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Dagmar Helene Schlanstedt

Cyana – Weltenspur 2

Das Buch:

 

Im Jahre 1945, die Erde steht kurz vor der Wende zum Atomkrieg, bedrohen Forschungen mit gefährlichen Nuklearraketen nicht nur die Menschheit, sondern auch die  Parallelwelt Witara, einem einzigartig schönen Ort mit Zugang zu einer Ostseeinsel. Um wenigstens sie vor dem drohenden Untergang zu retten, gelingt es einigen Witariern, sie mit einem energetischen Schutzschild von der irdischen Außenwelt abzuschirmen. Während die Menschheit an ihren Untergang glaubt, wird das neue Paradies, es trägt fortan den Namen Cyana, nach dem Vorbild Witaras umgestaltet. Eine gigantische, unterirdische Glasstadt entsteht im Meer.     

 

Die Autorin:

 

Dagmar Helene Schlanstedt, geboren 1956, ist in Sachsen Anhalt zu Hause.Ihr ursprünglicher Beruf als Kommunikations-Techniker machte ihr lange Zeit Freude, bis die Liebe zur Natur siegte und sie mit einem Kräuterlädchen einen Neuanfang wagte. Endlich angekommen, unterstützt sie seitdem Ratsuchende mit ihren Kräuter-und-Energie-Heilungen. Nebenher ist das Schreiben von Geschichten in Versform, aber auch Fantasy um irgendwelche kleine Wesen, ihre große Leidenschaft.

 

 

Dagmar Helene Schlanstedt

 

 

Roman

 

 

Cyana – Weltenspur 2

Dagmar Helene Schlanstedt

 

Copyright © 2014 at Bookshouse Ltd.,

Villa Niki, 8722 Pano Akourdaleia, Cyprus

Umschlaggestaltung: © at Bookshouse Ltd.

Coverfotos: www.shutterstock.com

Satz: at Bookshouse Ltd.

 

ISBNs: 978-9963-52-476-1 (Paperback)

978-9963-52-479-2 (E-Book .mobi)

978-9963-52-477-8 (E-Book .pdf)

978-9963-52-478-5 (E-Book .epub)

978-9963-52-480-8 (E-Book .prc)

 

 

www.bookshouse.de

 

 

 

Urheberrechtlich geschütztes Material

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Brücke ins Unbekannte

2. Cyana, Ort zwischen zwei Welten

3. Im Aqua-Paradies

4. Eröffnung neuer Horizonte

5. Die geheime Nachricht

6. Der Navajo-Code

7. In Schutt und Asche

8. Die gerechte Strafe

9. Der Angriff

10. Im Fadenkreuz

11. Unvermuteter Zuwachs

12. Der Kuss des Blumentiers

13. Im Visier

14. Katz- und Mausspiel

15. Der blaue Schmetterling

16. Böses Erwachen

17. Doppelbesetzung

18. Auf dünnem Eis

19. Verbündete

20. Die Lawine gerät ins Rollen

21. Falsches Spiel

22. Entführung

23. Fauler Zauber

24. Suchen und Finden

25. Gefangen

26. Umbruch

27. Unvorhergesehenes Wiedersehen

28. Versuchter Entzug

29. Der Teufelsfels

30. Glück im Unglück

31. Die Rettung

32. Hundegedanken

33. Endspurt

34. Die Bestimmung

Epilog

Für Claudia und Dana,

die besten, aller Töchter.

Prolog

 

 

 

Russland 1953 nach Stalins Tod

Spektakulärer historischer Fund im russischen Staatsarchiv bahnt sich an.

 

Bis dato völlig unbekannte Akten wurden gefunden. Sie beziehen sich auf das Jalta-Treffen der Siegermächte im Jahre 1945, unterschrieben von Roosevelt, Stalin und Churchill. Das Dokument besagt, dass die deutsche Wehrmacht zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Versuchsgelände einer Ostseeinsel fragwürdige Kernwaffentests mit einer brandneuen Wunderwaffe durchführen wollte, der sogenannten Vergeltungswaffe V3. Die Spionageabwehr der Westalliierten entdeckte die neu gebaute, gut getarnte Abschussrampe und die Angelegenheit drohte zu eskalieren. Stalin forderte die totale Zerstörung der Insel, es sei denn, sie würde fortan zum sowjetischen Staatsterritorium gehören. Churchill und Roosevelt zeigten sich überraschenderweise kompromissbereit.

Kapitel 1

Brücke ins Unbekannte

Witara, im Mai 2012

 

 

 

Über zwei Monate waren seit unserem Abenteuer vergangen und wie an jedem Tag spazierten Claudio und ich in Witaras malerischer Umgebung umher, um unser neues Zuhause besser kennenzulernen. Weitab unserer Behausung folgten wir einem glucksenden Bachlauf, der sich durch meterhohes Gras schlängelte und sich silbern schillernd davon abhob. Den Abstecher mussten wir einfach machen, weil wir diesen Platz als einen der schönsten in Witara auserkoren hatten.

Claudio war vorangegangen. Er hatte den imaginären Geruch von Omas bunten Gemüsebackfladen schon in der Nase. Ich dagegen bummelte noch ein bisschen herum. Dieser Ort hielt mich wegen seiner einzigartigen Schönheit jedes Mal wie magisch gefangen. Zwei schlauchähnliche, in tiefes Rot getauchte Hügelketten streckten ihre wilden Felszacken rechts und links unweit des Bachlaufs empor. Die rechte lag im Schatten und stieg höher an, die linke war von einem einsamen Waldstück umgeben.

Ich stand schwitzend unter einer tiefgrünen Baumgruppe, deren kräftig schwingende Wipfel mich vor den erbarmungslos herunterknallenden Sonnenstrahlen schützten, und genoss den Anblick des herabperlenden Wassers. Das wenige Licht, das zwischen den einzelnen Lücken hervorschoss, hüpfte darüber hinweg wie glitzernde Diamanten. Spritzten die bunt reflektierenden Leuchttropfen über die riesigen Steinkolosse hinweg, stoben sie in einer schier unglaublichen Explosion auseinander, um sich anschließend als Licht sprühende Strudel wieder in den Bach zu ergießen. Genauso eindrucksvoll, wie ich es vor Kurzem bei einem Wasserfall gesehen hatte. Emotionen kochten hoch, überwältigten mich und ließen meine Seele vor Glücksgefühlen überschäumen. Es war einfach nur – wow. Während Worte des Entzückens meine Kehle verließen, rief ich Claudio zurück.

Wie der Teufel kam er angerannt. »Um Himmels willen, was ist passiert? Hast du dich verletzt?« Sein besorgtes Gesicht war in Erwartung verzogen. Ich deutete auf das Farbenspiel aus Wasser und Licht, schüttelte den Kopf und sah, wie auch durch ihn ein Ruck ging. »Als hätte jemand buntes Brausepulver reingeschüttet«, flüsterte er mit stockendem Atem. »Am liebsten würde ich kosten, so lecker sieht es aus.«

Völlig gefangen von dem Wasserschauspiel blieben wir noch eine Zeit lang sitzen. Ich pflückte ein kleines, gewelltes Blütenblatt und rieb es zwischen den Fingern. »Riech mal«, sagte ich. »Wie wunderbar es duftet.«

»Ja, ein bisschen nach Grapefruit«, entgegnete Claudio. »Aber lass uns jetzt gehen. Ich fall gleich um vor Hunger.« Er erhob sich und wischte sich über die Stirn. »Puh! Diese Hitze.«

Bevor ich aufstand, steckte ich mir eine Blüte ins Haar. Ihr Duft sollte mich bis nach Hause begleiten. »Jetzt sind wir über zwei Monate hier und es kommt mir vor wie zwei Wochen.«

»Geht mir auch so.« Er rollte mit den Augen. »Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie die Zeit hier sieben Mal schneller vergehen kann als auf der Erde. Sie verrinnt unendlich langsam, obwohl sie im Affentempo rasen müsste.« Er seufzte. »Wenn du bloß nicht in einer Woche fünfzehn werden würdest.«

»Stimmt. Wir sollten uns langsam Gedanken machen, wie es danach mit mir weitergehen soll. Ich meine, wenn mein Doppelstatus flöten geht.«

»Erinnere mich nicht daran.« Gedankenverloren kaute er auf einem überlangen Grashalm herum und machte einen auf miese Laune. »Dann bin ich wieder ein Zweiter, und das beschissene neun Monate lang. Nichts verbindet uns mehr, außer unser Nachname und die Adresse.«

Ich betrachtete ihn unbeeindruckt, nahm es mit Fassung. »Wir können es nicht ändern.«

»Schön für dich. Ich bin wieder als Einziger am Arsch. Mutsch ist eine Erste, genau wie du und Oma.« Voller Missmut blinzelte er gegen das Sonnenlicht an. »Ach verflucht, auf der Erde ging es mir besser. Dort war ich wenigstens wer.«

»Dann leben wir halt wieder wie normale Geschwister«, sagte ich. »Andere tun das schließlich auch. Und außerdem haben wir noch sieben wundervolle Tage vor uns. Lass uns die einfach genießen.«

Er warf mir einen weniger giftigen Blick zu. »Mensch Marka, das ist alles bescheuert. Am liebsten würde ich ’ne Fliege machen und zurück zur Erde gehen.«

Ich blieb schlagartig stehen und quiekte beinahe. »Was? Weg von hier? Das ist nicht dein Ernst. Ne, ohne mich.«

Er schwieg, wahrscheinlich wohl wissend, dass er meine schwächste Stelle getroffen hatte. Seitdem wir die Erde verlassen hatten und in Witaras Wunderwelt lebten, verstanden wir uns prächtig und vertrauten uns bis aufs Letzte. Wir hatten eine traumhafte Zeit hier verbracht, inmitten immer fröhlicher Leute. Das konnte er nicht gegen das aufgesetzte, hochmütige Leben auf der Erde eintauschen wollen. Wie konnte das besser für ihn sein? Die Erde war kälter, viel schlimmer als tausend Dunkelheiten hier. Die kam wenigstens nur alle dreißig Tage und war zeitlich auf neun Stunden begrenzt. Alle vergruben sich dann in ihren warmen, gemütlichen Glashäusern, weil das Land in dieser Zeit in beißende, arktische Kälte getaucht wurde. Bäume, Pflanzen und kleinste, zerbrechliche Blumen verschwanden unter einer durchsichtigen Frostdecke. Nach dem Auftauen lebten sie unbeirrt weiter, ohne den geringsten Schaden genommen zu haben. Vollblütigen Lebewesen gelang dies allerdings nicht ohne hinreichenden Wärmeschutz. Sie würden unweigerlich sterben. Doch die Entdecker Witaras hatten sich etwas einfallen lassen und für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt. Die Erstgeborenen unter ihnen konnten nämlich eine aufgeheizte Energiehülle um sich aufbauen, unter der auch die Zweitgeborenen, die das nicht vermochten, die Dunkelheit unbeschadet überstanden. Nein, ich wollte hier nicht weg und es ärgerte mich kolossal, dass Claudio es anders sah. Nur weil er sich von einigen Vorlieben verabschieden musste, wenn sein Status als Zweitgeborener begann.

In schwermütigen Gedanken versunken, schlenderte ich hinter ihm her, bis er stehen blieb. Rustos gläsernes Haus blinkte uns entgegen und bei seinem Anblick schlug mein Herz höher. Claudio hingegen warf mir einen zerknirschten Blick zu. Es schien, als litte er wie ein Hund bei den Gedanken an das, was ihn in den nächsten neun Monaten erwartete. Schweigend gingen wir nebeneinander her. Jemand kam uns entgegengerannt. Wir erkannten Daanjo. Seine Mutter Sinja, die Schwester unserer Oma, wurde vor Kurzem ermordet und Rusto, sein Vater, war in einer dringenden Mission unterwegs. Von ihm sollte Daanjo in nächster Zeit den Vorsitz Witaras übernehmen. Rustos Abwesenheit diente sozusagen als Probedurchlauf dafür. Daanjo war in heller Aufregung. Schweiß stand ihm auf der Stirn und die langen, dunklen Haare klebten in feuchten Strähnen an seinem Kopf. Rusto habe ihn angejollt, erzählte er gehetzt. Claudio und ich sollten unsere Gedanken auf ihn ausrichten. Er brauchte dringend unsere Hilfe.

Rusto war bereits vor einiger Zeit verschwunden. Unaufschiebbare Angelegenheiten, hatte er gesagt, bevor er ging. Es klang sehr geheimnisvoll.

»Wo ist er überhaupt abgeblieben?« Claudio sah Daanjo fragend an. »Nicht einmal Oma weiß Bescheid, wo er hin ist.«

Claudio und ich lebten mit Oma und Mutsch zusammen in Rustos herrlichem Haus, mit weiten Flächen und einer total praktischen, perfekt durchgestylten Einrichtung. Wir bewohnten die obere, bislang ungenutzte Etage, die gleichzeitig die hellste war. Ihre vorteilhafte Aufgliederung bot viel Freiraum für jeden und genügend Platz, um sich eigenständig aufzuhalten.

Je nach Sonneneintritt schraubte sich das Haus mal mehr und mal weniger aus dem Boden, reckte sich quasi der Sonne entgegen. Die Aussicht über die dschungelartige und doch harmonisch angelegte, friedliche Natur, war dann sensationell.

Daanjo sah uns an. »Bitte. Mein Vater lässt euch ausrichten, er hat ein schreckliches Problem. Ihr dürft ihn nicht länger warten lassen.«

Claudio drückte freundschaftlich seinen Arm. »Weißt du denn, worum es geht?«

In beinahe hilfloser Geste hob Daanjo die Hände. »Er hat mir nur aufgetragen, dass ich euch suchen soll. Beeilt euch, es scheint zweifelsohne dringend zu sein.«

»Na, dann wollen wir ihn nicht länger warten lassen. Komm Marka, schießen wir uns auf ihn ein.« Claudio schloss die Augen.

Ich folgte seinem Beispiel, um ebenfalls einen gedanklichen Kontakt zu Rusto zu bekommen. Ein irrationales Summen jagte augenblicklich durch meine Stirn und schon rauschte Rustos hektische Stimme in meinem Kopf.

»Es ist etwas Dramatisches geschehen«, rief er angespannt. »Ich bin auf der Erde, genauer gesagt auf Cyana, einer verschollenen Insel in einem Meer namens Ostsee.«

»Du bist auf der Erde?« Ich riss die Augen auf.

»Was ist los?« Daanjo hing an meinen Lippen.

»Er ist auf der Erde, irgendwo an der Ostsee.«

»Bestimmt auf Cyana«, warf Daanjo unerwartet ein. »Das war fast zu erwarten. Mein Vater wirkte ziemlich bedrückt, als er aufbrach, aber er wollte nicht mit der Sprache herausrücken, bevor er Genaueres wusste.«

»Hä?« Claudio rümpfte die Nase. »Was soll das für eine Insel sein und wieso ist sie verschollen?«

Daanjo unterrichtete uns, dass Cyana ursprünglich mal eine Ostseeinsel war, die im Jahre 1945 zur Kolonie Witaras wurde, weil Forschungen mit gefährlichen Nuklearraketen ihren Zugang bedrohten. Die Erde hätte damals kurz vor der Wende zu einem Atomkrieg gestanden. Um Cyana vor dem drohenden Untergang zu retten, wäre es den Witariern in letzter Sekunde gelungen, einen energetischen Schutzschild darüber hinwegzuspannen, um sie von der irdischen Außenwelt abzuschirmen. Die Menschheit glaubte fortan an ihren Untergang. Die Insel selbst sei eine in sich geschlossene Masse aus mehreren gebirgigen Felshügeln, alle umgeben von breiten, weißen Sandstränden. Aus Platzgründen wohnten ihre Bewohner in gläsernen Behausungen, die sich tief bis ins Meeresinnere zogen.

Claudio kniff die Brauen zusammen. »Das ist ja Gras.«

Gerade als Daanjo wieder zum Reden ansetzen wollte, nahm ich erneut ein Rucken im Kopf wahr. »Wartet mal!« Ich hob die Hand. »Rusto spricht wieder.«

»Es scheint sich eine Katastrophe anzubahnen«, jollte Rusto. »Die Cyanaer hören seit Tagen knallende Geräusche. Anfangs waren sie schwach, dann wurden sie stetig lauter. Die Richtung, aus der sie kommen, ist immer dieselbe. Es wurden Taucher losgeschickt, um die Unterwasserklippen zu überprüfen. Dort fand man aber nichts. Sie ziehen deshalb ein Meeresbeben in Erwägung. Wenn zusätzlich ein Sturm aufzieht, ist zu befürchten, dass die Energiehülle reißt.«

Wort für Wort wiederholte ich Rustos Ängste.

»Dann würde die Insel also wieder zu sehen sein, wenn das geschieht?«, fragte Claudio. »Was macht die Hülle von außen unsichtbar?«

»Eine ganz simple Luftspiegelung«, erwiderte Daanjo. »Steht ein äußerer Betrachter davor, sieht er nur das Meer dahinter.«

Ich legte den Kopf schief. »Und wie ist das von drinnen?«

»Da wird alles wahrgenommen, was außerhalb passiert.«

»Kann man denn auch mal raus?«

Ungläubig starrte Daanjo mich einen Moment lang an. »Du meinst die Insel verlassen? Wieso?«

Ernüchternd rieb ich mir die Nase. »Weil die Cyanaer bestimmt auch mal raus wollen, um mehr zu sehen. An der Ostseeküste ist es supertoll. Der Krieg ist schließlich lange vorbei.«

»So friedvoll, wie es auf Cyana ist, hat da anscheinend niemand Interesse dran«, sagte Daanjo. »Es ist alles da. Ein wunderbarer Sandstrand, Wasser, Sonnenschein. Was sollten sie vermissen?«

»Hallo?« Claudio baute sich vor ihm auf. »Vielleicht das Leben auf der anderen Seite, die unbegrenzte Freiheit? Wie Marka schon sagte, es ist wunderschön an der Ostsee.«

»Das ist es auf Cyana auch. Und mal ehrlich, Claudio, glaubst du etwa, dass es angenehm ist, was die Cyanaer da draußen sehen?«

»Was soll dort Schlimmes sein?«

»Na, die Menschen. Sie brüllen zu kreischender Musik und sausen bis in die Nacht mit ihren heulenden Vierrädern am Strand herum. Nerviger sind nur ihre röhrenden Zweiräder, mal abgesehen von dem stinkenden Müll und den Plastikresten, die zur Genüge im Meer treiben.«

Rustos Stimme war plötzlich wieder in mir. »Marka! Cyana braucht eure Hilfe. Als Halbwitarier dürftet ihr einen Wissenszugang zu euren menschlichen Vorfahren haben. Ihr könntet erkunden, was 1945 auf der Insel passiert ist. Dazu müsstet ihr aber sofort herkommen. Nutzt die Woche, nutzt Claudios Doppelstatus und nehmt Kujo mit. Eure Dreierkonstellation hat sich schon einmal bewährt. Ihr seid Cyanas einzige Chance.«

Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, Witara verlassen zu müssen. Eigentlich wollte ich für immer bleiben.

»Wenn er uns braucht«, beschwor Claudio mich, »dann müssen wir wohl. Wir können nicht erwarten, nur auf der faulen Haut zu liegen. Wir beordern Kujo und brechen schnellstmöglich auf.«

»Aber die Dunkelheit setzt bald ein«, begehrte ich auf, »daher lass uns noch etwas warten.«

»Nichts da«, dementierte Claudio, »gerade deswegen nicht. Ach, da ist Kujo ja schon.« Er schwenkte den Arm in Richtung einer schwach leuchtenden Gestalt, auf der ein schmales Flämmchen auf und ab hüpfte – Kujos leuchtend roter Pferdeschwanz. Jeder Erstgeborene in Witara leuchtete ab seinem vierzehnten Lebensjahr. Dann stoppte sein Wachstum und die dadurch frei gewordene Energie floss in sein Wissen ein. Ein von außen sichtbares Leuchten war die Folge. Im Erwachsenenalter verlor es sich wieder. Auch Claudio und mich erkannte man schon von Weitem. Für Claudio fiel das allerdings wieder flach, sobald ich fünfzehn wurde.

»Du kommst wie gerufen, Alter«, krähte Claudio. »Neuer Marschbefehl, Rusto braucht mal wieder unsere vereinten Kräfte.«

Claudios Spruch ignorierend, hatte Kujo nur Augen für mich. Seit wir ein Paar waren, wuselten Ströme von bislang unbekannten Blubberblasen durch meinen Bauch, sobald ich ihn sah, ja, wenn ich nur an ihn dachte. Durch ihn fühlte ich mich endgültig angekommen. Er war mein Gegenpol, mein seelisches Gleichgewicht, mein Witara.

Claudio nahm ihn sogleich in Beschlag. »Behalt deine Augen gefälligst bei dir, Alter. Hier spielt die Musik. Ach und vergiss nicht, Luft zu holen.«

Kujo fuhr zu ihm herum. »Tut dir was weh? Nein halt, ich hab’s, du warst eindeutig zu lange in der Sonne.«

»Jaja.« Grinsend stupste Claudio mit dem Knie nach ihm. »Nur zu deiner Beruhigung, Marka ist auch mit von der Partie. Rusto will, dass wir drei zu ihm kommen. Er weilt in irdischen Gefilden, irgendwo an der Ostsee.«

»Bestimmt auf Cyana.« Kujos Blick glitt zu Daanjo. »Weshalb?«

»Die Bewohner dort fühlen sich von merkwürdigen Geräuschen bedroht«, entgegnete Daanjo. »Mein Vater glaubt, dass Claudio und Marka herausbekommen könnten, worum es sich dabei handelt. Er will, dass sie unverzüglich zu ihm kommen, zusammen mit dir, weil du schon mal dort warst und den Weg kennst.«

»Ja, das stimmt«, sagte Kujo und ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Cyana ist ein kleines Paradies. Es ist einfach fantastisch. Ich war einmal sehr glücklich dort.«

Aha! Mein Hochgefühl rutschte augenblicklich in meine Knie, die nun mehr einem Pudding ähnelten als einer Ansammlung von spitzen Knochen.

Kujo fokussierte eine Mulde, aus der nebliger Dampf aufstieg. Ein Wasserrinnsal verlor sich dazwischen. »In diesem Talkessel, seht ihr?« Er zeigte auf einen steil ansteigenden Felsgrat, der sich wie ein drohender, versteinerter Finger aus einer tief gelegenen Wiese erhob. »Da liegt der verschüttete Krater eines verloschenen Vulkans. Er verbirgt den Zugang nach Cyana.«

Ach du heiliger Strohsack. Ich heftete den Blick auf den hohen Steinzahn. Er sah gruslig aus. »Müssen wir etwa da reinsteigen?« Mein Schiss vor der Finsternis kam gleich nach meiner Phobie vor Spinnen.

Kujo lächelte mich an. Es sah zum Dahinschmelzen schön aus. »Angst? Die musst du nicht haben. Der Kraterschlund ist von den Gesteinsmassen der Jahrhunderte längst verschüttet worden. Zum Zugang führt eine schmale Gesteinsrinne, gleich hinter dem Felsgrat. Sie ist gut zugänglich und bequem begehbar.«

Claudio zog zwei längliche Metallschienen unter seiner Kutte hervor, die wie abgeschnittene Eisenbahnschienen aussahen. Man musste sich nur draufstellen, die Gedanken in eine bestimmte Richtung lenken und schon sauste man davon. In Witara ist es die verrückteste Möglichkeit überhaupt, um Strecken zu überwinden.

»Nehmen wir die mit?«

»Die Treter lasst ihr besser hier«, riet Daanjo. »Ihr Gewicht belastet euch nur. Cyana ist in sich geschlossen, sie wären ohnehin nutzlos.«

»Wartet kurz.« Kujo nickte uns zu. »Ich bin sofort wieder zurück. Ich muss nur schnell meinen Eltern Bescheid geben.« Er schwang sich auf seine Gleiter und stand binnen Minuten wieder vor uns. »Habt ihr mit eurer Mutsch und der Oma schon gesprochen?«

»Ich war gerade auf dem Sprung zu ihnen«, erwiderte Claudio. »Ach, gebt mir eine Minute mehr, oder besser zwei. Ich muss anschließend noch zu Lusa.« Genau wie Kujo vorher sauste er davon. Bepackt mit seinem roten Rucksack, tauchte er kurz darauf wieder auf. »Mutsch war nicht gerade begeistert«, sagte er auf meinen fragenden Blick hin. »Sie wäre am liebsten mitgekommen.«

»Und?«

Er warf mir einen schnellen Blick zu. »Oma konnte es ihr gerade noch ausreden. Ach, ja. Mutsch hat mir noch ein paar Kleinigkeiten für dich mitgegeben.« Er holte tief Luft, wie um Ruhe zu bewahren. »Wie du vermuten wirst, hat es mir Lusa nicht gerade leicht gemacht. Ich hätte nie gedacht, dass ich ein Mädchen mal so lieben würde.«

Es schnürte mir fast die Kehle zu, ihn so leiden zu sehen. Ohne Kujo hätte ich es auch keinen Tag ausgehalten.

»Dann könnten wir theoretisch aufbrechen«, schlug Kujo vor. Er löste den Blick von mir und sah Claudio an.

»Von mir aus.« Claudio klopfte auf den Rucksack. »Es ist alles drin.«

Voller Erwartung blickte ich zu dem Felsfinger.

Bestimmt trog die Idylle, es konnte nicht anders sein.

 

*

 

Daanjo begleitete uns bis zum Kratereingang. Nacheinander nahm er uns in den Arm und wünschte uns viel Glück. Bepackt mit unseren Tretern, machte er sich anschließend wieder auf den Heimweg.

Kujo wies auf zwei Holzpfähle. Sie waren von blättriger Baumrinde umgeben und hielten eine darüber liegende, längliche Steinplatte, die Geröll und Erde abstützte. Knapp dahinter war eine in Lehm gehauene Treppe zu sehen, die in die Tiefe führte.

»Kommt, lasst uns runtergehen«, schlug er vor. »Es ist sicherer, als es aussieht.«

Ängstlich beäugte ich die rissige Steinoberfläche. Sie bröckelte und wies bei näherer Betrachtung etliche tiefe Furchen auf. Claudio schob sich an mir vorbei und trat unter dem Steinrahmen hindurch. »Na komm schon, du Schisshose!« Er nahm meine Hand. »Sonst stehst du noch in hundert Jahren hier.«

Es war herrlich. Behagliche Kühle empfing uns nach der Hitze von draußen. Wir standen inmitten wunderschöner, bemalter Wände und betrachteten sie, staunend wie die ersten Menschen. Die atmosphärische Stille erinnerte mich an eine Kirche und die kunstvollen Bilder an einen alten Tempel, wie ich ihn aus dem Fernsehen kannte. Eine Herde von hirschähnlichen Tieren übersprang saftige, grüne Wiesen mit bunten Riesenblumen. Dicke Sonnenstrahlbündel durchbrachen lang gezogene, aufgemalte Wolkenschatten. Sie erleuchteten alles, obwohl es dunkel war. Ein Wasserrinnsal wand sich schlangengleich am Boden entlang, blinkend und glitzernd, wie echtes Wasser. Claudio stieß begeisterte Rufe aus. Er scharrte mit den Schuhen über die Farbe, um zu analysieren, ob es wirklich welche war. »Nun seht euch das an. Sieht aus wie Wasser und ist doch keins. Wie kann es derart dreidimensional und echt aussehen?«

Wir blickten ins Innere, zuckten aber instinktiv zurück, weil eine gespenstische Dampffontäne vor uns auftauchte und die Sicht verdeckte. Kujo kicherte leise. »Lasst euch nicht täuschen von dem, was ihr vor euch habt. Ihr glaubt es zu sehen, tut es aber nicht.« Er streckte die Hand aus. »Rechts herum!«

Claudio machte eine scharfe Kehrtwendung und zog mich mit sich. »Für mich steht außer Frage, dass hier ein wahnsinnig guter Maler zugange gewesen sein muss. Kennst du ihn vielleicht, Kujo?«

»Ich nicht, aber vielleicht du. Geh mal zurück in die Vergangenheit. Zu deinen Ahnen. Es war ein Vorfahre von dir.«

Lachend rempelte ich meinen Bruder an. »Hey! Hätte ich mir denken können, dass es schon mal einen Verrückten gab wie dich.« Claudio rieb sich den Unterkiefer. Seine Brust schwoll vor Stolz. Schnell klopfte ich ihm auf den Rücken, damit er wieder runterkam. »Brich dir bloß keinen ab, es war auch mein Vorfahre.«

»Hast du seine Gene oder ich?« Er grinste, als ich schwieg. »Na bitte, dumm gelaufen für dich.«

Wir gingen weiter. Der Dampf trat nur noch vereinzelt aus den schmalen Felsritzen. Es knackte mal leise, mal kräftiger, aber immer nur kurz. Jedes Mal schreckten wir zusammen. Claudio begutachtete die Risse in den Wänden. »Nicht, dass hier gleich heißes Wasser rausbricht. Der Dampf hat sicherlich etwas zu bedeuten.«

Kujo beschrieb mit der Hand einen Bogen über sich, in Richtung Decke. »Das Sickerwasser aus dem kalten Felsgestein trifft auf die Erdwärme, deshalb der Dampf. Er ist ungefährlich.«

»Es lässt die Bilder plastischer aussehen«, wisperte ich ehrfurchtsvoll. »Sie bewegen sich dadurch erst, findet ihr nicht auch?«

Kujo strahlte mich an. »Gut erkannt. Das ist auch Sinn und Zweck. Die Angst vor der Tiefe und der Dunkelheit soll dadurch gemildert werden.« Er zeigte nach oben in eine Ecke. Dort hing eine Schnur an einem Haken, natürlich auch nur aufgemalt. Ein Dampfstoß quoll unmittelbar daneben hervor und ließ sie es aussehen, als flattere sie.

»Die Farben verbinden sich mit der Feuchtigkeit des Dampfes«, erklärte er. »Das bringt die Helligkeit. Der wabernde Dunst gaukelt die Bewegung vor.«

Claudio blieb stehen. »Eigentlich ziemlich banal.«

»Und trotzdem effektiv«, fügte ich hinzu. »Wäre das nicht was für dich? Du kannst das sicherlich genauso gut. Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: Das berühmte Künstlergenie Claudio Wirtsler mit seiner dreidimensionalen Malerei

Rums. Etwas schlug krachend irgendwo auf. Gleißendes Licht drang aus dem Schatten vor uns. Es wuchs sich zu einem Feuerball aus. Ich erschrak und sprang geblendet zur Seite.

Kujo nahm meine Hand. »Es ist dasselbe Spiel. Der Dampf lässt das aufgemalte Feuer brennend aussehen.«

»Und der Aufprall?« Blindlings starrte ich ihn an. »Das war bestimmt ein Felsbrocken.«

Er nickte. »Aber nur eine kleine Gesteinsverschiebung.« Seine Fingerkuppen streichelten beruhigend über meinen Handrücken. »In diesen Tiefen muss man auf derartige Geräusche gefasst sein. Bei jedem Geräusch entsteht ein Schall. Der von eben hat den Dampf kurzzeitig aus der Bahn gebracht. Deshalb hat das Feuer scheinbar lichterloh gebrannt.«

Claudio fasste sich an die Brust. »Oh Mann, ich bekomme noch einen Herzinfarkt, wenn das so weitergeht.«

»Dann warte erst mal die Stelle ab, wenn uns die Quantenblase durch die Gesteinsmassen nach oben trägt.«

Mir blieb das Herz stehen. »Was für eine Bla… Blase?«, brachte ich mit Mühe hervor.

»Keine Angst.« Kujo zog mich an sich. »So schlimm wie im Beschleunigungstunnel wird es nicht werden. Es geht schließlich aufwärts.«

Nicht gerade überzeugt hob ich stöhnend die Schultern. Unbändige Angst vor der Ungewissheit kroch in mir hoch. Vorsichtig trabten wir weiter, einem nicht allzu fernen Rumoren entgegen.

Zehn Minuten später endete es mit einem scharfen Knall. Ein schriller Aufschrei entrang sich meiner Kehle. Ich erschrak selbst davor. »War das wieder eine unterirdische Verschiebung?« Gelähmt sah ich Kujo an.

Claudio verzog den Mund. »Hat sich wie ein Schuss angehört, oder eine Sprengung.«

Kujo legte ein Ohr an die Felswand. Seine Augen starrten ins Leere. »Es war nichts von alledem. Wir sind gleich bei der Blase.«

Noch vor Ablauf der nächsten halben Stunde stießen wir auf eine dicke Staubwolke. »Dahinter ist sie«, würgte Kujo hustend hervor. Er griff nach unseren Händen und zog uns mit sich. Als wir aus der Staubschicht traten, machte sich treibhausartige Schwüle breit. Von oben herab traf uns ein runder Lichtschein. Er befand sich am Ende eines ewig langen Schachtes, in dem etwa in der Mitte ein eigenartig schillerndes Gebilde hing – die Blase. Kujo betrat eine Stelle, zwei Schritte von uns entfernt, und hob den Kopf zum Licht empor. Claudio versetzte mir einen leichten Rippenstoß. Kujo sah aus, als schliefe er. Plötzlich setzte ein leises Prasseln ein, ähnlich einem Nieselregen, woraufhin Kujo die Augen wieder aufschlug. Genugtuung stand darin. Bewegung kam in die Blase. Sie wogte kurz hin und her und schwebte nach unten. Ich sah zu Claudio. Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ihm schien die Sache genauso wenig geheuer zu sein wie mir.

»Ihr müsst nicht so verschreckt gucken«, sagte Kujo sanft. »Wie ihr an dem Lichteintritt da oben sehen könnt, herrscht dem Anschein nach auf Cyana gutes Wetter. Es wird ein sehr ruhiger Aufstieg.« Mit einem leisen Rauschen näherte sich die Blase. Sie füllte den Platz in der Öffnung komplett aus. Kujo streckte die Hand nach ihr aus und kniff in die Blasenoberfläche, kaum dass sie stillstand. Von innen heraus war ein Summen zu hören. Es erstarb, als ein keilartiger Zickzackspalt schwarz gähnend aufklaffte. »Kommt!« Kujos Lippen formten das Wort, ohne es auszusprechen. »Bewegt euch so ruhig ihr könnt. Der Untergrund reagiert auf jede Schwankung.« Nacheinander betraten wir die Innenfläche, die unvermutet federnd nachgab. Das Innere sah größer aus, als von außen erwartet. Kujo machte Anstalten, sich zu setzten. Ein gummiartiger Vorsprung schob sich unter seinen Allerwertesten, dasselbe Phänomen wie in Witaras Glashäusern. Ich sah mich um. Die transparente Rundung der Blase fungierte als Vergrößerungsglas. Jede kleine Gesteinsader draußen war übergroß zu erkennen. Ein unheilvolles Ratschen ertönte und der Spalt schloss sich. »Setzt euch, schnell.« Kujos Stimme klang angespannt. Ein Stoß ließ mich aufschreien. Kujo sprang auf und ließ sich neben mir nieder. Der Sitz unter ihm bewegte sich tempogleich mit. Als er sich enger an mich heranschob, verschmolzen unsere Sitze zu einem großen. Wahnsinn!

Das Felsgestein außerhalb senkte sich langsam in die Tiefe, während wir im Schneckentempo aufwärts rauschten und wie Schiffbrüchige einer Ungewissheit entgegentrieben. Die Helligkeit von oberhalb flutete mit jeder Sekunde, die verstrich, heller herab. Wir nahmen stetig Fahrt auf. Als ich dachte, es überstanden zu haben, ging es erst richtig los. Die Blase machte einen kraftvollen Satz und zischte mit einer ungeheuerlichen Geschwindigkeit in einem Wirrwarr aus bunt brodelnden Lichtkreisen durch grell funkelnde Lichtpunkte hindurch. Mit schwindenden Sinnen versuchte ich meinen Mageninhalt bei mir zu behalten, indem ich immer wieder schluckte, auch um das Dröhnen in den Ohren auszugleichen. Der krönende Abschluss war ein Aufprall, dann war die Odyssee vorbei.

 

»Sind wir oben?« Ich richtete mich auf und bemerkte, dass ich in Kujos Armen hing, kraftlos an seine Schulter gelehnt.

»Alles in Ordnung mit dir, Marka?« Mit besorgtem Blick hielt er meinen Kopf fest. Als ich erschöpft nickte, streichelte er lächelnd über meine Wange.

Die Blase kühlte in null Komma nichts aus. Unser Atem rauchte plötzlich und die Schwaden schlugen sich an der Blaseninnenhaut nieder, sodass uns die Aussicht nach draußen verwehrt blieb. Stürmischer Wind und das Tosen von Wasser waren zu hören. Kujo wischte etwas von dem Kondenswasser ab und wir ließen unsere Blicke durch das Loch schweifen. Trübes Tageslicht zerfloss vor unseren Augen zu einer grauen Masse. Dazwischen, mit klumpigem Sand bedeckt, erhob sich kahles Felsgestein. Die dunstige Luft klarte auf und ließ zart schimmernde Sonnenstrahlen hindurch, die über die Blasenhaut sprangen. Endlich konnten wir mehr erkennen.

Claudio fuhr zusammen. »O Gott. Da ist ein Abhang.«

In Panik versetzt, reckte ich den Hals, um seinem Blick zu folgen. Und tatsächlich, unmittelbar vor uns, fiel eine Steilwand in schwindelerregende Tiefe ab. Erneute Übelkeit rumpelte durch meinen Magen und ließ meine Schläfen pulsieren. Die Blase bewegte sich im aufkommenden Wind.

O nein, sie schwankte direkt darauf zu.

Kapitel 2

Cyana, Ort zwischen zwei Welten

 

 

 

Der Himmel versteckte sich hinter einer grauen Wolkendecke, als wir die Blase verließen. Obwohl wir Mai hatten, herrschten noch Kälte und Wind.

Claudio, einen Arm um meine Schulter gelegt, wies atemlos in Richtung einer tiefen Schlucht. Dort klatschten Wellen gegen schwarzes Ufergestein. »Ich dachte schon, das war’s«, raunte ich, während ich zögerlich an seiner Hand entlang sah. Ein gigantischer Blick erwartete mich. Die vielen, spitzen Felszacken, die aus bizarren Gesteinsschichten herausragten, machten mir Angst. »Die hätten uns unter Garantie aufgespießt«, ergänzte Claudio angespannt. »Mensch Kujo! Hättest du uns das nicht vorher sagen können?«

Im höchsten Maße erstaunt, sah uns Kujo an. »Die Blase ist im Boden verankert«, murmelte er kleinlaut. »Sie fungiert wie ein Aufzug. Ich dachte, ihr konntet euch denken, dass sie nicht ausbrechen kann.« Bedrückt schluckend schwieg er. »Es tut mir leid, dass ihr in Panik wart. Ich gehe zu oft von mir aus.«

Immer noch uneinsichtig verzog ich das Gesicht. »Aber sie hat sich bewegt, als wenn sie abstürzen wollte. Ich wäre fast gestorben vor Angst, Kujo!«

Claudio wirbelte mir durchs Haar. »Ist ja nichts passiert. Seht, da kommt Rusto. Lasst uns zu ihm gehen.«

Rusto winkte uns. Hinter ihm marschierte ein Zug bunt angezogener, leise plappernder Menschen. Sie hielten lange, glänzende Stäbe in den Händen, vielleicht Spazierstöcke.

»Ich freue mich ja so«, rief er uns freudestrahlend entgegen. Bei uns angelangt, nahm er mich in die Arme und wiegte mich. Im selben Takt strich er über meinen Rücken. »Marka, endlich.« Er sah mich skeptisch an. »Alles gut überstanden?«

»Mhm!« Ich nickte.

»Und du?« Rusto begrüßte Claudio mit einem Schulterklopfen.

»Geht so.« Claudio wiegte nachdenklich den Kopf. «Wenn ich bloß begreifen würde, was da jedes Mal zwischen Raum und Zeit passiert. Erde – Witara und jetzt wieder Erde. Das ist der blanke Wahnsinn.«

Rusto sah ihn an. »In der Blase reist es sich aber erheblich bequemer als im Beschleunigungstunnel. Oder seid ihr sehr erschöpft?«

»Sie waren nur ein bisschen nervös, als sich die Blase auf den Abgrund zubewegte«, erwiderte Kujo. »Es war mein Fehler. Ich hätte sie darauf hinweisen müssen.«

Claudio brachte ihn mit einer wedelnden Handbewegung zum Schweigen. »Jaja, Kujo! Du vergisst so manches. Das kennen wir von dir.«

Rusto wies auf seine Begleiter, die einen Meter entfernt stehen geblieben waren. Auf ihre Stäbe gestützt, beobachteten sie uns. »Ich habe den Leitclan samt ihren Familien gleich mitgebracht. Kommt, ich stelle euch vor.« Indem er grob unsere Geschichte umriss, versetzte er sie in größtes Erstaunen.

Wie es auf der Erde üblich war, traten anschließend die wichtigsten Bewohner vor und nannten in perfektem Hochdeutsch ihre Namen. Rusto beschrieb ihre Aufgaben und wie sich die einzelnen Clans zusammensetzten. Alle halfen sich untereinander, wie in einer großen Familie.

Ich zählte an die zwanzig Leute, darunter auch Kinder. Stolz berichteten sie, wie sie ihr Leben meisterten, ihre Tage vor allem mit der Gewinnung einer dickflüssigen, grünen Masse verbrachten. Sie gewannen den klebrigen Stoff aus den zahlreichen, unterirdischen Quellen der Insel und isolierten chemische Verbindungen daraus. Die irdische Bezeichnung, Cyana-Crylat, hatte der kleinen Insel ihren Namen gegeben. Einmal die Woche transportierten sie ihn per Tunnelexpress nach Witara. Im Ausgleich bekamen sie Versorgungsgüter zurück. Der solide Handel funktionierte nunmehr seit Anbeginn an.

»Ein Superkleber also«, sagte Claudio. »Ich glaube, ich habe sogar davon gelesen.«

Ich musste schmunzeln. »Du und gelesen? Das glaube ich jetzt nicht.«

Ein bärtiger Mann ging auf Claudio zu. Er war untersetzt, aber drahtig, besaß tief liegende blaue Augen und ein rundes Gesicht. Sein Alter schätzte ich auf Mitte fünfzig.

»Mein Name ist Anton«, brummte er in tiefem Bass. »Ich gehöre der dritten Generation an und bin der Erste des Rates von Cyana. Es stimmt. Cyana-Crylat wird auf der Erde zu Sekundenkleber verarbeitet. Kommt es mit Luft in Berührung, erfolgt eine schnelle Verklebung, sogar bei sehr niedrigen Temperaturen. Aber es kann noch mehr. Schaut euch um, im Großen und Ganzen ist der Stoff allem beigemengt, was stabil sein muss.«

»Er ist zudem unverzichtbar für den Häuserbau«, warf Rusto ein. »Ohne seine hohe Haftfähigkeit wären wir in Witara aufgeschmissen.«

»Ah, eure gläsernen Häuser.« Ich blickte ihn an. »Stimmt! Die soll es hier ja auch geben. Daanjo hat davon gesprochen.«

 

*

 

Inzwischen war eine Stunde vergangen und langsam kam die Sprache auf die knallenden Geräusche.

Anton sah erst in meine Augen, dann in Claudios. »Ihr wollt also erkunden, welchen Grund das Ganze hat? Entschuldigt bitte, aber ihr seid noch Kinder, wenn ich das so sagen darf. Oder habt ihr archäologische Erfahrungen?«

Hinter ihm erklang das verhaltene Kichern seiner Leute. Genau wie Anton nahmen sie uns nicht für voll.

»Nun …« Rusto straffte sich. Mit angehobenen Händen trat er auf Anton zu. »Du verkennst das Potenzial, das in den beiden steckt. Ihre Ahnen mütterlicherseits waren die Mitbegründer Witaras. In der Linie väterlicherseits gab es einen Vorfahren namens Wilhelm, der im Krieg auf dieser Insel stationiert war. Er bekleidete das wichtige Amt des Funkers.«

»Was?« Claudio und ich sprachen wie aus einem Mund.

»Ja!« Rusto nickte. »Eure Oma hat mir davon erzählt. Sie vermutet, dass Wilhelm im Sommer 1945 während seiner Gefangenschaft ums Leben gekommen ist. Wilhelms Sohn Ernst wurde ihr irdischer Ehemann, also euer Großvater. Er hat widersprüchliche Angaben darüber gemacht.«

Claudio verschränkte die Arme. »Du glaubst wirklich, dass dieser Wilhelm über Kenntnisse der Insel verfügte, nur weil er Funker war?«

»Funker erfahren viel«, stimmte ich Rusto zu. »Warum also nicht? Wenigstens lernen wir endlich jemanden aus der anderen Richtung kennen. Mal sehen, wie unser Uropa so drauf war. Ist zumindest eine vielversprechende Idee. Er war ja anscheinend der Opa von unserer Mutsch.«

»Na, Dankeschön auch!« Claudio klang belustigt. »Dieser Wilhelm war garantiert genauso eine Hohlfritte wie Omas Mann Ernst. Sie hat, glaub ich, mal erwähnt, dass alle Männer aus der Familie ziemlich durchgeknallt waren.«

Erdstöße grollten überraschend aus dem Erdinneren zu uns empor. Sie ließen den Felsuntergrund vibrieren und die Sandbrösel darauf um die Wette hüpfen.

»Sind das die Geräusche?«, fragte ich. Anton nickte. »Die hören sich ja furchterregend an.«

Claudio legte sich flach hin, das Ohr gegen den Felsboden gedrückt. »Wie lange geht das schon?«, fragte er. »Betrifft es nur die Felsen, oder auch die unterirdische Stadt?«

»Wir hören es überall.« Anton deutete auf die Umgebung. »Aber am heftigsten betrifft es die Schutzhülle. Hier, am Mittelpunkt der Insel, kommt es leicht abgeschwächt an. Das Interessante dabei ist, dass es des Nachts immer ruhig bleibt. Jetzt um die Mittagszeit ist der Höhepunkt.« Mit sorgenvoller Miene lauschte er einen Augenblick. »Kommt, ich zeige euch die ungefähre Stelle, wo es am lautesten ist. Irgendwas ist da im Gange. Wenn ich nur wüsste, was.«

Claudio hob den Rucksack hoch und schnallte ihn sich um. »Kann ich den irgendwo abstellen?«

»Wisst ihr was?« Rusto zwinkerte ihm zu. »Was haltet ihr davon, wenn ich euch erst einmal in eure Unterkunft bringe. Ihr drei wohnt natürlich zusammen.«

Das Gemurmel setzte erneut ein. Anton ging auf seine Leute zu, flüsterte kurz mit ihnen. Neugierige Blicke streiften uns, bevor sie sich umdrehten und den Weg zurückgingen, den sie gekommen waren.

»Hier entlang.« Anton zeigte lächelnd in die entgegengesetzte Richtung. »Wir müssen ohnehin an einer Stelle vorbei, von der die Schutzhülle gut zu sehen ist.«

Kujo nahm mich bei der Hand und wir folgten Anton in Richtung einer breiten, grasbewachsenen Mulde, aus der ein einzelner dicker Felsklotz aufragte. Bei ihm angekommen, verharrten wir jäh, denn die befremdlichen Schläge setzten erneut ein. Ich schluckte und verkniff mir ein Aufstöhnen. Schon wieder verkrampfte sich mein Magen. Das Dröhnen kam aus dem Boden und knallte dermaßen hart gegen unsere Fußsohlen, dass jeder einzelne Grashalm erzitterte.

»Als wäre eine unterirdische Schmiede zugange«, murmelte Claudio. »Das hört sich grauenvoll an.«

»Bis vor Kurzem war das Gelände hier noch eben«, sagte Anton. »Jetzt ist der Felsen wieder ein ganzes Stück weggesackt. Das harte Kreidegestein verschiebt sich anscheinend durch das Grollen tiefer in den lehmigen Boden.«

Ach du lieber Gott. Verstohlen betrachtete ich den Untergrund. »Wäre es dann nicht ratsamer, wenn wir möglichst schnell von hier verschwinden? Ich meine, wenn doch alles abgeht.«

Anton deutete nickend zu einem steilen Felsen im Hintergrund »Dort hinten ist schon die Steilwand. Auf dem Plateau daneben geht es zur Blase.«

»Wieso?« Claudio stutzte. »Da kommen wir doch gerade her.«

»Ach ja!« Anton schlug sich vor den Kopf. »Es existieren mehrere davon. Die, die du meinst, verbindet uns mit Witara. Mittels der anderen, sehr viel kleineren, überbrückt man den Höhenunterschied zwischen Steilküste und Strand. Es gibt drei Stück davon. Von der da hinten ist die Energiehülle am besten zu sehen. Kommt mit, ich zeige euch, was ich meine. Auf dem Felsgestein ist es ohnehin sicherer.«

Ich drückte meine Tasche an mich und stieg hinter Anton her, aus dem Erdwall hinaus. In der schräg ansteigenden Felsrinne, die im Halbkreis drum herum führte, fühlte ich mich gleich bedeutend sicherer. Wir folgten ihr, vorbei an flachen, zerklüfteten Hügeln und massig aufgetürmten Steinkolossen, bis hin zu einigen Stufen, die zu dem Hochplateau führten. Rusto stapfte als Erster hinauf. Oben angekommen vollführte er eine Drehung und zeigte aufs Meer.

»Na kommt. Ihr werdet erstaunt sein. Es ist sehr beeindruckend.«

Wie versteinert blieb ich stehen. Meine Beine fühlten sich wie mit Wackelpudding gefüllt an, und in meinem Magen breitete sich ein glühendes Feuer aus. Claudio sah mich an. »Ne Marka, nicht schon wieder. Du und dein blöder Höhenkoller.« Er stieß mich an. »Jetzt komm schon. Ich rette dich auch, wenn es sein muss.« Zwischen ihm und Kujo eingehakt, taumelte ich die Treppe hinauf. Ohne die Sicherheit ihrer Hände hätte ich sie niemals betreten. Zu meiner Furcht vor Tiefen kam die Gewalt des Sturms, der an mir zerrte wie das Böse. Doch ich wurde entschädigt, und zwar auf das Feinste. Obwohl mir die Windböen ins Gesicht peitschten, mich mit Sand piesackten und mir beinahe die Kleider vom Leib rissen, war es Faszination pur, was sich mir beim Hinunterspähen offenbarte. Für einen Moment musste ich die Augen schließen und erneut hinsehen, um zu begreifen, dass es keine Halluzination war. Es passte überhaupt nicht in das ursprüngliche Bild, das ich von der Ostsee hatte. Ich hielt den Atem an und bestaunte diese Schönheit. Eine schwungvolle, verschiedenfarbig geschichtete Fläche führte in drei symmetrischen Wellen sanft nach unten. Dazwischen, meist in den untersten Ebenen, dehnten sich zauberhaft anmutende Gewächse. Am Fuße dieses gigantischen Wechselspiels aus Stein und Vegetation schmiegte sich ein leise schwingender Schilfgürtel an die bunte Vielfalt, eingerahmt von hellen Sandbuchten. Die Meeresflut dahinter beschrieb einen großflächigen Bogen aus glitzrigem, sich auftürmendem Wasser. Etwas Helles blinkte darin. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte in der Tiefe zu erkennen, was es war. Umrisse gewaltiger Bauwerke schwangen, gefangen in dem Auf und Ab der Wellen, weithin über die funkelnde Wasseroberfläche. Der Wind flaute etwas ab und ich erkannte in den gebrochenen Strukturen noch andere, tiefer liegende Linien, die wie stockwerkartige Formationen anmuteten. Bizarr ineinandergreifend schienen sie verschieden große Bauten zu verkörpern. O mein Gott! Bei diesem kolossalen Areal, das da unten meine Aufmerksamkeit auf sich zog, musste es sich um die gigantische Unterwasserglasstadt handeln, von der Rusto vorhin geredet hatte.

»Boah!« Claudios Rucksack krachte zu Boden. Er drehte sich um. »Sind das die Glashäuser aus dem Sekundenkleber?«, rief er gegen den Wind an.

Anton trat heran. »Eindrucksvoll, oder?«

Claudio spähte über die wild flackernden Linien. »Was für eine Schufterei das gewesen sein muss. Eine größere Armee hätte darin Platz.«

Antons glänzender Stab zeichnete den groben Umriss des Unterwasserterrains nach. »Einige Quadratkilometer sind damit bebaut. Seht ihr, wie weit sie ins Meer hineinragen? Das Cyana-Crylat ist ein Segen für uns. Wir brauchen nicht daran zu sparen. Die Quellen der Substanz sprudeln im Überfluss.«

»Müsst ihr denn jedes Mal tauchen, wenn ihr in eure Häuser wollt?«, fragte ich.

Claudio fiel mir ins Wort. »Doch wohl nicht, oder? Ich meine, das wäre viel zu umständlich.«

Anton schwenkte seinen Stab. »Seht ihr die Erhebungen, die das Ufer begrenzen? Sie sind durch Seile miteinander verbunden. Durch kräftiges Ziehen befördert man durchsichtige Brückenschläuche empor. Sie verbinden auch die Häuser untereinander, transportieren alles rein und raus, sogar Personen. Mithilfe der Sonnenkraft können die Häuser zudem herausgeschraubt werden.«

Was hatte er da gesagt? Personen in einem Schlauch? Die nackte Angst nagte an mir, denn mir wurde bewusst, dass ich als solche auch da rein musste. Ich beugte mich vor, suchte fieberhaft nach einem Weg, der hinunter zum Strand führte. »Keine Sorge!« Kujo schmiegte sich an mich. Aufmerksam, wie er war, hatte er natürlich mitbekommen, wie es um mich bestellt war. »Um runter zu kommen, müssen wir nicht riskieren, uns den Hals zu brechen«, beeilte er sich zu sagen. »Schau mal, da drüben ist eine Beförderungsblase.«

Claudio hob einen Finger. »Könnte man nicht auch runterklettern? Sieht doch ganz bequem aus.«

Kujo nickte mit einem spöttischen Lächeln in Richtung Abgrund. »Tollkühn, wie du bist, kannst du es gern versuchen. Bei den vielen Farben und Gerüchen dürfte das sogar das reinste Vergnügen sein.«

Anton drückte Claudio seinen Stab in die Hand. »Wenn, dann aber bitte hiermit.«

»Ist das eine Gehhilfe?«

»Nicht ganz.« Ein verständnisvolles Schmunzeln legte sich auf Antons Lippen. »Es ist ein Klippengänger. Jeder hier braucht ihn und alle besitzen einen.«

»Ach!« Claudio klopfte damit auf den Felsen. Funken stoben. »Ups! Fest und hart, aber trotzdem schön leicht.«

»Er besteht natürlich ebenfalls aus Cyana-Crylat.«

»Das Zeug ist wohl überall drin?« Claudio strich mit seinen Fingerspitzen über die hellen Kerben. »Bedeuten die was?«

»Die hier«, Anton berührte die oberste Rille, »steht für das Geschlecht des Besitzers und die hier«, damit war die nächste gemeint, »für seinen Geburtstag. Zur vollständigen Identifikation kommen später noch die Zugehörigkeit der Sippe und die Tätigkeit hinzu. Die Daten werden schichtweise aufgetragen, wenn die alte Oberfläche ausgehärtet ist.«

»Wow!« Claudio holte tief Luft. »Das alles ist darauf verewigt? Erinnert mich an einen Personalausweis.«

Anton lachte. »Und dazu noch ein unzerbrechlicher.«

»Das heißt, er geht niemals kaputt?«

Anton schüttelte den ergrauten Kopf. »Eher gefriert die Hölle.«