Wolfgang Emmerich
Paul Celan
Rowohlt E-Book
Wolfgang Emmerich, geboren 1941 in Chemnitz/Sachsen, ist seit 1978 Professor für Neuere deutsche Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Bremen. Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie. Lehrte seit 1968 an Universitäten in den USA und an der Universität Tübingen. Später mehrere Gastprofessuren in den USA, in Paris, in Turin und in Oxford.
Rowohlt E-Book Monographie
Paul Celan, 1920 in Czernowitz/Bukowina geboren, 1970 in Paris durch Selbstmord aus dem Leben gegangen, gilt heute als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker des 20. Jahrhunderts. Mit dem Bekanntwerden der «Todesfuge» setzte 1952 sein Ruhm ein. Der nazistische Massenmord an den Juden, dem auch Celans Eltern zum Opfer fielen, war das Thema schon dieses frühen Gedichts und blieb auf Lebenszeit das Zentrum des gesamten literarischen Werks.
In dieser kurzen Biographie erfährt der Leser alles Wichtige über Leben und Werk des großen Schriftstellers.
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rowohlts monographien
begründet von Kurt Kusenberg
herausgegeben von Uwe Naumann
Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Juni 2014
Copyright © 1999 by Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
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Redaktionsassistenz Katrin Finkemeier
Umschlaggestaltung Ivar Bläsi
(Abbildung: Deutsches Literaturarchiv, Marbach [Paul Celan in Wien, 1948])
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ISBN Printausgabe 978-3-499-50397-9 (5. Auflage 2006)
ISBN E-Book 978-3-644-51681-6
www.rowohlt.de
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ISBN 978-3-644-51681-6
Huppert (1988), S. 319
Vgl. «Ich höre, die Axt hat geblüht» (GW II, S. 342) und Lütz (1996)
Jean Paul: Werke 3. München 1961, S. 875
Vgl. auch «Tübingen, Jänner» (GW I, S. 226) und «Eingejännert» (GW II, S. 351)
Sigrid Weigel: «Sie sagten sich Helles und Dunkles». Ingeborg Bachmanns literarischer Dialog mit Paul Celan. In: Text + Kritik. Heft 6/1995, S. 123
Reinfrank (1971), S. 73
Chalfen (1979), S. 7
Bachmann: Wir müssen wahre Sätze finden. Gespräche und Interviews. München/Zürich 1983, S. 69
Historisch-Kritische Ausgabe 7.2, S. 189
Luxemburg: Ges. Briefe (= Werke 5). Berlin 1984, S. 349f.
Chalfen, S. 150f.
Vgl. Celans Brief vom 23.11.1967 in: Solomon (1982), S. 30; Solomon in: Buhr/Reuß (1991), S. 221f., sowie Sparr (1989), S. 114–117
Brief vom 23.11.1967
Vgl. «In eins» (GW I, S. 270)
Weimarer Ausgabe. Abtlg. I. Bd. 42.2, S. 107
Brief vom 23.6.1962 in: Einhorn (1998), S. 31
Ausländer: Ges. Gedichte. Köln 1977, S. 353 (vgl. hier S. 57)
Ebd.
Dor in: Meinecke (1970), S. 281
Huppert (1988), S. 322
Brief vom 12.9.1962 in: Margul-Sperber (1975), S. 59
Zit. nach Silbermann (1993), S. 27
Vgl. Corbea: Sprach- und Raumgrenzen als Komponenten der kulturellen Produktivität. In: Corbea/Astner (1990), S. 7–17
Vgl. K.E. Franzos: Aus Halb-Asien. Culturbilder aus Galizien, der Bukowina, Südrußland und Rumänien. 2 Bde. Leipzig 1876
Ausländer (1991), S. 9f.
Grundlegend zu Kindheit und Jugend: Chalfen (1979); Silbermann (1993), S. 41–70
Emma Lustig, geb. Nagel. Zit. nach Chalfen, S. 36
Chalfen, S. 34
Gespräch mit M. Fischmann-Kahwe in Rehovoth/Israel am 11.3.1995
So Chalfen, S. 49
Vgl. P. Rychlo: Neue Angaben zu Celans Gymnasialjahren. In: Corbea/Astner (1990), S. 205–210
Vgl. Wiedemann-Wolf (1985), S. 20–23. Die Autorin erwägt für einige Gedichte bereits 1937 als Entstehungsjahr.
Vgl. Chalfen, S. 61 und passim
Ebd. S. 56
Chalfen, S. 77
Vgl. auch GW II, S. 335
So auch die Tochter Marina Dmitrieva-Einhorn (Gespräch am 5.7.1998)
So Chalfen (S. 98–134), der mit Ruth Lackner (Kraft) sechs Gespräche geführt und korrespondiert hat. Ruth Lackner (Kraft) starb im März 1998. «Kraft» war ihr Geburtsname, «Lackner» der Name der Mutter, den R. Lackner (Kraft) nach zwei geschiedenen Ehen annahm resp. bevorzugte.
Chalfen, S. 106; Frühwerk, S. 107
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12.7.1991
Wiedemann-Wolf, S. 50
Ebd. S. 72
Vgl. Buck (1993)
Zit. nach Hugo Gold (Hg.): Geschichte der Juden in der Bukowina. Tel Aviv 1962. Bd. 2, S. 71
Chalfen, S. 121
Silbermann, S. 63
Zit. nach Celan: Gedichte 1938–1944, S. 5
Ebd. S. 6
Vgl. «Schwarze Flocken», Frühwerk, S. 129
So Silbermann, S. 64f.; abweichend Chalfen, S. 122–127, und Celan selbst im nachstehend zitierten Brief an Einhorn
Zit. nach Einhorn (1998), S. 23f. Laut Chalfen, S. 137, habe Antschel es entschieden abgelehnt, diese Dienstreise in die Sowjetunion zu unternehmen. Der Brief beweist, daß sie doch stattfand.
So Chalfen, der pointiert, Weißglas habe «seine alte Mutter […] retten» können (S. 138). Vgl. auch den Bericht des Vaters Isak Weißglas: Steinbruch am Bug. Bericht einer Deportation nach Transnistrien. Berlin 1995
Celan hat selbst 1945 als Entstehungsjahr genannt. Barash (1985), S. 101, und Kittner in: Martin (1982), S. 218, nennen das Jahr 1944.
Wiedemann-Wolf, S. 77
Zit. nach Solomon (1980), S. 56
Zit. nach Wiedemann-Wolf, S. 85
Klaus Wagenbach war der erste, der 1968 hierfür Belege präsentierte; ähnlich Janz (1976), S. 216; weiterführend Wiedemann-Wolf, S. 77–90
Erstdruck in: Neue Literatur [Bukarest] 21 (1970), Heft 2, S. 34. 1947 waren in Bukarest Weißglas’ Lagergedichte «Kariera am Bug» ohne das Gedicht «Er» erschienen.
Vgl. Rychlo, in: Corbea/Astner (1990), S. 207f.
Vgl. Silbermann, S. 23; Chalfen, S. 72f. und S. 138; Kittner in: Martin (1982), S. 217f.; Wiedemann-Wolf, S. 81f.
Wiedemann-Wolf, S. 265
Vgl. Peter Rychlo: Der slawische Meridian im Werk Paul Celans. In: Gaisbauer u.a. (2000), S. 159–178; zit. S. 165
Margul-Sperber: Gleichnisse der Landschaft. Storojinetz 1934, S. 5
Frühwerk, S. 134
Solomon in seinem Nachruf auf Margul-Sperber: Neue Literatur 6 (1973), S. 4
Cassian in: Martin (1982), S. 211
Crochmălniceanu in: Martin (1982), S. 213
Banuş in: Martin (1982), S. 207
Aderca in: Martin (1982), S. 206
GW II, S. 72; Celans Brief vom 23.10.1967 in: Solomon (1982), S. 30
Solomon (1990), S. 49
Solomon (1980), S. 51 und 53
Ebd. S. 54
Vgl. Martin (1982), S. 286
Solomon (1980), S. 60
Ebd. S. 62
Brief vom 12.9.1962 in: Solomon (1980), S. 59
Ebd. S. 55
Wiedemann-Wolf, S. 91
Vgl. Celans rumänische Texte in: Frühwerk
Vgl. Stiehler (1972), S. 18
So die am häufigsten überlieferte Version. Nach Chalfen (S. 174f.) berichtete Jakob Silbermann, der spätere Ehemann von Edith Horowitz, er und Ancel hätten noch in Czernowitz gemeinsam den Dichternamen «Celan» gefunden. M. Fischmann-Kahwe nennt Hersch Segal als Erfinder des Pseudonyms (Gespräch vom 11.3.95).
Vgl. Reichert (1988), S. 165, sowie die Gedichtstellen GW I, S. 242; GW II, S. 121; vor allem: Die Gedichte aus dem Nachlass (1997), S. 167
Vgl. Gellhaus (1993a), S. 45
Brief vom 11.2.1948 in: Margul-Sperber (1975), S. 50
Thomas Albrich: Exodus durch Österreich. Die jüdischen Flüchtlinge 1945–1948. Innsbruck 1987, S. 153
Vgl. Internationale Zone [1953]. Wien/Berlin 1984, S. 72 und passim
Albrich (wie Anm. 85), S. 180
Zit. nach Basil (1971), S. 102
Margul-Sperber (1975), S. 50
Ebd.
Vgl. Alfred Gong: Early Poems. A Selection from the Years 1941–1945. Hg. v. Jerry Glenn u.a. Columbia/S.C. (mit Korrekturvorschlägen Celans zu diesen Gedichten), insbes.S. 13–24
Vgl. Einhorn (1998), insbes. die Einleitung, S. 11
Vgl. Dor (1988)
Ebd. S. 209
Vgl. Lütz (1996). Einer Version zufolge traf Celan Bachmann zuerst in Jenés Atelier, nach einer anderen im Internationalen Arbeitsamt.
Vgl. Unvollendete Symphonie [1951]. Graz/Wien/Köln 1992, S. 175ff. Kürzlich sind über 70 Briefe Bachmanns an Weigel aus den Jahren 1948–53 aufgetaucht, in denen Celan offenbar auch eine Rolle spielt. Vgl. Die Presse (Wien) vom 14.8.1998.
Christine Koschel: «‹Malina› ist eine einzige Anspielung auf Gedichte.» In: Böschenstein/Weigel (1997), S. 19
Vgl. Bachmann: Werke 2. München/Zürich 1978, S. 415f.
Vgl. Koschel (wie Anm. 97), S. 17 und 22. «Sie kämmt ihr Haar» ist mit «u.f.D.» gewidmet.
Vgl. Bevilacqua (1998)
Vgl. den Briefwechsel Paul Celan–Gisèle Celan-Lestrange (2001). Bd. 1, S. 86–92 und Bd. 2, S. 98–106
Bachmann (wie Anm. 8), S. 153
Bachmann: Werke 3. München/Zürich 1978, S. 68f.
Ebd. S. 195
Bachmann selbst: «‹Malina› ist eine einzige Anspielung auf Gedichte.» (vgl. Koschel, wie Anm. 97, S. 17); dazu seit 1981 zahlreiche Nachweise
Rosenthal (1983), S. 403
Zit. nach Allemann (1993), S. 287
Vgl. Silbermann (1993), S. 42
Zit. nach Allemann (1993), S. 287
Stimmen der Gegenwart. Wien 1951, S. 168
Fremde Nähe, S. 245
Menschheitsdämmerung. Berlin 21920, S. 292
Fremde Nähe, S. 172
Traumkraut. Wiesbaden/München 1982, S. 7
Vgl. Fried: Ges. Werke. Bd. 1. Berlin 1993, S. 107f., und passim
Bonnefoy (1998), S. 260f.
Vgl. Kloos (1993)
Zit. nach Die Presse (Wien) vom 14.8.1998
Brief vom 18.7.1957 an Solomon (1981), S. 61
Richter (1997), S. 106
Zit. nach H.A. Neunzig (Hg.): Der Ruf. München 1976, S. 24
Schroers: «Gruppe 47» und die deutsche Nachkriegsliteratur. In: Merkur 19 (1965), S. 453
Lenz, in: Hamacher (1988), S. 316
Zit. nach Richter (1997), S. 128. Celan zitiert diesen Vorgang auch selbst in einem Brief an K. Demus. Vgl. Bevilacqua (1998), S. XXXVIIf.
Vgl. Dor (1988), S. 214
Ebd. S. 212. Celan wurde noch 1954, 1957, 1959, 1960 und 1962 zu Treffen der Gruppe 47 eingeladen, aber er kam nie mehr.
Rilke: Werke. Bd. III. Leipzig 1978, S. 621
Vgl. Bevilacqua (1998), S. XL–XLIII
Welt und Wort 8 (1953), S. 200f.
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.4.1953
Merkur 8 (1954), S. 390
Die Zeit vom 30.4.1965
Firges (1962), S. 266
Zit. nach Hamacher (1988), S. 320
Vgl. z.B. Celans Briefe an Margul-Sperber vom 21.4. und 6.7.1948, die belegen, daß er «schöne» Gedichte schreiben und sie auch «schön» vortragen wollte. In: Margul-Sperber (1975), S. 51f.
Bachmann: Werke 4. München/Zürich 1978, S. 216
Großer Brockhaus. Zit. nach Szondi (1972), S. 55
Brief vom 10.8.1962 in: Einhorn (1998), S. 33
Mayer (1970), S. 1158
Brief vom 10.8.1962 in: Einhorn (1998), S. 33
So Schwerin (1997), S. 199
Vgl. Dürrenmatt (1990)
Grass (1990), S. 29f.
Schwerin (1997), S. 203
Peyer (1987)
Vgl. Ausländer (1991), S. 25f.
Landauer: Zwang und Befreiung. Köln 1968, S. 199
Brief an Gideon Kraft vom 23.4.1968. Zit. nach Koelle (1997), S. 73
Briefe an Margul-Sperber (1975), S. 52f.
Silbermann (1993), S. 35
Buck (1993), S. 159
Vgl. Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit. München 1996
Vgl. Ulrich Herbert: Als die Nazis wieder gesellschaftsfähig wurden. In: Die Zeit vom 10.1.1997
In: Eckart 16 (1940), April-Heft, S. 104
Der Tagesspiegel vom 11.10.1959
Gedd. Nachlass, S. 46
Vgl. Fremde Nähe, S. 231
Vgl. Emmerich (1988), S. 12–15 und S. 69–75
Zit. nach Koelle (1997), S. 66f.
Rosenzweig (1919) zit. nach Koelle (1997), S. 69
Die Niemandsrose. Tübinger Ausgabe, S. 74
Mandelstam: Im Luftgrab. Frankfurt a.M. 1992, S. 75
Vgl. Brief vom 4.12.1958 an Harald Hartung. In: Fremde Nähe, S. 328
Ebd. S. 69–81. Vgl. außerdem Victor Terras/Karl S. Weimar: Mandelstamm and Celan: A Postscript. In Germano-Slavica 1978, Nr. 5, S. 352–370, Olschner (1985), Ivanonić (1996a und 1996b) und Fremde Nähe, S. 337ff.
Brief vom 10.2.1961 an Hans Bender (1984), S. 54
Celan: Notiz. In: Mandelstamm: Gedichte. Frankfurt 1959, S. 65
Gedd. Nachlaß, S. 371
Vgl. Fremde Nähe, S. 287f.
Brief an Peter Schifferli vom 1.4.1954. Zit. nach Fremde Nähe, S. 399
Vgl. ebd. S. 389–391
Brief an Emmanuel Raïs vom 29.1.1959. Zit. nach Terras/Weimar (wie Anm. 163), S. 362
Brief vom 23.2.1962 an Federmann (1972), S. 18. Vgl. auch das Motto von «Eine Gauner- und Ganovenweise» in früheren Fassungen. In: Die Niemandsrose. Tübinger Ausgabe, S. 42f.
Vgl. Einhorn (1998), S. 31. Eine erste Fassung von «In eins» unter dem Titel «Walliser Elegie» enthält wiederum den Namen «Einhorn» (vgl. Die Niemandsrose. Tübinger Ausgabe, S. 106f.).
Eine Kopie des Typoskripts befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach im Nachlaß von Andersch (Nr. 7985322/11). Zu Celans geänderter Meinung über Andersch: Briefwechsel mit Sachs (1993), S. 120f.
Döpke (1994), S. 38
Döhl in: Dt. Akademie für Sprache und Dichtung. Jahrbuch 1960, S. 131
Vgl. Brief vom 7.3.1962 an Federmann (1972), S. 21
Vgl. Wiedemann: Zur Person: R.C. Phelan. In: Celan-Jahrbuch 8 (2001/2002), S. 329f. Meine Celan folgende Vermutung, daß der Autorname «R.C. Phelan» eine Erfindung, von wem auch immer, sei (vgl. 1.–3. Aufl. dieser Monographie), ist damit gegenstandslos. Nichtsdestotrotz kann die Veröffentlichung dieser Erzählung (Originaltitel: «Something Invented Me») zu diesem Zeitpunkt als Infamie gegenüber Celan gelesen werden. – Vgl. auch den Entwurf eines Briefes von Celan an Phelan bei Wiedemann (2000), S. 457–459
Brief vom 25.4.1962 an Solomon (1981), S. 76
Margul-Sperber (1975), S. 57
Ebd.
Brief vom 9.3.1962 an Margul-Sperber (1975), S. 58
Vgl. Jokostra (1971)
Brief vom 12.9.1962 an Margul-Sperber (1975), S. 59. Vgl. Bobrowskis Gedicht «Pruzzische Elegie»
Die Niemandsrose. Tübinger Ausgabe, S. 120. Vgl. Birus (1996)
Celan – Sachs. Briefwechsel (1993), S. 25
Vgl. Bollack (1994), S. 126
Vgl. Briefwechsel (1993), S. 52–62, sowie «Die Schleuse». GW I, S. 222. Der letzte Hinweis nach einer brieflichen Mitteilung von Eric Celan vom 6.12.1998, entsprechend Aufzeichnungen Paul Celans vom 2. bis 6.9.1960.
Vgl. Lyon (1989), S. 195
Vgl. Briefwechsel mit G.B. Fischer (1990), S. 652–654
Zit. nach Offerte des Antiquariats «Die Silbergäule». Hannover 1996
Brief vom 18.7.1957 an Solomon (1981), S. 73
Brief vom 5.9.1962 an Solomon (1981), S. 76, 78, 80
Vgl. Die Zeit vom 18. und 25.1.1963
Vgl. Torberg: Ges. Werke XII. München/Wien 1981, S. 79–82
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2.5.1964
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.6.1964. Vgl. auch Szondi (1993), S. 162–168
Vgl. Gedd. Nachlass, S. 96 und 392–395, sowie Bollack (1993)
Vgl. Reinhard Baumgart: Unmenschlichkeit beschreiben. Weltkrieg und Faschismus in der Literatur. In: Merkur 19 (1965), S. 37–50; hier S. 49. Vgl. auch Celans ironische Replik in R. Neumann (1966), S. 32f.
Gedd. Nachlass, S. 104
Vgl. Briefwechsel mit G.B. Fischer (1990), S. 658f.; Szász (1988), S. 329f.; Baumann (1986), S. 43f.
«Gedichte». In: Benn: Ges. Werke 3. Wiesbaden 1960, S. 196
Kulturkritik und Gesellschaft. In: Prismen. Frankfurt a.M. 1955, S. 31
Zit. nach Gellhaus (1995), S. 55
Böschenstein (1988), S. 259
Vgl. dazu Gellhaus (1993a), S. 58ff.
Zit. nach Christoph Graf Schwerin: «In die Rillen der Himmelsmünze das Wort gepreßt». In: Die Welt vom 20.3.1990
Vgl. Solomon (1982)
Baumann (1986), S. 88
Die Angabe von Baumann (1986), S. 90, Lutrand sei im Sechs-Tage-Krieg im Juni 1967 als freiwilliger Lastwagenfahrer zum Einsatz gekommen, ist unrichtig.
Georg Steiner: Heidegger, abermals: In: Merkur 43 (1989), Nr. 480, S. 94
Löwith: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Frankfurt a.M. 1989, S. 30
Vgl. Steiner (wie Anm. 210), S. 95 und 101
Vgl. zu alldem Baumann (1986). Zwei Tage nach Celan, am 26.7., hielt Hannah Arendt an gleicher Stelle einen Vortrag über Walter Benjamin und sah bei der Gelegenheit erstmals seit fünfzehn Jahren Heidegger wieder.
Zit. nach Krass (1997)
Steiner (wie Anm. 210), S. 100
Vgl. vor allem Bollack (1998) und Krass (1997, 1998)
Vgl. Bollack (1994, 1998)
Vgl. u.a. Szász (1988)
Zit. nach Krass (1998)
Zit. ebd.
Szondi (1972), S. 134 und S. 113–125
Vgl. ebd. S. 123
Vgl. Lämmert (1994), S. 27–29, und «Eis, Eden». In: GW I, S. 224
Briefwechsel mit Wurm (1995), S. 114
Ebd. S. 124
Solomon (1990), S. 58
Mandelstam: Im Luftgrab. Frankfurt a.M. 1992, S. 75
Brief vom 8.3.1962 an Solomon (1981), S. 65
Brief vom 8.2.1962 an Margul-Sperber (1975), S. 56
Brief vom 12.5.1968 an Wurm (1995), S. 149
Gespräch mit Stéphane Mosès am 6.3.1995 in Jerusalem
Vgl. «Mapesbury Road» vom 14./15.4.1968; GW II, S. 365
Brief vom «keinsten Mai 1968» an Wurm (1995), S. 146f.
Brief vom 27.8.1968. Ebd. S. 166
Brief vom 20.6.1969. Ebd. S. 198
Vgl. Historisch-Kritische Ausgabe 8.2, S. 246f.
Brief vom 23.10.1969 an Schmueli (1994), S. 19
Die Stimme (1970), S. 7
Brief vom 20.10.1969 an Wurm (1995), S. 220
Schmueli, S. 17
Ebd. S. 18
Ebd. S. 15f. und 18
Ebd. S. 32
GW III, S. 95 (im Original kursiv)
Ebd.
Vgl. Baumann (1986), S. 125
Zit. nach Felstiner (1997), S. 421
Eine Ausnahme: Bevilacqua (1998), S. XCI/CIII
Ecce homo. Zit. nach Krit. Studienausgabe 6. Berlin 1988, S. 272
Vgl. den Wortindex von Nielsen/Pors (1981), der freilich «Die Gedichte aus dem Nachlass» (1997) noch nicht umfaßt, und Lyon (1987)
Nielsen/Pors (1981), S. 261, und Lyon (1987), S. 605
Vgl. das Exemplar aus Celans Arbeitsbibliothek (Dt. Literaturarchiv Marbach), S. 43 und 47f.
Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande. Frankfurt a.M. 1983, S. 68
Weiterführend Reichert (1988) und Sparr (1989)
Vgl. P.H. Neumann (1990)
Zit. nach Silbermann (1993), S. 37
Brief vom 20.6.1969 an Wurm (1995), S. 199
Brief vom 21.7.1969 an Wurm, S. 204
Ebd. S. 231
Vgl. Wurm (1990)
Walser: Hölderlin zu entsprechen. In: Die Zeit vom 27.3.1970
So Felstiner, S. 359
Vgl. Celans Arbeitsbibliothek im Dt. Literaturarchiv Marbach
Vgl. Fremde Nähe, S. 571–574 und 578–584
Vgl. Schwerin (1981), S. 81
Focus Nr. 19 (1997), S. 136
Vgl. Chalfen, S. 109, und «Erau nopţi» in: Frühwerk, S. 196
Silbermann (1993), S. 69
Zit. nach Felstiner, S. 296
Brief vom 11.12.1969 an Wurm (1995), S. 231
Zit. nach Fremde Nähe, S. 480
Ausgabe Frankfurt a.M. 1966, S. 353f.
Schriften I. Frankfurt a.M. 1978, S. 259. Zit. bei Sparr (1989), S. 154
Zeit und Ort – des Gedichts und seines Autors
Paul Celan gilt heute als der bedeutendste Lyriker deutscher Sprache seit 1945. Seine Todesfuge ist ein, ja vielleicht das Jahrhundertgedicht. Manchmal wird es sogar Picassos Epochenwerk «Guernica» an die Seite gestellt. 1988 wurde das Gedicht im Deutschen Bundestag von Ida Ehre rezitiert, als man des Pogroms der sogenannten Reichskristallnacht am 9. November 1938 gedachte. Mehrere anspruchsvolle Ausgaben versuchen, das Gesamtwerk Celans in authentischer Weise zugänglich zu machen. Seit 1997 liegt auch eine umfangreiche Auswahl der Gedichte aus dem Nachlaß vor. Die Zahl der interpretierenden Studien zu Celan ist kaum noch zu überschauen, und ein «Celan-Jahrbuch» widmet sich seit 1987 ausschließlich dem Werk dieses Autors. Mehrere Einzelkorrespondenzen Celans sind veröffentlicht worden, ebenso eine größere Zahl von Erinnerungen an ihn, manche erzählerisch prägnant und bewegend. Kurz, der Celan-Leser wie der Celan-Forscher hat viele Orientierungs- und Vertiefungsmöglichkeiten seiner Lektüre.
Zugleich irritieren viele Gedichte dieses Autors als schwer zugänglich, gar als vollkommen unverständlich. Häufig wird dann bedauert, daß das Wissen über die Lebensgeschichte Celans so lückenhaft sei. Nun war Paul Celan gewiß ein diskreter Mensch und, wie er gesprächsweise mitteilte, kein Freund der Vergesellschaftung des Innenlebens. Doch erklärt das die schwere Zugänglichkeit, den Eindruck der Verrätselung zumal seiner späteren Gedichte, die doch gleichzeitig immer ahnen lassen, daß ihnen eine gewichtige Erfahrung, eine Verstörung des Schreibenden zugrunde liegt? In dem gleichen Gespräch äußerte Celan: Ich stehe auf einer anderen Raum- und Zeitebene als mein Leser; er kann mich nur «entfernt» verstehen, er kann mich nicht in den Griff bekommen, immer greift er nur die Gitterstäbe zwischen uns.[1]
Warum aber wollte Celan nur «entfernt» verstanden werden, weshalb Gitterstäbe, ein Sprachgitter (so der Titel eines Gedichtbandes) zwischen sich und seine Leser legen? War er nicht nur diskret, sondern auch elitär, ein reiner Artist in der Nachfolge Mallarmés und Stefan Georges? Nichts könnte falscher sein als diese Annahme, und gegen nichts hat Paul Celan sich je schärfer gewandt als gegen eben diese Unterstellung. Das Umgekehrte gilt: Bei kaum einem anderen Autor, gleich welcher Epoche oder Sprache, sind Erlebtes und Geschriebenes so miteinander verhakt wie bei diesem. Das Erlebte wiederum ist nie nur privat. Die individuelle Lebensgeschichte Celans ist durchtränkt von den traumatischen Erfahrungen des Jahrhunderts, und so sind es auch seine Gedichte. Ohne den Horizont dieser Schreckensgeschichte, kulminierend im Massenmord an den europäischen Juden, können und dürfen diese Texte nicht gelesen werden.
An einem bedeutenden Prosatext Celans, seiner Dankrede bei der Verleihung des Georg-Büchner-Preises, sei dies veranschaulicht. Diese Rede mit dem Titel Der Meridian gilt mit Recht als seine Poetik des zeitgenössischen Gedichts. Der Akzent liegt dabei auf zeitgenössisch. Wie stark sich Celan der Zeitgenossenschaft des Gedichts verpflichtet fühlte und wie radikal und zugleich bekenntnishaft seine Rede war, wurde damals, bei Celans Vortrag derselben am 22. Oktober 1960 in Darmstadt, von seinem Publikum nicht wahrgenommen. Zu schmal war das historische Wissen, zu gering die Bereitschaft, ein Zeitbewußtsein auszubilden, das auch das Schreckliche einschloß. Vielleicht darf man sagen, so formulierte Celan damals, daß jedem Gedicht sein «20. Jänner» eingeschrieben bleibt? Vielleicht ist das Neue an den Gedichten, die heute geschrieben werden, gerade dies: daß hier am deutlichsten versucht wird, solcher Daten eingedenk zu bleiben? – Aber schreiben wir uns nicht alle von solchen Daten her? Und welchen Daten schreiben wir uns zu? (III, 196)
Als Celan auf das Datum des 20. Jänner anspielte, war wohl vielen Zuhörern klar, daß er damit den Anfang von Büchners Erzählung «Lenz» in Erinnerung rief. Daß es ihm dabei auch, und vor allem, um einen anderen 20. Januar, den des Jahres 1942, ging, realisierte wohl niemand. Es ist charakteristisch für Celan, auch den der Gedichte, daß er ein hochpolitisches Datum – hier das der Wannsee-Konferenz, auf der der Massenmord an den Juden strategisch durchgeplant wurde – nennt, ohne seinen Inhalt auszusprechen. Er überläßt es dem Interesse des Zuhörers oder Lesers, ob er das Gesagte ernst nimmt und das gestellte Rätsel löst (sprich: lösen will). Daß im Fall dieses Datums noch weitere frappante Assoziationen Celans hinzukommen mögen, die sich dem ‹normalen Leser› nicht ohne weiteres erschließen können, sei nur erwähnt. So spricht einiges dafür, daß Celan an einem 20. Jänner (des Jahres 1948) Ingeborg Bachmann in Wien kennenlernte, mit der ihn für ein halbes Jahr eine innige Liebe und später eine sehr schwierige, ‹entfernte› Freundschaft verband.[2] Zu vermuten ist auch, daß Celan sich einer Passage aus Jean Pauls Roman «Titan» erinnerte, in der unter der Überschrift «20ster Jenner» ein bestimmtes «Erzählungsspiel» entworfen wird.[3]
Auf die Prägung von wirklich heutigen Gedichten (ein Celan-Wort) durch signifikante individuelle und kollektive Daten, also Erfahrungen der jüngsten Geschichte und Gegenwart, kommt die Rede Der Meridian noch mehrfach zu sprechen. Dieses Immer-noch des Gedichts, heißt es an anderer Stelle, kann ja wohl nur in dem Gedicht dessen zu finden sein, der nicht vergißt, daß er unter dem Neigungswinkel seines Daseins, dem Neigungswinkel seiner Kreatürlichkeit spricht. (III, 197) Und wenig vorher betont Celan, überlegend, welchen Akzent seine Dichtung setze, dies könne weder der Gravis des Historischen noch der Zirkumflex […] des Ewigen sein: Ich setze – mir bleibt keine andere Wahl –, ich setze den Akut. (III, 190)
Celan geht es in seiner Darmstädter Rede von 1960 um eine Zeit- und Ortsbestimmung von gegenwärtiger Dichtung schlechthin, und das verdeckt genannte Datum des 20. Januar 1942 ist als ein Signal für alle Literatur nach der Shoah zu verstehen, die nicht aus der Zeit fallen und verantwortungsblind sein will.[4] Freilich, Paul Celan war, gemeinsam mit all den über den Erdball verstreuten, durch Glück und Zufall vom nazistischen Massenmord verschonten Juden, unter einen ganz besonderen Neigungswinkel des Daseins gebeugt, dem, auch wenn er nicht zu den Ermordeten zählte, nicht zu entkommen war. So ist seinem gelebten Leben wie allen seinen Gedichten seit dem Winter 1942/43, als er die Nachricht von der Ermordung seiner Eltern in einem Konzentrationslager erhielt, ebendiese traumatische, nie zu überwindende Erfahrung eingeschrieben. In ihr vereinigen sich drei Momente, die zusammen den bleibenden Akut von Celans Leben und Schreiben bilden: die kaum je nachlassende Trauer vor allem um die geliebte Mutter, die mit einem anhaltenden Schuldgefühl verbundene Frage an sich selbst, warum denn gerade er überlebt habe, und schließlich eine zeitweise gelebte und immer wieder poetisch imaginierte Vereinigung mit allen Juden der Welt, den toten wie den lebendigen.
Der Ort des Gedichts ist ein menschlicher Ort, «ein Ort im All», gewiß, aber hier, hier unten, in der Zeit. Das Gedicht bleibt, mit allen seinen Horizonten, ein sublunarisches, ein terrestrisches, ein kreatürliches Phänomen. Es ist Gestalt gewordene Sprache eines Einzelnen, es hat Gegenständlichkeit, Gegenständigkeit, Gegenwärtigkeit, Präsenz. Es steht in die Zeit hinein.
Paul Celan, Die Dichtung Ossip Mandelstamms
Wie aber manifestiert sich diese unaufhörliche, über drei Jahrzehnte anwesende traumatische Zeit- und Ortserfahrung in der Lyrik Celans? Wie sind ‹Einschreibung› und ‹Umschrift› des Erlebten in die Gedichttexte hinein vollzogen? Haben sich letztere, wie vielfach behauptet, gänzlich vom biographisch Erlebten entfernt, müssen sie also auch getrennt davon als ‹reine Kunstwerke› gelesen werden? Und umgekehrt: Ist ein Interesse an Paul Celans Biographie damit illegitim, verstößt es gegen eine «Ethik der Lektüre»[5], gerade weil Celan die Verfremdung des Erlebten sehr weit getrieben hat und die meisten seiner Gedichte ahnbare biographische Spuren nicht ohne weiteres preisgeben?
Das Stereotyp, mit dem schon zu Lebzeiten Celans auf seine Gedichte, zumal seit dem Band Sprachgitter, reagiert wurde, lautet, sie seien «hermetisch» oder «kryptisch» – mit einem Wort: unverständlich und somit eine Zumutung. Celan reagierte irritiert, manchmal sogar aufgebracht auf solche Vorurteile. Dem Schriftstellerkollegen Arno Reinfrank sagte er einmal: Mein letztes Buch [Ausgewählte Gedichte, 1968] wird überall für verschlüsselt gehalten. Glauben Sie mir – jedes Wort ist mit direktem Wirklichkeitsbezug geschrieben. Aber nein, das wollen und wollen sie nicht verstehen.[6] Dem späteren Biographen seiner Jugend, Israel Chalfen, der ihn 1961 um eine Verständnishilfe bei einem schwierigen Gedicht bat, antwortete Celan: Lesen Sie! Immerzu lesen, das Verständnis kommt von selbst.[7]
Dieser Ratschlag des Autors ist jedenfalls zu beherzigen – mit dem einmaligen ‹Durchlesen› eines Celanschen Gedichts ist es bei keinem einzigen getan. Vor allem aber muß sich der Leser, will er die anfängliche Faszination eines Gedichts in eine dauerhafte, nicht zur Enttäuschung werdende Begegnung (für Celan das Schlüsselwort für die Beziehung von Gedicht und Leser) verwandeln, kundig machen über die Daten des Gedichts.
Der Autor hat den uns so aktuell anmutenden Ausdruck selbst häufig gebraucht – hervorstechend in der bereits zitierten Passage aus Der Meridian –, und zwar in einem sehr weiten Verstand: ‹Datum› (wörtlich: ‹das Gegebene›) kann sehr vieles sein – die Zeitangabe im Kalender, aber auch alle möglichen geschichtlichen, politischen, literarischen, sprachlichen oder persönlich-biographischen Fakten und Informationen sind Daten im Sinne Celans. Sie kommen allein darin überein, daß sie an irgendeinem Punkt des Lebens und Denkens dieses Autors existenziell bedeutsam geworden sind. So gibt es Kardinaldaten wie den genannten 20. Jänner (1942), dem auf der persönlichen Ebene des Dichters das (nie mehr genau feststellbare) Datum des Todes der Mutter korrespondiert. In diesen Zusammenhang gehört der ganze Datenkomplex Judentum, von der jüdischen Geschichte über die Vernichtungslager bis hin zu Israel, von dem Celan sich her und dem er sich zuschreibt, wobei dieser Autor solche Daten kaum je unmittelbar als Wörter des Gedichts verwendet. Er hätte nie, wie Peter Weiss, einen Prosatext mit dem Titel «Meine Ortschaft» schreiben können, der explizit «Auschwitz» nennt und in dem der Autor sich diesem Ort direkt biographisch zuordnet (das Wort «Auschwitz» kommt in Celans Gedichten kein einziges Mal vor).
Aber auch andere historisch-politische Daten haben in Celans Gedichte Eingang gefunden: der Spanische Bürgerkrieg, der Arbeiteraufstand in Wien im Februar 1934, der Atombombenabwurf auf Hiroshima im August 1945, der Vietnamkrieg, der Pariser Mai 1968 ebenso wie der Prager Frühling 1968. Immer sind es Daten, in denen es um die Erniedrigten und Beleidigten dieser Erde geht – Mit den Verfolgten in spätem, un- / verschwiegenem, / strahlendem / Bund. (II, 25)
Unvermutet begegnen im Celanschen Gedicht aber auch ganz andere Daten: seltene Pflanzennamen oder Fachausdrücke aus der Bergmannssprache, Spezialvokabular aus Geologie und Astronomie, Wörter aus dem Hebräischen, aus dem Jiddischen oder aus dem Lateinischen, aus dem Mittelhochdeutschen kommende Ausdrücke ebenso wie kraß umgangssprachliche von heute. Hinzu kommen, in den einzelnen Phasen von Celans Lyrik unterschiedlich gewichtig, anspielungsreiche ‹Daten› aus der jüdischen, speziell aus der chassidischen Religionsgeschichte (deren Unkenntnis einem Leser von heute besonders hinderlich ist, will er diesen Gedichten ‹begegnen›).
[8]
Atemwende1967
Auch deine
Und das Hörnerlicht deiner
an Sternes Statt überm
redenden, rot-
Kolben.
(II, 83)
Rosa15161919Auch deine / Wunde, Rosa rot- / aschengewaltige Kolben1962[9]19671917[10]
19471945[11]
1970auf Seite 79 [von «Atemwende», = «COAGULA»], die rumänischen Büffel, die Rosa Luxemburg durch das Gitter ihres Gefängnisses laufen sieht, laufen mit drei Worten aus Kafkas «Ein Landarzt» zusammen – und mit diesem Namen: Rosa. Ich lasse gerinnen, ich versuche gerinnen zu lassen[12]
Anamnese erhoben – wobei das Wort in seinen beiden Bedeutungen verstanden werden sollte: als Wiedererinnerung der Seele an die ihr eingeborenen Ideen (im Sinne Platos) und als die Vorgeschichte einer Krankheit nach den Angaben des Kranken (wobei der medizinische Terminus zum sowohl psychologischen wie politischen wird). An sich getrennte Orte, Zeiten und Personen sind, im Zeichen der , [14]MeridianCoagula
«entfernt»auf einer anderen Raum- und Zeitebene1960
196061
Lallen, Gewieher, Krähen KrächzenDer Kehlkopfverschlußlaut / singtFrankfurt, SeptemberII114
[15]Ich habe nie eine Zeile geschrieben, die nicht mit meiner Existenz zu tun gehabt hätte – ich bin, Du siehst es, Realist auf meine Weise1962[16]in die Zeit hinein stehendeZeitgehöft
über dich,
liegt dein Schicksal.
(III, 73)