Heinz Helfgen

 

 

Ich radle um die Welt

 

 

 

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Copyright der eBook-Ausgabe © 2014 Verlag Rad und Soziales

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Der Autor

Heinz Helfgen (1910 – 1990) war deutscher Journalist und Reiseschriftsteller. Er studierte Theologie in Rio de Janeiro und Wien, sowie Politikwissenschaft in München.

 

Das Buch

Der Reisebestseller der Fünfziger Jahre.

Ein einzigartiges Lesevergnügen voller Spannung und Abenteuer – und ein großartiges Zeitdokument.

Heinz Helfgen berichtet nicht nur einfach von einer faszinierenden Radreise rund um die Welt, die ihn mehrfach in lebensgefährliche Situationen bringt. Er erlebt auch den Alltag und schildert die Lebensumstände der bereisten Länder, trifft viele berühmte Persönlichkeiten seiner Zeit wie Tito oder Hemingway und gewinnt die Freundschaft vieler Menschen rund um den Erdball.

 

Man hat Heinz Helfgen einen modernen Karl May genannt. Nur – er hat seine Abenteuer selbst erlebt.


Inhaltsverzeichnis

 

 

 

 


VORWORT

Das Abenteuer „Rund um unsere Welt per Fahrrad“ war damals vor über dreißig Jahren so einmalig, daß die großen Rundfunkanstalten jahrelang im Schulfunk darüber berichteten. Meine Bücher „Ich radle um die Welt“ wurden von Millionen Deutschen gelesen. Das war einmal.

Inzwischen ist eine neue Generation herangewachsen. Fast jedermann besitzt heute ein Auto. Man rast durch die Welt, eingeschlossen von Blech. Der Geruch frischer Felder, der Wiesen und Wälder ist dem Gestank der Abgase gewichen.

Die Menschen begegnen sich nicht mehr - so wie einst. Sie rasen aneinander vorbei. Die Welt wird kaum noch erfahren und erlebt. Sie wird bestenfalls durch die Autoscheiben und den Fernseher flüchtig angeschaut. Wie ein Einzelner diese Welt mit dem Fahrrad buchstäblich erfahren hat, das interessierte nicht mehr. Das ist die Erfahrung der vergangenen zwei Jahrzehnte.

Dann kam eine Wende. Es begann mit der sogenannten Nostalgie. Die Menschen erkannten, daß sie die Bindung mit der Umwelt verloren hatten, daß die Vergangenheit für Körper und Geist bekömmlicher war als die vergiftete Umwelt der hochtechnisierten Gegenwart. Das Wandern wurde Volkssport. Selbst der Bundespräsident erwanderte sich Deutschland. Das fast vergessene Fahrrad erlebte eine Wiedergeburt. Man radelt wieder, wenn auch auf übertechnisierten und anfälligen, teuren Vehikeln, von denen kaum eins meine Weltreise überstanden hätte.

Wie dem auch sei, ich erhalte seit geraumer Zeit wieder Leserbriefe. Es sind bereits so viele, daß ich mit meinen Antwortschreiben nicht mehr nachkomme. Verschiedene Illustrierte erinnern sich meiner und bringen ganzseitige Berichte. Die damalige Reise per Fahrrad um die Welt findet das Interesse der Gegenwart. Die Bücher - zwei Jahrzehnte vergessen - werden wieder verlangt, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Amerika und selbst in Japan.

Bei der Überarbeitung des englischen Textes kam mir der Gedanke, auch den deutschen Text von Grund auf neu zu schreiben. Es entstand dabei ein neues Buch, das viel Unbekanntes aus der Erinnerung schöpfte und zum Teil dokumentarisch mit der Gegenwart verschmolz. Fazit: Die Menschen sind zwar geblieben wie sie schon immer waren; aber die Welt ist mit ihrer zunehmenden Politisierung und Bürokratie und nicht zuletzt durch Übertechnisierung schwieriger geworden. Eine erneute Weltumrundung per Fahrrad auf meinen Spuren dürfte heutzutage auf bedeutend größere Schwierigkeiten stoßen.    

Heinz Helfgen

 



ZUR EINFÜHRUNG

Das Abenteuer begann am 3. September 1951. Mit DM 3,80 im Geldbeutel, einem Paß, ausgestellt auf den Namen Heinz Helfgen, mit einem geliehenen Fahrrad der Marke „Patria“ und einer geschenkten Campingausrüstung. Das Ziel: Die Welt aus eigener Kraft und auf eigene Faust zu umrunden.

Dabei war keinesfalls an Aussteigerromantik und Wanderjahre eines radelnden Taugenichts gedacht, ganz im Gegenteil: Helfgen - der frühere Auslandskorrespondent, der nach Rückkehr aus langer Kriegsgefangenschaft alle Redaktionsstühle von jüngeren Kollegen besetzt sieht - Helfgen wollte durch eine Ausnahmeleistung die Kollegen zwingen, ihn zu drucken. Das sollte sein Einstieg in die sich formierende Wirtschaftswundergesellschaft sein, schließlich galt es ja auch, eine fünfköpfige Familie zu ernähren.

Seine geniale Idee war die Verbindung von sportlicher Leistung mit gelungener journalistischer Arbeit: Helfgen wurde Deutschlands radelnder Auslandskorrespondent, der den Nachkriegsdeutschen in den Jahren kurz vor dem Fernsehzeitalter „das Fenster zur Welt aufstieß“! Seine Berichte waren spannend, kenntnisreich, immer wieder überraschend, so daß er schon nach wenigen Wochen ein Millionenpublikum faszinierte, das seinen 1-2 mal wöchentlich in der damals führenden Boulevard-Zeitung „Die Abendpost“ erscheinenden Berichten förmlich entgegenfieberte. Die Leute daheim arbeiteten hart an der Grundlegung einer neuen bürgerlichen Existenz, und nichts anderes tat Helfgen auch. Er setzte sich nicht ins Auto, ins Flugzeug oder die Bahn, um zu den Brennpunkten des Weltgeschehens zu gelangen und von dort zu berichten, nein, Helfgen schwang sich in den Sattel eines Arme-Leute-Vehikels und kurbelte sich ganz auf eigene Kraft und Leistung gestellt um den Globus. Das imponierte, nicht nur in der Heimat, sondern auch in den bereisten Ländern, wo Helfgen allein schon durch seine Reiseart leichten Zugang sowohl zu den einfachen Leuten als auch den Reichen und Mächtigen fand. In einer Zeit, als deutsche Wertarbeit einen guten Klang in der Welt anzunehmen begann, radelte Helfgen als patenter „Mister-Made-in-Germany“ wie ein Ritter ohne Furcht und Tadel auf seinem Stahlroß Marke „Patria“ um die Welt.

Zu Hause kam ein gewisser Kara-Ben-Nemsi-Effekt hinzu: „Helfgen hat die syrische Wüste durchquert!“ verkündeten die Schlagzeilen, oder „Heinz Helfgen in Hindustan“ oder „Ein Abstecher an die Kampffront bei Hanoi“ - wo Helfgen per Fallschirm mit einer Einheit der französischen Fremdenlegion absprang, um über die Säuberung eines Dorfes von kommunistischen Aufständischen zu berichten. Helfgen sandte keinesfalls Radreiseberichte der gewöhnlichen Art in die Heimat. Für Verblüffung sorgten auch seine interessanten Begegnungen mit Tito oder Prinz Sihanouk, der Bericht von seinen Trinkgelagen mit Hemingway - oder eben von jener Atombombenexplosion in der Wüste Nevadas. Die Deutschen staunten nicht schlecht über ihren radelnden Tausendsassa und so weiteten sich seine Reportagen zu 157 Folgen aus, was bis heute ein Serienrekord geblieben sein dürfte.

Als Helfgen im Herbst 1953 in die Heimat zurückkehrte, war er ein gemachter Mann. Sein bald darauf in Buchform herausgebrachter Erlebnisbericht wurde der größte Reisebestseller der deutschen Nachkriegsgeschichte: über eine halbe Million Exemplare wurden von „Ich radle um die Welt“ verkauft. Zum gedruckten kam auch das gesprochene Wort: viereinhalb Jahre lang strahlte der damalige Nordwestdeutsche Rundfunk zweimal wöchentlich eine Schulfunksendung des radelnden Weltreisenden aus, worin dieser von seinen Abenteuern rund um den Globus berichtete. „Millionen Deutsche kriechen ins Radio“, schrieb eine Zeitung, „die Stimme im Lautsprecher kommt von ganz weit her. Plötzlich bricht sie ab. Stille. Man schaudert: Ist er tot? Dann die Erlösung: ´Fortsetzung folgt`“.

Heinz Helfgen war mit seinem Husarenstück einer der prominentesten Deutschen der 50er Jahre geworden. Seine Reise um die Erde in 800 Tagen traf in ihrer Mischung aus Karl-May-Romantik, journalistischem Spürsinn und sportlicher Glanzleistung den Zeitgeist aufs Haar. Sein Aufbruch mit 3,80 DM in der Tasche und einer Erfolgsidee im Kopf spiegelte den Aufbruch mit 40 DM wider, mit denen jeder Deutsche drei Jahre zuvor nach der Währungsreform in die Nachkriegsgesellschaft aufgebrochen war. Es waren die Jahre, als die Deutschen ihren durch Nazischmach und Kriegsniederlage geknickten Stolz wiederzufinden suchten, was in sportlicher Hinsicht im Fußballweltmeisterschaftssieg 1954 gipfelte - neun Monate nach der Heimkehr des radelnden Reporters. Auf sportlichem Gebiet zumindest konnte man es der Welt wieder zeigen. „Helfgen radelt für Deutschland“ schrieb daher der „Spiegel“ damals.

Helfgens Stern begann mit dem Aufkommen des Fernsehens und der anhebenden Reisewelle gegen Ende der 50er Jahre zu verblassen. Er berichtete noch von einigen weiteren mehr oder weniger spektakulären Reisen zwischen Nordpol und Indochina, bei denen er aber nie mehr mit dem Fahrrad unterwegs war. Mitte der 60er Jahre verschwand „Ich radle um die Welt“ aus den Regalen der Buchläden und es wurde still um Heinz Helfgen. Als ich ihn im April 1988 traf, erzählte der mittlerweile 78jährige, in den letzten zwei bis drei Jahren wieder ein zunehmendes Interesse an sich und seinen damaligen Abenteuern spüren zu können, was sich nicht nur in neuerlichen Zeitungs- und Fernsehinterviews äußere, sondern auch in einer wachsenden Zahl von Zuschriften, in denen auch immer wieder bedauert werde, daß sein alter Bestseller schon so lange vergriffen sei. Wir vereinbarten eine Neuausgabe.

Das hier nun vorgelegte Buch ist eine leicht gekürzte und in manchen Punkten auch veränderte bzw. ergänzte Fassung von „Ich radle um die Welt“, das seinerzeit in zwei Bänden erschienen war. Die Kürzungen betreffen Passagen, die im historischen Abstand von geringerem Interesse geworden sind, die Ergänzungen beinhalten Episoden, die damals aus politischen oder persönlichen Rücksichten nicht mitgeteilt werden durften, wie z. B. der Umstand, daß Helfgen - kaum drei Wochen nach seinem Aufbruch - um ein Haar von jugoslawischem Militär „um die Ecke gebracht“ worden wäre und ihm erst mit Hilfe der CIA die Flucht nach Griechenland gelang.

Möge dieser Neuauflage von „Ich radle um die Welt“ der Erfolg beschieden sein, der einem solchen Hauptwerk der 50er Jahre gebührt, einer Epoche, die ja in vieler Hinsicht z. Zt. eine nostalgische Renaissance erlebt.

Frankfurt, im Juli 1988

Dr. Stefan Etzel

 

 


Der Start mit drei Mark und achtzig Pfennigen

War es der Mut der Verzweiflung oder ein unbändiges Selbstvertrauen? Ich weiß es nicht und habe es nie gewußt. Tollkühn war es jedenfalls, besonders von meiner Frau, daran zu glauben, daß ein Mann aus dem Nichts heraus um die Welt radelt und dabei durch Reportagen eine Familie ernährt und sich auch noch eine Zukunft baut.

Der große Krieg war zu Ende, ebenso die lange Kriegsgefangenschaft. 1951! Unser Haus in Düsseldorf, die gesamte Engelbertstraße und Umgebung - ein einziges Ruinenfeld. Meine Frau hauste mit drei Kindern unter der Ruine im Keller. Sportskameraden hatten geholfen, mittels Hartfaserplatten zwei Kellerräume bewohnbar zu machen. Als trauriges Denkmal des einst stolzen vierstöckigen Gebäudes ragte eine im Winde schwankende Giebelmauer siebzehn Meter hoch über der Kellerwohnung.

Die beruflichen Chancen eines so spät aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Journalisten waren trostlos. Andere, meist jüngere Kollegen hatten die Stühle bereits besetzt. Und so zog ich Bilanz, stellte fest, daß ich außer meinen Erfahrungen als ehemaliger Auslandskorrespondent Anfang der dreißiger Jahre, einer guten wissenschaftlichen Basis und Sprachkenntnissen vor allem auch noch einen durch ständigen Sport während der US-Kriegsgefangenschaft blendend durchtrainierten Körper besaß.

Diese Bilanz führte zu der persönlichen Überzeugung, daß ich in der Kombination aller Fähigkeiten, besonders der athletischen, eine außergewöhnliche journalistische Leistung zu vollbringen hatte, die meine Pressekollegen zwingen würde, mich zu drucken. Was lag da näher, als eine sportliche Sonderleistung, die gleichzeitig das Informationsbedürfnis unseres durch den Nazismus von aller Weit abgeschlossenen Volkes befriedigte.

Ich hatte innerhalb von vierzehn Tagen alles zusammen, um meinen Start wagen zu können. Das Sportamt der Stadt Düsseldorf setzte sich dafür ein, daß meine Frau (für drei Monate) trotz meiner Abwesenheit die bisherigen Arbeitslosengelder weiter erhielt. Ein Düsseldorfer Sporthaus schenkte mir eine superleichte Zeltausrüstung. Eine Fahrradfabrik akzeptierte einen Wechsel auf die Zukunft und lieferte ein hervorragendes Fahrrad, das wegen der zu erwartenden Höchstbeanspruchung mit nur drei Gängen und besonderen Felgen ausgestattet wurde, um je nach Gelände entsprechende Bereifung anbringen zu können. Zum Glück hatte ich noch eine uralte Kamera, ein Fernglas und ein gutes Fahrtenmesser, alles Dinge, die ich mir damals unmöglich hätte kaufen können, ohne meine Familie irgendwo darben zu lassen. Meine Finanz-Ausstattung betrug genau den Rest meines Taschengeldes, nämlich drei Mark und achtzig Pfennige.

Es war der dritte September 1951 morgens um sieben Uhr. Es regnete. Wasser lief die Kellertreppe herunter. Ein Glück, daß ich dort noch einen Sickerschacht gegraben hatte. Meine Frau hätte sonst das Wasser in der Wohnung gehabt. Meine fünfzehnjährige Tochter Gudrun trug das blitzende Rad die Treppe hinauf und schob es durch den Ruinenschutt zur Straße. Die Frau und die zwei Kleinen folgten. Ein kurzer Abschiedskuß. Ein gequältes Lächeln. Ich sagte: „Ich schaffe es, Schatz.“ Sie nickte. „Ich schaffe es ganz bestimmt!“ Ein Tritt in die Pedale. Sie verschwanden fröstelnd hinter den Ruinenmauern. Der Regen lief mir den Nacken hinunter. An der Straßenkreuzung band ich mir den Schal um den Hals, beugte mich über die Lenkstange und trampelte gleichmäßig davon und hinaus aus der Stadt, am Rhein entlang, Richtung Köln und Frankfurt.

Elf Uhr. Vier Stunden Fahrt. Ich hatte auf der ebenen Rheinstraße zu einem gleichmäßigen Rhythmus gefunden und befand mich kurz vor Bonn. Der Regen hatte aufgehört. Sonnenschein. Über meinem nassen Rücken verdampfte das Gemisch von Schweiß und Regenwasser. Die Haut fröstelte. Das Hemd klebte. Aufrecht freihändig ging es etwas besser. Ich gab das schnelle Tempo auf, pendelte gemütlich durch die „provisorische Hauptstadt“, um Mittag herum durch Bad Godesberg. Links der graugrüne, noch saubere Rhein, die Frachtschiffe, meist Franzosen und Niederländer, dahinter das Siebengebirge, Burgen, Ruinen, Weinberge, Wolken. Ich war wieder trocken, dafür hungrig und durstig. Meine Frau hatte die Butterbrote dick mit billiger Blut- und Leberwurst belegt. Wann wird sie das wieder tun? In ein oder zwei Jahren? Vielleicht werden wir uns dann Delikatessen leisten können? Vielleicht! Unter den Broten lag ein besonders schöner Apfel und eine Flasche Milch. Lieb von ihr. Von nun an werde ich selbst für mich sorgen müssen. DM 3,80 hatte ich. Dafür gab es zwei Liter Milch für je 60 Pfennige. Dazu drei Pfund kräftiges Schwarzbrot für DM 1,20 und einen Ring Fleischwurst für DM 1,40. Genug für zwei Tage, wenn ich mich auf den umliegenden Feldern mit Kartoffeln und Äpfeln selbst bediente. Äpfel und Kartoffeln am Lagerfeuer, „Himmel und Erde”. Und weiteres Geld? Milch, Butter, Brot, Eier, Wurst und dergleichen?

In Frankfurt gab es viele Zeitungen und Zeitschriften. Vielleicht wird dort irgendein Kollege einen Artikel aus meiner Feder drucken und gleich honorieren. Vielleicht. Mich schauderte, als ich an die bevorstehenden Bettelgänge zu den etablierten Kollegen dachte. Nur selten war da einer, der für gute Ideen empfänglich war. Verrückte Sensationen, Krieg, Mord und Totschlag, aber auch irgendwelche Äußerungen, selbst Banalitäten aus dem Mund von prominenten Stars oder gar Politikern, das war damals schon heißbegehrte Ware für die Mehrzahl der Journalisten. „Die Mehrheit des Volkes will es so, und wir Journalisten sind für das Volk da.“ Das war ihre Begründung. Und so begann die deutsche Demokratie. Damals.

Das Tempo wurde wieder schneller. Gleichmäßig, wie von einer Maschine getrieben, gingen die Pedale auf und ab. Herz und Lunge hatten Reserven. Es war ein prächtiges Gefühl, so fit zu sein. Der Geruch frisch gemähter Felder, Gras und Erde und darüber die Wolken, die sich neigende Sonne dazwischen und -185 Kilometer auf dem Tacho neben der Vorderachse. Besser konnte kein Anfang sein.

Die Sonne war blutigrot untergegangen. In der Ferne die blauen Berge des Taunus. Dort drüben liegt Frankfurt. 200 Kilometer auf dem Zähler. Stolze, satte Zufriedenheit. Eine sportliche Leistung gleich am ersten Tag. Eine gute halbe Stunde später Endspurt und bei eintretender Dunkelheit 215 Kilometer und das mit gut vierzig Pfund Gepäck! Das langte für den ersten Tag, für die erste Etappe. Irgendwo mußte hier ein Lagerplatz sein. Da war eine mit Apfelbäumen bestandene Wiese. Ein prima Zeltplatz bis zum Morgengrauen, dachte ich und versuchte abzusteigen. Ging nicht! Ich brachte das Bein weder über den Sattel noch das Gestänge. Gegen den ersten Apfelbaum gelehnt, stand ich da, das Stahlroß zwischen den Beinen.

Ein kleines Mädchen mit einem großen Korb kam vorbei, sah aus wie Rotkäppchen. Zögernd und etwas ängstlich sagte es „Guten Abend” und ging dann schnell weiter. Ich pendelte einige Apfelbäume tiefer in die Wiese, um etwas mehr Abstand von der Straße zu gewinnen. An einem grasbewachsenen Hügel ließ ich das Rad zu Boden gleiten. Die ersten Sterne erschienen. Einige Freiübungen. Ich schüttelte Arme und Beine, versuchte, die Steifheit der Glieder loszuwerden und ärgerte mich, daß mein Rücken so starr war, von den Schmerzen ganz zu schweigen. Total erschöpft. Jetzt noch das Zelt aufschlagen und die Luftmatratze aufblasen? Nee -um nichts in der Welt. Das wäre zuviel verlangt. So riß ich nur das Zelt aus der Packtasche, schob den Schlafsack hinein, mich hinterher, zog den Reißverschluß zu und ringelte mich wie ein müder Hund zusammen, sah die blinkenden Sterne, die ziehenden Wolken und dahinter ein lächelndes Gesicht.

Männerstimmen. Ich schob den Kopf aus dem Schlafsack und streckte mich. Heller Tag. Die Morgensonne blendete. Ein Schatten beugte sich über mich. „Guten Morgen! Haben Sie gut geschlafen?“ Die Stimme klang etwas zynisch. Ich rieb mir die Augen und stützte mich auf. Alle Knochen schmerzten. Drei Mann standen da. Polizei. Daneben, mitten zwischen den Apfelbäumen, ein Volkswagen. „Polizei“ stand groß darauf. Was soll’s? Einer von den Männern hob mein Fahrrad auf und lehnte es an einen Baumstamm. „Guck’ dir das mal an“, sagte er, „er hat das funkelneue Rad nicht einmal abgeschlossen!“ „Vielleicht hat er es geklaut; schau’ mal nach”, sagte ein anderer. Ich stöhnte vor Muskelkater. „Darf ich Ihre Papiere sehen?“ sagte der, der mir so freundlich „Guten Morgen“ gewünscht hatte. „Müssen drüben in der Packtasche sein“, stöhnte ich und kroch langsam aus meinem warmen Schlafsack. Fast wäre ich vor Gliederschmerzen zusammengebrochen. Der Polizist, ein blutjunger Mann, stützte mich. „Sind Sie verletzt?“ fragte er dienstlich. „Quatsch“, sagte ich, ,,hab’ mir nur zuviel zugemutet - am ersten Tag gleich von Düsseldorf bis hierhin, 215 Kilometer.“ Die Männer schienen zu begreifen, daß sie es nicht mit einem stehlenden Landstreicher zu tun hatten. Ihr Chef, ein Oberwachtmeister mit einem schwarzen Schnurrbart, meinte schließlich, als ich ihm klarmachte, daß ich um die Erde radeln wollte: „Donnerwetter, da würde ich am liebsten gleich mitmachen.“ Wir unterhielten uns noch eine Weile bis der Chef den Vorschlag machte: „Am besten wäre es doch, wenn Sie uns die zwei Kilometer bis zur Wache folgen würden. Dort können Sie sich frisch machen und mit uns frühstücken.“ Ich tastete mein Gesicht ab. Der Bart war ganz schön gewachsen. Wahrscheinlich sah ich tatsächlich wie ein Vagabund aus.

Die Polizei, Freund und Helfer. Damals, am Anfang unserer deutschen Demokratie. Ich nahm ein heißes Duschbad, massierte und rasierte mich, und die Polizisten ließen mich nicht weiterziehen, bis ich auch ihr Frühstück mit ihnen geteilt hatte. Ich habe diesen echten Beweis freundlicher Menschlichkeit nie vergessen. Das gab mir viel Auftrieb, um wenige Stunden später die arrogante Überheblichkeit anderer Zeitgenossen ertragen zu können.

Zehn Uhr. Frankfurt Innenstadt. Der Kilometerzähler stand auf 230. Ich stand vor dem Gebäude der „Frankfurter Zeitung“, der „Zeitung für Deutschland“, wie man sich dort vielversprechend propagierte.

Der Lift war kaputt. Mühsam stieg ich die Stufen zur Chefredaktion empor. Tolles Vorzimmer! Noch tollere Blondinen hinter zwei zueinandergestellten Schreibtischen. Die Damen fixierten mich kurz. „Sie wünschen?“ „Ihren Chef zu sprechen“, sagte ich. „Sind Sie angemeldet?“ „Tun Sie das, wenn ich bitten darf!“ „Der Chef hat gerade ein längeres Ferngespräch - mit dem Ausland“, fügte sie stolz hinzu. Ich wartete eine Weile. Dann sagte sie: „Vielleicht können wir Ihnen helfen.“ Ich überlegte. Warum sollte ich den Damen nicht sagen, worum es ging? Sie hörten aufmerksam zu, und nach drei Minuten nahm eine den Hörer des Telefons auf und sagte: „Chef, hier ist ein Journalist, der um die ganze Welt radelt -radeln will.“ Lange Pause. Dann sie: „Hab’ ich auch gedacht.“ Sie legte auf, zuckte die Schultern, sah mich an und sagte mit einem sauren Lächeln: „Ich bedaure, der Chef meint, Sie sollten sich an ein Boulevardblatt wenden. Wir sind eine zu seriöse Zeitung, um solche .Mätzchen’ zu drucken, sagte er.“ Die andere Blondine grinste mich an. „Mätzchen“? Das war eine unverschämte Beleidigung. Ich schluckte einige Male und verabschiedete mich: „Sagen Sie Ihrem Chef, es würde mir sehr leid tun, daß er Seriosität und Arroganz verwechselt.“

Die zweite Zeitung, einige Straßen weiter, war etwas bescheidener. Ich klopfte an der Tür mit dem Schild „Chefredakteur“ und trat einfach ein. Ein älterer Herr saß dort hinter einem Stapel Zeitungen und las. Ich stellte mich vor. Er sagte: „Eigentlich hätten Sie sich anmelden sollen. Ich hatte vergessen, den Schlüssel umzudrehen. Wozu habe ich schließlich mein Vorzimmer?“ „Entschuldigung“, sagte ich, „aber darf ich dennoch ganz kurz im Telegrammstil.“ Er rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, und ich redete. „Ach sooo“, sagte er schließlich. „Sie glauben doch nicht etwa, daß wir so etwas drucken. Ja, wenn Sie deutscher Meister im Radfahren wären oder meinethalben auch noch ein bekannter Filmstar ... aber als ehemaliger Auslandskorrespondent und dazu noch Akademiker ... nein, wissen Sie, sowas gefallt mir ganz und gar nicht. Schließlich reist kein Gentleman mit dem Fahrrad um die Welt.“

Ich stand da wie ein begossener Pudel. Dann fühlte ich, wie Zorn und Wut in mir aufstiegen. Ich hätte den Kerl, der da so satt und selbstgefällig hinter dem dicken Schreibtisch saß, ich hätte ihn erwürgen können. Er schien das zu fühlen und schaute mich fast ängstlich an, als ob er sagen wollte: Bitte, bitte hau’ doch ab. Sekunden nur, dann riß ich mich zusammen und sagte grinsend: „Ich habe beim Studium der Psychologie gelernt, daß Arroganz eine Kompensation für armselige Minderwertigkeitsgefühle ist.“ Ich konnte mich nicht mehr bremsen und schlug die Tür mit lautem Krach hinter mir zu.

Draußen fühlte ich mich hundeelend. Der weißgetünchte Hof des Gebäudes, den ich durchschreiten mußte, erinnerte mich an eine Hinrichtungsstätte. Dort stand mein funkelnder Drahtesel, das hochbepackte Fahrrad, das Statussymbol eines „Nicht-Gentleman“. Ich schob es traurig und trotzig durch die Toreinfahrt hinaus auf die Hauptstraße in den brodelnden Verkehr und suchte den Hinterhof eines noch in Kriegstrümmern liegenden Gebäudes, wo sich eine Wochenschrift in einer provisorisch aufgebauten Baracke niedergelassen haben sollte.

Es war gerade zwölf Uhr Mittag. Komisch, hier zwischen den Trümmern fühlte ich mich wohler. Eine alte Frau, die ich nach dem Eingang zu der Zeitschrift gefragt hatte, erzählte mir, daß unter den Ruinen ein riesiger Luftschutzkeller gewesen sei, und ausgerechnet dort sei die Riesenbombe gefallen und habe die Hauptwasserleitung getroffen, und etliche hundert Leute, meist Frauen und Kinder, seien unter den Trümmern buchstäblich ertränkt worden. Sie zerdrückte eine Träne: „Meine Tochter mit drei Kindern war auch dabei!“

Die Leute hinter der Barackentür waren freundlich. „Machen Sie eine Weltreise mit dem Fahrrad?“ fragte mich gleich ein junger Mann, „ich habe das hochbepackte Rad da draußen im Hof bereits bewundert, als Sie mit unserer Putzfrau sprachen.“ „Sie haben es erraten“, sagte ich „und ich möchte mit Euerm Chef darüber plaudern.“ Er öffnete mir eine Tür am Ende des Barackenganges, ließ mich eintreten und sagte laut „Chef, hier ist ein Weltumradler, der hat bestimmt Stoff für uns!“

Der Raum war mit ausgebleichten Vorhängen dicht verhangen. Die gleißende Septembersonne lag voll darauf. Pfeifenrauch kroch die Gardinen empor und hing als glitzernde Wolke unter den dunklen Holzfaserplatten der Barackendecke. Hinter einem runden Tisch in der Ecke des Zimmers saß ein älterer Herr und blätterte in einem Stoß Pressefotos. Ein sprechendes Gesicht voller Runzeln und einer goldumrandeten Brille wandte sich mir zu und strahlte mich an. Er legte den Stoß Fotos zur Seite: „Was hat er gesagt? Weltumradelung? Machen Sie keine Witze! Geht das überhaupt?“ Ich setzte mich ohne Aufforderung auf einen wackeligen Rohrsessel ihm gegenüber und merkte gleich, daß er ein guter Zuhörer war. Dann sagte er: „Ich kenne auch ein gutes Stück von der Welt, war selbst etliche Jahre im Fernen Osten und dann in Süd- und Nordamerika.“ Nach einer langen Schweigeminute meinte er schließlich: „Der Gedanke ist großartig - so mitten zwischen den Leuten. Gerade heutzutage eine großartige Idee. Da können Sie unsern lieben Deutschen das Fenster zur großen Welt aufstoßen. Ohne die weite Welt verhungern wir. - Aber ich zweifle, ob das, so wie Sie es Vorhaben, überhaupt möglich ist. Die ganze Welt haßt uns Deutsche.“ Er dachte noch eine Weile nach und sagte dann mehr zu sich selbst: „Ganz gleich, das müssen wir bringen; geht’s schief, haben wir halt Pech gehabt.“ Er wandte sich mir zu: „Gehen Sie hier durch die Tür. Dort sitzt meine kleine Stenotypistin. Drei Schreibmaschinenseiten höchstens, und unser Fotograf wird anschließend draußen auf dem Hof noch ein schönes Bild mit Ihrem ,Rund um die Erde Fahrrad’ machen. Über das Honorar unterhalten wir uns anschließend.“

„Gleich in die Schreibmaschine“, sagte ich der Kleinen, einer etwa Siebzehnjährigen mit auffallend großen schwarzen Kinderaugen. Sie schaute mich dankbar an und meinte: „Da sparen Sie mir eine Menge Arbeit, und es bleibt mir vielleicht noch Zeit, zum Mittagessen zu gehen.“

Als es ein Uhr schlug, waren wir fertig. Der junge Mann von vorhin machte auf dem Hof etliche Fotos. Kurz darauf erschien der Chef und führte mich in sein Zimmer. „Ich habe gleich zwei Essen kommen lassen - aus dem Restaurant nebenan. Wer die Welt umradelt, kann das nicht mit leerem Magen tun“, meinte er lachend. „Übrigens, Ihr Artikel ist gut. Wenn nur alles gut geht.“ Während er redete, lüftete er ein buntkariertes Tuch von einem riesigen Tablett. Darunter dufteten zwei Portionen Eisbein mit Sauerkraut. „Dachte mir, daß das gerade richtig ist für Sie.“ „Langt für die nächsten hundert Kilometer“, sagte ich, „wenn ich nur den verdammten Muskelkater los wäre.“ „Und wieviel Geld brauchen Sie, um, sagen wir mal, um bis nach Jugoslawien zu kommen?“ Das sind, rechnete ich mir aus, etwa eintausend Kilometer. Eine Woche höchstens, und ich dachte laut weiter: „Mit drei bis vier Mark für Milch, Brot und Fett pro Tag komme ich aus, solange die Kartoffeln in der Erde und die Äpfel auf den Bäumen hängen.“ Er lachte laut und legte mir einen neuen Fünfzigmarkschein auf den Tisch.

 

 

Fahrt über die Alpen nach Jugoslawien

Ganze vierzig Kilometer! Eine jämmerliche Leistung! Vier Stunden! Von drei Uhr nachmittags bis sieben Uhr abends habe ich mich abgequält - im Schneckentempo - bis in die Gegend von Aschaffenburg. In einer verschwiegenen Waldschneise schlug ich erstmals mein neues Zelt auf und wurde nach neunstündigem gesunden Schlaf wach. Morgengrauen. Freiübungen. Im Kessel brodelte bald Tee- und Rasierwasser. Ein eiskalter Bach plätscherte in der Nähe. Ich warf mich pudelnackt hinein. Das sorgte für die notwendige Frische und Durchblutung.

Noch eine gründliche Massage, und um sechs Uhr trat ich in die Pedale.

Würzburg. Die Stadt lag noch zur Hälfte in Trümmern. Kurzer Besuch bei der Lokalzeitung. Die Leute waren begeistert. Wiederum Artikel und Pressefoto und - fünfzig DM.

Ich verließ noch am gleichen Nachmittag den Main und radelte südwärts der Donau entgegen. Nach zwei weiteren Etappen, Nürnberg und Passau, und ich hatte am fünften Tag gegen Abend die vom ersten Neuschnee bedeckten Alpengipfel vor mir. Ohne abergläubisch zu sein, erschien mir das Alpenglühen wie eine sichere Verheißung für das Gelingen meines großen Abenteuers. Der Muskelkater war überwunden, aber dafür schmerzten die Handgelenke. Sie waren leicht geschwollen. Zwischen den Beinen schien sich eine Hautentzündung anzubahnen. Da erinnerte ich mich an ein Hausrezept, das ich während der Semesterferien meiner südamerikanischen Studienzeit bei langen Pferderitten angewandt hatte - seidene Damenschlüpfer mit Beinansatz! Die Mädchen in einem Regensburger Damenbekleidungsgeschäft hörten nicht auf zu kichern, als ich dort zwei Paar seidene Damenschlüpfer mit Beinansatz verlangte.

Ein steifer Ostwind wirbelte riesige Staubwolken über die Felder. Die Ernte war in vollem Gang. Die Leute auf den Äckern trugen Sonnenbrillen und hatten sich bunte Taschentücher über Nase und Mund gebunden. Es roch überall nach Stroh und Spreu und Staub. Die Beine arbeiteten wie die Pleuelstangen einer Maschine, auf und ab und auf und ab. Ich merkte es nicht mehr, war zum Automaten, zum Roboter geworden. Nur das freundliche „Grüß Gott“, das mir allüberall begegnete, erinnerte an mein Menschsein. Die Dreigangschaltung bewährte sich, besonders in den Bergen, wo der Wind nachgelassen hatte und das frische Grün der Almen, der Harzgeruch der Tannenwälder und die eisige Luft von den himmelragenden Felsen Lunge und Herz zu einem anderen, freieren Rhythmus zwangen.

Langsamer ging es nun, gemütlicher, mit einem Wort „österreichisch“. Eigentlich hätte ich Österreichs Gemütlichkeit schon an der Grenze hinter Passau feststellen müssen, wo die Zollbeamten mit geöffneten Hemden in der Sonne dahindösten und fast beleidigt waren, als ich ihnen meinen Paß zeigen wollte. „Na - gehen’s schoo, ’s wird schon recht sein“, hatte der Zöllner gesagt, und ich hetzte weiter unter dem typisch gewordenen bundesdeutschen Motto, „keine Zeit zu haben“ und „Kilometer zu fressen“; ich wollte doch tatsächlich einen Tagesschnitt von 200 Kilometern erreichen. Aus sportlichem Ehrgeiz? Wozu eigentlich? fragte ich mich schließlich auf der Höhe eines Passes mit einer herrlichen Fernsicht, angesichts der gottgesegneten Berglandschaft, wo selbst die Wolken vor den Gipfeln Rast machen. Das Tempo wurde von ganz allein langsamer. Schließlich waren 120 Tageskilometer hier in den Bergen auch ein gutes und sogar ein genußreiches Wegstück.

Am siebten Tag erreichte ich über Steyr, Eisenerz, Leoben und Graz die jugoslawische Grenze. Einschließlich der seidenen Damenschlüpfer, die allein fünfzehn DM gekostet hatten, waren in der ersten Woche ganze vierzig DM ausgegeben worden. Ich war also mit fünfundzwanzig DM bis nach Jugoslawien gekommen, von Düsseldorf bis Jugoslawien. Vorfälle keine, Abenteuer schon gar nicht. Die österreichische Gemütlichkeit lag hinter mir. Ich mußte die Weite, die Ferne, das Unbekannte erreichen. Sollte das kommunistische, das uns damals völlig rätselhafte Jugoslawien des sagenhaften Rebellenführers Tito das große Abenteuer einleiten? Schlagbäume! Ein Soldat mit Maschinenpistole im Anschlag stand da. An seiner Mütze leuchtete ein roter Stern. Dahinter lag eine traurige Baracke, und darüber flatterte eine Fahne. Ich war abgestiegen und fühlte mich grenzenlos allein. Weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken. Der Verkehr mit den östlichen Diktaturen war noch sehr spärlich.

Nach vielen Jahren hatte ich in diesem Moment erstmals das Gefühl, ins Ausland zu reisen, Empfindungen, die ich weder in den USA und nicht einmal in Südamerika hatte. Waren das Vorurteile, bewirkt durch Presse und Rundfunk? Oder war es das Bewußtwerden, daß ich da drüben wie im übrigen Osten als Westeuropäer von Mißtrauen und Überwachung umgeben sein werde? Wahrscheinlich war es die noch in mir steckende Angst der Erinnerung aus einer Zeit, als die Gestapo an meiner Tür stand und ein leeres Gefühl um die Magengegend meine Frau und mich beherrschte. Der junge Soldat mit dem roten Stern stand da, ein Bild von Langeweile und schläfriger Wachsamkeit mit einem Schuß Machtbewußtsein, als er mit seinen Fingern am Abzugsbügel seiner Feuerspritze herumspielte. Er warf einen Blick in meinen Paß, nahm das kleine Büchlein aus meiner Hand und verschwand stillschweigend in der Baracke. Die jugoslawische Fahne knatterte im kalten Wind wie ein entferntes Maschinengewehr. Über die kahle Landstraße fegte ein Staubwirbel. Minuten vergingen. Dann endlich erschien der Soldat. Stillschweigend reichte er mir den Paß und trat zur Seite.

An diesem Abend fand ich wenige Kilometer hinter der Grenze ein Landgasthaus. Stimmengeschwirr, das verstummte, als ich eintrat. An blank gescheuerten Tischen saßen sie, Männer in groben Arbeitskitteln und einige Soldaten mit roten Sternen an den Kragen - und Gewehren zwischen den Knien. Hinter der Theke stand eine kräftige Fünfzigerin. Sie zwinkerte mir freundlich zu: „Da schau mal her! Sie komma gwiß aus der andre Welt.“ „Grüß Gott“, sagte ich, „aber woran sehen Sie das?“ „Jo mei“, lachte sie, „dös sieht doch ei jeda an’m Gwand, dös is doch noch a Stoff diasa Trainingsanzug.“ Sie schenkte mir ohne weiter zu fragen ein Glas Bier ein und stellte einen Slibowitz daneben. „Dös geht auf mei Rechnung“, sagte sie, und ohne meinen Dank abzuwarten, fuhr sie fort, „na wissen’s, ’s kommt selten jemand von drüben. Sie sind koa Österreicher, sind a Reichsdeutscher?“ Ich nickte. Eine halbe Stunde später saß ich mit der Wirtin in der alten Bauernküche. Die Tochter, eine dralle, vollbusige Brünette, hatte den Platz hinter der Theke eingenommen. Die Mutter servierte mir Bratkartoffeln und legt ein großes Stück Rauchfleisch dazu. Dann brachte sie einen Laib Bauernbrot, eine Kanne Milch und einen Topf Honig. „Zu essen haben wir hier genug, aber sonst …“ „Was sonst?“ fragte ich. „Oh Jesses, die aus Belgrad - haben uns nicht nur den Hof genommen, auch das Vieh und das letzte Schwein. Nur die Schankstubn, die darf ich noch verwalten.“ Nach einer langen peinlichen Pause meinte sie: „Hab’ vorhin schon Angst ghabt, als Sie ,Grüaß Gott’ gsagt ham.“ „Wieso denn das“, wollte ich wissen. „Weil se uns sogar unsern Herrgott gnommen han.“ „Versteh’ ich nicht“, sagte ich. Sie stemmte ihre Ellenbogen auf den Tisch und schaute in die Küchenecke. Dort hing ein kleines Kruzifix, fast vollkommen von einem Strauß Strohblumen verdeckt. „Wissen’s, dort hatten wir sonst einen wunderschönen Hausaltar. Den haben wir abgbaut, weil der Parteisekretär dös als Provokation hingnommen hätt’. Im sozialistischen Staat gebt’s doch kein Herrgott. Jesses, Maria, Josef - dös is vielleicht a Volk!“

Sie stand auf und ging in die Wirtsstube. Fünf Minuten später kam sie zurück und sagte: „Wenn Se wolle, dürfe Se auf dem Heuboden übernachte, de Miliz hat’s erlaubt, I hob dene Faulenzer e Runde Slibowitz spendiert.“

Am Morgen ging es auf mäßig guter Teerstraße nach Maribor, dem früheren Marburg. Dort mußte ich mich beim staatlichen Reisebüro melden - so stand es auf dem Flugblatt, das mir bei Aushändigung des Visums noch in Deutschland mitgegeben wurde.

Er war ein blutjunger Mann, der Chef des Reisebüros. Die Begrüßung war fast überschwenglich: „Habe die Ehre - habe die Ehre, auch die kommunistische Partei freut sich, einen so großen Sportsmann begrüßen zu dürfen. Sie sind selbstverständlich unser Gast. Wir gehen gleich zum Hotel Orel. Dort können Sie sich frisch machen und anschließend mit uns im Restaurant speisen.“

Zu Tisch in dem gerade fertig gewordenen Nobel-Restaurant gesellte sich noch ein Herr mit einer jungen Dame. Der junge Putnik-Mann stellte sie vor: Parteisekretär und Journalistin. Sie sprach ebenso wie er ein vorzügliches Deutsch. Das Mädchen hatte einen Handzettel und las mir einige vornotierte Fragen vor: „Wie bekämpfen die deutschen Gewerkschaften den westdeutschen Kapitalismus; wieviele Arbeiter sitzen in deutschen Gefängnissen; warum hat die kommunistische Partei nicht die Macht übernommen?“ Es dauerte lange, bis ich ihr einiges erklärt hatte, und der köstliche Saftbraten wurde fast kalt darüber. Daß bei uns niemand aus politischen Gründen eingesperrt wird, das nahm sie mir nicht ab - und daß die Gewerkschaften jederzeit streiken können, wollte sie auch nicht glauben.

Dann wurde mir die Fragerei und Besserwisserei doch zu bunt, und ich sagte; „Schreiben Sie ruhig, in Westdeutschland ist das gesamte Volk von den Kapitalisten bestochen worden.“ Alle drei legten Messer und Gabel hin und schauten mich groß an. „Natürlich sind alle Westdeutschen bestochen“, sagte ich nochmals und fügte hinzu: „Die Kapitalisten haben jedem Bundesbürger absolute persönliche Freiheit gegeben, alles zu sagen, was sie wollen, zu reisen, wohin sie wollen, und einen vollen Markt, wo sie alles kaufen können, was sie wollen, und so sind sie alle der kommunistischen Idee untreu geworden, und weil die Russen wegen der Amerikaner Angst haben einzumarschieren, gibt es halt keine Kommunisten mehr und - jetzt will ich erst einmal Ihre hervorragende Gastfreundschaft mit vollen Zügen genießen.“ Sie machte ein schrecklich dummes Gesicht, und die Herren lachten aus vollem Hals.

Der junge Putnik-Chef hatte eine glänzende Idee. Weinfest in Ptui! Dieses Städtchen hieß früher Pettau und war seit jeher Zentrum des Slowenischen Weinbaus. „Dort müssen Sie hin, allein schon, um festzustellen, daß unser jugoslawischer Kommunismus hinsichtlich der Weinproduktion Weltstandard erreicht hat.“ Obwohl ich nicht einsah, was Kommunismus mit Wein zu tun hat, war ich doch neugierig geworden und dachte gleich an die heimischen Weinfeste an der Saar, der Mosel und in der Pfalz.

Ptui liegt gute zwanzig Kilometer von Maribor entfernt und mußte auf dem Weg nach Zagreb und Belgrad ohnehin durchfahren werden. Die Straße war miserabel. Deutsche und später russische Panzer hatten sie restlos zerstört; eine Slalomfahrt zwischen Wassertümpeln und Lehmhügeln. Tausende von Staren schwirrten durch die Gegend, sonnten sich auf dem Straßenlehm oder badeten genüßlich in den Tümpeln. Auch sie feierten ihr Weinfest und verdauten die geklauten Weinbeeren.

Der Bürgermeister und der Parteisekretär hatten mich erwartet, beide Männer in meinem Alter, ehemalige Partisanen des Nationalhelden Tito.

In einem großen Saal mit zerbrochenen Fensterscheiben wurden Reden gehalten - auf slowenisch und serbisch. Ich verstand nur Kommunista und Sozialismus und Tito und Karl Marx. Dann wurde ich aufs Podium gerufen, und die Leute klatschten. „Jetzt muß Du Rede halten“, forderte mich der Bürgermeister auf. Zum Glück hatte ich schon das fünfte Glas Ptui-Wein hinter der Binde und konnte nur bemerken, daß ich keine der vielen jugoslawischen Sprachen sprechen kann. Sie ließen meinen Einwand aber nicht gelten, und der schnauzbärtige Kommunist, der mir als Parteisekretär vorgestellt worden war, sagte: „Du Genosse, Du kannst reden Deitsch, alle Leute verstehen Nazisprach.“ So klopfte ich also an mein Glas und sagte in das Mikrofon: „Liebe Leute! Wie Sie sehen, schmeckt mir Euer Wein. Eure Genossen haben mir heute klar gemacht, daß die sozialistische Idee solch guten Wein produziert. Nun komme ich per Fahrrad aus der besten Weingegend des zusammengebrochenen Nazireiches, nämlich von Saar und Mosel. Dort heißt das Weinzentrum Trier. Aus Trier kommt der Mann, der die Idee vom Kommunismus produzierte. Der Mann hieß Karl Marx und ist schon lange tot; aber ich kann mir nicht helfen, Ihre Genossen haben mich auf die tolle Idee gebracht, daß es umgekehrt war, daß nämlich unser Trierer Wein einen Karl Marx produziert hat und somit auch die Idee des Sozialismus. Es lebe Trier und auch Eure Weinstadt Ptui!“

Meine kurze Rede muß sehr einleuchtend gewesen sein, denn der Beifall toste, und auch die Genossen klatschten, und ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich an diesem Tag in das Bett eines Ptuier Gasthauses gekommen war.

Ein kleines Fenster und rot leuchtende Geranien davor. Eine kleine Bauernkammer war das, und mein Weltreisefahrrad stand in der Ecke, frisch geputzt und geölt. Das alte Bett knarrte, als ich mich mit noch leicht brummendem Schädel auf die Seite legte. Mein Blick fiel auf die Tür. Dort waren etliche Zeitungen und ein Briefumschlag durchgeschoben worden. Neugierig sprang ich auf und sah mein Bild auf sonst für mich unlesbarem Zeitungsblatt. Im Umschlag lag ein Bündel Banknoten, jugoslawische Dinare - und ein Brief: Sehr geehrter Genosse! Wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise durch Jugoslawien. Anbei Ihr Honorar für die Interviews des gestrigen Tages. Unterschriften: Unleserlich. Zagreb, das ehemalige Agram. Großstadt. Vor den Läden standen die Leute Schlange. Es gab Brot, Weintrauben und Zucker. Ich stellte mich auch in eine Reihe, mehr aus Neugier als aus Bedürfnis. Nach wenigen Minuten merkte ich, daß da für mich wohl nichts zu holen war. Die Leute hatten nämlich alle Ausweise und Lebensmittelkarten in den Händen. Ich wäre also böse aufgefallen.

In der Nähe einer großen gotischen Kirche las ich ein Schild „Ulustrirani Vjesnik“. Schon in Maribor war mir erzählt worden, daß diese meistgelesene Illustrierte des Landes von einer Frau herausgegeben wird, von Frau Zlatic, der früheren Ministerin für kommunale Angelegenheiten. Da machst du einen Besuch, sagte ich mir und ich hatte Glück. Ein kleiner barfüßiger Laufjunge führte mich in die Chefredaktion.

Die Dame kam mir mit ausgestreckten Armen entgegen: „Ich weiß schon wer Sie sind, habe es bereits in der „Borba“ unserer offiziellen Tageszeitung gelesen und ein Bild von Ihnen gesehen“. „Bin ich schon so berühmt in Ihrem Land?“ wollte ich wissen. „Bitte nehmen Sie Platz!“ Sie orderte Tee und etwas Gebäck. Frau Zlatic sah gut aus, ein vergeistigtes Gesicht, graue Haarsträhne und helle, mütterliche Augen. „Sie werden wenig Zeit haben“, bemerkte ich. „Halb so wild“, meinte sie, „meine Mitarbeiter habe ich mir gut ausgewählt; aber, um Ihre Frage nach der Berühmtheit zu beantworten, darf ich Ihnen doch einiges sagen. Im Moment ist bei uns noch jeder schnell berühmt, der aus dem Westen kommt, und wenn wir Jugoslawen einen solch sportlichen Journalisten mit solch einem gewaltigen Vorhaben zu Gast haben, dann ist auch etwas innerpolitische Propaganda dabei.“

Die Dame war erstaunlich offen. Vielleicht war sie deshalb in Ungnade gefallen und hatte ihren Ministersessel verloren? Sie schien meine Gedanken erraten zu haben. „Auch Tito macht Fehler“, sagte sie und fuhr nach einer Weile fort, „außer dem Kommunismus kennt er kein anderes System, aber er hat soviel Geistesgröße, daß er Fehler einsieht. So hat er zum Beispiel die Russen aus unserem Land ausgewiesen und bemüht sich nun, ein gutes Verhältnis mit den westlichen Nationen zu bekommen. Er weiß, daß wir ohne den Westen nie auf einen grünen Zweig kommen“.

Frau Zlatic - das wird mir erst heute so recht bewußt - hatte damals schon die zukünftige Politik Jugoslawiens deutlicher gesehen als die meisten Politiker ihres Landes. „Ohne den Westen kann sich kein kommunistisches Land entwickeln“. Ob sie auch geahnt hat, daß in der Folgezeit Millionen jugoslawischer Arbeiter über die Grenze gelassen werden, um in Deutschland vor allem harte Devisen für ihr Land zu verdienen und daß Millionen Deutsche als Touristen Milliarden an Devisen ins Land bringen werden? War ich damals vielleicht der erste Tourist, der deshalb sozusagen freigehalten wurde? An dem Gedanken ist etwas Wahres. Aber ich war wohl etwas zu früh gekommen und geriet, wenn auch durch Zufall, wenige Tage später in äußerste Lebensgefahr. Doch darüber später.

 

 

Treffen mit Tito und einem besonderen Mädchen

Die gläubige, von kommunistischen Idealen besessene Jugend hat sie gebaut, die vierhundert Kilometer lange Autostraße von der kroatischen Hauptstadt Zagreb zur Landeshauptstadt Belgrad. Das ganze Land war stolz auf den „Autoput“ und auf die Jugend, die sich hier ein ewiges Denkmal gesetzt hat. Um es gleich vorweg zu sagen: Diese Betonpiste war damals die letzte als gut zu bezeichnende Straße im Südosten Europas.

Ich radelte und trat in die Pedale wie ein Profi auf der „Tour de France“. Das machte Spaß auf einer Autostraße, auf der kaum Autos zu sehen waren, dafür aber eine Menge Ochsenkarren und Pferdefuhrzeuge. In den wasserreichen und niedrig gelegenen Ebenen der Drava (früher Drau) konnte man sehen, daß die Straße von Amateuren gebaut war. Die Straßenränder begannen bereits abzubröckeln und hier und da öffneten sich bereits die ersten Schlaglöcher. Trotzalledem war die Fahrt nach Belgrad in knapp zwei Tagen bewältigt.

Die Hauptstadt machte einen blitzblanken Eindruck. Auf den weiträumigen Straßen war weder ein Kehrichthaufen, kein Schmutz, ja nicht einmal ein Papierschnitzel zu sehen. Am Abend, kurz vor Dunkelheit, wurde die Stadt buchstäblich gewaschen. Da rückte die Feuerwehr aus und spülte mit etlichen Millionen Litern Wasser, ähnlich wie es auf den Schiffen gemacht wird, jeden Staub vom Straßenpflaster und den Bürgersteigen. Kurz darauf gingen die Laternen an und tausende von Bürgern, insbesondere die Jugend, quoll aus den Häusern und defilierte in Gruppen und Grüppchen die Hauptstraße entlang. So soll es auch bei uns früher einmal in unseren Kleinstädten gewesen sein, erinnerte ich mich: Flanieren nannte man das, ein Zeichen einer noch gesunden Zeit bürgerlicher Gemeinsamkeit. Ich weiß nicht, ob man das auch heute noch in Belgrad praktiziert. Der Moloch Technik wird inzwischen auch dort, insbesondere durch die Motorisierung, die Vereinsamung der Bürger bewirkt haben.

Auch hier wurde ich im „Putnik“, dem staatlichen Reisebüro, bereits erwartet und gleich zur Chefin geführt. Sie war eine imposante Erscheinung unter dem überlebensgroßen Foto des Marschall Tito; zurückgekämmte, glatte und pechrabenschwarze Haare und ein Paar Glutaugen, die mich gleich voll und ganz erfaßten. Ich schätzte sie auf bestenfalls knapp über zwanzig und war bald erstaunt, als sie mir mit einem Blick auf den Marschall sagte: „Dem verdanke ich alles“ und hinzufügte, „ich war bei ihm, als die SS uns aus den Bergen und Höhlen ausräuchern wollte“. „Und zum Dank für Ihre Treue hat er Ihnen diesen Posten als Putnik-Chefin gegeben?“ Sie lächelte und hauchte kaum hörbar: „Und für seine Untreue“.

Wir aßen gemeinsam zu Mittag mit einigen Journalisten. Sie sorgte dafür, daß ich eine Menge hochhonorierte Artikel schreiben durfte und im derzeit besten Hotel der Stadt wohnte. Ihr Wort schien bei allen Behörden Befehl zu sein. Sie sagte, ich solle sie einfach Mirja nennen, und so erlag ich ihrem Charme und lud sie meinerseits zum Abendessen in mein Hotel - und sie kam.

Die Banknoten aus Ptui hatten gerade gereicht, mir einen grauen Flanellanzug mit allem Zubehör zu kaufen. Was hätte ich sonst mit dem vielen Geld anfangen sollen, zumal wieder beträchtliche Summen in Aussicht standen und im Inland ausgegeben werden mußten, weil damals niemand in aller Welt jugoslawische Dinare haben wollte.

Ich ahnte nicht, daß mich dort eines der größten und gefährlichsten Abenteuer meiner Weltreise erwarten würde.