Thomas Illés d. Ä.

Sonne, Brot und Wein – ANEKIs lange Reise zur Schönheit – Wohnsitz Segelboot – Teil 2

Band 32 der maritimen gelben Buchreihe

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort des Herausgebers

ANEKIs lange Reise zur Schönheit

Besuch in Rom

Zurück in Arbatax / Sardinien – weiter nach Cagliari

Maschinenschaden

Überwintern in Cagliari

Behördengang

Sturm

Neue Nachbarn

Reise zum Heimaturlaub in der Schweiz

In der Schweiz

Zurück nach Sardinien

Motor-Probelauf

Hundewache

Thereses Knie wird operiert

Rettungsinsel

Sardinische Folklore

Auto-Ausflug ins Landesinnere von Sardinien

Fernweh

Briefwechsel mit Monica

Zum Harrschneider

Überfahrt von Sardinien nach Mahón auf Menorca

Menorca und Alcudia auf Mallorca

Alcudia im Nordosten Mallorcas

In der Werft

Fahrt entlang der bergigen Nordküste Mallorcas über Andraitx und weiter nach Ibiza und Formentera

Balearen adieu! – Auf zur Costa Blanca!

Unter der spanischen Festlandküste Kurs Südwest

Überwintern in Aguadulce an der Costa del Sol

Ein Auto gekauft

Grillabend

Andalusien

Überwinterungsalltag an der Costa del Sol

Sonnenuntergänge

Christmas und feliz nuevo año unter südlicher Sonne

Thereses Operation

Überwinterungsalltag und belustigende Seglerkameradschaft

Ausflug nach Granada

Erledigung des noch zu Erledigenden

Madridreise

Zurück aus Madrid

Thereses erstaunlich gute Mahlzeiten

Wieder auf See in Richtung Gibraltar und Portugal

Warten auf günstigen Wind in Duquesa östlich von Gibraltar

Gibraltar

Um das Kap Trafalgar nordwestwärts bis Höhe Cádiz

Am Grenzfluss Rio Guadiana zwischen Spanien und Portugal

Ein Hölländer mit gleichem Bootstyp

Es soll eine Grillparty stattfinden

Thereses Gedanken

Algarve – Vilamoura und Portimão

Kap St. Vincent in Portugal, einst „Ende der Welt“

Marina de Lagos und Waldbrand in Portugal

Therese geht schwimmen

Die Expedition kann staren

Wintereinbruch

Ein wunderschöner Segeltag

Deutsche Bootsnachbarn

Ungewöhnlicher Bargeldbedarf

Glossar

Weitere Informationen

Maritime gelbe Buchreihe

Impressum neobooks

Vorwort des Herausgebers

Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein Hotel für Fahrensleute mit zeitweilig 140 Betten. In dieser Zeit lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Ab 1992 trug ich meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch mit dem Titel „Seemannsschicksale“ zusammen, dem ersten Band meiner inzwischen umfangreichen maritimen gelben Buchreihe „Zeitzeugen des Alltags“.

Diese Rezension über die maritime gelbe Buchreihe freute mich besonders: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe“. Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. Danke Herr Ruszkowski.

Im Band 31 erzählt der in der Schweiz beheimatete Langzeit-Segler Thomas Illés aus seinem mehrjährigen Leben auf seiner Segelyacht „ANEKI“ und gibt damit gute Reisetipps für andere Skipper. Urlaub ohne Kofferschleppen auf dem eigenen Segelboot war sein Traum. Freud und Leid des Alltags in Marinas, auf Ankerplätzen und in Bootswerften in Tunesien, auf den Balearen und auf Sardinien, auf kurzen und längeren Segeltörns im westlichen Mittelmeer werden ausführlich geschildert. In diesem Band 32 wird sein Bericht über seine Reisen von Sardinien über Spanien bis an die portugiesische Algarve fortgesetzt.

Aus Rezensionen zu diesen Bänden: Für Menschen, die vom Meer angezogen werden, vermitteln diese Bücher, Teil 1 und 2, einen Einblick wie es sein könnte. Ich habe nahezu alle erhältlichen Segelbücher gelesen. Kaum eines kann das Lebensgefühl für Dauersegler besser wieder geben.

Es macht immer wieder Spaß über Dinge zu lesen, die ich selber - wenn auch in einer anderen Form - so auf einem Segelboot erlebt habe. Alle Komponenten des Zusammenlebens von zwei Menschen auf engem Raum in einer schaukelnden Umgebung werden offen angesprochen und auch die negativen Momente des ach so schönen Segellebens kommen nicht zu kurz. Ein ehrliches Buch das angenehm zu lesen ist.

 

Herrn Egbert Kaschner (†) sei für Korrekturhilfe herzlich gedankt.

 

Hamburg, Oktober 2008 / 2014 Jürgen Ruszkowski

ANEKIs lange Reise zur Schönheit

Thomas Illés erzählt in seinem Band 31 aus seinem und seiner Frau jahrelangem Leben als Langzeitsegler unter mediteraner südlicher Sonne. Urlaub ohne Kofferschleppen auf dem eigenen Segelboot war sein Traum. Freud und Leid des Alltags in Marinas, auf Ankerplätzen und in Bootswerften in Tunesien, auf den Balearen und auf Sardinien, auf kurzen und längeren Segeltörns im westlichen Mittelmeer werden ausführlich geschildert.

Der Band 31 endete mit diesen Worten:

Auf der Rückfahrt lasen wir Zeitungen. Erst vor wenigen Tagen fanden die unfassbaren Terroranschläge in Manhattan und Washington statt, darüber wollten wir uns doch näher informieren. Viel Gutes konnten wir nicht finden auf den anderthalb Kilo Papier. Trauer, Wut, ein paar Solidaritätserklärungen – und als Zukunftsaussicht mehr Gewalt, mehr Militär und auch mehr Profit, wenigstens für die Rüstungs- und Zementindustrie. Dann ist ja alles in Ordnung, oder? Wobei ich doch einen Satz eines Prominenten, nämlich des Schweizerischen Bundespräsidenten Leuenberger, zitieren möchte: Wer heute Böses leidet, wird morgen böses tun!

Ginge es nicht auch anders? Nach der Inquisition, zahlreichen Völkermorden, zwei Weltkriegen, dem Kalten Krieg? Wird die Menschheit nie erwachsen?

Lesen Sie nun in diesem zweiten Teil weiter:

Besuch in Rom

Arbatax auf Sardinien ist zwar nur ein kleines Dorf mit wenigen hundert Einwohnern, aber wichtiger Fährhafen. Sonntag spät am Abend bestiegen wir die Fähre nach Civitavecchia, dem Hafen Roms. Unsere Kabine lag tief unter der Wasserlinie im Bugbereich, war eng und laut; wir konnten immerhin liegen, wenn auch kaum schlafen. Am Morgen haben es im kleinen Restaurant zahlreiche schick marinemäßig uniformierte Kellner nach und nach geschafft, uns eine Tasse Kaffee, ein Glas Saft, ein Brötchen und sogar einen Yoghurt zu bringen, wenn auch der Betrieb hierdurch hart an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit zu operieren schien. Das Anlegemanöver eines so großen Schiffes hingegen fanden wir eindrücklich.

Der Bahnhof liegt etwa eine halbe Stunde vom Hafen, wenn man sich ihm gepäckbeladen nähert. Bald fuhr auch ein Zug. Nach dem Aufdruck auf der Fahrkarte waren es einundachtzig Kilometer bis Roma Termini, dem Hauptbahnhof; fast anderthalb Stunden.

Großstadt. Erste Orientierung. Es gibt zwei Untergrundbahnlinien, wenigstens das ist also einfacher als in New York, Paris oder London – aber wie kommt man zu Fahrkarten? Versuche am Automaten scheiterten, Billetschalter sahen wir nirgends, aber um die Ecke verkaufte ein Kiosk auch die Karten. Wir wussten von anderen Großstadtbesuchen, dass unwahrscheinliche Mengen Einzelkarten verbraucht werden, entschieden uns also für Wochenkarten. Wir wollten zwar nur vier Tage bleiben, aber vier Tageskarten hätten gleich viel gekostet. Sie waren auch für Bus und Straßenbahn gültig. Wir kauften auch einen Stadtplan, wo alle Linien drauf waren; die richtigen zu finden, erwies sich allerdings schwieriger als die Navigation auf hoher See.

Zu unserem Hotel brauchten wir nur U-Bahn und unsere Beine. Direkt zum Hotel fuhr nichts, dafür lag es absolut ruhig. Es war ein schönes altes Gebäude, da und dort hätten zwar Handwerker mit Pinsel und anderem Werkzeug durchaus Verbesserungen vornehmen können, ohne dass es direkt renovationsbedürftig gewesen wäre. Preislich gehörte es zur niedrigsten Kategorie jener vierundsechzig, die in unserem Reiseführer vom Touring Club Italiano erwähnt waren – um einfach auf dem Bett herumzuliegen und lesen, dafür war dieses Bett trotzdem entschieden zu teuer.

Therese hatte aus dem Kulturführer Italien fast zwanzig Ziele ausgesucht, die man gesehen haben muss, sollte, könnte; wir machten uns also auf den Weg. Die folgenden vier Tage führten uns von einem Höhepunkt zum nächsten. Plätze mit wunderbaren Proportionen. Riesige Parks. Riesige, aber auch wirklich schöne Kirchen. Statuen aus Marmor oder Bronze, die zu den berühmtesten der Welt gehören. Brunnen. Die überall anzutreffenden Reste der römischen Bauwerke, nicht nur die berühmten großen, sondern unzählige Mauern und Mäuerchen, vielfach organisch in jüngere Bauwerke integriert. Überhaupt, der Eindruck vom Aufbau und Zerfall und Wiederaufbau, wodurch diese Stadt, eigentlich ein riesiges Museum, alles andere als museal wirkt, es wächst und zerfällt und wächst wieder – es lebt. Wir lebten und erlebten auch, dazu gehörte auch gelegentlicher Frust, Ärger. Das römische Bad – Terme di Diocleziano – das wir besuchen wollten. Wir kauften die Eintrittskarten, schauten uns zunächst das Museum an – obwohl ich schon erklärt hatte, kein Museum mehr! – suchten dann die Terme und fanden sie nicht. Therese fragte eine Aufseherin. Die ist wegen Renovation gesperrt. Ob man das nicht hätte beim Eingang mitteilen können? Achselzucken, dafür sei sie nicht zuständig, bei der Kasse gäbe es ein Beschwerdebuch... Oder ein Kontrolleur beim Eingang zur U-Bahn, am dritten Tag, der sagte, die Abonnements hätten wir vor der ersten Fahrt abstempeln müssen, wir können von Glück reden, dass wir nicht erwischt wurden, das hätte 100'000 Lira Strafe gekostet. Hätte man uns das nicht sagen können? Es dürfte ja nicht zu übersehen sein, dass wir keine alteingesessenen Römer seien. Tja, da hätten wir halt fragen sollen, auch Touristen sollten fragen können. So ein Arschloch! Was hätte man denn fragen sollen, ob das Billet, das man gerade für viele Tausend Liren erworben hat, auch gültig sei?

Das wäre aber im Wesentlichen schon alles an Negativem, mal davon abgesehen, dass sowohl die vielen Kilometer als auch die vielen Eindrücke sehr ermüdend waren; aber ansonsten nur schön, faszinierend – und irgendwie fand ich Rom, wie soll ich es sagen, die menschlichste aller von mir je besuchten Weltstädte. Die Selbstverständlichkeit, mit der weltberühmte Kulturdenkmäler in einer lebendigen Stadt integriert sind. Das Fehlen protziger Prachtstraßen. Die banale Tatsache, dass es nachts dunkel sein darf – doch, doch, natürlich gibt es Straßenbeleuchtung, aber alles andere als taghell. Vorwiegend freundliche Menschen, die etwas zu haben scheinen, das in anderen Weltstädten weitgehend unbekannt ist: Zeit. Selbst den Straßenverkehr fand ich für Großstadtverhältnisse durch­aus erträglich.

Nicht selten ist man auch enttäuscht, wenn man etwas sehr Berühmtes, worüber man unzählige mal gehört, gelesen, Abbildungen gesehen hat, endlich im Original erlebt; das war hier nirgends der Fall, mal davon abgesehen, dass es in den Museen für meinen Geschmack gar zu viel Heiliges und Heilige gab; aber in der Stadt, wo der Hauptsitz jenes ältesten Weltkonzerns, der gerade zweitausend Jahre alt wurde, liegt, darf man das wohl nicht unbedingt beanstanden. Überrascht hat mich eher, wie viel nackte Haut die alten Meister abbilden durften, ohne auf dem Scheiterhaufen zu landen.

Morgens aßen wir im Hotel das normale Frühstück; nicht gerade überwältigend. Tagsüber ein Sandwich, ein Stück Pizza, einmal einen Salat, einmal kauften wir in einem Laden Nudel- und Meerfrüchtesalat und Brötchen, hatten allerdings etwas Mühe, einen Ort zu finden, um zu essen, der Garten, den wir dafür ins Auge gefasst hatten, war nämlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Für das Nachtessen suchten wir uns jeweils ein Restaurant aus dem erwähnten Reiseführer und wurden nie enttäuscht. Es gab auch nicht nur die Sachen, die es überall gibt. Am ersten Abend aß ich zum Beispiel ausgezeichnet zubereitete Kutteln (ich weiß, dass die nicht alle gern haben), Therese mit Käse überbackene Auberginen, die auch sehr gut waren. Dann hatten wir einen hervorragend gebackenen Fisch, was leider auch gar nicht selbstverständlich ist, in den meisten Restaurants im ganzen Mittelmeerraum bekommt man sie vorwiegend zu trocken und kaum gewürzt. Und dann die hausgemachten Pasta mit hausgemachten Salsa – mmmh! Gerade bei so einfachen Speisen gibt es große Qualitätsunterschiede. Billig war das alles natürlich auch nicht, obwohl wir uns nie höher als bis zu drei Punkten (von maximal fünf) unseres Reiseführers hochgewagt hatten.

Der ursprüngliche Zweck unseres Rombesuches war aber die Beschaffung der von der Rentenkasse (AHV) verlangten Lebensbescheinigung. Wir gingen also am ersten Morgen aufs Konsulat, sagten, was wir wollten und zeigten unsere Pässe. Offenbar war ich nicht der erste Schweizer Rentner im Zuständigkeitsbereich dieser Vertretung der Eidgenossenschaft, der freundliche Beamte wusste nämlich sofort, um was es geht und lockte einen entsprechenden Brief aus seinem PC. Womit wir aber gar nicht gerechnet hatten, war, dass er ihn auch selber in die Schweiz senden würde und das alles kostenlos. In einem normalen Schweizer Gemeindehaus sind für jeden Wisch mindestens zehn Franken fällig, anscheinend gilt man als Schweizer in der Fremde mehr als zu Hause – wenn auch nicht bei den römischen Museen. Da zahlen EU-Bürger und Bürgerinnen über fünfundsechzig nichts, für Schweizer und andere Nichteuropäer gibt es aber keine Vergünstigung. Also, liebe Landsleute: sofort eintreten!.

Zurück in Arbatax / Sardinien – weiter nach Cagliari

Turbulente Zeiten. Kaum waren wir wieder in Arbatax, hat der PC den Geist aufgegeben. Ein einziges winziges Schalterlein hat geklemmt und schon lief gar nichts mehr. Das gibt zu denken. So störanfällig sind diese Dinger – und so abhängig sind wir von solch störanfälligen Dingern! Die Windprognosen des Deutschen Wetterdienstes sind eminent wichtig für uns. E-Mail unsere wichtigste, fast einzige Verbindung zu den Menschen, die wir lieben. Aber auch unsere Buchhaltung, dieses Tagebuch, Inventar, Wartungs- und Reparaturarbeiten – alles auf dem PC. Wir haben uns im Hafenbüro erkundigt, die Signora war sehr hilfsbereit, empfahl uns eine Firma in Tortoli. Wir fuhren am frühen Nachmittag hin mit dem kleinen Bus, fanden den Laden, erklärten dem Mädchen das Problem. Die fest eingebaute Maus (Trackpad) können sie nicht reparieren, aber – das war mein Vorschlag – eine separate anschließen. Dann macht mal schön. Ja, anschließen konnte sie, nur waren die alte und die neue Maus voll mit erbitterten Machtkämpfen ausgelastet, für Befehle von Menschen hatten sie dabei keine Zeit. Da müsse der Techniker dahinter, wir sollen um halb acht wieder kommen.

Was macht man in einem Kaff wie Tortoli den langen Nachmittag? Wir liefen bis zum Ortsrand und zurück, suchten erfolglos nach einem sechziger Gabelschlüssel, kauften etwas Fleisch, tranken Bier, kauften und lasen Zeitung, dann hatte Therese die Idee, sie könnte ihre Haare schneiden lassen. Endlich war es Zeit, um den PC abzuholen. Auch der Techniker hat nichts erreicht. Die erfolglosen Versuche waren zwar kostenlos, aber... Wir werden wohl das verdammte Ding im Winter mit in die Schweiz nehmen müssen.

Zunächst segelten wir weiter nach Porto Corallo. Schöne Marina, nicht zu teuer, aber gar keine Ortschaft in der Nähe, nur ein Campingplatz. Da gibt es zwar einen kleinen Supermarkt, der schloss aber bald bis zum nächsten Frühling. Wir lernten Denis und Sabina kennen, tranken bei uns Bier zusammen, plauderten; sie sind mit ihrem kleinen Katamaran unterwegs, wollen nach Sizilien, warten auch auf günstigen Wind. Letzteres scheint die Hauptbeschäftigung der meisten Fahrtensegler zu sein.

Unser günstiger Wind kam in einigen Tagen. Wir haben inzwischen beschlossen, doch nach Cagliari zu fahren, in der Hoffnung, in der größeren Stadt mit dem riesigen Hafen die benötigten Fachleute zu finden. Es war eine längere, aber schöne Fahrt, größtenteils unter Segeln, es gelang mir sogar, endlich einen schönen „Schmetterling“ zu fahren: platt vor dem Wind, das Groß auf der einen, die Genua auf der anderen Seite. Der Autopilot konnte das überhaupt nicht; meine Meinung über diese dumme Elektronik wurde dadurch nicht gerade besser.

Nach dem letzten Waypoint suchten und fanden wir die Hafeneinfahrt. War ja auch nicht schwierig bei einem so riesigen Hafen mit meilenlangen Molen – dachten wir. Nur war es irgendwie komisch, als wir drin waren. Der GPS wollte mich hartnäckig über die Mole an Steuerbord schicken, und all die großen Schiffe lagen auch jenseits. Ich wollte umkehren und wieder raus, Therese hatte aber Bedenken wegen einer Untiefe, die jenseits dieser Wand liegen soll, meinte, es müsse doch irgendwo eine Biegung nach rechts geben. Gab es aber nicht, also raus und nochmals alles genau anschauen. Wir waren im falschen Hafenbecken! Dass zwei so riesige direkt nebeneinander liegen, damit haben wir nicht gerechnet, und im Hafenhandbuch – ganz neu, Jahrgang 2001 – gab es auch absolut keinen Hinweis darauf. So ein Quatsch!

Zweiter Versuch, diesmal im richtigen Hafen. Links lagen mehrere Fähren und ein Kreuzfahrtschiff, rechts sahen wir Masten von Segelyachten. Als wir ganz in der Nähe waren – das dauerte, der Hafen ist wirklich riesig – bekam Therese endlich Antwort am Funk; sie hatte schon mehrmals probiert, auf verschiedenen Frequenzen, auch mit dem Telefon. Die im Hafenhandbuch angegebene Marina ist ausschließlich für Mitglieder – wovon auch immer, wahrscheinlich vom hiesigen Nautikclub – reserviert. Nach einigem ratlosen Suchen kam aber ein Schlauchboot mit zwei jungen Männern und lotste uns an die richtige Stelle, einen Schwimmsteg in der Nähe einer großen Werft. Bald waren wir fest.

Therese ging gelegentlich ins Büro, um den Papierkram zu erledigen, kam mit guten Nachrichten zurück. Der junge Mann, den wir zunächst als äußerst reserviert erlebten, ist es nicht, sondern nur etwas schüchtern – eine seltene Eigenschaft hierzulande, nebenbei – aber sonst sehr hilfsbereit. Er rief selber einen Mecanico an, der sich um das seltsame, beunruhigende Geräusch aus dem Maschinenraum kümmern sollte und empfahl eine Elektronikfirma für die restlichen Probleme.

Bald tat sich auch was. Zuerst kam der Mechaniker, ein urgemütlicher dicker Typ, machte einen recht kompetenten Eindruck. Ließ mich die Maschine starten, Vorwärts- und Rückwärtsgang einlegen, etwas Gas geben, horchte und betastete dieses und jenes, verkündete schließlich seine Diagnose: Es ist nicht das Getriebe, sondern der Wellengenerator. Er komme morgen früh wieder, baue ihn aus und bringe ihn am Abend revidiert zurück. Was er auch tat. Das Geräusch wäre weg, sagte er – wir müssen ihm glauben, so geschult sind unsere Ohren nicht, dass wir aus dem allgemeinen Krach sofort ein, zwei schadhafte Kugellager raushören könnten. Ob das Ding nun endlich wieder auch Strom erzeugen wird, werden wir unter Segeln testen müssen, in der spärlichen Betriebsanleitung von Amel steht, dass man nie den Diesel mit seinem Alternator und den Wellengenerator gleichzeitig einschalten dürfe, sonst passiere Fürchterliches. Was zwar weder ich noch irgendein Elektriker versteht, ich habe schon mit mehreren hierüber diskutieren müssen. Wer versteht aber schon alles auf so einem Schiff?

Dann kam auch der Elektroniktechniker. Den Laptop müsse er mitnehmen. Das Echolot funktionierte nun einwandfrei – wie meistens, wenn man den Fehler dem Fachmann vorführen will. Er überprüfte die Anschlüsse, wozu natürlich etliche Holzverkleidungen abgeschraubt werden mussten, es sah im Nu aus wie ein Schlachtfeld, fand nichts, nahm aber auch das Instrument mit.

Es war der zweite Jahrestag meiner (vorläufig...) letzten Zigarette, das wollten wir in einem Restaurant feiern. Das traf sich gut, Kochen in diesem Chaos wäre sowieso unmöglich gewesen. Wir gingen in das vom Reiseführer empfohlene Lillicu – einer der letzten Trattorien im Marinaviertel, wo es das gibt, was bei den Fischerfamilien an Festtagen auf den Tisch kam – und wurden nicht enttäuscht. Besonders die Antipasti waren hervorragend, der Rest normal gut.

Am nächsten Tag brachte der junge Elektroniker noch einen alten Brummbären mit, der sich vor allem mit dem Kurzwellengerät beschäftigte, dessen Antennentuner auch nicht funktioniert. Sein Urteil: Er sei falsch eingebaut, nämlich... das ist aber nun wirklich zu funktechnisch für dieses Tagebuch. Ich kann mich im Winter darum kümmern, bis dann geht es mit der anderen Antenne weiter – wenn es nur geht.

Die schlechte Nachricht war, dass nun unser fast neues Windinstrument auch zu spinnen begann. Verdammte Scheißelektronik! Wir gingen also den Kabelanschlüssen nach... Das scheint so ein harmloser Satz zu sein. Hast du sowas schon gemacht auf einem Schiff? Du schraubst die Verkleidungen ab, zum Vorschein kommen Dutzende von mehrädrigen Kabeln, zu kinderarmdicken Bündeln zusammengebunden, die irgendwo in einem Loch verschwinden, und wenn man das andere Ende des Tunnels findet, kommen dort ganz anders aussehende wieder raus. Und nun such mal schön... Therese stieg sogar auf den Masttop, wo der Geber – Windfahne für die Richtung, Windrädchen für die Geschwindigkeit – montiert ist. Ein, zwei Drähte haben wir fester angeschraubt, dieses und jenes besprayt. Riefen den Lieferanten in der Schweiz an. Riefen die Vertretung in Rom an. Riefen die Untervertretung in Cagliari an. Fluchten. Man solle ein Fax schicken mit der Autorisation für eine Garantiereparatur. Nein, das gehe nicht, die Garantie erstrecke sich nur auf schadhafte Teile, nicht auf die Arbeit. Das muss man sich so richtig überlegen: Was ist so eine Garantie dann überhaupt Wert? Die Teile kosten ja bald nichts mehr, das Teure ist immer die Arbeit! Mehr Fluchen – inmitten vom Chaos.

Am dritten Tag kam der Junge wieder mit dem Laptop und einer neuen Logitech-Maus – funktioniert! Baute das Echolot wieder ein – funktioniert auch, der Fehler ist aber vorher schon nur sporadisch aufgetreten. Sollte er wieder auftreten, sollen wir den Geber (Transducer genannt) ersetzen, das Instrument selber hätten sie im Labor untersucht, dem fehle nichts. Das Windinstrument funktioniert nun auch wieder mal, genau so ohne ersichtlichen Grund wie sein Nichtfunktionieren. So ist das halt bei der Elektronik. Es scheint also keine übertriebene Vorsichtsmaßnahme zu sein, dass wir einen zweiten, fest eingebauten GPS wollten. Nur lag er seit Ostern unter unserer Koje, weil ich mich noch nicht an den Einbau gewagt hatte. Mein Hauptproblem dabei war sein Antennenkabel, dessen eines Ende fest in der Antenne angeschlossen ist – das muss ja auch absolut wasserdicht sein – und am anderen Ende ein recht großer Stecker ebenfalls fest angeschlossen sitzt. Wenn ich nun einige so große Löcher bohre, dass der Stecker durchgeht, wie dichte ich die nachher ab? Wir fragten also den Techniker, ob er den einbauen könne. Selbstverständlich, reine Routine – was ja auch unsere Annahme war. Und was machte er als erstes? Er schnitt den Stecker, der mir soviel Kopfzerbrechen verursacht hatte, kurzerhand ab, zog das Kabel ein und montierte einen neuen Stecker. So einfach ist das – wenn man weiß, wie und auch über die entsprechenden Teile und Werkzeug verfügt. Bis jetzt funktioniert der GPS auch... Wobei die vier Wörter „zog das Kabel ein“ in Wirklichkeit bedeuteten, dass das ganze „Schlafzimmer“ auseinandergebaut, alles, inklusive Matratzen, an Deck und in der Bugkajüte zwischengelagert werden musste; auch die Backskiste musste ausgeräumt werden. Zum Einkaufen und Kochen fehlten uns Zeit, Platz und Energie, wir gingen also Pizza essen – die übrigens sehr gut waren.

Ich war nachher zu müde zum Funken, rief erst am nächsten Morgen OE4XBU – sieben Mails! Die Zwangspause hat sich also doch fast gelohnt. Es war diesmal nicht nur small talk – „bei uns gibt es nicht viel zu erzählen...“ – sondern echte Nachrichten. Sehr gute – der mit Brustkrebs operierten lieben Freundin gehe es wieder gut – und sehr schlechte. In Zug veranstaltete ein Wahnsinniger ein Blutbad. Die Swissair ist nun definitiv bankrott. Vor allem letztere geht mir echt an die Nieren. Tausende von Mitarbeitenden mit allen ihren Hoffnungen, Verpflichtungen, Familien, stehen ohne Einkommen da! (Ja, ich weiß, eine Zeit lang zahlt die Arbeitslosenversicherung etwas – trotzdem.) Nur weil einige verantwortungslose, korrupte oder unfähige so genannte Manager diese renommierte alte Firma ruiniert und dabei selber Unsummen verdient haben. Die werden ja wahrscheinlich nicht einmal zur Verantwortung gezogen, weder finanziell, noch strafrechtlich. Unfassbar! Dass mein Sohn auch bei Swissair gearbeitet hat, macht die Sache für mich auch nicht erträglicher. Unzähligemal stand ich auf der Terrasse vom Flughafen Zürich – es gab damals, Ende der Fünfziger Jahre, keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen, weil es ja auch keinen Terrorismus gab – und schaute fasziniert zu, wie die vier Motoren vom Swissair Flug 100 nach New York gestartet wurden. Das war noch ein Spektakel damals. Ein Feuerwehrmann hielt das Löschrohr hinter die Motorenverkleidung – Flugmotoren neigten zum Vergaserbrand beim Starten –, ein Anderer stand vor dem Cockpit am Boden und hob einen Finger, Triebwerk Nummer eins. Der riesige Propeller fing ruckartig zu drehen an, einmal, zweimal, dreimal, dann sprang der Doppelsternmotor an – achtzehn Zylinder, Leute, ein Ferrari ist vergleichsweise Kinderspielzeug! – stieß eine schwarze Rauchwolke aus – auch Luftverschmutzung war noch kein Thema – und drehte dann rund. Der Feuerwehrmann ging zum nächsten Motor mit seinem Löschgerät, der Andere hob zwei Finger, der zweite Motor wurde gestartet, dann der dritte, der vierte. Und es duftete nach verbranntem Rizinusöl, es gab ja auch noch keine synthetischen Motorenöle, die auf Rizinusbasis waren die einzigen für diese Maschinen tauglichen. Fliegen war damals für die Meisten noch unerreichbar und die Swissair bereits Legende. Jahrzehnte danach durfte ich dann selber mit Swissair 100 nach New York fliegen, mit Thomas junior, und auch nach Hong Kong, Singapur. Und jetzt das! Was macht er jetzt? Er hüllt sich in Schweigen – das liegt bei uns leider in der Familie, auch ich habe mich von meinen Eltern abgekapselt, als es mir mal dreckig ging. Sie hätten ja eh nicht helfen können, und ein großer Bub jammert nicht.

Nun warten wir einmal mehr auf guten Wind. Zum Glück ist hier die Liegegebühr erstaunlich billig...

... und fast eine Woche später warten wir immer noch, mittlerweile nicht mehr allein. Seit ein paar Tagen liegt eine Santorin neben uns (das ist die größere jüngere Schwester von unserer Amel Sharki) mit einem französischen Paar; sie wollen auch nach Monastir, auf einer etwas anderen Route zwar, aber den vorherrschenden Südost können sie auch nicht brauchen. Das ist gut für die Stimmung, Therese erträgt die Warterei schlecht, da bekommt sie nun moralische Unterstützung. Der Franzose spricht übrigens recht gut Deutsch, so kann ich auch hie und da einige Worte wechseln; Therese bestreitet aber den Löwenanteil an Konversation. Heute Morgen sagte ihr der Nachbar, dass die Fischer gegen zehn einlaufen, meistens kann man da frischen Fisch kaufen. Sie ging also hin, kam bald mit einem Plastikeimer zurück. „Stell dir vor“, erzählte sie, „ich wollte zwei kaufen, das ging ihm aber überhaupt nicht in den Kopf. Zwei gäbe man doch dem Kind, ein bisschen mehr müsse ich schon nehmen, sagte der Fischer.“ – So wurden es acht Stück. Der Franzose hat ihr sofort erklärt, wie sie am besten zubereitet werden sollten, nämlich im Ofen, mit viel Olivenöl, Zwiebeln, Tomaten und etwas Weißwein, plus natürlich Salz und Pfeffer.

So viele Wetterberichte waren noch nie gespeichert im PC. Täglich zwei in Textform und drei Wetterkarten. Das Seegebiet, das wir nächstens befahren müssen, wird vom Deutschen Wetterdienst nicht sehr gut abgedeckt, die Fünftage-Windprognose erwähnt nur die angrenzenden Gebiete, südlich von Sardinien gibt es nur im Zweitägigen, so nehme ich jeweils beide auf. Die Wetterkarte ist vor allem wichtig wegen eventuellen Fronten, aber auch zum besseren Verständnis des ganzen. Therese hört dazu noch zweimal täglich den italienischen auf dem Seefunkkanal 68. Es gibt also genug zu tun – wir sind aber froh um die guten Windprognosen. Wir rechnen bis Pantelleria mit etwa vierzig Stunden, das vorwiegend unter Maschine wäre nicht gerade schön – aber stärkeren Wind genau auf die Nase könnten wir noch weniger brauchen, Sturm schon gar nicht. Wenn man mal draußen ist, muss man es nehmen, wie es kommt, da lohnt es sich schon, ein paar Tage, notfalls sogar ein, zwei Wochen zu warten. In der letzten Nacht hat es übrigens etwas geregnet, jetzt am Mittag gibt es kaum Wind, und es ist sommerlich warm, neunundzwanzig Grad.

Maschinenschaden

Am Freitag war es soweit. Die Prognosen versprachen brauchbaren Wind, weit und breit keine Sturmgefahr, wir hatten eingekauft und vorgekocht und alles richtig verstaut, warme Klamotten für die Nacht bereitgelegt, den GPS programmiert – und einiges mehr. 16:58 Uhr, Maschine an, Leinen los. Nach dem ersten Waypoint außerhalb des Hafens Kurs 128 Grad Richtung Pantelleria, rund zweihundert Meilen, vierzig Stunden. Der Wind schien ideal zum Segeln – und dann ging der Presslufthammer los im Maschinenraum. Oder das Maschinengewehr. Oder – solche Sachen gibt es da nicht – sonst irgendetwas, was auf gar keinen Fall hätte sein dürfen. Was zum Teufel...? Gas weg! Maschinenraumdeckel auf. Gucken, horchen. Wir sahen nichts Ungewöhnliches und konnten die Ursache dieses hämmernden, klopfenden Geräusches nicht identifizieren.

Scheiß drauf! Wir setzen die Segel, stellen die Maschine ab und fahren durch nach Monastir! - Den Gedanken habe ich genau so schnell verworfen wie er kam. Im Zweifelsfalle tue man das Richtige. „Wir kehren um und fahren zurück in den Hafen.“ Therese, die sonst gerne über alles diskutiert, sagte zwar nicht „Ay ay Sir!“ aber irgendetwas, was dem recht nahe kam. Wenigstens in Krisensituationen gilt mein Wort noch etwas auf diesem verdammten Kahn – nur zu gern hätte ich auf diese Ehre verzichtet.

Es war Freitagabend – nicht die Zeit also, wo Handwerker scharf auf Aufträge sind. Massimo, der nette, hilfsbereite Hafenmeister rief den Mecanico zwar Samstag früh an, er sagte nicht einmal nein, sondern vielleicht. Was allerdings nicht nur in der Sprache der Diplomaten nein bedeutet...

Sonntag pilgerten wir auf den Markt. Hier hocken und Trübsal blasen hätte wohl keinen Sinn gehabt. Der Besuch auf dem Markt erwies sich zwar auch nicht sehr sinnvoll, er liegt in einer recht öden Gegend und ist auch sonst nicht so toll, wir haben uns aber wenigstens etwas bewegt. Am Nachmittag nahmen wir Fifi aus dem Wasser und unterzogen ihn einer gründlichen Reinigung; nötig hatte er sie. Und ab Montag nahmen wir die zweithäufigste Tätigkeit der meisten Langzeitsegler auf: warten auf die Meister. Dienstagmorgen kam er kurz, entschuldigte sich, dass er nicht früher konnte, hörte sich unsere Klage an und versprach, um halb vier wiederzukommen. Wir sollen dann bereit zum Auslaufen sein, er wolle sich dieses Klopfen in Fahrt anhören.

Mit nur zehn Minuten Verspätung – italienischer Landesrekord – kamen sie sogar zur zweit. Der Kollege schien noch erfahrener. Raus fahren mussten wir gar nicht, das Klopfen war diesmal schon im Leerlauf nicht zu überhören. Sie demontierten den Deckel des Ventiltriebes und sagten, ich solle die Maschine starten. Wenn sie meinen – ohne sie hätte ich mich nie getraut, das ohne Deckel zu machen. Nach längerem Suchen, ich musste mehrmals starten, abstellen, etwas Gas geben, nahmen sie an, der Fehler müsse irgendwo im Zylinderkopf liegen, was genau, könne man aber erst feststellen wenn dieser demontiert sei. Morgen Nachmittag soll die Operation stattfinden.

Am Zylinderkopf ist so ziemlich alles angeschlossen, was an so einer Maschine überhaupt angeschlossen werden kann: Ansaugrohre für die Verbrennungsluft, Auspuffkrümmer, Kühlwasser, Dieselölleitungen zu und von den Einspritzdüsen. Die Demontage wäre also auch an einem Auto in der Werkstatt mit ziemlich viel Arbeit verbunden, im engen Maschinenraum einer Segelyacht, wo kein Flaschenzug vorhanden ist, man sogar kaum Platz für beide Füße zum Stehen hat, war es noch viel schwieriger. Therese versorgte Tonino mit Mineralwasser, Putzlumpen, Zeitungspapier und guten Wor­ten, und am Ende eines langen Nachmittages schob er endlich einen Einkaufswagen voll Maschinenteile in Richtung seiner Werkstatt vom Steg.

Zwei Tage später kamen sie wieder zur zweit. Der Andere ist kein Kollege sondern der älteste Bruder, sechsundsiebzig Jahre alt, was wir ihm nie gegeben hätten, Tonino der jüngste, „nur“ achtundfünfzig. Es lag also nicht an jugendlicher Unerfahrenheit, dass sie im Zylinderkopf die eigentliche Ursache dieses hämmernden Geräusches nicht entdeckt hatten, der Kopf wäre wieder zusammengebaut, schadhafte Teile ersetzt. Nun soll die Maschine mit einem Kran raus gehoben werden, damit sie die im eingebauten Zustand nicht zugängliche Teile auch inspizieren können. Die Maschine zeige im Übrigen für eine neu revidierte sehr viele Verschleißerscheinungen. Ob uns Jean-Paul schlicht beschissen hat? Ob es am tunesischen Motorenöl lag, das wir ach so billig eingekauft haben? Schicksal? Pech?

Therese wird nun einmal mehr von Verarmungsängsten geplagt – und überlegt im gleichen Atemzug, ob wir nicht doch eine neue Maschine kaufen sollten. Ach, ist sie herrlich unlogisch, ich liebe sie!

23. Oktober; heute vor fünfundvierzig Jahren erhob sich das ungarische Volk gegen die Sowjetmacht. Es war ein schöner Herbsttag... Hier und jetzt ist es auch ein schöner Herbsttag, blauer Himmel, kaum Wind, wunderbare Fernsicht, wärmer sogar als damals in Budapest, kurze Hose und T-Shirt reichen noch. Noch – es könnte sich aber jeden Tag ändern, Herbststürme werden wahrscheinlicher und die Nächte ganz sicher länger, kälter, feuchter. Es sind die Tage, wo vernünftige Mittelmeersegler ihr Schiff definitiv für den Winter festmachen.

Der Zylinderkopf ist immer noch in der Werkstatt, der Rest der Maschine aber immer noch nicht. Sie ist zwar weitgehend für den Ausbau vorbereitet. Ihre elektrischen Eingeweide hängen aus der seitlichen Zugangsöffnung wie Organe eines schwerverletzten Science-Fiction-Wesens. Nun gilt es, auf das seltene Ereignis zu warten, wo der Mechaniker und der Kranführer gleichzeitig Zeit haben. Das zu koordinieren in einem Land, wo der Gebrauch von Uhr und Kalender nicht zum Lebensstil gehört, ist nicht ganz einfach.

Therese gibt in unregelmäßigen Abständen eine Art Italienischunterricht an Ginette und Philip, dem sympathischen englischen Seglerpaar, sie möchten, dass wir hier bleiben. Massimo bot uns von sich aus einen Platz an für die kommenden Monate. Kultur, Lebensart, Sprache, Umgangsformen sind uns tausend Meilen näher als die arabischen...

Hansjörg und Helen freuen sich schon auf das Wiedersehen in Monastir – wir auch. Einen Teil der Liegegebühr hatten wir dort schon bezahlt, ein zweites Mal können wir die Marinaleitung nicht auf nächstes Jahr vertrösten. Auch das Leben dort wäre billiger...

Wir überlegen hin und her. Falls wir einen Heimaturlaub machen würden, hätten wir wiederum von hier aus sicher bessere, verschiedene Möglichkeiten. Andererseits wären wir mit gutem Wind in zwei Tagen und Nächten in Monastir, es wäre eine schöne Strecke – wenn Neptun uns wohlgesinnt wäre.

Samstag gab es ein Fest vorne unter dem lustigen Zelt, das hier Büro, Clubgebäude und Aufenthaltsraum ersetzt. Es war gar nicht klar, wer eingeladen hat, das sieht man hier nicht so eng, es war aber ein schöner Abend. Mehr oder weniger integriert zu sein bei den Einheimischen – zumindest einheimischen Seglern – ist auch nicht zu verachten. Unsere Kontakte mit der tunesischen Bevölkerung haben sich strikt auf das rein Geschäftliche beschränkt und waren nicht immer erfreulich – die aufdringliche „Direktwerbung“, allgegenwärtige Unprofessionalität, die unverschämte „Kundinnensuche“ männlicher Prostituierter oder sonstiger Arschlöcher.

Beschluss: Wir bleiben hier!

Überwintern in Cagliari

Rinaldo – so heißt der Schweizer Segler, den wir neulich an dem Fest kennengelernt haben – hat uns zu einem Bier eingeladen. Wir dürfen jederzeit kommen, er selber könne ab elf Uhr Bier trinken und wann es elf sei, das bestimme er, fügte er hinzu. Uns war das allerdings etwas zu früh, alkoholmäßig ist bei uns normalerweise erst gegen achtzehn Uhr „elf“.

Rinaldo ließ seine DELTA 45 vor einundzwanzig Jahren in Taiwan bauen. Er selber sei sechs Monate auf der Werft gewesen, die Inneneinrichtung habe er selber geplant. Es ist ein schönes Schiff geworden. Im Laufe der Jahre hat er es mit ziemlich viel Elektronik nachgerüstet, zum Beispiel mit diversen Alarmanlagen. Alle Schranktürchen sind gesichert und ein Bewegungssensor sendet sogar einen Funksignal, den er im Umkreis von fünfzehn Kilometer empfangen könne. Ob das übertrieben oder gerechtfertigt ist, kommt wohl auf das Revier an. In der Karibik sollen sich Crews mit „wie geht es, seid ihr schon ausgeraubt worden?“, begrüßen – ob das stimmt oder Seemannsgarn ist, weiß ich nicht.

Nach der ausführlichen Schiffsbesichtigung gab es dann tatsächlich Bier, und wir haben uns auch sehr gut über Gott und die Welt unterhalten. Es ist schon eigenartig, selbst in einer Kleinstadt muss es doch mehr sympathische, interessante Menschen geben als in einem Hafen – man lernt sie aber fast nie kennen. Hier winkt man sich zumindest mal zu, sagt good morning oder buon giorno, wenn man in Hörweite ist und stellt sehr schnell fest, ob man sich auch mehr zu sagen hat. Rinaldo und wir hatten uns jedenfalls genug zu sagen, so sagte Therese, als es Essenszeit wurde, sie gehe jetzt Spaghetti kochen, wir sollen in einer halben Stunde nachkommen. „Jaaa – ich auch?“ fragte Rinaldo. „Aber selbstverständlich!“

Am nächsten Tag tranken wir wieder etwas bei ihm, aber am folgenden Tag lief er aus in Rich­tung Gibraltar. Er ist allein auf seiner AENEA II. Er setzte noch im Hafen zwei Vorsegel, und dann verschluckte ihn langsam der rote Abendhimmel.

Der Ausbau der Maschine wird von Tag zu Tag verschoben – zum Glück haben wir uns das nicht anders vorgestellt, so haben wir keinen Zeitdruck. Zuviel Wind... das ist ein verständlicher Grund, Schleppen mit einem relativ schwach motorisierten Schlauchboot geht nun mal nicht bei Winddruck. Heute war der Grund aber recht abenteuerlich, Tonino erzählte aufgeregt eine längere, wilde Story, die nicht nur ich, sondern auch Therese nicht verstand; es hatte mit einem blauen Fischerboot, Streik, Carabinieri, Radio und Fernsehen zu tun. Wie auch immer – der nächste Termin soll übermorgen Montag sein. Wir werden’s sehen.

Er kam dann tatsächlich und sagte, wir sollen uns bereitmachen, um vier werden wir abgeschleppt. Um vier? Es ist doch schon viertel ab. Typisch, die haben echt keine Ahnung von Uhrzeit, dachte ich – nur um zu merken, dass man sich nicht zu sehr auf liebgewordene Vorurteile verlassen soll. Wortreich wurde uns nämlich erklärt, dass es sowas wie Sommer- und Winterzeit gäbe... Ach so.

Das Schlauchboot war beinahe pünktlich da, bald waren wir an der Pier festgemacht. Ein Lastwagen mit Kran ging in Position, Tonino kroch in den Maschinenraum, irgendwann hing das teure Stück am Kranhaken, wurde millimeterweise herausgehoben. Ich hasse solche Manöver, sah schon den Motor abstürzen, ein Loch im Schiffsboden, Tonino blutüberströmt, alle rennen und schreien wild durcheinander, wenn sofort ein Taucher käme... aber nein, glug-glug-glug... Ich war also sehr erleichtert, als der Motor auf dem Lastwagen lag und ANEKI immer noch schwamm.

Das war aber erst die erste Halbzeit, das eigentliche Problem war das Anlegen wieder am Schwimmsteg. Beteiligt waren drei oder vier italienisch sprechende Marinairos, die sich nicht einigen konnten, welche die richtige Mooringleine wäre (und die, die sie schließlich gewählt hatten, lehnte ich entschieden ab, wusste aber nicht, wie man italienisch „fahr ab mit dem Scheißding, das ist doch Schwachsinn!“, sagt), ein Schwyzerdütsch und ein Französisch sprechender lieber Helfer am Steg, ein Schlauchboot, das uns schleppte und wir zwei. Gott schütze mich vor meinen Freunden, mit den Feinden werde ich selber fertig!

Wir waren noch nicht ganz fertig mit den Nachwehen des etwas chaotischen Anlegemanövers, als Philip mit der Mitteilung kam, das Geburtstagsfest beginne in einer halben Stunde, wir sollen also kommen. Das Geschenk war aber erst halb eingepackt und der Fruchtsalat, der unser Beitrag zum leiblichen Wohl der Gäste und Gastgeber werden sollte, noch gar nicht angefangen. So drohte das Fest zuerst in Fortsetzung der Hektik mit anderen Mitteln auszuarten, wurde aber dann ganz nett, mit Bergen von Essbarem und Konversation in Englisch und Italienisch. Die jüngere Tochter unserer neuen englischen Freunde wurde sechzehn, die ältere war vor einem Monat achtzehn. Wir kennen zwar nur die Eltern ein bisschen, aber auch die zwei Töchter scheinen ganz lieb zu sein, ohne Pubertätsallüren – ob es an der englischen Erziehung liegt, am Leben am Boot, Zufall oder doch nur meine Unkenntnis, wäre interessant zu erfahren. Das Fest konnte vor dem Geburtstagskind bis zum letzten Moment geheimgehalten werden, sie wurde mit verbundenen Augen in das Zelt, wo es stattfand, geführt und als sie dann den Aufwand sah, Grill, Salatbuffet, Gäste, soll sie Freudentränen in den Augen gehabt haben. Was in dem Alter vermutlich nicht unbedingt „cool“, dafür menschlich, sympathisch ist.

Für weitere Aufregung sorgen – zwar ohne ihr Zutun – die Behörden. Therese fragte Massimo, ob man etwas „Offizielles“ unternehmen solle – die Frau spricht einfach zu viele Sprachen und schwätzt zu gerne mit netten Menschen – und der sagte, das wäre ratsam, die Guardia di Finanza mache nämlich hie und da Kontrollen. Theoretisch dürften wir nur sechs Monate im EU-Raum bleiben, danach wäre die Mehrwertsteuer auf unser Bötchen fällig (was eher mehr wäre, als ein neuer Motor, den wir uns eigentlich nicht leisten könnten). Schiffe, die vor 1985 gebaut wurden, sind zwar nicht Mehrwertsteuerpflichtig (unseres ist von 1981). Nein, das gelte nur für EU-Bürger, sagt ein anderes Gerücht. Es gibt zwar entsprechende EU-Richtlinien mit den dazugehörenden Vollzugsvorschriften – natürlich gibt es sie, wenn schon die über die Einfuhr von Karamellbonbons länger sind als das gesamte Römische Recht –, die aber in jedem Land, jedem Hafen, von jedem Beamten anders missverstanden werden. In einer Broschüre des Schweizer Yachtclubs heißt es, man solle auf seinem Drittlandstatus beharren, ohne zu erklären, was zum Teufel das ist und wie man italienisch beharrt. Ich, der das Vergnügen hatte, die Kindheit unter Hitler, die Jugendzeit unter Stalin verbracht zu haben – das ist sehr lehrreich –, sagte, man solle nie die Behörden auf sich aufmerksam machen. Therese, die gradlinige Schweizerin, hat für sowas aber kein Verständnis. Na gut. Streit bekamen wir erst, als ich das erste, bescheuerte Formular auszufüllen begann. Es ist immer das gleiche. Alle Menschen, die in einem halbwegs zivilisierten Land leben, verbringen einen nicht vernachlässigbaren Teil ihres Lebens mit Ausfüllen von Formularen. Warum zum Teufel kann dann nie jemand, der professionell mit dem Erstellen von Formularen befasst ist, diese Tätigkeit mit einem brauchbaren Ergebnis abschließen? Die Kolonnenüberschriften stimmen nicht mit den Ko­lonnen überein, es ist selten genug Platz für die verlangten Antworten (es sei denn, für Ja oder Nein, dafür stehen mindestens zehn Zentimeter zur Verfügung). Ich war also schon etwas geladen, als ich fragte, wo sie geboren wurde. Sie sagte, das gäbe es in der Schweiz nicht. Das hat mich definitiv an die Decke katapultiert: „Gopfrischtutz, wächst ihr Sonderfälle denn auf den Bäumen oder was?“ Da war sie natürlich beleidigt, wie kommt so ein hergelaufener Ungar dazu... (Zum Verständnis: In Schweizer Dokumenten wird der Geburtsort tatsächlich kaum je erwähnt, dafür gibt es den Begriff Heimatort, was wiederum in anderen Ländern unüblich ist. Tja, es gibt ihn schon, den Sonderfall...)

Der welsche Stegnachbar war inzwischen beim Hafenamt und berichtete, es sei alles nur halb so schlimm, man müsse nur ein Formular ausfüllen e basta.

Behördengang

Wir wussten nur sehr ungefähr, wohin uns der Behördengang führen soll, und zwar auch im wörtlichen, geographischen Sinne. An dem von Massimo angegebenen Ort wurden wir von einem freundlichen Matrosen dahingehend aufgeklärt, dass da nur das Technische Departement wäre, wir müssen ganz ans andere Ende des riesigen Hafens pilgern – wo genau, konnte er nur ungefähr an unserem Stadtplan angeben, da der in jenem Bereich keine Straßen oder sonstige Details enthält. Der Welsche hat es zwar auch erklärt, wo er gewesen sei, sprach von Zolldirektion, zweiter Stock, da sollen zwei Beamte sitzen, die sich mit dieser Sache beschäftigen. Die zwei Wegbeschreibungen waren zwar nicht identisch, aber beide vage genug, um annehmen zu dürfen, dass es sich um den gleichen Ort handeln könnte. Also machten wir uns auf den Weg, zuerst mit Bus, dann zu Fuß. Nach längerem Suchen fanden wir tatsächlich ein größeres Gebäude mit der italienischen und der europäischen Flagge über und einem Schild Direzzione di Dogana oder so ähnlich neben dem Eingang. Na also; zweiter Stock. Viele Büros. Die Türschilder in Amtsitalienisch hätten allerdings genau so gut chinesisch sein können. So klopften wir an einer offenen Tür an und fragten den Beamten, wo wir hin sollen. Es hat eine Weile gedauert, bis er verstand, was wir wollten und sagte, hier wären wir total falsch, wir müssten vermutlich zur Capitaneria di Porto. Aha – und wo wäre die? Zum Glück kam ein weiterer Mann dazu – in Italien kommen immer Weitere dazu, wenn man irgendwo irgendwas fragt, manchmal diskutieren sie noch lange, nachdem der ursprüngliche Fragesteller schon weit weg ist – und bot es an, uns mit dem Auto hinzubringen, er müsse selber sowieso auch noch dort hin.

Es war ein ziemlicher Irrweg irgendwo am fernen Rand des Hafens, durch schmale, zum Teil unbefestigte Straßen, an diversen Gewerbebetrieben vorbei, durch Unterführungen und über Brücken. Das Gebäude war streng bewacht, wir mussten je einen Personalausweis abgeben. Innen gab es überall rote Rauchverbotsschilder in vier Sprachen und tatsächlich, nur ein kleiner Teil der Kunden und der Beamten hat geraucht; selbstverständlich unbehelligt. Bella Italia – man lebt und lässt leben.

Man verstand relativ schnell, weshalb wir hier sind und verlangte ein Schiffsdokument zwecks Erstellen einer Fotokopie, wie man uns sagte. Dann hätten wir noch unsere Namen angeben sollen, was erfahrungsgemäß bei Häfliger immer zu großen Problemen führt, weil kein Name in irgendeinem sonnigen Land mit H beginnt und Umlaute mit Pünktchen sowieso völlig unbekannt sind – es sei denn, der Schreibende sei mit der deutschen Sprache vertraut, dann wird aber oft vor dem g ein n eingefügt, wie es sich gehört, womit man Haflinger statt Häfliger heißt, was wiederum eine Pferderasse und kein Schweizer Geschlecht ist. Aber wozu hatte ich dieses depperte Formular Crew List schon ausgefüllt? Ich überreichte also das vorbereitete Dokument, man nahm es entgegen – und das war es dann, wir durften wieder gehen. Weder haben wir selber irgendein Papier oder Stempel bekommen, noch wurden wir bezüglich zulässiger Aufenthaltsdauer oder sonst irgendetwas instruiert. Wir finden trotzdem, dass wir unsere Pflicht den Behörden gegenüber erfüllt haben – sollten wir denn besser wissen als sie, wie die korrekte Vorgehensweise wäre?

Unsere Generalreinigung im Hallenbad hat bestens funktioniert. Wir schwammen sogar ein paar Runden, wozu wir allerdings zuerst Badekappen – eher Kopfpariser, sie sind aus Gummi – kaufen mussten. Die ganze Übung kann in etwa einer Stunde abgewickelt werden. Danach aßen wir zur Abwechslung wieder mal selbstgebackenes Brot. Von der Temperatur her hätten wir zwar auch noch auf dem Steg „duschen“ können, es weht aber heute ein steifer Maestrale.

Gestern Abend gab es kleine, frittierte Fische. Die hat uns Tonino geschenkt, nachdem wir den Motor im „Spital“ besucht haben. Ein Pleuellager war geschmolzen, was den Verdacht nun von Jean-Paul doch eher in Richtung tunesisches Motorenöl verschiebt. Nun wird die Kurbelwelle überschliffen und ein Satz neuer Lagerschalen eingebaut. Wir werden ein richtiges Schmuckstückchen – gioiellino – bekommen, sagte Tonino. Ob er uns die Fische vorsorglich geschenkt hat, damit wir auch nach der Bezahlung seiner Rechnung nicht verhungern?