Miras neue Sicht der Dinge

Organismus Seele, Gott und Welt

 

 

 

 

 

 

 

 

Lehrerzählung


Impressum

Text- und Bildgrundlage dieser eBook-Ausgabe:

© Christl Holz, Miras neue Sicht der Dinge (echtholz-verlag Deuerling 2014)
ISBN 978-3-00-045843-9

Umschlaggestaltung und (Druck-)Satz: Franziska Kühbandner
Titelillustration: Tatiana Mashkova
Pflanzenaquarelle: Eva Gerner

Vertrieb der Druck-Ausgabe: Christl Holz, Talblick 8, 93180 Deuerling

christlholz@gmx.de
http://www.geheimnisvolle-seelenwelt.de/
http:/www.miras-suche.de/

INHALT

1. SEELENMODELL

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

2. SEELENBEWOHNER/INNEN

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

3. VIER PSYCHISCHE GRUNDFUNKTIONEN

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

4. PSYCHOLOGISCH-THEOLOGISCHE DEUTUNGEN DER SIEBEN REISEN

4.1 Heimat finden (Wo bin ich daheim, wo komm ich her?)

Rabenelternmacht (Angst- und Schattengestalt)

Foltermacht , Sadist (Angst- und Schattengestalt)

Starke Schutzmacht, tapferer Krieger (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

4.2. Identität finden (wer bin ich, was hat Bedeutung?)

Lügenmacht (Angst- und Schattengestalt)

Wahrhaftige Lehrmeisterin, glaubwürdiger Bote (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Treuloser Machthaber, trügerischer Helfer (Angst- und Schattengestalt)

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

4.3. Versöhnung mit sich und anderen finden (Was soll ich tun?)

Unerbittlicher Heuchler (Angst- und Schattengestalt )

Arzt, barmherzige Heilerin (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Sklavenhalter der Vergeblichkeit (Angst- und Schattengestalt)

Gerechte Richterin, Retter (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

4.4. Herzensnähe und Erfüllung finden (Was macht glücklich?)

Suchtmacht (Angst- und Schattengestalt)

Großzügige Festwirtin, Lebemeister (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Herzensbrechermacht (Angst- und Schattengestalt)

Leidenschaftliche Liebhaberin, zärtlicher Liebhaber (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

4.5. Trost finden (Was macht froh und verleiht Würde?)

Narzisstischer Spötter (Angst- und Schattengestalt)

Meisterlicher Künstler, respektvolle Königin (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Bedrücker- und Sorgenmacht (Angst- und Schattengestalt)

Befreier, humorvolle Trösterin (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

4.6. Ankommen und Ruhe finden (Wohin gehen wir?)

Superhirn, Verwirrermacht (Angst- und Schattengestalt)

Weise Alte, Priesterin und Erlöser (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Mobbingmacht (Angst- und Schattengestalt)

Geduldiger Ruhespender, Ernährerin (Sehnsuchts- und Lichtgestalt)

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

4.7. Im Gleichgewicht bleiben (Freiheit der Liebe finden)

Zusammenfassung neuer Sichtweisen

5. HIMMLISCH-IRDISCHE FRIEDENSSTADT AM HERZEN DER WELT

Wohngegend und Abwehranlagen im Januar- und Juli-Stadtteil.

Wirtschafts- und Regierungsbereich im März- und September-Stadtteil

Pflegeeinrichtungen und Gerichtsbarkeit im Mai- und November-Stadtteil

Festbezirk und Liebesgemach im August- und Februarstadtteil

Stadtfassade und Rückseite im April- und Oktoberstadtteil

Leitungszentrale und Räume der Verwandlung im Dezember- und Junistadtteil

Autorin


Liebe Leserinnen und Leser!

Wurden Sie schon einmal - überraschend - von einer Musik in der Tiefe berührt, vielleicht sogar ins Herz getroffen? Ein himmlischer Genuss?

Es brauchte ein offenes Herz dazu und eine ganz bestimmte Musik, die genau für Sie und für diesen Moment gemacht zu sein schien.

Wie gelingt es, einen musikalischen Boden für neue Erfahrungen dieser Art zu schaffen? Welche Instrumente lassen sich unterscheiden, welche Nuancen sind zu entdecken? Wie verändert sich die Weltsicht aus diesem neuen, musikalischen Blickwinkel? Wie gelingt es, musikalisch zu bleiben und schließlich in der Musik zu wohnen?

Meine Erzählfiguren Mira, Andi und Christina lauschen nicht nur ihrer Lebensmusik, sondern versuchen deren Harmonielehre zu verstehen. In ihren Erfahrungen und Reflexionen lasse ich verschiedene Facetten meiner eigenen Innenwelt zu Wort kommen. Über drei Jahrzehnte eines intensiven geistlichen Weges als gläubige Christin, eine langjährige Erfahrung als geistliche Begleiterin und ein starker Wunsch, die psychologischen Grundlagen meiner eigenen mystischen Erfahrungen zu erforschen, stehen hinter dieser Lehrerzählung.

Viel Freude an Miras „Musikunterricht“ wünscht Ihnen (aus Deuerling, am 1.Mai 2014)

Christl Holz

www.geheimnisvolle-seelenwelt.de

1.     SEELENMODELL

 

 

Liebe Christina,

Lange trage ich mich schon mit dem Gedanken, dich als Psychologin um deinen Rat zu bitten. Ein wenig plagt mich die Angst, du könntest mich für verrückt halten.

Dass ich schon als Kind sehr naturverbunden war und viel Zeit allein in meinem Versteck zubrachte, hast du ja längst mitbekommen. Was ich im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren dort erlebte, habe ich noch niemandem erzählt. Ich bekam Kontakt zu einer ganz anderen Wirklichkeit und begegnete einem etwa gleichaltrigen Jungen, der mich zu sieben abenteuerlichen Reisen ans „Herz der Welt“ einlud. Du wirst denken, Mira hatte immer schon eine lebhafte Phantasie und versank eben in ihrer eigenen Traumwelt.

Doch bis heute frage ich mich: Habe ich die Begegnung mit Andi wirklich nur phantasiert? Die Widersprüche in meinem Innern sind einfach nicht auszuhalten! Mal könnte ich schreien: Alles Täuschung, Illusion, Hirngespinste! Mal staune ich, wie wundervoll meine Erlebnisse doch waren, wie gut und tröstlich! Kann es sein, dass Andi, nach dem ich mich immer noch heftig sehne, nur eine Ausgeburt meiner Phantasie war?

Schon als Zwölfjährige erkannte ich, dass meine Erlebnisse nicht in der Außenwelt stattfanden. Doch das störte mich nicht, ich fand es trotzdem ganz natürlich. Aber heute bin ich 10 Jahre älter und mache bald mein Diplom. In den Psychologie- und Philosophievorlesungen, die ich an der Uni besucht habe, fand ich auch keine Antwort.

Sobald ich nur an Andi denke, fühle ich mich richtig kindisch und naiv. Ich glaube dennoch, dass es mehr als Tagträumerei war. Was ich mit Andi erlebte, hätte ich mir niemals ausdenken oder ausmalen können. Was da mit mir geschah, war einfach zu überraschend und unbeschreiblich wohltuend. Es bleibt mir unvergesslich. War es doch eine Art Engelbegegnung? Dabei weiß ich gar nicht, ob ich an Engel glaube! Außerdem, was ist das für ein Engelname: „Andi“!

Auf jeder dieser Reisen musste ich Gefahren bestehen und Ängste durchleben. Dabei sollte ich nicht alles unbesehen hinunterschlucken oder die Angsterfahrung in Bausch und Bogen wegwerfen. „Man muss das Ungenießbare ausspucken, das Bekömmliche jedoch gründlich verdauen, um die Angst integrieren zu können“, behauptete Andi. Immer wenn uns ein Angstmonster begegnete, gefror mir das Blut in den Adern. Es war schrecklich! Aber Andi unterstützte mich und zeigte mir, wie ich mit ihnen umgehen musste, um unser Ziel zu erreichen. Das Ziel jeder Reise war „das Herz der Welt“. War dieses ein Ort, ein Zustand oder beides? Schwer zu sagen! Sobald wir das Ziel erreicht hatten, war ich jedenfalls ganz bei mir selbst angekommen und mit Gott und der Welt eins. Sogar meine tödlich verunglückte Schulfreundin Tina, die ich immer noch vermisse, war so spürbar nahe. Unbeschreiblich eigentlich! In diesen Augenblicken war ich rundum glücklich und so dankbar. Kann man sich darin täuschen? Die Erlebnisse hallten jeweils lange nach, ich fühlte mich danach wie neu geboren und voller Elan, aber auch ziemlich verletzlich.

Nun bin ich kurz davor, mich wieder auf solche Erfahrungen einzulassen. Bei unserer letzten Begegnung vor zehn Jahren fragte ich Andi, ob es mit uns weitergehe. Er antwortete: „Wenn du es aus ganzem Herzen willst.“

Meinst du, es ist gefährlich? Mit Herzklopfen warte ich auf deine Antwort. Sei bitte ganz ehrlich und schone mich nicht!

Liebe Grüße

Deine Mira

 


 

Wiedersehen

Das Wochenende verbrachte ich bei meinen Eltern zu Hause. Wieder besuchte ich mein geliebtes Versteck am Waldrand. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, in die andere Richtung spazieren zu gehen, aber die Beine schlugen fast automatisch den Weg zu meinem Lieblingsplatz ein. Wie es nach gestocktem Holz und frischem Moos, nach Harz und Kindheit duftete! Die Lärchen hatten schon ausgetrieben. Ich streichelte die weichen Nadeln. Junge rote Zapfen reckten dicht neben den alten braunen des Vorjahres ihre Köpfchen in die Höhe!

„Wenn du es aus ganzem Herzen willst!“ Andis letzte Worte waren wieder so gegenwärtig. Von wegen aus ganzem Herzen! Ja, ich hatte Sehnsucht nach Andi. Aber ich war viel zu verunsichert und verwirrt, als dass ich mir eine Begegnung ernsthaft gewünscht hätte.

Nein, bei aller Sehnsucht, ich wollte mich nicht mehr auf seine Nähe einlassen Sogar dieses Gedankenkarusell, das sich ständig um Andi und meine Seelenreisen drehte, nervte mich. Im Grunde wünschte ich mir nur, besser zu verstehen, was damals in meiner Seele geschehen war, wie ich den Himmel in mir gefunden hatte und wie Gott, wenn es ihn gibt, in der Seele und auch in der Außenwelt wirkt. Wie sollte ich mir die Seele vorstellen? Gibt es das ‚Ding‘ überhaupt? War Andi ein Phantom? Und Gott? Eine Wunschvorstellung? Wie kommt Gotteserfahrung psychologisch zustande? War es nicht ungehörig, all dies so genau wissen zu wollen? Gott lässt sich doch nicht in die Karten schauen! Das will ich auch gar nicht. Ich will doch nur verstehen!

Die langen, biegsamen Lärchenzweige hingen wie Schnüre bis zum Boden hinab. Ich saß auf einem Moospolster in der Höhle, lauschte dem seltsam abgehackten Gesang einer Drossel und schaute durch den hellgrünen Schnurvorhang ins Tal hinab, ganz lange. Ich hörte auf, an etwas Konkretes zu denken. Hellwach zugegen und zugleich in mich selbst versunken, tat ich wieder einmal das, was ich so gerne tue und doch fast ein wenig verlernt hatte: einfach gar nichts.

 

Ein wenig erschrocken verspürte ich Andis Nähe. Von den Haarwurzeln bis zu den Zehenspitzen durchströmte mich Wärme und Licht. Ich verharrte ganz still, erschauerte, drehte mich aber nicht zu ihm um.

„Willst du mit mir zum Herzen der Welt?“

Da war sie, die heiß ersehnte und doch gefürchtete Frage. Ich aber seufzte nur.

„Was hindert dich?“, fragte Andi.

„Ich will mich nicht noch weiter von meiner ganz normalen Welt entfernen. Wenn ich meinen Kommilitoninnen davon erzählte, nähmen sie mich nicht mehr ernst. Außerdem habe ich Angst, mir mein Herz am Feuer der Liebe zu verbrennen. Lieben ist gefährlich, macht verletzlich. Ich fühle mich doch jetzt schon oft als gebranntes Kind.“

„Ach du Arme, wärst du doch nie mit mir mitgegangen!“, spottete Andi.

Ich musste lachen. „Nein, es war das Beste, was mir passieren konnte! Trotzdem: Ich will den Himmel nur finden, wenn ich dabei nicht die Erde unter den Füßen verliere.“

„Genau das gefällt mir so an dir. Ich nehme dich sehr ernst, das kannst du mir glauben! Hättest du Lust, mehr zu verstehen?“

„Über die Seelenwelt?“

„Und darüber, wie Himmel und Erde gemeinsam wirken?“

„Ja freilich! Du sprichst mir aus der Seele!“

„Was hältst du davon: Du stellst deine Fragen, ich könnte dich bei Gelegenheit inspirieren und dir Anregungen geben? Nach Antworten und Lösungen musst du aber selbst forschen. Ich werde dir, wenn nötig, behilflich sein.“

„Was meinst du mit forschen?“

„Du musst mit Verstand und Herz die Fragen stellen, die dir wichtig sind. Deine Willenskräfte entwickeln bei der Suche nach Antwort eine große Portion Phantasie und spielen mit vielen Möglichkeiten. Die Gefühlskräfte bringen Ordnung in deine Vorstellungen und geben Halt. Deine Verstandeskräfte beobachten präzise und ziehen Schlüsse. Deine instinktiven Gemütskräfte erahnen und gewahren so manches, was dem Verstand verborgen bleibt.

Wahre Erkenntnis findest du nur, wenn du mit gebündelten Seelenkräften, ja aus ganzem Herzen suchst.“

„Du sprichst in diesem Zusammenhang von Inspiration. Handelt es sich dabei etwa um eine religiöse Privatoffenbarung? Ich will keine Sekte gründen oder mich mit mysteriösen Botschaften wichtig machen. Nein, das wäre mir suspekt!“

„Jede wirkliche Künstlerin oder jeder große Dichter wird von der Quelle des Lebens inspiriert. Zugleich offenbart sie oder er etwas von sich selbst. Ihre Werke können berühren, verstören, aufrütteln, erheben, je nachdem. Niemand spricht dabei von Privatoffenbarung, sondern von Inspiration.“

„Keine Taube auf der Schulter, die mir die richtigen Worte einflüstert?“

„O doch! Du aber duck dich nicht weg! Du sollst dich dieser Quelle öffnen und zugleich ganz du selber sein!“

„Soll ich so etwas wie ein Kanal werden, damit ich der göttlichen Quelle nicht im Wege stehe?“

„Vergiss es! Du musst dich voll und ganz einbringen mit allen Seelenkräften. Nur gemeinsam können Himmel und Erde fruchtbar werden. So wirst du, so werden wir miteinander, eigenschöpferisch, ein Seelenmodell entwickeln.“

„Das waren fast schon zu viele Informationen für mich.

„Das nächste Mal bringe ich dir eine Überraschung mit“, kündigte Andi an und war schon verschwunden.

Er war wirklich sehr zurückhaltend und fast ein wenig lehrerhaft, ja respekteinflößend gewesen. Ich hatte ihn nicht einmal gesehen, nur seine Stimme gehört, dabei seine Gegenwart mehr geahnt als leibhaftig gefühlt. Seine Stimme hatte sehr erwachsen geklungen, warm und tief. Offenbar war auch er älter geworden. Warum hatte ich mich nicht einmal zu ihm umgedreht? Ich hatte mich doch so nach ihm gesehnt! Ich fürchtete mich wohl vor mir selbst? Sein unwiderstehlicher Blick hätte genügt und ich wäre, im Grunde gegen meinen Willen, mit ihm auf Reisen gegangen. Ja, das war´s! Er aber respektierte meine Distanzwünsche und Zweifel. Nach dieser Begegnung ging ich sehr glücklich und ein wenig aufgeputscht nach Hause.

Meine Seele war voller Staunen. Ich war so neugierig auf das, was kommt.

Unterweisung

Bin ich froh, dass Andi mich so ernst genommen und meinen Widerstand nicht zu brechen versucht hat. Da hatte ich anderes befürchtet. Ich spüre, unsere Beziehung ist anders als früher; ich bin gespannt, wie sie sich weiter entwickelt.

Heute ging ich ins Versteck ohne Hoffnung auf eine Begegnung, wusste ich doch, wie lange Andi meist auf sich warten ließ. Außerdem plagten mich wieder Zweifel, ob ich mir nicht alles nur einbildete. Andi aber erwartete mich bereits. Er hatte eine Art Landkarte vor sich ausgebreitet.

„Was ist denn das?“, fragte ich erstaunt.

„Mein angekündigtes Mitbringsel: eine Seelenlandkarte, genauer ein Längsschnitt durch den Seelenorganismus.“


 

Geistseele  (Pneuma-Psyche): gepunktet

Leibseele (Soma-Psyche): schraffiert

Es gibt eine breite Überschneidung in der mittleren Etage

+  Gemeinsame Selbstmitte von Geistseele und Leibseele

        (Hier wohnen die Kernkräfte der Seele: „Ich“ und „Selbst“)

Scheitel = Geistspitze

Sohle = Leibbasis


 

Seelenorganismus

„Du wirst mir die Karte erklären müssen.“

„Gerne! Doch zuvor sollten wir darüber reden, was du dir unter ‚Seele‘ vorstellst.“

Schon war ich wieder in meinem Element und dachte nicht mehr an meine Zweifel. Begeistert stieg ich in das Gespräch mit Andi ein:

„Darüber haben wir früher schon im Religionsunterricht gesprochen. In der Bibel ist damit meistens der ‚Odem des Lebens‘ gemeint, also das, was den lebendigen Menschen ausmacht. Man könnte Seele sogar einfach mit ‚Ich‘ übersetzen. Wenn Jesus am Ölberg sagte: ‚Meine Seele ist betrübt bis in den Tod‘, dann bedeutet das nichts anderes als: Ich bin betrübt.“

„Und was verstehst du als moderner Mensch unter Seele?“

„Auch nicht so viel anderes. Ich meine mich als ganzen Menschen mit meinem ganzen Innenleben. Seit Sigmund Freud wissen wir allerdings von unserem unterbewussten Seelenleben.“

„Meinst du mit Seele auch das Geheimnis, das du im Innersten bist?“

„Ja, mich in meiner tiefsten Persönlichkeit mit allen hellen und dunklen Seiten, mit allen Höhen und Tiefen.“

„Wo glaubst du ist der Sitz der Seele?“

Ich klopfte an meine Brust: „Vielleicht hier?“

„Ist deine große Zehe auch beseelt?“

„Ja freilich.“

„Und dein Gehirn?“

„Ja, natürlich. Manche halten ja sogar das Gehirn für den Sitz der Seele.“

„Und du?“

„Der ganze Leib des Menschen ist doch beseelt, vom Scheitel bis zur Sohle, solange er atmet. Aber vielleicht gibt es so etwas wie einen Hauptwohnsitz der Seele?“

„Du hast vorhin auf deine Brust geklopft. Da liegst du nicht daneben. Schon kleine Kinder deuten auf ihre Brust, wenn sie sich selbst meinen. In der Herzgegend liegt die Selbstmitte. Da liegt der Seelenkern, welcher der Kommunikationsknotenpunkt aller Seelenkräfte ist.“

„Nicht in der Leibmitte, unterhalb des Nabels auf Kreuzbeinhöhe?“

„Die Kernkräfte der Seele finden im Sonnengeflecht eine große Kraftquelle und ruhen sich weiter unten im Bauchraum gerne mal aus, aber sie wohnen in der Herzgegend, wo sich Horizontale und Vertikale kreuzen.“

„Auf dieser ‚Landkarte‘ ist die Seele rund dargestellt. Der Mensch ist aber eher kreuzförmig gebaut, zumindest wenn er die Arme seitlich ausstreckt. Was hat das zu bedeuten?“

„Die Seele ist viel geistiger als der Leib und geht mit ihrer Aura über den Leib hinaus. Wenn du deine Arme ausbreitest, sie nach oben hebst und nach unten senkst, wenn du sie nach vorne und nach hinten schwingst, beschreibst du einen in etwa kugelförmigen Raum. Der entspricht ungefähr dem Seelenorganismus. Da liegen seine Grenzen hin zur Außenwelt, mit der er ständig kommuniziert. Sein Spielraum ist jedoch viel größer als seine eigene, durchaus begrenzte Gestalt.“

„Du sprichst so betont vom ‚Seelenorganismus‘. Der Begriff scheint dir wichtig zu sein. Mir fällt dazu ein, dass der menschliche Organismus aus vielen Organen besteht, aber mehr als nur die Summe seiner Organe ist. Meinst du, dass die Seele eine Art Parallelorganismus zum Leib ist?“

„Parallel? Ja insofern, als sie ähnlich strukturiert ist. Ich könnte auch System sagen, aber der Begriff klingt mir zu technisch.“

„Organismus gefällt mir auch besser. Der Mensch ist schließlich keine Maschine! Andererseits ist er zum Beispiel durch Daten, die er im Netz hinterlässt, unheimlich berechenbar geworden.“

„Der Seelenorganismus erinnert übrigens von seiner Struktur und Organisation her an das Gehirn, das ja auch fast kugelförmig ist. Das Gehirn gilt als Organ, könnte aber ebenfalls als Organismus für sich betrachtet werden. Gehirn und Seelenorganismus haben gemeinsam, dass sie dem Aufbau nach einem Sozialwesen ähneln. Auch ein Sozialwesen kann man als Organismus verstehen und die ganze Welt.“

„Schon wieder so eine Behauptung von dir!“

„Ja! Nenn sie meinetwegen Inspiration. Merke dir: Küsst dich auch die Muse, so musst du doch selbst das Kunstwerk schaffen.“

„Du sprichst schon wieder in Rätseln!“

„Mach was draus! Nur Mut, ich trau es dir zu!“

„Wenn du meinst?!“

„Leib und Seele sind nicht einfach ein Organismus, sind aber auch nicht voneinander getrennt. Ein Organismus kommuniziert immer mit anderen und ist nie für sich genommen vollständig, sondern Teil eines größeren Ganzen, ein Organismus im Organismus. Aber auch die Elemente innerhalb eines Organismus stehen in ökologischer und ökonomischer Wechselwirkung zueinander und sind miteinander vernetzt. Vor allem gibt es immer eine Rückkoppelung zwischen Geist und Leib.“

„Die Seele ist im Vergleich zum Leib aber doch viel geistiger? Haben Seele und Leib auch eine gemeinsame Selbstmitte?“

„Ja freilich! Der Leib hat eine eigene Leibmitte, aber dennoch zusammen mit dem Geist, der über ihn weit hinaus weist, eine gemeinsame Selbstmitte. Du hast ja nicht nur den Organismus Leib, du bist selbst auch dein Leib, aber du bist mehr als dein Leib. Du hast nicht nur ein organismisches Innenleben bzw. Seelenleben. Du bist selbst dein Innenleben. Aber du bist selbst mehr als dein Innenleben. Du hast nicht nur ein Gehirn, du bist selbst dein Gehirn und deine große Zeh und deine Hände, aber du bist mehr als das. Du hast nicht nur eine Familie, du bist selbst Teil dieser Familie. Manches, das zu dir selbst gehört, ist ersetzbar, kann verändert und erneuert werden. Wenn dir ein Zahn gezogen wird, stirbt etwas Leibliches von dir. Das lässt auch deine Seele nicht kalt. Wenn du aber ein Implantat bekommst und es annimmst, gehört es vermutlich bald zu dir selbst und auch deine Seele beruhigt sich.“

„Obwohl ein Implantat etwas Lebloses ist! Ist ja krass!“

„Wenn du eine Freundin verlierst, stirbt ein Teil deiner Seele. Das wiederum lässt auch deinen Leib nicht unberührt. An Leib und Seele ist immer etwas im Werden und anderes im Sterben. Jeder Organismus verändert und stabilisiert sich, verwandelt und erneuert sich, baut ab und baut auf. All das bleibt nicht ohne Wirkung auf unter- und übergeordnete Organismen.“

„Die Organismen müssen wohl irgendwie ineinander verschachtelt sein?“

„Alle Organismen kommunizieren miteinander und werden aus der Kraft einer gemeinsamen Selbstmitte zu einer Gesamtharmonie vereint.“

„Aus der Kraft einer gemeinsamen Selbstmitte?! Das klingt aber sehr bedeutsam und schwierig!“

„Es ist komplex und einfach zugleich. Die mystische Erfahrung schenkt eine Zusammenschau aller Gegensätze und Widersprüche! Alle Mystiker verlieren trotz aller Differenziertheit der Wirklichkeit nie die Einheit und die wechselseitige Verbundenheit allen Lebens aus dem Blick. Leider ist dieser Blickwinkel auf Gott und die Welt für die westliche Welt immer noch ungewohnt. Die mechanistisch-technische Perspektive bringt aber nur einseitigen und deshalb zweifelhaften Fortschritt für die Menschen. Diese erleben sich oft nicht mehr als eine leib-seelische Einheit in vielen wechselseitigen Bezügen, sondern haben einen Leib, der schön und gesund zu sein hat und haben eine Seele, die wie ein Uhrwerk funktionieren soll und haben keinen Bezug zum großen Ganzen. Mystiker aber fragen, was Einheit in der Vielfalt stiftet.“

„Ich bin aber keine Mystikerin!“

„Bist du sicher?“

Das Thema wurde mir zu heiß. Schnell begab ich mich wieder auf eine unverfängliche Ebene. „Die Seele ist geistiger Natur. Kann sie denn auch ohne Leib in der Außenwelt umherschweifen?“, wollte ich wissen.

„Halt! Da muss ich dich korrigieren. Die Seele ist keineswegs nur geistiger Natur. Sie ist nicht nur mit dem Leib eng verbunden, sondern hat auch selbst leibliche bzw. somatische Komponenten, die sie bis ans Lebensende im Leib verankern. Natürlich ist sie viel geistiger als der Leib. Aber oft wird die Seele fälschlicherweise mit dem Geist gleichgesetzt. Merke dir! Der Seelenorganismus ist für sich genommen sowohl geistiger, als auch leiblicher Natur. Das ist vermutlich für viele eine recht neue Sicht der Dinge.“

„Wenn Organismus Leib und Organismus Seele so eng miteinander verbunden und miteinander verwoben sind, was passiert dann, wenn der Mensch stirbt?“

„Stirbt ein Mensch, trennt sich der eher geistige Organismus Seele vom Organismus Leib. Die Leibeshülle hat ihr „Selbst“ verloren und kehrt zu ihrem Ursprung Erde zurück. Es gibt in der ganzen Welt-Schöpfung keine Auflösung ins Nichts. Alles wird verwandelt und erneuert. Auch der Organismus Seele kehrt sowohl mit seinen geistigen als auch mit seinen leiblichen Seelenkräften zu seinem Ursprung zurück. Der ganze Organismus kehrt von dort an Geist und Leib erneuert und verwandelt wieder“, antwortete Andi knapp.

‚Der ganze Organismus kehrt erneuert und verwandelt wieder.‘ Das war wieder so ein Rätselsatz, der mich noch lange beschäftigen wird. Ich glaube nicht, dass Andi damit Reinkarnation meint. Verbirgt sich dahinter eine neue Deutung der ‚Auferstehung von den Toten‘? Mit Geist und Leib? Auf unseren gemeinsamen Reisen habe ich immer wieder über Andis Worte gestaunt, aber mich auch geärgert, weil meine Neugierde und mein Wissensdurst oft lange nicht befriedigt wurden. Völlig unerwartet aber war irgendwann plötzlich die Nuss geknackt.

Geistige und leibliche Seelenanteile

„Schau dir die Seelenkarte näher an. Was fällt dir auf?“

„Die obere Hälfte ist überwiegend blau schraffiert, die untere dagegen gelb. Die Farben überschneiden sich im mittleren Bereich.“

„Siehst du, scheitelwärts ist die Seele am geistigsten. In der mittleren Ebene, wo sie sowohl blau als auch gelb schraffiert ist, sind die geistigen und leiblichen Seelenregungen ausgewogen vertreten. Sohlenwärts ist sie am leiblichsten.

Man könnte die eher geistigen Seelenanteile auch psychopneumatisch und die eher leiblichen psychosomatisch nennen.“

„Was meinst du mit eher geistig und eher leiblich?“

„Jede geistige Seelenregung ist grundsätzlich mit einer leiblichen gepaart. Der Geist muss sich immer wenigstens an eine Spur Leib binden und umgekehrt. Ein Wort oder ein Gedanke sind sehr geistige Regungen, aber sie brauchen zu ihrer Entstehung den Leib. Die eher geistigen Seelenkräfte (psychopneumatische Kräfte) erheben den Menschen in den weiten Raum des Geistes. Der Mensch kann sich und seine Welt reflektieren, sein Wissen in Büchern und auf Tonträgern speichern und überliefern, er kann nach dem Sinn seiner Existenz fragen und in spirituelle Räume vordringen. Jede Epoche, jede Kunstrichtung, jede Gegend, ist von einem ganz bestimmten Geist geprägt. Er hinterlässt auch in deiner Seele seine Spuren.“

„Was ist mit den leiblichen (psychosomatischen) Seelenkräften? Sind die dafür verantwortlich, dass ich manchmal innerlich hin- und hergerissen bin und mich selbst nicht leiden kann?“

„Eigentlich sollten wir das „Eher“ nicht vergessen, denn auch die leiblichsten aller Seelenkräfte sind noch mit einer Spur Geist gepaart.“

„Das hab ich schon verstanden. Es scheint dir ja sehr wichtig zu sein.“

„Gut, dann lassen wir ab jetzt das „Eher“ weg, denken es aber mit. Die geistigen(psychopneumatischen) und leiblichen(psychosomatischen) Seelenbewohner können sich schon mal heftig streiten und sich gegeneinander richten. Wenn z.B. immer nur der Geist bestimmt, streikt irgendwann der Leib und seine psychosomatischen Kräfte und umgekehrt. Ziel ist ein harmonisches Miteinander von Geist und Leib, geordnet von einer gemeinsamen Mitte.

Die leiblichen Seelenkräfte (psychosomatische Kräfte) sind überwiegend ‚bauchige‘ Kräfte, die die Seele im Leib verankern. Zu ihnen gehören auch animalische und vegetative Kräfte, oft auch Triebe und Begierden genannt. Ich nenne sie gerne Seelentiere und Seelenpflanzen. Vor allem die Kräfte des Gemüts, wie Intuition, Instinktsicherheit, Zorn, Spontaneität zählen dazu. Sie wirken oft reflexartig, instinktgesteuert und unkontrollierbar, sind aber immer auch mit einer Spur Geist gepaart.“

„Auf dem Schaubild steht oben der Begriff ‚Geistspitze‘, unten der Begriff ‚Leibbasis‘. Was hat das zu bedeuten?“

„Spitze und Basis bilden die größten Gegensätze zwischen Geist und Leib innerhalb der Seelenwelt. Die geistigsten und leiblichsten Seelenanteile stehen einander polar gegenüber.“

„Sollten man statt von ‚Leib‘ nicht besser

von ‚Materie’ sprechen?“

„Materie wird meist als totes Ding gedeutet. Das stimmt so nicht und gefällt mir nicht. ‚Leib‘ passt besser zu unserer organismischen Sichtweise.“

„Verstehe! Was hält die Gegensätze Geist und Leib zusammen?“

„Ihre gemeinsame Mitte! Jetzt spitze die Ohren! Meine Behauptung ist grundlegend für eine neue Sicht der Dinge:

Geist und Leib gibt es letztlich nur im Doppelpack, wenn auch in ganz unterschiedlichen Verhältnissen, in der Seelenwelt wie in der Außenwelt. Im oberen Seelenteil zur Spitze hin, überwiegen zunehmend die geistigen Seelenkräfte, im unteren zur Leibbasis hin zunehmend die leiblichen.“

Seelenmitte/Seelenkern

„Im Kern des Seelenorganismus, in seiner geheimnisvollen innersten Mitte also, sind Geist und Leib ein unzertrennliches, gleichrangiges Paar. Geist und Leib sind grundsätzlich auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen.“

„Ein bisschen kompliziert das Ganze, findest du nicht?“

„Kompliziert? Ich würde es wiederum komplex nennen, aber dennoch einfach!“, schmunzelte Andi und sah mich aufmunternd an. Zum Abschied!

 

Ich schüttelte noch den Kopf vor Verwunderung, als ich aus meiner Versunkenheit erwachte. Andi war meinen Blicken entschwunden, natürlich mit Landkarte.

Zu Hause versuchte ich mich genau zu erinnern und malte das Schaubild nach. Dabei fiel mir auf, dass auf dem Bild nicht nur Scheitel und Sohle benannt waren, sondern auch rechte und linke Hand. Danach hatte ich gar nicht gefragt. Ganz oben, im geistigsten Bereich war alles blau, ganz unten, im leiblichsten Bereich alles gelb schraffiert. Es gab eine breite Zone der Überschneidung beider Farben. Dass Andi immer wieder größten Wert auf die gemeinsame Mitte legte, dort wo sich Horizontale und Vertikale kreuzen, vergaß ich natürlich nicht.

Ich war bei dieser Begegnung Feuer und Flamme für Andis Unterweisung. Mir war, als hätte ich aus einem tiefen, klaren Gewässer Wissen getrunken. Ich fühlte mich wissend und zugleich so was von dumm und unwissend! Seltsam, aber es ging mir gut dabei.

Ich versuche noch zusammenzufassen, welche Erkenntnisse und neue Sichtweisen ich im Gespräch mit Andi gewonnen habe.


 

Zusammenfassung neuer Sichtweisen


Tante Christinas Antwortbrief

 

Liebe Mira!

Hoffentlich habe ich dich nicht zu lange warten lassen. Aber ich wollte mir Zeit für eine Antwort nehmen. Es freut mich sehr, dass du mich ins Vertrauen gezogen hast. Ich halte dich bestimmt nicht für verrückt. Dennoch könnte dein Weg eine gefährliche Gratwanderung sein.

Ich finde es wichtig, dass du offen mit jemandem darüber sprichst und dich begleiten lässt. Da du dich an mich gewandt hast, will ich es versuchen. Ich sage dir aber auch, wenn mir deine Erfahrungen allzu fremd sind oder wenn ich um deine psychische Gesundheit fürchte.

Zuallererst aber darfst du dich über das Wunderbare, das dir geschehen ist, freuen. Obwohl dich die Angstmonster sehr erschreckt haben, hast du dich doch behütet und ans Ziel geführt erlebt. Du hast vermutlich am Ende jeder Reise eine integrative, spirituelle Einheitserfahrung gemacht. Ungewöhnlich sind dabei Bilderreichtum, Sinnlichkeit und vernommene Gespräche, die dem vorausgegangen sind. Die modernen Zugänge zu solcher Einheitserfahrung sind meist eher gegenstandslos. Ob es mystische Erfahrungen im klassischen Sinne sind, kann ich nicht sagen. Davon versteh ich einfach zu wenig. Sicher sind sie als kostbare Tiefenerfahrungen zu sehen. Solche Erfahrungen können süchtig danach machen und müssen immer auch gedeutet werden. Deshalb ist es wichtig, dass du sehr kritisch bist und klare Entscheidungen triffst, wie weit du gehen willst. Das meinte doch wohl dein Wegbegleiter, als er sagte „Wenn du es aus ganzem Herzen willst!“ Er lässt dich frei, ja oder nein zu sagen, ob du eine neuerliche Begegnung willst. Wenn sich derartige Tiefenerfahrungen auch nicht machen lassen, so kann man sich doch für sie öffnen oder sich ihnen verschließen.

Dass diese Welt und unser Seelenleben vielschichtiger sind als unser technokratisches Weltbild uns glauben machen will, davon bin ich überzeugt. Du sprichst von den Widersprüchen in deinem Innern. Hast du schon von dem Bischof, Philosophen und Mystiker Nikolaus von Kues gehört? Er lebte vor 600 Jahren und war der Meinung, dass erst da, wo der logische Verstand nicht mehr mitkommt, sich das Göttliche offenbart. Es ging ihm aber nicht um die Abwertung unseres Verstandes, sondern um die unser Begreifen übersteigende Einheit aller Gegensätze, die kein Entweder-oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch kennt. Alle Gegensätze fallen in Gott zusammen, erkennt er. Seine Lehre von der „coincidentia oppositorum“ und der „wissenden Unwissenheit“ hat leider kaum Einfluss auf die kirchliche Theologie und westliche Spiritualität genommen.

Damit will ich dir eigentlich nur sagen: Nimm dich selber mit all deinen widersprüchlichen Erfahrungen ernst und gehe mutig deinen eigenen Weg! Hältst du mich auf dem Laufenden?

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!

Deine Christina

 

2.     SEELENBEWOHNER/INNEN

 

 

Die Spatzen im Efeu, der sich an der Hauswand unserer Studentenwohnung hochrankt, tschilpten so laut, dass ich schon früh am Morgen aufwachte, döste, wieder einschlief und wieder aufwachte. Ich liebe diese Zwischenzeiten, in denen ich nicht mehr schlafe, aber noch nicht von den Reizen der Außenwelt beansprucht bin. Sie sind so reich an Inspirationen.

Im Halbschlaf hörte ich Andi in der Ferne mit einer Frau sprechen. Plötzlich richtete er eine Frage an mich: „Sind Träume real?“ Er war mir ganz nah. Ich war plötzlich hellwach, aber noch ganz bei mir, in meiner Mitte.

„Ja, natürlich, denn jeder Mensch träumt. Die Träume existieren real und haben eine Funktion. Doch die Inhalte sind irrational“, antwortete ich so gut ich konnte.

„Die Inhalte deiner Träume können sehr phantastisch und irrational sein, aber nicht nur. Da gibt es ganz irdische Landschaften, lebende und verstorbene Menschen, Tiere und Pflanzen, die die Wirklichkeit realistisch abbilden.“

„Träume folgen meist keiner Logik. Sie sind doch nur Schall und Rauch, zumindest eine recht sonderbare Realität!“, konterte ich. „In meinen Träumen tauchen auch schemenhafte Gestalten, undefinierbare Gebilde oder Figuren auf, in Alpträumen sogar Gespenster und Monster. Manchmal träume ich farbig und lebhaft, manchmal so farblos, flüchtig und unscheinbar, dass ich den Traum gleich wieder vergesse.“

„An Alpträume erinnert sich wohl jeder. Doch neben den schattenhaften Bösewichten, die einen mit ihrem Getöse ängstlich oder bedrückt aufwachen lassen, erscheinen zum Glück auch heilsame, helfende Gestalten, die positive Gefühle und Stimmungen hinterlassen. Wir halten sie oft für selbstverständlich und achten kaum auf sie. Dabei halten ihre Wirkungen noch im Wachzustand an.“

„Meinetwegen! In gewisser Weise sind Träume also real.“

„Jeder Teil des Traums, jede Farbe, jede Bedrohung, jedes Tier, jede Gestalt, ist und bleibt ein Teil von dir, ein realer Teil deiner Seelenwelt. Du bist ja die Träumerin, sonst niemand. Ein Traum kann übrigens sehr viel von deiner Seele sichtbar machen.“

„Traumdeutung ist sicher ein interessantes Feld, aber darauf willst du doch nicht hinaus?“

Jetzt näherte sich die Frau, mit der Andi zuvor gesprochen hatte, eine einfach gekleidete, aber vornehme ältere Dame. Sie blickte mich fragend an, als müsste ich sie kennen. Dieser Duft, dieses verschmitzte Lächeln! Allmählich dämmerte es mir. War das nicht die Leichenfrau, – Andi nannte sie Übergangsfrau - der wir auf unserer fünften Reise begegnet waren? Ich trauerte damals um unseren Hund ‚Mister White‘. Wie sehr hatte sie mich durch ihren tröstlichen Umgang mit Sterbenden beeindruckt. Sie hatte Andi und mir zum Abschied ein Fläschchen mit eigenhändig hergestelltem Duftöl geschenkt. Ein wenig erinnerte sie mich jetzt an Tante Christina.

„Ich habe Frau Augentrost, mitgebracht“, bemerkte Andi stolz und wir begrüßten einander herzlich.

Reich bevölkerte Seelenwelt

„Was ihr beide soeben gesprochen habt, kann ich nur bestätigen. Jeder Teil des Traumes ist ein Teil von dir. Aber nicht nur das: Alles, was im Traum oder auch in Wachbildern und Gedanken auftaucht, gehört zu deiner Seelenwelt. Auch Angstmonster und Sehnsuchtsgestalten bzw. Dämonen und Engel sind Mitbewohner. Deine Seele ist reich bevölkert.“

„Um Gottes willen, ich bin doch keine multiple Persönlichkeit, wie sie in Gruselfilmen vorkommt.“

„Den Reichtum deiner Seelenwelt nimmst du normalerweise nicht wahr. Du sagst ‚Ich‘ und hast doch viele Stimmen in dir, wenn du zum Beispiel vor einer wichtigen Entscheidung hin- und hergerissen bist. Da gibt es kindliche und erwachsene Stimmen in dir, freundliche und herabsetzende. Du kennst das sicher. Dein Kopf sagt: ‚Du solltest vernünftig sein‘, dein Bauch erwidert: ‚Ich will aber nicht‘.

„Ja, ich hab schon vom Kind-Ich, Erwachsenen-Ich und Über-Ich der Transaktionsanalyse gehört oder auch von einem inneren Team und von der Theorie der Teilpersönlichkeiten. Meinen Sie das?“

„Mira, sprich mich doch bitte mit Du an. Wir sind uns doch schon recht vertraut geworden.“

„Danke, gern“, antwortete ich erfreut.

„Das sind alles brauchbare Modelle, um die Vielfalt der Seele besser zu verstehen.“

Andi schaltete sich ein: „Wir integrieren diese Erkenntnisse in unser eigenständiges Seelenmodell. Wie es zu einer Einigung und Harmonie aller Seelenbewohner kommt, ist für uns die entscheidende Frage“.

„Alle Teile gehören also mehr oder weniger zu mir selbst, sind Mitbewohner meiner Seele? Wenn ich an einen Freund denke oder von ihm träume, gehört der dann auch schon zu meiner Seelenwelt?“

Außenwelt und Innenwelt

„Alle Menschen, mit denen du zu tun hast, haben ein Pendant in deiner Seelenwelt. Viele verflüchtigen sich schnell wieder, je nachdem, welchen Eindruck sie bei dir hinterlassen. Sie können sich aber auch selbständig machen, als kurzfristige Besucher oder auch als dauerhafte, unbewusste Mitbewohner. Ein Lehrer, den du früher sehr gefürchtet hast, tritt womöglich noch heute in deinen Gedanken und Träumen auf. Vielleicht ist dir das gar nicht bewusst, aber er macht dir unterschwellig immer noch Angst, du könntest dumm sein. Diese Gestalt ähnelt vermutlich dem konkreten Lehrer höchstens in ein paar Merkmalen. Sie ist ansonsten von einer Angstmacht besetzt.“

Ja, da gab es wohl nicht nur Lehrer, die mich einschüchterten! Aber mich beschäftigte jetzt anderes. Meine Zweifel meldeten sich nämlich lautstark.

„Apropos Pendant in der Innenwelt.“ Jetzt konnte ich meine Frage stellen, um die meine Zweifel schon so lange kreisten. Meine Stimme zitterte dabei: „Andi, hast du ein Pendant in der Außenwelt? Wie real bist du eigentlich?“

Andi blickte hilfesuchend Frau Augentrost an: „Würdest du es bitte erklären?“

Archetypische Sehnsuchts- und Lichtgestalten

„Andi ist eine zentrale Sehnsuchtsgestalt deiner Seele, eine Lichtgestalt, die viele Sehnsüchte abdeckt, wie etwa die Sehnsucht nach Geborgenheit und Schutz, nach freundschaftlicher und erotischer Nähe, nach einem idealen Lehrer und vielem mehr. Jeder Seele sind zwölf archetypische Sehnsuchts- und Lichtgestalten schemenhaft eingeprägt.“

„Bei C.G. Jung gibt es doch Archetypen. Er nennt sie unbewusste Urbilder der Seele und weist sie in vielen Religionen und Kulturen nach“, fiel mir spontan dazu ein. Manchmal ist es doch nicht umsonst, in der Vorlesung aufgepasst zu haben.

„In meinen Ohren klingt der Begriff ‚Urbild‘ zu statisch“, meinte Andi. „Ich spreche lieber von Urgestalten, denn sie sorgen für viel Bewegung in der Seele. Denke nur an den gefürchteten Lehrer! Was für eine unterschwellige Macht der in der Seelenwelt entfaltet!

Wir bauen in unserem Seelenmodell natürlich auf C.G. Jungs Erkenntnissen auf, die ja längst zum Allgemeinwissen gehören, verändern und erneuern aber seine Lehre.“

Frau Augentrost wandte sich mir zu: „Doch zurück zu deiner Frage, ob Andi ein Pendant in der Außenwelt hat: Andi hat unter anderem als Freund und Begleiter und sogar als Traummann bzw. Animus seine Gestalt für dich angenommen. Durch viele positive Erfahrungen in der Außenwelt, die du von klein auf in deiner Familie und in deiner Umwelt gemacht hast, wurde sie konkretisiert. Bei vielen Jungen wäre diese Sehnsuchts- und Lichtgestalt vermutlich weiblich ausgefallen. Aber es geht nicht nur um konkrete Wünsche, deine Sehnsucht reicht tiefer. Andi verkörpert ideale, ja göttliche Eigenschaften.“

„Du bist also nur das Produkt meiner Sehnsucht, ein Wunschtraum meiner Seele?!“, rief ich enttäuscht.

„Lass diese Frage offen! Vorschnelle Antworten führen nicht zum Ziel. Zur rechten Zeit werden Verstand und Herz die richtigen Schlüsse ziehen“, beruhigte mich Andi.

„Welche Rolle spielen denn die archetypischen Sehnsuchts- und Lichtgestalten? Fungieren sie als Ersatz für meine frustrierten Wünsche?“, fragte ich ziemlich ernüchtert.

„Sehnsuchts- und Lichtgestalten wirken als Mitbewohner heilsam in der Seelenwelt, sofern sie nicht von Angst- und Schattenmächten überlagert sind. Sie unterstützen unter anderem die Selbstheilungskräfte des Leibes und der Seele. Denn sie beschenken den Organismus mit Medikamenten. In ihrer reinsten Form verkörpern sie Weisen der Liebe Gottes.“

Tugenden /Heilpflanzen /Medikamente

„Von Medikamenten war schon auf unseren Reisen die Rede gewesen. Jeweils zwei ganz bestimmte, einander ergänzend Tugenden waren im Kampf gegen die Angstmonster, die uns auf jeder Seelenreise begegneten, besonders wichtig und wirkten wie Medikamente gegen diese seelischen Krankheitserreger. Mir kommt das altmodische Wort ‚Tugend‘ schwer über die Lippen. Ich will doch kein Tugendbold sein!“

„Mit dem in etwa synonymen Begriff ‚Werte‘ geht’s dir vielleicht besser? Jedenfalls wirken sie als Heilmittel gegen die Angstmonster.“

„Aber manche Angstmonster, wie z.B. der Heuchler, waren doch sehr tugendhaft. Dieser legte höchsten Wert auf Werke der Barmherzigkeit und moralische Integrität“

„…und war doch nur ein rigoroser Spaltpilz. Seine Barmherzigkeit blieb unglaubwürdig und sein moralisches Urteil so ungerecht. Die Angstmonster übertreiben meist eine Tugend auf Kosten einer anderen, die diese ergänzen sollte und verkehren sie so ins Gegenteil. Bei allzu heroischen Tugenden ist deshalb Vorsicht geboten!“

„Seltsam! Tugenden können ins Gegenteil umschlagen? Dann sind Werte nicht allgemeingültig?“

„Wenn sie nicht aus einem liebenden Herzen kommen.“

(Archetypische) Angst- und Schattenmächte

„Wenn die Sehnsuchts-und Lichtgestalten mit ihren Medikamenten allesamt Mitbewohner meiner Seelenwelt sind, dann sind die Angstmonster es sicher ebenfalls. Das ist mir aber richtig unheimlich.“

„Du erlebst sie so, als wären sie außerhalb deiner selbst und fühlst dich in einer eher passiven Rolle, wenn sie dich bedrängen. Meist gibt es ja einen äußeren Anlass für die Angst in deinem Innern. Der äußere Anlass und die Angstmacht in deinem Innern werden gerne verwechselt, sind aber zwei Paar Stiefel. Die Angstmonster verkörpern menschliche Urängste. Ich nenne sie archetypische Angst- und Schattengestalten, die im kollektiven Menschheitsbewusstsein und sogar im Welt-Organismus verankert sind. In deiner Seelenwelt finden sie eine ganz individuelle Ausprägung, je nach deiner Konstitution, Lebensgeschichte, deinem Umgang mit ihnen.

Erinnerst du dich an die Angstmonster, denen wir auf unseren Reisen begegneten und in welcher Reihenfolge sie auftraten?“

„Ja, natürlich! Es waren zwölf, wenn man Gruselhexe und Honighexe als Varianten ein und derselben Angstmacht nimmt! Ich habe mir sogar eine Tabelle von ihnen angefertigt. Die jeweiligen Tugenden, die als Medikamente wirken, habe ich auch dazugeschrieben.

Angstmonster und Heilmittel

Erste Reise:

Gruselmonster und grausamer Gustav

Güte und Tapferkeit

Zweite Reise

Lügenschlange und Sektenkrake

Wahrhaftigkeit und Treue

Dritte Reise:

Heuchler und Sklavenhalter

Barmherzigkeit und Gerechtigkeit

Vierte Reise:

Suchtkrötenmonster und Lorelei

Rechtes Maß und Zärtlichkeit

Fünfte Reise:

Sorgenpython und Lackaffe

Demut und Respekt

Sechste Reise:

Vogelmonster und Mobbingschlange

Weisheit und Geduld

 

„Ich hasse Angstmonster und die schrecklichen Gefühle, die sie auslösen. Wenn ich nur an den inneren Lehrer denke, der mich immer noch bewertet. Schaut mir jemand bei irgendeiner Arbeit über die Schulter, stellen sich mir heute noch die Haare auf und ich fange zu schwitzen an. Das habe ich diesem Monster zu verdanken. Ich wäre so gern von Grund auf angstfrei.“

„Angst- und Schattenmächte sind in ihrer Zuspitzung zwölf typische Weisen der Todesangst. Sie bauen dämonische Gottesbilder bzw. Götzenbilder in der Seele auf. Dennoch sind sie nützlich. Sie dienen dem Menschen seit jeher zum Überleben“, verteidigte Frau Augentrost sie auch noch.

„Unser Kater hat furchtbar Angst vorm Staubsauger. Haben Tiere denn dieselben Urängste?“

„Es gibt sehr geistige und sehr leibliche Angst- und Schattenmächte in der Seelenwelt. Sie treten immer in Kombination auf. Geistige Angstmächte sitzen mehr im Kopf und bewirken zum Beispiel Zweifel, Grübelei und Verzweiflung. Leiblich-instinktive Ängste sind reflexhaft, ja viel unmittelbarer. Sie teilt der Mensch sehr deutlich mit allen Tieren.“

„Stimmt! Katzen können zwar zaudern, richtige Zweifel kennen sie jedoch wohl kaum. Die Angst vorm Überfahren-Werden und vor Motorengeräuschen kennen sie sehr wohl. Zum Glück! Doch die reflexhafte Angst vorm Staubsauger hat unser Kater doch erst im Laufe seines Lebens erlernt?“

„Sie trifft auf die tiefsitzende Urangst um Leib und Leben, die sofort reflexive Selbsterhaltungskräfte mobilisiert.“

„Ängste kann man ja zum Glück auch wieder verlernen.“

„Ja, bis zu einem gewissen Grad, vor allem wenn Auslöser und Bedrohung in keinem Verhältnis zueinander stehen. Die Bewältigung und Integration tiefsitzender Ängste ist für den Menschen nicht nur überlebenswichtig, sondern eine notwendige Herausforderung, in der Liebesfähigkeit zu wachsen. Wer sich den Angstmächten nicht angemessen stellt, wird zu ihrem Opfer oder auch zu ihrem Mittäter; denn Angstmächte können zum Bösen verführen.“

„Der Mensch kann ja so unfassbar böse sein!“

„Es besteht ein ständiges Wechselspiel zwischen Außen- und Innenwelt. Diese beeinflussen sich wechselseitig“, so Frau Augentrost.

„Manchmal gibt es wohl schlimme Konfusionen“, überlegte ich. „Wenn ein Schüler immer nur schlechte Noten schreibt und sich gedemütigt fühlt, erlebt er die Lehrer und Mitschüler in seinem Innern als Angstmonster. Ein Amokläufer unterscheidet vermutlich nicht mehr zwischen innerem Erleben und äußerer Realität?“

„Vielmehr rächt er sich an seinen eigenen, inneren Angstmonstern in der Außenwelt, statt sein verängstigtes innerstes Kind vor den Angstmonstern zu beschützen“, bestätigte mich Andi.

„Die erste Frage nach einem Amoklauf ist meist, ob der Täter psychisch krank ist oder nicht.“

„Jugendliche müssen erst lernen, in Drucksituationen Innen und Außen nicht zu verwechseln. Sie brauchen Hilfe, mit ihren Schwächen, ja mit ihren von Ängsten eingeschüchterten, oft kindlichen Mitbewohnern gut umzugehen und diese zu stärken, statt sie zu bekämpfen. Eine Pathologisierung führt nicht weiter“, sprach Andi ernst.

„Die Angstmonster hinterlassen in der Seelenwelt äußerst unangenehme Angstregungen verschiedenster Art, ja Brocken, mit denen man sich aber konstruktiv auseinandersetzen kann. Wir nennen sie Angstfrüchte“, erklärte noch Frau Augentrost. Sie winkte mir kurz zum Abschied zu und war aus meinem Blickfeld verschwunden.

Angstfrüchte

„Angstfrüchte? Meinst du damit Angstgefühle?“

„Die Gruselhexe etwa, der wir auf unserer ersten Reise begegneten, greift hauptsächlich die Gefühle an, sie löst aber neben den Angstgefühlen viele andere destruktive Regungen in deinem Innern aus. Es handelt sich um Angstfrüchte, die alle Seelenkräfte beeinträchtigten.“

„So dass ich mich einsam und allein fühlte, fremd und ausgestoßen. Ich erfror fast innerlich und erstarrte.“

„Deine Gefühls- und Gemütskräfte waren bedroht. Mutlosigkeit befiel dich und lähmte auch deine Willenskräfte.“

„Im Kopf war ich auch völlig durcheinander. Mein Verstand war also mitbetroffen. Ich konnte nicht mehr richtig reagieren. Sie machte mich eiskalt zu ihrem Opfer.“

„Früchte dieser Angstmacht sind aber auch Kaltherzigkeit, Unnahbarkeit, Fremdenangst bis hin zur Kinder- und Fremdenfeindlichkeit als Formen extremer Ungastlichkeit.“

„Damit macht sie mich also zur Mittäterin?“