Autoren
Don Richard Riso war Spezialist auf dem Gebiet der Enneagramm-Lehre und Mitbegründer dieser speziellen Forschungsrichtung. Mehr als 25 Jahre schrieb er erfolgreiche Bücher über dieses Thema und hielt Vorträge und Seminare. 13 Jahre lang war Don Richard Riso Mitglied eines Jesuiten-Ordens.
Russ Hudson ist Geschäftsführer der »Enneagramm Personality Types Inc.« und Mitbegründer des Enneagramm-Instituts sowie Begründer der Internationalen Enneagramm Gesellschaft. Zusammen mit Don Richard Riso veröffentlichte er bereits vier Bücher über das Enneagramm.
Bauer, Ingrid und Kurt: Enneagramm. Das Lebensspiel, Neuhausen 1994
Gallen, Maria-Anne und Neidhardt, Hans: Das Enneagramm unserer Beziehungen. Verwicklungen, Wechselwirkungen, Entwicklungen, Reinbek 1994
Hauser, Renate: Neunmal klug statt einsam ratlos: das Enneagramm als Schlüssel zum Erfolg in Partnerschaft und Beruf, Düsseldorf 1995
Jaxon-Bear, Eli: Die neun Zahlen des Lebens, München 1992
Küstenmacher, Marion und Werner: Das Enneagramm Spiel, München
Küstenmacher, Marion: Das Enneagramm der Weisheit. Spirituelle Schätze aus drei Jahrtausenden, München 1996
Linden, Anne und Spalding, Murray: Enneagramm und NLP. Auf dem Weg der Evolution, Paderborn 1995
Naranjo, Claudio: Erkenne dich selbst im Enneagramm. Die 9 Typen der Persönlichkeit, München 1994
Reifarth, Wilfried: Das Enneagramm. Idee – Dynamik – Dimensionen, Stuttgart 1997
Rohr, Richard und Ebert, Andreas: Das Enneagramm. Die 9 Gesichter der Seele, München 1999
Vollmar, Klausbernd: Das Enneagramm der Liebe, München 1995
Wolinsky, Stephen: Das Tao des Chaos. Quantenbewußtsein und das Enneagramm, Freiburg 1996
Wolinsky, Stephen: Jenseits des Enneagramms. Der Weg des Menschen in der Quantenpsychologie, Freiburg 1998
Das Enneagramm ist eine geometrische Figur, in der die neun Persönlichkeitsgrundtypen und deren komplizierte Wechselbeziehungen symbolisch dargestellt sind. Es handelt sich dabei um einen Zweig der modernen Psychologie, der seine Wurzeln in der spirituellen Weisheit des Altertums hat. Das Wort Enneagramm kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus »ennea« (neun) und »grammein« (Figur, Abbildung) zusammen, bezeichnet also eine geometrische Figur mit neun Spitzen.
Das moderne Enneagramm der Persönlichkeitstypen ging aus vielen verschiedenen spirituellen und religiösen Traditionen hervor. Im Großen und Ganzen handelt es sich um eine Zusammenfassung des universalen Wissens, das über Jahrtausende hinweg angesammelt wurde und zu dem Buddhisten, Juden (in der Kabbala), Christen und Moslems (vor allem die Sufis) gleichermaßen beigetragen haben. Das Kernstück des Enneagramms ist die Erkenntnis, dass Menschen Fleisch gewordene spirituelle Wesen sind, in denen auf geheimnisvolle Weise der Wille des Schöpfers zum Ausdruck kommt. Jeder Einzelne ist vom göttlichen Licht durchdrungen, auch wenn das meist nicht erkennbar ist, da wir nur an der Oberfläche kratzen und uns ein falsches Bild vorspiegeln lassen. Für unsere Blindheit für dieses Licht, für den Verlust der Verbundenheit mit Gott hat jede spirituelle Richtung in Form von Mythen und Doktrinen ihre eigenen Erklärungen.
Das Enneagramm hat unter anderem den Vorteil, dass es über jeder Doktrin steht. Dadurch konnte es Menschen der verschiedensten Glaubensrichtungen zu der Erkenntnis verhelfen, dass wir als spirituelle Wesen Teile eines höheren Ganzen sind. Im Enneagramm besitzen wir heutzutage einen äußerst wertvollen Schatz, mit dem sich über alle oberflächlichen Unterschiede hinweg jeder, sei er nun Schwarzer oder Weißer, Frau oder Mann, Katholik oder Protestant, Jude oder Araber, homo- oder heterosexuell, reich oder arm, in die Gefilde einer völlig neuartigen Humanität erheben kann. Mit Hilfe des Enneagramms entdecken wir, dass z. B. SECHSEN wie alle anderen SECHSEN sind, dass sich alle Menschen, die zu diesem Typus gehören, die gleichen Wertvorstellungen zu Eigen gemacht haben. EINSEN unterschiedlicher Hautfarbe sind sich z. B. viel ähnlicher, als allgemein angenommen wird. Je mehr sich dieses Wissen um gemeinsame Beweggründe vertieft, umso eher besteht die Chance, alte Ängste und Vorurteile zu überwinden.
Das Enneagramm ist jedoch keine Religion, und kommt religiösen Vorstellungen auch nicht in die Quere. Es darf auch nicht als spiritueller Leitfaden aufgefasst werden, nimmt sich aber eines Themas an, das allen spirituellen Pfaden zu Grunde liegt: der Selbsterkenntnis.
Ohne Selbsterkenntnis werden wir auf unserer spirituellen Reise nicht besonders weit kommen und hinter die Fortschritte, die wir gemacht haben, wieder zurückfallen. Unter anderem besteht die Gefahr, dass sich unser Ego um psychologische Arbeit drückt und gleich den Sprung in die Sphäre der Transzendenz machen will, da es sich auf einer Entwicklungsstufe wähnt, die es in Wirklichkeit noch nicht erreicht hat. Man denke nur an die vielen Novizen, die sich schon in ihrem ersten Jahr für Heilige halten, oder an die Meditationsschüler, die davon überzeugt sind, die Erleuchtung in null Komma nichts zu erlangen.
Echte Selbsterkenntnis schützt vor einem solchen Selbstbetrug. Das Enneagramm hilft uns dabei insofern, als es auf unsere momentane Befindlichkeit eingeht und somit den Stier bei den Hörnern packt. Es erfasst in aller Deutlichkeit und völlig unvoreingenommen die dunklen und zwanghaften Facetten unseres Lebens, eröffnet aber auch den Blick auf ungeahnte spirituelle Höhen. All das müssen wir auskundschaften, wenn uns etwas daran liegt, in der materiellen Welt als geistige Wesen zu bestehen.
Für unsere Entwicklungsarbeit sind drei Grundelemente erforderlich: Präsenz (Bewusstheit, Aufmerksamkeit), das Üben der Selbstbeobachtung (das mit Selbsterkenntnis einhergeht) und das Verstehen der Bedeutung der eigenen Erfahrungen (eine genaue Erklärung, die von einem größeren Kontext, wie z. B. einer Gemeinschaftszugehörigkeit oder einem spirituellen System, geliefert wird). Das erste Element kommt vom Dasein, das zweite von Ihnen und das dritte vom Enneagramm. Wenn alle drei zusammentreffen, kann einiges in Bewegung geraten.
Die Arbeit mit dem Enneagramm beginnt mit der Identifizierung Ihres Typus und dem Erkennen seiner dominanten Charakterzüge.
Wir werden in uns Verhaltensweisen aller neun Typen erkennen, aber unsere bestimmenden Eigenschaften sind eng mit einem davon verbunden. Hier finden Sie einen Fragebogen, den Riso-Hudson-QUEST, mit dem Sie feststellen können, zu welchem Grundtypus Sie aller Wahrscheinlichkeit nach gehören. Außerdem beginnt jedes Typus-Kapitel mit einem weiteren Fragebogen, dem Riso-Hudson-TEST (TypenEinStellungsTest), der Ihnen die Möglichkeit bietet, Ihre Ergebnisse zu überprüfen. Anhand dieser Tests und den Beschreibungen und Übungen in den Typus-Kapiteln wird Ihnen die Bestimmung Ihres Typus sicher gelingen.
Lesen Sie aber erst einmal die folgenden Kurzbeschreibungen der Typen. Vielleicht bleiben danach nur noch zwei oder drei übrig, die für Sie in Frage kommen. Denken Sie daran, dass mit den hier angegebenen Charakterzügen nur ein kleiner, aber wichtiger Teil eines Persönlichkeitstypus erfasst wird.
Typus EINS: Der Reformer
Der idealistische Typus mit hohen Prinzipien. EINSEN sind gewissenhaft, halten sich an ethische Grundsätze und verfügen über ein ausgeprägtes Gespür für Recht und Unrecht. Sie gefallen sich in der Rolle des Lehrers und Kreuzritters, möchten alles verbessern, haben aber Angst, Fehler zu machen. Sie gehen genau und systematisch vor, stellen an sich sehr hohe Anforderungen, können sich jedoch auch zu Nörglern und Perfektionisten entwickeln. Ihr Schwachpunkt ist die Neigung zu Ungeduld und unterschwelligem Zorn. Im Idealfall sind gesunde EINSEN weise, scharfsichtig, realistisch, von edler Gesinnung und über jeden moralischen Zweifel erhaben.
Typus ZWEI: Der Helfer
Der sorgende, die Nähe zu anderen Menschen suchende Typus. ZWEIEN sind aufrichtig, einfühlsam und warmherzig. Sie sind freundlich, großzügig und neigen zur Selbstaufopferung, können aber auch sentimental, schmeichlerisch und unterwürfig agieren. Sie suchen die Nähe zu anderen Menschen und stehen diesen oft bei, um sich unentbehrlich zu machen. Ihr Schwachpunkt ist, dass sie sich ihre eigenen Bedürfnisse nicht eingestehen und sich deshalb vernachlässigen. Im Idealfall sind gesunde ZWEIEN selbstlos und altruistisch und halten ihre Liebe zu sich selbst und ihren Mitmenschen für etwas völlig Selbstverständliches.
Typus DREI: Der Macher
Der anpassungsfähige, erfolgsorientierte Typus. DREIEN sind selbstbewusst, attraktiv und charmant. Mit ihrem Ehrgeiz, ihrer Überlegenheit und ihrer Tatkräftigkeit laufen sie Gefahr, sich auf Statussymbole und ihre Karriere zu versteifen. DREIEN machen sich oft Sorgen um ihr Image. Ihre Schwachpunkte sind Arbeitsbesessenheit und Konkurrenzdenken. Im Idealfall sind gesunde DREIEN gefestigte, aufrichtige und glaubwürdige Menschen, die man sich zum Vorbild nehmen kann.
Typus VIER: Der Individualist
Der romantische, selbstbeobachtende Typus. VIEREN sind ruhig, zurückhaltend, sensibel und sich ihrer selbst bewusst. Sie sind direkt, offen und emotional aufrichtig, können aber auch zu Unsicherheit und Missmut neigen. Manchmal fühlen sie sich minderwertig und vom normalen Leben ausgeschlossen, kommen sich verletzbar und verkrüppelt vor, und ziehen sich dann von der Welt zurück. Wenn es ihnen schlecht geht, verfallen sie in Selbstmitleid und Zügellosigkeit. Im Idealfall sind gesunde VIEREN inspiriert und außerordentlich kreativ, da sie die Fähigkeit besitzen, aus ihren Erfahrungen zu lernen und somit immer wieder neue Wege zu beschreiten.
Typus FÜNF: Der Forscher
Der ernsthafte, vergeistigte Typus. FÜNFEN sind verständnisvoll, wissbegierig und geistig rege. Sie verfügen über eine außerordentliche Konzentrationsfähigkeit und widmen sich mit Hingabe der Entwicklung neuer Technologien und komplizierter Gedankengebäude. Einerseits sind sie innovativ und unabhängig, andererseits verrennen sie sich oft in ihre Ideen und Phantasieprodukte. Häufig ziehen sie sich zurück, ohne jedoch Ruhe zu finden. Wenn sie Probleme haben, entwickeln sie sich zu Einzelgängern, Exzentrikern und Nihilisten. Im Idealfall sind gesunde FÜNFEN Entdecker, die ihrer Zeit voraus sind und die Welt mit völlig neuen Augen sehen.
Typus SECHS: Der Loyale
Der engagierte, auf Sicherheit bedachte Typus. SECHSEN sind fleißig, zuverlässig und verantwortungsbewusst, können aber auch ängstlich, ausweichend und abwehrend reagieren. Oft machen sie sich Stress, über den sie sich dann beschweren. Nicht selten sind sie unentschlossen und fühlen sich leicht angegriffen. Dann reagieren sie unter Umständen trotzig und rebellisch. Ihre Schwachpunkte sind Argwohn und Selbstzweifel. Im Idealfall sind gesunde SECHSEN selbstständige, selbstbewusste und gefestigte Menschen, die ein Herz für die Armen und Schwachen haben.
Typus SIEBEN: Der Enthusiast
Der eifrige, produktive Typus. SIEBENEN sind spontan, optimistisch und vielseitig. Ihre praktische, spielerische und temperamentvolle Veranlagung kann jedoch zu Unverbindlichkeit, Schlampigkeit und Disziplinlosigkeit eskalieren. Sie sind unentwegt auf der Suche nach neuen Reizen und Anregungen, an denen sie aber schnell wieder das Interesse verlieren. Zu ihren negativen Eigenschaften zählen Impulsivität und Oberflächlichkeit. Im Idealfall richten gesunde SIEBENENEN ihre Talente auf Ziele, die lohnenswert sind, und werden so zu zufriedenen, fröhlichen und erfüllten Menschen.
Typus ACHT: Der Herausforderer
Der energische, dominierende Typus. ACHTEN sind geradlinig, stark und selbstbewusst. Ihre Entschlossenheit, Gewandtheit und Fürsorglichkeit kann leicht in Stolz und Herrschsucht ausarten. ACHTEN glauben, ihre Umgebung im Griff haben zu müssen, und geraten dabei oft auf Kollisionskurs. Sie haben Schwierigkeiten damit, andere an sich heranzulassen. Im Idealfall üben gesunde ACHTEN Selbstbeherrschung, verwenden ihre Energie und Großmut auf die Verbesserung der Lebensumstände ihrer Mitmenschen, werden nicht selten als Helden verehrt und gehen manchmal sogar in die Geschichte ein.
Typus NEUN: Der Friedliebende
Der gelassene, zurückhaltende Typus. NEUNEN sind stabile, vertrauensvolle und empfängliche Naturen. Sie sind hilfsbereit, unbeschwert, gutherzig und sanftmütig, halten aber oft um des lieben Friedens willen mit ihrer Meinung hinter dem Berg. Sie scheuen Konflikte und kehren Probleme meist allzu schnell unter den Teppich. Ihr Schwachpunkt ist ihre Neigung zu Passivität und Starrsinn. Im Idealfall umarmen gesunde NEUNEN die ganze Welt und lassen sich nicht unterkriegen – als Vermittler sorgen sie dafür, dass sich Kontrahenten an einen Tisch setzen.
Der erste Fragebogen ist der Riso-Hudson-QUEST (Quick Enneagram Sorting Test). Mit diesem Test können Sie in weniger als fünf Minuten und mit 70%iger Wahrscheinlichkeit Ihren Typus finden. Zumindest werden für Sie nur noch zwei oder drei Typen in Frage kommen.
Als nächstes begegnet Ihnen zu Beginn jedes Typus-Kapitels der Riso-Hudson-TEST (TypenEinStellungsTest) mit 15 Aussagen, die Ihre Einstellungen mehr oder weniger gut wiedergeben. Falls Sie an einem elektronischen Enneagramm-Test interessiert sind, besuchen Sie bitte unsere Website www.EnneagramInstitute.com . Dort finden Sie RHETI (den Riso-Hudson Enneagram Type Indicator, Version 2,5), einen Test mit 80 %iger Wahrscheinlichkeit, in dem Sie bei 144 Satzpaaren eine Auswahl treffen müssen. Er legt Ihnen nicht nur einen Grundtypus nahe, sondern zeigt Ihnen auch, in welchem Maß die neun Typen in Ihrer Persönlichkeit vertreten sind. Für den RHETI brauchen Sie etwa 45 Minuten. Wenn Sie mit dem Enneagramm noch nicht vertraut sind, sollten Sie sich zuerst dem QUEST und dann dem TEST unterziehen. Vielleicht ergibt sich ja eine Übereinstimmung. Wenn der QUEST z. B. nahe legt, dass Sie zu den SECHSEN gehören, können Sie gleich zum TEST für Typus SECHS übergehen. Wenn Sie dort eine hohe Punktzahl erreichen, sind Sie wahrscheinlich auf der richtigen Spur.
Wir empfehlen Ihnen jedoch dringend, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen und zuerst das ganze Kapitel für Typus SECHS (um bei diesem Beispiel zu bleiben) zu lesen. Wenn die dortigen Übungen und Beschreibungen bei Ihnen einen starken Eindruck hinterlassen, sind Sie mit ziemlicher Sicherheit eine SECHS.
Wir drücken uns so vorsichtig aus, weil ein Irrtum nie auszuschließen ist – selbst einem Enneagramm-Experten kann eine Fehldiagnose unterlaufen. Lassen Sie sich deshalb mit der Identifizierung Ihres Typus Zeit. Lesen Sie dieses Buch sorgfältig und, was noch viel wichtiger ist, beziehen Sie das Gelesene in Ihr Leben ein, indem Sie z. B. mit Menschen, die Ihnen nahe stehen, darüber reden. Denken Sie auch daran, dass Selbstentdeckung nicht von heute auf morgen zu haben ist und das Auffinden des Typus nicht das Ende, sondern erst der Anfang der Entwicklungsarbeit ist.
Die Entdeckung des richtigen Typus geht mit starken Gefühlen einher. Sie werden dabei wahrscheinlich von Wogen der Bestürzung und Erleichterung, der Enttäuschung und Freude erfasst. Alles, was in Ihrem Unterbewusstsein schlummerte, Ihr ganzes Lebensmuster, kommt auf einmal an die Oberfläche. Wenn das geschieht, können Sie sich sicher sein, Ihren Persönlichkeitstypus erkannt zu haben.
Anleitung
Beachten Sie bitte folgende Hinweise:
A. Ich bin geradeheraus und liebe meine Unabhängigkeit: Ich finde, man sollte sein Leben im Griff haben; dann kommt man am besten voran. Ich bin kontaktfreudig, setze mir meine Ziele selbst und möchte etwas in Bewegung bringen. Ich sitze nicht gern herum – ich möchte anerkannt werden und etwas erreichen. Ich bin nicht unbedingt auf Konfrontation aus, lasse mich aber nicht herumschubsen. Meistens weiß ich, was ich will, und lasse nicht davon ab. Ich arbeite hart und spiele mit hohem Einsatz.
B. Ich bin ein ruhiger Typ, dem es nichts ausmacht, allein zu sein. Ich bin eher unauffällig und habe nicht viel Durchsetzungsvermögen. In der Rolle eines Wettkämpfers oder gar Anführers fühle ich mich nicht wohl. Mich reizt die Welt der Vorstellungen und Gedanken – wahrscheinlich halten mich deshalb die meisten für einen Träumer. Ohne das Gefühl, dauernd etwas unternehmen zu müssen, bin ich im Grunde zufriedener.
C. Ich bin engagiert und überaus verantwortungsbewusst. Wenn ich meinen Verpflichtungen nicht nachkomme und die in mich gesetzten Erwartungen nicht erfülle, fühle ich mich furchtbar. Ich möchte, dass die Anderen wissen, dass ich für sie da bin und mich für sie einsetze. Ich habe oft große persönliche Opfer gebracht, ohne dafür honoriert zu werden. Oft kümmere ich mich zu wenig um mich selbst – meistens geht irgendetwas anderes vor, sodass ich kaum dazu komme, meine eigenen Angelegenheiten zu erledigen und Zeit für mich selbst zu finden.
Auswahl
Gruppe I
X. Ich bin meist optimistisch. Mein Motto ist: Es wird schon alles gut werden. Ich kann mich mit allem Möglichen beschäftigen und finde fast immer etwas, wofür ich mich begeistern kann. Ich bin gern unter Leuten und freue mich, wenn ich andere Menschen aufmuntern kann. Wenn ich mich mal schlecht fühle, muss das nicht jeder mitbekommen. Manchmal konnte ich meine positive Haltung jedoch nur dadurch bewahren, dass ich meine Probleme vor mir hergeschoben habe.
Y. Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube – die meisten Menschen wissen sofort, wie es um mich steht. Gegenüber manchen Leuten muss ich natürlich zurückhaltend sein – dann brodelt es aber in mir. Ich möchte wissen, woran ich mit anderen Leuten bin und auf was und wen ich mich verlassen kann – mit mir dürfte kaum jemand Probleme haben. Wenn ich etwas als Unrecht ansehe, erwarte ich, dass sich andere davon ebenso betroffen fühlen. Ich kenne die Regeln, lasse mir aber nicht gern vorschreiben, was ich tun soll. Meine Entscheidungen treffe ich lieber selbst.
Z. Ich baue auf Logik und Selbstbeherrschung – mit Gefühlen kann ich weniger gut umgehen. Ich arbeite gern unabhängig, bin dabei effizient, aber manchmal nicht vor Perfektionismus gefeit. Wenn persönliche Konflikte oder andere Probleme auftauchen, halte ich meine eigenen Gefühle lieber heraus. Manchen Menschen komme ich zu distanziert vor, aber ich möchte nicht, dass mir meine emotionalen Reaktionen bei dem, was mir wirklich wichtig ist, in die Quere kommen. Wer mir auf den Zahn fühlen will, wird nicht gebissen, aber auch nicht viel über mich herausfinden.
Die Auswertung finden Sie hier
Auswahl
Gruppe II
Was Sie über den Typus wissen sollten
Zuordnung anderer zu einem Typus
Es ist viel schwieriger, andere mit Hilfe des Enneagramms einem Typus zuzuordnen als uns selbst. Jeder Mensch weist so viele verschiedene Züge auf, dass wir nicht alle kennen können. Da gibt es viele blinde Flecken. Wahrscheinlich haben wir auch auf Grund von Vorurteilen gegenüber manchen Typen eine Aversion. Und eigentlich dient ja das Enneagramm der Selbstentdeckung und der Selbsterkenntnis.
Unseren Typus oder den eines anderen zu kennen, mag uns vielleicht zu wertvollen Einsichten bringen, sagt aber über die Person selbst nicht viel aus – genauso wenig wie Rasse oder Nationalität. Aus dem Typus können wir z. B. nichts über den Werdegang, die Intelligenz, das Talent, die Aufrichtigkeit, die Integrität und den Charakter eines Menschen ablesen. Andererseits gibt uns der Typus Auskunft darüber, wie wir selbst die Welt sehen, welche Entscheidungen wir treffen werden, welche Werte wir verteidigen werden, was uns motiviert, wie wir uns gegenüber anderen Menschen verhalten, wie wir auf Stress reagieren und vieles mehr. Je mehr wir mit den Persönlichkeitsmustern dieses Systems vertraut werden, umso eher werden wir für Ansichten, die von unseren eigenen abweichen, ein Verständnis gewinnen.
Der tiefere Sinn des Enneagramms
Das Auffinden des Persönlichkeitstypus wirkt oft wie ein heilender Schock. Zum ersten Mal erkennen wir das Grundmuster, nach dem unser ganzes Leben verlaufen ist. An einem gewissen Punkt wird jedoch das Wissen um unseren Typus zu einer wesentlichen Facette unseres Selbstbilds und kann unserem Wachstum somit in die Quere kommen.
Tatsächlich wird der Persönlichkeitstypus bei manchen Schülern des Enneagramms fast zur fixen Idee. »Natürlich werde ich paranoid, schließlich bin ich eine SECHS!« oder »Du weißt, wie wir SIEBENEN sind. Bei uns muss immer was los sein.« Wer sich so rechtfertigt oder herausredet, betreibt natürlich mit dem Enneagramm Missbrauch.
Aber indem uns das Enneagramm unsere Verstrickungen und unsere Entfremdung von unserem wahren Wesen vor Augen führt, lädt es uns auf eine Entdeckungsreise in die geheimnisvollen Tiefen unserer Identität ein. Es ist dazu gedacht, uns zu einem profunderen Wissen über uns selbst und unseren Platz in der Welt zu verhelfen. Der Fortschritt auf dem Weg zur Entdeckung (oder vielmehr Wiederentdeckung) unseres wahren Ich kommt jedoch zum Erliegen, wenn wir das Enneagramm nur zum Aufpolieren unseres Selbstbilds benutzen. Durch das Auffinden unseres Persönlichkeitstypus erhalten wir natürlich wichtige Informationen, mit denen wir aber erst am Anfang einer viel größeren Reise stehen. Kurz gesagt, ist die Entdeckung unseres Typus nur eine Zwischenstation.
Das Ziel der Arbeit an uns selbst besteht darin, von unseren automatischen Reaktionen loszukommen, indem wir uns ihrer bewusst werden. Wir werden nur dann erwachen, wenn wir die Mechanismen der Persönlichkeit klar erkennen. Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben. Je besser wir unsere mechanischen Reaktionen verstehen, umso weniger werden wir uns mit diesen identifizieren, und schließlich zu größerer Freiheit gelangen. Um nicht mehr, aber auch nicht weniger geht es beim Enneagramm.
Buchstaben- kombination | Typus | Typusbezeichnung und Grundeigenschaften |
AX | 7 | Der Enthusiast: optimistisch, vielseitig, impulsiv |
AY | 8 | Der Herausforderer: selbstbewusst, entschlussfreudig, dominant |
AZ | 3 | Der Macher: anpassungsfähig, ehrgeizig, imagebewusst |
BX | 9 | Der Friedliebende: aufnahmefähig, beruhigend, sebstzufrieden |
BY | 4 | Der Individualist: intuitiv, schöngeistig, selbstversunken |
BZ | 5 | Der Forscher: aufnahmefähig, innovativ, distanziert |
CX | 2 | Der Helfer: einfühlsam, großzügig, besitzergreifend |
CY | 6 | Der Loyale: engagiert, verantwortungsbewusst, defensiv |
CZ | 1 | Der Reformer: rational, prinzipientreu, eigensinnig |