© Verlag KOMPLETT-MEDIA GmbH
2014, München / Grünwald
www.der-wissens-verlag.de
ISBN (ebook) 978-3-8312-5741-6
Illustrationen: Luise Kloos, Graz
Design Cover: Heike Collip, Pfronten
Satz: Pinsker Druck und Medien, Mainburg
eBook-Herstellung und Auslieferung:
HEROLD Auslieferung Service GmbH
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Quelle der biblischen Texte:
„Die Heilige Schrift des alten und neuen Bundes.“
AT: übersetzt von Paul Riessler
NT: übersetzt von Rupert Stoor
Matthias Grünewald Verlag, Mainz (6. Auflage)
Ortrud Grön
DER SÜNDENFALL
EINE ANDERE SICHTWEISE AUF NATURGLEICHNISSE DER BIBEL
ein Weg zur Selbstbefreiung
Zum Geleit
Als Ortrud Grön mich fragte, ob ich ein Geleitwort zu diesem Buch schreiben wolle, habe ich gerne zugesagt, zum einen, weil ich die Autorin kenne und schätze, zum andern, weil ich ihre Absicht begrüße, biblische Texte als Gleichnisse zu lesen. Bereits in der Gründerphase der Psychologie des Unbewussten um 1900 begann man, Bibeltexte und religiöse Praktiken tiefenpsychologisch zu deuten. Manche Anhänger Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs, Psychologen wie Theologen, publizierten alsbald entsprechende Versuche. Etwas später entwickelte sich innerhalb der Theologie bei einer Reihe von Autoren die Einsicht, dass Religion und Theologie grundsätzlich symbolisch und gleichnishaft zu verstehen seien.
Der bekannte lutherische Theologe Wilhelm Stählin (1883 – 1975), seinerzeit Pfarrer, Religionspsychologe, Bischof und Universitätsprofessor, sprach vom „gleichnishaften Denken“ als Voraussetzung für das angemessene Verständnis der Bibel. Und sein etwas jüngerer Kollege Helmut Thielicke (1908 – 1986) bezeichnete die biblischen Gleichnisse als „Bilderbuch Gottes“. Einer der großen Theologen des zwanzigsten Jahrhunderts, Paul Tillich (1886 – 1965), hatte immer wieder auf das Symbol als die Sprache der Religion hingewiesen. In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts kam mit dem Aufschwung der Pastoralpsychologie in der deutschsprachigen akademischen Theologie, nicht zuletzt unter dem Einfluss von Paul Ricoeur und Alfred Lorenzer, zunehmend die Absicht auf, biblische Texte tiefenpsychologisch auszulegen, das heißt, sie vom Unbewussten her zu verstehen. Allerdings eignet sich dazu nicht jeder Bibeltext. Besonders bekannt für die (in sich unterschiedliche) Praxis tiefenpsychologischer Auslegung der Bibel wurden Autoren wie Joachim Scharfenberg, Eugen Drewermann, Hartmut Raguse und (als Herausgeber) Yorick Spiegel.
Ortrud Grön, die u. a. bei Karlfried Graf Dürckheim gelernt und sich Jahrzehnte lang mit der Interpretation von Träumen und ihrer therapeutischen Anwendung beschäftigt hat, sucht nun biblische Themen und Texte heraus, die aus ihrer Sicht wie Träume im Gleichnis zu lesen sind. Es geht ihr um Gefühle und Gedanken, die in Einklang zu bringen sind, um den Weg ins Leben und in immer mehr Lebendigkeit bewusst zu gehen. Dabei muss der Träumende lernen, zwischen lebensförderlichen und destruktiven Tendenzen zu unterscheiden. Freiheit und Kreativität seien jene Grundbedürfnisse, die sich in Träumen melden und vor allem der Entwicklung bedürfen. Dieser Weg der Selbstwerdung sei ein Weg der „Selbsterlösung“, wie die Autorin sagt, und der Aussöhnung mit dem eigenen Selbst. Es geht um wachsende Eigenverantwortung. Die Natur schildere dazu alle Vorgänge in der Seele des Menschen, betont die Autorin. Der Weg dorthin wird allerdings durch Gottes Impulse, die sich in den Träumen symbolisieren, initiiert. Träume sind „Gottes vergessene Sprache“, wie das die Jungianer John A. Sanford und Helmut Hark nannten, die sich dafür zweifellos auf biblische Belege stützen konnten. So sieht es auch Ortrud Grön.
Den Weg der Selbstfindung sieht Ortrud Grön oft in Zahlen symbolisiert, die auch in der Bibel eine große Rolle spielen. Sie hat für deren Verständnis ein umfassendes System der Zahlensymbolik ausgearbeitet, das sie von Fall zu Fall im Buch erläutert und am Ende noch einmal genauer darstellt.
Leserin und Leser haben eine anregende Lektüre vor sich, die sie nicht zuletzt dazu anleitet, in der Bibel ihre eigenen Entdeckungen zu machen und dabei kritisch und selbstkritisch immer wieder ihrer eigenen Realität zu begegnen. Dass ihnen dabei Gott entgegen kommt, ist für Ortrud Grön selbstverständlich.
Ich wünsche viel Freude an der Symbolik der Bibel und des eigenen Lebens, zu der die Autorin hinführen möchte.
Fürth, im Februar 2014 |
Dietrich Stollberg |
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Prof. Dr. Dietrich Stollberg |
Vorwort
Ortrud Grön hat über viele Jahre – in Gesprächskreisen, in Klöstern, in ihrer Klinik – Gespräche mit gesunden oder mit erschöpften oder mit ernsthaft erkrankten Menschen geführt über Spiritualität, Glauben oder Glaubenwollen oder nicht mehr Glaubenkönnen. Auch praktizierende und lehrende Theologen waren darunter. Diese Gespräche berührten auch die Frage nach dem Zeitgemäßen, nach der notwendigen Menschennähe überkommener kirchlicher Deutungen zentraler biblischer Botschaften, die Hintergründe einer oft schmerzlich gefühlten spirituellen Verarmung oder Distanzierung.
In vielen Gesprächen schwang die Frage danach mit, was die „Bibel“, die 1800 bis 2800 Jahre alte Textsammlung aus dem vorderen Orient, angesiedelt in der geographischen, kulturellen und geistigen Brücke zwischen
- der Religiosität des antiken Ägypten im Süden,
- den religiösen und kulturellen Vorstellungen der mesopotamischen, jüdischen und phönizischen Ackerbau- und Stadtkulturen in der zentralen und östlichen Mitte und
- dem geistigen Erbe des griechisch - römischen Hellenismus im Norden und Westen, dem heutigen Menschen im Innersten zu sagen habe. Und zwar ganz ohne den schon immer mächtigen Anspruch von Traditionen und kirchlicher Deutungshoheit.
Ortrud Grön hat, unter Heranziehung ihrer 40-jährigen Traumarbeit mit höchst unterschiedlichen Menschen und sich selbst, in diesem kleinen, aber ungemein konzentrierten spirituellen Buch die überraschend klare, zeitlos gültige Botschaft der zentralen Bibeltexte offen gelegt.
Es geht Ortrud Grön darin immer um den innersten Auftrag an uns Menschen, an uns selbst: unsere tiefsten kreativen und freiheitlichen Entwicklungswünsche, unsere Wünsche und unsere Wege nach Harmonisierung und Versöhnung mit uns selbst und unserer persönlichen Geschichte zu erkennen, die Hilfen unserer spirituellen Einbindung zu nutzen und die Verwirklichung in eigener geistiger und emotionaler Übereinstimmung wirklich zu wagen und darin nicht abzulassen.
Prof. em. Friedrich Wilhelm Schwartz, München
Inhaltsverzeichnis
Für Menschen, die nicht an Gott glauben können
Für Menschen, die dem Geist Gottes vertrauen
Interview Heide Nullmeyer mit Ortrud Grön
Schritte auf dem Weg zur Freiheit und Kreativität in Gleichnissen der Bibel
Auf dem Weg zum Baum der Erkenntnis
Zum Sämann
Zu Mann und Frau in der Schöpfungsgeschichte
Der Sündenfall
Die Taufe und der Heilige Geist
Das Lamm
Zur Zahlensymbolik 1 - 9
Zur Kreuzigung
Jona im Wal
Zur Auferstehung
Fisch und Fischer
Die drei Neunheiten als Basiszahlen für den Weg zur Freiheit und Kreativität
Zum Regenbogen
Das Gleichnis vom Weinstock und dem Weingärtner
Gleichnis vom Arbeiter im Weinberg
Zur Liebe
Gott und Mensch
Rückblick in Traumtexten zum Lebensweg des Menschen
Anhang Zahlensymbolik
Träume im Spiegel von Naturgesetzen