzeit plant. Ich habe sie noch um ein paar Posten erweitert. Sollen wir die mal durchgehen?«
»Hast du die etwa mit?«
Vielsagend grinsend holte ich acht Din-A4-Seiten aus meiner Tasche.
Der Name »Sperling« war auf Kreppband geschrieben und auf die Klingel geklebt worden. Emma spielte nervös an ihrem Verlobungsring herum, statt auf den Knopf zu drücken.
»Ich kann das nicht.«
»Doch, da müssen wir jetzt durch. Sei kein Frosch.« Daniel drückte für Emma auf die Klingel.
Sabine, Emmas Mutter, wohnte im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses in Oldenburg. Vor der Wohnungstür lag eine alte Fußmatte mit den kaum mehr lesbaren Worten »Welcome home«. Sabine stand bereits in der Tür.
Heute hatte sie ihre signalroten Strubbelhaare mit einem Tuch gebändigt. Eine braune Hose, die eher einem Zelt glich, aber an den Knöcheln wieder eng zusammenlief, verschwand unter der grünen Toga. Oder wie hießen diese langen Oberteile noch?
»Schön, euch endlich mal wiederzusehen!« Sabine umarmte ihre Tochter so fest, dass Emmas Gesicht einige Sekunden lang in dem riesigen Baumwollschal verschwand, den Sabine sich locker um den Hals gebunden hatte. Schnell löste sie sich wieder aus der Umarmung.
»Hallo, Sabine«, antwortete Emma. Daniel hatte es anfangs sehr gewundert, dass sie ihre Mutter beim Vornamen nannte, aber Sabine hatte wohl schon darauf bestanden, als Emma gerade Sprechen lernte.
»Willkommen, ihr Süßen! Gehen wir ins Wohnzimmer. Wollt ihr Tee?« Sabine schloss die Tür und scheuchte die beiden hinein.
Wohnzimmer war nicht das Wort, das Emma für diesen Raum benutzte. Chaosraum, Rumpelkammer oder »Raum, der aussieht, als hättest du mit deinen Studi-Jungs da gewütet«, waren Beschreibungen, die Emma vorzog. Überall standen halb ausgepackte Kartons herum, obwohl Sabines Umzug in diese Wohnung schon fast drei Monate zurücklag. Ein Pullover und ein weiterer Schal hingen achtlos hingeworfen über Stühlen, und dort, wo man eine Küche erwartete, war nur eine nackte Wand mit Wasseranschlüssen und Leitungen. Daniel war es egal, wie die Wohnung aussah, schließlich musste er nicht darin wohnen. Emma schien sich aber wie immer unwohl zu fühlen. Sie starrte auf die nackte Wand.
»Die Küche kommt bald.« Sabine deutete ihren Blick richtig. »Aber ich habe hier einen Zweiplattenkocher und einen Wasserkocher. Also, Tee? Ingwertee, grünen Tee und Ayurveda-Tee kann ich anbieten.«
Keinen Kaffee. Natürlich nicht, bei Sabine gab es nie Kaffee. Emma seufzte laut, was Daniel wiederum zum Lachen brachte. Ohne ihren Kaffee konnte man mit Emma nichts anfangen.
»Ich nehme ein Wasser.« Daniel konnte Tee nicht ausstehen, aber das würde er Sabine nie ins Gesicht sagen.
»Grüner Tee klingt gut«, sagte Emma, obwohl alle wussten, dass sie log.
Sie setzten sich auf das Sofa, während sie Sabine dabei beobachten konnten, wie sie das Teewasser aufsetzte und Daniel ein Wasserglas vor die Nase stellte.
»Und, was gibt’s Neues?«, fragte sie, als sie den Wasserkocher einschaltete.
»Daniel und ich heiraten nächstes Jahr.«
Alarmiert drehte Sabine sich um. »Bist du schwanger?«
»Mensch, du klingst gerade so, als hätte ich dir gebeichtet, polizeilich gesucht zu werden und Asyl in Neukaledonien beantragt zu haben. Nein, ich bin nicht schwanger. Manche Menschen heiraten auch einfach aus Liebe.«
»Ach!« Sabine fuchtelte mit ihren dürren Fingern in der Luft herum, als verscheuche sie einen Schwarm Fliegen. »Liebe ist nichts als Illusion, Emma. Ich dachte, das hättest du endlich gelernt. Nichts für ungut, Daniel.«
Er schüttelte den Kopf und wollte etwas erwidern, aber Emma kam ihm zuvor.
»Nur weil du nicht zu Liebe fähig bist, heißt das nicht, dass ich es auch nicht bin!« Warum endeten diese Besuche eigentlich jedes Mal im Streit?
»Jetzt beruhigen wir uns mal wieder und atmen tief durch«, mischte Daniel sich ein.
Emma schluckte die Wut herunter, und auch ihre Mutter beruhigte sich zusehends. Sabine seufzte, als könne sie damit all ihr Unverständnis aus sich herausfließen lassen. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie eine schnelle Meditation eingelegt hätte, um ihre innere Mitte wiederzufinden.
»Es tut mir leid.« Sie streckte eine Hand nach Emmas Arm aus und streichelte ihn. »Ich weiß, dass es immer dein Traum war, eine pompöse Prinzessinnenhochzeit zu haben, Emma. Und ihr seid ein wirklich tolles Paar, ihr beide. Es kommt für mich jetzt nur so überraschend. Ihr seid doch erst zwei Jahre zusammen. Es ist, als hättest du mir Daniel erst gestern vorgestellt.«
Er grinste bei diesen Worten. Wenn es ihm schlecht ging, dachte er gerne an seine erste Begegnung mit Emma auf Sophies Geburtstagsfeier zurück.
»Das war schon ein ganz besonderer Abend, oder? Der Geburtstag?«
Emmas Blick wurde weich. »Oh ja. Ich bin so froh, dass Tina mich damals mitgeschleppt hat, weil Markus nicht konnte. Dabei kannte ich ja echt niemanden.«
»Was dich nicht daran gehindert hat, den Co-Gastgeber anzuflirten.«
»Komm, ich wusste nicht, dass du der Freund vom Geburtstagskind bist! Tina hatte gesagt, ich soll dich nach Getränken fragen, und das habe ich getan.«
Daniel konnte nicht anders, als hemmungslos zu grinsen. Um sich abzulenken, blickte er auf den Grund seines Glases, aber trotzdem tauchten die Erinnerungen an die Party wieder auf: Emma in ihrem blauen Sommerkleid mit diesem frechen Blick, den Wahnsinns-Locken und diesem Lächeln, das ihm sofort weiche Knie beschert hatte. Dabei hatte sie ihn wirklich nur gefragt, wo die Getränke waren. Zum Glück war Tina damals schon ein paar Monate mit Markus zusammen gewesen, sonst hätte er Emma nie kennengelernt.
»Du hättest mich einfach nicht ins Kino einladen sollen«, sagte Emma. »So was macht man nämlich nicht in einer Beziehung, sich mit anderen Frauen treffen. Hörst du, Sabine? Kleiner Beziehungstipp: Nicht mit anderen Männern treffen, wenn man in einer Beziehung ist.«
Sabine winkte beleidigt ab. Treue war nicht gerade eines ihrer Lebensprinzipien.
»Du musst mir zugutehalten, dass die Beziehung mit Sophie auch ohne dich schon am Ende war«, sagte er. »Wir hätten uns so oder so getrennt. Du warst einfach der Beschleuniger.«
»Oh, vielen Dank auch, mir hat noch nie jemand etwas so Romantisches gesagt!«, höhnte Emma.
Er trank einen weiteren Schluck Wasser und stellte das Glas auf dem Couchtisch ab. »So war das halt. Und es ist doch gut gegangen. Es sollte einfach so sein. Warum sollten wir also noch warten? Wir lieben uns, wir wohnen zusammen und wir kennen uns in- und auswendig. Wenn man seine Traumfrau gefunden hat, will man sie nicht so schnell wieder gehen lassen.« Emma schmolz bei seinen Worten förmlich dahin. Er liebte es, nur durch solche Sätze eine derartige Wirkung auf sie zu haben.
Sabine lächelte nun ebenfalls, auch wenn es kein ganz ehrliches Lächeln war. »Ihr passt gut zusammen, das sieht jedes blinde Huhn. Wann steigt die Fete denn?«
»Am 15. August nächstes Jahr. Das ist ein Samstag«, antwortete Emma.
»Das werde ich gleich in meinen Kalender eintragen.«
Emma lachte auf. »Als ob du einen hättest!«
Sabine grinste. »Erwischt. Aber das ist ja auch euer Jahrestag, oder? Dann kann ich mir das ja gut merken.«
Daniel war beeindruckt, dass sich Sabine tatsächlich ihren Jahrestag merken konnte, wo sie doch sonst so häufig in ihm unbekannten Sphären schwebte und alles vergaß.
Als das Wasser kochte, bereitete Sabine die beiden Tassen mit Tee zu.
»Deine Haare werden klasse aussehen, Emma. Die Locken sind dafür ja geradezu prädestiniert. Aber … dein Vater kommt nicht, oder?«
»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Warum?«
»Weil ich dann nicht komme.«
Emma stöhnte auf. »Benimm dich wie eine Erwachsene, Sabine.«
Sabine warf ihr einen strafenden Blick zu.
»Sag du mir nicht, wie ich mich zu verhalten habe!«
»Okay, ich glaube, wir müssen leider los.« Daniel bemerkte, dass Emmas Adrenalinpegel zu steigen begann. Er hatte keine Lust auf einen Streit, also trank er sein Glas Wasser in drei Zügen aus und stand auf.
»Emma, du musst mich verstehen. Ich kann deinem Vater nicht unter die Augen treten.«
Es war fast sechsundzwanzig Jahre her, war das nicht genug Zeit, um über einen Menschen hinwegzukommen? Daniel hatte Sophie nach wenigen Wochen quasi vergessen.
»Ich hatte einen anstrengenden Tag, Sabine. Wir reden ein anderes Mal darüber.«
»Emma, sei doch nicht so.«
»Nein, sei du nicht so! Verdammt, ich heirate, und du willst nicht dabei sein, wenn mein Vater kommt! Das muss man sich mal vorstellen!« Emma tippte sich gegen die Stirn und drückte die Klinke der Haustür herunter.
»Hochzeiten und so, das ist nichts für mich«, versuchte sich Sabine an einer Erklärung, aber Emma fiel ihr ins Wort.
»Für mich aber. Willst du nicht sehen, wie deine Tochter den Kirchgang entlang schreitet? Oder wie sie im Standesamt ihren Namen ablegt und einen neuen Lebensabschnitt antritt? Ich verstehe dich nicht.«
Wütend trat Emma aus der Tür, Daniel folgte ihr. »Bis bald, Sabine.«
»Aber eine Einladung gibt es noch, oder?«, rief Sabine ihnen hinterher.
»Ja, wenn du Glück hast, laden wir dich ein«, antwortete Emma.
»Du weißt doch, wie sie ist.«
Mit dem Fuß kippte Daniel den Hebel des Wasserhahns nach oben und ließ heißes Wasser nach. An der Stelle, an der das Wasser in die Badewanne lief, wurde es Emma zu heiß, also rückte sie, so weit es die enge Badewanne zuließ, zur Seite.
»Ja, ich weiß. Aber sie regt mich trotzdem jedes Mal wieder auf. Warum gönnt uns eigentlich niemand unser Glück?«
»Deine Mutter hat doch ganz gefasst reagiert.«
»Über deine Eltern brauche ich wohl kein Wort verlieren.«
»Sie sind nicht ganz einfach«, gab Daniel zu, »aber sie meinen es nur gut.«
»Merke ich nichts von.«
»Gib ihnen Zeit.«
Emma grummelte missmutig. »Sie hatten bereits zwei Jahre Zeit gehabt, sich an mich zu gewöhnen. Wie viele Jahre sollte ich denn noch den Mund halten? Deine Mutter wird mich nie mögen, und dein Vater ist für mich so undurchschaubar, dass ich nicht einmal sagen kann, ob er mich verachtet oder nicht. Was habe ich ihnen nur getan?«
»Du hast ihren Sohn dazu gebracht, die Traumschwiegertochter zu verlassen.« Obwohl Daniel versuchte, es lustig zu sagen, zog Emma die Unterlippe beleidigt nach unten. Er streichelte ihren Arm mit seinem Fuß. »Komm mal her.«
Sie rutschte auf ihn zu und holte sich einen Kuss ab. Er begann, ihre Schultern zu massieren.
»Eigentlich müssten meine Eltern auf Markus sauer sein.«
»Wieso?«
»Na ja, weil er sich in Tina verliebt hat. Und Tina hat mit dir zusammengewohnt. Hätten sich die beiden nicht ineinander verliebt, hätte Tina dich nicht mit auf die Party geschleppt, ergo hätten wir uns nicht kennengelernt und sie hätten jetzt kein Problem.«
»Bestechende Beweisführung, Holmes«, sagte sie.
Emma drehte sich um, sodass ihr Rücken ihm zugewandt war. Er schloss seine Arme um sie.
»Seit wann heiraten wir eigentlich kirchlich?« Er dachte an das Gespräch mit ihrer Mutter zurück.
»Ach, das habe ich nur so gesagt. Ich weiß, dass du da Probleme mit hast.«
»Und ich weiß, dass du das trotzdem willst.«
»Ach, Schatz, wir haben doch noch so viel Zeit, darüber zu reden. Lass es uns auf einen anderen Tag verschieben.« Bei diesen Worten drückte sich Emma gegen seine Brust und schmiegte sich an ihn.
»Was bin ich froh, dass wir Montag noch einen Tag Urlaub haben. Ich bin fix und fertig.«
»Ja, den können wir echt gebrauchen«, antwortete er. »Ich wollte trotzdem eine Runde joggen gehen. Kommst du mit?«
»Hm. Ich schlafe lieber.«
»Du alter Faulpelz.« Daniel hauchte einen Kuss auf ihre nasse Schulter. »Ich dachte, dein Ehrgeiz sei geweckt, damit du in ein schickes Kleid passt.«
»Pass auf, was du sagst.« Emma lehnte ihren Kopf an Daniels Schulter.
Sie hatte ihre Augen geschlossen. Er tat es ihr gleich und lauschte dem leisen Plätschern des Wassers.
»Ich liebe dich«, hauchte er ihr ins Ohr.
Am Montagmorgen jonglierte Daniel das volle Tablett auf einer Hand, während er mit der anderen die Tür zum Schlafzimmer öffnete. Emma saß im Schneidersitz auf dem Bett und starrte auf den Laptopbildschirm. Als sie aufsah und das Frühstück entdeckte, strahlte sie über das ganze Gesicht. Daniel musste ebenfalls grinsen. Immer, wenn Emma ihn so verliebt ansah, fühlte er sich glücklich.
»Du bist der Wahnsinn.«
»Danke, Engel.«
Daniel stellte das Tablett auf Emmas Schoß ab und setzte sich vorsichtig zu ihr. »Nach dem anstrengenden Wochenende brauchen wir doch ein bisschen Stärkung.«
Daniel warf einen flüchtigen Blick auf den Laptop, den Emma neben sich deponiert hatte. Schon wieder dieses Forum.
»Deine neue Lieblingsbeschäftigung, wie?«
»Sehr richtig. Aber dieses Forum ist einfach total toll! Ich habe zum Beispiel schon eine ganze Menge Links zu möglichen Fotografen empfohlen bekommen. Willst du mal sehen? Ich kann eine Diaschau laufen lassen.«
Warum nicht? Emma war so enthusiastisch, dass Daniel ihr ohnehin keinen Wunsch abschlagen konnte. Also stimmte er zu. Zwei Klicks später erfüllten Bilder den Bildschirm, die Daniel nicht von Fotos aus der Werbung unterscheiden konnte. Während er sein Brötchen aufschnitt, betrachtete er die Bilder. »Die kosten doch sicher ein Vermögen.«
»Japp.« Emma nickte. »Aber die Fotos und die Ringe sind im Grunde die einzigen Dinge, die uns von der Hochzeit wirklich bleiben.«
»Wie viel?«, fragte Daniel. Die Preise lagen sicherlich meilenweit über seinem angepeilten Budget.
»Du guckst dir doch immer mal wieder Bilder an, wirst in die Zeit zurückversetzt und erlebst die Hochzeit noch einmal.«
»Wie viel, Engel?«
»Schatz, man sollte wirklich nicht am falschen Ende sparen. Ein guter Fotograf ist mir unheimlich wichtig. Zweitausend.«
Daniel starrte sie an. »Ich hoffe, du meinst zweitausend Yen, denn sonst haben wir ein Problem.«
Auch wenn er diesen süßen Schmollmund liebte, den Emma jetzt zog, blieb er hart. Es gab ein begrenztes Budget, und er würde sicherlich keine zweitausend Euro für ein paar Fotos ausgeben.
»Vielleicht müssen wir ja nicht den ganzen Tag nehmen«, überlegte Emma. »Aber ein Shooting und dann Bilder von der Trauung wären doch sicher machbar, oder? Komm schon, Schatz. Tausend Euro, okay?«