Ich brauchte sehr viel Zeit, um dieses Buch zu schreiben, und es gab viele Menschen, die mir halfen, diese Aufgabe zu erfüllen.
Al Lowman, mein Literaturagent, war ein Engel, sowohl was das Buch, als auch was mich anging. Seinetwegen habe ich das Buch begonnen, und seinetwegen habe ich es beendet.
Andrea Cagan trug ebenfalls viel zum Entstehen dieses Buches bei. Sie machte aus dem Redigieren eine Kunstform. Auch vielen anderen gebührt Dank für ihren Beitrag. Connie Church, Jeff Hammond und Freddie Weber haben beim Schreiben sehr geholfen. Mein Dank geht auch an Carol Cohen und all die anderen bei Harper Collins dafür, daß sie mich nicht schon vor langer Zeit aufgegeben haben. Für meine Freunde Rich Cooper, Minda Burr, Carrie Williams, Norma Ferara, Valerie Lippencott, David Kessler und Dan Stone empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit. Mein Dank gilt auch Howard Rochestie, Steve Sager, Victoria Pearman, Ana Coto, Tara Shannon und Bruce Bierman.
Und ich danke allen Personen, die im Laufe der letzten acht Jahre an meinen Vorträgen und Gruppen teilgenommen haben.
Schließlich möchte ich meinen Eltern meinen Dank aussprechen für alles, was sie mir gegeben haben, und meiner Tochter, die eine Süße in mein Leben bringt, die mit Worten nicht zu beschreiben ist.
Autorin
Marianne Williamson, 1952 geboren, versuchte zunächst als Tänzerin und Schauspielerin beruflich Fuß zu fassen. Als sie zum erstenmal das Buch »Ein Kurs in Wundern« in die Hände bekam, beeinflußte sie die Lektüre so tief, daß sie alle Karriereambitionen fahren ließ, um sich nur noch der Verbreitung der Lehren dieser neuen Bibel, wie das Buch von vielen gesehen wird, zu widmen. Sie ist Gründerin und Vorsitzende eines gemeinnützigen Zentrums, das sich in New York und Los Angeles kostenlos um Kranke kümmert und spirituelle Gruppentherapie anbietet.
Von Marianne Williamson ist bei Goldmann außerdem verfügbar:
Ein Kurs im Abnehmen (21964)
T = Textbuch
Ü = Übungsbuch
H = Handbuch für Lehrer
B = Begriffsbestimmung
Wdh. = Wiederholung
Rückkehr zur Liebe | Ein Kurs in Wundern
Ein Kurs in Wundern ist aufgrund seiner Synthese von zeitlosen geistigen Einsichten und wesentlichen psychologischen Erkenntnissen einzigartig unter den spirituellen Traditionen der Welt. Er weist uns einen Weg zu innerem Frieden, zu einem Dasein, das in der Welt, aber nicht von der Welt ist.
Der Kurs ist nicht als Grundlage für eine neue Religion, Bewegung oder Vereinigung gedacht. Vielmehr dient er unabhängig von äußeren Autoritäten dem Selbststudium. Er richtet sich an Menschen, die nach einer friedlicheren Betrachtungsweise für ihr Leben und ihren Alltag suchen.
Das Werk besteht aus dem Textbuch, dem Übungsbuch und dem Handbuch für Lehrer. Im Textbuch werden die Konzepte dargelegt, auf denen das Denksystem des Kurses gründet. Die darin enthaltenen Gedanken stellen die Grundlage für die 365 Lektionen des Übungsbuches dar, bei denen das Hauptgewicht auf der täglichen Erfahrung durch die Anwendung liegt. Das Handbuch für Lehrer gibt Antworten auf viele Fragen, die sich beim Studium ergeben.
1320 Seiten, gebunden, Greuthof Verlag, ISBN 978 3 923662 18 0
EIN HAUCH VON HIMMEL
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V003
Für die Hölle ist es kein Platz in einer Welt,
deren Lieblichkeit so intensiv und umfassend sein
kann, daß es nur ein Schritt von dort zum HIMMEL ist.
Die Reise ins Dunkel war lang und grausam,
und du bist tief hineingegangen.
Meine Generation ist nie erwachsen geworden. Es ist nicht das Problem, daß wir verloren oder apathisch, narzißtisch oder materialistisch sind. Das Problem ist, daß wir Angst haben.
Viele von uns wissen, daß sie alles besitzen, was zählt: das Aussehen, die Ausbildung, das Talent, die Zertifikate. Und doch sind wir in gewissen Bereichen wie gelähmt. Von außen werden wir nicht behindert, uns stoppt irgend etwas im Innern. Ein innerer Unterdrückungsmechanismus ist wirksam. Der Staat hält uns nicht zurück, und auch müssen wir nicht mit Hunger oder Armut kämpfen. Wir müssen nicht befürchten, nach Sibirien deportiert zu werden. Wir haben einfach Angst, punktum. Eine freischwebende Angst. Wir haben Angst, daß es die falsche oder daß es die richtige Beziehung ist. Wir haben Angst, daß man uns ablehnt oder daß man uns mag. Wir haben Angst vor Versagen oder vor Erfolg. Wir haben Angst, jung zu sterben oder aber alt zu werden. Wir haben mehr Angst vor dem Leben als vor dem Tod.
Man könnte meinen, daß wir angesichts unserer emotionalen Fesseln etwas Mitgefühl für uns selbst aufbrächten, aber das ist nicht der Fall. Wir sind bloß von uns angewidert, weil wir finden, daß wir inzwischen schon etwas weiter sein sollten. Manchmal nehmen wir auch irrigerweise an, daß andere Menschen weniger Angst haben, was uns noch mehr Angst einjagt. Vielleicht wissen sie etwas, was wir nicht wissen. Vielleicht fehlt uns ein Chromosom.
Heutzutage ist es Mode, die Eltern für praktisch alles verantwortlich zu machen. Wir meinen, daß wir unser miserables Selbstwertgefühl ihnen zu verdanken haben. Wären sie nur anders gewesen, wir würden geradezu überschäumen vor Selbstliebe. Schauen wir aber genauer hin, dann ist die schlechte Behandlung, die wir zuweilen von ihnen erfahren haben mögen, milde zu nennen im Vergleich zu der Behandlung, die wir uns selbst angedeihen lassen. Mag sein, Ihre Mutter hat immer wieder gesagt: Das wirst du nie lernen, mein Kind. Aber jetzt sagen Sie sich selbst: Du bist eine Null. Du wirst das nie richtig machen. Du hast es vermasselt. Ich hasse dich. Die Eltern mögen gemein gewesen sein, aber wir sind bösartig.
Unsere Generation ist in einen kaum verdeckten Strudel des Selbsthasses geraten. Und wir suchen ständig und geradezu verzweifelt nach einem Weg, ihm durch Wachstum oder Flucht zu entrinnen. Vielleicht schaffe ich es mit diesem Titel oder diesem Job, mit diesem Seminar, diesem Therapeuten, dieser Beziehung, dieser Diät oder diesem Projekt. Aber nur allzuoft bewirkt die Medizin keine Heilung, und dann werden die Fesseln noch stärker und enger.
Die gleichen Seifenopern entfalten sich in unterschiedlicher Besetzung in den verschiedensten Städten. Allmählich begreifen wir, daß wir irgendwie selbst das Problem sind, wissen aber nicht, wie wir es beheben können. Wir sind nicht stark genug, uns selbst zu besiegen. Wir sabotieren, wir treiben alles ab: unsere Karriere, unsere Beziehungen, sogar unsere Kinder. Wir trinken. Wir nehmen Drogen. Wir wollen alles unter Kontrolle haben. Wir sind obsessiv. Wir sind Komplizen der Abhängigkeiten anderer. Wir essen zuviel. Wir verstecken uns. Wir attackieren. Die Art der Fehlfunktion ist irrelevant. Wir haben eine Menge Möglichkeiten, unserem gewaltigen Selbsthaß Ausdruck zu verleihen.
Und wir bringen ihn zum Ausdruck. Die emotionale Energie muß sich Raum schaffen, und Selbsthaß ist eine mächtige Emotion. Nach innen gerichtet wird sie zu unserer persönlichen Hölle: Sucht, Obsession, Zwanghaftigkeit, Depression, gewalttätige Beziehungen, Krankheit. Nach außen projiziert wird sie zu unserer kollektiven Hölle: Gewalt, Krieg, Verbrechen, Unterdrückung. Aber es ist ein und dieselbe Sache: Auch die Hölle hat viele Zimmer.
Ich erinnere mich, vor Jahren ein Bild vor meinem geistigen Auge gesehen zu haben, das mich entsetzte. Ich sah ein süßes, unschuldiges kleines Mädchen in einem schneeweißen Organdyschürzenkleid, das mit dem Rücken gegen eine Wand gepreßt wurde und schrie. Eine bösartige und hysterische Frau stieß ihm immer wieder ein Messer ins Herz. Ich glaubte, daß ich beide Personen war, daß sie als psychische Kräfte in mir lebten. Und mit jedem Jahr, das verging, fürchtete ich mich mehr und mehr vor dieser Frau mit dem Messer. Sie war in meinem System aktiv. Sie war völlig außer Kontrolle geraten, und ich hatte das Gefühl, daß sie mich umbringen wollte.
Am Tiefpunkt meiner Verzweiflung angelangt, suchte ich nach Wegen, die mich aus meiner persönlichen Hölle führen könnten. Ich las Bücher, die erklärten, wie unser Geist unsere Erfahrungen erschafft, wie unser Gehirn quasi als Biocomputer das erzeugt, was wir in Form von Gedanken in ihn eingeben. »Stell dir Erfolg vor, und du wirst ihn haben.« »Gehst du davon aus, daß du versagst, dann wirst du auch versagen«, so las ich. Aber wie sehr ich mich auch um eine Veränderung meiner Gedanken bemühte, ich kam immer wieder auf die zurück, die schmerzhaft waren. Ab und zu schaffte ich einen Durchbruch. Ich arbeitete an einer positiveren Einstellung, nahm mich zusammen, traf einen neuen Mann oder bekam einen neuen Job. Aber immer wieder fiel ich in das Muster des Selbstverrats zurück. Irgendwann wurde ich dann zur Furie gegenüber dem Mann oder vermasselte den Job. Ich nahm zehn Pfund ab und legte sie mir binnen fünf Minuten wieder zu, entsetzt beim Gedanken an das Gefühl, gut auszusehen. Das einzige, was noch entsetzlicher war, als von den Männern nicht beachtet zu werden, war, von ihnen allzusehr beachtet zu werden. Die Geleise automatischer Selbstsabotage waren fest eingefahren und saßen tief. Natürlich konnte ich meine Gedanken ändern, aber eben nicht auf Dauer. Und es gibt nur eine Verzweiflung, die schlimmer ist als: Mein Gott, ich hab’s vermasselt – und die ist: Mein Gott, ich hab’s schon wieder vermasselt.
Meine schmerzlichen Gedanken waren meine Dämonen. Dämonen sind heimtückisch. Mit Hilfe der verschiedensten therapeutischen Techniken war ich, was meine Neurosen anging, mit der Zeit ziemlich schlau geworden, aber das hat sie nicht notwendigerweise ausgetrieben. Der Müll verflüchtigte sich nicht; er wurde nur ein bißchen komplexer. Ich erzählte dann einer anderen Person in so aufgeklärter Weise von meinen Schwächen, daß sie dachte: Na, offensichtlich kennt sie ihre Muster, dann wird sie das ja wohl nicht wieder tun.
Aber ich tat es wieder. Mich zu meinen Mustern zu bekennen, war nur ein Ablenkungsmanöver. Dann verfiel ich so blitzschnell und übergangslos in Raserei oder benahm mich so unmöglich, daß kein Mensch, ich selbst am allerwenigsten, mich noch aufhalten konnte, bevor ich die Situation nicht komplett ruiniert hatte. Ich sagte genau das, was den Mann dazu brachte, mich zu verlassen oder zu schlagen, oder jemanden veranlaßte, mich zu feuern, oder noch Schlimmeres. In jener Zeit kam mir nie der Gedanke, um ein Wunder zu bitten.
Zum einen wußte ich gar nicht, was ein Wunder ist. Es gehörte für mich in die Kategorie des pseudomystischen, religiösen Schwachsinns. Ich wußte nicht, bis ich Ein Kurs in Wundern las, daß es ganz vernünftig ist, um ein Wunder zu bitten. Ich wußte nicht, daß ein Wunder nur eine Wahrnehmungsverlagerung ist.
Ich nahm einmal an einem Treffen teil, bei dem die Menschen im Rahmen eines Programms von zwölf Schritten Gott bitten, das Verlangen nach Alkohol von ihnen zu nehmen. Bei all meinem Fehlverhalten war ich noch nie in irgendeinem bestimmten Bereich völlig aus den Fugen geraten. Es waren nicht Alkohol oder andere Drogen, die mich schafften, es war meine Persönlichkeitsstruktur im allgemeinen, es war diese hysterische Frau in meinem Kopf. Meine Negativität war für mich so zerstörerisch wie Alkohol für den Alkoholiker. Ich war eine Künstlerin darin, mir selbst an die Kehle zu gehen. Ich war gleichsam süchtig nach meinem Schmerz. Konnte ich Gott bitten, mir hier zu helfen? Mir kam der Gedanke, daß es wie bei jedem anderen Suchtverhalten vielleicht eine Kraft gibt, die stärker war als ich selbst und die Dinge zum Besseren wenden konnte. Weder mein Intellekt noch meine Willenskraft waren dazu imstande gewesen. Die Einsicht in das, was geschah, als ich drei Jahre alt war, hatte mich nicht befreien können. Und Probleme, von denen ich dachte, daß sie allmählich verschwinden würden, wurden mit jedem Jahr schlimmer. Ich hatte mich emotional nicht so weiterentwickelt, wie ich es hätte tun sollen, und das wußte ich. Irgendwie und irgendwo hatten sich anscheinend irgendwelche Drähte tief in meinem Gehirn verheddert. Wie eine Menge anderer Menschen meiner Generation und Kultur war ich schon vor vielen Jahren aus der Bahn geraten und in gewisser Weise nie erwachsen geworden. Wir hatten die längste nachpubertäre Phase der Weltgeschichte. Wie die Opfer eines emotionalen Traumas müssen wir ein paar Schritte zurück machen, um wieder vorwärtsgehen zu können. Jemand muß uns ein paar grundlegende Dinge beibringen.
Was mich angeht, so hatte ich immer geglaubt, mich auch aus dem tiefsten Schlamassel, in den ich mich gebracht hatte, wieder herausholen zu können. Ich war klug, schlau, talentiert oder gewitzt genug – und wenn alles nichts half, konnte ich noch immer meinen Vater anrufen und um Geld bitten. Aber schließlich brachte ich mich in solche Schwierigkeiten, daß ich wußte, mit meinen Hilfsmitteln würde ich da nicht mehr rauskommen. Bei jenen schon erwähnten Treffen der Anonymen Alkoholiker hörte ich immer wieder, daß eine Kraft, die stärker sei als ich, für mich tun könnte, was ich allein für mich nicht zu tun vermochte. Mir blieb nichts anderes mehr übrig, und ich konnte auch niemanden mehr anrufen. Meine Angst war schließlich so groß, daß ich nicht mehr darüber erhaben war zu sagen: Gott, bitte hilf mir.
Das Licht ist in dir.
Also machte ich diesen grandiosen, dramatischen Moment durch, in dem ich Gott in mein Leben einlud. Er jagte mir zunächst Angst ein, aber dann gewöhnte ich mich irgendwie an den Gedanken.
Danach fühlte sich nichts mehr so an, wie ich es erwartet hatte. Ich dachte, daß sich die Dinge nun zum Besseren wenden würden. Mein Leben war sozusagen ein Haus, und ich hatte geglaubt, daß Gott ihm nun einen wunderbaren neuen Anstrich verpassen würde – vielleicht auch ein paar neue Fensterläden, ein hübsches Säulenportal und ein neues Dach. Aber nichts dergleichen. Kaum hatte ich mein Haus Gott übergeben, schien Er mit einer riesigen Abrißkugel dagegenzudonnern. Tut mir leid, Schätzchen, schien Er zu sagen, aber das Fundament ist schon brüchig, von den vielen Ratten im Schlafzimmer ganz zu schweigen. Ich denke, wir fangen besser ganz neu an.
Ich hatte von Menschen gelesen, die sich Gott anheimgegeben hatten und dann fühlten, wie sich dieser tiefe innere Friede auf sie herabsenkte und sich wie ein Mantel um sie legte. So etwas verspürte ich auch, aber nur für eineinhalb Minuten. Danach fühlte ich mich eher zerschmettert. Das hat mich aber von Gott nicht abgebracht, vielmehr bekam ich Respekt vor Seiner Intelligenz. Das hieß nämlich, daß Er die Situation besser verstand, als ich Ihm zugetraut hatte. Wenn ich Gott gewesen wäre, dann hätte ich mich auch zerschmettert. Ich fühlte mehr Dankbarkeit als Ärger. Ich brauchte verzweifelt Hilfe.
Normalerweise benötigen wir ein gewisses Maß an Verzweiflung, bevor wir für Gott bereit sind. Wenn es um spirituelle Hingabe ging, so meinte ich es nicht wirklich ernst. Ich mußte erst völlig auf den Knien liegen. Der Schlamassel wurde so tief, daß nicht einmal König Artus’ versammelte Ritterrunde Marianne hätte erretten und wieder auf die Beine stellen können. Die hysterische Frau in mir wütete und raste, und das unschuldige Kind war an die Wand genagelt. Ich zerfiel. Ich überschritt die Grenzlinie zwischen einem Schmerz, der mich aber noch immer einigermaßen normal funktionieren ließ, und der Welt der total Arm- und Beinamputierten. Ich hatte das, was man allgemein einen Nervenzusammenbruch nennt.
So ein Nervenzusammenbruch kann eine stark unterschätzte Methode spiritueller Transformation sein. Er zieht ganz gewiß Ihre Aufmerksamkeit auf sich. Ich habe Menschen erlebt, die Jahr um Jahr ihren Nervenzusammenbruch absolvieren, aber immer, kurz bevor sie auf den Punkt kommen und begreifen, worum es geht, innehalten. Ich hatte wohl das Glück, meinen im großen Stil abzuhandeln. Was ich hier lernte, werde ich nie vergessen. So schmerzlich die Erfahrung auch war, ich betrachte sie nun als wichtigen und vielleicht auch notwendigen Schritt in meinem Durchbruch zu einem glücklicheren Leben.
Zum einen wurde ich doch sehr demütig. Ich sah sehr klar: ›Von mir aus bin ich nichts.‹ Ohne diese Einsicht probieren wir es immer wieder mit unseren alten Tricks; die Tricks, die noch nie funktioniert haben, aber vielleicht diesmal doch funktionieren, so denken wir zumindest. Wenn wir dann genug haben und nicht mehr können, ziehen wir die Möglichkeit in Betracht, daß es vielleicht einen besseren Weg geben könnte. Und das ist dann der Punkt, wo sich ein Spalt in unserem Kopf auftut und Gott eintritt.
In jenen Jahren hatte ich das Gefühl, mein Schädel sei explodiert. Tausende von kleinen Schädelstückchen schienen in den Weltraum hinausgeschossen zu sein. Und sehr langsam und allmählich kamen sie wieder zusammen. Aber während mein emotionales Gehirn so bloßlag, schien es auch neu verdrahtet zu werden, wurde gleichsam ein chirurgischer Eingriff auf psychischer Ebene vorgenommen. Ich hatte das Gefühl, eine andere Person zu werden.
Weitaus mehr Menschen haben dieses Gefühl erlebt, es habe sich ihr Kopf irgendwie gespalten, als sie es ihren Freunden gegenüber eingestehen wollen. Dies ist heutzutage kein ungewöhnliches Phänomen. Heute krachen die Menschen dauernd gegen irgendwelche Wände – gesellschaftlich, biologisch, psychisch und emotional. Aber das ist kein schlechtes Zeichen. In gewisser Weise ist es sogar ein gutes Zeichen. Solange Sie nicht in die Knie gehen, spielen Sie nur mit dem Leben herum und haben auf irgendeiner Ebene Angst, weil Sie wissen, daß Sie nur herumspielen. Der Augenblick der Hingabe ist nicht das Ende des Lebens. Er ist sein Beginn.
Der Moment des Heureka – dieser Ruf, diese Hinwendung zu Gott – ist es nicht, der von da an alles zum Paradies werden läßt. Sie haben nur mit dem Aufstieg begonnen. Aber Sie wissen, daß Sie nun nicht mehr am Fuße des Berges im Kreis herumrennen, was Sie im Grunde nirgendwohin führt, daß Sie nicht mehr nur von der Spitze des Berges träumen, ohne zu wissen, wie Sie dort hingelangen sollen. Bei vielen Menschen müssen die Dinge schon sehr schlimm kommen, bevor sich etwas verändert. Wenn Sie wirklich den absoluten Tiefpunkt in Ihrem Innern verlassen, führt das zu einer ungeheuer belebenden Befreiung. Sie erkennen, daß es eine Macht und Kraft im Universum gibt, die größer und stärker ist als Sie und die für Sie tun kann, was Sie nicht für sich selbst zu tun vermögen. Plötzlich nimmt sich Ihre letzte Zuflucht als eine großartige Idee aus.
Welche Ironie! Da haben Sie Ihr ganzes Leben im Widerstand gegen die Vorstellung verbracht, daß da jemand ist, der gewitzter vorgeht als Sie, und plötzlich sind Sie abgrundtief erleichtert zu wissen, daß es tatsächlich so ist. Plötzlich sind Sie nicht zu stolz, um Hilfe zu bitten.
Das ist mit der Hingabe an Gott gemeint.
Du bist in Gott.
Es gibt keine Zeit, keinen Ort und keinen Zustand,
von denen GOTT abwesend ist.
Es gab Zeiten in meinem Leben, und es gibt sie gelegentlich auch heute noch, wenngleich diese Fälle eher die Ausnahme als die Regel bilden, in denen ich das Gefühl hatte, von Traurigkeit überwältigt zu werden. Irgend etwas gestaltete sich nicht so, wie ich wollte, oder es gab Konflikte zwischen mir und jemand anderem, oder ich hatte Angst vor dem, was in Zukunft geschehen oder nicht geschehen würde. Unser Leben kann in solchen Momenten sehr schmerzlich sein, und unser Geist begibt sich dann auf die Suche nach Dingen, die unsere Stimmung heben oder die Situation verändern könnten.
Durch Ein Kurs in Wundern lernte ich, daß wir in Wirklichkeit nach einer Veränderung im Innern suchen. Die Ereignisse sind immer im Fluß. Den einen Tag lieben sie dich; am nächsten Tag bist du ihre Zielscheibe. Den einen Tag geht alles glatt; am nächsten Tag regiert das Chaos. Den einen Tag hast du das Gefühl, ganz in Ordnung zu sein; am nächsten Tag fühlst du dich als absoluter Versager. Diese Veränderungen wird es im Leben immer geben; sie gehören zu den Erfahrungen menschlicher Existenz. Was wir allerdings verändern können, ist unsere Wahrnehmungsweise von diesen Erfahrungen. Und in dieser Wahrnehmungsverlagerung liegt der Sinn der Wunder.
Da gibt es eine Geschichte in der Bibel, wo Jesus sagt, daß wir unser Haus auf Sand oder auf Fels bauen können. Ist unser Haus auf Sand gebaut, kann es von Wind und Regen zum Einsturz gebracht werden. Ein auf Fels gebautes Haus aber ist stabil und stark und kann durch Stürme nicht zerstört werden.
Unsere emotionale Stabilität ist unser Haus. Ist unser Haus auf Sand gebaut, so bedeutet das, daß sich unser Gefühl des Wohlbefindens auf flüchtige Dinge und vorübergehende Stimmungen gründet. Ein enttäuschender Telefonanruf, und schon zerbröseln wir; ein Sturm, und das Haus fällt zusammen. Ist das Haus auf Fels gebaut, dann sind wir in bezug auf die wechselnden Dramen des Lebens weniger verletzlich. Unsere Stabilität beruht auf etwas Dauerhafterem als dem gegenwärtigen Wetter - auf etwas Permanentem und Starkem. Ist unser Haus auf Fels gebaut, so bedeutet das, daß wir uns auf Gott verlassen.
Mir war nie klar gewesen, daß dieses Sich-auf-Gott-Verlassen heißt, sich auf die Liebe zu verlassen. Zwar hatte ich vernommen, daß Gott Liebe ist, aber die wahre Bedeutung dieser Aussage war mir immer entgangen.
Als ich Ein Kurs in Wundern studierte, entdeckte ich folgende Dinge über Gott: Er ist die Liebe in uns. Ob wir Ihm folgen, das heißt, in Liebe denken wollen, liegt völlig bei uns.
Wenn wir die Liebe wählen oder unserem Geist erlauben, mit Gott eins zu sein, ist das Leben wunderbar. Wenden wir uns von der Liebe ab, setzt der Schmerz ein.
Wenn wir also Gott in unserem Denken haben, ist das Leben friedvoll. Denken wir ohne Ihn, ist das Leben schmerzlich. Und das ist die geistige Wahl, die wir treffen, und zwar in jedem Moment eines jeden Tages.
Die Liebe bezwingt nicht alle Dinge,
aber sie bringt alle Dinge ins Lot.
Die ernstgenommene Liebe beinhaltet eine radikale Perspektive und eine tiefgreifende Abkehr von der psychischen Orientierung, die die Welt beherrscht. Sie ist bedrohlich, weil sie keine kleine, sondern eine so unglaublich große Sache ist.
Für viele Menschen ist der Gedanke an Gott beängstigend. Stellen wir uns Ihn als außerhalb von uns existent oder als launisch oder als Richter vor, dann bereitet uns die Vorstellung, Ihn um Hilfe zu bitten, Unbehagen. Aber Gott ist Liebe und wohnt in uns. Wir wurden in Seinem Bilde oder Seinem Geiste erschaffen, was bedeutet, daß wir eine Erweiterung Seiner Liebe oder Kinder Gottes sind. Dem Kurs zufolge haben wir ein »Autoritätsproblem«. Wir glauben, daß wir die Schöpfer, die »Autoren« Gottes sind, und machen uns nicht klar, daß Er unser Schöpfer ist. Statt zu akzeptieren, daß wir von Ihm erschaffene, liebende Wesen sind, gehen wir arroganterweise davon aus, daß wir erst uns selbst und dann Gott erschaffen können. Wir haben uns einen Gott nach unserem Bilde geschaffen. Und weil wir wütend und zornig sind und ständig zu Gericht sitzen, haben wir diese Eigenschaften auf Ihn projiziert. Doch Gott bleibt, was Er ist und immer sein wird: Er ist die Energie, der Gedanke bedingungsloser Liebe. Er denkt nicht in Kategorien von Zorn oder Verurteilung. Er ist Gnade und Mitgefühl und absolutes Akzeptieren. Das haben wir vergessen, und so haben wir auch vergessen, wer wir eigentlich sind.
Mir wurde allmählich klar, daß es eine vollständige Transformierung meines Denkens bedeuten würde, wenn ich die Liebe ernst nähme. Ein Kurs in Wundern bezeichnet sich selbst als »ein Kurs in Geistesschulung«, um ein auf Angst gegründetes Denksystem aufzugeben und statt dessen ein Denksystem zu akzeptieren, das auf Liebe basiert. Nachdem ich nun über ein Jahrzehnt Ein Kurs in Wundern studiert habe, will ich keineswegs behaupten, daß mein Geist dem einer Heiligen gleichkäme. Und ich gebe gewiß nicht vor, daß es mir immer gelingt, in jeder Situation meines Lebens eine liebende Perspektive einzunehmen, jedenfalls nicht sofort. Doch eines ist völlig klar: Wenn es mir gelingt, dann läuft alles wunderbar, wenn nicht, bleiben die Dinge blockiert.
Hingabe an Gott meint Hingabe an die Liebe. Dies ist eine ziemlich schwer zu erlangende Sichtweise, wenn Sie Hingabe mit Kapitulation verwechseln sollten, das, was man tut, wenn man einen Krieg verloren hat. Hingabe ist passiv, was oft als Schwäche ausgelegt wird. Aber Passivität im spirituellen Sinn ist Stärke. Nur so können wir unsere Aggressivität ausbalancieren. Unsere Aggressivität ist an sich nichts Schlechtes. In vielerlei Hinsicht ist sie die Grundlage unserer Kreativität. Der von Gott getrennte Geist hat nur vergessen, daß er alles in Liebe überprüfen soll, bevor er sich draußen in der Welt tummelt. Die Erfahrung der Liebe ist die Funktion des Geistes. Ohne sie fehlt uns die Weisheit. Ohne Liebe mögen wir zwar aktiv sein, agieren aber hysterisch.
Hingabe an Gott meint loslassen und einfach lieben. Indem wir dafür eintreten, daß die Liebe in jeder Situation unsere Priorität ist, verwirklichen wir die Kraft Gottes. Dies ist keine Metapher, es ist eine Tatsache. Wir nutzen buchstäblich unseren Geist, um Mitschöpfer Gottes zu sein. Mit einer geistigen Entscheidung – einer bewußten Anerkennung der Bedeutung der Liebe und unserer Bereitschaft, sie zu erfahren – wenden wir uns an eine höhere Kraft und Macht. Wir lassen unsere gewohnten geistigen Muster beiseite und geben einer anderen, sanfteren Wahrnehmungsweise Raum. Das ist gemeint, wenn es heißt, daß wir uns in unserem Leben von einer größeren Macht und Kraft als der unseren leiten lassen.
Haben wir erst einmal begriffen, daß Gott Liebe ist, dann ist es auch nicht mehr schwer zu verstehen, daß Gott folgen dem Diktat der Liebe folgen heißt. Unsere nächste Hürde ist dann die Frage, ob es wirklich so klug ist, der Liebe zu folgen. Unsere Frage lautet also nicht mehr: Was ist Gott? Unsere Frage lautet nun: Was ist Liebe?
Liebe ist Energie. Liebe ist etwas, das wir vielleicht nicht mit unseren physischen Sinnen wahrzunehmen vermögen, aber im allgemeinen können wir doch sagen, wann wir sie fühlen und wann nicht. Und nur sehr wenige Menschen haben das Gefühl, daß es genügend Liebe in ihrem Leben gibt. Die Welt ist ein ziemlich liebloser Ort geworden. Wir sind kaum imstande, uns eine Welt vorzustellen, in der wir alle fortwährend Liebe für alle empfinden. Es gäbe dann keine Kriege, denn wir würden nicht kämpfen. Es gäbe keinen Hunger, denn wir würden uns gegenseitig ernähren. Es gäbe keine von uns verursachten Umweltkatastrophen, weil wir uns selbst, unsere Kinder und unseren Planeten zu sehr liebten, um ihn zu zerstören. Es gäbe keine Vorurteile, keine Unterdrückung, keine Gewalt in jedweder Form. Es gäbe kein Leid. Es gäbe nur Frieden.
Die meisten von uns sind gewalttätige Menschen – nicht unbedingt in physischer, aber in emotionaler Hinsicht. Wir sind in einer Welt aufgewachsen, in der die Liebe nicht an erster Stelle steht, und wo keine Liebe ist, macht sich die Angst breit. Angst und Liebe stehen einander gegenüber wie Dunkelheit und Licht. Angst ist eine schreckliche Abwesenheit von dem, was wir für das Überleben brauchen. Die Angst ist die Wurzel allen Übels. Sie ist das Grundproblem dieser Welt.
Wenn kleine Kinder nicht liebevoll in den Armen gehalten werden, können sie autistisch werden, ja sogar sterben. Daß Kinder Liebe brauchen, wird allgemein akzeptiert, aber ab welchem Alter brauchen wir sie denn nicht mehr? Wir brauchen sie immer. Wir brauchen die Liebe für ein glückliches Leben, wie wir Sauerstoff brauchen, um überhaupt leben zu können. Im Grunde genommen ist das alles gar nicht so geheimnisvoll. Ohne die Liebe ist diese Welt einfach kein sonderlich anziehender Aufenthaltsort.
GOTT ist nicht der Autor der Angst. Du bist es.
Das Problem dieser Welt ist also, daß wir uns von Gott abgewandt oder von der Liebe entfernt haben. Dem Kurs in Wundern zufolge ereignete sich diese Trennung von Gott zum erstenmal vor Millionen von Jahren. Aber seine wichtige Offenbarung, sein Angelpunkt, ist die Aussage, daß diese Trennung in Wirklichkeit nie stattfand.
In seiner Einleitung heißt es:
Dieser Kurs kann daher ganz einfach so zusammengefaßt werden:
Nichts Wirkliches kann bedroht werden.
Nichts Unwirkliches existiert.
Hierin liegt der Frieden GOTTES.
Das bedeutet:
Ein Kurs in Wundern sagt also, daß nur die Liebe wirklich ist. »Das Gegenteil von Liebe ist Angst, doch was allumfassend ist, kann kein Gegenteil haben.« Wenn wir in Liebe denken, agieren wir buchstäblich als Mitschöpfer Gottes. Denken wir nicht in Liebe – und nur Liebe ist wirklich –, dann denken wir im Grunde überhaupt nicht. Wir halluzinieren. Und genau das hat es mit dieser Welt auf sich: Sie ist eine Massenhalluzination, in der die Angst realer erscheint als die Liebe. Angst ist eine Illusion. Unsere Verrücktheiten, Paranoias, Ängste und Traumata sind buchstäblich alle Einbildungen. Das heißt nicht, daß sie für uns als menschliche Wesen nicht existierten und nicht ans Licht gebracht werden müßten, damit wir uns von ihnen befreien können. Aber sie ersetzen nicht die Liebe in uns. Sie sind buchstäblich ein schlechter Traum. Es ist, als hätte sich der Geist in zwei Teile gespalten: Der eine Teil bleibt in Kontakt mit der Liebe, und der andere wechselt zur Angst über. Die Angst fabriziert eine Art Paralleluniversum, in dem das Unwirkliche wirklicher erscheint als das Wirkliche.
Ein Kurs in Wundern definiert die Sünde als ›lieblose Wahrnehmung‹. Das Öffnen des Geistes für die Liebe ist der Weg, der aus der Sünde oder Angst führt. »Vollkommene Liebe vertreibt die Furcht«, wie das Licht die Dunkelheit vertreibt. Die Verlagerung von der Angst zur Liebe ist ein Wunder. Dadurch werden die Dinge auf der irdischen Ebene nicht repariert; vielmehr befaßt sie sich mit der wirklichen Quelle unserer Probleme, die immer auf der Bewußtseinsebene zu finden ist.
Gedanken sind wie in einen Computer einprogrammierte Daten, die auf dem Bildschirm Ihres Lebens sichtbar werden. Falls Ihnen nicht gefällt, was Sie da sehen, dann hat es keinen Zweck, über den Bildschirm zu wischen, um sie dort auslöschen zu wollen. Der Gedanke ist die Ursache; die Erfahrung ist die Wirkung. Wenn Ihnen die Auswirkungen in Ihrem Leben mißfallen, müssen Sie die Natur Ihres Denkens ändern.
Liebe in Ihrem Geist bewirkt Liebe in Ihrem Leben. Damit ist der Himmel gemeint.
Angst in Ihrem Geist bewirkt Angst in Ihrem Leben. Damit ist die Hölle gemeint.
Unsere irdischen Probleme sind im Grunde nur Symptome des wirklichen Problems, und das ist stets ein Mangel an Liebe. Das Wunder, die Verlagerung von der Angst zur Liebe, findet auf unsichtbarer Ebene statt. Es verwandelt die Welt auf der kausalen Ebene. Alles andere ist nur ein zeitweiliges Linderungsmittel, eine Beruhigungsspritze, aber keine Heilung. Es ist eine Behandlung der Symptome, aber keine Behandlung, die zur Genesung führt.
»Gott, bitte hilf mir« heißt im Grunde: »Gott, berichtige mein Denken.« »Erlöse mich von allem Übel« meint: »Erlöse mich von meinen Wahngedanken.« Gott selbst übertritt niemals das Gesetz von Ursache und Wirkung. Es ist das grundlegendste Gesetz des Bewußtseins, das zu unserem Schutz eingeführt wurde. Solange wir dieser goldenen Regel folgen, sind wir sicher.
Adam und Eva waren glücklich, bis sie »vom Wissen um Gut und Böse aßen«. Das bedeutet, daß alles vollkommen war, bis sie anfingen, Urteile zu fällen, das heißt, ihr Herz manchmal offen und manchmal verschlossen war.
Ich liebe dich, wenn du das tust, aber ich liebe dich nicht, wenn du jenes tust.
Unser Friede wird zerstört, wenn wir unser Herz verschließen. Es ist gegen unsere wahre Natur. Es macht uns verklemmt und läßt uns zu Menschen werden, die wir von unserem Wesen her gar nicht werden sollten.
Freud definierte die Neurose als eine Abspaltung vom Ich, und das ist sie auch. Das wahre Ich oder Selbst ist die Liebe in unserem Innern. Es ist das »Kind Gottes«. Das von Angst besetzte Selbst ist ein Betrüger. Die Rückkehr zur Liebe ist das große kosmische Schauspiel, die persönliche Reise von Vortäuschung und Schein zum wahren Selbst, vom Schmerz zum inneren Frieden.
Das mag also der Weg sein; auf diese Weise hat es jedenfalls für mich funktioniert. Ich brachte mich in eine schreckliche Lage, dann erinnerte ich mich daran, daß ich nur ein Wunder brauchte, eine himmlische Schnellkur, ein radikales Heilmittel. Ich bat Gott, meinen mentalen Computer umzuprogrammieren. Ich betete: Gott, bitte hilf mir. Heile mich in meiner Wahrnehmungsweise. Wo immer mein Geist von der Liebe abgewichen ist – wenn ich wieder um meinetwillen alles unter meiner Kontrolle haben wollte, manipulierte, gierig oder allzu ehrgeizig war, wenn ich meinen Körper und meine Hilfsmittel in irgendeiner Weise lieblos eingesetzt habe -, was immer es auch sei, ich bin bereit, daß mein Geist geheilt wird. Amen. Großartig. Das Universum vernahm meine Bitte, und zack!, ich bekam mein Wunder. Die Beziehung war geheilt, die Kränkung vergeben, was auch immer.
Aber dann fiel ich wieder in mein altes Denkmuster zurück, das Muster, das dafür sorgte, daß ich überhaupt auf die Knie fiel, und alles ging wieder von vorne los. Ich baute wieder irgendeinen emotionalen Autounfall, landete wieder auf den Knien, bat Gott wieder um Hilfe, kam wieder zu Sinnen und innerem Frieden.
Nachdem ich diese wechselvollen Szenen sattsam durchgespielt hatte, sagte ich mir schließlich: Marianne, wenn du das nächste Mal wieder auf den Knien liegst, dann bleib doch gleich in dieser Stellung! Warum halten wir uns nicht gleich im Bereich der Antwort auf, statt uns immer wieder in den Bereich des Problems zu begeben? Warum nicht nach einer Bewußtseinsebene streben, auf der wir uns nicht ständig diese Probleme erschaffen? Bitten wir doch nicht nur um einen neuen Job, eine neue Beziehung, einen neuen Körper. Bitten wir doch um eine neue Welt. Bitten wir doch um ein neues Leben.
Als ich dann endlich völlig in die Knie gegangen war und wußte, was es heißt, sich wahrhaft demütig zu fühlen, war ich eigentlich darauf gefaßt, nun Gottes Zorn zu spüren zu bekommen. Statt dessen war mir, als hörte ich Ihn sanft fragen: Können wir jetzt anfangen?
Bis zu diesem Moment hatte ich mich vor meiner Liebe versteckt und somit gegen mein eigenes Leben Widerstand geleistet. Die Rückkehr zur Liebe ist alles andere als das Ende der Abenteuer des Lebens. Sie ist der wahre Beginn, die Rückkehr zu der Person, die man ist.