Herausgeber:
GEO
Die Welt mit anderen Augen sehen
Gruner + Jahr AG & Co. KG, Druck- und Verlagshaus,
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
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Invasion der flinken Flieger
Von Sebastian Kretz
Zusatzinfos:
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Vor seiner Polizeiwache in einem heruntergekommenen Viertel Columbias steht Sheriff Leon Lott und blickt aus klaren, blauen Augen in den klaren, blauen Himmel South Carolinas. Für ihn ist dieser Himmel mehr als die Kulisse seiner täglichen Arbeit. Denn Lott hat etwas, das die meisten Sheriffs nicht haben. Ein fliegendes Auge, leise und unauffällig, mit dem er, wann immer er will, aus dem Himmel herab auf die Erde schauen kann, an beinahe jeden Ort seines Countys.
Sheriff Lott hat eine Drohne.
Aus einem finsteren Sportwagen der Marke Dodge wuchtet Lotts Hilfssheriff ein Gestell, etwa so lang wie die Spannweite eines Erwachsenen, ein Gewirr aus Schrauben, Stangen, bunten Drähten mit einem Rotor obendrauf. Wie bei einem Hirschkäfer ragt vorn eine Art Zange heraus. Daran ist eine Kamera befestigt.
Der Hilfssheriff lässt die Drohne steigen, sie gleitet an der Fassade der Polizeiwache entlang, jagt über den Parkplatz in Richtung Highway, weist schließlich, exakt die Position haltend, auf ein parkendes Auto. Per Funk werden die Bilder auf eine klobige Brille übertragen, die er auf der Nase trägt. Sie zeigen, ob sich in dem Auto Menschen küssen, mit Waffen bedrohen oder Geld gegen Ware tauschen.
Wenn der Sheriff es für nötig hält, kann er mit dem Hubschrauber sogar schießen. „In Situationen, die tödliche Gewalt erfordern, würden wir auch eine bewaffnete Drohne einsetzen.“
Mehr als hundert Polizeichefs aus dem ganzen Land haben bei Sheriff Lott angerufen, weil sie auch wollen, was er hat. „Unsere Drohne loszuschicken ist tausendmal billiger, als einen Helikopter einzusetzen“, sagt Lott. Etwa 99 Prozent der Polizeiwachen in den USA können sich keine bemannten Fluggeräte, wohl aber Drohnen leisten. Gesetzeshüter gelten deshalb als wichtigste künftige Kunden der Drohnenindustrie.