Michael Siemers
karate
wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Kapitel 1Was bedeutet Karate
Kapitel 2 Dojo-Regeln
Kapitel 3 Das Training
Kapitel 4 Kampfkunst oder Breitensport?
Kapitel 5 Kihon, Kata und Kumite
Kapitel 6 Lob oder Kritik?
Kapitel 7 Die Prüfung, Freud und Leid?
Kapitel 8 Trainer, das Maß der Dinge?
Kapitel 9 Trainer, Prüfer und Kampfrichter
Kapitel 10 Hierarchie,
Kapitel 11 Sportschule oder Vereine?
Kapitel 12 Lehrgänge, gut oder teuer?
Kapitel 13 Zu jung oder zu alt? Jukoren-Karate
Kapitel 14 Funakoshi, Nakayama, ochi Handel und Co.
Kapitel 15 Verbände
Kapitel 16 Karate und Notwehr
Kapitel 17 Phylosophie der Gurtfarben
Kapitel 19 Liebe Eltern
Kapitel 18 Meister
Nachwort
Impressum neobooks
Gewidmet meiner Freundin, Sportkameradin und Karatetrainerin
Claudia Pape
Bezogen auf "Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden." spiegelt sich diese Aussage im täglichen Leben wider. Wie viele Menschen scheiterten an ihre Selbstüberschätzung oder an die Unterschätzung ihrer Mitmenschen. Da glauben sie alles zu können und stellen frustriert fest, dass sie Jahrzehnte den gleichen Fehler gemacht haben. Intolerant, Veränderungen gegen-über bis hin zur infantilen Rechtfertigungsskrukturen klammern sie sich an "Altbewehrten". Verschlossen, den Blick über den Tellerrand zu wagen, eiern sie durchs Leben. Es liegt mir fern, Karateka, Vereine oder Verbände zu verunglimpfen. Leistungen und administrative Ehrenamtsarbeit der Vereine oder Verbände infrage zu stellen. In meinem bescheidenen Karateleben hatte ich das Glück hervorragende Meister kennenzulernen. Meister, von denen man wirklich etwas lernen konnte und sie trotzdem bodenständig geblieben sind. Die sich nicht zu fein fühlten, einem kleinen Karateka beim Binden seines Gurtes zu helfen. Die es wert sind, sich ehrfürchtig zu verneigen. Aber ich bin auch Meistern begegnet, die borniert und arrogant auftraten. Sich in ihrer durchstrukturierten Dummheit als Maß aller Dinge betrachteten. Umgeben von Abnicker und Jasager, die es nicht wagten, ihrem Idol zu widersprechen. Die ihre zustimmende Meinung von Dingen sagten, von dem sie gar keine Ahnung hatten. Der Inhalt dieses Buches dient nicht der Lehre zum Karate. Da gibt es zig andere Publikationen, mit Fotos und Anleitungen. Es soll lediglich dem Einsteiger etwas über das Karate im Allgemeinen herüberbringen und ihn oder ihr die Möglichkeit geben, sich selbst eine Meinung zu bilden. Seinen eigenen Weg zu finden und Hindernisse zu umgehen, die sich immer wieder vor ihm oder ihr aufbauen werden. Besonders Eltern von Karatekindern sollten sich einige Abschnitte gut durchlesen. Alles Geschriebene beinhaltet meine persönliche Meinung, die nicht immer konform mit anderen Auffassungen laufen. Mag sein, dass ich das Eine oder Andere falsch sehe. Aber auch ich bin nur ein Mensch, der schreibt und sagt, was er denkt.
Was es ist und was es nicht ist
Karate (dt. „leere Hand“) oder besser Kara = leer, Te = Hand und Do = Weg, ist eine Kampfkunst, deren Geschichte sich bis ins Okinawa des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt, wo einheimische okinawanische Traditionen (Tode) mit chinesischen (Shaolin Quanfa) und japanischen Einflüssen (Yawara, Koryu Ju Jutsu, Bujutsu) verschmelzen ließen. Anfang des 20. Jahrhunderts fand sie ihren Weg nach Japan und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von dort über die ganze Welt verbreitet. Inhaltlich wird Karate durch waffenlose Techniken charakterisiert, vor allem Schlag-, Stoß-, Tritt- und Blocktechniken sowie Fußfegetechniken. Dieses bildet auch den Kern des Karatetrainings. Einige wenige Hebel und Würfe werden (nach ausreichender Beherrschung der Grundtechniken) ebenfalls gelehrt. Im fortgeschrittenen Training werden auch Würgegriffe und Nervenpunkttechniken geübt. Manchmal wird die Anwendung von Techniken unter Zuhilfenahme von Kobudowaffen geübt, wobei das Waffentraining kein integraler Bestandteil des Karate ist. Jedoch ist die Kenntnis einiger Karatetechniken für das Erlernen von Kobudo hilfreich, da das Kobudo zum Beispiel viele Kampfstellungen beinhaltet, die auch im Karate angewendet werden.
Die Kondition hat einen sehr hohen Stellenwert, die heutzutage insbesondere Beweglichkeit, Schnellkraft und anaerobe Belastbarkeit zum Ziel hat. Die Abhärtung der Gliedmaßen u. a. mit dem Ziel des Bruchtests (jap. Tameshiwari), also des Zerschlagens von Brettern oder Ziegeln, ist heute weniger populär, wird aber von Einzelnen immer noch betrieben. Leider verkommt es häufig zur billigen Showeinlage profilierungssüchtiger Karateka. (Siehe Repräsentationskarateka).
Der Shotokan-Stil ist der am weiteste verbreitete Stil im Karate-Do. Charakteristisch für diese Stilrichtung ist der tiefe Stand, der dynamische und kraftvolle Bewegungen ermöglicht. Der tiefe Stand wird in erster Linie im Training der Grundschule Kihon und der Kata sowie in den Basisformen des Kumite (Kihon-Kumite) praktiziert. Hintergrund, dessen ist, dass so die Muskulatur und die Bänder stets gedehnt werden, um im Kampf eine hohe Reichweite zu erzielen. Im Kumite-Shiai und im Jiyu-Kumite steht der Karateka locker und um einiges höher. Hauptmerkmal des Shotokan-Stils ist der Kampf in einer möglichst weiten Distanz zum Gegner (Sport-Kumite), wobei auch im Shotokan die Rolle des Nahkampfes in keiner Weise vernachlässigt wird (Selbstverteidigung). Jede Shotokan-Technik kann entweder als eine Angriffstechnik oder als eine Verteidigungstechnik eingesetzt werden. Wendungen der Stände (mawate) werden im Gegensatz anderer Stilrichtungen überwiegend vom hinteren Fuß initiiert. Ein paar wenige Schlag-, Stoß- und Blocktechniken im Shotokan unterscheiden sich von denen anderer Stilrichtungen nur unwesentlich anhand der Ausholbewegungen in der Grundform der Ausführung, wobei die Trefferflächen dieselben sind. Auch die Fußtritte unterscheiden sich von denen anderer Stilrichtungen nicht, wobei im Shotokan häufiger Fußtritte zum Kopf ausgeführt werden. Hinsichtlich des sportlichen Wettkampfkarate sind die effektiven Selbstverteidigungstechniken, die durchaus zum Karate gehören, eingeschränkt. Man würde in erster Linie Techniken trainieren, die beim sportlichen „Spiel“ um den Sieg Punkte bringen, wobei nur diejenigen Techniken erlaubt sind, die scheinbar leichter zu kontrollieren sind, da jede Technik vor dem Ziel abgestoppt (besser arretiert) werden muss, um Verletzungen auszuschließen. Techniken, die in einer realen Kampfsituation Verwendung finden würden (Ellenbogenschläge etc.), werden als „unsportlich“ und „schwer kontrollierbar“ eingestuft. Viele Karatemeister hegen die berechtigte Befürchtung, dass dadurch die Gefahr besteht, dass das Karate verwässert wird, da viele der Karatetechniken von den Trainern kaum oder auch gar nicht mehr gelehrt werden. Um es der Öffentlichkeit schmackhafter zu machen, ging man dazu über, Karate jedem zu ermöglichen. Unabhängig vom Alter oder Talent entwickelte sich daraus Karate für Jedermann, dem Breitensport.
Breitensport Karate ist das, was die meisten Karatekas machen. Karate als Ausgleichssport und Hobby neben Schule, Ausbildung und Beruf. Das ist es, was Karate ausmacht. Karate ist für jeden und bietet jedem etwas. Karate wird leider oftmals gleichgesetzt mit Bretterzerschlagen. Dieses Vorurteil stammt von öffentlichen Vorführungen und Filme, die auf Publikumswirksamkeit abzielen und Karate zur zirkusreifen Artistik erklären. In Wirklichkeit ist Karate jedoch alles andere als ein Sport für Selbstdarsteller. Im Training werden Fuß- und Fauststöße so ausgeführt, dass der Trainingspartner nicht verletzt wird. Voraussetzung dafür ist Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Partner und natürlich eine gute Körperbeherrschung, die im Kihon (Grundschule) systematisch aufgebaut wird. Mein Trainingspartner ist weder mein Feind noch mein Gegner! Aufgrund seiner vielseitigen Anforderungen an Körper und Geist ist Karate ein idealer Ausgleich zu den Anforderungen des Alltags: Der Karateka trainiert Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Das macht fit! Mit Entspannungstechniken, Atemübungen und Meditation steigert Karate die Konzentrationsfähigkeit und schult die eigene Körperwahrnehmung. Hinzu kommt der hohe erzieherische Aspekt. Ob Ausgleichssport, allgemeine Fitness oder Selbstverteidigung, Karate bietet ein breites sportliches Betätigungsfeld für alle Altersgruppen. So hat jeder individuell für sich selbst die Möglichkeit, Stufe um Stufe die Geschicklichkeit und das Leistungsvermögen zu steigern. Die farbigen Gürtel sind dabei Hilfe und Ansporn. Somit ist Karate eine wirksame und praktikable Art, um sich im Notfall selbst zu verteidigen. Kraft und körperliche Statur spielen im Karate nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger sind Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Gelassenheit. Nur wer bei einem Angriff nicht in Panik gerät, kann sich sinnvoll verteidigen. Neben den technischen Fertigkeiten werden auch die psychologischen Komponenten der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung geschult. Diese Aspekte machen Karateselbstverteidigung insbesondere für Frauen und Mädchen interessant. Eines sollte man aber wissen: Bevor jemand in der Lage ist, sich effektiv zu verteidigen, braucht man zwei bis drei Jahre! Mir sind Karatekas bekannt, die noch als Braungurt was auf die Mütze bekommen haben. Ihr Fehler war, sich selbst zu überschätzen und den Gegner zu unterschätzen. Auch sie glaubten, etwas zu sein …
"Die Nachlässigkeit des Schülers spiegelt die Nachlässigkeit des Lehrers wider."
(aus "Miamoto Musachi")
Es ist natürlich leicht, einem undisziplinierten Karateschüler die Schuld an dessen Fehlverhalten zu geben. Aber es ist nun mal die Aufgabe des Trainers seinen "Haufen" zu erziehen und zu lenken. Wenn dieses konsequent durchgezogen wird, reiht sich jeder Neuzugang problemlos ein. Wie jede andere Sportart auch hat Karate seine Regeln. Um ein sauberes und effektives Training zu gestalten, ist es unablässig, sich an diese Regeln zu halten. Die hier aufgeführten "15 ehernen Regeln" (Verfasser nicht bekannt) sollten die Grundlage eines jeden Dojos sein.
1.
Für uns Karateka ist das Dojo eine Stätte der inneren Sammlung und Ruhe, ein Ort der Konzentration und der Höflichkeit. Lautes und aufdringliches Verhalten und Gebaren oder gar Lärmen gehören im Trainingsraum nicht hinein.
2.
Beim Betreten oder Verlassen unseres Dojos grüßen wir mit einer leichten Verbeugung. Dieser Gruß gilt zunächst der Übungsstätte und dem Karate - Do, aber auch unserem Lehrer (Sensei) und unserer Übungsgruppe.
3.