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Alexander Lüdeke

Panzer der Wehrmacht

Rad- und Halbkettenfahrzeuge

Paul Pietsch Verlage

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Einbandgestaltung: Luis Dos Santos

 

Bildnachweis: Alle Bilder, sofern nicht ausdrücklich andere Quellen angegeben sind, stammen aus dem Deutschen Wehrkundearchiv bzw. dem Archiv Alex Lüdeke.

 

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3. Auflage 2012

 

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Lektorat: Joachim Köster

eBook-Produktion: pagina GmbH, Tübingen // v1

ISBN 978-3-613-31036-0

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Einleitung

Dieser zweite Band des Typenkompass Panzer der Wehrmacht stellt die von den deutschen Streitkräften zwischen 1933 und 1945 verwendeten gepanzerten Rad- und Halbkettenfahrzeuge in den Mittelpunkt.

Vor und während des 1. Weltkrieges war die Entwicklung dieser Art gepanzerter Fahrzeuge in Deutschland nur sehr nachlässig betrieben worden. Der Grund dafür lag darin, dass die Heeresleitung bis zum Auftauchen alliierter Tanks im Allgemeinen nur wenig Interesse an gepanzerten Fahrzeugen gleich welcher Art zeigte. Zudem hätte die bis zum Zerreißen angespannte Lage der Kriegswirtschaft sehr wahrscheinlich auch die Großserienherstellung derartiger Kampfwagen verhindert. Es fehlte schlicht an Rohstoffen, Entwurfs- und Fertigungskapazitäten.

Nach 1919 verbot der Versailler Vertrag ohnehin die Entwicklung und den Besitz gepanzerter Fahrzeuge.

Der Schwerpunkt der nach 1933 entstehenden Panzerdivisionen der Wehrmacht lag natürlich auf den Panzerkampfwagen, die auch die Schlagkraft dieser Einheiten ausmachten. Ebenso basierten die zunächst nur zur Infanterieunterstützung vorgesehenen Sturmgeschütze, sowie ein Großteil der während des Krieges gebauten Selbstfahrlafetten, auf den Vollkettenfahrgestellen von Panzerkampfwagen.

Für zahlreiche wichtige Aufgaben waren jedoch Rad- und Halbkettenfahrzeuge unentbehrlich. Daher entstand zwischen 1933 und 1945 auch von diesen Fahrzeugen eine erstaunliche Vielzahl an Typen und Ausführungen.

Die während der frühen 1920er Jahre im Einklang mit dem Versailler Vertrag in kleinen Stückzahlen gebauten Panzerwagen für Reichswehr und Polizei waren bereits bei ihrer Indienststellung veraltet und besaßen nur einen sehr geringen Kampfwert. Erst gegen Ende jenes Jahrzehnts begann die Reichswehr im Geheimen mit der Entwicklung fortschrittlicher und kampfkräftiger gepanzerter Radfahrzeuge für die Aufklärung.

Heckansicht eines Sd.Kfz. 222, Polen September 1939. (WKA)

Aus Kostengründen musste die Entwicklung dieser Fahrzeuge jedoch 1930 eingestellt werden. So entstanden stattdessen Panzerwagen auf der Basis handelsüblicher Lkw- bzw. Pkw-Fahrgestelle (Sd.Kfz. 231 6-Rad und Kfz. 13/14). Da man sich seitens der Reichswehr-, bzw. Wehrmachtsführung keinerlei Illusionen über die Leistungsfähigkeit dieser Fahrzeuge machte, vergab man schon bald den Auftrag zur Entwicklung von Nachfolgetypen.

Diese Modelle waren zwar für ihre Zeit durchaus leistungsfähig und gehörten sicher zu den besten ihrer Klasse. Zugleich waren die Baureihen der leichten und schweren Panzerspähwagen (Sd.Kfz. 221/222/223/260/261 sowie die achträdrige Ausführungen des Sd.Kfz. 231/232/233/263) kompliziert im Aufbau und in der Wartung. Unter Friedensbedingungen und in den ersten beiden Jahren des Krieges bewährten sie sich zwar noch, doch schon in Nordafrika zeigten sich ihre Schwächen allzu deutlich. Die extrem harten Bedingungen des Russlandfeldzuges bewiesen endgültig, dass die leichten und schweren Panzerspähwagen der Wehrmacht nur bedingt kriegstauglich waren.

Zwar wurde noch ein Nachfolgemodell für die schweren Panzerspähwagen der GS-Reihe entwickelt und in Serie gebaut, eine Nachfolgekonstruktion für die leichten Panzerspähwagen erreichte jedoch nur noch das Prototypenstadium. Der Krieg machte nämlich deutlich, dass der Bau zweier unterschiedlicher Modellreihen, die im Grunde ein und die selbe Aufgabe erfüllten, reiner Luxus war.

Um tiefe und rasche Panzervorstöße wirkungsvoll begleiten und unterstützen zu können, musste den Panzergrenadieren die Möglichkeit gegeben werden, mit den Panzerkampfwagen Schritt zu halten. Die Lösung bot sich in Form leichter und mittlerer Schützenpanzerwagen (SPW), die auf den Fahrgestellen bereits bei der Wehrmacht eingeführter Halbkettenzugkraftwagen basierten. Mit diesen Fahrzeugen schuf die Wehrmacht eine ganz neue Art von Kampffahrzeugen und revolutionierte die Kriegführung.

Doch ähnlich wie bei den leichten und schweren Panzerspähwagen erwies sich im Lauf des Krieges, dass auch die gepanzerten Halbkettenfahrzeuge zu aufwändig und kompliziert konstruiert waren. Die ab Ende 1943 entstandenen SPW wurden daher stark vereinfacht. Die schwierigen Geländeverhältnisse an der Ostfront führten dazu, dass SPW schrittweise die Aufgaben der Panzerspähwagen übernahmen. Zudem wurden die Halbkettenfahrzeuge auf Grund des Mangels an Vollkettenfahrzeugen immer mehr auch in die Rolle von Selbstfahrlafetten zur Panzer- und Fliegerabwehr gedrängt. Daher entstand eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten sowohl des leichten als auch des mittleren SPW, wobei letzterer zum meistgebauten gepanzerten Fahrzeug der Wehrmacht wurde.

Ein zerstörtes Sd.Kfz. 251/1 Ausf. D der 2.SS-Panzer-Division »Das Reich«, Raum Mortain (Frankreich), 12. August 1944. (NARA)

Dennoch war der Bau zweier unterschiedlicher SPW, deren Aufgaben sich nicht selten überschnitten oder gar identisch waren, ein Luxus, der wertvolle Produktionskapazitäten kostete.

Da niemals eine ausreichende Zahl von Panzerfahrzeugen zur Verfügung stand, mussten veraltete Typen weiterverwendet und Improvisationen geschaffen werden, um den Bedarf der Truppe auch nur annähernd befriedigen zu können. Zusätzlich nutzte die Wehrmacht praktisch jedes brauchbare erbeutete Fahrzeug für ihre Zwecke und schuf, besonders im besetzten Frankreich, eine Reihe von eigenen Modellen auf Basis dieser Fahrzeuge.

Die daraus resultierende Vielzahl von Versionen macht es leider unmöglich, alle in diesem Band darstellen zu können. Dennoch denke ich, dass dieser zweite Band des Typenkompass Panzer der Wehrmacht, insbesondere im Verbund mit dem ersten Band, einen guten Überblick über die von der Wehrmacht zwischen 1933 und 1945 verwendeten gepanzerten Fahrzeuge ermöglicht.

Dank

Mein Dank gilt insbesondere meiner Lebensgefährtin Martina Pohl, deren Geduld das Entstehen dieser beiden Bände erst ermöglichte, sowie Vincent Bourguignon, ohne dessen Zeichnungen und rasche Arbeit diese Bücher nicht hätten entstehen können. Auch bei all jenen, die mir die Erlaubnis zur Verwendung ihres Bildmaterials gegeben haben, möchte ich mich herzlich bedanken.

Nicht unerwähnt bleiben sollte die dankenswerte Bereitschaft des Motorbuchverlages, aufgrund der Fülle des Materials einen zweiten Band zu diesem Thema herauszugeben.

Dortmund im Herbst 2008

Alexander Lüdeke

Übersicht über die Fahrzeuge der GS-Reihe aus einem Handbuch der US-Armee. (US Army)

Glossar/Abkürzungen

(e)

Kennz. für britische Beutefahrzeuge

(f)

Kennz. für französische Beutefahrzeuge

(h)

Kennz. für niederländische Beutefahrzeuge

(i)

Kennz. für italienische Beutefahrzeuge

(r)

Kennz. für sowjetische Beutefahrzeuge

(t)

Kennz. für tschechoslowakische Beutefahrz.

Ausf.

Ausführung

FH

Feldhaubitze

Flak

Flugabwehrkanone

FuG

Funkgerät

FuPzWg

Funkpanzerwagen

gel.

geländegängig

gep.

gepanzert

IG

Infanteriegeschütz

KwK

Kampfwagenkanone

leFH

leichte Feldhaubitze

leIG

leichtes Infanteriegeschütz

leWS

leichter Wehrmachtsschlepper

MG

Maschinengewehr

MP

Maschinenpistole

Pak

Panzerabwehrkanone

PzB

Panzerbüchse

PiPzWg

Pionierpanzerwagen

PzBefWg.

Panzerbefehlswagen

PzFuWg

Panzerfunkwagen

PzKpfw

Panzerkampfwagen

PzSpWg

Panzerspähwagen

PzWg

Panzerwagen

Sd.Kfz

Sonder-Kraftfahrzeug

Sf

Selbstfahrlafette

sFH

schwere Feldhaubitze

sGrw

schwerer Granatwerfer

sIG

schweres Infanteriegeschütz

SPW

Schützenpanzerwagen

StuG

Sturmgeschütz

StuK

Sturmkanone

sWS

schwerer Wehrmachtsschlepper

ZgKw

Zugkraftwagen

Gepanzerte Vierrad-Fahrzeuge

Gepanzerter Mannschaftstransportwagen Sd.Kfz. 3

Der im Juni 1919 geschlossene Vertrag von Versailles verbot der Reichswehr den Besitz von Panzerkampfwagen, gleich ob mit Ketten- oder Räderlaufwerk. Erst durch den Zusatz von Boulogne von 1920 wurden der Reichswehr 105 gepanzerte Mannschaftstransportwagen zugestanden, die jedoch weder über Bewaffnung noch über drehbare Panzertürme verfügen durften. So produzierte die Firma Daimler zwischen 1921 und 1922 auf Basis ihres DZVR-Fahrgestells 105 Sd.Kfz. 3 genannte Fahrzeuge mit Vierradantrieb und einem hohen, kastenartigen und gepanzerten Aufbau. Die Wagen verfügten über eine sehr schmale Vollgummibereifung, so dass sie trotz ihres Vierradantriebes eigentlich nur für die Straße geeignet waren. Einige Sd.Kfz. 3 erhielten auch eine Funkausrüstung.

Für die Reichspolizei wurden zwischen 1921 und 1923 85 ganz ähnliche Fahrzeuge gebaut, die allerdings zwei Drehtürme mit je einem wassergekühlten 7,92-mm-MG 08/15 erhalten durften. Insgesamt entstanden bei Daimler 31, bei Benz 24 (beide Firmen fusionierten erst 1926) und bei Erhardt 30 dieser Schutzpolizei-Sonderwagen genannten Panzerfahrzeuge. Die Wagen unterschieden sich je nach Herstellungsfirma aufgrund der verwendeten Fahrgestelle und weiteren Details. Allen gemein war Vierradantrieb und die Möglichkeit zur Rückwärtslenkung. Letztere Eigenschaft musste jedoch auf Anordnung der alliierten Kontrollkommission entfernt werden.

Sowohl das Sd.Kfz. 3 als auch der Schutzpolizei-Sonderwagen wurden 1935 von der Wehrmacht übernommen und als Ausbildungsfahrzeuge oder Panzerfunkwagen eingesetzt. Für diese Aufgabe erhielten einige Fahrzeuge eine entsprechende Funkanlage sowie die für die frühen Funkwagen der Wehrmacht typische Rahmenantenne.

Typ:

gepanzerter Mannschaftstransportwagen

Hersteller:

Daimler

Gefechtsgew.:

12 000 kg

Länge:

5950 mm

Breite:

2200 mm

Höhe:

2725 mm

Motor:

Daimler M1574, 4-Zylinder-Benzinmotor

Hubraum:

12 020 ccm

Leistung kw/PS:

74/100

Leistungsgew.:

8,3 PS/t

Höchstgeschw.:

50 km/h (Straße)

Kraftstoffvorrat:

250 l

Fahrbereich:

300 km (Straße)

Besatzung:

3 + 12

Bewaffnung:

keine

Panzerung:

7,5–10 mm

Furttiefe:

0,7 m

Das Sd.Kfz. 3 besaß keine festeingebaute Bewaffnung. Insgesamt wurden der Reichswehr nur 105 dieser Fahrzeuge zugestanden.

Heckansicht des Sd.Kfz. 3.

Schupo-Sonderwagen auf DZVR-Fahrgestell, zu sehen im Panzermuseum Munster. (Ikeda Shinobu)

Maschinengewehr-Kraftwagen Kfz. 13 und Funk-Kraftwagen Kfz. 14

Sowohl das Kfz. 13 als auch das Kfz. 14 wurden ab 1932 als Spähfahrzeuge für die Reichswehr entwickelt und basierten auf dem Chassis eines zivilen Personenwagens der Adlerwerke mit Vierradantrieb, dem Standard 6. Dabei setzte man einfach einen winkligen, oben offenen Panzeraufbau auf das Fahrgestell des Adler-Pkw. Bis 1935 wurden von Daimler-Benz 147 Kfz. 13 und 40 Kfz. 14 gebaut.

Die Aufbauten für diese Fahrzeuge lieferte die Deutsche Edelstahl AG, Hannover-Linden. Die Bewaffnung des mit zwei Mann besetzten Kfz. 13 bestand aus einem einzigen, nur begrenzt schwenkbaren 7,92-mm-MG 13 hinter einem Schutzschild, ein Funkgerät war nicht vorhanden. Das Kfz. 14 hingegen war unbewaffnet, besaß eine Besatzung von drei Mann, eine Funkanlage und eine abklappbare Rahmenantenne auf der Wanne, durch die es leicht vom Kfz. 13 zu unterscheiden war. Trotz ihres Vierradantriebs verfügten diese Panzerwagen jedoch über keine ausreichende Geländegängigkeit. Ihre maximal 8 mm starke Panzerung schützte selbst vor Handfeuerwaffen nur unzureichend. Obwohl beide Typen 1939 veraltet waren, blieben sie insbesondere bei den Aufklärungsabteilungen der Infanteriedivisionen weiterhin in Dienst und wurden auch noch während der Anfangsphase des 2. Weltkrieges, z.B. in Polen und dem Westfeldzug, eingesetzt. Einige wenige Exemplare nahmen sogar noch am Überfall auf die UdSSR im Juni 1941 teil. Dann wurden jedoch auch die letzten Fahrzeuge aus dem aktiven Dienst abgezogen und an Ausbildungseinheiten überstellt, wo sie nach und nach aufgebraucht wurden.