TITEL DER SIMPLIFIED-BUCHREIHE
Wieland Arlt
Risiko- und Money-Management
Herbert Autengruber
Aktienfonds für jedes Anlageziel
Holger Bengs | Mike Bayer
Investieren in Biotechnologie
Norbert Betz | Ulrich Kirstein
Börsenpsychologie
Andreas Braun
Social Trading
Pierre M. Daeubner
Alles, was Sie über Technische Analyse wissen müssen
Ed Downs
Die besten Chartmuster
Georg Eckert
Die Privatanlegerbibel
Judith Engst
Erben und vererben
Horst Fugger
Börsen-Lexikon
Lars Gottwik
Rainbow-Trading
Peter Hasler
Unternehmensanleihen
Markus Jordan
Zertifikate
Jay Kaeppel
Die 4 größten Fehler beim Handel mit Optionen
Dennis Metz
Devisenhandel
Markus Miller
Abgeltungssteuer – Nein danke!
David Morgan
Insiderwissen: Silber
Dr. Klaus Mühlbauer
Die 111 wichtigsten Fragen zur Vermögensanlage
John J. Murphy
Charttechnik leicht gemacht
Mikael Henrik von Nauckhoff
Sicher mit Anlagemetallen
Melvin Pasternak
Die 21 wichtigsten Candlestick-Formationen
Richard Pfadenhauer
Alles, was Sie über Derivate wissen müssen
Michael J. Plos
Alles, was Sie über Day-Trading wissen müssen
Michael Proffe
Die besten Trendfolgestrategien
Stefan Riße
CFDs
Karin Roller
Kursziele bestimmen mit Fibonacci
Christopher A. Runge | Martin Užík | Konstantin von Reden-Lütcken
Alternative Wege der Unternehmensfinanzierung
Arne Sand | Max Schott
Die besten Dividenden-Aktien
Raimund Schriek
Besser mit Behavioral Finance
Daniel Schütz
Trading für Einsteiger
Daniel Schütz
CFD-Trading
Daniel Schütz
Depotabsicherung
Norman Schwarze
Investieren in Gold
André Tiedje
Elliott-Wellen leicht verständlich
Michael Vaupel
Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
Martin Voigtmann
Geschlossene Fonds
Harald Weygand
Short Selling
Daniel Wilhelmi
Emerging Markets
Daniel Wilhelmi
BRIC ist die Zukunft
www.simplified.de
Lektorat: Leonie Zimmermann
Satz und Layout: Druckerei Joh. Walch
Korrektorat: Günter Persch, print security
Druck: Sowa Sp. z.o.o., Polen
eBook: ePubMATIC.com
4. aktualisierte Auflage 2017
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Für die Menschen,
die sich für Entwicklung entschieden haben
Für die Menschen,
die mich angeregt, begleitet und unterstützt haben
Für Tina Marie,
die mit mir ganzheitlich lebt, lernt und liebt
Ich bedanke mich herzlich bei den Mitarbeitern des FinanzBuch Verlags, die mich bei unserem gemeinsamen Buchprojekt zu jeder Zeit unterstützt haben. Dabei habe ich mich besonders über die Offenheit und die lösungsorientierte Kommunikation gefreut. Herrn Kent Gaertner danke ich, dass er mir ermöglicht hat, meine Gedanken in einem Buch zu konzentrieren.
Im Kapitel Gehirntraining beschreibe ich eine Mindmachine, die mir dankenswerterweise Frau Ursula Sauer, Geschäftsführerin der Firma brain-Light, für einen dreimonatigen Test kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Herr Markus Klose, Geschäftsführer der Neurotronics GmbH, hat mich mit vielen Hintergrundinformationen zum weltweiten Mindmachine-Markt versorgt, vielen Dank dafür.
Herrn Claus David Grube und Herrn Ralf Pickert danke ich für die vielen Anregungen zum Inhalt und Aufbau des Buches, Herrn Frank Marian für seine selbstlose, kompetente und freundliche Unterstützung.
Herrn Dr. Jan Brix danke ich für einen unvergleichlichen Lieferservice wissenschaftlicher Literatur.
Frau Tina Knicky danke ich für die zahlreichen Diskussionen und anschaulichen Erklärungen zu den Vorgängen im menschlichen Körper. Darüber hinaus danke ich ihr und Frau Rita Antonie Schriek für die vielen Verständnisfragen und Anregungen zum Text, zu den Abbildungen und Tabellen.
Euch allen danke ich für eure Geduld, eure schnellen Reaktionszeiten und eure Beiträge, die zur Fertigstellung dieses Buches und meiner persönlichen Entwicklung beigetragen haben.
Einleitung
1 Fundamentalanalyse, Technische Analyse und Behavioral Economics
2 Behavioral Finance
2.1 Theorie der kognitiven Dissonanz
2.1.1 Selektive Wahrnehmung
2.1.2 Selektives Entscheiden
2.2 Heuristiken
2.2.1 Vereinfachung von Sachverhalten
2.2.2 Geistige Konten
2.2.3 Verfügbarkeit und Wahrnehmung von Informationen
2.2.4 Anker setzen
2.2.5 Unwahrscheinliche Wahrscheinlichkeit
2.2.6 Sicherheit geht vor
2.3 Prospect-Theorie
2.3.1 Relative Bewertung
2.3.2 Schmerzende Verluste
2.3.3 Gewinnmitnahme oder Aussitzen von Verlusten?
2.3.4 Rahmenprogramm
2.3.5 Effekt des ausgegebenen Geldes
2.3.6 Überbewertung von Besitz
2.3.7 Einfluss von Zeit auf die Bewertung
3 Was lenkt den Trader?
3.1 Überzeugungen
3.2 Emotionen
3.3 Suchtverhalten
3.3.1 Spielsucht
3.3.2 Arbeits-, Kauf- und Informationssucht
3.4 Verhalten von Frauen und Männern
3.5 Herdenverhalten
3.6 Gruppenfelder
4 Was stresst den Trader?
4.1 Stressoren
4.2 Finanzinformation
4.2.1 Geraten und verkauft
4.2.2 Beraten und gekauft
4.3 Verluste
4.3.1 Privatanleger verlieren, Institutionelle gewinnen
4.3.2 Daytrader verlieren
4.3.3 Verlierer erhöhen das Risiko
4.3.4 Verlustserien auf der Spur
4.3.5 Gewinner lernen zu verlieren
5 Trading mit Strategie
5.1 Bausteine der Trading-Strategie
5.2 Chance, Risiko und Trefferquote
5.3 Money-Management
5.4 Stoppkurs-Strategie
5.5 Trading-Kosten-Check
6 Trading mit Perspektive
6.1 Marktanomalien
6.1.1 Effekt des Namens einer Aktiengesellschaft
6.1.2 Saisonale Effekte
6.1.3 Value-Effekt
6.1.4 Contrarian- und Momentum-Effekt
6.2 Die Mischung macht’s
6.3 Kondratieff eins bis sechs
6.4 Wellenreiten
6.5 Bericht aus Chicago
6.6 Voll im Trend
7 Trading mit Sentiment
7.1 Sentix
7.2 DAX
7.3 AnimusX
7.4 Klimawandel
8 Trading mit Kopf und Bauch
8.1 Der Kopf des Ganzen
8.1.1 Futter fürs Gehirn
8.1.2 Gehirntraining
8.2 Der Bauch, das zweite Gehirn
9 Der erfolgreiche Trader
9.1 Ziel und Motivation
9.2 Voraussetzungen
9.3 Entspannungsmanagement
9.4 Persönlichkeitsmanagement
9.4.1 Rationale Zustandsanalyse
9.4.2 Emotionale Zustandsanalyse
9.5 Persönlichkeitstraining
10 Verzeichnisse
10.1 Abkürzungen
10.2 Literatur
10.3 Behavioral Finance: Englisch – Deutsch/Deutsch – Englisch
11 Über den Autor
DIE SIMPLIFIED-BUCHREIHE
Wieso verlieren die meisten Anleger? Warum verkauft die Mehrzahl der Marktteilnehmer Gewinneraktien, wohingegen sie an Verliereraktien festhalten? Wieso haben viele Trader Schwierigkeiten beim Umgang mit Verlusten? Welche Rolle spielen Gier und Angst an der Börse? Warum steigen Aktien weiter, die fundamental überbewertet sind? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert die Verhaltensorientierte Finanzwissenschaft (engl. = Behavioral Finance), die im Gegensatz zu Fundamentalanalyse und Technischer Analyse das Verhalten des »menschlichen« Homo oeconomicus in den Mittelpunkt stellt.
Wahrnehmung und Informationsverarbeitung bestimmen Ihr Entscheidungsverhalten. Wie hören, wie sehen Sie? Wie gehen Sie mit Informationen um? Fehlende Informationen, aber auch gezielt verbreitete Fehlinformationen haben Einfluss auf Ihre Entscheidungen. Die Bewegungen der Märkte spiegeln den Umgang privater und institutioneller Marktteilnehmer mit Finanzinformationen wider. Dabei spielen vor allem systematische Fehler eine Rolle, die Tradern und Anlegern in Entscheidungssituationen bei Unsicherheit unterlaufen. Wer oder was verhindert Ihren Börsenerfolg? Letztlich sind Sie es, denn die Gründe liegen in der menschlichen Sehnsucht nach Harmonie, Sicherheit und Kontrolle. Verhaltensorientierte Finanzwissenschaft zeigt Ihnen, wie Sie diese Sehnsüchte hinter sich lassen. Behavioral Finance ist allerdings weit mehr als der Einzug der Psychologie in die Finanzwissenschaft, denn auch andere Disziplinen wie die Kognitions- oder Neurowissenschaft werden einbezogen. Diese sich ergänzenden Disziplinen tragen dazu bei, dass Sie Ihr Verhalten verstehen, Ihre Persönlichkeitsentwicklung vorantreiben und damit die Grundlagen für langfristige Börsenerfolge schaffen.
Wissenschaftler wie Leon Festinger (Theorie der kognitiven Dissonanz), Daniel Kahneman und Amos N. Tversky (Prospect-Theorie) oder auch Richard Thaler haben die Geschichte der Behavioral Finance mitgeschrieben (Kap. 1). Entscheidungsverhalten wird z. B. durch selektive Wahrnehmung, selektives Entscheiden und Heuristiken erleichtert. Die Frage ist allerdings, ob diese »Vereinfachungen« auch zur Steigerung Ihres Börsenerfolgs beitragen. Die Erkenntnisse der Prospect-Theorie werden Sie zum Nachdenken anregen: »Bewertungen sind relativ, da sie Bezugspunkt-abhängig sind.« Woher kommt es also, dass Menschen bewerten und Bezugspunkte festlegen? Die Beantwortung dieser Frage und die Erläuterung weiterer Begriffe werden Sie für die Behavioral-Finance-Fallen sensibilisieren (Kap. 2).
Welchen Einfluss haben Ihre Überzeugungen und Emotionen auf Ihre Entscheidungen an der Börse? Spielt Suchtverhalten vielleicht eine größere Rolle, als Sie annehmen? Ihr Verhalten kann auf Ihre rationalen und emotionalen Muster zurückgeführt werden. Herdenverhalten ist menschlich und erfüllt Ihr Bedürfnis nach Schutz und Zugehörigkeit. Dennoch sollten Sie sich nicht zu sicher fühlen, da die Börse durch stärkere Felder gelenkt wird (Kap. 3). Politische Entscheidungen z. B. können zu unerwarteten Marktbewegungen führen, die kurze Reaktionszeiten und angemessene Bewältigungsstrategien erfordern. Die meisten Marktteilnehmer sind dazu nicht in der Lage, weil sie Schwierigkeiten haben, die Realität zu akzeptieren. Das Empfinden von Stress ersetzt zunächst die lösungsorientierte Reaktion. Marktteilnehmer müssen sich zwangsläufig mit Finanz-Faktoren (z. B. Konkurrenz, Wirtschaftsnachrichten, hohe Volatilität) und anderen Einflüssen auseinandersetzen, die Spuren in Körper, Geist und Seele hinterlassen. Der Geist wird besonders beim Verarbeiten von Finanzinformationen gefordert, die Seele beim Umgang mit Verlusten (Kap. 4).
»Bauch- oder Kopfmensch?«, das ist die Frage. Trainieren Sie Ihr Gehirn, denn es verlangt nach »Futter« (Kap. 8). Letztlich tragen Bauch und Kopf zu Ihrem Börsenerfolg bei. Der Kopfmensch weiß, dass eine auf die Persönlichkeit abgestimmte Strategie erforderlich ist (»Trading mit Strategie«, Kap. 5). Der Bauchmensch spürt »Die Mischung macht’s«, entdeckt die gewinnbringenden Unregelmäßigkeiten in den Märkten (z. B. saisonale Effekte, Kleinfirmen-Effekt) oder reitet die kraftvollen Wellen (»Trading mit Perspektive«, Kap. 6). Bauch- und Kopfmenschen interessieren sich für »Trading mit Sentiment«, denn Meinungen bewegen die Märkte (Kap. 7).
Kapitel 10 enthält Verzeichnisse für Abkürzungen, Literatur und Stichworte. Die deutsche Sprache wird zunehmend durch englischsprachige Worte ergänzt. Daher werden »Trader« und »Trading« durchgehend verwendet. Die englischsprachigen Begriffe der Behavioral Finance finden Sie im Kapitel 10.3 den deutschen gegenübergestellt (übrigens auch umgekehrt).
Symbole werden für TIPPs () und Recherche (
) verwendet. Kurze Zusammenfassungen wissenschaftlicher Studien werden durch den belesenen Trader (
), die emotionalen Zustände des Traders (eZT) durch vier weitere Smileys angezeigt: erfolgreicher Trader (
), nachdenklicher Trader (
), gleichgültiger Trader (
) und geschockter Trader (
). Dabei bedeutet »geschockter Trader« nicht zwingend einen Schockzustand.
Erfolgreiche Trader wissen, dass das Gehirn die Performance bestimmt (Kap. 9). Börsenerfolg stellt sich erst dann ein, wenn Sie Ihre Erwartungen, Meinungen und Glaubenssätze anpassen und emotionale Muster auflösen. Beginnen Sie, sich ganzheitlich zu entwickeln, und übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Entscheidungen. Trading ist erlernbar. Wachsen Sie an den großen Herausforderungen: Selbstüberschätzung, Informationsverarbeitung, Dispositionseffekt und Umgang mit Verlusten.
Börsenerfolg ist der Spiegel Ihrer Persönlichkeitsentwicklung.
Die Fundamentalanalyse legt bei der Bewertung von Devisen, Rohstoffen oder Aktiengesellschaften volkswirtschaftliche Einflussfaktoren zugrunde. Zur Einschätzung eines Unternehmens werden z. B. folgende Dinge berücksichtigt: Die Industrieanalyse untersucht, wie die Gewinnaussichten des Unternehmens und der dazugehörigen Branche sind. Die Strategieanalyse beleuchtet die Positionierung des Unternehmens. Dabei ist auch interessant, wer dem Management angehört und was das Management leistet. Von Interesse ist weiterhin die Analyse der Unternehmens- und Aktiendaten, z. B. die Verhältnisse von Kurs zu Gewinn (KGV), Kurs zu Buchwert (KBV) und Kurs zu Umsatz (KUV). Die Fundamentalanalyse versucht, den »fairen« (inneren) Wert einer Aktie festzustellen. Der als fair ermittelte Kurs wird mit dem an der Börse gehandelten Kurs verglichen, sodass sich eine Unterbewertung, eine Überbewertung oder eine faire Bewertung der Aktie ergibt. Die Bewertung schließlich führt zu Handelsempfehlungen (Kaufen, Übergewichten, Verkaufen, Untergewichten, Halten). Die Herausforderung der Fundamentalanalyse besteht darin, über die vielen Informationen einer Aktiengesellschaft zu verfügen und sie angemessen zu bewerten.
Die Technische Analyse untersucht im Gegensatz zur Fundamentalanalyse keine Unternehmensdaten. Sie geht davon aus, dass alle fundamentalen Daten im Aktienkurs enthalten sind, auch wenn Aktien stark über- oder unterbewertet sind. Technische Analyse ist Zeitreihenanalyse mit dem Ziel, den weiteren Kursverlauf vorherzusagen. Sie erfolgt anhand von zeitlich aufeinanderfolgenden Beobachtungen eines Sachverhaltes (z. B. die Tagesschlusskurse einer Aktie). Zeitreihen enthalten eine Trendkomponente (die langfristige Entwicklung), eine zyklische (regelmäßige Schwankungen, z. B. Saison) und eine irreguläre stochastische Restkomponente. Diese statistische Methode war 2003 Thema der Nobelpreise für Robert F. Engle (*1942, amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler; »Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen mit zeitlich variabler Volatilität«) und Clive W. J. Granger (1934-2009, britischer Wirtschaftswissenschaftler; »Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen mit gemeinsam veränderlichen Trends«). Das wichtigste Werkzeug des Technischen Analysten sind die Charts (engl. = Diagramm, Abbildung), die grafische Darstellung der historischen Kurse. Der Technische Analyst identifiziert zunächst den Trend, denn Märkte bewegen sich auf-, ab- und seitwärts. Dabei sind Trendlinien, Trendkanäle, das Volumen, die Elliott-Wellen-Theorie, Intermarket-Analyse und/oder Sentimentanalyse hilfreich (Murphy 2004, Navarro 2006, Prechter und Frost 2003, Schäfermeier 2007, Schwager 2003, Williams 2005). Entscheidungen über Kauf oder Verkauf an der Börse werden von Menschen aus unterschiedlichen (rationalen und irrationalen) Gründen getroffen, die sich im Chart widerspiegeln. Charts bilden die Summe menschlichen Verhaltens ab, sodass sich gute Kauf- und Verkaufszeitpunkte einer Aktie bestimmen lassen. Menschen verhalten sich daher in vergleichbaren Situationen ähnlich. So wird Massenverhalten einschätzbar. Das nutzt der Technische Analyst, der, um auf die weitere Kursentwicklung zu schließen, die gegenwärtige Verfassung des Marktes ermittelt und dann weiß, wie der Markt früher in vergleichbaren Situationen reagiert hat. So ist auch leicht einzusehen, dass Charts immer wieder ähnliche und wiederkehrende Kursverläufe zeigen. Dennoch ist Technische Analyse Interpretation, letztlich ein Abwägen von Argumenten (Indikatoren). Ein Technischer Analyst verkauft Aktien in einem überkauften Markt, weil er eine Trendwende erwartet. Ein anderer setzt auf die Stärke des Trends und baut bestehende Positionen aus.
Behavioral Economics (Verhaltensökonomik) verbindet die Wirtschaftswissenschaft (Ökonomik) mit der Sozialpsychologie, die beide zur Erklärung menschlichen Verhaltens beitragen. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert befassten sich viele klassische Ökonomen mit der Einschätzung von Marktverhalten. Sie berücksichtigten dabei selbstverständlich auch psychologische Prozesse, da sie annahmen, dass der Mensch die Märkte entscheidend beeinflusst. Der Wunsch nach messbarer Wissenschaft führte jedoch dazu, dass die Psychologie zur Zeit der Neoklassischen Ökonomie (20. Jahrhundert) vernachlässigt wurde. Das Modell des Homo oeconomicus wurde geschaffen, das den Menschen als rational, nutzenorientiert und vollständig informiert bezeichnet. Weitere Voraussetzungen für dieses Modell sind vollständig verfügbare Information und die Stabilität der Nutzenfunktion (Goldberg, von Nitzsch 2004).
Verhalten sich Menschen rational und nutzenorientiert (mal abgesehen von der Unmöglichkeit, vollständig informiert zu sein)? Sicherlich nicht! Dem Modell des Homo oeconomicus liegt ein stark vereinfachtes Menschenbild zugrunde. Damit der Homo oeconomicus überhaupt zu rationalen Entscheidungen gelangen kann, muss er sich mit Wahrscheinlichkeiten auseinandersetzen. Dazu ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie spielen ein Würfelspiel, bei dem Sie 600 Euro bekommen, wenn Sie eine 1, 2 oder 3 würfeln. Fallen allerdings 4, 5 oder 6, müssen Sie 300 Euro bezahlen. Der Homo oeconomicus kalkuliert nun den zu erwartenden Nutzen, indem er den Erwartungswert des Spiels berechnet:
0,5 · 600 € + 0,5 · (–300 €) = 300 € – 150 € = 150 €
Der Spieler kann also mit 150 Euro pro Spiel rechnen. Dabei ist allerdings auch wichtig, das Spiel möglichst oft zu spielen. Denn bei wenigen Würfen kann es leicht dazu kommen, mehrfach hintereinander zu verlieren. Das geschieht z. B. bei der Würfelfolge 4, 4, 6, 5, 6 und 4. In diesem Fall beträgt der Verlust nach sechs Spielen bereits 1800 Euro (Tab. 1).
Verluste in Folge |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
Verlustwahrscheinlichkeit [%] |
50,00 |
25,00 |
12,50 |
6,25 |
3,13 |
1,56 |
Verlust [€] |
300 |
600 |
900 |
1200 |
1500 |
1800 |
Tab. 1: Verlustwahrscheinlichkeiten in Prozent bei ein bis sechs Verlusten nacheinander. Der einfache Verlust beträgt 300 Euro pro Spiel.
Wer das Spiel allerdings 50-, 100- oder 250-mal spielt, der wird dem Erwartungswert von 150 Euro pro Spiel sicherlich nahekommen. Der Homo oeconomicus könnte also seinem Ruf bei Spielen ohne Unsicherheit gerecht werden, wenn er nur lange genug spielt: Der Spieler ist vollständig informiert (600 Euro bei Gewinn, 300 Euro bei Verlust, Chance-/Risiko-Verhältnis von eins zu eins) und der ermittelte Nutzen (Erwartungswert von 150 Euro) ist Grundlage der rationalen Entscheidung für oder gegen ein Spiel. Doch wie verhält sich der Homo oeconomicus in Situationen, die mit Unsicherheit behaftet sind? Dann sollte er den Erwartungswert des Nutzens maximieren. Die Erwartungsnutzentheorie kann menschliches Entscheidungsverhalten bei Unsicherheit nicht erklären, weil sie kognitive und emotionale Einflüsse vernachlässigt. Die Berücksichtigung dieser Einflüsse führt zu einem erweiterten Homo-oeconomicus-Modell. Während das realitätsferne Modell des rationalen Homo oeconomicus einen vollkommenen Nutzenmaximierer zeigt, ist der emotionale Homo oeconomicus zuallererst ein Mensch. Dieser steht im Fokus der Neuroökonomie. Neuroökonomen erklären, wieso Menschen systematische Fehler machen, und nutzen bildgebende Verfahren wie z. B. das Elektroenzephalogramm (EEG), die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRI, engl. = functional Magnetic Resonance Imaging) oder die Positronenemissionstomographie (PET), um die neuronalen Grundlagen von sozialem Entscheidungsverhalten zu beleuchten. Die Ergebnisse sind z. B. der faire Homo oeconomicus, der vertrauende Homo oeconomicus, der selbstlose Homo oeconomicus und der wertende Homo oeconomicus.
Die Neuroökonomie führte vor allem zur Weiterentwicklung von Entscheidungs- und Spieltheorie. Das Modell des rationalen Homo oeconomicus wurde durch das Diktator- und das Ultimatum-Spiel ad absurdum geführt.
Fairer Homo oeconomicus: Beim Diktator-Spiel erhält Spieler A einen Geldbetrag, z. B. 20 Euro, den er auf sich und einen Spielpartner aufteilen darf (Franzen, Pointner 2007). Die meisten der 71 Diktatoren geben die Hälfte des Geldbetrags ab. Klingt fair, oder? Beim Ultimatum-Spiel wird Spieler A aufgefordert, einen Betrag von z. B. 10 Euro zwischen sich und Spieler B aufzuteilen (Sanfey et al. 2003). Spieler A kann sich für eine Aufteilung in beliebigem Verhältnis entscheiden, allerdings darf er nicht den gesamten Betrag behalten. Bei der für Spieler B schlechtesten Aufteilung behält Spieler A 9 Euro und gibt lediglich einen Euro ab. Im nächsten Schritt entscheidet Spieler B über Annahme oder Ablehnung des Angebots von Spieler A. Nimmt Spieler B das Angebot an, bekommen beide den entsprechenden Betrag. Wenn Spieler B das Angebot ablehnt, bekommen beide Spieler nichts.
Die Frage ist: »Wann ist es für Spieler B von Vorteil, ein Angebot abzulehnen?« Die Antwort eines rationalen Homo oeconomicus ist: »Zu keinem Zeitpunkt!«, denn im ungünstigsten Fall bekommt Spieler B einen Euro, den er vorher nicht hatte. Die Regel ist allerdings, dass Angebote unter 20 Prozent abgelehnt werden. Spieler B zieht also die Empfindung von Fairness einer Verbesserung seiner finanziellen Lage vor. Neuroökonomen fanden heraus, dass »unfaire« Angebote zu erhöhter Aktivität in Hirnbereichen führten, die auf Emotionen ansprechen. Dieses Ergebnis legt nahe, dass Emotionen großer Einfluss bei der Entscheidungsfindung zukommt (Sanfey et al. 2003). Es ist vor allem für Trader interessant, Emotionen als wesentlichen Bestandteil von finanziellen Entscheidungen anzuerkennen und entsprechende Schritte zum Schutz vor sich selbst einzuleiten.
Vertrauender Homo oeconomicus: »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!« Doch gibt es viele Situationen, in denen Kontrolle nicht möglich ist. Die Vertrauensbildung kann allerdings durch ein Hormon namens Oxytocin beeinflusst werden (Kosfeld et al. 2005). Das wurde anhand eines ökonomischen Vertrauensspiels belegt. 58 Versuchspersonen wurden in zwei Gruppen (Investoren und Vermögensverwalter) geteilt, die zu Beginn des Spiels alle über 12 Schweizer Franken verfügten. Die Investoren durften entscheiden, wie viel sie davon dem Verwalter anvertrauten (0, 4, 8 oder 12 Schweizer Franken). Der abgegebene Geldbetrag wurde verdreifacht, sodass der Verwalter bestenfalls über 48 Schweizer Franken verfügte. Den Gewinn konnte der Vermögensverwalter mit dem Investor teilen, konnte ihn aber auch ganz für sich selbst behalten. Dieses Spiel ist für den Investor-Homo oeconomicus eigentlich unspielbar, weil weder Kontroll- noch Sicherheitsbedürfnis befriedigt werden. Offensichtlich ist der rationale Homo oeconomicus mit einem handelsüblichen Oxytocin-Nasenspray beeinflussbar: 45 Prozent der Versuchspersonen, die dieses Mittel bekommen hatten, vertrauten den Vermögensverwaltern und gaben den höchsten Geldbetrag, wohingegen es in der Vergleichsgruppe lediglich 21 Prozent waren.
Viele Menschen sind offensichtlich sogar bereit, Kosten in Kauf zu nehmen, um die Verletzung sozialer Normen zu bestrafen (Quervain et al. 2004). Bei einem vergleichbaren Spiel wurde im PET gezeigt, dass die Bestrafung von »unfairem« Verhalten mit einer Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn einhergeht. Wenn sich Spieler B (Vermögensverwalter) entscheidet, A (Investor) leer ausgehen zu lassen, bekommt Spieler A Gelegenheit, B zu bestrafen (vier verschiedene Bestrafungsmodelle). Die Aktivierung des Belohnungszentrums und die damit verbundene Bereitschaft, Geld für die Bestrafung von unfairem Verhalten aufzuwenden, waren bei den Versuchspersonen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Investoren, deren Belohnungszentrum bereits bei kostenfreiem Bestrafen stärker aktiviert wurde, waren bereit, mehr Geld für die Bestrafung aufzuwenden, wenn diese kostspielig war. Der selbstlose Homo oeconomicus ist vielleicht gar nicht so uneigennützig, da die Aktivierung des Belohnungszentrums im Gehirn mit einer Befriedigung beim Bestrafenden einhergeht.
Wertender Homo oeconomicus: Neuroökonomen belegen auch, dass Menschen ihren Selbstwert durch Vergleich mit anderen bestimmen und damit letztlich Opfer ihrer eigenen Bewertungssysteme werden (Fliessbach et al. 2007). 38 männliche Versuchspersonen wurden paarweise aufgefordert, die Menge aufleuchtender Punkte auf einem Monitor zu schätzen. Abhängig vom Ergebnis erhielten sie eine leistungsgerechte Bezahlung zwischen 30 und 120 Euro. Diese Bezahlung war Grundlage für eine erhöhte Hirnaktivität im Belohnungszentrum, die mit dem fMRI nachgewiesen wurde. Bemerkenswert war, dass der eigene Erfolg zur Nebensache geriet, sobald der andere Spieler besser getippt hatte und damit auch eine höhere Belohnung bekam. Die Aktivierung des Belohnungszentrums war besonders hoch, wenn sich die andere Versuchsperson verschätzt hatte. Hatten dagegen beide Spieler die Zahl der Punkte richtig geraten, folglich auch die gleiche Bezahlung erhalten, kam es zu einer vergleichsweise geringen Aktivierung. Ein rationaler Homo oeconomicus interessiert sich wohl kaum dafür, was ein anderer bekommt?
Natürlich beeinflusste auch die absolute Bezahlung die Aktivität im Belohnungszentrum: Die Freude der Spieler über 60 Euro war größer als bei 30 Euro. Wettbewerb scheint Männer anzustacheln, da auch die relative Höhe des Einkommens eine erhebliche Rolle spielt. Inwieweit Frauen vergleichbar reagieren oder ob auch kulturelle Faktoren wirksam sind (Verhalten sich Asiaten anders als Europäer?), soll in weiteren Studien geklärt werden.
Diese vier Beispiele belegen eindrucksvoll, dass das Modell eines rationalen Homo oeconomicus nicht haltbar ist, da der Mensch offensichtlich »anders tickt«. Die Geschichte der Behavioral Economics beginnt allerdings lange bevor Verhaltensökonomen und Hirnforscher menschliches Entscheidungsverhalten eingehend untersuchten. Die Verhaltensökonomik entstand bereits in den 1960er-Jahren, da seither Naturwissenschaft und Psychologie Gehör in den Wirtschaftswissenschaften finden. Später entwickelten sich aus der Behavioral Economics die Behavioral Finance (Verhaltensorientierte Finanzwissenschaft) und die Behavioral Public Finance (Verhaltensorientierte öffentliche Finanzwissenschaft), die mögliche staatliche Reaktionen auf irrationales Verhalten und kollektive irrationale Entscheidungen untersucht (Abb. 1).
Abb. 1: Entwicklung der Behavioral Finance
Die Behavioral Finance untersucht z. B. das Verhalten von Marktteilnehmern in Bezug auf Auswahl und Verarbeitung von Informationen. Letztlich wird geprüft, welche Faktoren Trader und Investoren beeinflussen. So werden z. B. die gleichen Informationen bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen verschiedenartig bewertet. Die Behavioral Finance untersucht diese Prozesse, um Prognosen über das zukünftige Verhalten von Marktteilnehmern vorauszusagen.
Die Geschichte der Behavioral Finance lässt sich erschließen, wenn Sie sich mit den Wissenschaftlern Leon Festinger, Daniel Kahneman, Amos N. Tversky und Richard Thaler auseinandersetzen. Festinger (1919–1989, amerikanischer Sozialpsychologe) wurde durch die Theorie der kognitiven Dissonanz bekannt. Die israelisch-amerikanischen Psychologen Kahneman (*1934) und Tversky (1937–1996) entwickelten die Prospect-Theorie. Thaler (*1945, amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler) ist wahrscheinlich der bekannteste Theoretiker der Behavioral Finance.
Den Einfluss der Psychologie auf die Wirtschaftswissenschaften belegen auch die Nobelpreise von Herbert A. Simon (1916–2001, amerikanischer Kognitionswissenschaftler: Nobelpreis 1978 für die »Erforschung der Entscheidungsprozesse in Wirtschaftsorganisationen«) und Daniel Kahneman (Nobelpreis 2002 für das »Einführen von Einsichten der psychologischen Forschung in die Wirtschaftswissenschaft, besonders bezüglich Beurteilungen und Entscheidungen bei Unsicherheit«).
Psychologen befassen sich vor allem mit menschlichem Verhalten und Erleben. Die Sozialpsychologie leistet dabei wichtige Beiträge zur Behavioral Finance, da sie den sozialen Kontext in den Vordergrund stellt. Prinzipiell werden drei Forschungsperspektiven unterschieden: Untersuchungen zur sozialen Kognition beantworten Fragen, wie soziale Reize wahrgenommen und verarbeitet werden und wie sie das Handeln (die Reaktion auf die Reize) beeinflussen. Die weiteren Forschungsrichtungen widmen sich dem Thema Kommunikation und dem Verhalten