Text: © Christian Jeltsch und Olaf Kraemer, 2013
Deutsche Erstausgabe: © mixtvision Verlag, München 2013
Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Michael Meller Literary Agency GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten.
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Coverkonzept und –gestaltung:
Groothuis, Lohfert, Consorten / glcons.de
Innentypographie und –gestaltung:
Kateřina Dolejšová, append[x] GmbH
Ebook-Herstellung:
Andreas Klostermaier, append[x] GmbH
Ebook-Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net
ISBN: 978-3-944572-37-6
Für Paula, Annekatrin, Horst und Hans
[3P01]
Rau schlug der Sturm in sein Gesicht, als Bernikoff an Deck des kleinen Schiffes wankte. In der Finsternis tastete er nach einem Halt und seine rechte Hand fand eine Stiege hinauf zum Schlot. Hastig umklammerten seine Finger das nasse Eisen.
Wild und angriffslustig türmte sich das Meer um die »Blaue Auster«, jagte die helle Gischt auf den kleinen Kutter und seine Besatzung zu. Bernikoffs Linke griff nach dem Ende eines im Wind schlagenden Seils, zog es straff zu sich heran, und dann stand er da mit ausgebreiteten Armen an der Wand des Schiffsaufbaus. Wie gefesselt. Prometheus in Erwartung des Adlers, dachte er und lachte bitter. Prometheus, der Freund der Menschen, der sie erweckt hatte, der ihnen das Feuer der Erkenntnis gebracht hatte und dafür an den Felsen geschmiedet ewige Qualen hatte leiden müssen. Es war wahr. Es hatte sie immer gegeben, ob in der Mythologie oder in der Wirklichkeit, die Gestalten, die den Menschen die Augen öffnen wollten. Für ihre Einzigartigkeit, ihre unbegrenzten Möglichkeiten. Doch was hatten die Menschen stets daraus gemacht? Sie hatten diese Propheten verdammt, ermordet und dann wieder verehrt und heilig gesprochen.
Aus dem Schwarz der Nacht formten sich plötzlich seltsame Gebilde vor Bernikoffs Augen. Wie gigantische Ungeheuer auf kerzengeraden Beinen ragten sie aus den tosenden Wassern. Stoisch trotzten sie dem unerbittlichen Toben des Meeres. Ihre winzigen leuchtenden Augen strahlten in die Nacht. Von dem kleinen Boot aus wirkte es, als reichten diese Ungetüme bis in den Himmel. Bernikoff wusste nicht, ob er Gespenster sah. Sein Blick suchte nach dem Kapitän. Bernikoff sah ihn am Steuer stehen und erschrak. Alle Gelassenheit, alle Zuversicht hatte den Körper des erfahrenen Seemanns verlassen. Er kämpfte mit den Gewalten der Natur, und Bernikoff begriff, es stand nicht gut um die »Blaue Auster«. Noch stampften die Dieselmotoren voran. Doch wuchsen die Berge aus schwarzem Wasser immer höher, und immer tiefer und steiler stürzte das kleine Schiff in die Täler hinab, die sich dahinter verbargen. Die »Blaue Auster« ächzte und krachte in ihren Fugen. Längst war sie bereit, sich zu ergeben, doch noch kämpfte die Besatzung um die Ladung und um ihr Leben.
Die entscheidende Welle hatte sich aus dem Nichts vor ihnen aufgetürmt und die Wucht ihres hinterhältigen Schlages drückte den Bug des Schiffes unter Wasser. Für eine schreckliche Unendlichkeit streckte es das Heck in die Höhe wie eine Ente den Bürzel beim Gründeln.
Immer noch klammerte sich Bernikoff an die Stiege und das Seil, die längst keinen Halt mehr versprachen. Mit böser Langsamkeit sah er das Wasser auf sich zukommen wie ein gefräßiges Raubtier. Die ersten Wellen schwappten heran, als wollten sie in Vorfreude ein wenig von ihm kosten. Da füllte sich der Rumpf des Kutters mit Wasser. Die »Blaue Auster« hatte nicht mehr die Kraft, sich aufzurichten. Wie ein Stein versank sie im Wasser. Prometheus war frei ...
„Nein!“, schrie Bernikoff voller Trotz. „So werde ich nicht sterben! Niemals. Nein!“ Damit verschlang ihn das Meer ...
„Talisker ... 15 Jahre“, sagte der Mann in der Uniform eines britischen Offiziers. »McQueen« stand auf dem Namensschild und sein rötlicher Bart unterstrich die schottische Herkunft. „Gibt nichts Besseres, um die Lebensgeister wieder zu wecken!“ Der große, stämmige Mann hatte den Malt aus einer Karaffe in einen Tumbler gegossen und hielt Bernikoff das Glas hin, der in eine Decke gehüllt vor ihm saß.
Bernikoff war dankbar. Die Ungeheuer, die er aus der wilden See hatte wachsen sehen, hatten ihm das Leben gerettet. Jetzt befand er sich auf einer der englischen Küste vorgelagerten Plattform, die die britische Armee zur Flugabwehr und Funkspionage nutzte. Die Soldaten dort hatten die Havarie entdeckt und die Besatzung der »Blauen Auster« retten können. Bernikoff nahm einen Schluck vom Talisker und schmeckte den Rauch und den torfigen Boden der Isle of Skye. Er spürte, wie der Malt die Wärme in seinen Körper zurückbrachte.
„Danke“, sagte Bernikoff.
„Sie sind der erste Kriegsgefangene, der uns dankbar ist“, sagte McQueen und setzte sich Bernikoff gegenüber. „Sie sind doch Deutscher.“
„Ich hab auch einen indischen Pass“, sagte Bernikoff in akzentfreiem Englisch. „Ich bin dort geboren.“
„Indien, soso. Mögen sie etwa diesen Gandhi, der sich jetzt da so dicke tut?“, fragte McQueen und fixierte sein Gegenüber. Bernikoff hielt den Blick und nickte offen. McQueen lächelte leicht, griff nach seinem Glas und prostete Bernikoff zu.
„Cheers!“
Die beiden Männer tranken, und es war beiden klar, dass sie Spaß an der Gegenwart des anderen hatten.
„Sie waren auf dem Weg nach London?“, fragte McQueen. „Spion?“
„Mich interessiert, was man in England über den Weg der Menschheit denkt.“
„Die geht in den Orkus, wenn Sie mich fragen.“ McQueen lachte laut. „Dahin, wo sie hingehört!“
Bernikoff registrierte die Bitterkeit, die aus seinen Worten klang.
„Wir sind alle komplett verrückt geworden“, sagte McQueen nach einer Weile. „Cheers! Auf das Ende der Welt!“ Er trank und sah, dass Bernikoff nicht mitgetrunken hatte. „Oho. Sie haben noch Hoffnung. Endsieg?“
„Endsieg der Menschlichkeit wäre schön.“
„Sie sind kein Soldat, mein Freund“, sagte McQueen und kramte in den anderen durchnässten Papieren, die sie bei Bernikoff gefunden hatten.
„Was hat es damit auf sich?“, fragte der Schotte und hielt Bernikoff einen alten Handzettel hin, der für den Auftritt des Großen Furioso im »Berliner Wintergarten« warb. „Das sind doch Sie.“
Bernikoff nickte und er begann von sich zu erzählen. Es tat gut, all das zu rekapitulieren, was sein Leben bisher ausgemacht hatte. Denn erst durch die staunenden Reaktionen des immer maltseligeren Schotten erkannte Bernikoff, wie viel Großes ihm doch gelungen war. Er berichtete von Studien über das Wissen der Kulturen, von seinem Ringen um das Gute im Menschen, von der Kraft der Sonnenräder, von »Abatonia« ... und von Marie.
Das Grau des Morgens drang bereits durch die Bullaugen des Raumes, als Bernikoff mit seiner Erzählung endete. McQueen hatte ihm bis zum Ende aufmerksam zugehört.
„Sie bekommen ein Extrakapitel in meinem Tagebuch“, sagte der Offizier und stand kerzengerade auf. Die halbe Karaffe Talisker war ihm nicht anzumerken.
„Jetzt muss ich mich um meinen Sauhaufen hier kümmern“, sagte er und schnäuzte sich. „Nicht, dass uns noch ein paar von euch Krauts in ihren Messerschmitts durch die Lappen gehen.“
Er strich seine Uniform glatt und in der Tür drehte er sich noch einmal um.
„Apropos Sauhaufen ... Sie könnten meinen Jungs doch mal vorführen, was der Große Furioso noch so draufhat. Als Dankeschön fürs Lebenretten. So was mit Hypnose oder so. Ein bisschen Show. Als ob es doch noch mal ein ‚danach‘ geben könnte.“
Bernikoff nickte. McQueen lächelte.
„Hat gut getan, mal was anderes zu hören als Kriegsgeschichten“, sagte er und verschwand.
Bernikoff saß da und spürte, wie sich allmählich die Müdigkeit ausbreitete. McQueen hatte ihm ein spartanisches Lager bereitet, doch Bernikoff wollte nicht schlafen. Er wollte diesen Schwebezustand, den die große Müdigkeit und der Malt in ihm schufen, noch ein wenig auskosten. Wie in Trance fühlte er sich. Prometheus ist dem Felsen entkommen, dachte er und lächelte. Auch wenn McQueen ihm klargemacht hatte, dass er ihn und die Besatzung der »Blauen Auster« nach Deutschland zurückschicken musste, fühlte sich Bernikoff gut. Er hatte das Gefühl, als wäre er nach der Rettung seines Lebens durch den „Feind“ endlich wieder bereit, neue Gedanken zu denken.
Die alten Gedanken, die ihn vor Kurzem noch hatten verzweifeln lassen, kamen ihm in den Sinn. „Es hat den Anschein, als wollte die Welt nicht gerettet werden.“ So hatte es Bernikoff zu Beginn seiner Reise nach England in sein Tagebuch notiert. „Längst sind die unzähligen Toten, die der große Krieg gefordert hat, keine Mahnung mehr, sondern Ansporn zu blutiger Rache, zu gnadenloser Vergeltung. Auge um Auge. Blut für Blut. Es ist nicht die Büchse der Pandora, die geöffnet wurde; die Menschen selbst haben den Zugang zu ihrem Bösen gefunden. Es ist in uns, im Bündnis mit der Angst als Feind aller Freiheit. Verwirrt von der eigenen unfassbaren Grausamkeit, sind sie der Verlockung verfallen, in der totalen Vernichtung den Keim einer besseren Welt zu erhoffen. Unvorstellbar ist der Weg zurück. Zerstöre und werde.“
Bernikoff erinnerte sich an seine Unzufriedenheit mit diesen Sätzen, seine Wut, weil er die richtigen, die treffenden Gedanken nicht denken, nicht hatte formulieren können. War es überhaupt möglich, den Schrecken, der die Welt ergriffen hatte, in Worte zu fassen?
Bernikoff schüttelte den Kopf – was für ein Dummkopf er doch gewesen war. Sein Leben lang hatte er an den geraden Weg der Menschheit zum Guten geglaubt. Hatte für sich eine Möglichkeit gefunden, diesen Glauben in eine Theorie zu verwandeln. Seine Theorie der Konstanten. Nun musste er sich eingestehen, dass er sein ganzes Handeln der Wahrheit dieser Theorie untergeordnet hatte. Sogar Marie, seine Tochter, hatte er der Gefahr ausgesetzt, dem Bösen ins Auge zu sehen. Nur um nicht an seiner Theorie zweifeln zu müssen. Dieser Krieg jedoch war der Beleg, dass der konstante Weg des Menschen zum Guten eine Farce war. Ein naives Wunschdenken. Und dem hatte er alles geopfert. Er hatte Marie verloren und stand vor den Trümmern seiner Überzeugung.
Bernikoffs Reise nach England war der Versuch, ihn von seinem Verzweifeln über sich, seine Arbeit ... über die Welt zu erlösen. Er hatte Kontakt zu Wissenschaftlern und Philosophen in London aufgenommen, die angesichts des endlosen Krieges so ähnlich dachten wie er. Doch nun war klar, dass er England nie erreichen würde.
Bernikoff spielte mit dem kristallenen Verschluss der Karaffe, den McQueen nicht wieder auf den gläsernen Hals der Flasche gesetzt hatte. Er ähnelte einem runden, spitzen Kegel. Bernikoff hing dem Gedanken an die wiederkehrenden Versuche der Erweckung der Menschheit nach, während seine Finger um das Rund des Kegels kreisten. Und plötzlich stand es vor ihm in aller Klarheit. Ein Gedanke, der ihn elektrisierte. Die Konstante war ein Irrweg. Natürlich. Warum hatte er das nicht erkannt? Es war der Kegel. Das Sinnbild für den Weg der Menschen. Es gab Hoffnung.
Bernikoff suchte nach Papier und Schreibzeug, fand es und begann, wie im Fieber zu notieren ... Er hörte nicht die nahenden Motoren der deutschen Bomber, die im Morgengrauen ihren Weg nach London flogen. Erst das Flakfeuer der stählernen Insel ließ Bernikoff hochschrecken. Einen Moment war es still, dann näherte sich das Geräusch eines hochdrehenden Motors. Immer unerbittlicher kam es heran. Immer lauter. Bernikoff schaute durch das Bullauge auf das Meer und sah die brennende Maschine mit ohrenbetäubenden Schreien in die Wellen stürzen. Für einen Moment glaubte Bernikoff, das entsetzte Gesicht des jungen Piloten zu sehen. Dann war alles wieder still.
Bernikoff setzte sich zurück an den Tisch und schrieb weiter. Das Sterben musste ein Ende haben. Und er musste seinen Teil dazu beitragen ...
[3101]
In nassen Flocken fiel der Schnee auf das dämmernde Berlin. Je näher er der Stadt kam, desto bunter glitzerten die Kristalle, desto hektischer spiegelte sich in ihnen das rotierende Flirren aus Blau und Rot.
Unzählige Rettungswagen verstopften die Rampe zur Notaufnahme des St.-Marien-Krankenhauses und immer noch dröhnten weitere Sirenen durch die endende Nacht. „Massenkarambolage auf der Avus“, meldete der Verkehrsfunk im Viertelstundentakt und reduzierte die Tragödie auf die Länge des Staus. Kein Wort über die Schreie vor Schmerz. Das Weinen, das Wimmern, die Resignation. Das Rangeln, Bitten, Flehen einiger Angehöriger um bevorzugte Behandlung.
Mit kurzen, energischen Befehlen versuchten Notärzte und Pfleger das Chaos zu ordnen. Unermüdlich rollten Tragen von den Ambulanzen in die Klinik. Im Dauerlauf wurden Tropfe gelegt und erste Diagnosen gestellt. Parallel zu einer improvisierten Reanimation forderten Stimmen frische Blutkonserven an. Pfleger verbannten die Schaulustigen vom Ort des Geschehens und alle dienstfreien Ärzte wurden aus ihrem Wochenende zurück in die Klinik beordert. Der aufkommende Wind schnappte sich ein paar der zerknüllten, goldenen Wärmefolien und wirbelte sie durch die Luft wie taumelnde Weihnachtsengel.
Inmitten des Kampfes um Leben und Tod stand plötzlich ein alter Mann. Er trug den leblosen Körper eines Jungen auf dem Arm. Nur kurz hielt er inne, dann ging er durch das Chaos hindurch zielstrebig weiter auf die Notaufnahme zu.
„He! Sie!“, rief eine Ärztin. „Der Reihe nach. Anders geht’s hier nicht!“
Unbeirrt schritt der Mann weiter. Für sein Alter besaß er erstaunliche Kraft, denn der Junge auf seinem Arm war sicher schon fünfzehn Jahre alt.
Die Ärztin holte ihn ein, stellte sich vor ihn.
„Wir können niemanden bevorzugen. Tut mir leid“, sagte sie energisch und blickte dem Mann in die Augen. Ihr Blick traf auf eine Entschiedenheit, die sie verstummen ließ.
„Der Junge stirbt“, sagte Olsen ruhig. „Auf ihn ist geschossen worden.“
Einen kurzen Augenblick hielt die Ärztin inne. Dann nickte sie und gab Olsen den Wink, ihr zu folgen. Ohne ein Zeichen von Erschöpfung ging er hinter der Frau her. Immer wieder sah er dabei in das leblose Gesicht von Linus, als wolle er sich vergewissern, dass er ihn nicht verloren hatte. Die bunten Lichter der Rettungswagen wischten über Linus’ schon blasse Haut.
„Das schaffst du“, flüstert Olsen und machte damit vor allem sich selber Mut. „Du musst doch noch die Welt verändern, weißt du nicht?“
Olsen versuchte zu lächeln und wandte dann doch nur seinen Blick ab. Eilig schritt er weiter voran. An der Rampe hatte die Ärztin eine Trage organisiert.
„Du wirst die Welt noch verändern“, sagte Olsen. „Ganz sicher.“ Damit legte er Linus auf die Trage und half, sie in die Notaufnahme zu bugsieren. Meine Schuld, dachte Olsen und wünschte sich in diesem Moment, dass er an irgendetwas glauben könnte. Meine gottverdammte Schuld.
[3102]
„Gotcha!“
Der junge Kerl vor dem Bildschirm ballte die Faust. Er lehnte sich zurück und trank mit abwesendem Blick den letzten Rest des Energydrinks, der so lange neben seinem Rechner gestanden hatte, dass er warm und klebrig geworden war. Der fahle Geschmack der Plörre schien ihn nicht zu stören. Vielleicht nahm er ihn nicht einmal wahr. Zu fesselnd war das Geschehen vor ihm auf dem Monitor, doch kaum jemand hätte begriffen, was sich dort auf dem blau schimmernden Display gerade abspielte. Ein kleiner und ein größerer weißer Punkt hatten sich aufeinander zubewegt, bis sie zu einem Punkt verschmolzen waren. Das war alles. Und das war es, was ihm keiner geglaubt hatte. Dass er den Satelliten würde hacken können, um ihn zur Überwachung des Meeres zu nutzen. Er hatte es geschafft. Fast ohne Zeitverzögerung konnte er jetzt die Satellitenbilder auf einen Computer holen. 5000 Pfund hatten sie ihm versprochen, wenn er das hinbekäme. Und er hatte Ja gesagt.
5000 Pfund. Die konnte er wirklich gut gebrauchen. Deshalb brachte er es fertig, nicht darüber nachzudenken, warum seinen Auftraggebern diese Sache so wahnsinnig wichtig gewesen war.
Mit sanftem, fast geräuschlosem Wischen öffnete sich die Glastür zu dem fensterlosen Raum und eine Frau trat ein. Sie war Ende vierzig, hatte praktisch-kurze Haare, kalte Augen und trug ein dezent-graues Kostüm. Schon eine Weile hatte sie hinter der Tür gestanden und dem Jungen zugeschaut. Wie naiv er doch war. Er glaubte wirklich, er arbeite für das britische Innenministerium und es gehe darum, die Küsten des Königsreichs vor illegaler Einwanderung zu schützen. Die Frau hatte das Schlagen von Big Ben als Zeichen genommen und den Raum betreten.
Der Junge bemerkte ihr Auftauchen erst, als sich ihre Silhouette in dem Bildschirm spiegelte. Er entfernte die Earphones und drehte Pitbull damit den Ton ab.
„Also ... was hast du?“, fragte die Frau. Ihr Ton klang militärisch; sie war es gewohnt, zu bestimmen.
Mit stolzem Lächeln bewegte der Junge die Computermaus. Auf dem Monitor kam die Nordseeküste Deutschlands ins Bild. Die Elbmündung.
„Es läuft“, sagte er. „In verdammter Echtzeit! Sie haben diese »Shiva« erreicht.“
Die Frau schaute auf den Punkt, auf den der Junge immer näher heranzoomte. Dadurch formten sich aus dem einen Punkt wieder zwei. Sie wurden länglich und dann waren zwei Schiffe zu erkennen. Das kleinere war bei dem größeren längsseits gegangen.
Die Frau zeigte keine Reaktion.
„Warten wir, ob unser Informant es bestätigt“, sagte sie so beiläufig wie möglich und nahm dem Jungen damit seinen Stolz. Das ärgerte ihn.
„Der Kurs der beiden Schiffe kam von Ihnen“, sagte er reserviert. „Müssen also die richtigen sein.“
Sie fing seinen Ärger mit einem kurzen Lächeln auf und tat so, als ob sie gehen wollte, dann wandte sie sich noch einmal um.
„Das Programm läuft also von selbst und wir können den weiteren Kurs der »Shiva« jederzeit verfolgen?“
„Korrekt. Läuft ganz von allein“, sagte der Junge. „Garantiert. Wenn kein Unwetter aufzieht, kann sie sich nirgendwo verstecken.“
Selbstbewusst sah er auf und schaute ihr in die Augen. „Wie machen wir das mit dem Geld?“, fragte er. „Bar wär mir am liebsten.“
„Selbstverständlich bar“, sagte die Frau und zufrieden wandte sich der Junge wieder dem Bildschirm zu, schaute noch einmal kontrollierend auf den Monitor und packte dabei seine Sachen in einen Rucksack. Er sah nicht, wie die Frau in ihre Tasche griff und eine präparierte Spritze hervorholte. Sie schnippte die Schutzhülle von der Kanüle und setzte sie ihm mit einer gekonnten, fast eleganten Bewegung ins Genick, gerade als er sich aufrichten wollte. Der Junge sackte zurück auf den Sessel. Der Rucksack fiel aus seiner Hand. Als hätte ich den Stecker gezogen, dachte die Frau.
Routiniert prüfte sie den Puls an der Halsschlagader und gab dann per Handy Signal. Kurz darauf tauchten zwei Männer auf. Sie trugen Windjacken und ihre Basecaps zierte ein kleines Emblem, das einer Raubtiertatze ähnelte.
„Keine Spuren“, sagte die Frau und während die beiden Männer den toten Jungen schulterten und hinausbrachten, wählte sie eine Nummer in Berlin. Eine automatische Ansage forderte sie auf, eine Nachricht zu hinterlassen.
„Hier Cassy Birdsdale“, sagte die Frau. „Mister Ono ... wir haben sie“, fügte sie sachlich hinzu und schaute auf den Bildschirm.
Die beiden Punkte bewegten sich auseinander; in die Nacht hinaus auf die See.
[3103]
Die »Shiva« hatte ihre Geschwindigkeit gedrosselt und war fast zum Stehen gekommen. Das laute Vibrieren, das der Lauf der großen Motoren in jede Niete des alten Schiffes übertragen hatte, war dem gleichmäßigen Krachen der Wellen gewichen, die wie nasser Atem gegen das Schiff schlugen. Der Atem des Meeres.
Vor wenigen Minuten hatten Edda, Simon und Schifter das Deck des mächtigen Dampfers erreicht. Marie war wegen ihrer Schwäche als Erste mit einer Trage an Bord geholt worden und wurde bereits in der Krankenabteilung untersucht. Auf Schifters Befehl kappten zwei Matrosen die Leinen des kleinen Bootes, das sie aus Berlin hierher getragen hatte. Von den Wellen wurde es in die Dunkelheit gerissen und trieb davon, während die »Shiva« allmählich wieder neuen Kurs nahm.
Schweigend und niedergeschlagen gingen die neuen Passagiere unter Deck. Nur kurz hatte die Erleichterung über die gelungene Flucht und ihre Freude darüber, am Leben zu sein, angehalten; dann war jede Euphorie aus ihrem Geist und ihren erschöpften Körpern verschwunden. Doch während Eddas Sorge um Marie dafür sorgte, dass sie sich fokussieren konnte, spürte Simon, dass er sich immer weiter von seiner Mitte entfernte. Beide wussten sie, dass sie Linus nicht hätten zurücklassen dürfen. Lebte er überhaupt noch? War er verletzt? Sie empfingen keinerlei Signale von ihm. Aber sie hatten auch keine Energie gehabt, sich zu konzentrieren, sich zusammenzuschließen, um ihren Freund zu erreichen. Immer noch bereitete es Edda und Simon körperliche Schmerzen, an das zu denken, was vor knapp sechsunddreißig Stunden in Berlin geschehen war. Die Schüsse, die Schreie. Ihre Flucht. Und die Nachwirkungen der Droge, die Olsen in die Lüftung der Anlage am Teufelsberg eingeleitet und die sie schließlich doch erwischt hatte, verliehen allem einen dunklen, unwirklichen Schein. Als bestände die Welt nicht aus Menschen und Dingen, sondern nur aus Schatten, die nicht im Mindesten aussahen wie die Dinge, zu denen sie angeblich gehörten.
Mit jeder Meile, die das Fluchtboot weiter hinaus auf die offene See gelangte, hatte sich die Ungewissheit über Linus’ Zustand verdichtet. Und der innere Vorwurf, dass sie ihn im Stich gelassen hatten, ließ sich nicht mehr aus ihren Gedanken vertreiben. Geblieben war nur eine vage Hoffnung, an die sie sich klammerten. Die Hoffnung, dass es keinen Sinn machen würde, Linus etwas anzutun. Dass er doch viel zu jung war, um eine wirkliche Gefahr für gene-sys sein zu können. Dass Olsen und Bixby vor Ort waren. Vielleicht hatten sie die Schlacht gegen gene-sys gewonnen. Vielleicht würden sie in ein paar Stunden zu ihnen stoßen.
Simon fühlte, dass es nicht so war, doch er sagte es Edda nicht. Was er fühlte war, dass man einen Teil von ihm amputiert hatte und dass dieser Teil umso heftiger schmerzte. Phantomschmerz. Das kannte er von seinem Finger. Das war es, was sie geworden waren – Phantome mit Schmerzen. Phantome, die auf der nächtlichen Nordsee herumirrten, einer riesigen Wasserfläche, die von Schiffen bevölkert war und auf der sie jetzt auf die Hilfe anderer angewiesen waren. Abhängig von Menschen, denen Simon nicht wirklich vertrauen wollte.
Immer kleiner war ihr Aktionsradius geworden, immer begrenzter ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten.
Schifter hatte Edda und Simon in den Aufenthaltsraum gebracht. Hier konnten sie auf den Schiffsarzt warten, der Marie noch immer untersuchte.
Ein paar abgewetzte Sessel standen in dem niedrigen Raum herum, ein Sofa, in einer Ecke drei Computer und gegenüber blinkte einladend ein mechanischer Flipper; ein alter »Broken Arrow«. Indianer auf Pferden jagten Büffel.
„Ich mach uns heißen Tee“, sagte Schifter und verschwand. Simon lächelte, doch er spürte, dass sein Lächeln zu einer Fratze erstarrte, eine Maske, durch die Edda einfach hindurchsah. Sie hatte beschlossen, ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihren Körper mithilfe ihres Geistes zu kontrollieren, sich zurückzuziehen. In sich selbst. Vielleicht, dachte Simon, konnte sie ihn nicht anschauen. Vielleicht wurde auch ihr klar, dass ihre Gemeinschaft für immer zerbrochen war. Selbst wenn es eine kleine Hoffnung geben sollte, dass sie wieder zusammenfinden würden – woher sollte Linus wissen, wo sie sind? Und hierher, hinaus auf die Nordsee, auf das raue Meer vor der englischen Küste, würde Linus ihnen auch nicht mehr so einfach folgen können.
Simon spähte durch ein Bullauge auf den wankenden Horizont. Wenn sie Linus nicht zurückgelassen hätten, wäre die Befreiung von Marie in letzter Sekunde gescheitert. Die Söldner von gene-sys waren ihnen so dicht auf den Fersen gewesen, dass sie es niemals geschafft hätten, den Teufelsberg zu verlassen, hätte es nicht Linus auf sich genommen, die Verfolger auf seine Spur zu lenken.
Auch wenn das alles stimmte – diese Gedanken befreiten Simon nicht von seinem Schuldgefühl. Hätte er sich opfern sollen? Würde Edda dann jetzt hier mit Linus sitzen und reden? Oder würde sie an ihn denken und schweigen? So wie sie jetzt vielleicht an Linus dachte. Sie saß nur ein paar Meter entfernt. Er hätte sie fragen können. Doch bei dem Gedanken daran schnürte es Simon den Hals zu. Was war bloß mit ihnen geschehen? Hatten sie mit Linus auch all ihre Kraft und ihre Chance auf das große Lebensglück zurückgelassen?
Edda sah Simon zu, wie er abgewandt auf die morgendliche See schaute. Warum sprach er nicht mit ihr? Warum war er so distanziert? Sie konnte das Schweigen nicht länger ertragen.
Simon hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel. Er drehte sich um. Edda war verschwunden. Mit seinem fröhlichen Blinken lockte ihn der Flipper. Simon weinte. Um sich. Um Edda. Um Linus. Was war mit ihm geschehen ...?
[3104]
Er sah das Aufblitzen des Feuerstoßes. Hörte die trommelnde Abfolge der Salve und tauchte ab. Zu spät. Linus war sofort klar, dass ihn eine der Kugeln getroffen hatte; nur spürte er sie nicht. Noch nicht. Sein Atem ging kurz und heftig. Er hatte nicht den Mut, seine Hand an die Stelle zu legen, an der mit dumpfem Schlag das Projektil in seinen Körper eingedrungen war. Die feuchte Wärme, die sich von dort ausbreitete, ignorierte er. Auch wenn er nur zu gut wusste, dass es sein Blut war, so wollte er doch nicht die Hoffnung aufgeben, er könnte sich täuschen.
Nicht mal fünf Minuten war es her, da hatte er sich auf der Flucht vom Teufelsberg von Edda und Simon getrennt und so die Verfolger auf seine Spur gelenkt. Als sie an der Tunnelgabelung standen, hatte er keine Sekunde gezögert, die Freunde zu retten. Er hatte ihnen nicht einmal die Wahl gelassen, Nein zu sagen. Er war in den linken Tunnel abgebogen und einfach losgerannt.
Von da an gab es kein Zurück mehr. Linus lief und hörte die Schritte der Verfolger. Die Stimmen, die sich militärisch kurz verständigten. Im Davonhetzen sah er zurück und erkannte das zuckende Licht der Taschenlampen, das die rauen Wände des Tunnels abtastete wie die knochigen Schattenhände, die nachts in seinem Bett in Köln nach ihm gegriffen hatten. Was für ein dummer, ängstlicher Junge er doch gewesen war. Aber das war vorbei. Jetzt war er auf der Flucht vor den Söldnern von gene-sys. Jetzt hatte er eine Waffe in seiner Tasche und er war bereit, sie einzusetzen. Linus trieb sich selber voran. Er spürte seine Energie und vertraute darauf. Ganz anders als vor wenigen Monaten, als er auf der Suche nach seinen verschwundenen Eltern über die Gleise der Berliner U-Bahn um sein Leben gesprintet war. Linus hatte von Olsen gelernt, seine Kraft effektiv einzusetzen. Hatte gelernt, seine Atmung zu kontrollieren, sodass sie die Leistung seines Körpers förderte.
Linus’ Schritte klatschten über den mit Pfützen bedeckten Boden. Er nahm wahr, dass die Schritte der Verfolger immer leiser wurden. Sein Vorsprung wurde also größer. Er lächelte und verbat es sich gleich wieder. Voran. Weiter voran. „Solange eine Aktion läuft, keinen Gedanken an den Triumph verschwenden. Es macht unaufmerksam.“ Auch das hatte er von Olsen gelernt.
Fahles Grau zeichnete sich plötzlich gegen die Schwärze des Tunnels ab. Der niedrige Betonschlauch machte eine lang gezogene Biegung nach rechts und nach wenigen Metern hatte Linus den Ausgang aus dem Teufelsberg erreicht. Licht drang in den Tunnel. Prall und weiß war der Mond hinter den winterlichen Wolken hervorgetreten.
Auch wenn er es versuchte, Linus konnte seine Freude, den professionellen Söldnern ein Schnippchen geschlagen zu haben, nicht unterdrücken. Noch ein paar Schritte und er war dem Teufelsberg entkommen. Linus stoppte.
Der Ausgang war versperrt.
Ein eisernes Gitter verhinderte, dass er sich nach draußen in Sicherheit bringen konnte. Er rüttelte an den rostigen Eisenstreben. Sie bewegten sich nicht. Linus hielt inne, horchte. Die Verfolger kamen näher. Er versuchte sich zwischen den Eisenstäben hindurchzuzwängen.
Unmöglich.
Er fühlte das Gestein ab, wo die Angeln der Gittertür eingelassen worden waren. Keine Angriffsfläche. Nirgendwo. Da entdeckte er, wie draußen am Seeufer drei Gestalten auf ein Boot zuliefen. Edda und Simon folgten Marie. Linus wollte rufen, aber da waren die Söldner schon hinter ihm und er wollte sie nicht auf die Freunde aufmerksam machen. Er musste seine Mission zu Ende bringen.
Linus war jetzt in exakt der Situation, in die er sich bei seinen Abenteuerspielen als Kind immer geträumt hatte. Der einsame Held, der sich für andere opfert. Der nach seinem Ende gefeiert wird, dem Denkmäler gewidmet werden, dem die Tränen der schönsten Mädchen gelten. So wohl hatte er sich damals in diesen Träumen gefühlt und so selig war er nach den „Kämpfen“ nach Hause zurückgekehrt, um davon zu berichten.
Das hier war kein Spiel mehr. Linus wusste, seine Verfolger waren bewaffnet. Ein paar Sekunden noch, dann würden sie in der Biegung des Tunnels auftauchen. Sein Herzschlag pochte in seinem Hals, in seinem Kopf. Er überlegte nicht lange, bevor er die Pistole aus seiner Tasche zog.
„Nur für den Notfall“, hatten sich Simon und er versprochen. Linus schaute noch einmal zu den Freunden. Noch hatten sie das rettende Boot nicht erreicht. Noch waren sie zu sehen. Die Söldner durften sie nicht entdecken.
Linus schoss.
In das Schwarz des Tunnels.
Ein Feuerstoß antwortete. Leicht und schnell und laut. Dann war es still. Und Linus wurde kalt. Und dennoch trat Schweiß auf seine Stirn. Sein Herz! Linus versuchte, das Schlagen zu spüren. Hielt die Luft an. Aber da war nichts. Gar nichts nahm er wahr. Als hätte die Welt um ihn herum ausgeatmet. Metallen war plötzlich der Geschmack in seinem Mund. Er stellte sich vor, dass die stählerne Kugel, die ihn getroffen hatte, voll und ganz Besitz von ihm genommen hatte. So starr und unbeweglich lag er da.
Sein Hirn aber arbeitete noch. Linus wollte seine Hand zu seinem Hals führen, den Puls spüren. Doch seine Hand befolgte den Befehl nicht. Was war mit ihm los? Sein Hirn konnte so viele Befehle aussenden, wie es wollte. Weder Füße noch Hände reagierten. Panik breitete sich aus. Aber auch diese Panik fand kein Ziel, keinen Ausweg. Wie ein Amok springender Flummi prallte sie immer wieder zurück in sein Bewusstsein.
Er konnte sich nicht bewegen.
War er gelähmt?
Sein Blick glitt durch das Gitter hinaus auf den See. Dort konnte er zuschauen, wie im Mondlicht das Boot mit Edda, Simon und Marie endlich den kleinen Hafen verließ.
„Wartet! Nehmt mich mit!“, wollte Linus rufen. Aber auch das gelang ihm nicht mehr. Nichts war übrig von dem heroischen Gefühl, sich geopfert zu haben. Da war nur noch Fassungslosigkeit. Doch Linus wollte nicht aufgeben. Er wehrte sich gegen die Endgültigkeit, suchte nach einer Erklärung.
Der Schock!
Es war der Schock. Oder war das wirklich sein Ende? So ein beschissenes Ende? Im Dreck eines alten Tunnels; nur Zentimeter getrennt von der rettenden Freiheit. Warum war ihm so kalt? Warum überhaupt war es so still? Und warum war keiner seiner Verfolger näher gekommen? Er schaffte es nicht, den Kopf zurück in den Tunnel zu wenden. Er sah nur das Boot. In wenigen Minuten würde es hinter einer Landzunge verschwinden. Linus spürte die Tränen. Um sie loszuwerden, kniff er die Augen zusammen und konzentrierte sich. Er wollte Kontakt mit Edda und Simon aufnehmen. Wollte sich mit ihnen zusammenschließen.
Linus dachte an Edda. Das Gefühl, sich auf sie einzustimmen, gelang ihm nicht. Dieses unermesslich große Gefühl, mit einem Menschen eins zu sein ... vergeblich wartete Linus darauf. Er dachte an Eddas braune Augen, an ihr Lächeln. Er konnte ihr Gesicht erkennen, die Haare, die im Wind ihr Gesicht umspielten. Die Hand, die sich erhob, als wollte sie ihn grüßen.
Wie zum Abschied.
Edda! Edda!, schrie Linus in seinen Gedanken. Kein Ton drang aus seinem Mund. Er konnte sie nicht aufhalten. Sie sah ihn nicht und sie hörte ihn nicht.
Edda verschwand.
Angst! Linus fiel ein, dass sie ihre gemeinsame Angst zum ersten Mal „verbunden“ hatte. Hier am Boden, gelähmt und unfähig, seine Gegner zu sehen, hätte er doch unfassbare Angst empfinden müssen. Aber da war nichts. Es schien, als hätte der Schuss auch seine Angst gelähmt.
Simon! Linus vertrieb die Gedanken an Edda und kämpfte darum, Simon nahe zu kommen. Ihre wilden Monate tauchten vor seinem inneren Auge auf, und er schaffte es, das Glück ihrer Freundschaft zu empfinden. Aber er fand keinen Kontakt. Das Schiff mit den Freunden verschwand in der Nacht. Und es war, als wäre mit dem Verschwinden des Bootes die Welt um Linus erfroren.
Der Mond war wieder hinter schwarzen Wolken verschwunden, der Wind hatte sich gelegt, und noch bevor Linus ihn fühlen konnte, kündigte sich aus seinen Eingeweiden ein unerträglicher Schmerz an. Linus rang mit der Müdigkeit. Seine Augen wollten sich schließen. Er kämpfte dagegen an. Es war, als flüstere ihm jemand ein, dass er niemals die Augen schließen dürfe, dass er niemals einschlafen dürfe. Todmüde sackte der Kopf von Linus nach vorn. Erschrocken riss er ihn wieder hoch. Doch er konnte ihn nicht halten.
Der Kopf wankte. Plötzlich aber empfand Linus nur noch Leichtigkeit. Ihm war, als beginne er zu schweben. Kein Schmerz, keine Trauer mehr. Der metallene Geschmack in seinem Mund war verschwunden.
Er selbst war verschwunden.
Linus nahm sich nicht mehr wahr, wie er es gewohnt war. Er musste nicht schauen, um zu wissen, wo er sich befand. Kein Raum. Keine Zeit. Um ihn herum war nichts Wahrnehmbares mehr. Es gab nur das große, klare Bewusstsein, dass er war. Absolute Freiheit! Und eine unerschütterliche Sicherheit erfüllte ihn. Dass er immer war und immer sein würde. Wie hatte er jemals daran zweifeln können? Wie hatte er jemals Angst haben können? Angst vor dem Tod, vor der ersten Liebe, dem ersten Kuss. Angst vor dem Leben. Und wenn er immer war, dann galt das auch für Edda und Simon. Er konnte die Freunde nicht verlieren. Es war unmöglich.
Diese Gewissheit breitete sich wohlig in ihm aus, gab ihm die Sicherheit des Geborgenseins wie vor vielen Jahren auf den langen nächtlichen Autofahrten in die Ferien. Als der Motor eintönig brummte und er von der Rückbank den Eltern zusah, wie sie in großer Vertrautheit schwiegen, und er gewusst hatte, dass alles gut war.
Alles ist gut.
Wie banal diese drei Worte klangen. Für Linus waren sie eine Erlösung. Sie waren voll großer Wahrheit. Und einfacher Klarheit. Er hatte verstanden. Er hatte alles verstanden. Und alles war gut.
Plötzlich fiel Linus. Tiefer und tiefer. Rasend schnell. Er wollte sich festhalten, doch griff er ins Leere. Er wollte sich wehren, wollte zurück. Wollte schweben, wollte seine Freiheit behalten. Doch nur erdenschwer fühlte er sich. Lichter strahlten ihn an, verschwanden. Tauchten wieder auf. Im immer gleichen Rhythmus. Und wieder erfüllte der Geschmack von Metall seinen Mund. Es gab keinen Weg zurück in die Leichtigkeit. Die Lichter gaben einen Rhythmus vor. Und dann begriff Linus, dass er auf einer Trage lag und durch den Gang eines Krankenhauses geschoben wurde. Über ihm verschwanden die Neonleuchten an der Decke und tauchten wieder auf.
„Schusswunde! Starker Blutverlust. Nicht ansprechbar. Identität unbekannt.“ Die Stimmen gingen durcheinander. Und Linus nahm das Quietschen der Gummisohlen auf dem Linoleum wahr. „Starker Blutverlust. Abdomen geschwollen!“
Menschen in Weiß rollten ihn im rasenden Tempo über den Flur und durch eine Flügeltür.
„Schockraum. Los! Schwingt die Keulen!“
Gar nichts war gut!
Linus spürte eine Maske auf seinem Gesicht. Sauerstoff strömte in seine Nase, seinen Mund. Wie absurd, dachte Linus, und er ahnte, dass man versuchen würde, ihn zu retten. Gegen seinen Willen. Er hatte keine Chance zu protestieren. Er rollte weiter und weiter, den Lichtern folgend. Und dann – durch die vor- und zurückpendelnde Tür zum Schockraum – erkannte Linus erleichtert ein vertrautes Gesicht. Ein alter deformierter Kopf mit traurigen Augen.
Olsen.
Die Falten auf seiner Stirn drängten wie Wellen streng zur Nasenwurzel, um nicht wie das dumme Abbild eines heulenden Clowns zu erscheinen. Dennoch sah Linus, wie sich Olsen Tränen aus dem Gesicht wischte; mit blutiger Hand.
[3105]
Bewusstlos lag Marie vor ihnen auf dem Krankenbett. Der Schiffsarzt hatte keine Diagnose, außer Erschöpfung, stellen können. Aber ihr Gesicht war eingefallen, die Ringe unter den Augen tief, die Haut fahl und stumpf wie altes Pergament. Es schien, als sei die Behandlung durch gene-sys, die Flucht und die Seefahrt einfach zu viel für sie gewesen. Während der gesamten Fahrt hatte sie kaum gesprochen, und jetzt brauchte man kein Arzt mehr zu sein, um zu erkennen, wie schlecht es ihr ging. Seit einigen Stunden hatte sie das Bewusstsein verloren.
„Man muss doch irgendwas tun können!“, fuhr Edda Schifter an, der mit ihr und Simon im Raum war. „Irgendwas, das hilft“, schimpfte sie.
Sie wollte den Gedanken nicht akzeptieren, dass sie all die Schwierigkeiten auf sich genommen hatten, all die Gefahren ... dass sie vielleicht sogar Linus verloren hatten, um Marie zu retten. Und nun starb sie hier einfach auf diesem rostigen Kahn? Niemals!
„Sie ist sehr alt“, sagte Schifter.
„Sie ist jünger als mancher von uns“, schimpfte Edda laut und trotzig. „Nur ihr Körper ist alt.“ Sie wusste, dass sie sich im Ton vergriffen hatte, und schwieg. Kurz warf sie einen Blick auf Simon, wandte sich wieder zu Marie und strich ihr eine Strähne aus der Stirn.
„Vielleicht ...“, durchbrach Schifter die Stille, „vielleicht kann doch jemand etwas für deine Großmutter tun.“
Er verschwand. Edda und Simon verharrten in ihrem Schweigen, wie pubertierende Kinder in ihrer ersten Tanzstunde.
„Was ist los – mit uns?“, fragte Simon schließlich. Edda wirkte, als hätte sie ihn nicht gehört, dann drehte sie sich um und sah ihn an. In diesem Moment öffnete sich die Metalltür zu der Krankenstation und ein junger Mann betrat den Raum. Simon taxierte ihn. Der Mann war vielleicht zwanzig und er war Simon auf Anhieb unsympathisch. Zum einen, weil er ihn bis auf ein knappes Nicken kaum beachtete und sich sofort nur mit den beiden Frauen im Raum beschäftigte. Zum anderen, weil er so viel Ruhe und Souveränität ausstrahlte, wie sie Simon in dieser Situation selbst gern gehabt hätte.
„Ich bin Gopal“, sagte er. „Ich würde gern versuchen, Marie zu helfen“, fuhr er fort, nachdem er einen Blick auf Eddas Großmutter geworfen und eine Weile seine Hände an ihre Schläfen gelegt hatte.
„Mit Handauflegen?“, fragte Simon provozierend. „Immer wenn ihr uns helfen wolltet, ist alles nur noch schlimmer geworden.“
Die Worte klangen schärfer, als er es gewollt hatte, aber anstatt sich zu bremsen, ließ er sich vom Teufel reiten und fuhr fort. „Ihr alle labert ständig von großen Plänen ... Kritische Masse! Scheiße! Ihr könnt uns ja nicht mal schützen. Und ihr habt keine Ahnung, was mit Linus passiert ist!“
„Weil wir momentan keinen Kontakt nach Berlin haben“, sagte Gopal ruhig. „Die Verbindung ist direkt nach eurer Flucht abgebrochen. Selbst Bixby hat sich nicht gemeldet.“
„Das hat Schifter uns auch schon gesagt!“
„Jetzt hat die Situation hier Priorität“, sagte Gopal ruhig, wandte sich zu Marie und noch einmal zurück zu Simon. „Eure Aktion wäre ohne unsere Hilfe mit Sicherheit noch schlimmer ausgegangen. Man kann wirklich nicht gerade von einer organisatorischen Meisterleistung sprechen.“
Mit einem Mal kam Simon sich vor wie ein Idiot, was ihn noch wütender machte. Dies war eben seine Art, mit der Erschöpfung und der Hoffnungslosigkeit umzugehen, die ihn und Edda nach der Flucht überfallen hatte, dachte er. Sollte sich dieser arrogante Typ doch ins Knie ficken.
Schifter hatte den Raum betreten und verhinderte, dass Simon antwortete. Gopal kümmerte sich wieder um Marie.
„Die Daten, die wir vom Teufelsberg haben, reichen nur bis Weihnachten“, sagte Schifter, der die Auseinandersetzung mitbekommen hatte. „Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr zu unseren Überwachungstools für gene-sys. Hat vielleicht damit zu tun, dass Greta alles hat sperren lassen. Bis dahin haben wir fast zu jedem Zeitpunkt gewusst, was dort vor sich ging.“
Ungläubig schaute Simon Schifter an.
„Ihr wollt gewusst haben, was gene-sys treibt? Seid ihr die CIA hier auf eurem rostigen Schiff, oder was? Warum habt ihr nichts unternommen?“
„Wir arbeiten dran, besser zu sein als die CIA“, sagte Gopal ungerührt.
„Oh, Gott!“, winkte Simon ab. Einfach unerträglich!, fluchte er innerlich.
„Was hätten wir denn deiner Meinung nach unternehmen sollen? Die Polizei rufen?“, fragte Gopal.
„Whatever, Mann!“
Simon verstummte. Weniger weil er den Streit mit Gopal beenden wollte, sondern weil er gesehen hatte, wie Edda genervt den Kopf über ihn schüttelte.
Gopal wandte sich Marie und Edda zu. Seine Stimme wurde vertraulich.
„Die Behandlung durch Greta muss Marie unendlich erschöpft haben. Ehrlich gesagt ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebt“, sagte er leise zu Edda. „Zum Glück sind die Frauen in deiner Familie wirklich außerordentlich stark.“
Er lächelte und Edda lächelte dankbar zurück. Gopals Aufmerksamkeit tat ihr gut.
„Was meinst du mit ‚Behandlung‘? Und wieso ist es ein Wunder, dass sie noch lebt?“, wollte sie wissen.
„Greta hat etwas aktiviert, was seit Jahren in Maries Innerstem verborgen war. Offenbar aus sehr gutem Grund verborgen.“
Ohne ein weiteres Wort drehte Simon sich um und verließ die Krankenstation. Er konnte diesem Idioten und seinem salbungsvollen Geschleime einfach nicht länger zuhören. Schifter wechselte einen Blick mit Gopal, dann folgte er Simon hinaus.
„Ich würde gern versuchen, deine Großmutter davon zu befreien“, fuhr Gopal fort.
„Wie?“
„Ich möchte sie erwecken. Aber dazu brauche ich deine Erlaubnis.“
„Denkst du, sie schläft?“
„Nein, ich denke, dass sie sich seit einer Hypnose, in die sie durch ihren Vater versetzt wurde, in einer Art Trance befindet.“
„Ihr Vater?“, sagte Edda erstaunt. „Das ist mein Urgroßvater Carl Bernikoff. Der ist am 2. Mai 1945 gestorben, in einem U-Bahntunnel von Berlin.“
Gopal nickte.
„Und seitdem lebte Marie in Hypnose?“, fragte Edda ungläubig.
„Das ist möglich“, erklärte Gopal „Eine Hypnose, die nicht beendet wird, kann ewig dauern – ohne dass der Hypnotisierte oder andere um ihn herum es bemerken.“
„Das hätte ihr mein Urgroßvater doch niemals angetan!“
„Was, wenn er starb, bevor er dazu kam, sie zu erwecken?“, fragte Gopal.
„Bist du Arzt?“, wollte Edda wissen.
„Sagen wir, ich hab eine Gabe“, fuhr er fort, als ob dies als Erklärung genüge. „Nach allem, was wir in den gene-sys Aufzeichnungen, die wir gehackt hatten, gesehen haben, sind wir uns sicher, dass deine Großmutter sich fast ihr ganzes Leben in einer Trance befunden hat. Greta hat das durch diese Trance Verdrängte mit ihrer rücksichtslosen Pfuscherei tangiert – wie einen mentalen Krebs, der sich jetzt im Bewusstsein deiner Großmutter verbreitet. Wir müssen sie erwecken und diese Bilder und Gefühle beenden. Bevor es zu spät ist.“
Edda blickte Gopal in die Augen. Dunkel und mandelförmig, fast wie die eines Asiaten. Und obwohl seine Nachricht etwas Furchtbares hatte, spürte Edda zum ersten Mal, seit sie aus Berlin entkommen war, so etwas wie Entspannung. Sie ließ sich auf den Hocker fallen, der neben Maries Bett stand, und schaute auf den Brustkorb ihrer Großmutter, der sich hob und senkte. Wut und Trauer stiegen in ihr auf, als sie die Frau, die sie fast ihr ganzes Leben begleitet hatte, so hilflos vor sich liegen sah.
„Was genau würde das bedeuten – sie zu erwecken?“
„Ich würde sie mit der gleichen Technik aus der Hypnose holen, mit der Carl Bernikoff sie hineinversetzt hat.“
„Woher willst du wissen, wie er das gemacht hat?“, fragte Edda misstrauisch.
Gopal nahm sich einen anderen Stuhl und begann zu erklären. „In den Aufzeichnungen, die Greta von Maries Erinnerungen gemacht hat, war auch der Moment der Hypnose durch deinen Urgroßvater. Aber daraus alleine ließe sich seine Technik nicht rekonstruieren. Das Großartige ist, dass Carl Bernikoff vor langer Zeit einmal auf dieser Plattform war.“
„Wie bitte?“ Edda konnte das nicht glauben.
„Ja. Wir haben ein altes Tagebuch des leitenden Offiziers hier gefunden. Er hat die Begegnung genau festgehalten. Dein Urgroßvater war im Januar 1944 heimlich auf dem Weg von Cuxhaven nach Dover, als der Kutter, mit dem er unterwegs war, havarierte. Die britischen Soldaten, die damals auf der Plattform stationiert waren, hatten ihn und die Besatzung gerettet. Nach ein paar Tagen dann wurden sie wieder abgeschoben nach Deutschland. Und wahrscheinlich um sich die Zeit zu verkürzen, hat Carl Bernikoff ein paar Zauberkunststücke und Hypnosen vorgeführt.“
Edda hatte staunend zugehört. Das konnte doch alles kein Zufall sein, dass nun sie, siebzig Jahre nach ihrem Urgroßvater, auf derselben Plattform im Meer gelandet war.
Gopal wandte sich wieder Marie zu. Mit seinen Händen berührte er sie an den Chakra-Punkten und hielt die Augen geschlossen. Edda beeindruckte die Sicherheit, die Gopal ausstrahlte. Vor allem, wenn sie dagegen ihre eigene Unsicherheit sah, oder die von Simon. Was war es doch für eine gequirlte Kacke, die Greta ihnen hatte einreden wollen. „Auserwählt“. „Kritische Masse“. In Wirklichkeit waren sie nichts als schrecklich verpeilte Teenager.
Sie schwiegen eine Weile.
„Der Arzt hat recht. Körperlich ist Marie auf alle Fälle gesund“, sagte Gopal schließlich. „Aber die psychische Anstrengung, das Wieder-Erleben der verschlossenen Erinnerungen ist mit der Wiederholung tiefer Gefühle verbunden. Jetzt kommt noch hinzu, dass sie etwas erleben musste, was ihr ganzes Leben verdrängt war.“
„Aber was ist das?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Dank unserer Überwachung wissen wir nur, dass es einen Blackout in den Aufzeichnungen gab, die Greta und ihr Helfer von Maries Erinnerungen gemacht hatten. Einen Blackout in dem Moment, als sie Hitler begegnete. Hat sie dir davon erzählt?“
Edda sah, wie eines von Maries Augenlidern leicht und kaum wahrnehmbar zuckte; träumte sie? War es ein Zeichen dafür, dass in Marie etwas vor sich ging? Etwas, worauf vielleicht niemand mehr Einfluss haben würde? Nicht einmal sie selbst? Edda musste an ihre Mutter denken, die geisteskrank war. Was, wenn jetzt auch Marie so enden würde? Wenn es jeden von ihnen treffen würde – auch Edda. Tränen stiegen in Eddas Augen. Sie empfand Trauer, die zu Hass wurde. Hass auf Greta, die Frau, die für die Organisation arbeitete, deren Machenschaften sie alle in diese verzweifelte Situation manipuliert hatten. Die alles zerstörte, was Edda lieb war. Edda hob den Kopf.
„Nein, ich weiß nur, dass sie mit Bernikoff im »Wintergarten« auftreten wollte, um Hitler zu hypnotisieren. Vielleicht ist es das.“ Sie erinnerte sich an ihren Traum, bevor sie Meyrink in seine Wohnung gefolgt war. „Was kann ich tun, um ihr zu helfen?“
Simon lehnte sich gegen einen Windfang, der ihn vor der kalten Gischt schützte, die ab und an von den Windböen über die »Shiva« getragen wurde. Von einem der Matrosen hatte er sich eine Zigarette geschnorrt und Feuer geben lassen. Nun versuchte er krampfhaft, sie in der kalten Luft zu genießen und sich durch das Nikotin zu beruhigen. Es gelang ihm nicht. Der Tabak schmeckte beschissen in der Kälte, der Rauch schmerzte in den Lungen und die Gischt hatte den Filter feucht gemacht und eingesalzen.
„Hier bist du!“
Simon sah auf, zog noch einmal an der Zigarette und wollte sie über Bord schnipsen, als eine mächtige Böe sie zurück und direkt in sein Gesicht schleuderte, wo sie wie ein glühender Moskito herumhüpfte und seine Haut verbrannte. Wütend schlug Simon sie mit der Hand weg.
„Wir müssen reden“, sagte Schifter.
Simon nickte.
„Wir brauchen eure Hilfe.“
„Kann ich vielleicht erst mal was zu essen haben?“, fragte Simon trotzig. Schifter lächelte und führte Simon unter Deck in die leere Messe.
[3106]