– Digitale Originalausgabe –
– Oktober 2014 –
Copyright © 2014 by Folgenreich
Universal Music Family Entertainment
• a division of Universal Music GmbH
Lektorat: Katja Back
Covergestaltung: Alexander Lux, torius
E-Book-Produktion: rombach digitale manufaktur, Freiburg
ISBN 978-3-8291-2487-4
www.folgenreich.de
www.universal-music.de/jack-slaughter
Published by
Universal Music Family Entertainment
• a division of Universal Music GmbH
Stralauer Allee 1 • 10245 Berlin
info@folgenreich.de
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung, der Vertonung als Hörbuch oder -spiel oder der Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen, Video oder Internet, auch einzelner Text- und Bildteile, sowie der Übersetzung in andere Sprachen.
Die warme kalifornische Sonne steht tief am gelbgoldenen Horizont, den kaum eine luftige Wolke bedeckt. Der große feurige Stern unseres Sonnensystems scheint hinab auf ein kleines schäbiges Motel am Rande von Jacksonville, das auch schon mal bessere Zeiten gesehen hat. Hier ist wirklich nicht mehr viel los. Nur wenige Urlauber und Handelsvertreter verirren sich dorthin.
In einem der heruntergekommenen Zimmer sitzt ein leicht buckliger junger Mann an der abgewetzten Kante seines Bettes und starrt durch seine dicken Brillengläser auf eine kleine süße Delfinfigur in seinen Händen. Dicke Tränen laufen ihm über die bleichen Wangen und brennen sich wie Salzsäure in seine aufgesprungene fahle Haut. Für Basil Creeper lief es auch schon mal besser. Er ist seit mehr als einem Jahr auf der Flucht – und auf der Suche.
Zusammen mit seinem geliebten Delfinchen Flopper sucht er nach einem Weg, Rache zu üben. Rache für den Tod seines geliebten Professors. Doch das ist eine andere Geschichte. Zusammen mit Flopper hat Basil im französischen Museum Louvre das Ägyptische Totenbuch gefunden und gestohlen. Und in genau diesem Buch steht ein Fluch, der beiden die ersehnte Rache bringen soll. Ein Fluch, der schlimmer ist als die Pest am Popo oder die Krätze in der Nebenhöhle. So böse und niederträchtig, dass die Stadt, die einst Basil und Floppers Zuhause war, endlich dem Boden gleichgemacht wird. Jacksonville soll untergehen und zusammen mit ihr die Feinde, die sie bislang nicht besiegen konnten. Doch der mächtige Zauber des Totenbuchs hat einen hohen Preis. Keine Magie auf der Welt ist umsonst. Und so erklärt Basil seinem geliebten Flopper jetzt die Konsequenzen, die auf sie zukommen werden.
„Wir werden uns opfern müssen, Floppi. Ich kann dich mit dem Totenbuch in einen satanischen Gegenstand verwandeln, der Unglück über alle bringt, die ihn berühren. Doch gibt es für dich dann keinen Weg mehr zurück. Du wirst kein süßer Delfin mehr sein, sondern ein machtvolles Instrument des Untergangs. Ein echter Todesengel. Bist du bereit, alles zu opfern, damit wir unsere Rache endlich bekommen?“
„Quiek, quiek, quiek“, entgegnet ihm darauf Flopper.
„Wunderbar, mein kleiner Freund“, schluchzt Basil und streichelt den kleinen goldigen Delfin.
Und genau jetzt ist es an der Zeit, ein paar erklärende Worte einzuschieben, da Sie, verehrter Leser, sonst das E-Book zur Seite legen werden. Mein Name ist Charles McCain. Ich bin der Archivar des Ghost Clubs und erzähle Ihnen diese Geschichte. Sie ist ziemlich schräg, ein wenig verrückt, aber unterhaltsam und vor allen Dingen ist sie wahr. In den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts trugen sich genau diese Dinge in den USA zu. Aber genug von mir. Sie werden sich sicher fragen, warum eine Delfinfigur mit einem Menschen reden kann. Die Antwort ist ganz einfach. Basil ist gaga, plemplem, hat nicht mehr alle Frischhaltedosen in der Gefriertruhe. Und das erklärt, warum er das Meerestier hören kann und wir nicht. Schon merkwürdig, oder? Aber schauen wir mal genauer hin. Im schäbigen Motelzimmer tut sich was.
Basil hat das alte Buch der Toten aufgerollt, und spricht auf bestem Altägyptisch – oder auf was auch immer – einige machtvolle Beschwörungsformeln, welche die kahlen Wände des Zimmerchens erzittern lassen. Der Fernseher schaltet sich mit einem Blitzen von selbst ein und fängt förmlich an zu glühen, bis die Röhre nach ein paar Augenblicken zerplatzt. Basil greift sich einen der Glassplitter der Glotze und rammt ihn sich wie in Trance in seine linke Hand. Das tiefrote Blut des rachsüchtigen kleinen Mannes tropft auf Flopper, der nun auch anfängt zu glühen. Ein goldener Schimmer umgibt die kleine Figur, die sich verformt. Der Delfin wird wie von Wunderhand plattgedrückt und mit übersinnlicher Kraft in die Länge gezogen, bis ... er aussieht ... wie ein ... Handtuch!
„Ha, es hat geklappt!“, ruft Basil, und tanzt wie ein verrückter Grashüpfer um das goldene Handtuch, das nun ehrwürdig auf dem Boden liegt und edel glänzt. Und auf der ägyptischen Baumwolle des erstklassigen manuellen Trockengerätes sind die Buchstaben H-A-S-S mit feiner, glänzender Schrift eingestickt.
„H.A.S.S. ist wieder da! Wir haben ein neues Instrument der Vernichtung. Das Handtuch der schwarzen Seelen. Wir werden siegreich sein. Jacksonville ist dem Tode geweiht!“
Die Buchstaben H-A-S-S hatten einst schon mal eine wirklich große Bedeutung für Basil. Doch das war früher. Zurück in die Gegenwart.