Graeme Simsion
Der Rosie-Effekt
Roman
FISCHER E-Books
Sein erster Roman, ›Das Rosie-Projekt‹, wurde auf Anhieb ein Weltbestseller und in Australien mit dem »Book of the Year«-Preis ausgezeichnet. Mit dem Roman ›Der Rosie-Effekt‹ setzt der Australier Graeme Simsion seine Erfolgsgeschichte fort. Simsion war erfolgreicher IT-Berater, bis er mit dem Schreiben anfing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Melbourne.
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Erschienen bei FISCHER E-Books
Coverabbildung: W. H. Chong
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel ›The Rosie Effect‹
im Verlag The Text Publishing Company, Melbourne, Australien
© Graeme Simsion
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2014
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-403220-7
Für Anne
Orangensaft war für freitags nicht vorgesehen. Obwohl Rosie und ich das Standardmahlzeitenmodell aufgegeben hatten, was eine Steigerung der »Spontaneität« auf Kosten von Einkaufszeit, Lagerbestand und Essensresten ergab, hatten wir vereinbart, jede Woche drei alkoholfreie Tage einzulegen. Wie ich sofort voraussah, gestaltete sich die Einhaltung dieser Zielsetzung ohne formellen Zeitplan als schwierig. Nach einiger Zeit erkannte Rosie die Logik meines Lösungsvorschlags an.
Offensichtlich gut geeignete Tage für den Konsum von Alkohol waren Freitag und Samstag. Keiner von uns hatte am Wochenende regulären Unterricht. Wir konnten ausschlafen und eventuell Sex haben.
Sex durfte auf keinen Fall per Zeitplan terminiert werden, zumindest nicht offiziell, aber mir war eine Abfolge bestimmter Begebnisse aufgefallen, die seine Wahrscheinlichkeit erhöhten: ein Blaubeer-Muffin der Blue Sky Bakery, ein dreifacher Espresso von Otha’s, das Ausziehen meines Oberhemds und eine Imitation von Gregory Peck in der Rolle des Atticus Finch in Wer die Nachtigall stört. Ich hatte gelernt, die vier Begebenheiten nicht jedes Mal in derselben Reihenfolge einzusetzen, da meine Absicht dann durchschaubar gewesen wäre. Um ein Element der Unvorhersehbarkeit einzuführen, warf ich nun eine Münze, um eine der vier Komponenten zu eliminieren.
Ich hatte eine Flasche Elk Cove Pinot Gris in den Kühlschrank gelegt, der zu den Jakobsmuscheln passte, die ich am Morgen auf dem Chelsea Market gekauft hatte, doch als ich nach dem Abnehmen der Wäsche aus dem Keller kam, standen zwei Gläser Orangensaft auf dem Tisch. Orangensaft verträgt sich nicht mit Wein. Ihn vorher zu trinken würde unsere Geschmacksnerven so weit desensibilisieren, dass wir die feine Restsüße des Pinot Gris nicht mehr schmecken und den Wein somit als sauer empfinden würden. Ihn nach dem Wein zu trinken wäre gleichermaßen inakzeptabel, da Orangensaft schnell verdirbt – weshalb in Frühstückslokalen so viel Wert auf den Zusatz »frisch gepresst« gelegt wird.
Rosie war im Schlafzimmer, für eine Klärung der Situation also nicht unmittelbar verfügbar. In unserer Wohnung bestanden für den gleichzeitigen Aufenthalt zweier Personen neun Kombinationsmöglichkeiten, wobei wir uns bei sechs davon in verschiedenen Räumen befanden. In unserer idealen Wohnung, wie wir sie, bevor wir nach New York umzogen, gemeinsam spezifiziert hatten, hätte es sechsunddreißig mögliche Kombinationen gegeben, da sie ein Schlafzimmer, zwei Arbeitszimmer, zwei Badezimmer und ein Wohnzimmer mit offener Küche aufgewiesen hätte. Diese Musterwohnung hätte sich in Manhattan nahe einer U-Bahn-Station der Linie 1 oder A befunden, mit Blick aufs Wasser von einem Balkon oder einer Dachterrasse aus.
Da unser Einkommen aus einem Akademikergehalt plus der Einnahmen für zwei Teilzeitjobs als Cocktailmixer minus Rosies Studiengebühren bestand, war ein Kompromiss notwendig gewesen, und unsere derzeitige Wohnung bot keine der gewünschten Spezifikationen. Wir hatten dafür sehr viel Wert auf die Lage in Williamsburg gelegt, weil unsere Freunde Isaac und Judy Esler dort wohnten und die Gegend empfohlen hatten. Es bestand kein logischer Zusammenhang darin, dass ein vierzigjähriger Genetikprofessor und eine dreißigjährige Doktorandin in Medizin dieselbe Wohngegend bevorzugen sollten wie ein vierundfünfzigjähriger Psychiater und eine zweiundfünfzigjährige Töpferin, die ihr Domizil vor dem Explodieren der Immobilienpreise erworben hatten. Die Miete war hoch, und die Wohnung hatte diverse Mängel, um deren Behebung sich die Hausverwaltung bislang gedrückt hatte. Momentan versagte die Klimaanlage dabei, die für den späten Juni in Brooklyn durchaus erwartbare Außentemperatur von vierunddreißig Grad Celsius zu kompensieren.
Die geringere Zimmerzahl, kombiniert mit unserer Eheschließung, bedeutete, dass ich mich dauerhaft in größerer Nähe zu einem anderen menschlichen Wesen befand als je zuvor in meinem Leben. Rosies physische Anwesenheit war ein überaus positives Ergebnis des von mir eingeleiteten Ehefrauprojekts, doch auch nach zehn Monaten und zehn Tagen des Ehelebens musste ich mich immer noch daran gewöhnen, Teil eines Paares zu sein. Manchmal verbrachte ich mehr Zeit im Badezimmer als unbedingt nötig gewesen wäre.
Ich überprüfte das Datum auf meinem Handy – definitiv Freitag, der 21. Juni. Das war besser als das ebenfalls mögliche Szenarium, in dem mein Gehirn eine Fehlfunktion entwickelt hatte und Tage inkorrekt zuordnete. So jedoch bestätigte sich eine Verletzung des Alkoholprotokolls.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Rosie nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer trat. Dies war die Bekleidung, die ich an ihr am meisten schätzte, vorausgesetzt, dass »unbekleidet« nicht als Bekleidung galt. Wieder einmal überwältigte mich ihre außergewöhnliche Schönheit und ihre unerklärliche Entscheidung, mich als Partner zu wählen. Und wie immer folgte diesem Gedankengang ein unerwünschtes Gefühl: ein kurzer, aber intensiver Moment der Angst, sie könnte ihren Irrtum eines Tages bemerken.
»Was gibt’s?«, wollte sie wissen.
»Noch nichts zu essen. Ich befinde mich noch in der Phase der Zutatenzusammenstellung.«
Sie lachte auf eine Weise, die mir verriet, dass ich ihre Frage missverstanden hatte. Natürlich hätte sich ihre Frage komplett erübrigt, würden wir noch nach dem Standardmahlzeitenmodell verfahren.
»Nachhaltig produzierte Jakobsmuscheln mit einem Mirepoix aus Karotten, Knollensellerie, Schalotten und Paprika sowie Sesamöl-Dressing. Das dazu empfohlene Getränk ist Pinot Gris.«
»Soll ich irgendetwas helfen?«
»Wir brauchen heute alle unseren Schlaf. Morgen fahren wir nach Navarone.«
Der Inhalt dieses Gregory-Peck-Zitats war irrelevant. Der Effekt beruhte allein auf dem Tonfall und der damit übermittelten Botschaft, dass ich die Zubereitung der sautierten Muscheln im Alleingang kompetent und zuverlässig erledigen würde.
»Und was, wenn wir nicht schlafen können, Captain?«, erwiderte Rosie schmunzelnd und verschwand im Bad. Das Handtuchproblem wollte ich nicht weiter thematisieren – ich hatte schon vor einiger Zeit akzeptiert, dass es wahllos im Bade- oder Schlafzimmer abgelegt werden würde und damit gewissermaßen zwei Orte in Anspruch nahm.
Unsere Präferenzen, was Ordnung angeht, liegen an unterschiedlichen Enden einer Skala. Als wir von Australien nach New York umzogen, packte Rosie drei Koffer in Übergröße. Allein die Menge an Kleidungsstücken war unfassbar. Meine persönlichen Besitztümer passten in zwei Handgepäckstücke. Ich sah den Umzug als günstige Gelegenheit, meine Einrichtungsgegenstände durch verbesserte Versionen zu ersetzen. So schenkte ich meinem Bruder Trevor Stereoanlage und Computer als Ersatzteillager, brachte Bett, Haushaltswäsche und Küchengeräte in das Haus meiner Eltern in Shepparton zurück und verkaufte mein Fahrrad.
Im Gegensatz dazu vermehrte Rosie ihren umfangreichen Bestand an Besitztümern noch weiter, indem sie binnen weniger Wochen nach unserer Ankunft diverse Dekorationsobjekte dazukaufte. Das Resultat offenbarte sich im chaotischen Zustand unserer Wohnung: Topfpflanzen, überzählige Stühle und ein unpraktisches Weinregal.
Aber es lag nicht nur an der Quantität der Objekte – es bestand ferner das Problem der Organisation. Der Kühlschrank war überfüllt mit halbleeren Behältnissen für Brotaufstriche, Soßen und verderbenden Milchprodukten. Rosie hatte sogar vorgeschlagen, einen zweiten Kühlschrank von unserem Freund, Baseballfan Dave, zu kaufen. Ein Kühlschrank pro Person! Nie drängten sich die Vorteile des Standardmahlzeitenmodells mehr auf als jetzt: ein spezifiziertes Gericht für jeden Tag einer Woche, eine Standard-Einkaufsliste und optimierter Lagerbestand.
Es gab exakt eine Ausnahme in Rosies unorganisierter Lebensweise. Diese Ausnahme war eine Variable. Es handelte sich um ihr Medizinstudium, im jetzigen Moment speziell um ihre Doktorarbeit über Umweltrisiken für Frühausprägungen der bipolaren Störung. Rosie war in das Doktorandenprogramm der Columbia University aufgenommen worden unter der Bedingung, dass sie ihre Dissertation im Fach Psychologie in den Sommerferien fertigstellen würde. Der Abgabetermin war mittlerweile nur noch zwei Monate und fünf Tage entfernt.
»Wie kannst du bei einer Sache so organisiert sein und bei allen anderen so unorganisiert?«, hatte ich Rosie gefragt, als ich mitbekam, wie sie gerade einen falschen Druckertreiber installierte.
»Gerade weil ich mich so auf meine Doktorarbeit konzentriere, kümmere ich mich eben weniger um alles andere. Freud hat auch keiner gefragt, ob er das Verfallsdatum der Milch kontrolliert hat.«
»Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gab es noch keine Verfallsdaten.«
Unfassbar, wie zwei so unterschiedliche Menschen wie wir ein so erfolgreiches Paar werden konnten!
Das Orangensaftproblem stellte sich am Ende einer bereits chaotischen Woche. Ein Mitbewohner unseres Apartmentkomplexes hatte die beiden »salonfähigen« Hemden, die ich besaß, verunstaltet, da er sich im Gemeinschaftswaschraum an unserer Waschmaschinenfüllung beteiligt hatte. Seinen Sinn für Effizienz kann ich durchaus nachvollziehen, aber eines seiner Wäschestücke hatte unsere gesamte weiße Wäsche in einen ungleichmäßigen Rosaton verfärbt.
Aus meiner Sicht bestand weiter kein Problem: Meine Stelle als Gastprofessor an der Columbia Medical School war gesichert, so dass ich mir keine Sorgen um einen »guten ersten Eindruck« machen musste. Auch konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich wegen der Farbe meines Oberhemds in einem Restaurant nicht bedient werden würde. Rosies Oberbekleidung, die weitgehend schwarz war, hatte nicht weiter gelitten. Folglich beschränkte sich für sie das Problem auf ihre Unterwäsche.
Ich argumentierte, dass ich nichts gegen den neuen Farbton einzuwenden hätte und sie ja niemand sonst in Unterwäsche sehen werde, außer vielleicht ein Arzt oder eine Ärztin, die aufgrund ihrer Professionalität an derlei ästhetischen Aspekten keinen Anstoß nähmen. Aber Rosie hatte bereits versucht, das Problem mit Jerome – den sie als Urheber identifiziert hatte – zu besprechen, um eine Wiederholung auszuschließen. Dieses Vorgehen schien vernünftig, allerdings hatte Jerome erwidert, sie solle sich verpissen.
Es überraschte mich nicht, dass sie auf Ablehnung gestoßen war. Rosie hat eine sehr direkte Art der Kommunikation, was mir gegenüber recht effektiv und tatsächlich oft notwendig ist. Andere hingegen interpretieren ihre Direktheit häufig als provozierend. Jerome vermittelte nicht den Eindruck, als wolle er gern Lösungsmöglichkeiten für eine Win-win-Situation erörtern.
Jetzt verlangte Rosie, ich solle ihm »die Stirn bieten« und zeigen, dass wir uns »nicht herumschubsen lassen«. Vor genau dieser Art von Verhalten warne ich meine Kampfsportschüler grundsätzlich. Wenn beide Parteien das Ziel verfolgen, Dominanz zu demonstrieren, und so dem Algorithmus folgen, jeweils immer heftiger zurückzuschlagen, wird dies letztlich zu Invalidität oder Tod einer Partei führen. Und das alles wegen einer Ladung Wäsche!
Im Gesamtkontext der Woche war das Wäscheproblem allerdings fast unerheblich zu nennen. Denn es hatte eine Katastrophe gegeben.
Man wirft mir regelmäßig vor, dieses Wort überzustrapazieren, aber jeder vernünftige Mensch würde es als angemessene Beschreibung für das Scheitern der Ehe meiner besten Freunde ansehen, bei dem obendrein zwei minderjährige Kinder in Mitleidenschaft gezogen wurden. Gene und Claudia lebten zwar weiterhin in Australien, aber die Situation stand kurz davor, den geordneten Ablauf meiner Woche über den Haufen zu werfen.
Gene und ich hatten über Skype telefoniert, mit sehr schlechter Verbindungsqualität. Möglicherweise war Gene auch betrunken gewesen. Er schien abgeneigt, ins Detail zu gehen, denn:
Menschen sprechen generell ungern über sexuelle Aktivitäten, die sie selbst betreffen.
Er hatte sich extrem dumm verhalten.
Nachdem er Claudia versprochen hatte, sein Forschungsprojekt aufzugeben, Sex mit Frauen aus allen Ländern der Welt zu haben, hatte er dieses Versprechen gebrochen. Offenbar war das bei einer Konferenz in Göteborg geschehen.
»Ach, Don, nun zeig aber mal ein bisschen mehr Mitgefühl«, klagte er. »Wie hoch standen denn die Chancen, dass sie in Melbourne wohnt? Sie stammte aus Island!«
Ich wies darauf hin, dass ich aus Australien stamme und in den Vereinigten Staaten lebe. Damit war Genes lächerliche Hypothese, dass die Menschen in ihren Heimatländern blieben, durch ein einfaches Gegenbeispiel widerlegt.
»Okay, aber Melbourne! Und dass sie Claudia kennt! Wie hoch stehen da die Chancen?«
»Schwer zu berechnen.« Ich machte Gene darauf aufmerksam, dass er diese Frage vor der Erweiterung seiner Nationalitätenstrichliste hätte stellen sollen. Wenn er eine vernünftige Schätzung der Wahrscheinlichkeit wollte, bräuchte ich dafür allgemeine Informationen über Migrationsmuster sowie über die Größe von Claudias sozialem und beruflichem Kontaktnetz.
Und es gab einen weiteren Faktor. »Um das Risiko zu berechnen, muss ich wissen, wie viele Frauen du seit deinem Versprechen, es nicht mehr zu tun, verführt hast. Denn natürlich steigt das Risiko proportional zur Anzahl.«
»Spielt das wirklich eine Rolle?«
»Wenn du eine akkurate Schätzung willst … Ich vermute mal, die Antwort ist nicht null.«
»Don, Konferenzen – noch dazu in Übersee – zählen nicht. Deshalb fahren die Leute ja überhaupt zu Konferenzen. Jeder versteht das.«
»Wenn Claudia es versteht, wo liegt das Problem?«
»Man darf sich nicht erwischen lassen. Was in Göteborg passiert, bleibt in Göteborg.«
»Vermutlich kannte Islandfrau diese Regel nicht.«
»Sie ist in Claudias Lesegruppe.«
»Gibt es für Lesegruppen eine Ausnahme?«
»Vergiss es. Jedenfalls ist es vorbei. Sie hat mich rausgeworfen.«
»Du bist obdachlos?«
»Mehr oder weniger.«
»Unfassbar. Ist die Dekanin unterrichtet?« Die Dekanin der naturwissenschaftlichen Fakultät in Melbourne war extrem auf das öffentliche Ansehen der Universität bedacht. Sicher würde es »kein gutes Licht« auf ihre Einrichtung werfen – um einen beliebten Ausdruck von ihr zu verwenden –, einen Obdachlosen als Leiter des Fachbereichs Psychologie zu beschäftigen.
»Ich nehme ein Sabbatjahr«, erwiderte Gene. »Wer weiß, vielleicht schaue ich ja in New York vorbei und spendiere dir ein Bier.«
Die Vorstellung war überraschend – nicht das Bier, das ich mir selbst kaufen konnte, sondern die Möglichkeit, dass mein langjährigster Freund zu mir nach New York kommen könnte.
Abgesehen von Rosie und Familienangehörigen habe ich insgesamt sechs Freunde. In absteigender Reihenfolge des Kontaktumfangs waren dies:
Gene, dessen Ratschläge sich oft als unklug erwiesen hatten, der jedoch ein faszinierendes theoretisches Wissen über sexuelle Anziehung bei Menschen besaß – möglicherweise herbeigeführt durch seine eigene Libido, die für einen Mann von siebenundfünfzig übermäßig ausgeprägt war.
Genes Frau Claudia, eine klinische Psychologin und der vernünftigste Mensch der Welt. Vor Genes Versprechen, sich zu ändern, hatte sie eine außergewöhnlich hohe Toleranz gegenüber seiner Untreue gezeigt. Ich fragte mich, was mit ihrer Tochter Eugenie und Genes Sohn Carl aus erster Ehe geschehen würde. Eugenie war neun und Carl siebzehn.
Dave Bechler, ein Kühlgerätetechniker, den ich vierzehn Monate zuvor bei meinem ersten gemeinsamen Besuch mit Rosie in New York bei einem Baseball-Spiel kennengelernt hatte. Wir trafen uns jetzt wöchentlich zum »Männerabend«, um über Baseball, Kühltechnik und Ehealltag zu diskutieren.
Sonia, Daves Ehefrau. Obwohl leicht übergewichtig (geschätzter BMI: siebenundzwanzig), war sie extrem hübsch und hatte einen gut bezahlten Job in der Finanzabteilung eines In-vitro-Fertilisationszentrums. Diese Attribute setzten Dave regelmäßig unter Stress, da er fürchtete, irgendwann für einen attraktiveren oder reicheren Mann verlassen zu werden. Dave und Sonia versuchten seit fünf Jahren, sich zu reproduzieren, und nutzten dazu mittlerweile auch IVF-Technik (seltsamerweise jedoch nicht bei Sonias Arbeitsstelle, wo sie mit Sicherheit Aussicht auf Rabatt sowie gegebenenfalls Zugang zu qualitativ hochwertigen Genen gehabt hätte). Ihre Versuche hatten vor einiger Zeit Erfolg gezeigt, und die Geburt des Kindes war für den Weihnachtstag vorausberechnet worden.
(gleicher Kontaktumfang wie 4) Isaac Esler, ein Psychiater australischer Herkunft, den ich einst als den wahrscheinlichsten von Rosies Vaterschaftskandidaten eingestuft hatte.
(gleicher Kontaktumfang wie 5) Judy Esler, Isaacs amerikanische Ehefrau. Judy war Keramik-Künstlerin, die außerdem Spendengelder für wohltätige Zwecke und Forschungsvorhaben sammelte. Etliche der dekorativen Objekte, die unsere Wohnung anfüllten, stammten von ihr.
Das ergab eine Summe von sechs Freunden – wenn ich annahm, dass die Eslers überhaupt noch meine Freunde waren. Seit dem Blauflossen-Thunfisch-Zwischenfall vor sechs Wochen und fünf Tagen hatten wir keinen Kontakt mehr gehabt. Aber selbst vier Freunde waren mehr, als ich je zuvor gehabt hatte. Nun bestand die Möglichkeit, dass alle mit einer Ausnahme – Claudia – hier bei mir in New York versammelt sein könnten.
Ich handelte unverzüglich und fragte den Dekan der medizinischen Fakultät der Columbia, Professor David Borenstein, ob Gene sein Sabbatjahr hier verbringen könne. Wie sein Name rein zufällig andeutet, ist Gene Genetiker, der jedoch als Spezialist für Evolutionspsychologie am Institut für Psychologie arbeitet. Theoretisch könnte er in den Bereichen Psychologie, Genetik oder Medizin eingesetzt werden, wobei ich eine Empfehlung gegen Psychologie aussprach. Die meisten Psychologen gehen mit Genes Theorien nicht konform, und ich nahm an, dass Gene im Moment nicht noch mehr Konflikte in seinem Leben gebrauchen konnte. Dies war eine Einsicht, die ein gewisses Maß an Empathie voraussetzte, zu der ich vor meiner Begegnung mit Rosie noch nicht fähig gewesen wäre.
Ich teilte dem Dekan mit, dass Gene als Vollzeit-Professor sicher keinerlei Interesse daran hätte, wirklich zu arbeiten. David Borenstein kannte die Gepflogenheiten des Sabbatjahrs, die besagten, dass Gene weiterhin von seiner Universität in Australien bezahlt werden würde. Er kannte außerdem Genes Ruf.
»Wenn er sich bei einigen Veröffentlichungen als Co-Autor nennen lässt und ansonsten die Finger von den Doktorandinnen lässt, kann ich ein Büro für ihn auftreiben.«
»Natürlich, natürlich.« Gene war Experte darin, mit minimalem Aufwand Co-Autorenschaft zu erlangen. Wir würden jede Menge Zeit haben, über interessante Themen zu diskutieren.
»Das mit den Doktorandinnen meine ich ernst. Wenn er Schwierigkeiten macht, ziehe ich Sie zur Verantwortung.«
Dies schien eine unzumutbare Drohung, typisch für Universitätsverwalter, aber es bot mir die Chance, Gene zu einer Verhaltensänderung zu bekehren. Und nachdem ich mir entsprechende Informationen über die Psychologie-Doktorandinnen verschafft hatte, folgerte ich, dass keine davon Genes gesteigertes Interesse wecken würde. Ich überprüfte meine Einschätzung, nachdem ich ihn telefonisch über meine erfolgreiche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme informiert hatte.
»Mexiko hast du schon, korrekt?«
»Ich habe gewisse Zeit mit einer Dame dieser Nationalität verbracht, falls du das meinst.«
»Also hattest du Sex mit ihr?«
»Etwas in der Art.«
Es gab durchaus ein paar internationale Doktorandinnen an der Fakultät, aber Gene hatte die bevölkerungsreichsten Industrieländer bereits erledigt.
»Also: Nimmst du den Job an?«, wollte ich wissen.
»Ich muss noch meine Optionen abwägen.«
»Lächerlich. Columbia hat die beste medizinische Fakultät der Welt. Und sie sind bereit, jemanden zu nehmen, dem man Faulheit und unangemessenes Verhalten nachsagt.«
»Unangemessenes Verhalten? Davon musst du gerade reden …«
»Korrekt. Mich haben sie genommen. Sie sind extrem tolerant. Du kannst Montag anfangen.«
»Montag? Don, ich hab doch gar keine Bleibe.«
Ich erklärte, für die geringfügigen praktischen Details werde ich schon eine Lösung finden. Und nun kam Gene nach New York. Er würde wieder an derselben Universität arbeiten wie ich. Und Rosie.
Während ich die zwei Orangensaft anstarrte, erkannte ich, dass ich mich auf den Alkoholkonsum gefreut hatte, um der Nervosität entgegenzuwirken, die mich überkam, wenn ich mir vorstellte, Rosie die Neuigkeiten von Gene zu erzählen. Ich sagte mir, dass ich mir unnötig Sorgen machte. Rosie behauptete immer, sie möge Spontaneität. Diese simple Analyse ließ jedoch drei Faktoren außer Acht:
Rosie mochte Gene nicht. Er war in Melbourne ihr Doktorvater gewesen und war es im Grunde noch immer. Sein akademisches Verhalten hatte ihr mehrfach Anlass zur Klage gegeben, und seine Untreue gegenüber Claudia befand sie als inakzeptabel. Mein Argument, er habe sich geändert, war mittlerweile entkräftet worden.
Rosie fand es wichtig, dass wir »Zeit für uns« hätten. Nun müsste ich unvermeidlich auch Zeit für Gene aufbringen. Er betonte, seine Beziehung zu Claudia sei zerstört. Wenn jedoch die geringste Chance bestand, sie zu retten, schien es mir vernünftig, unserer eigenen stabilen Ehe vorübergehend weniger Priorität einzuräumen. Ich war sicher, dass Rosie mir nicht zustimmen würde.
Der dritte Faktor war der gewichtigste, möglicherweise aber das Ergebnis einer Fehleinschätzung meinerseits. Ich schob den Gedanken daran beiseite, um mich auf das vordringliche Problem zu konzentrieren.
Die zwei hohen Saftgläser mit oranger Flüssigkeit erinnerten mich an die Nacht, in der Rosie und ich das erste Mal »einen besonderen Draht zueinander bekamen«: die Große Cocktailnacht, in der wir allen männlichen Gästen der Jubiläumsfeier des Medizinabschlussjahrgangs ihrer Mutter eine DNA-Probe abnahmen, wonach wir sie allesamt als biologischen Vater ausschließen konnten. Jetzt bestand die Möglichkeit, mittels meiner Cocktailkenntnisse erneut die Lösung eines Problems herbeizuführen.
Rosie und ich arbeiteten drei Abende pro Woche in The Alchemist, einer Cocktailbar an der West 19th Street nahe des Flatiron-Gebäudes, daher hatten wir sowohl Ausrüstung wie auch Zutaten für Cocktailzubereitungen als fachspezifische Arbeitsmittel für unseren Beruf im Haus (auch wenn ich unseren Steuerberater noch nicht davon hatte überzeugen können). Ich holte Wodka, Galliano und Eiswürfel, fügte alles dem Orangensaft hinzu und rührte um. Da ich meinen Cocktail nicht ohne Rosie trinken wollte, goss ich einen Schuss Wodka in ein Glas mit Eiswürfeln, spritzte etwas Limettensaft darüber und trank schnell aus. Ich fühlte mich augenblicklich besser. Der Alkohol neutralisierte den Stress fast vollständig, so dass ich in meinen Normalzustand zurückgesetzt wurde.
Endlich kam Rosie aus dem Badezimmer. Abgesehen von ihrer Bewegungsrichtung lag der einzige Unterschied zu vorher darin, dass ihr rotes Haar jetzt nass war. Allerdings schien sie besserer Laune zu sein, denn auf dem Weg ins Schlafzimmer tanzte sie fast. Die Muscheln waren wohl eine gute Wahl gewesen.
Möglicherweise machte sie ihr emotionaler Zustand empfänglicher für die Neuigkeit zu Genes Sabbatjahr, auch wenn es mir ratsam schien, die Mitteilung bis zum nächsten Morgen aufzuschieben, nachdem wir Sex gehabt hätten. Natürlich würde sie mich rügen, sobald sie erkannte, dass ich ihr zu diesem Zweck Daten vorenthalten hatte. Das Eheleben war kompliziert.
Als Rosie die Schlafzimmertür erreichte, drehte sie sich um: »In fünf Minuten bin ich angezogen, und dann erwarte ich die besten Jakobsmuscheln der Welt.« Mit dem Ausdruck »beste xy der Welt« imitierte sie mich – definitiv ein Hinweis auf ihre gute Laune.
»Fünf Minuten?« Eine Fehleinschätzung hätte katastrophale Folgen für die Muschelzubereitung.
»Okay, gib mir fünfzehn. Wir brauchen mit dem Essen nicht zu hetzen. Wir können erst was trinken und ein bisschen plaudern, Captain Mallory.«
Ihr Gebrauch des Gregory-Peck-Rollennamens aus Die Kanonen von Navarone war ein weiteres positives Zeichen. Das einzige Problem war das Plaudern. Sie würde »Was hast du heute so erlebt?« fragen, und ich wäre gezwungen, Genes Sabbatjahr anzusprechen. Ich beschloss, meine Gesprächsverfügbarkeit durch Essenszubereitung einzuschränken. Die Harvey Wallbangers stellte ich einstweilen in den Gefrierschrank, da sie mit dem Schmelzen der Eiswürfel einer Erwärmung über die optimale Temperatur hinaus bedenklich nahe kamen. Die Kühlung würde außerdem die Verfallsrate des frisch gepressten Orangensafts vermindern.
Ich machte mich wieder an die Essenszubereitung. Dieses Rezept hatte ich noch nie ausprobiert und entdeckte erst jetzt, dass das Gemüse in »zentimetergroße« Würfel geschnitten werden sollte. In der Zutatenliste war kein Lineal aufgeführt gewesen. Zwar konnte ich eine App mit entsprechender Messfunktion auf mein Handy laden, aber als ich gerade den ersten Musterwürfel zugeschnitten hatte, kam Rosie fertig angezogen aus dem Schlafzimmer. Sie trug ein Kleid – für ein Essen zu Hause äußerst ungewöhnlich. Es war weiß und bildete einen dramatischen Kontrast zu ihrem roten Haar. Die Wirkung war atemberaubend. Ich beschloss, die Neuigkeiten zu Gene nur bis zum späteren Abend aufzuschieben. Ich würde meine Aikido-Übungen auf den nächsten Morgen verschieben, wodurch sich nach dem Essen ein Zeitfenster für Sex öffnete. Oder davor. Ich war bereit, eine Menge Flexibilität zu zeigen.
Rosie setzte sich in einen der beiden Sessel, die prozentual gesehen einen erheblichen Anteil des Raumvolumens einnahmen.
»Komm und unterhalte dich mit mir«, sagte sie.
»Ich schneide gerade das Gemüse. Ich kann von hier aus reden.«
»Was ist mit dem Orangensaft passiert?«
Ich holte die modifizierten Getränke aus dem Gefrierschrank, reichte Rosie ein Glas und setzte mich ihr gegenüber. Der Wodka und Rosies gute Stimmung hatten mich entspannt, obwohl ich fürchtete, der Effekt könnte nur oberflächlich sein. Das Gene-, das Jerome- sowie das Saftproblem liefen als Hintergrundprozesse weiter.
Rosie hob ihr Glas, als wollte sie einen Trinkspruch verkünden. Und genau das tat sie dann auch.
»Wir haben was zu feiern, Captain«, sagte sie und sah mich ein paar Sekunden lang an. Sie weiß, dass ich Überraschungen nicht sonderlich mag, vor allem, wenn sie bereits gefasste Pläne durcheinanderbringen. Ich vermutete, dass sie mit ihrer Doktorarbeit einen bedeutenden Schritt weitergekommen war. Oder dass ihr nach Abschluss des Medizinstudiums ein Platz in einem weiterführenden Psychiatrie-Seminar angeboten worden war. Das wären extrem gute Neuigkeiten, und ich erhöhte die Wahrscheinlichkeit für Sex auf mehr als neunzig Prozent.
Sie lächelte, dann nahm sie, vermutlich um die Spannung zu erhöhen, einen Schluck aus ihrem Glas. Katastrophe! Es war, als hätte sie Gift geschluckt. Sie spuckte den Saft mitten auf ihr weißes Kleid und rannte ins Bad. Ich folgte ihr und sah, wie sie das Kleid auszog und unter fließendes Wasser hielt.
Sie stand in der rosa verfärbten Unterwäsche da, spülte ihr Kleid aus und drehte sich zu mir um. Ihr Gesichtsausdruck war zu komplex, um ihn zu deuten.
»Wir sind schwanger«, sagte sie.
Ich bemühte mich, Rosies Aussage zu verarbeiten. Als ich meine Reaktion im Nachhinein noch einmal analysierte, wurde mir klar, dass mein Gehirn mit Informationen gefüttert worden war, die sich in drei Punkten über die Gesetze der Logik hinwegsetzten.
Zunächst einmal widersprach die Formulierung »wir sind schwanger« den Grundlagen der Biologie. Sie implizierte, dass sich nicht nur Rosies, sondern auch mein Zustand verändert hatte. Sicher hätte Rosie nicht gesagt: »Dave ist schwanger.« Gemäß der Definition, die ihrer Aussage zugrunde lag, wäre er es aber gewesen.
Zweitens war die Schwangerschaft nicht geplant. Rosie hatte es damals als einen Faktor für ihre Entscheidung erwähnt, das Rauchen aufzugeben, doch ich nahm an, dass sie damit lediglich die theoretische Möglichkeit einer Schwangerschaft als Motivation in Betracht gezogen hatte. Außerdem hatten wir die Angelegenheit ausführlich diskutiert. Am 2. August des letzten Jahres, neun Tage vor unserer Hochzeit, waren wir im Jimmy Watson’s an der Lygon Street in Carlton, Victoria, essen gewesen, und ein Pärchen hatte zwischen unseren Tischen eine Babyschale auf den Boden gestellt. Daraufhin hatte Rosie die Möglichkeit unserer Reproduktion erwähnt.
Unser Entschluss, nach New York zu ziehen, stand bereits fest, und ich wandte ein, dass wir warten sollten, bis sie ihr Medizinstudium und die fachspezifische Ausbildung beendet hätte. Rosie widersprach – sie war der Meinung, dass es dann zu spät werden würde. Bis sie ihren Abschluss als Psychiaterin erreicht hätte, wäre sie siebenunddreißig. Ich schlug vor, dass wir mindestens bis zum Ende ihres Medizinstudiums warten sollten. Die Qualifikation als Psychiaterin war für ihr geplantes Arbeitsfeld in der klinischen Erforschung mentaler Störungen nicht nötig – wenn das Baby sie also vom weiteren Studium abhielte, wären die Auswirkungen nicht katastrophal. Meiner Erinnerung nach hatte sie dem nicht widersprochen. Auf jeden Fall erfordert eine solche grundlegende Lebensentscheidung:
die Formulierung von Optionen, zum Beispiel a. null Kinder, b. eine bestimmte Anzahl Kinder, oder c. Patenschaft für ein oder zwei Kinder über eine Wohltätigkeitorganisation;
eine Auflistung der Vor- und Nachteile aller Optionen, z.B. Reiseeinschränkung; Ablenkung von der Arbeit; Gefahr von Störungen oder Sorgen aufgrund von Kindeshandlungen; Gewichtung der jeweiligen Faktoren;
den objektiven Vergleich der Optionen mittels oben genannter Gewichtung;
einen genauen Ablaufplan, der möglicherweise neue Faktoren bedingt und eine Revision der Punkte (1), (2) und (3) zur Folge hat.
Das offensichtliche Werkzeug für (1) bis (3) ist eine Kalkulationstabelle, und wenn (4) etwas derart Komplexes wie die Vorbereitung der Existenz eines neuen menschlichen Wesens samt seiner mehrjährigen bedarfsgerechten Versorgung ist, halte ich eine Planungssoftware für angemessen. Ich hatte hinsichtlich eines Babyprojekts jedoch weder Kalkulationstabellen noch ein Gantt-Diagramm zu Gesicht bekommen.
Die dritte offenkundige Verletzung der Logik war, dass Rosie ein orales Verhütungsmittel einnahm, das eine Fehlerquote von unter 0,5 Prozent pro Jahr aufweist, sofern es »korrekt« angewendet wird. »Korrekt« bedeutet in diesem Kontext, dass jeden Tag die richtige Pille eingenommen werden muss. Es lag außerhalb meines Vorstellungsvermögens, wie Rosie so unorganisiert sein konnte, bei einer derart simplen Routinehandlung Fehler zu begehen.
Mir ist bewusst, dass nicht jeder ebenso viel Wert auf gute Planung legt wie ich, sondern gewillt ist zuzulassen, dass sein Leben durch zufällige Ereignisse in unvorhersehbare Richtungen abdriftet. In Rosies Welt, die ich zu teilen beschlossen hatte, war es möglich, eher die Sprache der Populärwissenschaft als die der Biologie anzuwenden, das Unerwartete zu begrüßen sowie zu vergessen, wichtige Medikamente einzunehmen. Alle drei Möglichkeiten waren eingetreten und hatten meine Lebensumstände dermaßen verändert, dass sowohl das Orangensaft- als auch das Gene-Problem nur noch als unbedeutend zu bezeichnen waren.
Diese Analyse konnte ich natürlich erst viel später vollziehen. Die Situation, der ich mich, vor Rosie im Badezimmer stehend, ausgeliefert fand, bedeutete ein Höchstmaß an mentalem Stress. Ich war an den Rand eines instabilen Gleichgewichts geraten und dann mit maximaler Kraft umgeworfen worden. Das Resultat war unvermeidlich.
Zerebraler Systemabsturz.
Es war der erste derartige Vorfall, seit Rosie und ich uns kennengelernt hatten – tatsächlich war es der erste Vorfall seit dem lang zurückliegenden Tod meiner Schwester Michelle aufgrund einer nicht diagnostizierten Eileiterschwangerschaft.
Vielleicht, weil ich jetzt älter und stabiler war oder weil mein Unterbewusstsein meine Beziehung zu Rosie schützen wollte, blieben mir ein paar Sekunden, um rational zu reagieren.
»Alles in Ordnung mit dir, Don?«, erkundigte sich Rosie.
Die Antwort war ein klares Nein, aber ich unternahm keinen Versuch, sie auszusprechen. All meine mentalen Kräfte waren dabei, einen Notfallplan zu entwickeln.
Ich gab mit den Händen das Zeichen für »Auszeit« und rannte los. Der Fahrstuhl stand gerade in unserer Etage, aber es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Türen öffneten und nach meinem Eintreten wieder schlossen. Endlich konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen, an einem Ort, an dem es keine Objekte zu zerstören oder Menschen zu verletzen gab.
Zweifellos wirkte ich wie ein Wahnsinniger, als ich mit den Fäusten gegen die Kabinenwände schlug und dabei herumbrüllte. Ich sage »zweifellos«, weil ich vergessen hatte, den Knopf für das Erdgeschoss zu drücken, und der Fahrstuhl bis ganz in den Keller fuhr, wo sich die Türen öffneten. Dort stand Jerome mit einem Korb voller Wäsche. Er trug ein rosa verfärbtes T-Shirt.
Obwohl sich mein Ärger nicht gegen ihn richtete, schien er dieses Detail nicht zu bemerken. Vermutlich als Geste präventiver Selbstverteidigung drückte er mir die Hand gegen den Brustkorb. Ich reagierte automatisch, packte seinen Arm und drehte ihn herum. Jerome krachte gegen die Fahrstuhlwand und griff mich erneut an, diesmal mit dem Versuch eines Boxhiebs. Nun reagierte ich nicht mehr nur nach Gefühl, sondern eher nach den Regeln meines Kampfsporttrainings. Ich wich seinem Schlag aus und öffnete dabei seine Deckung, so dass er ungeschützt dastand. Ich sah ihm an, dass er seine Situation begriff und erwartete, dass ich zuschlug. Doch dafür gab es keinen Grund, und ich wich zurück. Er ließ seinen Waschkorb stehen und rannte die Treppe hinauf. Ich musste aus dem engen Raum flüchten und rannte hinterher. Wir liefen beide auf die Straße.
Zunächst hatte ich kein konkretes Ziel und rannte einfach Jerome hinterher, der sich immer wieder umsah, weil er wohl dachte, ich wollte ihn angreifen. Dann bog er irgendwann in eine Seitenstraße ab, und meine Gedanken wurden klarer. Ich orientierte mich nach Norden, Richtung Queens.
Zu Daves und Sonias Wohnung war ich noch nie zu Fuß gegangen. Zum Glück war die Navigation aufgrund des logischen Systems durchnummerierter Straßen, das in allen Städten verpflichtend eingeführt werden sollte, sehr einfach. Nach ungefähr fünfzwanzig Minuten schnellen Dauerlaufs erreichte ich das Gebäude und drückte keuchend und erhitzt auf den Klingelknopf.
Mein Ärger hatte sich während der Auseinandersetzung mit Jerome verflüchtigt; ich war erleichtert, dass mein Gefühl mich nicht dazu getrieben hatte, den Mann zu schlagen. Meine Emotionen waren überwältigend gewesen, völlig außer Kontrolle, doch meine Kampfsport-Disziplin hatte sie bändigen können. Das war zwar beruhigend, aber nun machte sich ein Gefühl genereller Hoffnungslosigkeit breit. Wie sollte ich Rosie mein Verhalten erklären? Ich hatte den zerebralen Systemabsturz aus zwei Gründen nie erwähnt:
Nach so langer Zeit und mit meinem erhöhten Grundniveau an Glück hatte ich gedacht, er würde nie wieder auftreten.
Rosie hätte mich vielleicht abgewiesen.
Zurückweisung war nun allerdings eine logische Option, die sich Rosie bot. Sie hatte guten Grund, mich als gewalttätig und gefährlich einzuschätzen. Und sie war schwanger. Von einem gewalttätigen, gefährlichen Mann. Das wäre schrecklich für sie.
»Hallo?«, fragte Sonia über die Sprechanlage.
»Hier ist Don.«
»Don? Ist alles in Ordnung?« Sonia war offenkundig in der Lage, aus meiner Stimme – und möglichweise aus dem Fehlen meiner üblichen »Sei gegrüßt«-Formel – herauszulesen, dass es ein Problem gab.
»Nein. Es hat eine Katastrophe gegeben. Multiple Katastrophen.« Sonia ließ mich ins Haus ein.
Daves und Sonias Wohnung war größer als unsere und bereits mit Babyutensilien bestückt. Mir fiel ein, dass die Bezeichnung »unsere« für die Wohnung, die ich gerade verlassen hatte, vielleicht nicht mehr galt.
Ich spürte extremen inneren Aufruhr. Dave ging mir ein Bier holen, und Sonia bestand darauf, dass ich mich setzte, obwohl ich lieber herumgelaufen wäre.
»Was ist passiert?«, wollte Sonia wissen. Es war eine logische Frage, aber ich war nicht in der Lage, eine Antwort zu formulieren. »Ist mit Rosie alles in Ordnung?«
Im Nachhinein wurde mir die Genialität dieser Frage bewusst. Es war nicht nur der logische Ausgangspunkt, um das schlimmste Szenarium auszuschließen, sondern eröffnete mir auch eine neue Sichtweise. Rosie ging es gut, zumindest körperlich. Sofort wurde ich ruhiger. Mein rationales Denken kehrte zurück, um das Chaos aufzuräumen, das meine Emotionen veranstaltet hatten.
»Mit Rosie gibt es kein Problem. Das Problem bin ich.«
»Was ist passiert«, fragte Sonia erneut.
»Ein zerebraler Systemabsturz. Ich war nicht in der Lage, meine Gefühle zu kontrollieren.
»Du bist ausgetickt?«
»Bitte?«
»Sagt man das nicht in Australien? Hast du die Beherrschung verloren?«
»Korrekt. Ich habe eine Art psychiatrisches Problem. Das habe ich Rosie nie erzählt.«
Ich hatte es noch niemandem erzählt. Noch nie hatte ich zugegeben, dass ich an einer psychischen Krankheit leide, abgesehen von der Depression mit Anfang zwanzig, die eine direkte Folge meiner sozialen Isolation gewesen war. Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich anders konfiguriert bin als die meisten anderen Menschen oder, präziser ausgedrückt, dass meine Konfiguration an einem Ende des Spektrums der verschiedensten menschlichen Konfigurationen lag. Meine angeborene Fähigkeit zur Logik war bedeutend größer als meine Fähigkeit zu sozialer Interaktion. Ohne Menschen wie mich gäbe es kein Penicillin oder keine Computer. Doch vor zwanzig Jahren waren die Psychiater nur allzu gern mit der Diagnose einer psychischen Störung bei der Hand gewesen. Ich hatte das schon immer für falsch gehalten, und es wurde nie etwas anderes als Depression diagnostiziert, aber der zerebrale Systemabsturz war ein Schwachpunkt in meiner Argumentation. Es war eine Reaktion auf Irrationalität, aber die Reaktion selbst war irrational.
Dave kam zurück und reichte mir ein Bier. Er hatte sich selbst auch eins eingeschenkt und trank schnell die Hälfte des Glases. Aufgrund eines signifikanten Gewichtsproblems darf Dave außer an unseren Männerabenden kein Bier mehr trinken. Vielleicht waren dies mildernde Umstände. Ich schwitzte noch immer, trotz der Klimaanlage, und das Trinken diente der Kühlung. Sonia und Dave waren großartige Freunde.
Dave hatte zugehört und mein Geständnis des psychiatrischen Problems mitbekommen. »Mir hast du das auch nie erzählt«, sagte er. »Was für eine Art von …«
Sonia unterbrach. »Entschuldige uns mal eine Minute, Don. Ich möchte allein mit Dave sprechen.« Sie und Dave gingen in die Küche. Mir war bewusst, dass sie gemäß gesellschaftlicher Konventionen einen Vorwand hätten vorbringen müssen, um zu verschleiern, dass sie ohne mein Beisein miteinander reden wollten. Zum Glück bin ich nicht schnell beleidigt. Dave und Sonia wissen das.
Dave kehrte allein zurück. Sein Bierglas war wieder aufgefüllt.
»Wie oft ist das schon passiert? Dieser zerebrale Systemabsturz?«
»Mit Rosie war es das erste Mal.«
»Hast du sie geschlagen?«
»Nein.« Ich hätte gern »natürlich nicht« hinzugefügt, aber nichts ist sicher, wenn Logik und Vernunft von unkontrollierbaren Gefühlen hinweggeschwemmt werden. Ich hatte einen Notfallplan entwickelt, und der hatte funktioniert. Mehr Erfolg war nicht zu vermelden.
»Hast du sie geschubst oder so etwas?«
»Nein, es gab keinerlei Gewalt. Null Körperkontakt.«
»Don, ich sollte jetzt so etwas sagen wie ›Erzähl mir keinen Scheiß, Kumpel‹, aber du weißt, dass ich so nicht reden kann. Du bist mein Freund – also, sag mir einfach die Wahrheit.«
»Du bist auch mein Freund, und deshalb weißt du, dass ich unfähig bin zu lügen.«
Dave lachte. »Stimmt. Aber um überzeugend zu sein, solltest du mir in die Augen sehen.«
Ich starrte Dave in die Augen. Sie waren blau. Ein erstaunliches Hellblau. Das hatte ich vorher nie bemerkt, zweifellos aus dem Grund, dass ich ihm noch nie in die Augen gesehen hatte. »Es gab keinerlei Gewalt. Möglicherweise habe ich einen Nachbarn erschreckt.«
»Scheiße, ohne den Psychoblick war es doch besser.«
Ich war irritiert, dass Dave und Sonia mich für fähig hielten, Rosie anzugreifen, aber auch erleichtert zu sehen, dass alles durchaus noch schlimmer hätte sein können und dass meine Freunde in erster Linie an Rosies Wohlergehen dachten.
Sonia winkte uns von Daves Bürotür aus zu, wo sie telefonierte. Sie gab Dave das Daumen-Hoch-Zeichen, hüpfte aufgeregt auf und ab wie ein Kind und wedelte mit der freien Hand durch die Luft. Nichts davon ergab einen Sinn.
»Oh, mein Gott!«, rief sie aus. »Rosie ist schwanger!«
Ich hatte plötzlich das Gefühl, als wären zwanzig Leute im Raum. Dave stieß mit seinem Glas gegen meines, wobei er etwas Bier verschüttete, und legte sogar einen Arm um meine Schulter. Dann merkte er wohl, wie ich mich versteifte, und nahm ihn wieder weg, aber Sonia wiederholte die Geste, und Dave klopfte mir auf den Rücken. Es war wie in der U-Bahn zur Stoßzeit. Für sie war mein Problem anscheinend ein Grund zum Feiern.
»Rosie ist noch am Telefon«, sagte Sonia und gab es mir.
»Don, geht es dir gut?«, wollte Rosie wissen. Sie machte sich Sorgen um mich.
»Natürlich. Der Zustand ist zeitlich begrenzt.«
»Don, es tut mir leid. Ich hätte dir das nicht einfach so vor den Latz knallen sollen. Kommst du nach Hause? Ich möchte dringend mit dir reden. Aber, Don … ich möchte nicht, dass der Zustand zeitlich begrenzt ist.«
Rosie nahm offenbar an, dass ich ihren Zustand – die Schwangerschaft – meinte, aber ihre Antwort vermittelte mir wichtige Informationen. Auf der Rückfahrt in Daves Auto zog ich die Schlussfolgerung, dass Rosie bereits beschlossen hatte, ihn als Fakt anzusehen. Der Orangensaft war ein weiteres Indiz. Sie wollte die befruchtete Eizelle nicht schädigen. Es gab eine Menge zu bewältigen, und mein Gehirn funktionierte wieder normal oder zumindest in einer Art und Weise, die ich gewöhnt war. Mein Systemabsturz war vielleicht das psychologische Äquivalent zu einem Computerneustart nach Überlastung.
Trotz meiner sich immer mehr verbessernden Fähigkeit, soziale Hinweise zu entschlüsseln, hätte ich beinahe einen von Dave verpasst.
»Don, ich wollte dich eigentlich um einen Gefallen bitten, aber ich schätze, mit Rosie jetzt und allem …«
Ausgezeichnet war mein erster Gedanke. Dann erkannte ich, dass der zweite Teil des Satzes und der Ton, in dem er gesagt worden war, andeutete, dass ich Dave widersprechen solle, damit er sich nicht schuldig fühlt, wenn er mich in einem Moment wie diesem, wo ich mit anderen Problemen beschäftigt war, um Hilfe bittet.
»Kein Problem.«
Dave lächelte, und ich spürte einen Anflug von Freude. Als ich zehn war, hatte ich, nachdem ich viel, viel mehr geübt hatte als meine Schulkameraden, gelernt, einen Ball zu fangen. Die Befriedigung, die ich damals spürte, wann immer ich erfolgreich einen Ball auffing, den andere mit Leichtigkeit erwischten, war dem Gefühl, das ich jetzt als Ergebnis meiner verbesserten sozialen Fähigkeiten erlebte, sehr ähnlich.
»Es ist keine große Sache. Ich habe doch in Chelsea einen Bierkeller für diesen Engländer gebaut.«
»Bierkeller?«
»Wie ein Weinkeller, nur für Bier.«
»Klingt wie ein ganz normales Projekt. Unter dem Gesichtspunkt der Kühlung ist die Art des zu kühlenden Objekts unerheblich.«
»Warte, bis du ihn siehst. Er ist ganz schön teuer geworden.«
»Du denkst, er könnte wegen des Preises Ärger machen?«
»Es war ein komischer Auftrag, und er ist ein komischer Vogel. Ich dachte, ein Brite und ein Australier … vielleicht kommt ihr gut miteinander klar. Ich will nur ein bisschen moralische Unterstützung. Damit er mich nicht fertigmacht.«
Danach schwieg Dave eine Weile, und ich nutzte die Gelegenheit, um nachzudenken. Mir war eine Gnadenfrist gewährt worden. Vermutlich hatte Rosie gedacht, meine Bitte um »Auszeit« sei erfolgt, um die Konsequenzen ihrer Ansage zu überdenken. Den zerebralen Systemabsturz hatte sie nicht mitbekommen. Über die Schwangerschaft schien sie sehr glücklich zu sein.
Auf mich musste das alles keine sofortigen Auswirkungen haben. Ich würde morgen zum Chelsea Market joggen, eine Stunde Aikido-Unterricht im Kampfsportzentrum geben und den letztwöchigen Podcast von American Scientific hören. Wir könnten erneut die Sonderausstellung über Frösche im Naturkundemuseum besuchen, und ich würde Sushi, Kürbis-Gyoza, Misosuppe und Tempura aus irgendeinem Weißfisch zubereiten, den das Restaurant The Lobster Place zum Abendessen empfahl. Ich würde in der »freien Zeit«, auf die Rosie am Wochenende bestand – und die sie momentan für ihre Doktorarbeit nutzte –, mit Dave den englischen Kunden besuchen. Im Haushaltsmarkt würde ich spezielle Weinverschlüsse mit Vakuumpumpe kaufen, um den Wein zu konservieren, den Rosie normalerweise getrunken hätte, und ihren Getränkeanteil durch Saft ersetzen.
Abgesehen von der Änderung im Getränkemanagement würde mein Leben sich nicht weiter ändern. Mit Ausnahme von Gene, natürlich. Dieses Problem musste ich immer noch angehen, doch unter den gegebenen Umständen schien es mir ratsam, zu warten.
Es war 21:27 Uhr, als ich nach Hause zurückkehrte. Rosie warf sich mir in die Arme und begann zu weinen. Ich hatte gelernt, dass es besser war, solch ein Verhalten nicht augenblicklich zu interpretieren oder gar ergründen zu wollen, welches spezielle Gefühl dabei ausgedrückt wurde, auch wenn diese Information für eine angemessene Reaktion hilfreich gewesen wäre. Stattdessen wandte ich die von Claudia empfohlen Taktik an und imitierte Gregory Peck in Das weite Land. Stark und stumm. Das fiel mir nicht schwer.
Rosie erholte sich schnell.
»Ich habe die Muscheln und alles gleich nach unserem Telefonat in den Ofen geschoben«, sagt sie. »Sie sollten jetzt gut sein.« Diese Aussage beruhte auf ihrer Unkenntnis des Garvorgangs, doch ich entschied, dass der Schaden nicht signifikant verschlimmert würde, wenn wir das Gericht für eine weitere Stunde im Ofen beließen.
Ich drückte Rosie erneut an mich. Mein Glücksgefühl grenzte an Euphorie – eine typische menschliche Reaktion, wenn eine schreckliche Bedrohung abgewendet wird.
Eine Stunde und sieben Minuten später aßen wir die Muscheln – in unseren Schlafanzügen. Alle geplanten Termine des Tages waren erledigt worden. Bis auf die Ankündigung von Gene.
Gut, dass wir den Sex auf Freitagabend vorverlegt hatten, denn als ich am folgenden Morgen von meiner Laufrunde zum Markt zurückkehrte, war Rosie übel. Ich deutete dies sofort als übliches Symptom im ersten Trimester der Schwangerschaft und wusste auch, dass die Evolutionsbiologie eine gute Erklärung dafür lieferte. In diesem kritischen Stadium der Entwicklung des Fötus, in dem das Immunsystem der Mutter unterdrückt wird, ist es wichtig, dass sie keine schädlichen Substanzen verdaut. Daher will der Magen möglicherweise ungeeignete Nahrung wieder loswerden. Ich empfahl Rosie, keine Medikamente einzunehmen, um den natürlichen Prozess der Morgenübelkeit nicht zu unterbinden.