Ernesto J. G. Potthoff
Geschichten rund um das Segelschulschiff A. R. A. LIBERTAD
Band 68 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort des Herausgebers
Widmung
Einleitung
Vorbemerkung des Autors
Vorgänger der LIBERTAD
Die Entstehung der LIBERTAD
Das Schiff A. R. A. LIBERTAD
78 Tage an Bord der LIBERTAD
Entlang der Küste Brasiliens
Salvador da Bahía
Sturm am Äquator
Äquatortaufe
Puerto Rico
Das Bermudadreieck
New York
Über den Nordatlantik
Durch den Ärmelkanal
Bremen
Die XVI. Ausbildungsfahrt geht weiter
Gibraltar
Frau an Bord
Umbau und Modernisierung
Beteiligungen und Auszeichnungen
Benutzte Literatur
Weitere Informationen
Die maritime gelbe Buchreihe
Impressum neobooks
Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein Hotel für Fahrensleute mit zeitweilig bis zu 140 Betten. In dieser Arbeit lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.
Im Februar 1992 kam mir der Gedanke, meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzutragen, dem ersten Band meiner maritimen gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags“: Seemannsschicksale.
Insgesamt brachte ich bisher über 3.800 Exemplare davon an maritim interessierte Leser und erhielt etliche Zuschriften als Reaktionen zu meinem Buch.
Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage nach dem Buch ermutigten mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben. Inzwischen erhielt ich unzählige positive Kommentare und Rezensionen, etwa: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe“. Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights der Seefahrts-Literatur. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechselungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlich hat. Alle Achtung!
In diesem Band 68 können Sie den Bericht eines in Buenos Aires als Sohn ausgewanderter deutscher Eltern geborenen Marinejournalisten über seine Reise auf dem argentinischen Segelschulschiff „LIBERTAD“ lesen. Der Autor Ernesto Potthoff verstarb 2014 im Alter von 90 Jahren.
Dieser neue Band 68 wird einen guten Einblick in die Segelschiffseefahrt unserer Tage vermitteln.
Hamburg, im November 2013 /2014 Jürgen Ruszkowski
Dieses Buch
widme ich meiner lieben verstorbenen Frau Nélida,
die mich in all meinen Tätigkeiten stets
ermutigt und unterstützt hat
und meinen Töchtern Beatriz und Cristina,
die jeweils Verständnis für meine
Arbeit gezeigt haben.
Ernesto Juan Germán Potthoff
Geschichten rund um das Segelschulschiff A. R. A. LIBERTAD
Argentinien – für die meisten Europäer steht dieser Begriff für die weiten Pampas, kühne Gauchos, saftige Riesensteaks, grandiosen Fußball und natürlich, für den temperamentvollen, sinnlichen Tango.
Wenige jedoch, wissen etwas darüber, wie viele Schiffe der Argentinischen Marine – eine der bedeutendsten Südamerikas – deutscher Herkunft sind. Noch weniger machen sich Gedanken darüber, woher die tüchtigen Seeleute kommen, die diese Flotte bemannen.
Al einziges in Südamerika gebautes Segelschulschiff, stellt sich die „LIBERTAD“ für die Ausbildung der zukünftigen Marineoffiziere der Armada Argentina zur Verfügung.
Schon bei ihrer ersten Ausbildungsreise in 1963, steuerte die LIBERTAD den Hafen von Hamburg an. Nach über 50 Jahren bestandener Seetüchtigkeit hat das stolze Vollschiff alle Meere der Welt befahren, wobei es nicht weniger als zwanzigmal deutsche Häfen anlief.
Der Autor, Ernesto J. G. Potthoff (– 2014 im Alter von 90 Jahren verstorben –) weckt mit der unterhaltsamen Erzählung seiner Erlebnisse an Bord des Segelschulschiffes, die Sehnsucht aller und ganz besonders der Windjammerliebhaber, nach dem endlosen Meer, dem Rauschen des Windes in den Segeln und den zahlreichen Abenteuern, die unausweichlich auf dem Wege liegen.
Eine Geschichte, die mit der Fahrt über den Rio de la Plata beginnt, mit der Erinnerung an die Selbstversenkung des deutschen Panzerschiffes „ADMIRAL GRAF SPEE“, im Segel zerreißenden Sturm entlang der Ostküste Südamerikas, quer durch die bezaubernde Karibik und das Bermudadreieck, mit dem Höhepunkt der stolzen Parade vor der Freiheitsstatue in New York.
Die anschließende Überquerung des Atlantiks brachte weitere aufregende Ereignisse, bis hin zur Hilfsbereitschaft bei dramatischen Schiffsbrüchen im Ärmelkanal. Umso herzlicher war dann der Empfang bei der Ankunft in Bremen, obwohl nicht ohne politische Zwischenfälle.
Untermauert wird der Bericht über die 16. Ausbildungsreise der LIBERTAD, durch eine fachkundige Beschreibung der Segelfregatte und ihres historischen „backgrounds“.
Das reich illustrierte Buch bietet abwechslungsreiche Aspekte eines Segelschiffes, das immer noch Geschichte schreibt und – last but not least –dazu beiträgt, eine Brücke zwischen der deutschen und der argentinischen Kultur zu schlagen.
Ernesto J. G. Potthoff begleitete 1980 das Segelschiff als Marine-Korrespondent der Armada Argentina im Rang eines Kapitänleutnants.
Wie komme ich darauf, über das argentinische Segelschulschiff A. R. A LIBERTAD zu schreiben? Ich könnte ganz einfach behaupten, dass ich mich in das Schiff verliebt habe. Dazu gibt es aber noch eine Vorgeschichte.
Im Jahre 1924 bin ich in Buenos Aires als Sohn ausgewanderter deutscher Eltern zur Welt gekommen. Meine technische Orientierung verdanke ich meinem Vater, einem Maschinenbauingenieur aus Westfalen, und die Neigung zur Ästhetik habe ich von meiner Mutter, einer in St. Petersburg geborenen Künstlerin deutscher Herkunft. Nach Abschluss meiner Grundschulausbildung in der Schiller-Schule in Buenos Aires besuchte ich die Technische Hochschule ‚Otto Krause’, um anschließend mein Studium im Schiffbau zu beenden.
Nach einem kurzen Praktikum auf einer Schiffswerft gründete ich die Fachzeitschrift NAVITECNIA, die ich dann als Verleger und Chefredakteur 45 Jahre lang herausgegeben habe. Hierdurch entstand meine Verbindung zur Armada Argentina, erst als akkreditierter Journalist und später, nach theoretischer und praktischer Ausbildung auf Marineeinheiten, als Marinekorrespondent. Als solcher wurde mir vom Oberkommando der Marine die Ehre zuteil, eine Reise auf dem Schulschiff LIBERTAD anzutreten.
Der Autor Ernesto Potthoff an Bord der LIBERTAD
Im Rang eines Kapitänleutnants durfte ich an der 16. Ausbildungsreise des stolzen Segelschulschiffes teilnehmen. Auf dieses unvergessliche Ereignis komme ich noch zurück.
Knappe zwei Jahre nach dieser Reise entwickelte sich der Konflikt um die Falkland Inseln (Malvinas). Diese kriegerische Auseinandersetzung begleitete ich als Kriegsberichterstatter und erwarb anschließend den Rang eines Korvettenkapitäns. In dieser Eigenschaft hatte ich später mehrmals Gelegenheit, die LIBERTAD in verschiedenen Häfen der Welt zu besuchen, und so immer wieder meine Erinnerungen an die schönen Zeiten an Bord aufzufrischen.
Die Fregatte LIBERTAD ist zurzeit das Schulschiff der Armada Argentina. Es ist tatsächlich das erste Segelschulschiff, das in Argentinien gebaut wurde.
Zuvor aber hatte die Marine dieses Landes andere Segelschiffe, die diesem Zweck dienten.
In den ersten Zeiten der Seegeschichte bediente sich Argentinien der üblichen Kriegsschiffe, um ihre Offiziersanwärter auszubilden. Im Jahr 1872 verabschiedete der argentinische Kongress das Grundgesetz der Marine-Akademie, die erstmalig auf dem Dampfschiff „GENERAL BROWN“ etabliert wurde. Unter der Leitung des Schiffskommandanten und Mitwirkung von neun Marineoffizieren, wurden auf diesem Schiff die ersten 30 Marinekadetten ausgebildet.
Im Jahre 1874 wurde die Akademie zeitweise durch eine praktisch-theoretische Marine-Schule ersetzt, die auf dem Kanonenboot A. R. A. „URUGUAY“ eingerichtet worden war. Ab 1881 bekam die Schule ihr eigenes Gebäude in Buenos Aires, und die Marine entschloss sich, in Zukunft die Ausbildung der Seekadetten auf Segelschulschiffen zu ergänzen. Hierzu führte das wichtige Argument, dass die Seefahrt bei allem technischen Fortschritt, auch heute noch ein Kampf gegen die Elemente sein kann. Deswegen müssten die Offiziersanwärter die geeignete seemännische Erfahrung in ihre Laufbahn aufnehmen.
Auf diesen Segelschulschiffen sollten – im Rahmen einer gut definierten und durch einen Lehrplan gestützten Regelung – die Grundlagen der Seemannschaft und der militärischen Disziplin für die künftigen Offiziere gelegt werden. Eine wichtige mit der Ausbildung verbundene Aufgabe sollte die Pflege der Tradition sein – als Ansporn und Motivation.
Zu diesem Zweck veranlasste die argentinische Marine in Österreich den Bau einer speziell als Schulschiff entworfene Korvette mit doppeltem Antrieb – Segel und Motor. Das Schiff wurde 1884 auf einer Werft in Triest fertig gestellt und unter dem Namen „LA ARGENTINIA“ in Dienst genommen. Dieses erste spezifische Schulschiff der Armada Argentina vollendete fünf Ausbildungsreisen, die letzte davon 1890. Das Schiff wurde anderen Aufgaben der Marine zugeteilt, und die Offiziersanwärter mussten ihre Ausbildung ohne Praktikum auf See vollenden. Bevor das zweite spezifische Schulschiff, die Fregatte A. R. A. “PRESIDENTE SARMIENTO“, in Dienst genommen wurde, erhielten noch einige Jahrgänge der Kadettenschule ihre praktische Ausbildung auf dem Kreuzer „25 DE MAYO“.
Zwischenzeitlich machte der damalige argentinische Marineminister Martin Rivadavia dem Präsidenten den Vorschlag, für die Ausbildung des Marineoffiziers-Nachwuchses ein Segelschulschiff nach den modernsten Erkenntnissen bauen zu lassen, das gleichwohl auch Botschafter des Landes sein sollte.
Die englische Werft Armstrong, Mitchell & Co., aus Newcastle lieferte einen ersten Entwurf. Es handelte sich um eine Viermastbark mit Dampfantrieb – damals das modernste auf dem Markt. Doch, die schließlich mit dem Bau beauftragte Werft Laird in Birkenhead, nahe Liverpool, änderte die Pläne, und die argentinische Marine genehmigte das neue Konzept einer Fregatte.
Der Neubau lief am 31. August 1897 vom Stapel, und am 30. Juni 1898 wurde auf dem Schiff zum ersten Mal die argentinische Flagge gehisst. Die Fregatte erhielt den Namen PRESIDENTE SARMIETO nach dem berühmten Staatsmann und Präsidenten (1868-1874) der Republik Argentinien. Sarmiento gründete unter anderem die Marine-Akademie und gilt als der Vater der modernen argentinischen Marine.
Das Schiff verdrängte 2.733 Tonnen, war 85,50 Meter lang, 13,32 Meter breit und hatte eine Seitenhöhe von 7,55 Metern. Der mittlere Tiefgang betrug 5,47 Meter. Der Großmast maß vom Kiel 54,30 Meter. Das Schiff konnte 21 Segel und zusätzliche Lee-Segel setzen mit einer Gesamtfläche von 2.787 Quadratmetern. Eine Dreifach-Expansionsmaschine mit vier Kesseln leistete 1.368 kW (1.800 PS) und verlieh dem Schiff eine Geschwindigkeit von 13 Knoten. Die Fregatte war zu Übungszwecken mit Schnellfeuer-Geschützen und Torpedorohren bestückt, die Mannschaft bestand aus 31 Offizieren, 40 Kadetten und 275 Mann Stammcrew.
Die erste große Reise des Windjammers begann am 11. Januar 1899 unter dem Kommando von Fregattenkapitän Onofre Betbeder und führte um die ganze Welt. Nach zurückgelegten 49.000 Seemeilen lief das Schiff am 30. September 1900 nach fast zwei Jahren mit seinen 43 Seekadetten an Bord wieder in den Heimathafen Buenos Aires ein. Bis Dezember 1938 machte das damals berühmteste Schiff der argentinischen Flotte 37 große Reisen, auf denen mehr als 1.500 Kadetten ihre seemännische Ausbildung erhielten.
Kaiser, Könige und Staatsoberhäupter aus aller Welt, waren im Laufe der Zeit an Bord des Dreimasters zu Gast gewesen. Unter anderen Kaiser Wilhelm II. in Kiel, der russische Zar Nikolaus II. in Kronstadt und der deutsche Bundespräsident Dr. Friedrich Ebert in Hamburg. Die PRESISENTE SARMIENTO zeigte ebenso bei den Krönungsfeierlichkeiten für die britischen Könige Eduard VII. und Georg V., bei der Einführung der Präsidenten von den U.S.A., Chile und Mexiko, sowie bei der Eröffnung des Panama-Kanals im August 1914 die Flagge.
Eigentlich sollte die PRESIDENTE SARMIENTO schon 1938 von dem in England im Bau befindlichen Kreuzer „LA ARGENTINIA“ als Schulschiff abgelöst werden. Aber die internationale Lage, die später auch zum Ausbruch des II. Weltkrieges führen sollte, sowie auch die Beschleunigung des britischen Aufrüstungsprogramms, verzögerten die Fertigstellung des Kreuzers, so dass die PRESIDENTE SARMIENTO eine weitere und letzte Fahrt antreten musste.
Diese begann am 18. April 1938. Das Schulschiff war in den Häfen von Santos (Brasilien), San Juan (Puerto Rico), Cartagena (Kolumbien), Cristobal (Panama), New Orleans (USA), Havanna (Kuba), Charleston (USA), Hamilton (Bermudas), Ponta Delgada (Azoren), Bordeaux (Frankreich), Lissabon (Portugal), Casablanca (Marokko), Santa Cruz (Teneriffa), Dakar (Senegal) und Cabo Frio (Brasilien) ein gern gesehener Gast. Planmäßig kam das Schiff am 10. November 1938 in den Heimathafen von La Plata zurück.
Auf dieser Reise ereigneten sich – neben den üblichen Abstechern der Offiziere und Kadetten nach Washington und Paris – einige bemerkenswerte Vorgänge: als die PRESIDENTE SARMIENTO in Santos lag, lief das Fahrgastschiff „CAP ARKONA“ der Hamburg Südamerikanischen Dampfschifffahrt Gesellschaft in diesen Hafen ein. An Bord des deutschen Dampfers reiste de ehemalige argentinische Präsident General Augustin. P. Justo (1932-1938) in Begleitung des argentinischen Botschafters in Dänemark. Als der Kapitän der „PESIDENTE SARMIENTO“ von den prominenten Passagieren erfuhr, lud er sie zu einem Besuch auf der Fregatte ein, wo sie als Ehrengäste empfangen wurden.
Bedauerlicherweise, aber doch im Rahmen der Möglichkeiten der Geschehnisse auf einer solchen Reise, erwiesen sich vier Todesfälle an Bord, von denen der vierte mit einem historischen Treffen in Verbindung kam.
Wie es im Bericht über die 37. Ausbildungsreise der PRESIDENTE SARMIENTO steht, ertrank beim Baden am Strand von Marbella in Cartagena (Kolumbien) ein Matrose. Trotz sofortigem Einsatz von Schnellbooten und Flugzeugen, konnte sein Körper nicht geborgen werden. Am nächsten Tag dieses tragischen Unfalls, verstarb plötzlich ein Gefreiter an Herzversagen. Dieser wurde auf dem lokalen Friedhof beigesetzt. Alle Feierlichkeiten die in diesem Hafen vorgesehen waren, fielen aus, und das Schiff stach am 9. Juni wieder in See.
Ein weiterer Todesfall ereignete sich drei Monate später, als das Schiff nach seinem Aufenthalt in Lissabon nach Casablanca segelte, 44 Meilen vor der Küste Portugals, bei einer Windstärke von 12 m/s aus nördlicher Richtung, stürzte ein Matrose vom Vor-Royalrah (Fockmast) in die See. Bei einem Seegang der Stufe 4 (2 - 4 m hohe Wellen) verliefen alle Versuche ihn zu retten vergebens.
Kurz vor der Ankunft am Rio de la Plata, verstarb nach einer Erkrankung ein Obergefreiter, dessen Leichnam auf dem Aviso A. R. A. „FULTON“ übersetzt wurde. An demselben Tag (5. November 1938) sichtete die PRESIDENTE SARMIENTO das Geschwader des britischen Kommodoren Henry H. Harwood, bestehend aus den Kreuzern „EXETER“, „AJAX“ und „ACHILLES“. Das argentinische Schulschiff begrüßte die Admiralitätsflagge mit Salutschüssen, die von den Briten erwidert wurden.
Keiner konnte es damals ahnen, dass dieses Geschwader ein Jahr später das Schicksal des Panzerschiffes ADMIRAL GRAF SPEE bei der Seeschlacht vor Punta del Este (Uruguay) bestimmen würde.
Nach dieser letzten Ausbildungsreise, bei der die PRESIDENTE SARMIENTO 19.183 Seemeilen zurückgelegt hatte, lief das Schiff noch einmal aus, um bis zum 7. Dezember 1938 mit weiteren 799 Seemeilen auf den Flüssen Parana und Uruguay, die wichtigsten Binnenhäfen Argentiniens anzulaufen.
Dies war praktisch der Abschied des glorreichen Schulschiffes, das von 1939 an nur noch kleinere Reisen unternahm, bis es am 18. Juni 1962 aus dem aktiven Marinedienst genommen und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seit 1964 liegt das einstige Schulschiff als Staats- und Kulturdenkmal im Hafen von Buenos Aires. So endete fürs erste, die Ära der Windjammer als Schulschiffe der argentinischen Marine
Der Kreuzer LA ARGENTINA übernahm während des Zweiten Weltkrieges und darüber hinaus, diese Aufgabe, bis schließlich die LIBERTAD in Dienst gestellt wurde und die Offiziersanwärter ihre Ausbildung wieder auf einem Segelschiff vollenden konnten.
Die Existenz eines Schiffes ähnelt irgendwie der eines lebenden Wesens. Es wird durch ein technisches Team konzipiert, nach einer monatelangen Bauperiode zu Wasser gelassen, ausgerüstet, getauft und schließlich in Dienst gestellt.
Als Neubau verhält sich das Schiff, mit seiner Antriebsanlage und moderner Ausstattung, wie eine prächtige Einheit, die allen Gefahren auf See gewachsen ist. Im Laufe der Jahre veraltet das Schiff, und es treten immer mehr Mängel auf, bis es schließlich auf dem Schrottplatz endet. Schiffe, die Havarien erleiden, kommen ins Trockendock zur Reparatur, einige werden umgebaut, um anderen Zwecken zu dienen. Selbstverständlich enden auch etliche Schiffe auf dem Meeresboden infolge eines schweren Unfalles, einer feindlichen Einwirkung oder durch Naturgewalt.
Die Geschichte, über die ich berichten möchte, bezieht sich auf ein eigenartiges Schiff, das nach einer ungewöhnlich langer Bauzeit schon viele Jahre die Weltmeere befahren hat und hoffentlich noch lange weiter die Welt umschiffen wird.
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