Die französische Originalausgabe erschien unter dem Titel „Timothée Serviteur du Christ Jésus“ in den Verlagen Dépôt de Bibles et traités chrétiens, CH-1800 Vevey, und Bibles et publications chrétiennes, F-26000 Valence.
Die Bibelstellen sind nach der im gleichen Verlag erschienenen „Elberfelder Übersetzung“ (Edition CSV Hückeswagen) angeführt.
1. Auflage 2009
© by Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, 2009
Aus dem Französischen übersetzt von Manuel Seibel
Text wurde mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von VCG (www.bibelkommentare.de)
Umschlaggestaltung: Christliche Schriftenverbreitung
Satz und Layout: Christliche Schriftenverbreitung
Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm
E-Book-Erstellung: Verbreitung des christlichen Glaubens e.V. (www.vvcg.de)
ISBN Printversion: 978-3-89287-310-5
ISBN E-Book: 978-3-89287-551-2
www.csv-verlag.de
Wir besitzen in der Bibel keine zusammenhängende Lebensbeschreibung von Timotheus, wie wir sie beispielsweise von David, Joseph, Daniel oder anderen finden. Er nimmt im Neuen Testament auch keinen großen Platz ein. Er wird 24 Mal in der Apostelgeschichte und 11 Mal in den Briefen erwähnt, wobei sich zwei Stellen unmittelbar an ihn selbst richten. In sechs Briefen verbindet sich Paulus als Schreiber mit Timotheus. Dazu gehören nicht die Briefe an die Römer, Galater und Epheser, in denen sich Paulus allein in seiner apostolischen Autorität vor die Empfänger stellt, sowie der Brief an Titus, der einen persönlichen Charakter trägt.
Wir werden die verschiedenen Stellen, in denen er genannt wird, aufsuchen müssen, um zu überdenken, was uns das Wort Gottes über diesen Mann Gottes sagt. Er bleibt für uns ein bemerkenswertes Beispiel in Bezug auf die Art und Weise, wie der Herr einen Diener beruft und formt und schließlich zum Wohl der Seinen benutzt.
Apostelgeschichte 16,1–3; 2. Timotheus 1,5; 3,14.15.
a) Die Familie
Es wird uns in der Bibel ausdrücklich gesagt, dass die Mutter von Timotheus, Eunike, eine „gläubige jüdische Frau“ war. Derselbe „ungeheuchelte Glaube“ wohnte schon in seiner Großmutter, Lois. Es handelt sich also um zwei Frauen, die im Judentum groß geworden sind, die den gleichen Glauben an Gott wie Paulus besaßen, der Ihm „von meinen Voreltern her“ diente (2. Tim 1,3). Es handelt sich also um den Glauben eines Juden, der im Sinne des Alten Testamentes als gottesfürchtig zu bezeichnen war.
Der Vater von Timotheus dagegen war ein Grieche. Wir finden über ihn überhaupt keine weitere Bemerkung. Man kann daher annehmen, dass er im Gegensatz zur Mutter von Timotheus ungläubig gewesen ist, oder zumindest nicht den gleichen Glauben besaß. Ihr Kind ist offenbar aus diesem Grund nicht nach der jüdischen Vorschrift beschnitten worden.
Wir haben hier also eine geteilte Familie: eine gottesfürchtige Mutter, ein Vater, der zumindest gleichgültig ist. Wie Eunike dazu gekommen sein mag, einen heidnischen Mann zu heiraten – ganz im Widerspruch zu dem Gesetz, das sie offenbar gut kannte? Darüber wird uns nichts mitgeteilt. [1] Aber die Schwierigkeit war nun vorhanden, wie es auch in vielen Familien heute der Fall ist.
Eine solche Situation kann heute daher kommen, dass sich ein Teil des Ehepaares nach der Hochzeit bekehrt, während der andere dem christlichen Glauben fernbleibt. Sie kann jedoch auch aus einer Ehe entspringen, die vollständig im Gegensatz zu der Bibel steht – denken wir nur an 2. Korinther 6,14.15 –, wenn nämlich ein Gläubiger eine ungläubige Person heiratet. Eine solche Lage kann jedoch auch leider daraus entstehen, dass eine Person den Anschein erweckte, gläubig zu sein, dann jedoch in dieser Hinsicht abkühlte: Der Glaube ist nicht wirklich vorhanden oder einfach eine äußere Folge der Erziehung. Manchmal schafft auch der Feind sein Werk, indem er einen Gläubigen von dem Glaubensweg abringt, zumindest für eine Zeit.
Wie schwierig ist es, in einer solchen Konstellation die Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuziehen (Eph 6,4)! Welch eine traurige Situation vieler gläubiger Mütter, denen Gott dennoch zur Hilfe kommen kann, wie Er das auch in dem Fall des Timotheus getan hat. Eunike hat sich durch ihren Ehemann nicht von einer biblischen Erziehung abbringen lassen: „Von Kind auf“ kannte Timotheus die heiligen Schriften. Sie hatte zweifellos die Ermahnung, die in 5. Mose 6,6–9 den Vätern gegeben wurde, in die Praxis umgesetzt: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen.“ Sie hatte hinnehmen müssen, dass ihr Sohn nicht beschnitten wurde. Aber hinsichtlich der Unterweisung des Wortes Gottes hatte sie sich richtig verhalten.
Aber es war noch mehr nötig: Gott musste selbst ein Werk in dem jungen Timotheus vollbringen, und dieser musste persönlich glauben, damit er das göttliche Leben empfangen konnte.
b) Die Bekehrung
Das Werk Gottes ist im Herzen des Timotheus vollbracht worden. Das sehen wir in 2. Timotheus 3,14.15. Von seiner Kindheit an „kannte“ er die heiligen Schriften. Sie hatten die Macht, ihn zur Errettung weise zu machen. Dafür war „der Glaube, der in Christus Jesus ist“, notwendig gewesen. Danach hatte er, zweifellos aus dem Mund von Paulus selbst, alles das „gelernt“, was das Evangelium und die Wahrheiten, die damit zusammenhängen, betraf. Schließlich war Timotheus von diesen Dingen völlig „überzeugt“ worden. Lernen reicht nicht, so unabdingbar das auch ist. Eine persönliche, innere Überzeugung ist nötig; und diese kann nur auf dem Wort Gottes basieren, der Quelle selbst, dem Fundament jeder Sicherheit unter der Belehrung des Geistes Gottes.
Man kann auf diese Weise vier Etappen unterscheiden:
Wann ist dieses Werk der Gnade im Herzen von Timotheus vollbracht worden?
Bei der sogenannten zweiten Missionsreise von Paulus, als er nach Derbe und Lystra kam, „war dort ein gewisser Jünger, mit Namen Timotheus“. Er war also nicht nur ein Kind Gottes, sondern auch ein Jünger, und zwar als solcher bekannt. Er hatte zu diesem Zeitpunkt schon ein gutes Zeugnis der Brüder dieser Region. Somit lag seine Bekehrung bereits eine Zeit zurück.
Schon bei seiner ersten Missionsreise war Paulus an Ikonium, Derbe und Lystra vorbeigekommen (Apg 14). Eine große Menge von Juden und Griechen war dort zum Glauben gekommen. Paulus selbst und Barnabas waren grausam verfolgt worden. Paulus hatte diese Verfolgung sogar am Ende seines Lebens nicht vergessen, sondern in schmerzhafter Erinnerung behalten. So schrieb er an Timotheus: „Du aber hast genau erkannt ... meine Verfolgungen, meine Leiden: Was für Leiden mir widerfahren sind in Antiochien, in Ikonium, in Lystra; was für Verfolgungen ich ertrug, und aus allen hat der Herr mich gerettet“ (2. Tim 3,10.11).
Zeigen uns diese Verse nicht, dass Timotheus Zeuge gewesen sein muss bei diesen schrecklichen Verfolgungen? Er hatte verstanden, dass sie nicht einem Übeltäter oder einem Politiker galten, der sich gegen die römische Besatzung auflehnte, sondern dass Paulus sie um des Glaubens willen zu erleiden hatte (vgl. Phil 1,12–„“„“