Matthias Bath
KOPENHAGEN -
Eine Biografie
Menschen und Schicksale
VON ABSALON ZUR KLEINEN MEERJUNGFRAU
Abbildungsnachweis
Titelbild: Guenter Rossenbach/Corbis
Alle übrigen Abbildungen: Dieter Heyer, Berlin
192 Seiten mit 15 Abbildungen
Titelbild: Frederiksborg Castle, Denmark, Guenter Rossenbach/Corbis
Frederiksborg, Dänemark
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© 2014 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz am Rhein
ISBN 9783943904833
Gestaltung: Bild1Druck GmbH, Berlin
Lektorat: Frauke Itzerott, Jana Burckhardt, Carmen Tanzer
Gestaltung des Titelbildes: Manuela Wirtz, Kommunikationsdesign
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
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Cover
Titel
Impressum
Widmung
Vorwort
Dänemark in Mittelalter und Reformation
Absalon (ca. 1128–1201)
Streitbarer Gottesmann und Stadtgründer
Die Fischfrau vom Gammel Strand (bis 1958)
Lone, Lene, Tine, Nele oder Mette
Erich von Pommern (ca. 1382–1459)
Ein Deutscher macht Kopenhagen mit juristischen Winkelzügen zur Hauptstadt Dänemarks (1416)
Kong Hans (1455–1513)
Ein Bürgerkönig des Spätmittelalters
Peder Skram (ca. 1491– 1581)
Wendehals, Wagehals und Dänemarks erster Reichsadmiral
Ambrosius Bogbinder († 1536)
Aufrührer, Bürgermeister und Stadttyrann
Hans Tausen (1494–1561)
Die Dänen werden Lutheraner (1536)
Christian III. (1503 –1559)
Dänemark wird Seemacht und Kopenhagen Flottenhafen
Herluf Trolle (1516–1565)
Humanist, Reichsrat und Admiral
BAUTEN AUS DER ZEIT DES MITTELALTERS UND DER REFORMATION
Königliches Kopenhagen
Christian IV. (1577–1648)
Kopenhagens Bauherr
Leonora Christina Ulfeldt (1621–1698)
Von der Lieblingstochter des Königs bis zur Schöpferin des ersten bedeutenden Werkes der neuzeitlichen dänischen Literatur
Niels Juel (1629 – 1697)
Ein dänischer Seeheld des 17. Jhs.
Christian V. (1646 –1699)
Die Stadt sprengt ihren mittelalterlichen Rahmen
Ludvig Holberg (1684–1754)
Dichter seiner Epoche
Nikolaj Eigtved (1701– 1754)
Der Architekt des dänischen Rokoko
Frederik V. (1723–1766)
Zügellos, schwacher Regent, aber beachtlich als Stadtplaner und Modernisierer
Johann Friedrich Struensee (1737–1772)
Ein deutscher Aufklärer in Kopenhagen und sein Scheitern
Frederik VI. (1768 – 1839)
Bauernbefreier, Staatsbankrotteur und König in Dänemarks Goldenem Zeitalter
Bertel Thorvaldsen (1770–1844)
Bildhauer und Wahlrömer
Hans Christian Ørsted (1777– 1851)
Entdecker des Elektromagnetismus, Universalgenie und Philosoph
Adam Oehlenschläger (1779–1850)
Dichter der dänischen Romantik
Nikolaj Frederik Severin Grundtvig (1783–1872)
Theologe, Kirchenreformer und Volksaufklärer
Hans Christian Andersen (1805–1875)
Dänemarks größter Erzähler
Søren Kierkegaard (1813–1855)
Philosoph und Existenzialist
BAUTEN DES KÖNIGLICHEN KOPENHAGENS
Großstadt und Bürgergesellschaft
Frederik VII. (1808–1863)
Dänemark wird konstitutionell (1848)
Georg Carstensen (1812– 1857)
Der Schöpfer des Tivoli (1843)
Jacob Christian Jacobsen (1811–1887)
Begründer der Carlsberg-Dynastie und Wissenschaftsmäzen
Christian IX. (1818–1906)
Europas Schwiegervater
Carl Frederik Tietgen (1829–1901)
Finanzmann und Vollender der Marmorkirche
Carl Jacobsen (1842–1914)
Kunstmäzen im großen Stil und Brauer
Oskar Davidsen (1859–1920)
Ein Weinhändler erfindet das dänische Smørrebrød (1888)
Paul Fischer (1860–1934)
Kopenhagens Maler
Christian X. (1870–1947)
Der reitende König
Dagmar Hansen (1871–1959)
Dänemarks erstes Pin-up Girl
Thorvald Stauning (1873–1942)
Vom Zigarrensortierer zum Staatsminister
Arnold Peter Møller (1876–1965)
Großreeder, patriotischer Patriarch und Geschäftsmann
Karen Blixen (1885–1962)
Jenseits von Afrika und vor den Toren Kopenhagens
Niels Bohr (1885– 1962)
Atomphysiker und Nobelpreisträger
Arne Jacobsen (1902–1971)
Architekt des Dansk Design
Mærsk Mc-Kinney Møller (1913–2012)
Großreeder, Dänemarks größter Arbeitgeber und Großmäzen
Dan Turèll (1946– 1993)
Jazz-Musiker und Kneipenpoet der Kopenhagener Bro-Viertel
Die Kleine Meerjungfrau (seit 1913)
Eine der überbewertetsten Sehenswürdigkeiten der Welt, gleichwohl Symbol Kopenhagens
BAUTEN SEIT 1850
Aus unserer Serie: Metropolen in Biografien
FÜR MARIA,
die mir den Rücken freihält
Alljährlich kommen Hunderttausende Besucher nach Kopenhagen, der Metropole Nordeuropas. Sie besichtigen die Kleine Meerjungfrau, die Wachablösung vor Schloss Amalienborg und den Vergnügungspark Tivoli. Vor allem aber genießen sie das Flair dieser einzigartigen Stadt, die schon vor über 100 Jahren Stadt der schönen Türme genannt wurde, und werden für die Dauer ihres Besuchs Teil eines lebendigen Stadtorganismus, der von den Einwohnern Kopenhagens gestaltet wird und wurde.
Kopenhagen, im 12. Jh. als Fischerdorf am Øresund entstanden, wurde vom Stadtgründer Bischof Absalon 1167 mit einer Burg geschützt und entwickelte sich zum Handelshafen. Bereits im 15. Jh. wurde es zur Residenz- und Hauptstadt Dänemarks. Vom mittelalterlichen Kopenhagen ist außer einigen Kirchen kaum noch etwas erhalten. Als zweiter Stadtgründer gilt der Renaissancekönig Christian IV., der ab 1598 zahlreiche markante, noch heute die Innenstadt Kopenhagens prägende Bauten errichten ließ. Im 18. Jh. war Kopenhagen eine der reichsten Handelsstädte Europas, wovon etwa die Rokokobauten der Frederiksstad zeugen. Andererseits zerstörten die Stadtbrände von 1728 und 1795 große Teile des bis dahin bestehenden alten Kopenhagens. Das heutige schöne alte Kopenhagen entstand im Altstadtbereich erst in der ersten Hälfte des 19. Jhs. und nach Aufgabe der Stadtbefestigungen in den angrenzenden Vierteln in dessen zweiter Hälfte.
Das Leben Kopenhagens pulsiert aber vor allem in den zentralen Bereichen, wo auch die 42 im Buch porträtierten Kopenhagener überwiegend beheimatet waren. Durch diese biografischen Skizzen erschließen sich aber nicht nur die Lebensläufe der Porträtierten und die Zeitumstände ihrer Lebensspanne, sondern auch die Vergangenheit der Stadt überhaupt. Diejenigen Besucher Kopenhagens, die mehr als einen flüchtigen Eindruck der von ihnen besuchten Stadt gewinnen wollen, erhalten so einen kurzweiligen Überblick über Stadt, Land und Leute und die Geschichte der dänischen Hauptstadt.
Dieter Heyer danke ich für die Zurverfügungstellung seiner Bilder. Meinem Berliner Freund Robert Otte und meinen Kopenhagener Freunden Henrik Lundbak und Niels Gyrsting danke ich jeweils für Anregungen wie auch für Mitteilungen, die in Texte eingeflossen sind oder doch für diese zumindest hilfreich waren.
Berlin, im November 2013
Matthias Bath
Absalon
Die Fischfrau vom Gammel Strand
Erich von Pommern
Kong Hans
Peder Skram
Ambrosius Bogbinder
Hans Tausen
Christian III.
Herluf Trolle
Das mittelalterliche Dänemark war ein aus Stammes- und Herrschaftsbildungen hervorgegangenes Wahlkönigreich, das unter König Harald Blauzahn (ca. 960 – 987) christianisiert wurde. Harald ließ 985 an einer alten germanischen Kultstätte, im innersten Winkel des Roskildefjordes, eine Kirche errichten und begründete damit Roskildes Rolle als Hauptstadt Dänemarks. 1020 wurde Roskilde Bischofssitz. Hier residierten die dänischen Könige bis ins 15. Jh. hinein. Doch mussten sich Könige und Bischöfe die Macht in Roskilde teilen, wobei der ortsansässige Bischof dem König überlegen war, denn Letzterer war zwangsläufig oft abwesend, weil er das Reich durch Reisen zusammenhalten musste.
Unter König Svend Estridsen (1047 – 1074) wurde die dänische Kirche um 1060 in die acht Stiftsbezirke Schleswig, Ribe, Århus, Viborg, Vendsyssel (Børglum), Odense, Roskilde und Lund eingeteilt. Als 1104 Lund zum Erzbistum für ganz Nordeuropa erhoben wurde, beendete dies den Einfluss, den bis dahin das Erzbistum Bremen-Hamburg auf die dänische Kirche gehabt hatte.
Die Institution des Wahlkönigtums führte im Mittelalter über Jahrhunderte hinweg zu blutigen Konflikten zwischen verschiedenen Thronanwärtern und solchen, die sich dafür hielten. Mitte des 12. Jhs. kam es so zu einem mehr als 25 Jahre währenden Krieg um die Thronfolge, der erst 1157 von König Valdemar dem Großen (1157 – 1182) zu seinen Gunsten entschieden wurde. Mit ihm beginnt die Valdemarzeit, in der Dänemark als Großmacht über weite Teile des südlichen Ostseeraums herrschte. Seinen Höhepunkt erreichte dieses Großreich mit der Eroberung Estlands in der Schlacht von Lyndanisse 1219, wo der Sage nach der Danebrog vom Himmel fiel und den christlichen Dänen als Feldzeichen zum Sieg verhalf. Das Valdemarsche Großreich brach aber nur wenige Jahre später mit der dänischen Niederlage in der Schlacht von Bornhöved (bei Segeberg) 1227 gegen den aufkommenden Bund der Hansestädte und die Holsteiner zusammen.
Die Auseinandersetzung mit den Hansestädten sollte zu einem zentralen Faktor der dänischen Politik in den folgenden Jahrhunderten werden. Nach dem Tode König Valdemars II. 1241 kam es zu einem rapiden Verfall der dänischen Königsmacht durch dynastische Auseinandersetzungen, die sich über beinahe 100 Jahre hinzogen und drei Königen das Leben kosteten. Gegen Ende des 13. Jhs. bildete sich aus adligen Magnaten und den Bischöfen der Reichsrat als Organ zur Königswahl und Gegengewicht zur Königsmacht.
In der ersten Hälfte des 14. Jhs. begann das dänische Königreich sich aufzulösen und es gab vorübergehend überhaupt keinen König. Erst unter König Valdemar Atterdag (1340 – 1375) begannen sich die Verhältnisse in Dänemark wieder zu konsolidieren. Als Valdemar aber 1361 die Insel Gotland überfiel und die reiche Hansestadt Visby eroberte, führte dies zum Krieg mit der Hanse, der sich auch mit Valdemar unzufriedene dänische Magnaten anschlossen. Der Krieg endete 1370 mit dem Frieden von Stralsund, einer dänischen Niederlage, die zugleich den Höhepunkt der Macht der Hanse darstellte.
Als Valdemar 1375 ohne männlichen Erben verstarb, gelang es seiner jüngeren Tochter Margrete als Regentin für ihren Großneffen Erik VII. 1397 die Vereinigung Dänemarks, Norwegens und Schwedens zu erreichen und Erik auf einem Treffen in Kalmar zum Unionskönig der drei nordischen Reiche krönen zu lassen. Die tatsächliche Regentschaft wurde allerdings weiter von Margrete bis zu ihrem Tode 1412 ausgeübt.
Nach Margretes Tod führte Erik VII. zunächst die Politik seiner Großtante fort, entwickelte dann ab 1422 aber ein ausgeprägtes Großmachtstreben, das ihn sowohl in Konflikte mit der Hanse als auch dem Adel seiner drei Reiche verwickelte. Auch stieß die immer stärker werdende dänische Hegemonie zumindest in Schweden ab 1430 zunehmend auf Widerstand. Diesen Konflikten war Erik auf Dauer nicht gewachsen und wurde daraufhin 1439 von den Reichsräten der drei Reiche jeweils für abgesetzt erklärt.
Sein Nachfolger Christoffer III. (von Bayern) blieb, auch wenn er noch einmal als Unionskönig aller drei Reiche bestätigt wurde, ein Mann des Überganges. Nach seinem Tode wurde 1448 mit Christian I. der erste Oldenburger zum König in Dänemark und Norwegen gewählt. 1457 erlangte er auch den schwedischen Thron und war nun abermals Unionskönig. 1460 wurde er schließlich in Ribe sowohl zum Herzog von Schleswig als auch zum Grafen von Holstein, das 1474 vom deutschen Kaiser zum Herzogtum erhoben wurde, gewählt.
Innenpolitisch war die Lage in Dänemark unter Christian I. von Konflikten zwischen Krone und Adelsmacht gekennzeichnet. In diesem Zusammenhang ist auch die Besetzung freiwerdender Staatsämter mit Bürgerlichen zu sehen, die in erster Linie dem König und nicht dem adligen Reichsrat gegenüber loyal waren. Dies führte nicht zuletzt dazu, dass sich das aufkommende Bürgertum ebenfalls als eigener Stand empfand. Dieser Bürgerstand wurde vor allem von Christians erstem Sohn Johann I. (1481 – 1513) und dessen Sohn Christian II. (1513 – 1523) gefördert, die zugleich bemüht waren, den Einfluss des Adels weiter zurückzudrängen. Zugleich ging unter diesen Königen aber die Unionsherrschaft in Schweden, einmündend in das Stockholmer Blutbad vom November 1520 und die hierdurch ausgelösten Aufstände unter Gustav Vasa, endgültig verloren.
Christian II. flüchtete angesichts eines Adelsaufstandes 1523 nach Holland und wurde vom dänischen Reichsrat als König für abgesetzt erklärt.
In jenen Jahren kamen aber auch die Ideen des Protestantismus nach Dänemark und fanden hier in dem neuen König Frederik I. (1523 – 1533) und vor allem dessen Sohn Herzog Christian Förderer. Nach Frederiks Tod wollte der mehrheitlich katholische Reichsrat Christian deswegen 1533 nicht zum König wählen, was aber zum Aufstand der Anhänger des von Frederik seit 1531 gefangengehaltenen Christian II. und zum Bürgerkrieg führte. Nachdem sich Frederiks Sohn als König Christian III. durchgesetzt hatte, verkündete er 1536 die Einführung der Reformation in Dänemark. Zugleich führte die Einziehung des Kirchenguts auch zu einer Sanierung der dänischen Staatsfinanzen. Christian III. (1534 – 1559) gilt zudem als Begründer des modernen dänischen Beamtenstaates und zweiter Gründer der dänischen Kriegsflotte.
Absalon wurde um 1128 im westseeländischen Fjenneslev auf dem Stammsitz seiner Familie, des Geschlechts derer von Hvide geboren. Die Hvides gehörten zu den größten Grundbesitzern Dänemarks und waren ein weit verzweigtes Adelsgeschlecht. Absalons Vater Asser Rig gehörte zu den mächtigsten Männern des Königreichs. Die Hvides hatten schon König Erik Ejegod während dessen Herrschaft (1095 – 1103) unterstützt. Als dessen Sohn Knud Lavard zu Weihnachten 1131 ermordet wurde, nahm Asser Rig Lavards erst im Todesjahr seines Vaters geborenen Sohn Valdemar als Pflegekind zu sich.
Absalon, dessen älterer Bruder Esbern Snare und der geringfügig jüngere Valdemar, der später als König den Beinamen „der Große” erhalten sollte, wuchsen in Fjenneslev wie Brüder auf. Als jüngerer Sohn der Familie wurde Absalon für die geistliche Laufbahn bestimmt. In Paris studierte er Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft. Als er 1156 nach Dänemark zurückkehrte, war dort der Krieg um die Königsmacht in vollem Gange und Absalon gehörte zu den wichtigsten Anhängern Valdemars. Dieser entschied den Kampf schließlich durch seinen Sieg in der Schlacht bei Grade im Oktober 1157 für sich und einte Dänemark erneut unter seiner Herrschaft. Als Gefährte des siegreichen Königs wurde Absalon 1158 Bischof von Roskilde. Von nun an war er Valdemars erster wichtigster Berater in den Auseinandesetzungen der damaligen Zeit, sei es mit den klerikalen Machtansprüchen des römischen Papsttums, sei es mit dem deutschen Kaiser oder den räuberischen und heidnischen Wenden. In all diesen Fragen widmete sich Absalon rastlos der Festigung und Erweiterung der dänischen Königsmacht und des Ansehens seines königlichen Herrn und Freundes. Heutige Historiker spekulieren darüber, ob nicht Valdemars Größe vor allem darin bestand, Absalon gewähren zu lassen.
Im Übrigen war Absalon keineswegs nur ein Schriftgelehrter. Als Mann des Hochadels war ihm auch die Welt der Waffen wohlvertraut. Dabei stimmt das Gerücht natürlich nicht, er habe mit der Streitaxt in der Hand missioniert und seine Landsleute gewaltsam zum Christentum bekehrt. Die Dänen waren zu Absalons Zeit bereits seit rund 200 Jahren christianisiert. Anders sah dies bei den slawischen Wenden aus, die seit Jahrzehnten von den Küsten Mecklenburgs und Pommerns aus immer wieder zu Raubzügen gegen die dänischen Inseln aufbrachen. Absalon war davon überzeugt, dass die innere Sicherheit des dänischen Christentums, die Herrschaft seiner Kirche, die Unterwerfung und Christianisierung der heidnischen Wenden jenseits der Ostsee erforderte. So führte er als Feldherr dänische Heere gegen die Wenden, vertrieb sie von der seeländischen Südküste und kleineren dänischen Inseln in der südlichen Ostsee, wo sie sich festgesetzt hatten, und unternahm schließlich sogar dänische Strafexpeditionen gegen die wendisch besiedelte südliche Ostseeküste.
Als Dank für all diese Dienste belieh Valdemar das Bistum Roskilde mit der am Sund zwischen Seeland und Amager gelegenen Siedlung Havn und deren Umgebung. Der Sund zwischen den beiden Inseln bildet hier einen der wenigen Naturhäfen an der seeländischen Ostküste, sodass sich hier schon vor mehr als 100 Jahren Fischer angesiedelt hatten. Absalon erkannte den Nutzen dieses Naturhafens auch für Handelszwecke und ließ hier 1167 auf einer kleinen vorgelagerten Insel, dem heutigen Slotsholmen, eine Burg zur Verteidigung von Hafen und Ansiedlung errichten. Saxo Grammaticus erwähnt in seiner Geschichtsdarstellung in diesem Zusammenhang den Namen der Siedlung erstmals als „Kaufmannshafen”, im damaligen Dänisch des Mittelalters „Køpmannæhafn”, womit wir uns dem heutigen Stadtnamen schon bedeutend genähert haben. Absalon begnügte sich aber nicht damit, das Gebiet gegen einen Angriff von der See her zu schützen, sondern umgab die vorhandenen Siedlungen auch mit einer 2,5 km langen Wallanlage, die das Stadtgebiet für nahezu 500 Jahre bis in die Zeit Christians V. begrenzen sollte.
Auch wenn Absalon seine Stadtschöpfung besonders am Herzen gelegen haben mag, so ließ ihm das politische Tagesgeschäft zunächst nur wenig Zeit sich in Kopenhagen aufzuhalten. So eroberte er 1169 Rügen und zerstörte die wendische Kultstätte am Kap Arkona. Die Inselbewohner wurden zwangsgetauft und die Insel dem Bistum Roskilde unterstellt. Von strategischer Bedeutung war, dass Dänemark mit Rügen erstmals ein Sprungbrett zum Festland südlich der Ostsee besaß. 1170 folgte die Heiligsprechung Knud Lavards und die Salbung von Valdemars Sohn Knud zum künftigen Herrscher Dänemarks durch den Erzbischof von Lund Eskil. Nach Eskils Tod im Jahre 1178 wurde Absalon dessen Nachfolger als Erzbischof des damals dänischen Erzbistums Lund. Zugleich behielt er aufgrund einer päpstlichen Ausnahmegenehmigung aber auch das Bistum Roskilde, sodass er die beiden bedeutendsten Ämter der dänischen Kirche in Personalunion vereinte.
Als Erzbischof von Lund setzte Absalon auch kirchliche Reformen durch, was in Schonen zum offenen Aufruhr gegen ihn führte. König Valdemar musste eingreifen, um den Streit zugunsten seines Pflegebruders und engsten Gefährten beizulegen. Als Valdemar I. wenige Jahre später 1182 verstarb, war der neue König Knud erst 19 Jahre alt. Praktisch führte Absalon nun für etwa ein Jahrzehnt die Geschäfte des Landes.
Absalon wahrte sein ganzes Leben hindurch die Interessen seines Geschlechts der Hvide wie auch seine eigenen. Als er sich 1192 von seinen Ämtern zurückzog, gingen beide Bistümer an junge – geistlich hochqualifizierte – Angehörige seiner Familie über. Sich selbst behielt er Kopenhagens Burg als Lehen auf Lebenszeit vor. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Absalon auf der Burg von Kopenhagen oder im Kloster Sorø unweit seines Geburtsortes Fjenneslev. Ostern 1201 verstarb er in Sorø, wo er auch begraben ist.
Absalons Burg in Kopenhagen hatte keinen Bestand für die Ewigkeit. Bereits im 13. Jh. wurde sie wiederholt erobert und zerstört. Das endgültige Aus kam dann 1368: Nachdem die Hansestädte die Burg erneut erobert hatten, ließen sie sie ein Jahr später bis auf die Grundmauern abbrechen. Diese 1907 bei Ausgrabungen im Zusammenhang mit dem Bau des heutigen Schlosses Christiansborg wieder entdeckten Grundmauern kann man heute zusammen mit den Fundamenten des späteren Schlosses von Kopenhagen in Kellerräumen unter Schloss Christiansborg besichtigen.
Heutige Kopenhagenbesucher können Absalon aber auch als Denkmal am Højbroplatz zu Gesicht bekommen, wo er in Rüstung und mit Streitaxt in der Hand von einem sich aufbäumenden Pferd nach Slotsholmen hinübersieht. Den Sockel des Denkmals umgibt zudem ein halbmeterhohes Relief, das einen Schwarm glänzender Heringe darstellt.
Für das Mittelalter wird von gewaltigen Heringsvorkommen im Øresund und der westlichen Ostsee berichtet, wodurch der Heringsfang und der Handel mit Heringen von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Dänemark wurden.
So entstanden überall am Øresund Fischerdörfer wie der zwischen Seeland und Amagar, am Naturhafen am Sund liegende Ort Havn (Hafen).
Man kann sich vorstellen, dass schon vor Absalons Zeit die Fischer von Havn hier im Schutz der vorgelagerten flachen Inseln wie Strandholm (dem heutigen Slotsholmen), Bremerholm und Skarnholm ihre Boote einfach auf den Strand gezogen haben, um ihren Fang zu verkaufen. Das Angebot an fangfrischem Hering führte wohl auch dazu, Havn als Handelsort bekannt zu machen. Im Schutz der Burg Absalons entwickelte sich Havn zu „Købmanshavn”, dessen Siedlungskerne alsbald zu einer Stadt zusammenschmolzen, als die es erstmals 1171erwähnt wird.
Der Bereich des Gammel Strand (Alter Strand) direkt gegenüber der Schlossinsel lag von Anfang an mitten im Zentrum dieser Stadt und war wohl schon um 1200 als eine der ältesten Straßen der Stadt bebaut. Auch dürfte er als Keimzelle des Kopenhagener Hafens von den Anfängen der Besiedlung an ein Zentrum des Heringshandels gewesen sein. Urkundlich erwähnt wird er erstmals 1377 unter der lateinischen Bezeichnung prope mare, d. h. „nahe am Meer”. Im 15. Jh. wird die Gegend als Ved Stranden (Am Strand) bezeichnet. Der Fischmarkt wird in schriftlichen Quellen erstmals 1449 erwähnt. Die Gegend des heutigen Gammel Strands war wohl zudem schon im Mittelalter auch mit Landungs- und Ladebrücken bebaut, um auch größere Schiffe der damaligen Zeit be- und entladen zu können. Im 16. Jh. dürfte sie als Kai befestigt worden und ein wichtiger Teil des damaligen Kopenhagener Hafens gewesen sein. Spätestens seit der zweiten Hälfte des 17. Jhs. befand sich hier auch definitiv der Kopenhagener Fischmarkt („Fisketorvet”). Seit 1716 heißt die Uferstraße entlang des Slotholmens Kanals auch offiziell Gammel Strand.
Über die Jahrhunderte wurde der Handel zunächst mit fangfrischem Hering und nach dem Ausbleiben der Heringsschwärme in der Mitte des 16. Jhs. auch mit anderem fangfrischen Fisch von Fischfrauen betrieben. Im Mittelalter waren es vor allem Fischfrauen aus Kopenhagen selbst, später kamen sie auch aus den Fischerdörfern am Øresund nördlich von Kopenhagen oder von der Insel Amager. Sie alle saßen hier das ganze Jahr über und boten ihren Fisch in einfachen Marktständen an. Geliefert wurde der Fisch über den Slotsholmens Kanal von zahllosen Kuttern und Fischerbooten, die allmorgendlich ihren Fang am Gammel Strand anlandeten. Lebender Frischfisch wurde zudem in Fischkästen gehalten, die im öligen Wasser des Kanals vor sich hin schaukelten.
Oft wurden die Fischfrauen auch als „Skovsere” bezeichnet, weil viele von ihnen seit dem 18. Jh. aus Skovshoved – dem alten Fischerdorf bei Klampenborg – nördlich von Kopenhagen kamen. Ursprünglich liefen die Frauen bei Wind und Wetter mit einem geflochtenen Fischkorb mit etwa 10 kg Fisch auf dem Rücken die rund 10 km lange Strecke von Skovshoved zum Gammel Strand zu Fuß. Ab Mitte des 19. Jhs. kamen dann Fuhrgeschäfte auf, die mit Pferdefuhrwerken die „Skovsere” zum Gammel Strand fuhren. In einem derartigen offenen Fuhrwerk konnten bis zu 20 Frauen mit ihrem Fisch befördert werden. Anfang des 20. Jhs. entstand dann eine Straßenbahnverbindung nach Skovshoved und löste die Fuhrwerke ab. Mit dem Aufkommen motorbetriebener Boote brachten die Fischer auch von außerhalb Kopenhagens den Fang wieder direkt zum Gammel Strand, während die Fischfrauen nunmehr mit Straßenbahn oder Omnibus dorthin kamen.
Zur dauerhaften Erinnerung an die Fischfrauen ließ die Stadt Kopenhagen 1940 die Granitstatue einer stehenden Fischfrau am Gammel Strand aufstellen. Die von dem Kopenhagener Bildhauer Charles Svejstrup Madsen geschaffene, 6.000 kg schwere Steinfigur wurde am 12. November 1940 an der Ecke zum Højbroplatz enthüllt. Das Standbild stellt eine kräftige Matrone in typischer Arbeitskleidung der Fischfrauen mit Kopftuch dar.
Im September 1956 beschlossen die Kopenhagener Stadtverordneten die Verlegung des Fischmarktes zum 1. Januar 1958 in ein neues Gebäude im Kopenhagener Südhafen. Zum einen waren die sanitären Verhältnisse am Gammel Strand schon immer problematisch gewesen. Auch sprachen lebensmittelhygienische Gründe gegen den Straßenhandel mit Fisch. Zum anderen nahm der Umfang des Marktbetriebes, auch durch die zunehmende Motorisierung bedingt, immer mehr zu, sodass hier einfach zu wenig Platz war. Schließlich hatte sich aber auch der Charakter des Fischhandels geändert. Der Verkauf fangfrischen Fisches durch die Fischfrauen an Kopenhagener Endverbraucher ging allmählich zurück, während der Verkauf an Groß- und Zwischenhändler, der sich aber nur schwerlich im Wege des Straßenhandels bewerkstelligen ließ, eine immer größere Bedeutung erlangte. Zumindest für Zwecke des Großhandels war ein baulich geschlossener Fischmarkt mit Verkaufstheken, Glasabdeckungen und fließendem Wasser erforderlich.
Am 2. Januar 1958 zog der Kopenhagener Fischmarkt feierlich in seine neuen Räumlichkeiten im Gaswerkshafen. Dort wurde der frische Fisch ausschließlich per Bahn oder mit Last- und Lieferwagen aus den Fischereihäfen des Landes angeliefert. Die Zeit der Anlandung fangfrischen Fisches von See her war für Kopenhagen vorbei. Mit dem Umzug der Großhändler waren zudem auch die Lieferanten der Fischfrauen vom Gammel Strand zum neuen Fischmarkt gewechselt. Am Gammel Strand blieben lediglich acht bis zehn Fischfrauen zurück, die nun aber alle aus Kopenhagen stammten. Die verbliebenen Fischfrauen setzten ihren Handel am Gammel Strand fort und ihre Kunden hielten ihnen die Treue. Allerdings mussten die Fischfrauen nun noch etwas früher aufstehen, weil sie morgens zum neuen Fischmarkt mussten, um sich dort ab sieben Uhr bei ihren Lieferanten mit Fisch einzudecken. Auch wenn aus kulturgeschichtlichen Gründen weiter Ausnahmegenehmigungen für die wenigen verbliebenen Fischfrauen vom Gammel Strand erteilt wurden, ging deren Zahl in den kommenden Jahren weiter zurück. Ende der 80er-Jahre war nur noch eine einzige – Doris Marx – übrig geblieben. Als sie am 13. März 2008 ihren Handel schloss, endete damit eine jahrhundertelange Tradition am Gammel Strand.
Der Kopenhagener Fischmarkt blieb nur für gut 40 Jahre im Gaswerkshafen und zog dann 1999 in neue geräumige Gebäude auf Neuanschüttungen im Nordhafen. Dort wo er bis 1999 lag, befindet sich heute das im Oktober 2000 eröffnete Einkaufszentrum „Fisketorvet”, das sowohl den Namen als auch die Silhouette eines Fisches in seinem Firmenlogo bewahrt hat, um so an den hier betriebenen Handel mit Fisch zu erinnern.
Die Statue der Fischfrau vom Gammel Strand musste im Oktober 2011 der Baustelle für die neue Linie der Kopenhagener Metro weichen und wurde im Depot eingelagert. Die Eröffnung der Metrostation Gammel Strand ist für 2018 vorgesehen. Spätestens dann soll auch die steinerne Fischfrau wieder auf ihren Sockel zurückkehren.
Erich von Pommern war mütterlicherseits ein Urenkel des 1375 verstorbenen dänischen Königs Valdemar IV. Atterdag. Er wurde um 1382 in Rügenwalde unter dem Namen Bogislaw als Sohn des Herzogs Wartislaw VII. von Pommern-Stolp und dessen Frau Maria geboren. Erichs Mutter war eine Tochter des mecklenburgischen Herzogs Heinrich III. und dessen Frau Ingeborg, einer Tochter Valdemars IV.
1387 holte ihn seine Großtante Margrete (1353 – 1412) zur Aufrechterhaltung ihrer Regentschaft über Dänemark und Norwegen als Pflegesohn und nächsten männlichen Erben zu sich und ließ ihn schon zu Neujahr 1388 vom norwegischen Reichsrat als Erik III. zum König von Norwegen ausrufen, für den sie bis zu dessen Mündigkeit weiter die Regentschaft ausüben sollte.
Im Januar 1396 wurde Erich als Erik VII. zum König von Dänemark und dann im Frühling jenes Jahres als Erik XIII. auch zum König von Schweden gekrönt. Margretes eigentliches Ziel war aber mehr als ein in allen drei nordischen Ländern angenommener gemeinsamer Thronfolger. Sie wollte eine Union der nordischen Länder in Form eines gemeinsamen Großreiches. So berief sie für den Sommer 1397 ein Treffen der Spitzen von Adel und Geistlichkeit aller drei Länder ins schwedische Kalmar ein, in dessen Ergebnis die sogenannte Kalmarer Union über die Vereinigung der nordischen Länder geschlossen und der 15-jährige Erich am 17. Juli 1397 im Beisein von 67 Bischöfen, Prälaten und Rittern zum Unionskönig über die drei nordischen Reiche gekürt wurde. Die tatsächliche Regentschaft wurde allerdings auch nach Erichs Volljährigkeit weiter von Margrete bis zu ihrem Tode 1412 ausgeübt.
1406 heiratete Erich die englische Prinzessin Philippa (1394 – 1430), eine Tochter König Heinrichs IV. von England. Die Ehe blieb jedoch kinderlos.
Als er nach dem Ableben seiner Großtante 1412 die Herrschaft übernahm, war er bereits 30 Jahre alt. Bislang im Schatten Margretes stehend führte er zunächst nur fort, was sie bereits begonnen hatte. So erscheinen die ersten Jahre seiner Regierung verglichen mit deren Folgezeit als seltsam ereignisarm. Erich bemühte sich, die Union und ihren Einfluss im Ostseeraum zu festigen und Schleswig wieder für die dänische Krone zu gewinnen. Wirtschaftlich sollte die Königsmacht vor allem durch die Erhebung neuer Steuern und Zölle gestärkt werden. Allerdings ist ein besonderes Interesse Erichs an der Øresundregion als Zentrum seines Reiches erkennbar. Hervorzuheben ist auch die Gründung der Hafenstadt und Festung Landskrona am Ostufer des Øresunds 1413.
So ist es nicht verwunderlich, dass auch das bevölkerungsreiche Kopenhagen (1377 zählte es etwa 3.500 Einwohner) in das Blickfeld Erichs geriet. Stadt und Burg Kopenhagen waren ja seit Absalons Zeiten stets Besitz des Bistums Roskilde gewesen. Doch hatte der Roskilder Bischof Henrik Gertsen 1350 die Stadt Kopenhagen König Valdemar IV. als Dank für deren Befreiung von der Besetzung durch die Holsteiner Grafen auf Lebenszeit überlassen. Nach seinem Tode 1375 fiel Kopenhagen aber wieder an das Bistum Roskilde zurück.
Unter Bischof Peder Jensen Lodehat (1396 – 1416) wurden Burg und Schloss von Kopenhagen wieder neu errichtet. Nach Lodehats Tod 1416 sah Erich die Stunde gekommen, Burg und Stadt Kopenhagen endlich in den Besitz der dänischen Krone zu bringen.
Er behauptete, Lodehats Vorgänger, der Roskilder Bischof Niels Jakobsen Ulfeldt, habe 1375 Kopenhagen mit Gewalt und nicht nach den Gesetzen des Landes an sich gebracht. Dies ließ er sich, noch bevor in Roskilde ein neuer Bischof gewählt worden war, durch einen Urteilsspruch des Landsthings von Seeland vom 19. Februar 1417 bestätigen. In dem Urteil, an dem zwölf auf Seeland ansässige Reichsräte mitgewirkt hatten, wurde der dänische König zum alleinigen Herrn von Kopenhagen erklärt.
Es nützte dem neuen Bischof von Roskilde Jens Anderssön wenig, dass er und seine rechtskundigen Kleriker außer den alten Anrechtsbriefen auf Kopenhagen seit Absalons Zeiten auch den Brief von Königin Margrete vorlegen konnten, den der damalige Roskilder Bischof Ulfeldt 1375 bei der Rückgabe von Kopenhagen erhalten hatte und in dem die Stadt als bischöflicher Besitz bezeichnet wurde.
Nur wenige Jahre nach Übernahme der Stadt gewährte Erich 1422 Kopenhagen weitgehende wirtschaftliche Privilegien, die insbesondere Handel und Handwerk förderten und das weitere Wachstum der Stadt begünstigten. Schon 1419 hatte er zudem beim Papst um die Genehmigung zur Stiftung einer Universität für Kopenhagen nachgesucht. Papst Martin V., der wohl noch an den Besitzwechsel zwei Jahre zuvor gedacht haben mag, erteilte noch im selben Jahr die Genehmigung zur Stiftung einer Universität in Kopenhagen, doch mit der wichtigen Einschränkung, dass dort Theologie nicht gelehrt werden dürfe. Darauf wollte Erich aber nicht eingehen. So sollte es noch sechzig Jahre dauern, bis Kopenhagen 1479 tatsächlich eine Universität erhielt.
Im weiteren Verlauf seiner Regierungszeit ab 1422 wandte sich Erich von der bislang betriebenen, auf Mäßigung und Ausgleich beruhenden Politik ab. Zwar förderte er neben Kopenhagen auch die anderen einheimischen Handelsstädte wie Helsingborg und vor allem Malmö, aber zugleich entwickelte er nun ein ausgeprägtes Großmachtstreben. Im Herbst 1422 forderte er erstmals Gebühren von Handelsschiffen, die den Øresund passieren wollten. Nachdem im Mai 1423 sein Versuch gescheitert war, diesen Sundzoll in Verhandlungen mit den Hansestädten durchzusetzen, kam es hierüber zum Krieg, in dessen Verlauf Kopenhagen von der Hanse zweimal 1427 und 1428 erfolglos belagert wurde.
Schließlich führte Erichs Hang zur Autokratie zu Konflikten mit dem Adel seiner drei Reiche. Auch stieß die immer deutlicher werdende dänische Hegemonie zumindest in Schweden ab 1430 zunehmend auf Widerstand. Im Sommer 1434 brach im mittelschwedischen Dalarna ein Aufstand aus, der sich binnen weniger Monate zu einer nationalen Erhebung gegen die dänische Vorherrschaft ausweitete. Erich sah sich genötigt, mit den Hansestädten Frieden zu schließen und diesen in Vordingborg im Juli 1435 im Wesentlichen ihre alten Privilegien im Norden zu bestätigen, um sich der Bekämpfung des schwedischen Aufstandes zuwenden zu können. Der vor allem für Dänemark ungünstige Frieden von Vordingborg machte Erich nunmehr jedoch auch für den dänischen Reichsrat angreifbar. Es gelang Erich aber auch nicht, den schwedischen Aufstand, der inzwischen von Angehörigen des schwedischen Hochadels geführt wurde, niederzuschlagen.
Angesichts des zunehmenden Widerstandes, gerade auch des dänischen Reichsrates gegen seine Politik, zog sich Erich 1438 halsstarrig nach Gotland zurück, um damit die Arbeit des dänischen Regierungsapparates zu blockieren. Der dänische Reichsrat berief daraufhin jedoch den Neffen Erichs, Christoph von Bayern, als dessen nächsten Verwandten zum Reichsverweser, und erklärte Erich im Sommer 1439 für abgesetzt. Im Herbst 1439 erklärten auch die Reichsräte Schwedens und Norwegens Erich jeweils für abgesetzt. In Dänemark wählte der Reichsrat 1440 den bisherigen Reichsverweser als Christoffer III. zum neuen König.
Erich selbst setzte sich nun auf Gotland fest und betrieb hier von Schloss Visborg aus Seeräuberei, um sich an seinen Gegnern schadlos zu halten. 1446 fiel ihm sein väterliches Herzogtum Pommern-Stolp im Wege der Erbfolge wieder zu. Als 1448 der schwedische Reichsverweser Karl Knutson Bonde dort als Karl VIII. zum König gewählt wurde und Gotland angriff, übergab Erich die Insel einer dänischen Flotte und zog sich in sein pommersches Herzogtum zurück, das er als Herzog Erich I. noch für gut zehn Jahre regierte.
Erich von Pommern starb 1459 in seinem Geburtsort Rügenwalde und wurde in der dortigen Stadtkirche beigesetzt.
Hans wurde unter dem Taufnamen Johann am 2. Februar 1455 im jütländischen Aalborg als dritter Sohn des dänischen Königs Christian I. (1424 – 1481) und dessen Frau Dorothea von Brandenburg geboren. Seine beiden älteren Brüder starben bereits als Kleinkinder, sodass er zum Thronerben aufrückte. Die dänischen Landsthinge huldigten ihm auf Veranlassung seines Vaters bereits 1467 als Thronfolger. 1478 heiratete er die Prinzessin Christine von Sachsen, mit der er sechs Kinder hatte. Der Erstgeborene Johann starb bereits 1480. Der im selben Jahr geborene Prinz Ernst lebte bis 1500. Erst der 1481 geborene Prinz Christian wurde Thronerbe und später auch König. Nach dem Tode Christians I. am 22.