»Hip-Hop« ist ein älteres Synonym, das Rap-Pionier Kool Herc zur Beschreibung des äußerst tanzbaren jamaikanischen Scat geprägt hat, den er zwischen dem Abspielen einzelner Platten bei den gigantischen Block-Partys in der South Bronx einführte und aus dem er und andere Stars der neuen Szene wie die Jazzy Five und das ehemalige Mitglied der Gang Black Spades, Afrika Bambaata, die späten 70er-Ekstasen des Breakdance machten (beides – Musik und Tanz – ist eine selbstbewusste Gegenreaktion auf die glitzernde Irrealität der Großstadt-Disco).
Die Zeitschrift Dance Music Volume 12/Nr. 11, eine Sonderausgabe über Rap, nennt das Genre »die reinste, frischste Ausdrucksform seit dem frühen Jazz«.
In Quellen zur Frühgeschichte des Blues heißt es, die legendären Chess Brüder von Chess Records hätten sich raus auf die Baumwollfelder Mississippis geschleppt, um in der Mittagspause vielversprechende Künstler zu rekrutieren.
Man sollte aber nicht außer Acht lassen, dass bestimmte Widersprüche der neuen und massiven Popularität & Profitabilität heutigen Raps im ganzen Land – weiter unten bis zum Abwinken behandelt – den ursprünglich rauen und selbst gemachten Charakter des Rap wiedergeben, der inzwischen weitgehend ein Image ist, eine bewusste künstlerische Entscheidung; der früheste amerikanische Minimalist schwarzer Musik, der ästhetisch prägnantere Patchwork-Eigenschaften besaß, einfach weil sie das Ergebnis echter Einschränkungen waren (so wie in den Kindertagen des Rap) und nicht Image oder Repräsentation.
New York Times, 21. Mai 1989, »A&E«, S. 23 (Redundanz im Original).
(Das Leute aus dem Rap-Umfeld von Minneapolis dem Mitarbeiterstab dieses Samplers gegenüber die »Kirche der sehr kurzen Gebete« nannten.)
(Am besten mit dem vorsintflutlichen Wort »Soul« zu beschreiben.)
aus »Fuck tha Police« von ’89
Aber jetzt, hey Kids! Dank AT&T könnt ihr jetzt direkt mit Ice T sprechen und seiner Lebensphilosophie am Telefon lauschen! 1-900-907-9111. »Chillt mit Ice T«, dem Rapper, der in Camouflage-Uniform und mit Patronengurten versehen auf MTV sagt: »Ich warte nur auf deinen Anruf«, und dabei in Richtung Kamera zeigt und dann auf sich selbst, nur für den Fall, das Publikum bringt da irgendwie was durcheinander. »Frag aber zuerst deine Eltern um Erlaubnis« (kommerzieller Hintergrundkommentar einer weißen Stimme) – der Preis für die erste Minute beträgt 2,00 $, etc. etc.
Unter Fußnote [9] haben wir versäumt zu erwähnen, dass sich Ice T während des ganzen Spezial-Ice-T-Werbespots immer wieder kichernd irgendwo versteckt hält, obwohl es der ganzen »wer beutet hier eigentlich wen aus«-Sache einen anderen Dreh gibt, weil man ihn ganz klar mit einem Grinsen in Richtung Bank pirschen sieht. Aber sicherheitshalber sollte man wie immer bei MTV lieber davon ausgehen, dass der Zuschauer der eigentlich Ausgebeutete ist.
(Das Gerichtsurteil von 1974, das den öffentlichen Schulen in Boston eine massive Anhäufung von Verstößen gegen Bürgerrechte nachwies.)
Auf der Plattenhülle von Public Enemys Debütalbum Yo! Bum Rush the Show steht »VERANTWORTLICH IST DIE REGIERUNG VERANTWORTLICH IST DIE REGIERUNG VERANTWORTLICH IST DIE REGIERUNG VERANTWORTLICH IST DIE REGIERUNG …« wie bei einem Nachrichtenticker über den unteren Rand geschrieben.
Stanley Crouch von der Voice dazu noch treffender: »Die Weißen, die sich von dem ›echten Zeug‹ [im Rap] angezogen fühlten, hatten nie zuvor die exotische Erfahrung gemacht, dass ihnen durch ein Loch im Boden des gesellschaftlichen Decks unter ihnen Scheiße ins Gesicht gedrückt wurde.« – »Do the Race Thing«, Village Voice, 22. Juni ’89, S. 76.
New York Times, 28. Mai 1989, »A&E«, S. 8 u. 31.
New York Times, 21. Mai 1989, »A&E«, S. 24.
OED (Oxford English Dictionary): glorify = »davon singen«.
OED: romanticize = »in Versform bringen«.
OED: exhort = »jmd. ansingen«.
Vgl. »Der Sultan«, Herausgeber von The Source, einer neuen Art Tiger Beat des Rap:
Erst durch Public Enemy haben wir kapiert, dass wir zurückschlagen können, dass wir nicht akzeptieren müssen, was sie als Richtlinien für die Interpretation unserer Musik festlegen.
siehe Endnote The Sultan
siehe Endnote The Source
siehe Endnote Tiger Beat
Obwohl uns keine Musik bekannt ist, die tatsächlich von Ocean Records produziert worden wäre, ist der Anrufbeantworterspruch doch ein kleines Glanzstück an Gefahr und Geheimnis. Wählt nachts irgendwann mal 617-787-0457 und probiert es aus. Aber Vorsicht, der Anruf ist GEBÜHRENPFLICHTIG, wenn ihr nicht aus Boston anruft – fragt also Mom und Dad, bevor ihr zum Hörer greift. An alle potenziellen künftigen Präsidentschaftskandidaten: Hinterlasst KEINEN Namen, denn Ocean Records steht garantiert auf irgendeiner FBI-Abhör-Liste, und wer hat schon was davon, dass 1999 irgendein Senator alberne Nachrichten ins Spiel bringt, die damals 1990 auf dem Anrufbeantworter der Tarnfirma eines jamaikanischen Drogenbarons hinterlassen wurden? Habt keine Angst, es könnte bei Ocean Records tatsächlich ein echtes menschliches Wesen ans Telefon gehen; das haben wir in ungefähr vier Monaten Telefonstreich kein einziges Mal erlebt. – M.
OED. Def. 1 & 2.
»Kanon« ist in dieser Bedeutung ein weiterer nicht aus dem Jive stammender Rap-Begriff, der die Aufteilung einer einzelnen Lautsequenz in zwei oder mehr sich wiederholende Lautsequenzen wie bei einem Kanon in der Musik bezeichnet.
… ihrerseits Erben eines langen Evolutionsprozesses im 20. Jahrhundert vom automatischen Klavier über die Ondes Martenot, Thereminen und Trautonien der 20er (primitive elektronische Instrumente, die in Frankreich sehr angesagt waren) bis zu Pierre Schaffers musique concrète aus dem Jahr 1948, vom ersten, in den 50ern von RCA-Ingenieuren erfundenen elektrischen Musiksynthesizer über die Einweihung des Columbia-Princeton Electronic Music Center im Jahr 1959 bis zu Robert Moogs Entwicklung des Moog 55 im Jahr 1964, der erstmals verstärkte und kommerziell produzierbare »Blurps, Fwipps, Simps, Twings und Schlonks« hervorbrachte. Walter/Wendy Carlos verwendete 1968 einen Moog 55 für seinen/ihren Switched-On Bach, ein Album, das sehr viel zur Popularisierung synthetisierter Musik beitrug. – D.
siehe Endnote Ondes Martenot
siehe Endnote Theremin
siehe Endnote Trautonium
21. Februar 1989, S. D2.
Im Wortsinn. Barbara Eden tauchte 1963 in einer kurzlebigen Fernsehversion von Gentlemen Prefer Blondes (Blondinen bevorzugt) auf und spielte die Rolle, die die Monroe in der Kinoversion spielt. In Wirklichkeit heißt sie Schlajanzky o. s. ä.
Report of the National Advisory Commission on Civil Disorders (New York: Bantam Books 1968), S. 44 f.
… von -höfen ganz zu schweigen!
Es ist beachtlich, wie die ekstatische Wucht der Bewegung sich über den Sound hinaus in den Tanz ausweitet – das Chicagoer Tanzen zu House unterscheidet sich stark vom Coast-Tanzen zu Rap, und beide unterscheiden sich stark vom hypnotischen Quaalude-Geschaukel, das De La Souls träge Komplexität provoziert – und über den Tanz hinaus in die Großstadt-Haute-Couture selbst. Der »Cameo« oder »Fade«, die von Carl Lewis und Grace Jones bevorzugte, aber vor allem von dem bei Cameo rappenden Larry Blackmon populär gemachte, gruslige Cyberpunk-Hochplateau-Frisur ist schon keine Frisur mehr, sondern eher ein bildhauerähnliches Statement: Wörter, Logos, Slogans und komplexe Zeichen werden in den Haaramboss gefräst, der – so die Voice – »seit dem Afro die Unisex-Frisur mit dem stärksten kulturellen Bewusstsein ist«. Die Standard-Rap-Uniform der 80er – zur Seite gedrehtes Basecap oder Kangol-Hut, prollige Ketten, Acetat-Trainingsanzug und unverschnürte Knöchelturnschuhe – »symbolisiert mittlerweile eine rauere, lässigere Ära«, und strahlt ab auf ein fröhliches Rap-House-Jackswing-Outfit mit Pünktchen, lockeren Faltenstoffen und teuren Tanz-Slippern oder britischen »Moon Boots«, eine Kombination aus dem Schick von Ricky Ricardo und Frank Sinatra, die einer Szene jetzt die Würde, den Klamauk und die Anziehung eines echten Genres schenken. Außerdem darf man nicht vergessen, dass eine gravierende Veränderung der Straßen- und Schulmode Abermillionen an Einnahmen für die Modebranche bedeuten – und viele schöne $ mehr, wenn der weiße Mainstream wie üblich mit medienbedingter Verzögerung der Speerspitze nacheifert.
An der Stelle hat N.W.A. das letzte Wort:
Do I look like a motherfuckin’ role model?
To a kid looking up to me:
I say life aint nothing but bitches and money.
– »Gangsta Gangsta« vom Album Straight Outta Compton
Wieder: Das setzt voraus, Mr. D meint es ernst; und es geht zum Teil auf Public Enemys Kappe, dass das oft schwer zu entscheiden ist.
… ein Reagan-Ära-Update einer alten Fabel aus Westafrika über einen Trickster-Affen, der einem Löwen eine Falle stellt, die Schoolly D vielleicht in der Plattensammlung seines Vaters auf dem Scat-Klassiker »Signifying Monkey« des Sängers Oscar Brown Jr. aus den frühen 60ern entdeckt hat. – M.
Vgl. MTVs Sondersendung »History of Rap« vom 8. Juni 1989:
P.McC.: Mann, bin ich genervt von dieser sogenannten Rap-Musik. »Ich bin so reich, ich hab so viel Geld.« Meine Freunde meinen, ich sollte doch ein Rap-Album aufnehmen. Ich hab mehr Geld als irgendeiner von denen. Aber die meisten von uns haben einfach nicht das Bedürfnis, ihr Einkommen in die Welt zu posaunen.
St. : … sich damit so zu brüsten wie sie. Mir hat schwarze Musik immer gefallen … Das ist die erste schwarze Musik, die ich nicht mag. Nicht dass ich irgendwas gegen sie hätte. Das mein ich nicht.
P.McC.: Genau das behaupten sie aber. Wenn man Rap nicht mag, mag man sie nicht. Dann mag man keine Schwarzen. Da siehst du, wie sie das machen. Sie selbst benutzen Rassismus auf rassistische Weise.
St. : Besonders originell sind sie nicht gerade.
P.McC.: Ich könnte altes Beatles-Material aufnehmen, auseinandernehmen, wieder zusammensetzen und auch rückwärts abspielen und davon singen, wie viel Geld das einbringt.
St. : Das kann jeder. Aber ist das dann noch Musik, wenn es jeder kann?
Bringt es Sie auf die Palme, wenn andere mit dem Begriff »Postmodernismus« um sich schmeißen, als wären sich alle einig, was damit gemeint ist? Folgendermaßen verwenden wir den Begriff, dank Todd Gitlins vom Magazin Dissent, in Bezug auf Rap:
siehe Endnote Dissent
Im Postmodernismus werden Fragen nach Konsistenz und Kontinuität gleichgültig; Genres, Standpunkte und Stile werden selbstbewusst verbunden. Das Aufweichen oder Nebeneinanderstellen von Formen, Grundhaltungen, Stimmungen und kulturellen Ebenen gilt als reizvoll; »Originalität« wird verachtet und Kopien, Wiederholungen und dem erneuten Kombinieren von weitergereichten Abfällen untergeordnet. Der Postmodernismus zieht sich selbst den Boden unter den Füßen weg und zeigt ein verschärftes Selbstbewusstsein in Bezug auf die konstruierte Wesensart des Werks (Winter ’89);
oder, wahrscheinlich noch treffender, von Bruce Handy des Magazins Spy:
siehe Endnote Spy
Postmodernismus ist im Grunde alles, was man will, wenn man es nur stark genug will (April ’88).
Irgendwo im Mittleren Westen sehen Kids Musikvideos und spielen ein Trinkspiel namens »MTV«, das russisches Roulette und Hahnenkämpfe rasend schnell als das jugendliche Risikospiel schlechthin abgelöst hat. Die Spielregeln lauten:
Wenn ein weißer Lahmarsch Muddy Waters’ berühmtes Solo aus »Mannish Boy« (schlecht) nachahmt, trinkst DU ein halbes Bud auf ex; AUSSER der weiße Lahmarsch ist zu blöd, um zu wissen, wer Muddy Waters ist (oder war); in dem Fall trinkst DU das ganze Bud;
wenn der weiße Lahmarsch dagegen Mick Jagger (schlecht) nachahmt, der Muddy Waters nachahmt, trinkst DU das ganze Bud; AUSSER der weiße Lahmarsch ist Mick Jagger, der Mick Jagger (schlecht) nachahmt; in dem Fall handelt es sich um einen Bud-Werbespot, und DEINE Strafe lautet: ansehen.
Wir nennen diese »Assoziationsknoten« »Pawlows« – eine Maßeinheit für alles, was wir fühlen oder denken, wenn wir Musik hören, die wir schon mal gehört haben.
Pawlows können auf so viele verschiedene Weisen geformt werden, wie wir etwas lieben können. Wenn man zu einer Platte vögelt, liebt man diese Platte bis in alle Ewigkeit (außer natürlich, die Frau, mit der man gevögelt hat, bricht einem später das Herz in viele kleine Stücke, denn dann pawlowt man – genau, es ist auch ein Verb – die Platte mit Schmerz und hasst sie für den Rest seines Lebens). Ästhetisch betrachtet sollte es keine Pawlows geben, aber realiter gibt es sie. Mindestens zwei junge Bostoner von heute beispielsweise können zur Zeit der Abfassung dieser Fußnote die erste Seite von In My Tribe von den 10.000 Maniacs nicht hören, ohne weit Penetranteres zu empfinden, als ein zurechnungsfähiger Mensch jemals den Maniacs zuschreiben könnte.
siehe Endnote 10.000 Maniacs
Pawlows umfassen alles, was wir mit Musik assoziieren – und beim Wiederhören wieder erfahren können –, was aber nicht »in« der Musik steckt. Sie sind das, was bei uns an entsprechenden Assoziationen abgerufen wird. Pawlows sind der Speichel, der fließt, wenn das Glöckchen bimmelt.
… und ein Senator mit Hängebacken, so ein echter Dixiekrat, beugt sich dann zum Mikrophon vor und fragt pseudoungläubig: »Dann verraten Sie mir mal, Mr. Costello, sind Sie denn nicht in Tat und Wahrheit Koautor eines unter dem Titel Signifikant Wrapper veröffentlichten Buchs, in dem Sie die These vertreten, Mr. Browns Angewohnheit, ›Ha‹ und ›Smokin’‹ und ›Give it here‹ und ›Goodgod‹ (als ein Wort ausgesprochen) zu sagen, sei Ihres Erachtens nicht äs-sän-ziäll für den kalten, toten, schweren Funk, den mein Landsmann aus Georgia, Mr. Brown, praktiziert und popularisiert hat? Ist es denn in Tat und Wahrheit nicht so«, schwingt sich der Dixiekrat zur Staatsanwaltschaftlichkeit auf, »dass Sie auf den Seiten des oben genannten Buchs konstatiert haben, nach Ihrem Dafürhalten sei es das Gitarrenspiel von Bobby Bird und mitnichten die des Individuums namens James Brown, die die Essenz der Musik ausmache, die wir mit ›James Brown‹ verbinden?«
Woraufhin Mr. Costello, die Augen fest auf die ruhige Kugel gerichtet, die er ein Leben lang als Bundesjustizbeauftragter zu schieben gedenkt, sich dreht und windet und dann ein verdruckstes »Doch« herausbringt.
Jetzt rückt ihm der senatorische Dixiekrat erst richtig zu Leibe: »Und was muss ich da hören? Sie haben im Jahr ’89 Nachrichten auf dem Anrufbeantworter der Tarnfirma eines jamaikanischen Drogenbarons hinterlassen?«
EINE BITTE VON D.:
Bette Midlers – von mir geteilte – intuitive Überzeugung ist folgende: Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen (1) dem Kopieren eines Musikstücks und den mit ihm verbundenen Pawlows aus künstlerischen Gründen und (2) dem von Ford praktizierten berechnenden Bemühen, den Absatz eines Produkts zu steigern. Nun erscheint aber die »Kunst« der Populärmusik sehr oft in Form von Platten, Kassetten und CDs, die also warenförmig sind. Heißt das dann also, dass Songs genau wie Fords nichts anderes als Produkte sind? Was ist im Pop die Ware – die Musik oder das Gefäß, das sie aufbewahrt? Und ändert das irgendwas? Wenn Sie wie ich darauf bestehen wollen, es gäbe einen wichtigen Unterschied zwischen Fords Verwendung von Midlers Pawlows und Midlers Verwendung von (oder Hommage an oder Kommentar zu oder Reaktion auf) Freemans Pawlows, können Sie diesen Unterschied dann auf den Begriff bringen, ohne sich argumentativ in den Schwanz zu beißen oder auf abscheuliche Weise vom Thema dieses Samplers abzukommen oder sich so weitschweifig zu äußern, dass man nicht mal eine viel zu lange Fußnote daraus machen könnte? Jeder Leser, der sich das zutraut, ist hiermit herzlich zu einer schwungvollen Runde MTV mit D. und M. nach Somerbridge eingeladen. Schicken Sie Ihre ausformulierte Unterscheidung in, sagen wir mal, 20 Seiten oder weniger an:
UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN KÜNSTLERN, DIE SICH WERKE ANDERER KÜNSTLER UNTER DEN NAGEL REISSEN, UND WERBESPOTS, DIE DAS MACHEN
D. Wallace & M. Costello
c/o
Ocean Records
134 Warren Street
Roxbury, MA 02154
eine Form, für die ich verschiedentlich die Bezeichnungen »reiner« Reim, »Endreim« und »AA«-Reim gehört habe.
… zusammen mit der ungreifbaren Qualität bestimmter Rapper – Rakim, Big Daddy Kane, Chuck D, Schoolly –, deren Persönlichkeit der Persönlichkeit des Zuhörers den Rap fast schon aufzwingt … Was genau ist es? Bühnenpräsenz? Studiopräsenz? Echte Defness? … ne sais quoi.
Zu den Raps, in denen dieser Anspruch besonders deutlich zum Ausdruck kommt, gehören das von uns heiß geliebte »Signifying Rapper« von Schoolly, Slick Ricks neues »Bedtime Story«, Public Enemys »Sophisticated Bitch« und »Why Is That?« von Boogie Down Productions – wobei dieser letzte Cut eine gruslige Auslegung des Alten Testaments ist, für die das Lieblingsargument des weißen Südafrika in eigener Sache genutzt wird – Schwarze sind die Nachfahren von Kain –, allerdings unter Hinzufügung einiger beunruhigender Einsprüche: zum einen, dass Schwarze die Nachfahren von Kain sind, nicht von KoKAIN; zum andern, dass Kain einfach nur ein mieser, jähzorniger Wichser war, der keine Skrupel hatte, Leute (wie die Südafrikaner), die ihn gedisst und angepisst haben, umzunieten …
Derridas berüchtigte lissance
Eric B. & Rakim, »Paid in Full (Seven Minutes of Madness)« – Extended Version der Soundtrack-LP zu Colors, 1988.
»Wir haben hier draußen eine ganze Generation [an ihre eigene Kultur] verloren«, sagt ein Mitglied des Polizeirats bedauernd am 14. Mai ’89 in einem Nachrichtenspezial eines Bostoner TV-Senders über den nationalen Kampf gegen Gangs, Drogen, Gewalt, andere …
Mindestens fünf abendfüllende Spielfilme haben die Realität gewaltfreier Widerstandsformen geschildert und dieses Drama-als-Macht in machtvolle Dramen übersetzt. Dazu gehören die Fernsehproduktion Attack on Terror: The FBI vs. the Ku Klux Klan (1975; dt. FBI – Kampf dem Terror) mit Wayne Rogers, The Autobiography of Miss Jane Pittman (1974; dt. Die Geschichte der Jane Pittman) mit Cicely Tyson, 1978 wurde die Mini Series King mit Paul Winfield gedreht, 1982 kam Gandhi in die Kinos und 1988 schließlich Mississippi Burning (dt. Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses).
Die Ausarbeitung und Inkraftsetzung des Bürgerrechtsgesetzes 1964, ein Ereignis, das für den Kampf gegen die Diskriminierung dieselbe oder noch größere Bedeutung hatte, ist nie Thema einer Verfilmung geworden.
siehe Endnote Bürgerrechtsgesetz von 1964
Und das ist der entscheidende Grund, mal ganz abgesehen von fehlendem Talent beim Samplen und ihrer allgemeinen Mittelmäßigkeit, warum die verzogenen knurrigen Beastie Boys (die einzigen Vertreter des weißen Teenager-Hardcores, die im Crossover Superstar-Status erreicht haben) so grottenschlecht sind: Sie haben so überhaupt nichts, was sie hassen oder bekämpfen könnten, bis auf schräge alte Popbilder wie bspw. das von Mutti, die dich zwingt, zur Schule zu gehen, statt herumzuliegen und dich zuzudröhnen, oder das von irgendeiner vagen Unterdrückung durch ein stockkonservatives Arschloch, das dein »Recht auf Party« bedroht.
N.W.A.
LL the Coolster
Schoolly D
Ice T
Nehmen Sie zum Beispiel den schwarzen intellektuellen Kritiker Stanley Crouch: »Es gibt eindeutig zu viele Beweise dafür, dass Rassismus ebenso wenig die Erfindung Weißer ist, wie Weiße die Erfindung eines verrückten schwarzen Forschers sind, auch wenn Malcolm X das in seiner Zeit als höriger Diener ›Elijah Muhammeds‹ vielen eingebläut hat« … in einem Beitrag aus dem Jahr 1989 in der National Review über das, was er den »afrofaschistischen Schick« von Public Enemy, Spike Lee, 2 Live Crew etc. nennt.
siehe Endnote Stanley Crouch
Wo ich aufgewachsen bin, waren die meisten Leute Farmer, und das Phänomen wurde »ärmlich reden« genannt; aber der Grad der Ausprägung der allgemeinen Neurose scheint direkt proportional zu steigendem Einkommen und Bildungsgrad zu sein.
Zugegebenermaßen der Inbegriff eines Ausdrucks von Außenstehenden.
Wenn Sie auch nur eine Sekunde glauben, Rapper wüssten nicht um diese Oberflächlichkeit, dann haben Sie sich geschnitten: Sie ist Teil des 80er-Loops, den sie sich angeeignet haben.
Und wieder: Das Einzige, was uns in Sachen Glaubwürdigkeit den Arsch retten kann, ist das offene Eingeständnis, dass diese Begriffe die Störgeräusche sind und sein müssen, die zwangsläufig alle kulturübergreifenden Beobachtungen begleiten, die auch nur den leisesten Hauch von »Norm« an sich haben. Aber wir sind auf die Konsequenz eines solchen Eingeständnisses angewiesen: Solange man sich den Relativismus schön vor Augen hält, sind die Beobachtungen nicht zwangsläufig wertlos.
Vgl. wieder Crouch, den strengsten aller Väter: »Feigheit, Opportunismus und das brennende Verlangen nach Reichtum auf fast jedem erdenklichen Weg beschreiben sehr genau die Dämonen in der schwarzen Community. Und symbolisiert werden die Dämonen unter anderem … von afro-faschistischen Rassen-Hetzern wie Public Enemy.«
Das ist etwas, was dem Rap fehlt: warum Paranoia heute immer noch irrsinnig ist: Es muss gar keine Verschwörung geben, wenn wir alle gleich denken.
Werbung: einmal Bier und einmal Bankdienstleistungen.
Bakchen: Drama des Euripides.
Todd Gitlin (*1943): Soziologe mit dem Themenschwerpunkt Mediensoziologie und ehemaliger Sprecher (Vorsitzender) der Students for a Democratic Society, einer Organisation der 68er-Bewegung.
Leslie Conay »Lester« Bangs (1948–1982): Psychotische Reaktionen und heiße Luft hatte den Untertitel Rock ’n’ Roll als Literatur & Literatur als Rock ’n’ Roll.
Lee Harvey Oswald (1939–63): Der Mörder von John F. Kennedy wohnte in Dallas unter dem Pseudonym A. J. Hidell. Auch das Postfach, an das die Tatwaffe geliefert wurde, konnte nur von Oswald, seiner Frau Marina sowie Hidell geöffnet werden.
Woody Guthrie (1912–67): Singer-Songwriter, politisch aktiver Lyriker und Balladenschreiber, der die US-amerikanische Folkmusik maßgeblich beeinflusste.
Staubschüssler: Die Dust Bowl besteht aus Teilen der Großen Ebenen in den USA, die in den 1930ern von verheerenden Staubstürmen heimgesucht wurden. Costello meint die Wanderarbeiter, die damals vor den Stürmen nach Kalifornien migrierten.
Charles Lamb (1775–1834): englischer Lyriker und Essayist, dessen heute bekanntestes Werk die zusammen mit seiner Schwester Mary Ann verfassten Tales from Shakespeare (1807) sind.
Mr. Mister: US-Popband, die von 1982 bis 1990 bestand. Ihren größten Erfolg feierte sie mit dem im Herbst 1985 erschienenen Album Welcome to the Real World, auf dem sich die beiden Hits »Broken Wings« und »Kyrie« befanden.
Burning Spear (eigentlich Winston Rodney; *1948): jamaikanischer Reggaemusiker.
Stax: Independent-Label in Memphis, das in den Sechziger- und Siebzigerjahren trendsetzend für die schwarze Soulmusik war.
Robert Johnson (1911–38): einer der bekanntesten Gitarristen, Sänger und Songwriter in der Geschichte des Blues.
Billboard’s Hot 100: Hitparade der US-amerikanischen Zeitschrift Billboard, die jeden Donnerstag Charts veröffentlicht. Die Hitparade basiert auf Radioausstrahlungen und den Verkäufen der jeweiligen Woche.
Crips und Bloods: zwei der drei großen amerikanischen Gangs aus Los Angeles. Die Crips trugen blaue Kopftücher, die Bloods rote.
Unsere Stadt soll schöner werden: Die um die vorletzte Jahrhundertwende herum aufgekommene City-Beautiful-Bewegung wollte die amerikanischen Großstädte hauptsächlich architektonisch lebenswerter gestalten.
Die Kirche und Schule Saint Anthony of Padua hat die Adresse 10 Properzi Way, Somerville, und liegt damit nur einen Block von 35 Houghton Street entfernt, wo Wallace und Costello 1989 wohnten.
Charlie Manson (*1934): Der Mörder von Roman Polanskis Frau Sharon Tate war tatsächlich ein wenig erfolgreicher Folkrock-Musiker. Die Star-Trek-Schauspieler Leonard Nimoy und William Shatner haben brüllend komischen Gesangskitsch produziert (gesammelt beispielsweise auf Spaced Out von 1997).
Walter/Wendy Carlos (*1939): KomponistIn und ElektromusikerIn, der/die mit Switched-On Bach (1968) elektronisch erzeugte Versionen von Werken Johann Sebastian Bachs vorlegte; eines der ersten Alben, die den Versuch unternahmen, Moog-Synthesizer als Alternative zu einem Orchester zu verwenden. Switched-On Bach wurde das bis heute bestverkaufte klassische Album. 1972 unterzog sich der bis dahin männliche Carlos einer Geschlechtsumwandlung.
Zahngrills: Der bekannteste Zahnschmuck sind die sogenannten Grills. Dabei handelt es sich um Überzüge, die über die eigenen Zähne gesteckt werden. War die Zahnspange früher das Merkmal von Sonderlingen, die eben nicht dazugehörten, bedeuten sie heute das Gegenteil. Erfolg sieht man an den Zähnen. Erfolgreiche Menschen investieren ihr hart verdientes Geld in den eigenen Körper. Am häufigsten aber sieht man sie an amerikanischen Rappern.
Liberace (1919–87): Pianist und Entertainer, am Ende seines Lebens mit schrillen Shows in Las Vegas.
Black Liberation Army: Untergrundorganisation, die von 1970 bis 1981 in den USA aktiv war. Sie wird als radikale Splittergruppe der Black Panther Party betrachtet und setzte sich personell vorwiegend aus vormaligen Mitgliedern derselben zusammen. Das erklärte Ziel der Black Liberation Army war es, den bewaffneten Kampf für die Befreiung und Selbstbestimmung der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA aufzunehmen.
Nation of Islam: auch als Black Muslims bekannte, im Jahr 1930 durch Elija Muhammad gegründete religiös-politische Organisation schwarzer US-Amerikaner außerhalb der islamischen Orthodoxie, die die Theorie der schwarzen Vorherrschaft predigt und teilweise antisemitische Standpunkte vertritt.
Alfred Prufrock: ewiger Zweifler, der von T. S. Eliot 1917 in »The Love Song of J. Alfred Prufrock« literarisch unsterblich gemacht wurde und u.a. sagt: »I shall wear the bottoms of my trousers rolled. […] I shall wear white flannel trousers, and walk upon the beach.«
Howard Beach: In Howard Beach im New Yorker Stadtteil Queens wurden im Dezember 1986 zwei Schwarzamerikaner von weißen Rassisten zusammengeschlagen und der eine, Michael Griffith, ermordet.
Dick Gephardt (eigentlich Richard Andrew Gephardt, *1941): Politiker, der sich 1988 erfolglos um die Nominierung der Demokraten für die Präsidentschaftswahl bemühte.
Tawana Brawley (*1972): schwarze Amerikanerin, die 1987 im Alter von 15 Jahren landesweite Medienaufmerksamkeit wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegenüber sechs weißen Männern erhielt.
Newtown: In der Kleinstadt Newtown, rund 100 Kilometer nordöstlich von New York City, brachte der zwanzigjährige Adam Lanza am 14. Dezember 2012 in einem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School zwanzig Kinder, sechs Angestellte der Grundschule sowie seine Mutter um.
Nippelblitzer: integraler Bestandteil der Starkultur der Zehnerjahre; Prominente lassen vor laufenden Kameras die Brustwarzen aus der dysfunktionalen Garderobe flutschen; am bekanntesten dürfte der Fall von Janet Jackson und Justin Timberlake am 1.2.2004 sein.
Tanzende Babys: Evians Werbespot »Roller-Skating Babies«, der von Euro RSCG entwickelt wurde, war 2009 der meistgesehene Film im Internet.
Wayne LaPierre (*1948): Lobbyist der amerikanischen Waffenindustrie; stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer der National Rifle Association; löste mit seiner positiven Stellungnahme zum amerikanischen Waffenrecht nach dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School (s.o.) starke Kritik aus.
Arsenio Hall (*1956): Schauspieler, Moderator und Komiker; trat 1988 an der Seite von Eddie Murphy in Coming to America (dt. Der Prinz von Zamunda) auf.
California Raisins: 1986 erfundene Rhythm&Blues-Gruppe aus anthropomorphen Rosinen.
Morgan vs. Hennigan: 1970 verklagten schwarze Eltern die Bostoner Schulbehörde auf systematischen Rassismus. Nachdem Richter W. Arthur Garrity (1920–99) ihrer Klage stattgegeben hatte, wurden 1974 die von Costello erwähnten Bustransporte von weißen Schulkindern in schwarze Bezirke und umgekehrt eingeführt.
Francisco Vásquez de Coronado (1510–55): spanischer Conquistador in Mexiko; worüber er gestolpert sein könnte, wissen wir nicht; die gesuchten Goldschätze hat er jedenfalls nicht gefunden – im Gegensatz zu Costello gewissermaßen, der im Radio auf den Rap gestoßen ist.
Bull Connor (eigentlich Theophilus Eugene Connor, 1897–1973): Politiker und Verwaltungsbeamter, der hauptsächlich durch seine strikte Durchsetzung der Rassentrennung und das gewaltsame Vorgehen gegen friedliche Demonstranten der Bürgerrechtsbewegung in den frühen 1960er-Jahren in Birmingham (Alabama) bekannt wurde.
Knieschüsse: Eine von der IRA wie auch anderen Terrorgruppen angewandte Folter- und Bestrafungsmethode bestand in Schüssen auf die Knie. Je nach Quelle bzw. Terrorgruppe wurden die Kniescheiben bewusst durchschossen oder aber bewusst ausgespart.
John Cheever (1912–82): Schriftsteller.
Ward Cleaver: in der Heile-Welt-Serie Leave it to Beaver (1957–63, dt. Verleihtitel Erwachsen müsste man sein) der Vater des Titelhelden Theodore »Beaver« Cleaver.
Eldridge Cleaver (1935–98): Schriftsteller und Mitbegründer der Black Panthers.
Salt-N-Pepa: 1985 gebildete R&B- und HipHop-Band; feierte ihren größten Erfolg mit »Let’s Talk About Sex« allerdings erst 1991, nach Erscheinen der Signifying Rappers.
Neneh Cherry (*1964): schwedische HipHop-Sängerin; zu ihren größten kommerziellen Erfolgen gehören »Buffalo Stance« (1988), »Manchild« (1989) und »I’ve Got You Under My Skin« (1990, mit Afrika Bambaataa).
Tam-Tam: eigentlich Tammy Hairston (*1971).
Gary Hart (*1936): 1975–87 demokratischer Senator für Colorado; nahm 1984 und 1988 an den Vorwahlen der Demokratischen Partei zur Präsidentschaftswahl teil; arbeitete nach dem Rückzug aus dem Senat als Berater für die äußere Sicherheit der USA.
Phil Donahue (*1935): Moderator; Costello bezieht sich auf seine landesweit ausgestrahlte Talkshow The Phil Donahue Show (1970–96).
Richter Warren: zit. nach Erich Angermann, Die Vereinigten Staaten von Amerika als Weltmacht. Innen- und außenpolitische Entwicklung seit 1917 (Quellen- und Arbeitshefte zur Geschichte und Politik, Stuttgart: Ernst Klett 1970), S. 59 f.
Brown vs. Board of Education: Sammelbezeichnung für fünf von 1952–54 vor dem Obersten Gerichtshof der USA verhandelte Fälle zum Thema Rassentrennung an öffentlichen Schulen.
Louis Farrakhan (*1933): Führer der Nation of Islam (s.o.), dessen Ideologie vielen als rassistisch und antisemitisch gilt. Farrakhan propagiert nachdrücklich die Segregation: Schwarze und Weiße sollten friedlich, aber voneinander getrennt zusammenleben.
Drogenzar: hier wohl sehr ironisch gemeint: William John Bennett (*1943) war 1985–88 Bildungsminister der USA und unter George Bush Senior 1989–90 Direktor des Amts für Nationale Drogenpolitik, der reichlich radikale Sprüche absonderte: In der Late Night Show von Larry King hielt er es für »moralisch plausibel«, Drogendealer zu köpfen, und bedauerte, dass Dealer überhaupt noch in den Genuss der von der Verfassung garantierten Menschenrechte kämen.
Here I am, Signed, Sealed, Delivered, I’m Yours: Song von Stevie Wonder auf Signed, Sealed, Delivered (1970).
Built for the Human Race: Werbeslogan von Nissan.
Material Girl: Song von Madonna aus dem Jahr 1984.
The Night Belongs to Michelob: Bier-Werbeslogan von 1986.
Schaltkreis des Menschen: Anspielung auf Timothy Leary (1920–1996), den Psychologen, Autor und »Guru« der Hippie-Bewegung. Leary propagierte in den 1960er- und 1970ern den freien und allgemeinen Zugang zu »psychedelischen« (bewusstseinsverändernden) Drogen; prägte den Begriff ›neuronaler Schaltkreis‹, worunter er ein bestimmte Verhaltensaspekte steuerndes »Basisprogramm« der menschlichen Psyche verstand.
Cameo Cut: unter Rappern beliebter und besungener Haarschnitt.
Alice Toklas (1877–1967): Lebensgefährtin von Gertrude Stein (1874–1946).
Shaft: Blaxploitation-Kultfilm von Gordon Parks (1971) um den von Richard Roundtree gespielten schwarzen Privatdetektiv Shaft. Legendär ist der mehrfach ausgezeichnete Soundtrack von Isaac Hayes.
The Brady Bunch (1969–74): Familien-Sitcom (dt. Verleihtitel: Drei Mädchen und drei Jungen.)
China White: sehr reines Heroin.
Bindedraht: Im Blues hält sich die Legende, die ersten Bluesgitarren hätten Saiten aus Bindedraht gehabt.
Vergewaltigung im Central Park im April ’89: Am 19. April 1989 war eine erfolgreiche junge Investment-Bankerin im Central Park beim Joggen von sechs schwarzen und hispanischen Teenagern überfallen, vergewaltigt und halb totgeschlagen worden. Im Prozess gegen die Täter ging es um weit mehr als um die Vergewaltigung. Der Überfall wurde zum Symbol, das Opfer verklärt zur Lichtgestalt im ewigen Kampf der Stadt gegen ihre dunklen Elemente (vgl. Joan Didion, Überfall im Central Park, deutsch von Eike Schönfeld, München: Hanser 1991).
Dreifaltigkeit des King-Waters-King Blues: Albert King, B.B. King und Freddie King, die die »drei Kings des elektrischen Blues« genannt wurden. Muddy Waters war einer der einflussreichsten US-amerikanischen Bluesmusiker. Das Rolling Stone Magazine setzt ihn auf Platz 17 der 100 besten Künstler aller Zeiten.
Alla breve: Taktart in der Musik; Abkürzung für Tactus alla breve.
Cold Medina: »Funky Cold Medina« ist ein HipHop-Song, der von Young MC, Michael L. Ross and Matt Dike geschrieben und als erstem von Tone Lōc gesungen wurde. Es war die zweite Single aus Lōcs Debütalbum Lōc-ed After Dark (1989). Der Songtitel bezeichnet ein fiktives Aphrodisiakum, das im Video zum Song als dampfender Liebestrank auftaucht.
Lucky Powder: Aphrodisiakum.
Die Hand mit dem weißen Handschuh, die eine Pepsi in die Luft hält, gehörte Michael Jackson. Wallace spielt hier auf den Verbrennungsunfall 1984 an, als Jacksons Haare während der Dreharbeiten für einen Pepsi-Werbespot Feuer fingen und der obere Teil seines Kopfes in Flammen stand, was er zunächst nicht merkte und weitertanzte. Der Unfall leitete den tragischen Lebenswandel mit all den folgenden Gesichts-OPs ein.
Hardcore-Rap: besonders aggressives, militantes und sexistisches Genre des Rap mit schnelleren Beats (vgl. die Bomb Squad-Produktionen mit Texten von Chuck D oder Ice Cube); charakteristisch sind darüber hinaus die gewählten Samples, die bewusst dreckig und nervig klingen (Mähgeräusche von Motorsensen, Störungen von Sendern oder das Schreien von Zuschauern uralter Live-Aufnahmen).
Epiklese (von griechisch επιχαλεω, epikaleo‚ ›ich rufe an, rufe herbei‹): seit der Antike die Anrufung eines oder mehrerer Götter; wichtiger Bestandteil jedes Gebetes.
Split-Level-Bauweise: Baustil, bei dem einzelne Wohnbereiche aus der durchgehenden Horizontalen eines Stockwerkes herausgelöst werden; das Haus wird quasi in der Mitte durchgeschnitten und um ein halbes Stockwerk versetzt wieder zusammengefügt.
»X«: Terminator X, lange Zeit DJ und Mitglied von Public Enemy.
Professor Griff: bis Juni 1989 PR-Manager und Pressesprecher von Public Enemy; schockierte in einem Interview für die Washington Times 1989 durch antisemitische Äußerungen, woraufhin der öffentliche Druck Chuck D. veranlasste, Griffin aus der Band zu entlassen, um deren Weiterbestand zu sichern. Professor Griff gründete seine eigene Band (Professor Griff & the Last Asiatic Disciple), mit der er mehrere Platten mit afrozentrischen und islamistischen Texten veröffentlichte.
P. T. Barnum (1810–91): US-amerikanischer Zirkuspionier und Politiker, der vor allem für sein Kuriositätenkabinett und seinen Wanderzirkus bekannt wurde, für die er Menschen mit besonderen körperlichen Merkmalen grausam missbrauchte und vorführte.
Bregma: Gegend der großen Fontanelle am Schädel, in der die beiden Stirnbeinhälften und die beiden Scheitelbeine zusammenstoßen / der Punkt am Schädel, in dem die Pfeilnaht auf die Kranznaht stößt.
phylogenetisch: die stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen und die Entstehung der Arten in der Erdgeschichte betreffend.
The Noid: in den 80ern erfundene Werbefigur für Domino’s Pizza, die in einer Art rotem Hasenkostüm steckte und für all die Herausforderungen stehen sollte, eine Pizza in dreißig Minuten auszuliefern.
Merrill Lynch & Co., Inc. (ML): seit dem 1. Januar 2009 eine vollständige Tochtergesellschaft der Bank of America Corporation und innerhalb des Konzerns für das Geschäft mit vermögenden Privatkunden, Investmentbanking und das Kapitalmarktgeschäft verantwortlich.
Die rote Nase am Mikro: eine Anspielung auf den »Red Nose Day«, der aus dem Vereinigten Königreich stammt. Dort fand zugunsten der Wohltätigkeitsorganisation Comic Relief erstmals am 5. Februar 1988 beim britischen Sender BBC