Thomas Illés d. Ä.

Sonne, Brot und Wein – ANEKIs lange Reise zur Schönheit

Wohnsitz Segelboot – Band 31 der maritimen gelben Buchreihe – Teil 1

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort des Herausgebers

Einleitung: Über Langzeitsegler

1. Monastir in Tunesien

2. Wohnen an Land – ANEKI in der Werft

3. Werft-Erlebnisse

4. Zollamt ohne Bürokratie

5 Beim orientalischen Barbier

6. Einbau der Welle verzögert

7. ANEKI wird neu gespritzt

8. Arzttermin in Zürich

9. Zurück in Monastir

10. E-Mails direkt von Bord aus gesendet

11. Neues Frigoboat-Kühlsystem

12. Frigosystem immer noch nicht fertig

13. Frigoboat-System funktioniert

14. Probesegeln

15. Unterwegs zu neuen Ufern

16. Bizerte

17. Unterwegs nach Europa

18. Alcúdia auf Mallorca

19. Schwindelfrei auf dem Großmast

20. Puerto de Sóller und Andraitx

21. Palma

22. Porto Colom

23. Einkauf per Fifi

24. Marina in Palma

25. Liegeplatzsorgen

26. Dieselmotor wird ausgebaut

27. Tücken bei Bargeldbeschaffung

28. Maschine wieder startklar

29. Platz für Überwinterung auf Mallorca

30. Ausflug nach Cabrera

31. Weihnachten in Palma

32. Wieder beim Friseur

33. Spanischkurs

34. Palacio Real de la Almudaina

35. Wanderung nach Capdella

36. Frühling auf Mallorca

37. Autotour über Mallorca

38. Lebensbescheinigung für Pensionskasse

39. Feierliche Enthüllung

40. Porto Colom

41. Menorca

42. Cala Fornells

43. Cala de Addaya

44. Besuch auf der „PELIKAN“ bei Valentin und Heidi

45. Autoausflug über Menorca

46. Kurz nach Mallorca und zurück

47. Kurs Sardinien

48. Porto Cervo auf Sardinien

49. Angst vor einem Mistralsturm

50. Càgliari

Glossar

Weitere Informationen

Maritime gelbe Buchreihe

Impressum neobooks

Vorwort des Herausgebers

Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein Hotel für Fahrensleute mit zeitweilig 140 Betten. In dieser Zeit lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Ab 1992 trug ich meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch mit dem Titel „Seemannsschicksale“ zusammen, dem ersten Band meiner inzwischen umfangreichen maritimen gelben Buchreihe „Zeitzeugen des Alltags“.

Ich erhielt etliche ermunternde Zuschriften zu meinen Büchern. Diese Reaktionen auf die ersten Bände und die Nachfrage ermutigten mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben.

In diesem Band 31 und im Band 32 erzählt ein Segler aus seinem mehrjährigen Leben auf seiner Segelyacht und gibt damit gute Reisetipps für andere Skipper. Urlaub ohne Kofferschleppen auf dem eigenen Segelboot war sein Traum. Freud und Leid des Alltags in Marinas, auf Ankerplätzen und in Bootswerften in Tunesien, auf den Balearen und auf Sardinien (im Nachfolgeband 32 entlang der Südküste der iberischen Halbinsel bis Portogal), auf kurzen und längeren Segeltörns im westlichen Mittelmeer werden ausführlich geschildert.

Herrn Egbert Kaschner (†) sei für Korrekturhilfe herzlich gedankt.

 

Hamburg, im Mai 2006 / 2014 Jürgen Ruszkowski

 

Sie leiden mit einem Wort an einem bewundernswerten Mangel an Strebsamkeit. Ihre Beziehung zum Meer ist so stark, dass sie den Eindruck machen, als hingen sie nur mit einem dünnen Fädchen am Land und könnten morgen wieder abziehen, sollten sich die Bedingungen verschlechtern. Vielleicht ist das Meer selbst nebensächlich; was sie im Blut haben, ist womöglich ein nomadisches Desinteresse an Wurzeln. Das könnte ihre liebenswürdige Distanziertheit, ihre merkwürdige Unschuld erklären. Da sie niemals Grundbesitz hatten, blieben sie stets unberührt von vergiftenden Landstreitigkeiten, Kämpfen mit Grundeigentümern und Baugesellschaften, erdrückenden Mieten und Stammes­annexionen. Beim ersten Anzeichen von Streit kann eine ganze Bajau-Siedlung über Nacht in aller Stille verschwinden, und man hört am Morgen nur noch ihre verlassene Hütten in der Flut leise knarren, während ihre niedrigen Fahrzeuge am Horizont schon nicht mehr zu sehen sind.

 

James Hamilton-Paterson, Seestücke

Einleitung: Über Langzeitsegler

Wir – Thomas (68) und meine Frau Therese (55) – gehören der weitgehend unbekannten Menschenrasse Langzeitsegler an.

Freizeitsegler, die kennt man, die segeln nach getaner Arbeit, an Wochenenden oder im Urlaub. Man nennt das Hobby, obwohl es oft, wenn auch nicht immer, viel mehr ist: Leidenschaft, Lebensphilosophie. Einige haben ihr eigenes Boot, auf einem Binnensee oder auch auf dem Meer, die meisten chartern aber eines mit ein paar Freunden oder Bekannten zusammen während weniger Urlaubswochen pro Jahr. Chartercrews sind Menschen, die ihre Arbeitsalltagshektik, den Termin- und Effizienzdruck unseres Turbokapitalismus, mit anderen Mitteln fortsetzen. Auch wenn sie es selber nicht merken – ich weiß wovon ich spreche, ich selber konnte früher auch nur im Urlaub segeln.

Bekannt sind auch die Weltumsegler (Insider sprechen lieber von Blauwasserseglern oder Langstreckenseglern). Obwohl es sich seit Kolumbus herumgesprochen hat, dass die Welt rund ist, ist es immer noch etwas Besonderes, seine Heimat in westlicher Richtung zu verlassen und nach drei oder mehr Jahren vom Osten her heimzukehren. Die meisten machen Station in der Karibik, fahren durch den Panamakanal und überqueren den Pazifischen Ozean, laufen Südseeinseln mit exotisch klingenden Namen an, obwohl inzwischen auch dort die gleichen Getränke-, Hosen- und Hamburgermarken konsumiert werden. Die unendlichen Weiten der Ozeane, viele Wochen lang nur Wasser und Himmel, sind aber noch die gleichen wie vor Jahrhunderten.

Alle diese Menschen sind so genannte Fahrtensegler – dies im Gegensatz zu den Regattaseglern, die nicht nur einfach von A nach B gelangen, oder die Faszination der Tatsache, dass sie und ihr Boot sich allein mit der Kraft des Windes fortbewegen, erleben wollen, sondern Rennen fahren.

Was sind aber Langzeitsegler? Menschen, die viele Monate, Jahre, auf ihrem Boot leben, ohne deshalb gleich die Erde zu umrunden.

Manche tun es zwar, sie sind aber eher die Ausnahmen. Ihr auffallendstes gemeinsames Merkmal ist, dass sie Zeit haben. Wie auch das auffallendste Merkmal der meisten anderen Menschen genau das Gegenteil ist, zumindest in den hoch entwickelten Ländern, wo die Mehrheit genug oder mehr als genug Geld hat; eine geräumige Wohnung oder Haus; mindestens ein Auto; sofort die Kleider wechselt, wenn irgendwo ein Fleckchen erscheint; überinformiert, überstylt und überarbeitet ist – aber keine bis gar keine Zeit hat. Langzeitsegler haben von all dem die Nase voll. Vom Erfolgszwang – sonst verliert man den Job. Vom Uniformzwang wie Anzug und Krawatte – sonst hat man keinen Erfolg. Vom Wettbewerb, Kosten- und Termindruck, vom Leben mit einem Auge auf dem Sekundenzeiger, dem anderen im Terminkalender. Vom gepflegten Rasen und dem neuen Auto – vielleicht nur Nachbarn zuliebe, die man gar nicht leiden kann.

Langzeitsegler sind Rentner, Frührentner oder auch Menschen, die noch hätten Geld verdienen können, aber es nicht mehr wollten. Sie haben meistens ein mittleres oder bescheidenes Einkommen, wenige sind arm, noch weniger reich. Manche sind temporäre Langzeitsegler, müssen also nach ein, zwei Jahren wieder arbeiten gehen – vor allem die Jüngeren.

Während die typische Chartercrew darüber diskutiert, ob sie morgen erst um acht oder schon um sieben auslaufen will, überlegen Langzeitsegler, ob sie sich im April, Mai oder erst im Juni auf den Weg machen wollen. Auf einer typischen Charteryacht drängen sich sechs bis acht Menschen. Langzeitsegler sind meistens zu zweit, Mann und Frau, einige sogar allein – mehr als zwei ganz selten, es sei denn, mit den eigenen Kindern; das kommt auch vor.

Und was kostet das? Sagen wir es so: Man kann sich ein Eigenheim und ein „anständiges“ Auto kaufen – oder eine Segelyacht, so um elf, zwölf, maximum etwa fünfzehn Meter. Konkreter? Ab hunderttausend (Euro, Dollar, Schweizerfranken) kann man dabei sein. Manche schaffen es sogar mit weniger, vor allem handwerklich Hochbegabte; wir kennen aber auch Leute, die eine halbe oder fast ganze Million für ihr Boot ausgegeben haben. Viel Geld? Ja – was kostet ein Einfamilienhaus im Raume Aarau, Bremen oder Chicago, mit dazugehörendem Audi, BMW oder Chrysler?

Was kostet die Welt? Du kannst sie befahren, jede Küste, jede Insel erreichen – allein mit der Kraft des Windes! Und, das garantiere ich: Dein Ansehen, dein „Wert“ ist völlig unabhängig davon, wie viel oder wie wenig du für dein Boot ausgelegt hast – auch das finde ich bei uns Langzeitseglern ganz, ganz schön.

1. Monastir in Tunesien

Feierabend! Therese näht Häubchen für die Winschen, ich nehme sie auseinander, reinige und schmiere sie. Die Häubchen sind kompliziert, weil sie aus Unter- und Überrock bestehen und bei einigen muss noch ein Schlitz für das Fall vorgesehen werden, wenn es auf der Winsch bleiben muss. Das Reinigen wäre nicht weiter schwierig, wenn man mit dem Petrol achtlos herumspritzen und die Teile nachher mit Druckluft abblasen könnte – wir befinden uns aber nicht in einer Mechanikerwerkstatt. Und auch nicht in einer Nähstube. Die entsprechenden Arbeitsplätze müssen also zuerst eingerichtet und nachher weggeräumt werden; das braucht Zeit. Ich bekam fettige, nach Petrol stinkende Hände, es war eine elende Fummelei, die Klinken mit den kleinen Federlein wieder zu montieren, und an der Sonne war es bereits zu warm zum Schaffen.

Ja, tatsächlich: Heute war der erste Tag seit dem Herbst, an dem ich es zu warm fand. Sobald die Sonne sich dem Horizont nähert, wird es allerdings noch sehr schnell recht kühl – das Wasser um und unter uns dürfte um die fünfzehn Grad haben. Gestern haben wir zwar schon die ersten badenden Touristen gesehen, aber die spinnen wohl.

Mitte März 2000, wir sind in Monastir, Tunesien – obwohl wir eigentlich überhaupt nicht nach Afrika wollten. Nachdem wir zwei Sommer lang je drei Monate mit ihr unterwegs waren – sozusagen als Probefahrt – leben wir nun seit acht Monaten auf unserer Segelyacht „ANEKI“, haben kein Haus und keine Wohnung mehr, weder Auto noch Fernsehen noch Telefon, nicht einmal einen festen Wohnsitz; und statt zwei Gehälter eine kleine Rente.

Aber wir haben Zeit! Zeit, um fast jeden Morgen auszuschlafen, um unsere Arbeiten sorgfältig und nicht „kostengünstig“ zu machen, um die wechselnden Wolken, die anderen Boote, Menschen und Katzen zu betrachten – zum Sein.

Bis zum letzten Sommer lag unsere ANEKI in Porto San Giorgio an der italienischen Adriaküste. Segler sprechen miteinander, und da man wusste, dass wir bald auslaufen wollten, fragte man immer wieder nach dem Wohin. Wir sagten jeweils: Sizilien. Das schien uns schon warm genug zum Überwintern, bis uns ein neu angekommenes Paar fragte, warum dann nicht nach Tunesien? Tunesien? Ist das nicht in Afrika? „Ja, schon, aber wo ist das Problem? Wirf doch einen Blick auf die Karte, wenn du im Südwesten von Sizilien bist, liegt Afrika schon näher als Europa.“

Also segelten wir nach Afrika. Wir hatten ja Zeit, wir hatten Segel und notfalls auch einen Dieselmotor, sollte uns der Wind im Stich lassen – und keine festen Pläne, weder in Raum noch Zeit. Wie wir das genießen!

Wie die meisten Langzeitsegler verbringen wir die dunklen, kühlen, manchmal stürmischen Wintermonate in einer gut geschützten Marina. Der Hauptvorteil von Monastir ist, dass es viele Überwinterer gibt, nicht nur verlassene Boote, deren Eigner irgendwo im Norden eine Erwerbstätigkeit ausüben (müssen). Es ist angenehm, Nachbarn mit ähnlicher Lebensphilosophie zu haben. Nicht, dass man sonst zu wenig zu tun hätte... Gestern zum Beispiel habe ich die zweite Genua-Winsch (alle maritimen Fachausdrücke sind im Glossar am Ende des Buches erklärt) gewartet, derweil Therese die wöchentliche Putzorgie veranstaltet hat. Letzteres ist nicht viel anders, als in einem „richtigen“ Haushalt, wir haben sogar einen normalen, wenn auch niedlichen kleinen Staubsauger.

Heute hat sie ein Velo geputzt. Unwahrscheinlich, wie hier der Südwind völlig unbemerkt alles mit feinstem Saharasand überzieht. Danach gingen wir in den nahen Fischerhafen zum Schreiner, haben einen neuen Cockpittisch, ein Fenderbrett das auch als Werkbank dienen soll und noch zwei Kleinigkeiten bestellt. Auf dem Rückweg kurzer Besuch im Internet-Café; sehr erfreulich, drei schöne Briefe. Ich habe sie nur ganz kurz beantwortet, die Tastatur und die so genannte Musik sind dort ziemlich fürchterlich, und Hunger hatten wir auch schon – jetzt gibt es also Kuchen und Tee.

Gestern Abend waren wir auf „ein“ Glas Wein bei Charlotte und Karl eingeladen, eigentlich schon zum Abschied. Heute wollten sie ihre „PANTAVIVE“ in den Fischerhafen verholen, weil ihr Vertrag hier in der Marina abgelaufen ist, und tageweise soll es zu teuer sein – sie wollen in einer Woche Richtung Griechenland auslaufen.

PANTAVIVE liegt aber immer noch hier – vielleicht zahlen sie doch lieber etwas mehr, statt in dem grausigen Fischerhafen zu liegen. Erzählt haben sie von ihrem Saharaausflug – das heißt, eigentlich haben sie sehr wenig erzählt, eigentlich haben sie statt dessen nur immer wieder gesagt, man könne das gar nicht erzählen, es sei aber ein phantastisches Erlebnis gewesen. Zum Beispiel die Farben. Der Sand sei nicht einfach gelb, sondern ändere seine Farbe im Tagesverlauf von schneeweiß über ocker bis schwarz, der Himmel ebenfalls – und die Sterne! Es sei aber auch sehr anstrengend gewesen, hundert Kilometer zu Fuß in vier Tagen (die Kamele haben nur Gepäck und Ausrüstung getragen). Nachts sei es etwa null Grad „warm“, zu dieser Jahreszeit werde der Sand auch tagsüber noch nicht heiß. Allzu heikel dürfe man nicht sein, man esse aus einem gemeinsamen Topf mit den Fingern, wobei ihr Führer nebst „normalen“ Essensgeräuschen auch noch alle optischen und akustischen Phänomene einer bösen Erkältung inszeniert habe; und der Topf werde am Schluss mit der Kameldecke „sauber“ gewischt. Es soll aber trotz allem wunderbar gewesen sein.

Heute kocht Therese Fisch. Sie macht das inzwischen sehr routiniert, in vielen Varianten, eine besser als die andere. Das Besondere an den heutigen ist weniger ihre Zubereitung als ihr Fang. Es gibt einige Segler, die fischen. Zu denen gehören wir aber immer noch nicht, wir kaufen unseren Fisch also auf dem Fischmarkt. Allerdings legen wir Wert darauf, einmal gekauften Fisch auch selber zu essen.

Therese putzt und nimmt die Fische wegen der damit verbundenen Sauerei am liebsten am Steg draußen aus. Diese Tätigkeit findet immer großes Interesse bei den zahlreichen hier ansässigen Katzen. Während sie also peinlich darauf geachtet hat, dass die Katzen nur Abfälle erhalten und nicht die Filets, unterschätzte sie einmal mehr Kraft und Wirkung des Windes. Wir haben ja gar keinen Sturm, man kann nicht einmal vom Starkwind im nautischen Sinne reden, aber es bläst doch genug, dass irgendwie plötzlich alle vier Fische in verschiedenen Stadien der Verarbeitung, nur durch die Kraft dieses gar nicht besonders kräftigen Windes plötzlich im Hafenwasser schwammen. Mein Täubchen stieß zuerst einen allgemeinen Warn- und Hilferuf aus, also wie (nicht nur) in Seemannskreisen üblich „Scheiße!“, wurde danach aber, wie es sich gehört, spezifischer und verlangte energisch nach einem Bootshaken. Ich rannte (was selten vorkommt). Sie hob mit dem Bootshaken einen schwarzen Plastiksack aus den Fluten, zwei Fische enthaltend. Das orange Plastikbecken schwamm, steuerte aber keinen konstanten Kurs, sondern änderte häufig Richtung und Geschwindigkeit, wodurch wir, zwei aufgeregten Hühnern nicht unähnlich, auf verschiedene Schiffe und Stegausleger kletterten, mit verschiedenen Bootshaken und Greifzangen bewaffnet. Es gelang uns tatsächlich, das unberechenbar herumsegelnde Becken mit einem bereits kopf- und schwanzlosen Fisch einzufangen. Es fehlte nur noch ein Fisch, der sich gerade im Stadium der Verarbeitung auf der Schneidematte befand, als das Unglück hereinbrach – und natürlich, oh Jammer, oh Schande, die Matte selber. Moment mal. Ich sah doch so was Ähnliches herumschwimmen. Nach längerem Absuchen der weiteren Umgebung entdeckte sie Therese tatsächlich, als sie sich gerade anschickte, am gegenüberliegenden Steg anzulegen. Die Matte wurde also auch noch gerettet – und nein, während der ganzen Aktion gelang es keiner der Katzen, uns das nun wirklich verdiente Nachtmahl zu klauen! Einen Fisch allerdings haben wir definitiv an seine Artgenossen verloren – für den Fall, dass ihr nicht mitgezählt habt: 25% des Vorrates.

2. Wohnen an Land – ANEKI in der Werft

Große Aufregung gestern gegen Abend: Jemand behauptete, dieses Fest dauere drei Tage und der Markt und alle Geschäfte wären geschlossen. Wir rannten also in den Supermarkt, um uns wenigstens notdürftig zu verproviantieren. Frischwaren gibt es da ja nicht, und für den Markt war es schon zu spät. Da gab es aber Entwarnung, heute soll noch alles offen sein. So ging also Therese heute früh auf den Markt. Es sei ein fürchterliches Gedränge gewesen, Ramadan hoch zwei. Bet­ty sagte, das Fest bestehe darin, dass man auf der Straße Schafen die Kehle durchschneide. Der Schreiner hingegen erklärte, dass es ein Fest zu Ehren Abrahams sei, das mit den Schafen hat er aber auch bestätigt. Die hysterische Einkaufsorgie weist aber vor allem auf ein Sauf- und Fressfest hin; die braven Muslime schleppen Kastenweise Bier aus dem Laden und auch billigsten Wein.

Sonst habe ich zwei weitere Winschen gewartet, Therese weitere Häubchen genäht; in beiden Fällen sind unerwartete Probleme aufgetreten, es läuft also alles im gewohnten Rahmen.

Das Fest wird nach zwei Tagen doch zum Horror. Nein, man schneidet hier im Hafen keine Schafskehlen durch, es ist auch niemand besoffen, es passiert eigentlich überhaupt nichts – sie sind nur einfach anwesend. Hunderte. Tausende. Dicht an dicht. Ob man duschen geht, ein anderes Schiff besuchen, schauen, ob Post gekommen ist, man muss sich durch eine dichte Menschenmenge durchkämpfen, man rempelt und wird gerempelt. Nein, wir wissen nicht, worin die Attraktion dieses Hafens besteht. Es sind halt Schiffe angebunden – die schauen sie aber gar nicht richtig an. Nein, sie sind einfach nur da und gehen. Schön langsam. Die am linken Ende gehen zum rechten Ende und die am rechten Ende zum linken. Und zurück. Fast nur junge Leute, diesmal sogar viele Frauen. Einsamkeit scheint ihre Sache nicht zu sein – wir sehnen uns allerdings inzwischen danach.

Die kommt noch früh genug, allerdings. Es ist die Zeit, wo es die Fahrtensegler langsam weiter zieht. Heute ist Jens ausgelaufen. Montag wollen Charlotte und Karl gehen. Einige, die wir weniger gut kennen – „die kleinen Franzosen“ zum Beispiel – sind auch schon weg. Wir können am Montag unsere Ferienwohnung beziehen, Mittwoch soll ANEKI in die Werft. Wir glauben es zwar noch nicht ganz, im Moment ist das Werftgelände gerammelt voll. Wir werden‘s sehen – inschallah.

Heute habe ich die sechste Winsch gewartet, es sind nur noch zwei kleine. Von den kleinen kann ich zwei am gleichen Nachmittag machen, die haben ein einfacheres Innenleben, nämlich keine Zahnräder. Die Zahnräder sind auch gelagert, mit Kunststoffbuchsen und laufen auf kurzen Achsen, es sind also viele Teile, die man einzeln putzen, einfetten, zusammenbauen – und nicht verlieren – muss. Ich mache das aber gar nicht ungern, es sind ehrliche, schöne Maschinenelemente, Zahnräder, Bolzen, Buchsen, Federn, Rollenlager, Klinken und Klinkenräder, sauber konstruiert und aus anständigen Werk­stoffen anständig hergestellt, nicht wie diese neumodische Elektronikscheiße, bei der kein Schwein durchblickt. Damit gibt’s nichts als Ärger! Unsere neue Wettersoftware funktioniert bis jetzt überhaupt nicht. E-Mail mal so, mal so, man muss oft „herumpröbeln“, bis man endlich reinkommt.

Wir durften auch eine CD-ROM kopieren lassen, welche die elektronischen Seekarten enthält. Nur funktioniert das Scheißding auch nicht. Hans – ihm gehört die Originaldisk – sagte, damit es überhaupt funktioniere, müsse man das Datum im Computer auf 1995 zurücksetzen. Na, meinetwegen. Es ging aber trotzdem nicht. Als es fertig installiert war, kam nur die Meldung, er könne die CD nicht lesen, man möge den Softwarehersteller anrufen. Was natürlich nichts bringen dürfte bei einer Raubkopie. Nach der neuesten Theorie müsste möglicherweise auf der Maschine, die die Kopie macht, zuerst auch das Datum auf 1995 gesetzt werden – EDV-Freaks werden verstehen, wieso, Normale glauben es einfach. So ist das mit der Elektronik – wen wundert es, dass mir Bolzen und Zahnräder lieber sind!

Wann und wo es heute etwas zum Essen geben wird, ist vorläufig schleierhaft. Im Prinzip ist etwas vorgesehen, dessen Herstellung mir nicht bekannt ist – Artischokenrisotto –, Therese ist aber noch mit den CDs unterwegs.

Sooo... Der Artischokenrisotto war fein. Die Herstellung war zwar zunächst mit einigen Misstönen behaftet, so nach der Art „wieso muss immer ich alles...“ Ich habe daraufhin klargestellt, dass nicht ich es bin, der solch exotisches Zeug verlangt, wir haben noch genug Salami und selbstgebackenes Brot, sogar ein paar Tomaten, wie ich sehe, damit wäre ich vollkommen zufrieden, sie solle sich hinsetzen, in Ruhe ein Bier trinken, nachher schneide ich Salami. Das wollte sie nun auch wieder nicht, sie hat sich offenbar auf diesen Artischokenrisotto eingeschworen, sah immerhin ein, dass das nicht mein Projekt ist und fing die Artischoken zu rüsten an. Nach dem Essen sagte sie, sie wäre todmüde, worauf ich fragte, wovon denn? Wir sind gegen zehn Uhr aufgestanden, haben gefrühstückt – ja, sie hätte das Frühstück aber zubereitet, na gut, Kaffee und zwei Eier gekocht – dann hat sie etwa soviel genäht, wie früher Montag nach Feierabend, sozusagen zur Erholung, am Nachmittag war sie mit ihren Turnfreundinnen zum Kaffee und Kuchen eingeladen, und ja, dann ist sie mit diesen Disketten noch unterwegs gewesen, das ist ein Bruchteil ihres früheren Arbeitsweges gewesen. Somit stellt sich die Frage, wovon eigentlich ist sie todmüde, oder aber, wie hat sie früher auch nur eine einzige Arbeitswoche überlebt?

Wir waren uns einig: Wir wissen es nicht. Ich bin manchmal auch todmüde. Letzten Sommer schliefen wir beide regelmäßig zehn bis elf Stunden. Sauerstoffvergiftung scheint mir die wahrscheinlichste Ursache zu sein.

Am nächsten Tag, Sonntag, kam der Taucher und hat unsere Mooringleinen unten an der Kette gelöst. Nun sind wir vorne nur an beiden Nachbarschiffen fest; für den Fall eines Südsturmes haben wir immerhin noch die lange Leine zum gegenüberliegenden Steg. Nächsten Mittwoch gehen wir ja auf die Werft, und die Mooringleinen sind unser Eigentum. Nach fünf Monaten im Wasser sind natürlich verschiedene Pflanzen und Tierchen der weniger schönen Art – also keine Seerosen oder bunte Korallen – an unserem Tauwerk heimisch geworden; es galt also, diese loszuwerden. Ich tat was ich konnte, mit dicken Arbeitshandschuhen und Wasserschlauch. Heike lief vorbei und sagte, ich hätte einen tollen Job. „Ja, gell, es hat sich echt gelohnt, vierzig Jahre dafür zu schaffen, dass man das darf“, antwortete ich.

Nach der Werftzeit gehen wir für den Rest unseres hiesigen Aufenthaltes an einen anderen Platz. Zum Liegen ist der Platz hier zwar ideal – es ist die bestgeschützte Ecke des ganzen Hafens – aber zum Ablegen und vor allem beim Anlegen ist es ziemlich kriminell, viel zu eng und überall schwimmen irgendwelche Leinen herum, die man im blödesten Moment in den Propeller kriegt. (Das habe ich wieder mal toll formuliert; wenn man eine Leine in den Propeller kriegt, ist das à priori der blödeste Moment.)

Montag ist gedämpfte Stimmung. Es ist immer das gleiche Elend: Kaum hat man jemanden lieb gewonnen, hauen sie ab. Charlotte, Karl, wir wünschen Euch guten Wind und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Es war schön mit Euch – vielleicht treffen wir uns wieder, nächsten Winter in Spanien oder irgendwann in der Türkei. So groß ist das Mittelmeer nun auch wieder nicht.

Nachdem wir PANTAFIVE gebührend gute Fahrt gewünscht hatten – alle tuteten mit dem Nebelhorn – sind wir in die Wohnung umgezogen. Sie hat für uns Yachties riesig anmutende Lufträume, ist aber sonst etwas spartanisch bestückt, so haben wir den ganzen Nachmittag nebst Kleider, Laptop mit Drucker, Lebensmittel und Getränke, Nähmaschine und zu verarbeitendem Stoff, auch jede Menge Küchengeräte hinübertransportiert, was mit einem Lieferwagen zwar schnell erledigt gewesen wäre, mit dem Velo war es aber nicht so effizient.

Am Vormittag danach ging Therese zu Mohamed, um den morgigen Krantermin bestätigen zu lassen, worauf es hieß, wir sollen sofort kommen. was natürlich mit den bei solchen Blitzaktionen üblichen Stress, Hektik und Panik, aber ohne Schäden an Mensch oder Material über die Bühne ging. Der Ausdruck „über die Bühne“ kann dabei wörtlich verstanden werden, wir hatten jede Menge Zuschauer, zum Glück allerdings von der fachkundigen Art, die auch mal eine Leine oder Bootshaken in die Hand nimmt, sollte es nötig werden. Zum Kranen musste ich noch hurti den Besanbaum demontieren – es läuft jedes Mal anders als vorgesehen und anders als das letzte Mal. Und es ist immer ziemlich aufregend – ein Schiff gehört nun mal ins Wasser und nicht an den Kranhaken.

Als Heike erfuhr, dass wir noch gar nicht gefrühstückt haben, hat sie uns spontan eingeladen; das tat natürlich Körper und Seele gut. Therese ging dann turnen, nachher haben wir unsere schönen, fast neuen Heckleinen mit den großen Dämpfungsfedern und Ketten am Steg abgeholt. Anschließend fuhren wir zum Schiff, weil wir noch ein paar Sachen holen mussten. Während dieser Aktion fand ein Gewitter statt, was den Vorteil hatte, dass wir auch Regenjacken und Schirme nicht vergessen haben.

Nun will Therese die Küche einweihen, es soll Minestrone und Erdbeerkuchen geben. Die Küche ist nicht gerade westeuropäischer Hobbyköchinnenstandard, nach anfänglicher Unzufriedenheit hat sie aber doch ihren besonderen Reiz entdeckt: „Ich sag’s dir“, rief sie gerade, „eine Küche mit so einer tollen Aussicht habe ich noch nie gehabt!“ Von der Küche und vom Schlafzimmer haben wir freie Sicht aufs Mittelmeer, es ist wirklich schön. Das Wohnen findet auf drei Ebenen statt: Unten sind Eingang und Küche, ein halbes Stockwerk höher die Stube, mit Essplatz und – na ja – Polstergruppe (das Sofa könnte in ein Doppelbett umgebaut werden), davor großer Balkon mit Sicht auf den Hafen und ganz oben Schlafzimmer mit Meersicht und Bad.

Zwischendurch ein guter Rat: Solltest du je eine Ferienwohnung dein eigen nennen, vermiete sie nie an Yachties. Sind die doch tatsächlich fähig, hundertfünfzig Meter Festmacherleinen voll Sand, Salz, Algen und Scheiße in deiner schönen Badewanne einzulegen! Und sind am Abend von dieser Sauerei dann auch noch so müde – die Dinger müssen ja zuerst auch noch von Bord in die Wohnung geschafft werden –, dass sie, statt Reue zu zeigen und Besserung zu geloben, meinen, was Gutes getan zu haben. Außerdem haben wir ein Brett, eine Schleifmaschine und Lack vom Schiff geholt – an unserem Balkon wird also auch nicht nur gesonnt und Bier getrunken, wie es anständige Feriengäste zu tun pflegen. Am Morgen mussten wir auch eine weitere Kiste voll Küchengeräte heranschaffen – wir sind an Bord auch diesbezüglich unvergleichlich besser ausgerüstet, als es diese Wohnung ist.

Derweil fing man an, ANEKI zu schleifen. Die Neulackierung scheint kein überflüssiger Luxus zu sein, stellenweise ist die Bordwand wie pockennarbig. Es geht also nicht nur um den optischen Glanz, sondern um Erhaltung der Substanz.

Neben uns steht das Stahlschiff von Hans. Er malt selber. Ich habe ihm eine ganze Weile zugeschaut, als ich auf etwas warten musste, aber erkannt hat ihn erst Therese – ach, das ist doch der Hans mit dem Rossschwanz – nur dass Letzterer eben nicht mehr sein edles Haupt ziert. Er war aus praktischen Gründen vor dem Malen beim Friseur.

Inzwischen haben wir uns wieder etwas an das Leben in einem Haus gewöhnt. Nach dem Z’Morge habe ich wieder mal unsere E-Mails gecheckt. Erfreulich: Vier Briefe im Kasten, sogar zwei aus Ungarn. Ich habe eher aus Jux meine E-Mail-Adresse auch meinen ungarischen Briefpartnern mitgeteilt, mit dem Vermerk, die Jungen wissen vielleicht, was das ist. Man soll nie die Ungaren unterschätzen! Meine dortigen Verwandten benutzen diese moderne Kommunikationsart anscheinend schon länger als ich. Thomas junior wiederum schrieb unter anderem: „...das gute an Rio ist, dass wir hier im Hotel kostenlosen Zutritt zum Internet haben. Einige Computerjunkies sitzen denn auch Stunden hier drin, man könnte das dann als virtuellen Rio-Besuch nennen!“

Therese hat gestern die Putzfrau weggescheucht, da sie den ganzen Stubenboden mit einem weißen Tuch zwecks Zuschneidens unseres Sonnensegels ausgelegt hatte – und in der Badewanne lagen auch noch sechzig Meter Trosse in einer trüben Brühe. Wir mussten also diese Behausung von einer Schiffswerkstatt wieder in eine Art Ferienwohnung zurückwandeln, damit man uns nicht umgehend rausschmiss. Zuerst fuhren wir aber mit dem Taxi in den Fischerhafen, um unsere Sachen beim Schreiner abzuholen: das multifunktionale Brett, den neuen Cockpittisch, eine kleinere Konsole. Danach haben wir in der Werft Präsenz gezeigt – wir versprechen uns eine qualitätssteigernde Wirkung von unserer häufigen Anwesenheit. Der Mann, dessen Rücken mit „Yacht Painting“ angeschrieben ist, zeigte uns ein anderes Schiff, quasi zur Beruhigung, das unvergleichlich schlimmer aussieht als unsere ANEKI, wie von Würmern zerfressen.

Jetzt muss ich mein tägliches Rückenturnprogramm, das mir Doktor Therese verschrieben hat, absolvieren; danach wird gekocht, ich weiß nicht, was; der Fisch gestern, ein Gemeinschaftswerk, war ausgezeichnet, so bin ich zuversichtlich.

3. Werft-Erlebnisse

Problem: Das Seeventil des Kühlwasseransauges schließt nicht mehr, muss ersetzt werden. Ich machte es mir also bei der Öffnung zum Maschinenraum „bequem“, nur um festzustellen, dass ich keine Möglichkeit sehe, es auszubauen. So wie es aussieht, muss Amel ein Seeventil genommen und drumherum das Schiff gebaut haben.

Ich fragte also Lederjäckchen (Vizechef? Vorarbeiter?). Tomorrow. Als er kam, hieß es, er müsse Mohamed konsultieren. Warten. Irgendwann taucht Mohamed mit dem Velo auf. Warten bringt nichts, ich klettere runter – inzwischen klettere ich schon viel gewandter, dass der Leiter eine Sprosse fehlt, stört mich nicht einmal mehr groß – und erwische ihn. Er kommt an Bord. Guckt gescheit, er ist schließlich der Chef, Unmögliches löst er sofort, Wunder dauern... diesmal bis Montag, dann kommt der Mechaniker. Um sich mit Details aufzuhalten hat er natürlich keine Zeit – oder hat auch nicht mehr Ahnung als ich und will dies als Chef nicht zugeben. Sagt nur, man finde sicher eine Lösung, es gäbe sowieso ein neues Ventil, another System und macht die für Kugelventil typische Handbewegung. Kann er denn das beschaffen? No problem. Dann also am Montag. Oder irgendwann...

Therese schleift inzwischen wie besessen an unserer Gangway herum. Dass damit etwas gemacht werden mus­ste, war auch mir klar, der Lack war ganz kaputt. Ich habe ihn mit der Maschine abgeschliffen und fertig zum Lackieren erklärt, sie war aber noch gar nicht zufrieden, fand zahlreiche Eckchen und Käntchen, die noch der pflegenden Hand bedurften. Mein Hinweis, dass es sich nicht um die Restaurierung einer antiken Schmuckschatulle handelt, wurde ignoriert; ihr Vater, der alte Zimmermann gucke vom Himmel runter, Holz müsse man eben liebevoll behandeln. Ja, sagte ich leicht gereizt, am besten bewahren wir es in einem klimatisierten Raum auf – und betreten sie sicher nie mit Füßen! Und dabei ist zu befürchten, dass das Zeug in sechs Monaten wieder gleich wüst aussehen wird, weil der Lack den wir haben, nichts taugt – einen besseren können wir aber hier kaum beschaffen. Auch das werden wir sehen... Dann die große Aufregung! Wider erwarten konnten wir doch Zweikomponenten-Polyure­than­lack kaufen. Heute Morgen eröffnete aber Therese, dass sie die Gangway nun doch gar nicht lackiert haben will, sie werde dann nämlich arschglatt, wir fielen irgendwann unweigerlich ins Wasser mit einem Velo und brächen alle Glieder. Womit sie nicht unrecht haben dürfte – aber wozu zum Teufel haben wir dann das Ding mit großem Aufwand geschliffen? Unlackiert geht es kaputt – lackiert gehen wir kaputt. Da soll einer einen helvetischen oder nautischen Kompromiss finden! Wir fanden. Die Gangway wird zuerst lackiert und dann mit rutschhemmenden Streifen beklebt – die allerdings noch zu beschaffen sind. Also wird in der guten Stube die Malerwerkstatt eingerichtet, mit viel Zeitungspapier am Boden, und danach der Lack angerührt. Zweikomponenten heißt, wer hätt’s gedacht, dass er aus zwei Komponenten besteht. Über Mischungsverhältnis steht allerdings nichts auf den Büchsen. Der Händler sagte, die zwei Büchsen enthielten genau die zusammenpassende Menge – wir brauchen aber zunächst nur den Bruchteil der Gesamtmenge. Nach langem Suchen und Hirnen entscheiden wir uns für den Eiswürfelbehälter aus dem Kühlschrank; sechs „Würfel“ Lack, ein „Würfel“ Härter. Zwei Esslöffel müssen auch dran glauben. Dann bringe ich die erste Schicht auf – es sollen etwa sechs werden – derweil Therese im Supermarkt Ersatz für die verbrauchten Haus­haltgeräte holt.

Irgendwann kam Lederjäckchen aufs Schiff, und es gelang ihm tatsächlich, jenes Seeventil auszubauen. Es sah nach dem „Ausbau“ zwar wesentlich älter aus als vorher, da es aber schon vorher kaputt war... Nun ist zu hoffen, dass Mohamed wirklich geeigneten Ersatz beschaf­fen kann; er hat bis jetzt jedenfalls nichts Gegenteiliges gesagt. Außerdem habe ich mit Lederjäckchen zusammen ein kaputtes Stück Rohr ausgebaut, auch da ist zu hoffen, dass Ersatz kommt, dürfte aber kein Problem sein, auch wenn es nicht ersetzt wird, bleibt ANEKI seetüchtig (im Gegensatz zum nun fehlenden Seeventil). Es handelt sich nur um die Zuleitung zu einem Wasserhahn vorne im Cockpit, knapp über dem Boden. Es war uns auch erst klar geworden, wie praktisch dieser Wasserhahn ist, aus dem eine elektrische Pumpe Seewasser fördern kann, als ich mich einmal gezwungen sah, da auf den Boden zu pissen und ein anderes mal Therese sich dahin übergab – dank dieser amelschen Spezialität waren die Spuren diverser Schattenseiten menschlicher Existenz im Nu spurlos beseitigt; damals war aber jenes Stück Rohr noch intakt. Jetzt fördert die Pumpe das Seewasser in ein Küchenschränkchen – wir haben uns nicht übermäßig gefreut, als wir dies entdeckten. Nachher konnte ich Lederjäckchen in unser „Schlafzimmer“ locken, wo sich unter dem Fußende meines Bettes pro Stunde Motorenfahrt ein halber Liter Seewasser einfindet, „dank“ einer offenbar nicht mehr einwandfreien Dichtung. Da musste er passen, hat aber den Besuch eines in solchen Dingen versierten Kollegen versprochen.

Verlassen konnte ich nach all dem ANEKI erst, als Therese dank ihres Charmes und vielseitiger Sprach­kenntnisse meine bewährte Leiter mit der fehlenden Sprosse wiederbeschafft hat. Am Spiegel hat inzwischen der Typ mit „Yacht Painting“ am Rücken zu spachteln angefangen und steht dabei auf einem Brett, auf welches ich aber den Sprung aus luftiger Höhe nicht gewagt habe; die Leiter hat er natürlich vorher weggeschafft und sie fand sofort andere Liebhaber. Leitern sind auf jeder von mir je besuchten Yachtwerft begehrte, seltene Objekte, was insofern seltsam ist, als man kein Schiff ohne ein massives Lagergestell sowie weiteren, mehr oder weniger abenteuerlich angebrachten Stützen an Land stellen kann, je Lagergestell eine Leiter wäre also als Mehraufwand kaum der Rede wert.

Danach wurde in der guten Stube einmal mehr das Maleratelier aufgebaut. Das kombinierte Werkbank-Fenderbrett ist inzwischen grundiert, die Gangway erhielt schon die sechste Lackschicht. Nach neuesten Erkenntnissen braucht es deren neun. Solche Hiobsbotschaften beschafft meine geliebte Gattin in zahlreichen Gesprächen mit anderen Yachties. Lebt man ein paar Jahre auf dem Schiff, lernt man sehr viel über sehr viele Berufe – Bootsbauer, Maler, Schreiner, Klempner, Elektriker, Mechaniker, Segelmacher, Rigger, Schneiderin, Pflegerin, Köchin, Navigator, Funker, Fischer, Elektroniker... Viele hatten von vornherein brauchbarere Berufe als Sozialarbeiterin oder Kraftwerksingenieur. (Ingenieur hilft nur scheinbar. Ich kann zwar theoretisch genau erzählen, wie ein Dieselmotor funktioniert – eine Dichtung zu ersetzen an einer total unzugänglichen Stelle ist aber eine ganz andere Geschichte.) Man muss also nur mit den Anderen reden, um Ratschläge zu bekommen. Die sind natürlich teils richtig, teils falsch; also heißt es, mit noch mehr Leuten reden. Entscheide kommen so richtig demokratisch zustande – als Skipper habe ich allerdings immer eine Stimme mehr, als die Summe aller „Experten“.

Heute Morgen unternahm Therese eine Pilgerfahrt in ein Nachbardorf, etwa zehn Kilometer von Monastir, da soll, laut Nähmaschinenhändler, geeigneter Faden für die Näharbeiten erhältlich sein. Das geht natürlich auch nicht so, dass man sich einfach an die Bushaltestelle begibt. Sie musste an die Louage-Station. Erste Verhandlungen ergaben einen Preis von sechs bis zehn Dinar, je nach Variante (die so kompliziert sind, dass ich sie nicht näher erläutern werde). Das wäre ihr zu viel, nur um eine Spule Nähfaden zu holen; ob es keine billigere Möglichkeit gäbe? Doch, die gäbe es in der Tat, jetzt, wo sie frage; sie könne für einen Dinar zu einer anderen Station fahren, von dort aus für einen weiteren Dinar in jenes Dorf und zurück nochmals für einen Dinar. In der Louage (Kleinbus – Sammeltaxi – siehe auch im Glossar) saßen zwei junge Frauen die kaum französisch konnten aber sehr freundlich waren. Sie wären in einer Restaurantküche in der Marina tätig und würden Therese vom Sehen kennen, hätten heute ihren freien Tag.

Sie begleiteten sie auf den riesigen Markt, hielten sie links und rechts liebevoll am Arm, übernahmen sämtliche Preisverhandlungen und wollten sie noch zu sich einladen, was sie aber dankend ablehnte, sie müsse leider dringend heim, um ihren Mann zu füttern. Als Dank hat sie ihnen die Rückfahrt bezahlt, was nicht teuer war und der Faden, eine riesige Spule von anscheinend wirklich guter Industriequalität, war spottbillig. Außerdem kaufte sie sich ein Paar Turnschuhe Marke Nike, sehr billig (also sicher gefälschte), dafür zu klein; morgen geht sie sie umtauschen. Ich weiß nicht warum alle Frauen, mit denen ich je in nähere Beziehung trat, ihre Schuhe grundsätzlich zu klein kaufen. An mir kann’s nicht liegen, ich habe nie irgendwie vermuten lassen, dass ich auf kleine Füßchen Wert legen würde, aber mehrmals, wie mich das ständige Jammern wegen Blasen an den Füßen und blauen Zehen nerve. Sie käme mit den Zehen vorne nur ein bisschen an, sagt sie. Schuhe, bei denen man – und dies gilt grundsätzlich auch für Frau! – noch so wenig vorne ankommt, eignen sich bestenfalls zum Sitzen, allenfalls für wenige langsame Schritte. Merkt Euch das! Ihr müsst es mir gar nicht glauben, auch Sophia Loren gab allen ihren Schwestern den Rat, Schuhe immer eine Nummer größer, Pullover eine Nummer kleiner zu kaufen – und die wird es wohl wissen.

Und heute soll es Rindskotelettes, Erbsli und Rübli (das sind Erbsen und Karotten, für jene die des Schwyzerdütschen nicht mächtig sind – und bei uns natürlich frisch, nicht aus der Aldi-Büchse, pfui Teufel!) und Ofenkartoffeln geben. Peter hat neulich behauptet, Tunesien wäre überhaupt nicht billiger als Deutschland, respektive wäre nur deshalb billiger, weil es nichts Vernünftiges zu kaufen gäbe. Dem stimmen wir nun überhaupt nicht zu. Peter ist ein ganz netter, hilfsbereiter Mensch, nur was der jeweils zu schimpfen und zu reklamieren hat, übersteigt manchmal jedes erträgliche Maß. Meistens muss die arme Heike, seine Frau, dran glauben – ich kann manchmal auch ekelhaft zu meinem geliebten Täubchen sein, aber im Vergleich zu Peter bin ich der wohlerzogenste, charmanteste Liebhaber (behaupte ich – Bestätigung seitens meiner besseren Hälfte ist noch ausstehend).

4. Zollamt ohne Bürokratie

Seit gestern haben wir nun ein neues Seeventil für das Kühlwasser! So sind die großen Ereignisse unseres Lebens. Außerdem mehren sich die Lackschichten auf diversen neuen Holzteilen, und auch die Stütze für den neuen Cockpittisch wird bald in die Halterung passen. Dafür hat der Schreiner nämlich zu dickes Sperrholz verwendet, und so muss ich sie abschleifen, wofür eigentlich viel gröberes Schleifpapier nötig wäre. Es ist oft das gleiche Dilemma: Was ist der kleinere Aufwand, in die Stadt gehen und gröberes Schleifpapier suchen oder länger schleifen? Etwas fehlt immer, man muss dauernd improvisieren. Trotzdem ist es eigentlich ein recht sorgloses Leben, wie Hans gestern beim Malen philosophierte. Er mache sich Sorgen um das Wetter – aber was seien schon seine Sorgen im Vergleich zu denen eines Bauern? Er werde vielleicht zwei Tage später fertig mit seiner Malerei, beim Bauern hänge aber die Existenz vom Wetter ab.

Meine Malerei nimmt allerdings langsam unheimliche Dimensionen an: Die ganze Stube ist voll mit diversen Brettern in diversen Fertigstellungsstadien. Für einen Lehrling, der gerade seine Ausbildung angefangen hat und außer einem Buch sowie einer kritischen Partnerin keinen Lehrmeister hat, sehen die Sachen eigentlich ganz akzeptabel aus. Trotzdem hätte ich nichts dagegen, wenn diese Arbeiten endlich fertig wären, es sieht aus wie auf der Baustelle.

Derweil sind an ANEKI eher Profis tätig. Dort ist eine professionelle Arbeit auch wesentlich wichtiger, es geht nicht nur um ein paar Bretter, die man notfalls für ein paar Hunderter ersetzen kann, sondern quasi um Fundamente und Wände unseres ganzen schwimmenden Heimes. Gestern Abend fand ich sie fast nicht zum Schließen – tagsüber lassen wir sie offen, weil der Mechaniker auch hie und da aufkreuzt –, stand sie doch plötzlich kanariengelb da. Das war die erste Schicht nach dem Spachteln. Das wird jetzt wieder geschliffen, an Stellen wo es noch nötig scheint nochmals gespachtelt, wieder geschliffen und dann langsam die „richtigen“ Farbschichten aufgetragen. Das ganze ist sehr arbeitsintensiv, zum Glück sind die Löhne hier wesentlich niedriger als selbst in Italien. Schlechtes Gewissen als Ausbeuter haben wir deshalb trotzdem nicht – wir zahlen den geforderten Preis und basta. Wahrscheinlich ist man sogar froh um die Arbeitsmöglichkeiten von uns Yachties, Arbeitslosigkeit ist auch hierzulande ein wichtiges Thema. Man begreift auch langsam in einigen Ländern, dass die Yachties, obwohl sie in der Regel versuchen (müssen) sparsam zu leben, mehr Geld im Land lassen, als die Pauschaltouristen, deren Geld ja größtenteils bei den ausländischen Reiseveranstaltern, Hotelkettenbesitzern, Fluggesellschaften bleibt.

Übrigens, das, wovon die meisten normalen Haushalte fast immer ärgerlich zu viel haben, ist bei unserer unkonventionellen Lebensart ausgesprochen Mangelware: Zeitungspapier. Heute musste Therese extra in die Stadt radeln, um solches zu beschaffen; zum Glück bekam sie diesmal ein paar ältere Zeitungen zum reduzierten Preis. Wir wollen nämlich nicht unbedingt den Fußboden und die Balkonmöbel, die uns Werkbank und Lagerböcke mehr schlecht als recht ersetzen, mitlackieren.

Am nächsten Abend verjagte es uns fast vor Stolz! Wir haben – das erste Mal in unserer Seefahrergeschichte – den Impeller gewechselt. Dabei fing diese Aktion denkbar schlecht an. Die Dichtungen näm­lich, die wir extra aus einer Bootsmotorenwerkstatt am Zürichsee mitgenommen hatten, waren in einer Plastikhülle. Auf unserem gemütlichen Spaziergang Richtung Werft kam plötzlich ein Windstoß und Therese hielt nur noch den leeren Plastikbeutel in der Hand. Scheiße! Einem rannte sie nach, während ich in eine Grube stieg – ohne zu wissen ob ich je wieder rauskomme – und zwei weitere einfing. Das ist gerade noch gutgegangen...

Der Impellerwechsel war danach zwar nicht ganz einfach, aber vergleichsweise planmäßig. Das Wechseln des Impellers war am Motorenkurs eine recht einfache Sache, der Diesel thronte mitten in der Werkstatt auf einem Lagerbock, man stellte sich davor und... Sich davor zu stellen geht im wirklichen Leben aber nicht, weil dort das übrige Schiff stattfindet, man hat nur die Wahl, vom oberen oder vom seitlichen Maschinenraumdeckel her nicht richtig dazuzukommen. Wir haben es aber geschafft, sogar in Teamarbeit, ohne ein böses Wort – was leider auch nicht immer selbstverständlich ist. Außerdem haben wir den Kühlwasserfilter gereinigt und seine Dichtungen – ebenfalls vom Zürichsee mitgenommen – gewechselt. Und das alles am heiligen Sonntag während unserer so genannten Dauerferien!

Weiteres großes Ereignis: Wir haben ein riesiges Paket erhalten. Bestellt „Fix per Fax – rund um die Uhr“ vor acht Tagen, und schon war’s da, so schnell funktioniert die italienische Post nie. Und die schweizerische auch nicht mehr, seit sie das neue Supersystem eingeführt hat. Wir mussten das Paket auf der Post abholen, das heißt, ich persönlich musste, Therese wurde es nicht ausgehändigt, weil es an mich adressiert war, obwohl sie auch meinen Pass mitnahm. Ach wie nett, dachte ich dann, er bindet eine Schnur drum, damit wir es besser tragen können – das war es aber nicht, sondern eine Zollplombe; wir müssen es noch beim Hafenzollamt entplomben lassen. Mitnehmen durften wir es selber – was passiert wäre, wenn wir nicht beim Zollamt vorbeigegangen wären, weiß ich nicht. Wahrscheinlich Fürchterliches – uns gegenüber sind sie immer nett und freundlich, im Hintergrund müssen aber etliche Papiere und Informationen fließen, es gibt einige subtile Hinweise auf Polizeistaat – zum Beispiel die Tatsache, dass allein die Marina drei Polizeistationen und ein eigenes Zollamt hat. Ein Zöllner schnitt die Plom­be ab und bat uns, doch schnell kontrollieren zu wollen, ob alles vorhanden sei. Nie hätte er gesagt, dass eigentlich er sehen wolle, ob wirklich Schiffsausrüstung in der Schachtel sei und nicht eine halbe Sau, zwölf Flaschen Whisky oder zehn Kilo Haschisch. Man könnte das ganze Vorgehen bürokratisch, sogar schikanös nennen – aber in wie vielen Ländern kann man so problemlos zoll- und mehrwertsteuerfrei Waren einführen?

Vorher haben wir etwas Seltsames bei Mohamed in Auftrag gegeben. Vorgestern kam die „HESPADA“ von Heike und Peter aus dem Wasser, und sie hat ein Drahtseil zwischen Kiel und Skeg gespannt. Es soll verhindern, dass eine Mooring oder Fischernetz in den Propeller gerät – das ist immer unangenehm bis gefährlich. Wir wollen also auch so ein Drahtseil. Eigenartig, dass man das sonst nie sieht, scheint eine gute Idee zu sein, Peter schwört, dass es auch funktioniere. Vor allem nachts sieht man die verdammten Fischernetze – manche sind viele Meilen lang! – schlecht bis gar nicht; Gaby musste schon mal nachts tauchen, als sie eines eingefangen hatten. Was dadurch auch nicht einfacher wird, dass man bei Dunkelheit unter Wasser schnell völlig die Orientierung verliert, man weiß nicht einmal – und das ist kein Seemannsgarn – was oben und was unten ist. (Piloten, die ohne gründliche Blindflugausbildung je in eine Wolke geraten sind, kennen das – es ist oft tödlich.) Aus diesem Grund haben wir auch einen Unterwasserscheinwerfer gekauft, ist im gleichen Paket heute angekommen – wir hoffen ihn nie wirklich zu brauchen.

Nebst dem Paket haben wir heute auch zwei Briefe erhalten – eigentlich sogar drei, da einer noch einen weiteren enthielt. Das nenne ich einen schönen Tag! Auch das Wetter benahm sich wieder. Gestern war Sturm mit Windstärken über fünfzig Knoten – das ist der Wind, bei dem Bäume und Hausdächer fliegen lernen. Ich hatte ernsthafte Bedenken, dass das Schlafzimmerfenster unserer Wohnung eingedrückt wird, schloss zu seinem Schutz am helllichten Tag die Fensterläden, was nicht ganz einfach war, der Wind riss sie mir mehrmals aus der Hand und für das Zudrücken der Fenster gegen den Wind habe ich alle Kraft gebraucht.

Die Lackierarbeiten sind beinahe abgeschlossen; sowohl die zu lackierenden Flächen als auch der Lack gehen aus – morgen wird es sich zeigen, was zuerst...

Eine Wohnung, die Küche und Essplatz nicht auf dem gleichen Stockwerk hat, ist absoluter Schwachsinn! So was Abartiges zu bauen käme auch keinem Menschen je in den kranken Sinn, höchstens einem Architekten. Wir laufen uns hier noch zu Tode – oder werden so fit, dass es auch nicht mehr schön sein wird. Außerdem hatte Peter heute ein Hemd mit einem großen Loch an. Das wiederum finde ich positiv. Man achtet hier viel mehr auf den Menschen und nicht, ob er eine Armani- oder Pierre-Cardin-Kra­vatte um seinen Hals gebunden hat. So ein Ding über die Einkerbung zwischen Rumpf und Kopf zu binden kann jeder Idiot – aber ein Schiff so auszubauen, in einem solchen Wartungs- und Pflegezustand zu halten, wie Peter die HESPADA, das braucht schon ein bisschen mehr.