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BEAT KAPPELER

LEIDENSCHAFTLICH NÜCHTERN

FÜR EINE FREIE UND VITALE GESELLSCHAFT

VERLAG NEUE ZÜRCHER ZEITUNG

INHALT

Kapitel 1 – Freiheit

Kapitel 2 – Technik bringts, bei Maschinen und in der Gesellschaft

Kapitel 3 – Grundlagen

Kapitel 4 – Täter, Kämpfer, Taten und Untaten

Kapitel 5 – Die Wirtschaft richtig lenken – oder auch nicht

Kapitel 6 – Arbeit und die gute Gesellschaft

Kapitel 7 – Sozial, sozialer, am unsozialsten (schon wieder)

Kapitel 8 – Wie der Staat entstand, und wie er wirkt

Kapitel 9 – Bildung und immer vorwärts, aufwärts

Kapitel 10 – Politik, Steuern, reiche Länder, arme Länder und Aufsteiger

Kapitel 11 – Die neue Weltgesellschaft

Kapitel 12 – Rettet das Geld!

Kapitel 13 – Künstlicher Euro, aber kein Kunstwerk

Kapitel 14 – Und immer wieder: Moral, Ethik

Kapitel 15 – Und das Ende: der Welt, der Umwelt, der Freiheit, des Kapitalismus?

Literatur

Der Autor

VORWORT

Diese Leiden haben mich zu den 144 Vorschlägen getrieben

Ein mulmiges Gefühl sagt vielen, der alte Westen geht schlechte Wege, wird immobil, versinkt in Schulden, riecht nach Dekadenz. Der Westen wird mit seinen 1000 Regeln ein Gefängnis. Doch wer die Freiheit für Sicherheit eintauscht, verliert am Ende beides, sagte Benjamin Franklin.

Die Politiker wählten die Sicherheit. Niemand will mehr Zufälle, Schicksale aussitzen, keine Banken- oder Firmenkonkurse werden ertragen, Ungleichheiten führen Bürgerliche wie Linke zu hastigem Umverteilen. Einzelrisiken führen zu allgemeinen Vorschriften. Doch die sogenannt sozialen Systeme sind zu Ritualen, oft Widersinn degeneriert. Die Westeuropäer sind im Kopf alle zu Opfern geworden, sie sind nicht mehr Schmiede ihres Schicksals.

Alles ist schon da gewesen. Ganz Reiche sind an ihren Zwängen erstickt und untergegangen. Oder gut genährt eingeschlafen. Wir lernen aus der Geschichte, dass man aus der Geschichte nichts lernt.

Trotzdem, hier werden Freude, Schadenfreude, überraschende Einblicke, intellektuelle Überlebenshilfen vorgelegt. Manchmal reicht auch schon eine zweitbeste Lösung für eine vitale Gesellschaft. Visionen hingegen machen fiebrig und krank.

Dies führte mich zu 144 kleinen Gedankenblitzen, Erinnerungen, Einsichten. Fakten aus der Wirtschaftsgeschichte sind dabei und zwei, drei vergnügliche Episoden auch. Vor allem muss man die gleichgerichtete intellektuelle Trägheit bekämpfen, das ist eine der sieben Hauptsünden.

Einiges davon habe ich in der NZZ am Sonntag als «Standpunkte» entwickelt. In Amerika hätte ich aus jeder Notiz einen Reisser rund um eine einzige These geschrieben – und verkauft. Europa ist kleiner, ich bin ungeduldig. Daher die Kurzform. Entweder lässt sich eine Idee auf einem Blatt zusammenfassen, oder sie ist keine Idee.

Vor allem aber: Seien wir nüchtern. Den einzigen zulässigen Taumel hat uns Schiller gelehrt: Wir wollen frei sein wie die Väter (und Mütter) waren. Freude, schöner Götterfunken …

Leidenschaftlich nüchtern muss Gesellschaft sein. Der grosse Rest gehört dem Einzelnen.

Offenlegung

Ich habe diese Ideen nicht alle selbst erfunden.

Correctness

Ich brauche meist die männliche Form, aber alle anderen Geschlechter sind mitgemeint, es werden immer mehr. Immerhin habe ich mit meiner Frau die Arbeit mit den Kindern hälftig geteilt, ist doch auch schon was.

Verweise

Zahlen im Text verweisen auf eine andere der 144 Ideen.

1
FREIHEIT

1
«Unintended consequences» – wenn der Zweck denselbigen vereitelt

Private, aber vor allem politische Absichten bewirken oft das Gegenteil, sobald sie ausgeführt sind. Die Beispiele springen nur so ins Auge. Da führten die Planer teure Brücken für den Tierwechsel über die Autobahnen und Kanäle unten durch für Frösche und Lurche. Nach Hunderten von Millionen an Kosten stellt man nun fest, dass die Raubtiere sich an den Enden der Brücken und Kanäle niederlassen, das Maul aufhalten, und die so sorglich geschützte Beute spaziert ihnen hinein.

Auf dem Arbeitsmarkt verbieten die Europäer die Kündigungen, und schon stellen die Firmen neue Bewerber nur mehr unter befristeten Verträgen, wenn überhaupt, ein. Wenn wie in Italien und Deutschland befohlen wird, Lehrlinge nach dem Abschluss fest anzustellen, dann müsste ein Gewerbler vier Jahre im Voraus wissen, ob er dann Aufträge hat. Also bildet er nicht aus.

Der Euro als neue künstliche Währung sollte Europa weiter einigen – nach zehn Jahren dividierte er es auseinander in Schuldenstaaten und Hilfespender, und die Empörung wogt auf beiden Seiten in den Völkern. Zyperns Finanzplatz war überschuldet, und nicht ohne böse Freude befahl der zahlende Norden, die russischen Einlagen müssten zur Sanierung in dortige Bankaktien gewandelt werden. Gesagt, getan, doch der ungeliebte Finanzplatz zwischen EU, Asien und Arabien gehört jetzt den Russen.

Länder mit Riesenprogrammen für sogenannt sozialen Wohnungsbau verbilligen das Wohnen, werfen private Investoren aber aus dem Rennen. Die Wohnungen sind knapper denn je, sie werden nach Schlangestehen vor Schaltern zugeteilt, und sie kasernieren die Armen, die Immigranten unter sich, fernab der anderen.

Kaiser Hadrian trat das Römische Reich auf dem Höhepunkt der Macht und Ausdehnung an. Er löste den späteren Ruin aus, weil er alle Schulden gegenüber dem Staat erliess, die Ausgaben der Städte aus der Reichskasse übernahm und sie aus der Verantwortung entliess, weil er die Lebensmittelverteilung an die müssige Hauptstadtbevölkerung steigerte. Die Botschaft war klar – sparen muss niemand mehr, das Reich zahlt alles, und ein gelegentlicher Kaiserwechsel, etwa nach einem Mord, schreibt die Schulden ab.

Wie vermeidet man dies alles? Indem man abschätzt, wer von einer Massnahme profitiert, wie dieser sein Verhalten ändern wird sowie jene auch, die bezahlen. Indem man in der Politik immer jene kurzschliesst, die gewinnen und bezahlen, indem höherrangige Regeln dem Budgetschachern des Alltags den Riegel schieben, indem Quoren dafür nötig sind, indem Gesetze befristet werden und nicht verlängerbar sind.

2
Märkte funktionieren gewaltfrei – Herodot

Der griechische Geschichtsschreiber Herodot beschrieb im 5. Jahrhundert v. Chr., wie man Handel trieb, ohne Gewalt, mit den Bewohnern der damals reichen westafrikanischen Königreiche, deren Sprache man nicht verstand:

«Die Karthager erzählen von einer Stelle in Libyen und dessen Bewohnern, jenseits der Säulen des Herkules [Gibraltar, also an der Atlantikküste], zu welchen sie hinfuhren und die Handelswaren von ihren Schiffen abluden. Diese reihten sie längs des Strandes auf und zogen sich wieder auf ihre Schiffe zurück. Nach einem Rauchzeichen, das die dortigen Bewohner sahen, kamen diese an den Strand, legten Gold im Gegenwert daneben und zogen sich in sicheren Abstand von den Waren zurück. Die Karthager stiegen wieder aus den Schiffen und prüften das Gold. Wenn es in ihren Augen dem Wert der Waren genügte, nahmen sie es an sich und zogen weiter; wenn aber nicht, gingen sie allein wieder auf die Schiffe zurück und sassen dort. Die anderen näherten sich ihrerseits und fügten weiteres Gold hinzu, bis es ihnen genug schien. Die Karthager sagen, dass keine Partei die andere benachteilige, denn weder legen die Karthager Hand an das Gold, bis es dem Wert der Waren entspricht, noch nehmen die anderen die Waren an sich, bevor die Karthager das Gold nahmen» (Herodot, Historien, Buch IV, Abschnitt 196).

Die Gewalt gegen diesen «doux commerce», den friedensstiftenden Handel, kam von aussen auf beide beteiligten Seiten zu. Die Königreiche Westafrikas litten wohl unter der vordringenden Wüste und wurden später in die islamischen Reiche eingegliedert. Die Karthager ihrerseits wurden von den Römern in drei Kriegen besiegt, und Karthago wurde zerstört.

Später, in neueren kolonialen Zeiten dürfte auch der Sklavenhandel die nord- und westafrikanischen Bevölkerungen betroffen haben. Dabei sind die islamischen Machthaber und die einheimischen Stammesgewaltigen als Treiber hervorgetreten, die die Landeskinder einsammelten, auf die europäischen und amerikanischen Schiffe trieben und verkauften.

Anderthalbmal so viele Millionen wie nach Amerika sind zugunsten arabischer Staaten zusammengetrieben und verkauft worden. Wenn heute in den USA Dutzende von Millionen Nachfahren dieser Sklaven leben, in den arabischen Ländern aber kaum, so erklärt der Wirtschaftshistoriker Paul Bairoch dies damit, dass die arabischen Sklavenhalter die Afrikaner kastriert haben. Gewalt hat diese und die Märkte zerstört.

3
Brief an deutsche Liberale nach der Niederlage 2013

Nun müsst ihr euch mit diesen Grundsätzen aufrappeln und die intellektuelle Lufthoheit endlich wieder erringen:

Die Marktfreiheit und dadurch die Empathie der Teilnehmer gegenüber der Gegenseite sind wichtiger als politisch vermittelte Sicherheit.

Der Markt bezweckt Ungleichheit, nicht Gleichheit, damit alle wissen, was ankommt.

«Liberalism is about means, not ends.» Politik darf keine Visionen, keine Ergebnisse anpeilen, sondern muss Verfahren festlegen.

Volksabstimmungen über Steuern und Ausgaben müssen abschliessend entscheiden, und sie müssen deckungsgleiche föderale Einheiten beschlagen – Kreise, Länder, Nationen.

Wettbewerb der Lösungen zwischen den Staaten bezüglich Steuerhöhe, Steuerarten, Angebot von Infrastrukturen ist wohlstands- und freiheitsstiftend – nachweislich auch für die Ärmeren.

Europa ist ein freiheitlicher, nur subsidiär zu harmonisierender Freihandelsraum, nicht mehr. Der Friede seit 1945 rührte aus dem endlich demokratisch gesteuerten Deutschland her sowie aus dem NATO-Schirm über Westeuropa.

Banken, Firmen müssen fallieren können und sollen nicht gerettet und nicht garantiert werden.

Schulen sollen frei von den Eltern gewählt werden können.

Die Behörden müssen die Kosten von Kontrollen selbst und den Aufwand der Bürger und Firmen dazu ebenfalls bezahlen.

Jeder Mensch ist mindestens in einer Minderheit, «ausgegrenzt» von der Mehrheit. Das ist normal und gut.

Im Zweifelsfall gilt Freiheit statt Sicherheit.

4
Freie Schulwahl – das Letzte?

Ja, die freie Schulwahl ist das Letzte, was irgendwann in Mitteleuropa eingeführt würde. Die Lehrerverbände schreien auf, die Politiker links und rechts entsetzen sich. Man denke – diese Ungleichheit, diese ärmlichen Schulen einerseits, diese privilegierten Bildungsstätten andererseits. Und doch, das sehr egalitär gesinnte Schweden kennt die freie Schulwahl. Sie spielt ja nicht nur zwischen öffentlichen und privaten Schulen, sondern auch zwischen öffentlichen Schulen unter sich. Das aber ist noch verheerender für manche Lehrer, denn dann entstünde ja Wettbewerb rundum. Genau, alle Schulen, die privaten wie die öffentlichen, sähen sich dann veranlasst, ein gutes Programm zu entwickeln, einige Spezialitäten auszudenken, gute Ergebnisse der Schüler zu liefern.

In Schweden läuft die freie Wahl so: Der Staat gibt jedem Schüler das durchschnittliche Schulgeld an die Schule seiner Wahl, der Wahl seiner Eltern mit. Die öffentlichen Schulen müssen ihre Gebäude dem Staat verzinsen, damit die Spiesse gleich lang sind, und die privaten Schulen dürfen keine weiteren Schulgelder erheben, und so sind auch da die Spiesse im Wettbewerb gleich lang. Ein nationales Curriculum muss eingehalten werden. Einiger Spielraum besteht allerdings, um sich einige Spezialitäten zuzulegen, mehr Musisches, mehr Sport, mehr Naturwissenschaften. Möglicherweise neben und zusätzlich zum offiziellen Curriculum. Auch ein Horror, da muss der Schultag verlängert werden.

Der Kontrast im übrigen Europa aber ist dieser: Die Schulen müssen meistens innerhalb des Quartiers besucht werden. Diese Quartiere aber sind etwas vom Ungleichsten, was man sich denken kann – Massenquartiere, Einwanderergettos wegen des «sozialen» Wohnungsbaus, raue Innerstadtquartiere. Aber auch feine Quartiere, Akademiker-Eltern überall, Luxus, Autoabholdienst der weiter nicht berufstätigen Mütter und so fort. Diese Schulen mit dem Stempel des Grundbuchs verteidigen die Lehrerverbände. Kein aufstiegswilliges Immigrantenpaar kann seine Kinder woandershin senden, keine Mittelschichtkinder haben Kontakt mit ärmeren.

Und die Lehrer sind straff auf Höchstlektionenzahl eingeschworen, rechten um jede Zusatzleistung, wechseln zwischen Schulen und Stufen selten ab, beklagen sich über Burn-out und Bürokratie. Eine Idylle?

5
Warum erscheint Regulierung einleuchtender als Freiheit?

Wenn Politiker versprechen, ein echtes oder vermeintliches Problem zu lösen, dann bauen sie nicht auf das freie Spiel der Kräfte, sondern auf eine Regel. Regeln können formuliert, beschlossen und allenfalls am folgenden Montag angewendet werden. Ein Pitbull beisst ein Kind – sofort wird das Tierschutzgesetz verschärft. Konsumenten werden dicker – sofort werden gewisse Stoffe verboten, sofort werden die Anschriften auf Packungen verschärft. Solche und ähnliche Regeln lassen sich manchmal nur schwer durchsetzen – gleich kehrt die EU die Beweislast um; die Firmen müssen beweisen, dass ein Stoff unschädlich ist, nicht der Staat.

Die Alternative wäre ruhiges Gewährenlassen. Die Medien kümmern sich nämlich um solche Vorfälle, die Ärzte können warnen und aufklären, die chemische Industrie haftet eh für Unfälle aller Art, Arbeiter können klagen, wenn sie diskriminiert werden. Aber das geht eine Weile, bis sich bei den Herstellern und Arbeitgebern die Haltungen ändern. Es gibt nicht überall die Standardlösungen. Schwarze Schafe schlüpfen da und dort durch die Latten. Jedoch ist noch nie ein Politiker aufgetreten und gewählt worden, dessen Programm hiess: «Ich mache nichts.»

Weiter: Wenn Regulierungen einmal da sind, erfassen sie kaum jede denkbare Lage. Und die Lagen können sich auch wieder ändern. Oder Regulierungen sind ganz einfach falsch. Dann aber werden die Politik und die Verwaltung «pfadabhängig». Man hat totale Sicherheit versprochen, also müssen feinmaschigere Regeln her, um die Abweichungen zu stopfen. Das ist die Dynamik der Regulierung – sie spiralt sich selbst hoch.

Schliesslich laden Regeln zur Umgehung ein. Wer eine – teure, komplizierte – Regel bricht, hat den Vorteil gegenüber anderen. Korruption ist ganz direkt die Folge von Regeln. Wenn Geldwechsel verboten ist, wenn Rauschmittel verboten sind, wenn Bauten strenge Auflagen haben, wenn falsches Verkehrsverhalten scharf bestraft wird, wenn Steuern hoch sind, dann immer lockt die Zahlung unter dem Tisch an die Regel-Beauftragten, an jene, die die Umgehung merken, an die Marktgegenseite, damit sie ohne Regeln mit einem geschäftet. Denn der Markt dringt immer durch alle Ritzen. Und: Korruption gibt es nur, wenn Regeln da sind, die umschifft werden sollen.

Auch zur Vermeidung von Regulierung, zur Abwehr des Tauschs der Freiheit gegen die Sicherheit der Sklavengesellschaft kann der «Wettbewerb der Lösungen» dienen. Die Politiker allerdings weisen immer auf anderswo bestehende Regeln hin. «Lücken schliessen», «harmonisieren», «Umgehung verhindern» sind die Ketten, die sie anbieten.

6
Ein Denk-Mal für Furchtlose!

Anlässlich Napoleons Feldzug in Ägypten entdeckten seine Offiziere einen Stein im Ort Rosette, der Hieroglyphen, griechische und eine dritte Art von Zeichen aufwies. Die begleitenden Wissenschafter erkannten sofort die einmalige Chance, endlich Hieroglyphen entziffern zu können, falls die drei Schriften den gleichen Inhalt hatten. Anstatt den Fund zu verbergen und selbst den Durchbruch zu versuchen, machten sie aber mit Druckerschwärze und darauf geriebenem Papier Abzüge, die sie an Gelehrte in ganz Europa versandten.

Die Engländer besiegten die Franzosen in Ägypten und verlangten den Stein. Auch von London aus wurden wiederum Kopien weitherum zugänglich gemacht, auch Gipsabgüsse in England selbst. Die «république des lettres», also der europaweite freie, angstfreie Austausch unter Wissenschaftern, blieb über die Kriege hinaus offen. Schliesslich gelang die Entzifferung dem Franzosen Champollion – ohne den Stein vor sich zu haben.

Tim Berners-Lee arbeitete am CERN-Reaktor in Genf und fand eine Methode, umfangreiche Dokumente und Mitteilungen über die interne Telefonleitung zu versenden, anstatt sie mühsam von Büro zu Büro zu tragen. Er hatte damit das Internet – aufgrund auch vieler Vorstufen – eingerichtet. Verbesserungen durch andere folgten, vor allem die weiteren Vereinfachungen für den Hausgebrauch von heute drei Milliarden Menschen. Aber Tim Berners-Lee hat nie ein Eigentumsrecht am Internet angemeldet, hat nie versucht, Milliarden daraus zu schlagen. Jene, die später ein bisschen Social Media darauf laufen liessen, stiegen dagegen raketengleich in die Liga der Superreichen auf. Nach dem Durchbruch wechselte Berners-Lee an das Massachusetts Institute of Technology, wo er das World Wide Web Consortium leitet. Auch dieses setzt die technischen Standards für das Internet weiterhin einheitlich, brauchbar, aber ohne Patente durch.

Tim Berners-Lee ist wohl nicht gerade arm, er hat einige parallele Professuren und Funktionen inne, er bekommt wohl auch gutes Geld für Vorträge und Beratungen. Trotzdem, auch damit lebt er für eine Idee, zugunsten der Menschheit.

Bisher bekam er rund ein Dutzend Ehrendoktorate. Aber ihm, dem früheren uneigennützigen Förderer des Wissens, gehört eigentlich ein gigantisches Denkmal auf öffentlichem Grund.

Auch jedem Stadtrat, Regierungsrat, Minister soll ein Denkmal gebaut werden, wenn er nichts bauen liess. Braucht weniger Platz als ein Baudenkmal zu seinen Ehren.

7
Der Weltgeist residiert in London, nicht in Paris

Brachte die Französische Revolution das Licht in die Welt? Kaum, sie war ein Spätzünder. Denn wenn es auf das Köpfen eines Königs ankommt, waren die Engländer 140 Jahre früher dran, und wenn man auf frische Ideen politischer Rechte abstellt, dann hatte die Union der nordamerikanischen Kolonien Englands einen Vorsprung von 13 Jahren mit ihrer Unabhängigkeitserklärung, von zwei Jahren mit der Verfassung, und die Bill of Rights als grundlegende Erklärung der Menschenrechte kam zweieinhalb Monate vor jener in Paris ins US-Parlament.

Die Pariser Revolution ertränkte sich selbst in einem Meer von Blut. Die Guillotine richtete Andersdenkende, nach einer Farce von Gerichtsprozessen. Die Revolutionäre überboten sich in der «Schönheitskonkurrenz nach links», liessen keine anderen Meinungen zu. Sie verfochten die Idee, dass zwischen dem Individuum und dem Staat nichts stehen dürfe. Selbstorganisationen der Bürger, etwa Gewerkschaften oder Komitees für Frauenrechte, waren verboten, die führenden Frauen wie Olympe de Gouges kamen aufs Schafott.

Die englische Geschichte war zu Zeiten turbulent, aber seit 1215 mit der Magna Charta auf Mitbestimmung gegenüber dem König ausgerichtet und auf persönliche Rechte fokussiert. Der selbstherrliche König Charles I. wurde deshalb 1649 hingerichtet, das Parlamentsregime ausgerufen. Sein geflohener Sohn verbrachte die Jugend am Hof Ludwigs XIV., dessen zentralistische und absolute Herrschaft er ab 1660 als neuer König einzuführen trachtete. Das Parlament berief 1688 den liberalen Oranier William. Diese gemässigten Aufstände wurden von einer modernisierten Gesellschaft getragen, das blühende Gewerbe und seine Verbände, die Städte und ideelle Vereinigungen griffen in die Politik ein. 1679 garantierte die «Habeas Corpus»-Akte ordentliche Gerichtsverfahren für alle, 1695 wurde die Pressefreiheit garantiert. 1694 wurde die Bank of England eingerichtet, um eine schwebende Staatsschuld mit einem Obligationenmarkt zu schaffen. Frankreich versank in breiter Volksarmut, ohne freies Gewerbe und in Schulden mit kläglichen Einnahmen, die von brutalen Steuerpächtern eingetrieben wurden.

Die englischen Rahmenbedingungen erlaubten die industrielle Revolution, die Expansion des Empire in der Welt. 1832 beseitigte die Great Reform Bill die entleerten Wahlkreise, deren Stimmen man kaufen konnte. Der Freihandel wurde eingeführt. Und noch zu unserer Zeit erneuerte die Regierung Thatcher die Arbeits- und Sozialpolitik nachhaltig. Die Regierung Cameron reformierte erneut und stieg 2014 mit hohem Wachstum aus den Folgen der Finanzkrise aus. Frankreich aber stagniert, wirtschaftlich und ideell.

8
«Die chinesische Gefahr»

Das ist die wirkliche «Gefahr»: Chinas Regime fordert die westlichen parlamentarischen Demokratien heraus. Und zwar angesichts der Misswirtschaft des Westens, seiner Reformunfähigkeit, seiner «collective action» ruinöser Kuhhändel in den Parlamenten einerseits und durch die Partei als Chinas oberster Instanz andererseits.

Denn die kommunistische Partei hat den würgenden, ärmlichen Maoismus ohne einen Schuss Pulver abgelöst und einen beispiellosen Aufschwung seit 1978 durchgeführt – einen Aufschwung für die Massen. Nachdem die «Viererbande» in der sogenannten Kulturrevolution ihre Lufthoheit mit dem Slogan «Better leftist than rightist» durchgesetzt hatte, reagierten besonnene Kräfte. Deng Xiaoping und der Leiter der Parteischule Hu Yaobang setzten einen Artikel zur Diskussion in die Zeitung. Darnach seien nicht Positionspapiere zu bewerten, sondern «die Praxis ist allein das Kriterium zur Beurteilung von Wahrheit». Alle Theorien müssten mehrfach den Test durch die Praxis bestehen. Man glaubt sich beim westlichen Philosophen Karl Popper. Auch dürfe es keine Denkverbote geben. Das Militär stellte sich hinter diese Sicht, die Öffnung konnte beginnen. Freihandelszonen wurden zum Experimentieren eröffnet, Techniken eingekauft, die Massenproduktion einfacher, aber exportfähiger Güter begann. Die Binnenwanderung wurde erlaubt, mehr und mehr bürgerliche Rechte wurden geschützt. China trat den Spielregeln des Welthandels in der Welthandelsorganisation bei und dem internationalen Patentschutz. Wir kennen den Rest des Aufschwungs. Die Ein-Kind-Politik ist gelockert.

Es gibt aber keine Wahlen, und lärmige Oppositionelle werden eingesammelt. Statistiken sind häufig gut gedrechselt. Vielleicht sind auch viele Banken, Provinzen, Baufirmen halb bankrott. Aber was die US-Notenbank kann, das kann die chinesische noch lange, nämlich die Probleme im Geld ertränken.

Doch diese Parteigremien kooptieren sich nur mit sorgfältig ausgewählten Kandidaten, diese müssen hochgebildet sein. Die grossen Orientierungen der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik werden dem Publikum angedeutet, dann von Kongressen beschlossen. Bisher war noch keine der grossen Optionen falsch. Die endemische Korruption – normal in hoch regulierten Systemen – wird offenbar energischer angegangen. Wenn diese laufenden Korrekturen gelingen, bleibt die Zufriedenheit des Volkes wohl erhalten, dann hat die Regierung wie früher der Kaiser «das Mandat des Himmels». Dann aber könnten parlamentarische Demokratien versucht sein, ebenfalls muskulöser zu werden – oder stabiler auf die andere Tour, durch Volksabstimmungen, wie in der Schweiz, Kalifornien und Liechtenstein.

9
Die DDR, persönlich

Aus einer chemischen Fabrik in Pirna/Dresden kriecht 1990 aus jeder Ritze des alten Backsteinbaus und der Fenster gelber Rauch. Die Erklärung – im hochkomplexen, geplanten System reizt eine Direktion das investierte Kapital bis zur Ruine aus, neues bekommt sie nicht. Ein allfälliger Gewinn wird in viele Fonds abgeführt, zu vielen anderen Zwecken.

Mit der Strassenbahn 1980 bis zur Endstation in Ostberlin gefahren – lauter graue Vierfamilienhäuser aus der Zwischenkriegszeit, alle nur mit Sand auf dem Vorplatz. Warum niemand ein paar Blümchen pflanze, frage ich. Dazu hätte man sich Erde, einen Schubkarren, Samen beschaffen müssen und wäre unangenehm aufgefallen.

Ich esse im grossen Rathauskeller (oder ähnlich) in Ostberlin 1971, eines der wenigen Restaurants, und irgendetwas ist seltsam. Ich merke, dass die 200 Essenden, meist viele an grossen Tischen, nicht oder nur ganz leise sprechen. Man hört nur das Klappern des Bestecks von 200 Gästen.

In Restaurants sind viele Plätze leer, ein Kellner serviert, einer steht am Eingang und wehrt Kunden ab: «Kommen Sie in einer Stunde.» Würde er servieren, könnten alle sitzen und – vielleicht – essen.

Einem gehätschelten Regisseur der DDR erzähle ich 1980, damals Wirtschaftssekretär im Gewerkschaftsbund, ich halte wöchentlich in lokalen Sektionen zwei, drei Vorträge abends. «Ja, klar, das Monatsthema», sagt er. Er meint, wie in der DDR würde eine zentral vorgegebene Losung vom Funktionär eingepaukt. Nein, sage ich, das Thema werde vom lokalen Präsidenten vorgeschlagen.

Das erste Mal in Ostberlin, will ich 1970 sofort die geschichtsträchtige Humboldt-Universität besuchen, werde am Portal aber abgewimmelt – nur mit Ausweis. Im privatwirtschaftlichen Westen kam man in die öffentlichen Einrichtungen problemlos hinein, im realen Sozialismus aber nicht.

Eine Gastfamilie in Dresden, Akademiker, besitzt 1990, als die DDR blutleer aufgibt, mehr Haushaltmaschinen als wir selbst. Allerdings steht die Waschmaschine in der Badewanne, weil sie rinnt. Aber die Familie hatte mit etwa 10, 20 anderen eine Bestelleinheit gebildet, die bei den DDR-Kombinaten 30, 40 Maschinen bestellte und nach Jahren 10 bekam. Die verteilten sie dann unter sich.

Mangel im Osten, Überfluss im Westen: Als Bundeskanzler Kohl «blühende Landschaften» für die Wiedervereinigung verspricht, investieren die Konzerne dort trotzdem nicht. Wie ein Direktor der Waschmittelfirma Henkel erklärte, konnte er ohne Weiteres die automatischen Produktionsstrassen etwas länger laufen lassen und die paar Millionen Haushalte auch noch versorgen. Die östlichen Politiker kamen nicht draus, die westlichen in solchen Fragen auch nicht.

10
Die Planwirtschaft – theoretisch

Eigentlich müsste eine geplante Wirtschaft die Verschwendung, die Doppelspurigkeiten, die Konkurse vermeiden können. Tatsächlich wuchs die sowjetische Wirtschaft in den 1920er- und 1930er-Jahren schneller als der Westen, der überdies in Krisen steckte. Das machte Planwirtschaft weitherum populär. Aber nach 1965 fielen die geplanten Volkswirtschaften in Stagnation. Erklärungen gibt es manche, ich halte zwei für besonders einleuchtend. Einen «Kriegskommunismus» zu planen, ist einfach und möglich – ein Paar Stiefel für die Erwachsenen in drei Grössen, ein Paar für alle Kinder in drei Grössen. Ebenso einfach sind wabenartige Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Gemeinschaftsküche zu errichten und zu vergeben. Ein Kraftwerk mit Anschlüssen für drei Millionen Häuser muss privat wie sozialistisch sorgfältig geplant werden. Aber Schuhe für Männer, für Frauen, für Sommer, für Winter, für Sport und im Haus – schwierig. Wohnungen für Arbeiter verlagerter Kombinate, Renovationen nach 20 Jahren – schwierig. Die Vielfalt moderner Wohlfahrtsstaaten kann nicht zentral repliziert werden.

Die andere Schwierigkeit zeigte sich in verstörenden Lagen, die man zuerst gar nicht wahrnahm. Im ganzen Osten kam niemand ohne Kontrolle an einen Kopierapparat heran. In der Sowjetunion gab es keine Telefonbücher, die Verbindungen mussten über die Zentrale, vertikal, verlaufen, nicht von Gleich zu Gleich horizontal. Nur wenige Bücher aus der geistigen Vielfalt der Welt wurden übersetzt oder zugelassen. Von Schreibmaschinen musste man in manchen Oststaaten eine Typenkopie bei der Polizei hinterlegen. Papier zur Publikation von Büchern, Zeitschriften wurde von den zentralen Stellen vergeben, damit auch die Kontrolle, wer publizieren durfte. In den Läden hingen am Ausgang nicht wie im Westen 100 kleine Zettel mit privaten Angeboten von Wohnungen, Stellen, Hütediensten. Kurz, das Treibsalz einer modernen Gesellschaft ist Information in allen ihren Formen und auf allen Wegen. Und genau dies war völlig unterbunden, denn zentrale Lenkung verlangte ein zentrales Wissensmonopol. Diese Staaten waren Diktaturen, zusätzlich angetrieben mit oft unideologischen, rein gruppenmässigen, persönlichen Machtspielen. Niemand konnte improvisieren, Ideen ausprobieren oder solche bestreiten. Kurz, die informationstechnische Revolution ab den 1970er-Jahren konnte nicht stattfinden. Wichtiger noch: Die tägliche Motivation für den persönlichen Einsatz von Dutzenden Millionen Menschen konnten die Appelle des Zentralkomitees nicht erzeugen, «vorwärts immer, rückwärts nimmer». Ebenso wichtig: Die Mitglieder des Apparats sind keine Philosophenkönige, sondern selbstbezogen wie alle, aber dazu ausstaffiert mit der nirgends bestreitbaren Macht des Planens und Sanktionierens. Doch sie sind nur Menschen. Deshalb hatten sie eigene Luxusläden, Spitäler, Villen.

2
TECHNIK BRINGTS, BEI MASCHINEN UND IN DER GESELLSCHAFT

11
Hedonisches Wachstum – nur Freude

Was für die alten Griechen Freude war («hädonä»), das tritt mehr und mehr in wirtschaftliche Überlegungen, ja sogar in Statistiken ein. Freude an Produkten kann man an sich nicht messen oder wägen wie harte Dollarwerte für Produktionsausstoss, Dienstleistungen oder Lohnstatistiken. Aus diesen und anderen Zahlen wird das Wachstum des Inlandprodukts berechnet. Doch steigt der Genuss, die Freude an einem Produkt dank Neuerungen oft ausserordentlich an, aber spiegelt sich in seiner Preisentwicklung keineswegs.

Ein mobiles Telefon kostete in den 1980er-Jahren mehrere Tausend Dollars, D-Mark oder Franken und wog ein Kilo. Heute bietet ein solches mobiles Gerät die Funktionen eines Telefons, ist aber auch ein Radio, ein Fernsehgerät, ein Schreibaggregat, ein Briefkasten, ein Tonbandgerät, eine Musiksammlung, ein Filmgerät, ein Zahlungsmittel und erschliesst das Wissen der Welt im Internet; ist auch Zeitung, Bibliothek, Dokumentation. Für alle diese Funktionen hätte man früher Tausende hinlegen müssen. Doch der Preis sank sogar auf Bruchteile. Wäre das erste Mobiltelefon schon in den Konsumentenpreisindex aufgenommen worden, hätte dessen Preiszerfall seither die Inflation ausgebremst, zusammen mit Preissenkungen auf Computern, GPS usw. Und hätte man die auch anderswo vervielfachten Funktionen noch berücksichtigt, lebten wir in heftiger Preisdeflation. Andererseits aber müssten eigentlich die vervielfachten Leistungen dieser Geräte als Wachstum ins Inlandprodukt gesetzt werden.

Auch Produktionsanlagen kosten gleich viel oder weniger als vor 40 Jahren, spucken aber zehnmal mehr aus. Dieser Wert zusätzlicher Freuden beim Konsum und beim Produzieren ist aber schwer zu beziffern.

Dennoch beginnen die statistischen Ämter, solche Freudensteigerungen wenn immer möglich bei den Konsumentenpreisen dämpfend einzuführen, beim Inlandprodukt aber als zusätzliche Steigerung auszuweisen. Die Preise erscheinen dadurch stabiler, wir alle aber reicher.

Vielleicht geht dieses hedonische Wachstum anstelle des Wachstums in Stahl und Beton künftig verstärkt weiter. Nicht nur die Informationstechnik, sondern wohl bald auch die Nanotechnik und die Gentechnik werden neue Materialien, neue Heilmittel, neue Nahrungsmittel aufbringen. Sie werden wie die Telefone vielleicht kaum teurer als bisherige werden. Vielleicht werden sie Spitaltage abkürzen, Stoffe haltbarer machen, sich mit Informatik verbinden und «intelligent» werden.

Wollten früher viele auf eine Insel die Freundin oder den Freund oder ein gutes Buch mitnehmen, so optierten wohl viele heute für ein Tablet. Und vermissten sonst gar nichts …

12
Extruder, Walzmühle, Strangguss, Turbinen

Nicht nur Helden, Denker, Präsidenten, Ethiker, Generäle gestalten unsere Welt. Ingenieure bewirken oft mehr, denn seit der Mensch erstmals einen Ast in die Hand nahm, hatte er Werkzeuge. Werkzeuge aber verändern den Menschen und seine Beziehungen, er bearbeitet die Welt, spart Zeit, übt Macht aus, muss sich mit den anderen zusammentun, wird Gesellschaft.

Sechzig Prozent des PET-Materials der Welt drückt sich durch die Extruder der Bühler, eine Universalmaschine sondergleichen. Sie besteht aus einer langen Schraubenachse, die sich durch eine Röhre windet und dabei PET, Getreide oder Farben zerknetet, die Temperatur dabei sprunghaft auf über 100 Grad drückt und am Schluss das Material fein gehackt ausstösst, auch Getreideflocken fürs Frühstück, wenns sein muss mit Schokoladestückchen versetzt.

Mühlen schabten das Mahlgut jahrtausendelang zwischen waagrechten Steinrädern, und die Esser assen Steinstaub mit. Josef Anton Müller aber erfand 1831 die Walzmühle. Zwei senkrecht gegeneinanderlaufende Räder mahlten besser, rieben sich weniger ab, konnten aus Metall bestehen. Vor allem wenn sie nicht gleich schnell liefen, stieg die Leistung mächtig an.

Der Strangguss von Stahl senkte die früher bis zu zwölf Verarbeitungsstufen der Stahlkocherei, bis fertige Gussteile vorlagen. Der Ingenieur Irving Rossi und der deutsche Siegfried Junghans entwickelten diese – eine enorme Leistungssteigerung bei viel geringerer Energie.

Turbinen mit den Namen Kaplan-Turbine, Tesla-Turbine, Pelton-Turbine, Francis-Turbine ersetzten seit 100 Jahren die Wasserräder, sie steigerten die Leistung des antreibenden Wassers, der Kohle, des Öls in früher unvorstellbare Grössenordnungen.

Vor lauter Autos, Flugzeugen und Informationstechniken vergessen wir, wie solche Werkzeuge Kraft und Energie vor den Karren des Wohlstands spannen und die Menschheit füttern.

13
Das Ende des Neolithikums

Die Techniken

Erst in diesen Jahren verlässt die Menschheit die jüngere Steinzeit, das Neolithikum. Denn damals, ab 7000 v. Chr., kamen die bisherigen Techniken auf. Die Menschen schufen Textilien aus Fasern, sie gossen und kombinierten Metalle, sie formten aus Lehm Gefässe, sie bändigten das Feuer, sie entwickelten die Schrift und die Zahlen, sie züchteten Tiere. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden diese Techniken nur verfeinert, erst jetzt werden diese Verfahren völlig neu: Strom aus Wasser, Sonne oder Atomen verbrennt nichts, die Nanotechnik verändert die Materie bis ins Innerste für Kleider, Werkstoffe, die Informatik bildet die Welt ab in Schrift, Bildern, Zahlen mit bloss zwei Takten, und mit der Gentechnik greifen wir in den Lebensstamm von Menschen und Tieren ein, ohne den Umweg der Züchtung.

Der Monotheismus