Heli Brasil
Der Borderline Traveller
Band 1
Roman
© 2014 AAVAA Verlag
Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2014
Umschlaggestaltung: AAVAA Verlag
Coverbild: Heli Brasil
Printed in Germany
AAVAA print+design
Taschenbuch: ISBN 978-3-8459-1191-5
Großdruck: ISBN 978-3-8459-1192-2
eBook epub: ISBN 978-3-8459-1193-9
eBook PDF: ISBN 978-3-8459-1194-6
Sonderdruck: Mini-Buch ohne ISBN
AAVAA Verlag, Hohen Neuendorf, bei Berlin
www.aavaa-verlag.com
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Alle Personen und Namen innerhalb dieses eBooks sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Ich sitze in der Küche meiner 42m² Garçon-nière und starre auf ein etwa 500 Seiten starkes Buch mit dem klingenden Namen „Bürgerliches Recht, Teil I“. Die letzte Prüfung meines Studiums der Rechte steht an und das bedeutet nur eines: lernen – Tag für Tag, Woche für Woche.
Wie so oft fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren und ich bin wie so oft nicht in der Lage, meine Gedanken bei den schuldrechtlichen Problematiken zu halten. Ich fixiere die Wand, die von färbigen Einkerbungen gesäumt ist – Einschlagstellen diverser juristischer Bücher, die ich für Prüfungen auswendig lernen musste und die mir seit Beginn meines Studiums regelmäßig wiederkehrende Wutanfälle beschert haben.
Mein Blick wandert zum Fenster. Es ist einer dieser trüb-depressiven Dezembertage.
»Robert, du Drecksau«, fluche ich leise vor mich hin.
Mein ehemaliger Kollege aus dem Bad verweilt gerade im warmen Indonesien. Drei Monate Bali, drei Monate Brasilien, sechs Monate Bademeister und das Arbeitsamt bezahlt den Aufenthalt (Saisonbademeister arbeiten in Wien von April bis September und leben den Rest des Jahres von der Arbeitslosenunterstützung. Wer dem Amt glaubhaft versichern kann, dass er nächste Saison wieder seinen Dienst antreten wird, kann entspannt, wenn auch nicht legal, das Land verlassen und auf Staatskosten die Sonne genießen).
Der Gedanke an Robert macht mich immer aggressiver.
Wofür soll ich diesen Scheißdreck eigentlich lernen? Ich, als ehrenwerter Rechtsanwalt in einem steirischen Kaff mit meiner Freundin, die bereits von der Anrede in der Billa-Feinkostabteilung „Grüß Sie, Frau Doktor, wie viel Extrawuascht deafs denn heit sein?“ träumt, einem Kind, einem Hund und einem Familien-Van, die Sonntage bei den Eltern verbringend (mit Gesprächen über Kind, Arbeit und Haus) und maximal zwei Kurzurlaube pro Jahr?
Mir wird schlecht bei der Vorstellung, ein solches Leben führen zu müssen, das so viele Menschen vermeintlich glücklich macht. Ich will leben, ich will keine Verantwortung übernehmen, ich will frei sein und raus aus diesem kleinbürgerlichen Land mit einer der weltweit höchsten Lebensqualität – weg von diesen grauen, depressiv wirkenden Gesichtern, diesen hässlichen, stinkenden, chronisch unzufriedenen, hinterrücks lästernden, frustrierten, alten Menschen, die dieses Land bevölkern und ich will vor allem meine Reisen nicht aufschieben, wie das Ehepaar von der Nachbarstiege, das nur noch zu 50 Prozent aktiv ist, da der Mann kurz nach seiner Pensionierung einen Schlaganfall erlitten hat und jetzt von seiner Frau gepflegt wird.
Ich bin nicht so wie diese Spießer da draußen.
Ich bin anders, immer schon gewesen, auch in negativer Hinsicht.
Ich war in etwa drei Jahre alt, als ich am Bauernhof meiner Großeltern schwere Steine zu einer leeren Wassertränke schleppte. Nach verrichteter Arbeit holte ich sechs kleine Kätzchen, trug sie zur Tränke, warf sie hinein und erschlug sie mit den Felsbrocken.
Gibt es ein angeborenes, bösartiges Sadismus-Gen, das die Lust am Quälen manifestiert oder zeigt der „Kätzchenmord“ nur die in mir steckende, ungeheure Wut auf meine Mutter (die Katze als Symbol für die Frau?), die mich aufgrund ihrer Berufstätigkeit bei meinen Großeltern abgestellt hat?
Aber kann ein Kind, das seine Zeit bei den Großeltern verbringen muss tatsächlich traumatisiert werden? Kann diese Trennung wirklich der Grund dafür sein, seine Mutter zu hassen?
Oder war es in Wirklichkeit meine Großmutter, die für meine spätere Entwicklung verantwortlich gemacht werden muss und mich zu jenem kleinen Monster gemacht hat, das Frauen verachtet?
Wer trägt die Schuld?
Tatsache ist, dass es zu jener Zeit alle gut mit mir meinten, vor allem was das Essen betraf – so eben auch meine Großmutter. Von Krieg und Hungersnot geprägt, schoppte (vollstopfen; der Ausdruck wird für Mastgänse verwendet) sie mich solange, bis ich mich bei Tisch übergab. Erst nachdem ich alles angekotzt hatte, war ich ihrer Ansicht nach satt.
Doch Mutter und Großmutter waren nicht die Einzigen, die als „Schuldige“ in Frage kommen.
Was ist etwa mit der Erzieherin im Kindergarten? Trägt nicht auch sie die Verantwortung dafür, dass ich so bin wie ich bin?
Tatsache ist, dass frau auch im Kindergarten auf eher eigenartige Weise um meine Erziehung bemüht war. Tante Susanne hieß jene „Pädagogin“, die uns Kinder zum Aufessen des servierten Fraßes zwang und in der Ruhestunde für Zucht und Ordnung sorgte: Wer sich nicht still verhielt, wurde mit zugeklebtem Mund ans Bett gefesselt (bis die Eltern davon Wind bekamen, dauerte es). Da ich des Öfteren unter den Regelbrechern war, kam ich immer wieder in den Genuss, meine Strafe im Bettgefängnis abliegen zu müssen.
Meine Mutter (die noch dazu meinen Bruder gebar!), meine Großmutter und Tante Susanne – sind sie dafür verantwortlich, dass ich im Volksschulalter psychisch auffälliges Verhalten gezeigt habe?
Tatsache ist, dass mein Eintritt in die Volksschule gleichzeitig mit der Geburt meines Bruders erfolgte. Als ich den kleinen Körper das erste Mal sah, kam sofort ein Gefühl von Neid und Hass in mir auf (Motto: Wie kann SIE mir das antun und einen Konkurrenten gebären?), wo ich es doch gewohnt war, im Mittelpunkt zu stehen und Aufmerksamkeit zu erregen. Damit war es nun jedoch vorbei, da sich mit dem Auftauchen dieses Kontrahenten (und als einen solchen sah ich ihn eben) meine privilegierte Position allmählich in Luft aufzulösen begann, was mich enorm wütend machte.
Es muss doch jedem einleuchten, dass man diese ungeheure Wut irgendwie abbauen muss – auch wenn man erst im Volksschulalter ist!
»Ihr Sohn ist ein Frauenhasser«, lauteten daher die ernsten Worte meiner Lehrerin zu meiner Mutter, die schon in der ersten Schulwoche, kurz nachdem sie meinen Bruder zur Welt gebracht hatte, zu einem Gespräch bestellt wurde.
Frauenhasser?
Ich hatte doch nur einen Strich in der Mitte des Tisches gezogen und meiner Schulkollegin, sobald sie diese Grenze überschritt, mit dem Zirkel in den Arm gestochen, bis sie blutete!
Doch es waren nicht nur weibliche Schulkolleginnen, die mich mit ihrer Anwesenheit oder ihrem Geruch, den ich oftmals als Gestank empfand (wie kann ein sechsjähriges Mädchen aus dem Mund stinken?), provozierten und mir deshalb sadistische Verhaltensweisen entlockten. Auch Tiere bekamen weiterhin ihr Fett ab. Ziel meiner hinterhältigen Attacken waren nun jedoch nicht mehr kleine Kätzchen, sondern Fische, die ich mit Freunden im Bach fing und mit einem Stück Holz so tief in den Arsch fickte, bis das Stäbchen aus deren Maul ragte.
Und mein damals bester Freund? Ja, gelegentlich musste selbst er herhalten und wurde zum Ziel meiner gemeinen Angriffe. Als er mich etwa einmal beim freizeitlichen Spiel langweilte, beschmierte ich ihn über und über mit Hundescheiße, fesselte ihn im Keller und ließ ihn dort über eine Stunde schmoren.
Wer trägt also die Schuld an meinem sadistischen Verhalten, das mir offensichtlich seit dem Kindesalter anhaftet? Kann man überhaupt jemanden anderen dafür verantwortlich machen? Ist man nicht bis zu einem bestimmten Grad das, was man ist und wird durch Erziehung nur noch innerhalb dieser genetischen Vorgaben geformt?
Andererseits kann doch ein drei- beziehungsweise sechsjähriger Bub nicht bewusst quälen – oder vielleicht doch?
Eines ist dennoch auffällig. Es sind drei Frauen, die mir in negativer Erinnerung geblieben sind…
Mit neun Jahren fand ich endlich einen Weg, meinem inneren Druck, unter dem ich damals stand, ein Ventil zu verleihen: Ich fühlte meinen ersten Orgasmus. Unwissend hatte ich an meinem Schwanz herumgezupft, bis ich plötzlich von einem überaus angenehmen Gefühl durchströmt wurde, das mir in einem nachfolgenden Trancezustand Wohlbefinden verschaffte und fortan zur Flucht aus der Realität dienen konnte. Zwar hatte ich zu jenem Zeitpunkt noch keinerlei sexuelle Phantasien, allerdings war es dieser herrliche Zustand der Entspannung, der mich relativ rasch zu einem kleinen Suchtonanisten werden ließ.
»Wie oft machst du es?«, fragte ich einen bereits entwickelten Schulfreund zwei Jahre später, bis dahin hatte ich meine wunderbare Entdeckung für mich behalten.
»Alle zwei bis drei Tage und du?«
»Ich auch«, erwiderte ich, nicht ganz die Wahrheit sagend, um mich nicht als Freak zu deklarieren.
Tatsächlich befriedigte ich mich nämlich zumeist fünfmal pro Tag und das an den unmöglichsten Orten: Ich wichste während des Fahrrad-fahrens, in der Kirche, im Auto meiner Eltern und einmal sogar während eines Gesprächs mit einer Mitschülerin, stets die Hand in der Hosen-tasche am Schwanz und auf der Hut, nicht erwischt zu werden.
Mit der intensiven Praktizierung der erlernten Technik tauchten schleichend auch die ersten sexuellen Phantasien in meinem Kopf auf. Wichsen war nun nicht mehr ausschließlich ein bloßer Akt der Entspannung, sondern entfachte plötzlich auch ein enormes sexuelles Verlangen, das ich durch phantasievolle Einbeziehung meiner weiblichen Umgebung zu stillen versuchte.
Lehrerinnen, Tanten, Freundinnen meiner Mutter – sie alle wurden von mir mental gefickt und entlockten mir beim Kommen eine Gänsehaut. Aber auch meine Mutter selbst musste herhalten. Als ich einmal ein Nacktfoto von ihr fand, verdeckte ich mit der Hand ihr Gesicht und spritzte- oder besser gesagt, sonderte mein kleines, feuchtes Tröpfchen ab – für mehr Flüssigkeit war der Körper damals noch nicht reif genug (die körperliche Unreife hatte allerdings auch seine Vorteile. So konnte ich etwa, wenn Entdeckung drohte, jenes Tröpfchen problemlos verspeisen, um die Spuren der Freveltat – Selbstbefriedigung war tatsächlich noch eine Sünde und wurde in der Kirche gebeichtet – auf dezente Art zu beseitigen).
In meinen ersten phantasievollen Ausschweifungen war ich also vornehmlich auf ältere Frauen fixiert, die allerdings nicht unbedingt ausschließlich aus dem Umfeld meiner Eltern beziehungsweise der Schule stammen mussten.
Als ich etwa einmal vor meinen Hausaufgaben saß, die aufgrund der sexuellen Träumereien zum Abbau geistigen Stresses stets länger andauerten, sah ich, zufällig aus dem Fenster blickend, eine alte Zigeunerin (man verzeihe mir den politisch inkorrekten Ausdruck, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, ob sie eine Sinti oder Roma gewesen ist) in den Mülleimern wühlen. Sie war hässlich, fett und schmutzig, hatte allerdings einen mächtigen Busen, der mich sofort faszinierte.
„Hat die Mutter große Brüste, bescheren sie dem Sohne Lüste“ – die immer wieder auftauchende Zigeunerin und ich hatten ab sofort eine intime Beziehung, von der jedoch nur ich wusste.
Mit etwa zwölf Jahren war das Thema Onanie nicht mehr nur ein Gespräch unter Insidern. Jeder in der Klasse tat es.
Nachdem meine Klassenkameraden und ich gerade einen Wundbenzinskandal überstanden hatten – wir hatten die giftigen Dämpfe solange geschnüffelt, bis wir mit unseren roten Nasen erwischt wurden und allesamt einen Psychologen beehren durften –, folgte zwei Jahre später die nächste Freveltat: Zwei Klassenkameraden und ich fassten den glorreichen Entschluss, während des Unterrichts um die Wette zu wichsen. Da ich gut trainiert hatte, machte ich das Rennen und ließ Margit – jenes Mädchen, das vor mir saß – an meiner Freude über den Sieg teilhaben, indem ich ihr meinen Saft oder besser gesagt meine Tropfen ins Gesicht schmierte. Margit petzte zu Hause, worauf ich mich gemeinsam mit meinen Eltern im Zimmer der Direktorin einfinden musste. Meine geforderte, exakte Schilderung des Sachverhaltes trieben meiner Mutter die Tränen in die Augen und der Schulleiterin die Schamesröte ins Gesicht. Das Urteil war hart, aber erwartet: Schulverweis nach Abschluss des Semesters!
Auch wenn ich aufgrund meiner schweinischen Tat in den folgenden Wochen unter den Mitschülern als Held galt, waren es trotzdem harte Zeiten, die nun auf mich zukamen. Ich versaute sämtliche Schularbeiten (oder wurde ich von den Lehrern für mein ungeziemes Benehmen bestraft?), was natürlich große Probleme mit den Eltern nach sich zog. Wichsen alleine reichte daher als Stressabbauinstrument nicht mehr aus, weshalb ab sofort auch mein kleiner Bruder herhalten musste, der, im Gegensatz zu mir, friedlich dahinleben konnte.
Ein Plan war rasch gefasst. Wurde ich bestraft, gab ich nun die widerfahrene Pein eins zu eins an den Kleinen weiter und ging dabei mit meinen Boshaftigkeiten weit über das bisherige Maß hinaus.
„Tränensprint“ war etwa ein Spiel, bei dem ich meinen Kassettenrekorder auf Aufnahme stellte und mit verbalen Gemeinheiten (körperliche Angriffe waren verboten) versuchte, den Kleinen zum Heulen zu bringen. Da ich jedoch die Schwachstellen meines Bruders bald herausgefunden hatte und es nur noch wenige Sekunden dauerte, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, wurde dieses Spiel relativ rasch langweilig. Wesentlich interessanter waren da schon jene kleinen, nächtlichen Attacken. Lag er etwa tief und selig schlafend auf dem Rücken, pirschte ich mich heran, hielt ihm die Nase zu und sobald er nach Luft schnappte, presste ich mein nacktes Arschloch gegen sein Gesicht und furzte ihm in den Mund.
Leider gelang es mir jedoch weder mit Wichsen, noch mit den Angriffen auf meinen Bruder meinen inneren Zustand entscheidend zu verbessern und da nun auch noch die Ehe meiner Eltern zu wackeln begann, geriet ich immer stärker aus dem Gleichgewicht. Mit offenen Augen lag ich nachts im Bett, hörte die häufigen Streitereien, wartete angespannt auf die nächste Auseinandersetzung und versuchte mit zugehaltenen Ohren für Ruhe zu sorgen (diese permanente nächtliche Anspannung, der ich damals ausgesetzt war, speicherte sich im Übrigen in meinem Inneren ab und raubte mir auch noch als Erwachsener bei geringster Lärmeinwirkung den Schlaf).
Stress in der Schule, Stress in der Nacht – ich fühlte mich unverstanden, konnte mich niemandem anvertrauen und versuchte daher abermals zu kompensieren, indem ich meinen Bruder, der weiterhin seelenruhig schlief, für mein Unwohlsein büßen ließ – diesmal jedoch mit Schlägen.
Wie kann er schlafen, wenn ich daran gehindert werde?
Doch auch das körperliche Quälen meines Bruders brachte wenig überraschend keinerlei Verbesserung. Der psychische Druck, unter dem ich Tag und Nacht stand, war einfach zu mächtig und ebnete daher den Weg für eine dritte Zwangshandlung: Ich begann in meinen Körper hineinzuhorchen und ihn auf etwaige Abnormitäten zu untersuchen.
Hypochondrie war in unserer Familie schon immer ein Thema gewesen. So hatte ich etwa bereits als kleines Kind die Eltern beim Blutdruckmessen beobachtet und gehört, wie sie von Herzinfarkten und vermeintlichen Krebsleiden sprachen. Dieses Bild ständig vor Augen trat nun auch ich in die elterlichen Fußstapfen und mutierte ebenfalls zu einem übertrieben-besorgt interpretierenden Hobbymediziner, der stets das Schlimmste annahm – und dessen erste medizinische Diagnose nicht lange auf sich warten ließ: Ich erklärte einen gewöhnlichen Lymphknoten zu Krebs und lebte daraufhin monatelang in einer Angst, die sich bis hin zu einer depressiven Verstimmung ausweitete, ehe ich endlich all meinen Mut aufbrachte und einen Arzt aufsuchte, der mir die ersehnte Entwarnung gab.
Neben Wichsen, Bruder quälen und hypochondrischen Zügen – Verhaltensweisen, die mich zwar von meinen realen Problemen ablenken konnten, aber meinen inneren Zustand letztendlich sogar verschlechterten, hatte ich auch mit dem Essen (welch Überraschung!) meine liebe Not. So löste etwa eine kleine Hautfalte am Bauch von einem Tag auf den anderen das Gefühl in mir aus, fett zu sein, mit der Konsequenz, dass ich eine Zeit lang die Nahrungsaufnahme gänzlich verweigerte beziehungsweise nach jeder Mahlzeit wie ein Irrer um die Häuser zu laufen begann, um die aufgenommenen Kalorien zu verbrennen und das, obwohl ich zu jener Zeit bereits in einem Schwimmverein eingeschrieben war (elterliches Motto: Bring‘ das hyperaktive Kind zum Sport und mach‘ es damit müde) und 16 Kilometer pro Woche schwamm.
Probleme in der Schule, Probleme mit den Eltern, zwanghaftes Wichsen, Quälen, Flucht in die Welt der Krankheiten, Magersuchttendenzen, unmäßiges Sportbetreiben – ich war 13 Jahre alt und weit davon entfernt, ein entspanntes, unbeschwertes Leben zu führen und obwohl die Voraussetzungen für einen gesellschaftlichen Absturz bereits damals gegeben waren, schien mich jedoch noch irgendeine Kraft in mir auf Spur halten zu wollen, die mich nicht nur das Schulsemester positiv abschließen-, sondern obendrein auch die sportliche Aufnahmeprüfung für ein Sportgymnasium bestehen ließ.
Schulwechsel waren keine angenehme Sache. Man wurde aus einer vertrauten Umgebung gerissen und verlor allmählich den Kontakt zu seinen ehemaligen Kollegen, die man zwar, wie zumindest in meinem Fall, geärgert und gequält hatte, die einem aber dennoch irgendwie ans Herz gewachsen waren.
Es fiel mir daher nicht leicht, meine vertraute Lernstätte verlassen zu müssen. Etwas sentimental verabschiedete ich mich am Schulschluss von meinen Kameraden und dachte nochmals an unsere Samstagnachmittag-Partys, wo wir zu Rod Stewards „I am Sailing“ und der Musik aus „La Boum – Die Fete“ eng umschlungen getanzt- und den Mädchen auf die Brüste gegriffen hatten, die tollpatschigen Zungenküsse und meine erste Freundin (sie hatte mir während des Unterrichts ein Zettelchen mit der direkten Frage „Willst du mit mir gehen?“ zukommen lassen), mit der ich jedoch noch nichts anzufangen gewusst- und deren Nähe mir ein eigenartiges Gefühl der Abneigung beschert hatte, bevor ich mich in die wohlverdienten Sommerferien gleiten ließ.
Nach den überstandenen Sentimentalitäten und einem eher unspektakulären Sommer fühlte ich mich in der neuen Schule überraschenderweise sofort wohl. Meine ländlichen Mitschüler waren mir bildungs-mäßig weit unterlegen, weshalb sich mein Schulleben als überaus sorgenfrei anließ. Trotz der intellektuellen Unterforderung beschloss ich, mich in der Eingewöhnungsphase als relativ umgänglich zu präsentieren und die Mitschüler erst einmal gründlich abzuchecken. Meine gespielte Freundlichkeit dauerte jedoch nicht lange an, denn schon bald trieb mich die Langeweile in altes Fahrwasser zurück, wodurch meine wahren Absichten freilegt wurden. Als gut ausgebildeter Sadist mit hochentwickelten Antennen, die mir binnen kürzester Zeit verlässlich sämtliche Schwachstellen meiner Mitschüler/innen aufzeigten (unter den Bauernschädeln herrschte ein geradezu paradiesisches Angebot), hatte ich nur noch ein Ziel: Ich wollte meine Mitschüler fertig machen!
Ein besonders beliebtes Quäl-Subjekt war etwa das Schwein – eine bemitleidenswerte Kreatur in meiner Klasse, die mit einem unglücklich wirkenden, großen Arsch und borstigem Haar ausgestattet war. Er wurde von mir und meinem Mitschüler Gregor tagtäglich mit Zeichnungen, Reimen und Beschimpfungen derart malträtiert, bis er sich schließlich tatsächlich für ein Borstenvieh hielt und psychologische Hilfe in Anspruch nehmen musste.
Aber auch vor gesundheitlichen Unzulänglichkeiten wurde nicht haltgemacht. „Du magersüchtige Drecksau“ – hierbei handelte es sich um eine Phrase, mit der eine kranke Mitschülerin tituliert wurde und so für immense Erheiterung sorgte. „Du bist ein eineiiger Bandit“ – diesmal geriet ein Mitschüler ins Visier, dem ein Hoden abgenommen worden war und der solange an seine genitale Unvollständigkeit erinnert werden musste, bis er zu Stottern begann.
Der Psychoterror erfolgte dabei stets vor versammelter Meute, die vorsichtshalber mitlachte, um nicht selbst in die Schusslinie zu geraten. Allerdings konnten sich auch die Mitläufer (Personen, die versuchten sich mit den Rädelsführern gutzustellen und deren Gemeinheiten sogar ge-legentlich unterstützten) nicht sicher fühlen und mussten daher stets auf der Hut sein. Ein typisches Beispiel für einen solchen Burschen der zweiten Reihe war Franz.
Franz kam vom Land und versuchte Gregor und mich, die beiden Anführer aus der Zivilisation, die Hochdeutsch sprechen konnten, in allem zu kopieren. Trugen wir etwa Schuhe, die gerade modern waren, erwarb auch Franz ein Paar, das sich jedoch zumeist als billiger Abklatsch darstellte, der von uns nur milde belächelt wurde. Trotz seines unprofessionellen Kleidungsstils war Franz ein guter Kerl, der immer lachte. Seine Fröhlichkeit verging ihm daher auch nur vorübergehend nach folgender Szene im Lateinunterricht, wo der etwas einfältige Professor die Seme-sterabschlussnoten vorlas:
Professor: »H. (Franz) – Genügend.«
Ich: »Herr Professor, damit bin ich nicht einverstanden. H. weist eine absteigende Tendenz bei seinen Schularbeiten auf und hat während des gesamten Semesters so gut wie keine Mitarbeit gezeigt.«
Professor: »Sie haben recht! H. Sie machen mir eine Entscheidungsprüfung über den gesamten Semesterstoff.«
Schallendes Gelächter brach aus. Meiner „Freundschaft“ zu Franz, die noch über 10 Jahre lang andauern sollte, konnte mein gemeines Attentat dennoch nichts anhaben.
In der Schule war ich schon bald unantastbar, da jeder Angst davor hatte, zu (m)einem Opfer zu werden. Eine geheime Abstimmung im Rahmen des Psychologieunterrichts – eine solche Idee würde heute wohl einem Lehrer den Job kosten – ließ daher keine Zweifel aufkommen: Ich war der unbeliebteste Mitschüler der Klasse, was mich jedoch keineswegs beunruhigte, sondern ganz im Gegenteil, sehr stolz machte.
Motiviert von dieser Umfrage versuchte ich mich nun auch außerhalb der Schule zu positionieren und von der mir verhassten Normalität abzuheben (was so viel hieß, wie bei jedem Scheiß dabei sein zu müssen). Schulisch unterfordert und neugierig begann ich mich daher trotz meiner Sportexzesse für Drogen zu interessieren – allerdings zunächst wenig erfolgreich: Mein erster Berührungspunkt mit Alkohol endete mit einer Alkoholvergiftung im Spital. Ich hatte eine halbe Flasche billigen Stroh-Rum geleert und danach die Wohnung meiner Eltern, die gerade einem Theaterbesuch frönten, angekotzt. Vor dem Geruch dieses Rachenputzers sollte es mich zur Strafe für den Rest meines Lebens ekeln.
Nicht viel besser als bei meiner Alkoholentjungferung erging es mir nach meinem ersten Joint. Ohne jegliches Wissen darüber, was ich da eigentlich rauchte, inhalierte und hustete ich, bis mich ein Kreislauf-zusammenbruch in die Waagrechte beförderte, was mich jedoch keineswegs abschreckte, sondern ganz im Gegenteil, ich schloss sogar Freundschaft mit dieser Droge, die mich, im Gegensatz zu billigem Rum, auch die nächsten Jahre hindurch intensivst begleiten sollte.
Mit realen, gleichaltrigen Mädchen konnte ich zu jener Zeit nicht viel anfangen – meine Wichs-Phantasien kreisten ausschließlich um dreckige, türkische oder jugoslawische Putzfrauen und alte, fette Weiber. Zwar hatte ich damals eine Unzahl an Verehrerinnen, meine „Beziehungen“ zu Mädchen liefen jedoch dennoch allesamt zerstörerisch ab. Die Devise lautete: Küssen, Brüste angreifen, fingerln (Finger einführen) und Schluss machen, ohne dabei nur irgendein sexuelles Verlangen für diese normalen Geschöpfe zu empfinden. Das Motto hieß: Nur ja nicht öffnen, nur ja keiner Frau vertrauen, nur ja keine Nähe zulassen.
Erst später wurde mir bewusst, dass es schlichtweg die Angst gewesen war, jemanden aufrichtig zu lieben und mich diese Angst dazu zwang – nachdem die drei genannten sexuellen Stationen durchlaufen waren –, Mädchen bloßzustellen, zu erniedrigen und schlussendlich zum Teufel zu jagen.
Ich fand somit zu jener Anfangszeit des Interesses für das andere Geschlecht noch keinen Weg, eine Brücke zu einer normalen Sexualität schlagen zu können und schien bis auf weiteres ein Gefangener meiner abwegigen Phantasien bleiben zu müssen – was jedoch nicht nur Nachteile mit sich brachte, denn allmählich begann ich zu begreifen, dass meine Gedankenspiele auch einen nicht zu verachtenden, durchaus positiven Effekt hatten: Meine Phantasien waren offenbar derart intensiv, dass sie wie Triebfedern meines Unterbewusstseins zu wirken begannen, die mich von bloßen Abenteuern im Kopf, zu realen Situationen hinführen konnten! Dieser Theorie entsprechend, konnte es daher auch keineswegs überraschend sein, dass ich mein erstes, real-sexuelles Erlebnis nicht mit einem gleichaltrigen Mädchen aus der Schule, sondern mit einer wesentlich älteren Putzfrau hatte.
In den Sommerferien nahm ich damals einen Job im Lager eines Möbelhauses an. Die Arbeit war nicht besonders herausfordernd und ließ mir neben dem Schlichten von Waren noch genügend Zeit, um mich zwischen den Regalen zu verstecken und entspannt zu schlafen, bis mir an einem solchen Morgen der Langeweile die Blicke einer jugoslawischen Reinigungsdame auffielen (morgens kam stets ein Putztrupp, der das Lager säuberte), die mich, den blonden, hübschen Jüngling mit den feinen Gesichtszügen, gierig musterte und damit meine Ruhephasen erheblich zu stören begann. Mit ihren Sandalen und ihrem blauen Kittel, unter dem ihre haarigen Beine hervorlugten, animierte sie mich fortan rücksichtslos und ich fieberte regelrecht nach ihrer Präsenz, mit der sie mich nun zwischen die Regale trieb, um dort mehrmals täglich zu onanieren, anstatt zu schlafen.
Ich bekam die Putzfrau nicht mehr aus dem Kopf und eine gute Woche nach unserer ersten Begegnung schlich ich daher nicht ganz zufällig zu ihrer Umkleidekabine. Die Tür stand einen spaltbreit offen, gerade so weit, dass ich einen verstohlenen Blick hineinwerfen konnte. Sie musste meine Anwesenheit gespürt haben, denn sie drehte sich plötzlich um, lächelte mich verführerisch an und begann sich zu entkleiden. Ich blieb wie versteinert stehen und sah, starr blickend, wie sie den Putzkittel samt BH öffnete, um mir ihre nackten Brüste mit den für Südländerinnen so typischen dunklen Warzenvorhöfen zu präsentieren. Nachdem sie sich langsam aus ihrem hässlich-altmodischen Slip geschält hatte, stand sie schließlich völlig nackt vor mir. Ich fixierte ihre stark behaarte Scham und taumelte wie in Trance auf sie zu. Sie roch nach Putzmittel, Schweiß, billigem Parfüm und Zigaretten, drückte sich trotzdem an mich, küsste mich und griff mit der Hand nach meinem Schwanz, der bereits steif aus der Arbeitshose ragte. Dann drehte sie sich plötzlich um, streckte mir ihren haarigen Arsch entgegen und befahl mir, mit ihr Liebe zu machen. Gehorsam drang ich in ihre übelriechende, aber klitschnasse Fut ein – allerdings nur kurz. Auf halbem Weg kam es mir derart heftig, dass ich beinahe das Gleichgewicht verlor. Angewidert löste ich mich von meinem ersten richtigen Sexualkontakt, lief aus dem Raum und hörte meine Lehrmeisterin dabei noch auf Jugoslawisch über meine schlechte Leistung, wie ich zumindest vermutete, fluchen.
Obwohl das reale Erlebnis im Vergleich zur Phantasie eher enttäuschend und der Gesundheit nicht förderlich gewesen war (eine Infektion auf meinem Schwanz zwang mich zu einem Arztbesuch), übten Putzfrauen auch noch Jahre später eine magische Anziehungskraft auf mich aus.
Mit 16 bekam ich endlich meine Vespa und gehörte damit der Fraktion der Popper an (Proleten fuhren Zündapp oder Puch Cobra – Italos Fantic). Ich trug Fiorucci-Pullover, Emanuel-Jeans (Karottenschnitt), handgemachte Judengasse-Stiefel (später Cowboy Boots aus der Burggasse) und wenn ich ausging, war ich stark geschminkt. Der Seitenscheitel mit der Stufe am Hinterkopf saß perfekt und zwang mich, den Kopf leicht nach links geneigt zu halten, um klar sehen zu können. Ein großer goldener Ohrring im linken Ohr (rechts war schwul) rundete das Outfit ab. Neben Proleten (Frisur: vorne kurz, aber hinten elegant) und Italos (dauergewelltes, längeres Haar) gab es auch noch eine Gruppe Mods (gepflegt, gestylt, mit Parka) und die gerade aufkommenden, schwarz-haarigen Grufties mit ihrer schwarzen Kleidung, die sie auf weißer Haut trugen.
Jede Gruppe hatte ihr Stammlokal, in dem man cool sein musste. Außer modisch schick zu sein, waren die Freizeitaktivitäten jedoch eher limitiert. Wir soffen, nahmen Drogen, hingen im Zick-Zack (lokale Diskothek) herum oder störten Partys – waren die Eltern außer Haus und der/die Gastgeber/in nicht durchschlagskräftig, konnte es schon passieren, dass eine Vespa Spuren am Parkettboden des Wohnzimmers hinterließ. Darüber hinaus stahlen wir wie die Raben: Spiegel, Fußmatten, Auspuffanlagen, ganze Motorblöcke und vor allem die begehrten Giuliari-Sitzbänke wurden selbst von den Rollern guter Freunde abmontiert und verkauft. Wir waren innerlich abgefuckt, but looked good on paper.
Die Schulzeit ging zu Ende. Auf der Maturafeier tanzten Gregor und ich übermütig zur Partymusik von Bronski Beat, Hot Chocolate und Chic, bis hin zu Kool & The Gang. Wir ließen nochmals die letzten vier Jahre Revue passieren und waren dabei voll und ganz einer Meinung: Zumindest für uns beide war es eine wunderbare Zeit gewesen.
Vor allem die unglaublichen Quälereien erheiterten uns noch einmal und wir mussten beide laut lachen, als wir einen Skikurs ansprachen, auf dem wir Franz ins Bett geschissen hatten, worauf sich die Hotelchefin bei unserem Professor über die fehlende Stubenreinheit des siebzehnjährigen Franz beschwerte.
Auf das Glücksgefühl nach der bestandenen Matura folgte ein Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit. Obwohl ich mit meinen Eltern oft verreisen konnte, wollte ich nun endlich alleine die Welt erkunden, studieren und vor allem in meine eigene Wohnung einziehen, die mir die Alten gekauft hatten. Doch alles der Reihe nach.
Gemeinsam mit zwei Freunden organisierte ich zunächst meinen er-sten großen Solo-Trip nach Malaysia (mit Aeroflot via Moskau, Tashkent, New Delhi nach Singapur um 10.000 Schilling in der Economy Class, gemeinsam mit Hühnern in Käfigen), wo wir erstmals in eine völlig andere, neue Welt mit fremd wirkenden Gesichtern und ungewohnten Gerüchen eintauchten und uns dabei herrlich unbeschwert fühlten.
Wir reisten von Singapur bis zur thailändischen Grenze, entspannten auf der Insel Tioman (die heute längst touristisch erschlossen ist) und trafen dort erstmals auf richtige Hippies und Aussteiger, deren Geschichten wir gespannt lauschten, während wir Marihuana rauchten (etwas paranoid, da Drogenkonsum drakonische Strafen nach sich ziehen konnte). Freiheit bedeutete einfach nichts tun zu müssen und dabei entspannt und ausgeglichen bleiben zu können. Wir wuschen uns in einem Bach, schnorchelten eingeraucht am Riff und schliefen bis zu Mittag. Die Harmonie wurde nur deshalb ein wenig gestört, da einer meiner Kameraden zum gerne gequälten Opfer mutiert war – was allerdings bei Reisen zu dritt so gut wie unvermeidlich ist.
Trotz der zwischenmenschlichen Probleme war der Trip ein voller Erfolg. Nach unserem letzten Abend in Singapur, der mir durch einen Blowjob eines Ladyman (dessen wahres Geschlecht ich allerdings nicht erkannt hatte – die größeren Füße hätten ihn eigentlich enttarnen müssen) versüßt worden war, bestand für mich daher kein Zweifel: Ich hatte mich mit dem Reisevirus infiziert und wollte unbedingt mehr über diese Art zu leben erfahren – viel mehr!
Nach den zwei Monaten in Asien fiel es mir schwer, mich daheim wieder zurechtzufinden. Zwar gab mir der kurz bevorstehende Einzug in meine neue Wohnung einen positiven Impuls, jedoch hatte ich noch immer keine Ahnung, was ich studieren sollte.
Um diese für meine Zukunft so wichtige Entscheidung etwas hinauszuzögern, ließ ich mich daher zunächst einmal ein wenig gehen und begann intensiv Haschisch zu rauchen – so intensiv, bis ich die Tage ausschließlich mit meinen neuen Freunden des Rauches verbrachte und bereits morgens komplett eingeraucht war. Unser Pensum war damals derart gewaltig (zu sechst verbliesen wir in etwa 15 bis 20 Joints täglich), dass wir kaum noch ein normales Leben führen konnten und daher relativ rasch zu laschen, ängstlichen, unausgeglichenen, gegenüber Außenstehenden aggressiven und paranoiden Zeitgenossen mutierten. Gleichzeitig fühlten wir uns jedoch in unserer Gruppe herrlich geborgen, sodass wir nach einiger Zeit einfach beschlossen, uns von der Außenwelt total abzuschotten. Wir gingen nicht mehr aus, hingen nur noch in Wohnungen herum, hörten Musik (die Interpreten waren so verschieden, wie unsere Stimmungszustände und reichten von den Fine Young Cannibals, Billly Idol, Third World, AC/DC, bis hin zu Billy Cobham, David Sandborn und Baccara) und philosophierten über Schwachsinn.
Wir, die wir allesamt aus gutem Haus stammten, allerdings nicht nur unsere liebe Not mit unseren Eltern hatten, sondern auch noch keine tieferen Kontakte zu „normalen“ Mädchen aufweisen konnten, lebten in unserer eigenen Traumwelt und erkannten zu jenem Zeitpunkt nicht, dass Drogen uns nicht weiterhelfen konnten, sondern im Gegenteil, unsere psychischen Störungen nur noch verstärkten.
Anstelle die Notbremse zu ziehen und die Rauchkammer zu verlassen, verschärften wir, uneinsichtig und gelangweilt, wie wir allesamt waren, das Programm kontinuierlich und warfen schon bald die ersten LSD-Trips ein, die ich von meinem ehemaligen Schulfreund Gregor bezog.
Gregor galt als Urvieh und hatte bereits intensive Erfahrungen mit dieser geheimnisvollen, respekteinflößenden Droge genossen. Ganze zwei Monate lang war er täglich drauf gewesen und hatte diesen Wahnsinn ohne ernsthaftere psychische Schäden (sieht man von regelmäßig wiederkehrenden Flashbacks ab) überstanden.
Bei der Gruppe um mich war die Situation jedoch etwas anders gelagert. Wir waren von Natur aus psychisch angeschlagen und hatten damals nicht die geringste Ahnung vom „Trippen“, sondern lachten nur naiv, als wir die kleinen Papierblättchen sahen, die wir besser durch zwei teilen sollten, wie mir Gregor netterweise beim Kauf mitgeteilt hatte.
Es war dann ein Schulball, der für die erste „Reise“, die uns beinahe um den Verstand bringen sollte, ausgewählt wurde. Glücklicherweise hatten wir, trotz erheblicher Zweifel über die geringe Größe des Papierblättchens, Gregors Rat befolgt und die Trips geteilt, bevor wir uns bestens gelaunt, in Anzug und Krawatte, den Leib Christi, wie wir es auszudrücken pflegten, gegenseitig in die Münder schoben.
Nach einer halben Stunde setzte die Wirkung ein und hob uns beinahe aus den Lackschuhen. Die Droge brachte gnadenlos unsere Ängste aus der Kindheit an die Oberfläche und ließ nicht nur in mir das Gefühl aufkommen, für immer geisteskrank bleiben zu müssen. Es war regelrechte Panik und ein Gefühl der Ausgeliefertheit gegenüber dieser so stark wirkenden Substanz, die uns an einem dafür völlig unpassenden Ort an die zwölf Stunden in Schach hielt. Wimmernd nach Halt suchend, litten wir wie geprügelte Hunde und versuchten krampfhaft, uns gegenseitig zu beruhigen, bis wir endlich langsam von unserem ersten, aber nicht letzten Horrortrip herunterkamen. Denn gestört wie wir waren, probierten wir LSD später noch dreimal aus – wenig überraschend mit ähnlichen Resultaten, wie beim ersten Mal.
Es war mir damals weder bewusst, dass unsere Gruppe nur durch Drogen zusammengehalten wurde, noch konnte oder wollte ich den Schaden erkennen, den die bewusstseinserweiternden Substanzen – vor allem der enorme Haschischkonsum – bei uns sensibel-problematischen Persönlichkeiten verursachten. Wir waren weder cool, noch etwas Besonderes, sondern lediglich sechs dumme Jugendliche, die sich für cool und etwas Besonderes hielten, weil sie Drogen konsumierten:
Gerhard und sein Vater, ein schleimiger Tyrann, der seine Frau in eine Medikamentensucht getrieben hatte, waren keine Freunde. Aufgrund der andauernden Streitereien hatte „Gerdschi“ bereits mit elf Jahren seine ersten Vollräusche genossen. Seit dem 16. Lebensjahr war er in unsere Gruppe. Mit 17 hatte er während eines Urlaubes in Ungarn einen Staubsauger gefickt und wurde dabei von dem einheimischen Unterkunft-geber (einem alten Ungarn), der wegen des lauten Getöses der alten Maschine erwacht war, beim „Liebemachen“ erwischt. Mit 20 wurde Gerhard plötzlich eigenartig. Er sprach von Drogenlieferungen aus Südamerika, die nur er, der Agent des Geheimdienstes, verhindern könne. Als er davon der örtlichen Polizei berichtete, verschwand er für sechs Monate in einer Nervenheilanstalt (Diagnose: manisch-depressive Störung).
Auch Andreas stand mit seinem Vater, einem strengen Geschäftsmann, auf Kriegsfuß. Seine Hauptdroge war Freund Alkohol, weshalb er trotz des immensen Haschischkonsums stets gesellig und umtriebig blieb – zumindest die ersten Jahre über. Mit 23 bestand Andreas endlich seine Matura und kam danach aus dem Feiern nicht mehr heraus. Sein Alkoholkonsum wuchs auf täglich bis zu drei Flaschen Wodka an. Er konnte nicht mehr sprechen und seine Wohnung war verwüstet, verschissen und angekotzt. Als man ihn mit 29 in seiner Badewanne fand, war er bereits drei Tage lang tot gewesen. Andreas hatte sich die Pulsadern aufgeschlitzt und hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem er seinem Vater die Meinung sagte.
Martina war ein irres Mädchen mit kurzem Haar. Legendär waren ihre Lachanfälle und Angstattacken nach zu viel Haschischkonsum. »Ich bin so zua, ich pack’s überhaupt nicht mehr«, war ihr Standardsatz, den sie immer wieder mit einem ängstlichen, lustig wirkenden Gesichtsausdruck wiederholte. Martina erkrankte mit Anfang 30 an Krebs, von dem ihre gesamte Familie mütterlicherseits befallen war.
Mein Schulfreund Franz war nach der Matura ebenfalls ein Teil der Gruppe geworden. Franz hatte riesige Froschaugen, die besonders lustig wirkten, wenn er eingeraucht seinen Blick durch die Runde schweifen ließ. Er war ein introvertierter, hochintelligenter, ruhiger Typ, der auch noch nach unserer gemeinsamen Schulzeit über alles lachen konnte. Allerdings gehörte auch sein Vater der Fraktion der strengen, spießigen Figuren an und ebnete mit der Art seinen Sohn zu erziehen dessen Weg ins Verderben. Obwohl Franz anfangs nur ein Mitraucher war, schaffte er es später nicht mehr, seinen Haschischkonsum zu kontrollieren. Er rauchte Tag und Nacht, schmiss sein Studium und verlor die Jobs, die ihm sein Vater besorgt hatte. Als ich ihn das letzte Mal in seiner Wohnung besuchte – auch seine Behausung glich einem Saustall, in dem überall leere Plastikbecher verstreut lagen, da er nur noch Joghurt zu sich nahm –, hatte er einen irren Gesichtsausdruck und verdächtigte mich, sein Haschisch stehlen zu wollen. An jenem Tag stand mir ein völlig psychotischer Typ gegenüber, den ICH während unserer gemeinsamen Schulzeit zum Rauchen verleitet hatte und der nun mit seinem Leben nicht mehr zurechtkam. Jahre später erfuhr ich, dass Franz sein Elternhaus in Feuer gelegt hatte und anschließend von einem Hochhaus in den Tod gesprungen war. Er wurde gerade einmal 26 Jahre alt.
In den Kreis der Vatergeschädigten reihte sich auch Gernot ein. Sein Erzeuger war ebenfalls ein Familientyrann, der beruflich gescheitert war und als Werklehrer finanziell und intellektuell dahinvegetierte. Für seinen Sohn hatte er daher Größeres vorgesehen. Er bestimmte über seine Schul- sowie Berufsausbildung und trieb Gernot ständig an, ohne dessen wahre Wünsche zu berücksichtigen. Auch Gernot (sein Motto: Ich hab‘ die sensible Seele eines Künstlers, aber keine Talente) war psychisch auffällig. Er bewohnte das Obergeschoss der elterlichen Villa – sein Vater hatte eine gute Erbschaft gemacht –, wo er uns stets in Anzug und Krawatte zu den zumeist bei ihm abgehaltenen Haschrunden empfing. Er war ängstlich, da er die Trennung als Kind von seinen Eltern nicht überwunden hatte (wie ich war er bei den Großeltern abgestellt worden) und besaß eine starke Affinität zu Feuer (als Jugendlicher hatte er beim Wärmen des Mittagessens die Wohnung seiner Eltern in Feuer gelegt. Das aufgrund eines bevorstehenden Umzuges nicht mehr versicherte Apartment war daraufhin vollständig ausgebrannt). Gernot war jedoch auch der erste, der das Haschischrauchen abstellte, da er – für uns andere zu jenem Zeitpunkt völlig unverständlich – erkannt hatte, dass es ihn psychisch fertig machte. Trotz seines klaren Kopfes scheiterte er nach einer kurzen Karriere beruflich und endete in einem Burn-out. Gernot konnte dem beruflichen Druck nicht mehr standhalten und war zu einem Pillen-Junkie geworden, der pro Tag an die 15 Lexotanil und haufenweise Antidepressiva einwarf. Nach einem Entzug konnte er nur noch Teilzeit arbeiten.
Am letzten Abend dieses verrauchten Jahres – ich hatte mich inzwischen aufgrund meiner haschischbedingten Menschenscheue für ein Jusstudium entschlossen, welches man, sofern man fleißig lernte, mehr oder weniger von zu Hause aus absolvieren konnte –, saß ich mit meinen Freunden gelangweilt in einem Lokal, als sie plötzlich vor mir stand und mich um Feuer bat – Simone, ein wunderschönes Mädchen mit blitzblauen Augen!
Sie war um zwei Jahre jünger als ich und ging noch zur Schule. Ihr Vater war ein rechthaberischer Unternehmer, der seine Frau mit seiner Besserwisserei zum Alkohol getrieben hatte. Obwohl ich mich mit Simone großartig verstand, verlief der Anfang meiner ersten richtigen Beziehung dennoch stockend, da es mir nur unter allergrößten Schwierigkeiten gelang, mich meiner Freundin gegenüber zu öffnen. Im Speziellen der körperliche Annäherungsprozess ging daher nur äußerst schleppend voran. Ich hatte regelrechte Panik davor, in Simone einzudringen und zögerte unser erstes Mal unter fadenscheinigen Ausreden ständig hinaus. Dennoch verfiel ich diesmal nicht in mein altes Muster (Mädchen erniedrigen und aus dem Staub machen). Ich blieb weiterhin nett, sodass auch Simones Eltern überaus zufrieden mit der Wahl ihrer Tochter waren.
Schließlich war es dann doch soweit und wir schliefen miteinander. Überraschenderweise fühlte ich mich glücklich und genoss es nach den überstandenen Anfangsschwierigkeiten sehr, mit meiner ersten richtigen Freundin zusammen zu sein. Wir rauchten Haschisch, das mich bereits nach ein paar Zügen erregen konnte und erfreuten uns, nachdem sich unsere Körper eingespielt hatten, an herrlich entspannenden Orgasmen.
Die für mich ungewohnte Idylle dauerte jedoch nicht allzu lange an. Immer häufiger tauchten, während ich mit Simone schlief, meine alten Phantasien auf, die mich seit nunmehr beinahe zehn Jahren verfolgten und es waren genau jene fetten, alten, schmutzigen, stinkenden Weiber, die allmählich über den wunderschönen, jungen Körper meiner Freundin siegten und selbigen zu einem reinen Sexualobjekt verkommen ließen, das mir mehrmals täglich Befriedigung verschaffen musste. Ich schlief daher fortan nicht mehr mit Simone, sondern mit meinen phantasievollen Kreationen, die ich jederzeit problemlos abrufen konnte.
Parallel zu meiner sexuellen Entkoppelung von Simone begann ich mich auch in meinem Beziehungsverhalten zu verändern. Der nette Junge verwandelte sich nun schrittweise vom idealen Schwiegersohn in einen Despot, dem es plötzlich eine Freude zu bereiten schien, seine Freundin zu unterdrücken. Ich fühlte mich überlegen und mein außer Kontrolle geratenes Ego gab mir den nicht erklärbaren Befehl, den Mensch Simone sukzessive brechen zu müssen und zur absoluten Unterordnung zu zwingen. Mein perfides Spiel nahm dabei solche Aus-maße an, dass meine Freundin nur noch dann sprechen durfte, wenn ich es ihr erlaubte. Hielt sie sich nicht an meine Anordnungen, demütigte ich sie vor meinen Freunden oder schlug sie. Das herzige Mädchen mit den unschuldigen blauen Augen fand sich damit in ihrem eigenen Albtraum wieder: Sie hatte sich einen Freund ausgesucht, der wesentlich schlimmer war als ihr eigener Vater!
Doch damit nicht genug. Ich quälte nicht nur Simone, sondern auch ihren geliebten Hund, bis er wegen akuter Herzprobleme zum Tierarzt musste. Noch schlechter als dem Haustier erging es ihren Stofftieren, die sie mit viel Liebe sammelte, in ihrem Schrank aufbewahrte und denen ich reihenweise die Beine abschnitt. Das Abtrennen einer Gliedmaße (wenn auch nur aus Stoff) und Simones Tränen verschafften mir ein sensationelles Gefühl der Befriedigung – warum das so war, konnte ich mir nicht erklären.
Und wie verhielt sich meine Freundin während dieser Attacken gegen sie beziehungsweise gegen Dinge, die ihr wichtig waren? Sie sah mich traurig an, weinte und rastete gelegentlich aus, aber zog ansonsten keinerlei Konsequenzen, weshalb ich mein grausames Spiel munter weiter spielen konnte – allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt.
Während ich armer Narr nämlich meinen beziehungsvergiftenden Egotrip scheinbar ungestört genießen durfte und mir hinsichtlich Simones Liebe zu mir absolut sicher war, erkannte ich nicht, als sich ein entfernter gemeinsamer Freund für sie zu interessieren- und ihr Honig ums Maul zu schmieren begann.
Alle in unserem Umfeld hatten es längst bemerkt, nur ich nicht und als ich eines Tages ahnungslos zu Simone fuhr, eröffnete sie mir aus heiterem Himmel, dass sie mit IHM und seiner Clique übers Wochenende verreisen wolle!
Es war ein scheiß Sommer gewesen. Ich hatte eine Prüfung verschoben und befand mich gerade inmitten einer hypochondrischen Hautkrebsphase (Motto im Hörsaal: Wer von den anwesenden StudentInnen wird einmal an Krebs erkranken?), die mich depressiv und unleidlich machte und die ich mit Haschisch zu heilen versuchte, was jedoch meinen Gemütszustand nicht verbesserte, sondern mich, im Gegenteil, noch paranoider werden ließ und dazu zwang, einschlägige medizinische Berichte zum Thema zu studieren, die meine Grübeleien immer weiter vorantrieben, bis ich mich schließlich doch dazu entschloss, einen Hautarzt aufzusuchen, um mir mehrere harmlose Muttermale wegschneiden zu lassen.
Und in diesem Zustand serviert mich Simone ab, einfach so?
Nachdem ihre kalten Worte zu mir durchgedrungen waren, verfiel ich in einen Trancezustand, der nicht nur mein Denken lahmlegte, sondern auch meinen jämmerlich wirkenden Versuch, sie von ihrem völlig wahnsinnigen Vorhaben abzubringen, blockierte, bis ich schließlich keinen anderen Ausweg mehr sah und wie ein geprügelter Hund ihre Wohnung verließ. Ich konnte es einfach nicht fassen.
Wie kann sie mir so etwas antun? Hinter meinem Rücken!
Ich fühlte mich krank, verletzt und war wütend.
Diese Drecksau will nach Salzburg fahren und lässt mich in meiner Krise alleine, wo ich ihr doch immer treu gewesen bin!
Ich wusste nicht, was ich tun sollte und ging daher abends aus, um wahllos irgendwelche Mädchen zu küssen, was meine Stimmung zunehmend verschlechterte.
Völlig betrunken fuhr ich nach Hause und warf noch ein Valium ein, das mich, nachdem der alkoholbedingte, aufputschende Konter-Effekt abgeklungen war, etwas beruhigte.
Trotz der Drogen im Körper tauchten die ganze Nacht über Bilder in meinem Kopf auf, wie Simone von diesem Scheißhund Richard gefickt wurde.
Nach drei Tagen, während derer ich, begleitet von Kate Bush, „This Woman’s Work“ und Paul Young, „Everytime You Go Away“, durch meine persönliche Hölle gegangen war, kam Simone endlich zurück. Ich rief sie sofort an und wollte mich mit ihr treffen. Auf keinen Fall konnte ich es akzeptieren, dass ich aus dem Rennen war. Nach anfänglichem Zögern willigte sie schließlich ein und wir verabredeten uns in einem Kaffeehaus.
»Und?«, schoss es sofort aus mir heraus, »hat er dich gefickt?«, natürlich ahnte ich bereits, dass sie nicht nur Händchen gehalten hatten.
Simone antwortete nicht, worauf ich beinahe hysterisch nachsetzte.
»Ich muss es wissen, sag‘ es mir jetzt sofort!»
Mein Herz klopfte wie wild vor Anspannung, bis ich endlich die Bestätigung erhielt.
»Ja wir haben miteinander geschlafen«, sagte sie und ich bemerkte die Distanz zu mir in ihren Augen.
Miteinander geschlafen?, ich war angewidert von ihren Worten.
»Wie oft?«, presste ich hervor.
»Zweimal.«
Ich hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen, allerdings verspürte ich gleichzeitig den intensiven Wunsch sie zu küssen, um wieder ihren süßen, mir vertrauten Geruch unter meine Nase zu bekommen. Mein Denken war blockiert – eines war jedoch sofort klar:
Ich kann sie nicht aufgeben und ich muss sie irgendwie zurückgewinnen! Nur wie soll ich das anstellen, wo sie sich doch tatsächlich von mir entfernt zu haben scheint?
Ohne einen konkreten Plan zu haben, begann ich auf sie einzureden, verwendete besonders häufig ihre Kosenamen – im Erfinden selbiger war ich überaus kreativ – und brachte immer wieder unsere schönen Zeiten ins Spiel, die sich objektiv betrachtet ausschließlich auf den Beziehungsanfang konzentriert hatten.
Sie muss mir noch einmal eine Chance geben, die ich, das Opfer, verdient habe – und ich würde mich ja auch ganz bestimmt ändern!
Plötzlich liefen Tränen über ihre Wangen und ich hatte den Eindruck, dass meine Selbsterniedrigungen allmählich Wirkung zeigten, bis – ja, bis die unerwartete Wende kam.