Professor Wladimir Ipatjewitsch Pfirsichow: Im russischen Original Persikow, von persik = Pfirsich. Möglicherweise stand der Pathologie-Professor A. I. Abrikosow für die Namensgebung Pate, der an der Klinik der Moskauer Staatsuniversität im Gebäude des Tierkundemuseums gearbeitet hat. Der ulkig klingende Name erlaubt im Russischen diverse groteske Assoziationen, so z. B. bei der Beschreibung von Pfirsichows Charakter und Aussehen. Durch den ständigen Bezug zum Pfirsich wird seine aufbrausende und pedantische Art immer ein Stück weit ins Komische gerückt.
Herzen-Straße: eine Straße im Zentrum von Moskau, seit 1920 nach dem russischen Sozialrevolutionär Alexander Herzen (1812–70) benannt, davor: Große Nikitskaja.
»Der Kopf – ein Hammer …«: Im Original: »Golova zamečatel’naja – tolkačem …« Das russische Wort tolkač bedeutet Schiebelokomotive oder im übertragenen Sinne einen sehr aktiven und durchsetzungsfähigen Menschen. Zamečatel’naja = bemerkenswert, fabelhaft. Die Übersetzung unternimmt den Versuch, mit dem Wort Hammer alle diese Bedeutungen zu treffen.
Simin-Oper: ein vom Unternehmer und Mäzen Sergej Iwanowitsch Simin (1875–1932) im Jahr 1904 gegründetes Operntheater, das nach der Oktoberrevolution nationalisiert und ab 1924 zur Filiale des Bolschoi-Theaters erklärt wurde.
Pretschistenka: Die Straße verläuft vom Kreml zum Neujungfrauenkloster und war von zahlreichen Palais gesäumt, Alexander Herzen nannte sie den »Moskauer Faubourg St. Germain«, weil in den adligen Salons sozialrevolutionäre Ideen etwa der Dekabristen vertreten wurden. 1924–26 wohnte Bulgakow selbst in unmittelbarer Nähe der Pretschistenka in der Obuchow-Gasse 9. Auf der Pretschistenka spielen auch andere Hauptwerke Bulgakows, insbesondere der Roman Das hündische Herz.
1919 wurden dem Professor von den 5 Zimmern 3 gekürzt: 1918 wurde Wohnraum verstaatlicht, in Mietshäusern Kommunalwohnungen eingerichtet, in denen Familien oft nur ein Zimmer bewohnten. Tatjana Lappa erinnerte sich, dass dort Lärm, Prügeleien, Trunksucht an der Tagesordnung waren und Bulgakow sehr unter diesen Zuständen litt.
Giacomo Bartolomeo Beccari: ein italienischer Mediziner und Naturforscher (1682–1766). Bulgakow erklärt ihn gewissermaßen zu Pfirsichows Zeitgenossen.
Mochowaja-Straße Eine Straße im Zentrum von Moskau.
Surinamische Pipa pipa: surinamische Wabenkröte (Pipa americana).
»Wlas hätte gefüttert werden müssen …«: Mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten verlor Russland 26 % des damaligen europäischen Territoriums (Polen, die baltischen Staaten, Finnland und, kurzzeitig, die Ukraine) und 27 % des Ackerlands, Krieg und Bürgerkrieg hatten das Land hart getroffen, 1920 funktionierten Produktion und Verteilung von Lebensmitteln nicht mehr, in den Städten drohten Hungersnöte.
Kriegskommunismus: So bezeichneten die Bolschewiki ihre wirtschafts- und sozialpolitischen Maßnahmen in den Jahren 1918–21, u. a. die Ausschaltung des Marktes, die Übernahme des gesamten Warenverkehrs in staatliche Regie, die Einführung der Planwirtschaft, man sprach von der »Militarisierung der Arbeit«.
»der damalige Volkskommissar für Bildung«: Anatoli Lunatscharski (1875–1933) leitete von 1917–29 das Volkskommissariat für Bildungswesen, das 1917 gegründet wurde und in den 1920er- und 30er- Jahren alle Kulturbereiche in der Sowjetunion kontrollierte, u. a. Bildung, Bibliotheks- und Verlagswesen, Museen, Theater, Kino, Kulturhäuser, Kulturparks, Erholungsparks, Künstlervereinigungen, internationale kulturelle Verbindungen.
Kljasma: ein Fluss im Norden von Moskau.
»jene tragikomische Krise«: In der Hauptstadt herrschte Wohnungsmangel, Zwangskollektivierungen, Landflucht und intensive Industrieansiedlung im Großraum Moskau ließen Millionen Menschen in die Stadt strömen.
Holzpflaster: Dieses Pflaster war für metallbeschlagene Hufe und Radkränze geeignet, diese Art der Straßenbefestigung, auch in anderen Ländern üblich, diente u. a. dem Lärmschutz.
Kathedrale: Die Christ-Erlöser-Kathedrale, eine der bedeutendsten Kathedralen in Moskau, errichtet 1838–83 von Konstantin Thon (1794–1881), wurde 1931 abgerissen und 1994–98 wieder aufgebaut. Auch in Bulgakows Hauptwerk, dem Roman Meister und Margarita, spielt diese Kathedrale eine wichtige Rolle als der Ort, an dem Iwan Besdomny vor seiner mystischen Wandlung rituelle Waschungen vollzieht.
»seidene Pluderhosen – so à la 1928«: Bulgakow greift hier den modischen Entwicklungen vor, Die verfluchten Eier erschienen 1925.
Alkazar: Es gab in Moskau mehrere Restaurants mit dem Namen Alkazar. Gemeint ist offenbar jenes auf der Ostoschenka-Straße.
Wolchenka: eine Straße im Zentrum von Moskau, auf der sich die Christ-Erlöser-Kathedrale befindet.
»der Helm Christi«: die vergoldete Kuppel der Christ-Erlöser-Kathedrale.
Pseudopedien: Scheinfüßchen, Plasmaausstülpungen.
Kamera: Mit der Kamera ist keine Fotokamera im heutigen Sinne gemeint, sondern ein sehr viel größerer Kasten, in welchen die Frösche hineingelegt und der Strahlenwirkung ausgesetzt werden.
Deuteroplasma oder Deutoplasma: im Plasma einer Zelle als Reservestoffe gespeicherte Eiweiße, Fette u. a.
»… H. G. Wells … Die Riesen kommen …«: The Food of the Gods and How it came to Earth, der 1904 erschienene Roman von H. G. Wells (1866–1946) schildert, wie zwei Wissenschaftler eine Substanz entdecken, die »Götternahrung«, die das Wachstum von lebendigen Organismen beschleunigt und zu riesenhaften Formen führt. Bulgakow lieh sich von Wells für das Stück Glückseligkeit (Blaženstvo; 1933/34, zu Lebzeiten Bulgakows weder publiziert noch aufgeführt, erstmals veröffentlicht 1966) die Zeitmaschine oder für Das hündische Herz (Sobač’e serdce) das Motiv der Verwandlung von Tieren in Menschen (nach Wells’ Insel des Dr. Moreau).
Alfred Bronski: Als Prototyp für Alfred »Alonzo« Bronski fungierte offenbar Jewgenij Petrow (1902–42), der Bruder des Schriftstellers Walentin Katajew (1897–1986). In jugendlichem Alter war er Mitarbeiter der Kriminalmiliz, später ein gern gesehener, smarter und geschäftstüchtiger Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften in den unterschiedlichsten Genres, u. a. auch ab 1923 des Satiremagazins Roter Pfeffer. 1927 lernte er Ilja Ilf kennen, mit dem er die berühmten Romane Die zwölf Stühle und Das goldene Kalb schrieb. Laut Aussage seines Bruders konnte Petrow nicht einmal auf eine abgeschlossene Schulausbildung zurückblicken, worauf möglicherweise am Ende des Kapitels V angespielt wird: »Wie können Sie schreiben, wenn Sie nicht einmal imstande sind, sich einigermaßen korrekt auszudrücken? … Walentin Petrowitsch korrigiert …« Walentin Petrowitsch ist der Name und Vatersname Katajews.
Roter Oktober, Roter Pfeffer, Rote Zeitschrift: Alle diese Zeitschriften (sogar der Rote Rabe) haben tatsächlich existiert. Bulgakow präsentiert sie hier in einem grotesk wirkenden Sammelsurium.
»… Gepehuh …«: GPU, Gosudarstvennoe političeskoe upravlenie, Staatliche Politische Verwaltung; seit 1922 Bezeichnung für die Geheimpolizei, die aus der von Felix Dserschinski gegründeten Tscheka hervorgegangen war.
Schifffahrtskapitän, Käpt’n Stepanow: Laut Konstantin Paustowski arbeitete bei der Zeitschrift Gudok (Signal) ein »Schreiberling«, der als »Käpt’n Gusseisenbein« bekannt war und auch tatsächlich ein metallisches Bein hatte.
Rat der Volkskommissare: 1917 eingerichtet, von 1923–46 das oberste ausführende und gesetzgebende Organ der UdSSR.
»Iksjüsmi –, röchelte der Hörer«: Im Original spricht es aus dem Hörer deutsch. Entsprechend ist nicht von der New York Times, sondern vom Berliner Tageblatt die Rede.
Malaja Bronnaja: eine Straße im Zentrum von Moskau, ein wichtiger Schauplatz des Bulgakow’schen Hauptwerks Meister und Margarita.
Steklowsk: benannt nach Juri Michailowitsch Steklow (1873–1941), bekannter Revolutionär, Historiker und Publizist.
Kostroma: ein Verwaltungsbezirk nordöstlich von Moskau.
Tschitschkin – Butter und Käse: Alexander Tschitschkin (1862–1949), ein russischer Unternehmer, tätig vor allem in der Milchindustrie.
»Und am Abend brummte und rumorte das Städtchen Steklowsk wie ein Bienenkorb, überall rollten bedrohliche Worte …«: Auch im russischen Original ein stark ausgeprägter Vokalismus: »A k večeru gorodok Steklovsk gudel i kipel, kak ulej i po nëm katilos’ groznoe slovo ›mor‹.« Um die düstere Wirkung der Vokale auch in der Übersetzung nachzubilden, wird das Wort mor = Massensterben aus diesem Satz in den nächsten verschoben.
Entre nous soit dit: unter uns gesagt.
Lubjanka: ein Platz im Moskauer Stadtzentrum, Sitz der Geheimpolizei.
Nikitalein: im russischen Original Vasen’ka, die Koseform von Wassilij.
Professor Rossolimo: Grigorij Iwanowitsch Rossolimo (1860–1928), ein berühmter Neuropathologie-Professor an der Moskauer Universität.
Walentin Petrowitsch: Siehe Anmerkung zu Alfred Bronski.
Muir & Mirrielees: abgekürzt M & M, das erste russische von den schottischen Unternehmern Andrew Muir (1817–99) und Archibald Mirrielees (1797–1877) gegründete Kaufhaus in Moskau, 1857–1922, ab 1922 verstaatlicht und als ZUM (Centralnyj universal’nyj magazin) auf der Petrowka weitergeführt.
Lefartowo: Stadtviertel in Moskau, östlich des Kremls, bis heute Standort von mehreren Militäreinheiten und Akademien.
Genosse Federvich-Ferkel: im Russischen Ptacha-Porosjuk, von ptacha = Vogel und porosenok = Ferkel.
Teatralny Projesd, Neglinny Gasse: Straßen im Stadtzentrum von Moskau.
»Hühnerkadaver auf der Chodynka«: Bulgakow spielt offenbar mit der Tatsache, dass es auf dem Chodynskoje-Feld (Chodynka) im Nordwesten von Moskau am 18. März 1896 während der Krönungsfeierlichkeiten des Zaren Nikolaus II. zu einer Massenpanik kam, in deren Folge 1389 Personen auf tragische Weise den Tod fanden.
Mosgesabt: Moskauer Gesundheitsabteilung.
Eremitage: ein Garten im Moskauer Stadtzentrum.
Schrammel und Taschkin: im Russischen Šrams und Karmančikov, von karman = Tasche.
Ardo und Argujew: abgeänderte Namen der bekannten Kabarettdichter Abram Argo (eigentl. Goldenberg, 1897–1968) und Nikolaj Adujew (1895–1950).
Wsewolod Meyerhold: Wsewolod Emiljewitsch Meyerhold, 1874–1940, bedeutender Theaterregisseur, hatte eine radikal antirealistische Bühnenkunst entwickelt, nach 1919 war er Leiter der neuen staatlichen Verwaltungsabteilung für Theater und Schauspiel und arbeitete ein Programm des neuen russischen Theaters aus; weil Lenin und anderen seine Aufführungen nicht gefielen, verlor er seinen Posten, 1922–24 leitete er das Moskauer Künstlertheater. Meyerholds tragischer Tod in den Verfluchten Eiern ist ein Scherz Bulgakows.
Boris Godunow: ein Drama von Alexander Puschkin (1799–1837).
Ehrendorg: eine Anspielung auf den Schriftsteller Ilja Ehrenburg (1891–1967).
Aquarium: ein kleiner Garten im Moskauer Stadtzentrum mit einer Freilichtbühne, Cafés und Attraktionen, der von den Besuchern mehrerer naher Theater frequentiert wurde.
Faul-Peltzki: im Russischen Lenivcev, von lenivyj = faul. Möglicherweise eine Anspielung auf den Salondichter und Satiriker Nikolaj Agniwzew (1888–1932), der in den 1920er-Jahren zahlreiche zeitkritische Couplets verfasste.
Theater Korsch: das größte Moskauer Privatschauspielhaus, gegründet vom Theaterunternehmer Fjodor Adamowitsch Korsch (1882–1932).
Edmond Rostands Chantecler: ein Drama, das Edmond Rostand (1868–1918) 1910, Jahre nach seinem Erfolg Cyrano de Bergerac schrieb; es handelt im Stil einer Tierfabel vom Hahn, der glaubt, er habe die Macht, den Tag herbeizurufen. In Wirklichkeit zählte das Stück nicht zum Repertoire des Korsch-Theaters.
»Im Zirkus des einstigen Nikitin«: Dmitri (1835–1918), Akim (1843–1917) und Pjotr (1846–1921) Nikitin, gründeten in Moskau verschiedene Zirkusse; ein Zirkus, der ab 1919 verstaatlicht wurde und dann der »2. Staatszirkus« hieß, stand an der Großen Gartenstraße. In Das hündische Herz erwähnt auch Professor Preobraschenski diesen Zirkus, und Bulgakow siedelte im Roman Meister und Margarita das Theater Varieté im Gebäude an der Großen Gartenstraße an.
Samara: Stadt und Verwaltungsbezirk südöstlich von Moskau an der Wolga.
Kaluga: Stadt und Verwaltungsbezirk etwa 200 km südwestlich von Moskau.
Worenesch: Stadt und Verwaltungsbezirk etwa 500 km südsüdöstlich von Moskau.
Wolokolamsk: Stadt etwa 125 km nordwestlich von Moskau, während des Aufstands 1905 ein Zentrum der Arbeiterbewegung.
Krähwinkel: Bulgakow nennt das Dörfchen mit dem selbst erfundenen Namen Sjumkin Vyselok.
Ordubad, Culfa und Karabulak: Städte in Aserbeidschan und Inguschetien im Nordkaukasus (Karabulak).
Sondertroika: eine im Jahr 1919 von Felix Dserschinski ins Leben gerufene Form der operativen und exekutiven Kommandos mit Sondervollmachten.
Freiwillhuhn: im Russischen Dobrokur, eine Abkürzung für Freiwillige Vereinigung zur Hühnerzucht in Anlehnung an die in den 1920er-Jahren gegründeten Vereinigungen Freiwillflug (Dobrolet) und Freiwillchem (Dobrochim).
Journalist Koletschkin: Eine Anspielung auf den bekannten Glossenschreiber Michail Kolzow (1898–1942).
Mr. Hughes: Charles Evans Hughes (1862–1948), amerikanischer Politiker, 1921–25 Außenminister der USA unter Präsident Warren G. Harding.
»im riesigen Saal der Zebuku auf der Pretschistenka«: Die Zekubu (siehe nächste Anmerkung) befand sich seit 1922 in der Pretschistenka 16, im Gebäude des heutigen Zentralen Hauses der Wissenschaften.
Zebuku: Central’naja komissija po ulučšeniju byta učenych, Zentralkommission zur Verbesserung der Versorgung von Wissenschaftlern.
Alexander Semjonowitsch Vluch: im russischen Original: Aleksandr Semenovič Rokk. Die russische Schreibweise ist eigentümlich und wirkt konstruiert. Der Name verweist auf den Titel des Romans Rokovye jajca (wobei jedoch das Wort rok mit nur einem k geschrieben wird), der sich demnach auch als Rokks (Vluchs) Eier deuten lässt.
Sowchos: Abkürzung von sovetskoe chozjajstvo = Sowjetwirtschaft, ein landwirtschaftlicher Großbetrieb in der Sowjetunion.
»Schwabe an der Schmiedebrücke«: das wichtigste Moskauer Geschäft für Optik und medizinische Geräte, gegründet vom Schweizer Kaufmann Theodor Schwabe (1814–80). Die Schmiedebrücke (Kuzneckij most) ist eine zentrale Einkaufsstraße in Moskau.
»Die Julidämmerung kroch heran«: offenbar ein Versehen Bulgakows, der diesen Teil des Kapitels mit »Es war ein sehr sonniger Tag im August« begann.
Smolensk: Stadt und Verwaltungsbezirk im Westen des Landes.
Scheremetjew: alter russischer Adel, die sehr reiche Familie war mit den Romanows verwandt.
Freiwillchem: Gemeint ist die von Leo Trotzki im Mai 1924 initiierte »Gesellschaft der Freunde der chemischen Verteidigung und Wirtschaft«, Dobrochim.
Konzowka: vom Russischen konec = Ende. Der Name des Dorfes ist möglicherweise eine Anspielung auf den nahenden Untergang.
»Verschwand … zerrann … erlosch …«: Zitat aus dem Duett der Lisa und Pauline aus der 3. Szene der Oper Pique Dame von Peter Tschaikowski (1840–93); Libretto: deutsch von Irene Alberti).
Zwieback-Kwas: ein traditioneller russischer Brottrunk.
»den Revolver über die Erde schleifte«: offenbar ein Flüchtigkeitsfehler Bulgakows: Es ist hier vom Revolver die Rede, obwohl Polajtis eine kleine Maschinenpistole und ausdrücklich nicht den Revolver bei sich hat.
Wanja Sytin: Iwan Sytin (1851–1934), ein russischer Großverleger, -unternehmer, -buchhändler und Volksaufklärer. Zu seinen Zeitungen zählte u. a. Russkoe slovo (Das russische Wort), Vokrug sveta (Um die Welt) und Knigovedenie (Buchkunde).
Künstlertheater: Das berühmte, 1898 von Konstantin Stanislawski und Wladimir Nemirowitsch-Dantschenko gegründete Moskauer Theater MChaT.
Fjodor Ioannowitsch: Eine 1868 verfasste Volkstragödie von Alexej Tolstoi (1817–75) über den Sohn von Iwan dem Schrecklichen. Das Stück zählte zum festen Repertoire des Moskauer Künstlertheaters MChaT, vergleichbar etwa der Tschechow’schen Möwe.
Wasserturm-Platz: russisch: Kalančevskaja ploščad’, ab 1933 Komsomolskaja ploščad’, ein Platz im Zentrum von Moskau mit drei Bahnhöfen, dem Leningrader (bis 1923 Nikolaus-Bahnhof), dem Jaroslawler und dem Kasaner Bahnhof.
Tretjakow-Galerie: ein Kunstmuseum in Moskau, neben der Leningrader Eremitage eine der berühmtesten und bedeutendsten Kunstsammlungen Russlands, deren Werke hier offenbar gerettet werden sollen.
»Schlagt sie tot –, scholl es […] Macht sie platt, das Geschmeiß … Es lebe Russland!«: Die herausgebrüllten Parolen lassen die Erinnerung an Judenpogrome lebendig werden.
»der bestrahlten nächtlichen Luft«: Es hieß zwar »Am Morgen zog durchs schlaflose Moskau …«, doch hier kehrt Bulgakow zur Nacht zurück.
Es rettet euch kein höhres Wesen: eine Parodie auf die Internationale. Die entsprechende Strophe lautet in der deutschen Übersetzung von Emil Luckhardt: »Es rettet uns kein höh’res Wesen, / kein Gott, kein Kaiser noch Tribun / uns aus dem Elend zu erlösen / können wir nur selber tun!«
»ergraute Hauptmann der Reiterarmee«: Gemeint ist der legendäre Hauptmann der Russischen Roten Reiterarmee Semjon Michailowitsch Budjonny (1883–1973), ein Held des russischen Bürgerkriegs von 1918.
Boreas ex machina: Im russischen Original lautet der Titel des Schlusskapitels Moroznyj bog na mašine (Der frostige Gott auf einer Maschine, bzw. mit dem Auto), womit Bulgakow auf den theatralischen Kunstgriff Deus ex machina (Der Gott aus der Maschine) anspielt. Boreas war der altgriechische Gott des Nordwinds.
Es geschah am 16. April des Jahres 1928, gegen Abend: Der Zoologieprofessor der IV. Staatlichen Universität und Direktor des Moskauer Instituts für Tierkunde Pfirsichow[1] betrat sein Kabinett im selbigen Institut, welches da steht in der Herzen-Straße[2]. Der Professor entfachte oben die matte Kugel und sah sich um.
Die Saat der entsetzlichen Katastrophe, so viel ist sicher, wurde gelegt am besagten unseligen Abend, und ihr Verursacher, auch so viel ist sicher, war besagter Professor Wladimir Ipatjewitsch Pfirsichow.
Er zählte exakt 58 Jahre. Der Kopf – ein Hammer[3] und fabelhaft: kahl, mit wuschligen Büscheln von falben Haaren. Das Gesicht glatt rasiert, die Unterlippe nach vorn gestülpt. Weshalb Pfirsichows Miene stets etwas Schnippisches an sich hatte. Auf der knalligen Nase die altmodische kleine Brille mit Silberfassung, glänzende Äuglein, nicht sonderlich groß, der Wuchs beachtlich, der Rücken leicht krumm. Sprechen tat er mit knarzigem quäkigem fisseligem Stimmchen, und eine seiner vielen Marotten war die: Sobald er was Substanzielles respektive Solides von sich gab, verwandelte er den Zeigefinger der rechten Hand in eine Sichel und kniff die winzigen Lider zusammen. Sintemalen er aber auch wirklich immer etwas Solides von sich gab, ob der immensen Gelehrsamkeit, welche er auf seinem Fachgebiet angesammelt, erschien die Sichel sehr, sehr oft vor den Augen von Professor Pfirsichows Gesellschaft. Außerhalb seines Fachgebiets indes – welches wohlgemerkt Tierkunde, Embryologie, Anatomie, Botanik und Geographie umfasste – gab Professor Pfirsichow kaum etwas von sich.
Zeitungen las Professor Pfirsichow keine, Theatervorstellungen besuchte er nie, und die Frau des Professors verließ ihn fluchtartig mit einem Tenor von der Simin-Oper[4], und zwar bereits 1913, zurück blieb ein Zettel folgenden Inhalts:
»Einfach nur grässlich deine Frösche. Meine Lebensfreude ist für immer dahin.«
Der Professor blieb danach unbeweibt und kinderlos. Ein rechter Hitzkopf, doch andererseits auch wieder versöhnlich, liebte Tee mit Moltebeere, wohnte in der Pretschistenka[5], in einer 5-Zimmer-Wohnung, wovon eines ein dürres Mütterchen einnahm, die Haushälterin Marja Stepanowna, die sich um den Professor wie ein Kindermädchen kümmerte.
1919 wurden dem Professor von den 5 Zimmern 3 gekürzt[6]. Worauf er zu Marja Stepanowna sagte:
– Sie sollten wissen, Marja Stepanowna, wenn dieser Unfug nicht aufhört, zwingen die mich noch zur Ausreise.
Kein Zweifel kann darüber bestehen, dass der Professor, gesetzt den Fall, dieser Plan wäre verwirklicht worden, ganz mühelos an jedem x-beliebigen zoologischen Lehrstuhl der Welt eine Anstellung gefunden hätte, schließlich war er als Wissenschaftler eine Kapazität allerersten Ranges, und was Lurche alias Amphibien anbelangt, konnte ihm keiner das Wasser reichen, höchstens noch William Wakle in Cambridge und Giacomo Bartolomeo Beccari[7][8]Pipa pipa.