INHALT
I – GROSSE FREUDE
II – GROSSE VERSUCHUNG
III – GROSSE ZWEIFEL
IV – GROSSE WORTE
V – GROSSES FINALE
VI – KLEINER AUSBLICK
THOMAS GSELLA
Achtung, Achtung,
hier spricht der
Weihnachtsmann!
1. Auflage
© 2014 by carl’s books, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Bildredaktion: Dietlinde Orendi
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-14201-8
www.carlsbooks.de
»O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!«
JOHANNES DANIEL FALK (1768–1826)
»Und Maria schauet nieder / auf das Kind voll Lust und Leid, / singt im Herzen Wiegenlieder / in der stillen Einsamkeit.«
JOSEPH VON EICHENDORFF (1788–1857)
»Zuletzt kommt dann die schönste Zeit, / Wenn Weihnacht wiederkehret, / Und wer dann heuer artig war, / Dem wird was einbescheeret.«
AUGUST HEINRICH HOFFMANN VON FALLERSLEBEN (1798–1874)
»Weihnachten – Es war immer mein schönstes Fest.«
THEODOR STORM (1817–1888)
»Eia Weihnacht! Eia Weihnacht!
Heute wird der Welt das Heil geboren!«
CONRAD FERDINAND MEYER (1825–1898)
»Gehet nach dem Stern der Liebe, meine Kinder!«
WILHELM RAABE (1831–1910)
»O du herrlicher Winter mit lustigem Flockengewirbel!
Und, o Weihnacht, du, schönstes, beglückendstes Fest!«
FERDINAND VON SAAR (1833–1906)
»Thomas Gsella, der Rüpel aus Bethlehem«
DARMSTÄDTER ECHO (2014)
INHALT
I – GROSSE FREUDE
II – GROSSE VERSUCHUNG
III – GROSSE ZWEIFEL
IV – GROSSE WORTE
V – GROSSES FINALE
VI – KLEINER AUSBLICK
VORWORT
Kennen Sie die Geburtstage weltberühmter Menschen? Wissen Sie also, wann Albert Einstein geboren wurde? Kleopatra? Nelson Mandela und Veronika Ferres? Wolfgang Amadeus Mozart, Angela Merkel und Leonardo da Vinci? – Wenn Sie zwei wissen, können Sie stolz sein.
Sie können aber nicht stolz sein. Kaum jemand kann das. Die weitaus meisten Menschen, mich eingeschlossen, kennen genau zwei Geburtstage auswendig: ihren eigenen und den von Jesus Christus. Und das ist ja auch kein Wunder.
Den eigenen behalten wir, weil wir an diesem Tag Geburtstag haben und was geschenkt kriegen und überhaupt alle so tun, als hätten sie uns im Grunde doch ganz gern. Den anderen behalten wir, weil es der zweitleichtest zu behaltende Geburtstag der Welt ist: der 24.12.0.
Den 24.12. behalten wir, weil wir an diesem Tag Heiligabend feiern, den mit Abstand tollsten Tag des Jahres. Noch vor dem Aufwachen fällt uns ein, dass wir bis 14 Uhr noch zwanzig extrem liebevolle und originelle Geschenke kaufen müssen. Gleich nach dem Aufwachen fällt uns ein, dass wir auch noch dringend Lebensmittel kaufen müssen, weil an den folgenden zwei Tagen die Geschäfte zu sind; kommt ein Sonntag in die Quere, sind es sogar drei.
Also hetzen wir nach dem eilig heruntergeschütteten Kaffee zum Auto, sausen los und stellen uns im Innenstadtstau hinten an. Eine Stunden später fahren wir aus dem besetzten Parkhaus wieder heraus, parken das Auto im absoluten Halteverbot, rennen ins Kaufhaus und pfeffern zwanzig extrem liebevolle und originelle Geschenke in den Einkaufswagen. Anschließend hetzen wir in die Lebensmittelabteilung, wo wir für immerhin zehn Brote, zwanzig Kilo Fleisch, dreißig Eimer Käse und vierzig Konservendosen nur knapp zwei Stunden an der Kasse stehen.
Dann rennen wir mit etwa fünfzig Tüten pro Hand zu dem Platz, an dem das inzwischen abgeschleppte Auto stand, bestellen zwei Großraumtaxen und fahren heim. Unterwegs fällt uns auf, dass die im Taxi mitfahrenden Kinder uns auch deshalb bekannt vorkommen, weil es unsere eigenen sind und sie seit fünf Minuten unablässig brüllen: »Einen Tannenbaum! Wir brauchen noch einen Tannenbaum!«
Also bitten wir die Taxen, vor einem Tannenbaumgeschäft zu halten. Sie fahren uns auf einen riesigen menschenleeren Platz, in dessen hinterster Ecke tatsächlich noch ein Tannenbaum steht, fast einen halben Meter hoch und zum Glück fast ohne Nadeln. Während die Kinder anfangen zu heulen, handeln wir das gute Stück auf hundert Euro runter, lassen es von einem dritten Taxi zu uns nach Hause bringen – fertig!
Darum also behalten wir den 24.12. Die Null behalten wir, weil wir richtige Zahlen noch von der Schule her hassen und wir auch selbst eine Null sind, zumindest in Mathe. Außerdem muss Jesus Christus im Jahre null geboren sein, denn wäre er zum Beispiel am 23.7.1200 nach Chr. geboren, hätte niemand an ihn geglaubt. Zwei halbe Erlöser, die im Abstand von zwölfhundert Jahren geboren sind, wären selbst für gläubige Christen ein zu starker Tobak.
So war es also eine weise Entscheidung von Jesus, seine Geburt genau auf den Heiligen Abend zu legen: Wir können das Datum behalten, und er musste nur einen einzigen Tag auf sein erstes Weihnachten warten.
Beide tollen Tage lobt und feiert dieses Buch.
I
GROSSE FREUDE
AM 24. JUNI: WEIHNACHTSBERGFEST
Man gibt nicht gern den Gipfel her,
Den man im Flug genommen.
Doch war der Aufstieg felsenschwer,
Dann will man runterkommen.
So geht es heut im Sauseschritt
Ins Tal der frommen Lieder.
Denn heut ist Halbzeit, Bergfest, Schnitt.
Bald kommt – das Christkind wieder!
Stand gestern noch in Sommers Glut
Der Mensch von Kiel bis Mailand,
Steht heute schon im Winterhut
Ein »Touri« namens Heiland!
Und weil die Zukunft strahlt hinein
Ins Jetzt, da ich dies schreibe,
Saust plötzlich Hagel querfeldein
Um meine Windschutzscheibe –
Zum Bergfesttage wintert’s schon!
So will uns Gott ermahnen:
»Ruckzuck kommt nun mein Gottessohn.
Ab heute bitte planen.«
ZUM ERSTEN ADVENT
Das erste Lichtlein, hei, nun brennt’s!
Ein Flämmchen hüpft im Freudentanz.
Der Kranz drumrum heißt vorn Adsvents,
Im ganzen also: Ads-vents-Kranz.
Die Mutter hat ihn angeschleppt.
Der Sohn (bald 14): »Brauch ich nich’!«
Worauf sie mit den Füßen steppt:
»Ich mach das alles wegen dich!«
Dann singt sie los: »Macht hoch die Tür!«
Der Sohn kriecht in sein Handyphone,
Dann schnarcht er wie ein Murmeltier.
Die Mutter ruft: »Wach auf, mein Sohn!
Macht hoch die Tür! Das Tor macht weit!«
So singt sie froh und munter.
Der Sohn schreckt hoch: »O, wie sie schreit!«,
Dann schreckt er wieder runter.
Er ist der Weihnacht eingedenk
Und hört schon ihre Harfen.
Er weiß: Er muss bis zum Geschenk
Noch dreißig Mal tief schlafen.