Steffi Bieber-Geske | Sabrina Pohle
Abenteuer in Butjadingen und Bremerhaven
Lilly, Nikolas und die Weltreise
Biber & Butzemann
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© Kinderbuchverlag Biber & Butzemann
Geschwister-Scholl-Str. 7
15566 Schöneiche
1. Auflage, März 2014
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.
Text: Steffi Bieber-Geske
Illustrationen: Sabrina Pohle (www.splinteredshard.com)
Layout und Satz: Andrea Jäke
Lektorat: Martina Bieber, Mareike Seehaus, Angelika Wöhler-Geske, Gwenn Wunsch, Anna-Maria Zeschmann-Hecht
Korrektorat: Peggy Büttner
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
ISBN: 9783942428514
Für Micha, der dafür sorgt,
dass in meinem Leben immer die Sonne scheint.
SBG
Cover
Titel
Impressum
Widmung
1. Regen, Regen, nichts als Regen
2. Auf nach Amerika
3. Auf Schiffsreise
4. Die Reise tief unter die Erde
5. Zwischen Vergangenheit und Zukunft im Klimahaus
6. Die große Weltreise
7. Auf der Jagd nach dem Piratenschatz von Käpt’n Fischsocke
8. Auf dem Meeresgrund
9. Pack die Badehose ein …
10. Der Seebär-Dompteur
11. Das bunte Watt
12. Reise in die Vergangenheit
13. Was macht das Schaf auf dem Deich?
14. Von Wattwümern und Sandspaghetti
15. Afrika im Jaderpark
16. Die große Überraschung
Außerdem bei Biber & Butzemann
Über die Autorin und Illustratorin
„Oh je“, seufzte Mama, als der Wetterbericht im Autoradio zu Ende war. Als sie heute Morgen in Berlin losgefahren waren, hatte noch die Sonne geschienen. Auf der Autobahn kurz vor Magdeburg hatte es plötzlich begonnen zu regnen. Inzwischen kamen die Scheibenwischer kaum noch hinterher. Laut trommelte der Regen auf das Autodach. Der Himmel war dunkelgrau. Und offenbar sollte das auch noch eine ganze Weile so bleiben, hatte der Radiomoderator verkündet.
„Was sollen wir denn im Regen an der Nordsee?“, brummelte Nikolas. Seine kleine Schwester Lilly blickte traurig aus dem Fenster, an dem das Wasser in kleinen Bächen hinabströmte.
„Macht euch mal keine Sorgen“, sagte Papa gut gelaunt. „Wir werden in den nächsten Tagen eine kleine Weltreise machen – da ist es ganz egal, wie das Wetter an der Nordsee wird.“
„Was?“, fragten beide Kinder wie aus einem Mund. „Eine Weltreise?“
Doch Papa tat wieder einmal sehr geheimnisvoll und ließ sich nicht die kleinste Information entlocken. „Haben wir schon jemals einen langweiligen Urlaub erlebt?“, fragte er. Lilly, Nikolas und Mama schüttelten die Köpfe. „Na seht ihr! Ihr könnt mir ruhig vertrauen. Heute Abend sind wir in Sansibar und gehen schwimmen“, behauptete er.
Lilly und Nikolas blickten ihn zweifelnd an, während Mama still vor sich hin lächelte.
Eine Stunde später hatten sie ihre Ferienwohnung erreicht. Sie lag auf der Halbinsel Butjadingen, die sich zwischen den Städten Bremen, Bremerhaven und Wilhelmshaven entlang der Nordseeküste erstreckte. Nachdem sie ausgepackt hatten, bat Papa die Kinder, ihre Badesachen zusammenzupacken. Dann stiegen sie wieder ins Auto und fuhren nach Tossens. Auf einem großen Parkplatz hielten sie an und rannten durch den Regen auf ein großes Gebäude mit einer Glaskuppel auf dem Dach zu.
Sie betraten eine riesige Halle, die an den Marktplatz einer alten italienischen Stadt erinnerte. Die Wände sahen aus wie Hausfassaden mit schmiedeeisernen Balkonen. Überall standen Pflanzen, Korbstühle und -tische, altmodische Laternen und es gab sogar ein kleines Karussell.
„Dieses Gebäude hier gehört zu einer großen Ferienanlage namens ‚Center Parcs-Ferienpark Nordseeküste‘“, erklärte Papa. „Das hier ist der ‚Market Dome‘. Hier gibt es ein Restaurant, einen Indoorspielplatz und eine Bowlingbahn. Rechts neben uns befindet sich das ‚Aqua Mundo‘, ein subtropisches Badeparadies. Dort herrscht das ganze Jahr über schönstes Badewetter. Es gibt jede Menge Palmen, Masken, Holzkunstwerke und Boote aus Sansibar. Wollen wir unsere Weltreise beginnen?“
Die Kinder grinsten. Wenige Minuten später waren sie umgezogen und betraten das ‚Aqua Mundo‘. Papa hatte nicht übertrieben. Es war wirklich so, als wären sie in die Tropen gebeamt worden.
In den nächsten Stunden tobten sie im Wellenbad, ließen sich auf Reifen durch einen Regenwald-Fluss treiben, sausten die Rutschen hinunter, planschten im Kinderbecken und schwammen im Außenbereich. Im warmen Wasser war es ihnen egal, dass es regnete.
„Ich hoffe, dass die Weltreise so toll weitergeht, wie sie begonnen hat“, sagte Nikolas später auf dem Rückweg in die Ferienwohnung.
„Das wird sie“, versprach Papa. „Morgen wandern wir nach Amerika aus.“
Es regnete noch immer in Strömen, als sie am nächsten Vormittag nach Bremerhaven aufbrachen. Bremerhaven ist die einzige deutsche Großstadt, die direkt an der Nordsee liegt und sie gilt als eine der wichtigsten europäischen Hafenstädte.
An einem Hafen lag auch ihr heutiges Ziel: das Deutsche Auswandererhaus, das aus zwei großen Gebäuden mit heller Holzfassade bestand. „Zwischen 1830 und 1974 sind mehr als sieben Millionen Menschen von Bremerhaven aus nach Amerika, aber auch nach Kanada, Brasilien, Argentinien oder Australien ausgewandert, weil sie hier in Deutschland keine Arbeit hatten, zu wenig Geld verdienten, um ihre Familie zu ernähren, oder wegen ihres Glaubens verfolgt wurden“, erklärte Mama.
„Ihre Reise begann genau hier am Neuen Hafen. Der Name passt eigentlich nicht mehr so richtig, denn dieser Hafen wurde schon vor rund 165 Jahren in Betrieb genommen. Es gibt auch noch einen Alten Hafen, der noch etwas älter ist. Heute liegen im Alten Hafen nur noch Museumsschiffe und im Neuen Hafen kleinere Boote. Die großen Container- und Kreuzfahrtschiffe laufen den riesigen modernen Seehafen an. Viele Waren, die in Deutschland hergestellt werden, treten von dort aus ihre Reise in Länder auf der ganzen Welt an. Es werden zum Beispiel mehr als zwei Millionen Autos jedes Jahr von hier aus verschifft – das ist absoluter Weltrekord.“
Inzwischen hatten sie die Kasse des Deutschen Auswandererhauses erreicht. Jedes Familienmitglied erhielt einen Boarding Pass, in dem zwei Namen eingestempelt waren und in dem eine Plastikkarte steckte. „Das sind Ihre persönlichen Aus- und Einwanderer, die Sie heute auf ihrem Weg in die neue Heimat begleiten werden“, erklärte die Museumsmitarbeiterin. „An verschiedenen Stationen können Sie die Karte anlegen und sich Geschichten aus dem Leben dieser Menschen anhören.“
Der Rundgang begann in einem Raum, der wie eine Wartehalle aus dem 19. Jahrhundert aussah. Er bestand im Wesentlichen aus unbequemen Holzbänken und einem alten Ofen. Eine Holztreppe führte hinauf in einen großen, dunklen Raum. Lilly und Nikolas blieben überrascht stehen – sie standen an einem Hafen.
Menschen in altmodischer Kleidung, darunter auch Kinder, warteten darauf, an Bord eines großen Schiffes zu gehen. Neugierig liefen Lilly und Nikolas zwischen den sehr lebensecht wirkenden Puppen hin und her. Überall standen kleine und große Koffer, Holzkisten und Eichenfässer. Dazwischen entdeckte Nikolas eine Ratte. Es war laut und die Atmosphäre war erwartungsvoll, aber irgendwie auch bedrückend.
Zwei der Koffer waren geöffnet und die Kinder waren überrascht, wie wenig die meisten Auswanderer mitgenommen hatten: eine Hose, einen Pullover, Socken, ein Stück Seife, eine Zahnbürste und ein Taschenmesser – mehr nicht.
Mama, die sich inzwischen an der Hörstation informiert hatte, erzählte: „Es ist ein früher Novembermorgen im Jahr 1888. Gleich wird der Schnelldampfer ‚Lahn‘ ablegen, der die Auswanderer in acht Tagen nach New York bringt. All diese Menschen müssen Abschied von der Heimat und ihren Familien nehmen, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Die meisten von ihnen sind arme Handwerker, Arbeiter, Bauern, Knechte oder Dienstmädchen und hoffen auf ein besseres Leben. Sie wissen nicht, was sie erwartet und ob sie ihr Zuhause und ihre Familien jemals wiedersehen. Das war bestimmt kein schönes Gefühl.“
Als Nächstes betraten sie einen Raum, der sie an eine alte Bibliothek erinnerte. „Das ist die ‚Galerie der 7