SPIDER WARS 1
Übersetzung: Claudia Kern
Die deutsche Ausgabe von DUNKELHEIT IN FLAMMEN
wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern,
Übersetzung: Claudia Kern; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde;
Lektorat: Katrin Aust und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik;
Printausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice.
Printed in the Czech Republic.
Titel der Originalausgabe: THE BURNING DARK
© 2014, 2015 by Seven Wonders Limited. All rights reserved.
German translation copyright © 2015, by Amigo Grafik GbR.
Print ISBN: 978-3-86425-434-5 (April 2015)
E-Book ISBN: 978-3-86425-703-2 (April 2015)
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Für Sandra, für alles
DANKSAGUNGEN
YOMI
DIE VERTEIDIGUNG VON TAU RETORE
EINE ART HELD
TEIL EINS DAS SIGNAL
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
DIE LAGE AUF KRIEGSWELT 16 IST GEKLÄRT
TRÄUME UND ALBTRÄUME
TEIL ZWEI DUNKLE SCHATTEN
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
DAS STERNENKIND
TEIL DREI DIE GEISTER DES SUBRAUMS
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
AOKIGAHARA UND DAS MÄDCHEN MIT DEN BLAUEN AUGEN
TEIL VIER LEICHEN PFLASTERN UNSEREN WEG
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
19. MAI 1961
ROMANE BEI CROSS CULT
MEIN DANK geht an alle, die dieses Buch möglich gemacht haben, unter anderem mein tolles Testleserteam: Kim Curran, Amanda Lynn, Mark Nelson, Andrew Reid, Sharon Ring, Amanda Rutter, Kate Sherrod, James Smythe und Jennifer Williams. Danke auch an Danielle Stockley für ihre wertvollen Ratschläge und dafür, dass sie mir das Café mit dem besten Kakao in ganz New York gezeigt hat.
Ich möchte mich vor allem bei zwei Leuten bedanken, deren Notizen und Korrekturen diese Geschichte nach ihrem ersten zaghaften Erscheinen als Ludmilla, My Love maßgeblich beeinflusst haben: meiner Agentin Stacia J. N. Decker von der Literaturagentur Donald Maass und Paul Stevens, mein Lektor bei Tor. Stacias Detailverliebtheit und ihr tief gehendes Verständnis des Textes waren unverzichtbar (wir Autoren, die zu Team Decker gehören, haben wirklich Glück) und Pauls Vorschlag, was wirklich an Bord der U-Klasse Coast City los sein könnte, war eine Erleuchtung. Ihnen ist es zu verdanken, dass Sie dieses Buch in Händen halten. Ich möchte mich bei Pablo Defendini für das puerto-ricanische Spanisch bedanken und für die Idee, dass Serra wahrscheinlich das eine oder andere über Santiera weiß. Dank auch an Will Staehle – du hast es wieder geschafft.
Dieses Buch hat eine lange Geschichte, also entschuldige ich mich bei allen, die ich vergessen habe. Ich möchte mich aber noch herzlich bei Lauren Beukes, Joelle Charbonneau, Mur Lafferty, Emma Newman, Kaaron Warren und Chuck Wendig bedanken.
Zuletzt möchte ich mich bei meiner Frau Sandra bedanken, deren unendliche Unterstützung, ihr Enthusiasmus, ihr Verständnis und ihre Liebe alles wettmachen. Danke und ich liebe dich.
DUNKELHEIT IN FLAMMEN
SIE SASS IM SCHATTENLAND der Toten und weinte um ihren Gatten, aber das Gefängnis war abgeriegelt und sie konnte es nicht verlassen und niemand konnte sie hören.
Die Schatten umschwärmten sie wie lebende, atmende Wesen. Die Schatten streichelten ihre Haut und sorgten dafür, dass das verwesende Fleisch sich nicht von den Knochen löste. Dinger krochen über sie und fraßen das Fleisch, aber die Schatten hielten sie zusammen, während die Dinger fraßen und fraßen und fraßen.
Es war zu spät.
Sie hatte die Nahrung der Unterwelt gegessen und konnte nicht zurückkehren. Also saß sie in den Schatten und weinte um ihren Gatten, während die Dinger ihr Fleisch aßen.
Sie saß vergessen und gefangen in der Unterwelt fest und ihre Wut brannte wie eine schwarze Sonne. In diesem Keller der Welt wartete sie und wurde immer verbitterter. Ihr Verstand zerbrach nicht, zumindest nicht richtig, aber er wurde so schwarz wie die Wände des Gefängnisses, in dem sie saß. Wände, die sich wellten und aufrissen und ihren Kopf mit dem Brüllen des Ozeans erfüllten, wenn sie sie berührte, die aber nicht nachgaben oder brachen. Sie waren solide, unzerstörbar.
Er hatte sie hier zurückgelassen, sie hier festgesetzt, während er ins Land der Lebenden zurückgekehrt war. Er hatte sie hintergangen und verraten. Der, den sie liebte, hatte sie verraten.
Sie waren eins, sie waren gleich. Und doch saß sie in der Dunkelheit, eingesperrt jenseits von Raum und Zeit. In der Dunkelheit schlug ihre Verzweiflung in Hass um.
Sie wusste, dass sie nicht zurückkehren konnte, dass sie sich verändert hatte und dass die Welt sich verändert hatte. Sie wusste auch, dass er eines Tages bezahlen würde. Sie würde ihn bestrafen. Sie würde sich rächen.
Ihre Tränen versiegten, als die letzten Streifen Fleisch von ihrem Gesicht gefressen wurden. Die endlose Nacht ihres Gefängnisses wurde noch schwärzer, als ihre toten Augen von etwas Kriechendem und Kreischendem wie faule Eier aus den Augenhöhlen gesogen wurden. An ihre Stelle trat ein leuchtendes, blaues Licht, das kalte, blaue Licht des Endes der Welt. Ihre Augen erhellten das Gefängnis. Die kriechenden Dinger wanden sich, um ihr zu entgehen.
Im Dunkel brannte sie.
Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit stand sie in ihrem Gefängnis auf und schrie nach Rache. Sie würde in die Welt da draußen zurückkehren, aber nicht ins Leben, nie wieder ins Leben. Doch sie würde ihn finden und ihn bestrafen, bis ans Ende der Zeit. Das schwor sie.
Dann setzte sie sich in das schwarze Nichts und wartete. Ihr Gatte hatte sie hierhergeschickt, es gab keinen Ausweg. Jemand würde sie befreien müssen. Sie wusste, dass das irgendwann jemand tun würde. Die Lebenden waren neugierig und die Toten waren geduldig.
Und dann kam es: ein Klopfen und eine Stimme von einem anderen Ort. Ein Angebot, ein Vorschlag. Ein Ausweg. Er war so simpel. Man brauchte nur genügend Kraft, um ein Loch in die Wände des Gefängnisses zu schlagen. Durch dieses Loch würde sie greifen und die Welt berühren. Sie würde die Welt berühren und das Leben trinken, tausend Seelen am Tag, bis sie wiederhergestellt war. Und dann, wenn sie wiederhergestellt war, würde sie entkommen. Sie würde entkommen und ihr Gatte würde ihrem Zorn nicht entgehen können.
Im Dunkel brannte sie und sie presste ihren Schädel gegen die Wand und lauschte.
ICH ERZÄHL EUCH MAL, wie die ganze Scheiße losging.
Wir kamen um null-fünfzehn aus dem Sprungraum und obwohl wir fast Warp draufhatten, war das verdammt noch mal zu spät. Und als wir über Tau Retore ins Universum platzten, gab es bereits eine Lücke in der Pfeilspitze. Ein Schiff hatte es nicht geschafft – Maschinenschaden im Sprungraum oder so. Das kann passieren und dieser Verlust – scheiße, jeder Verlust – entsetzte uns. Aber wir hatten erst mal einen Job zu erledigen und meine Leute waren schnell. Sie füllten die Lücke aus, ohne dass es ihnen einer befehlen musste. Glitten sauber zwischen die Kreuzer. Das lief verdammt gut, das kann ich euch sagen.
Die Formation steht also, ein Schiff ist verloren. Wir gehen in die planetare Umlaufbahn und bremsen scharf, damit der Kegel des Warpaustritts nicht den ganzen verdammten Planeten aus seiner Achse haut. Deshalb springt man erst in den Sprungraum, wenn man weit weg im Unbekannten ist. Es ist schon schlimm genug, ein Raumschiff durch die Lücke zwischen jetzt und jetzt zu drücken, da willst du nicht auch noch einen ganzen Planeten hinter dir herziehen. Das ganze Universum erbebt, wenn auch nur ein Staubkorn es verlässt, um durch den Sprungraum zu fliegen. Wenn du ein Raumschiff durch das Loch schiebst, erbebt das Universum, wird stinksauer und knallt dir am anderen Ende eine. Universelle Bestrafung. Gott mag es nicht, wenn man in seiner Scheiße rührt, so viel ist sicher. Dafür sind Quantendämpfer da. Aber ein ganzer Planet? Das kannst du vergessen. So große Dämpfer könnte kein Mensch bauen.
Na ja, egal.
Wir waren bereit, wir waren schnell, aber wir waren auch zu spät. Sie waren schon da, auf der anderen Seite von Tau Retore. Wir konnten den eigentlichen Körper nicht sehen, nur die Klauen, die sie tief in den Mantel des Planeten gegraben hatte. Das flüssige Innere spritzte darum empor wie heißes Blut. Und diese Klauen. Meine Fresse. Ich hab sie so was schon abziehen sehen: Sie knacken einen Planeten, dann drehen sie ihn – drehen ihn! – wie eine Spinne. Ich weiß nicht, wie sie das machen, woher sie die Masse nehmen, um Maschinen, die so groß wie Monde sind, zu bauen. Im Herz einer Mutterspinne befindet sich die flackernde Glut eines Sterns, so viel wissen wir, und wenn ihre Klauen den Kern ihres Opfers erreichen, ist auch die Magnetosphäre des Planeten im Arsch. Deren Energie saugen sie gleich mit ab. Irrsinnige Technik, viel weiter als das, was wir haben. Und was für ein Anblick das ist, wenn ein Planet stirbt – wenn er von der scheißgrößten Maschine im Universum buchstäblich in Stücke gerissen wird. So was vergisst man nicht, selbst wenn man will.
Man konnte es auf der Brücke hören. Auf den Bildschirmen sah man diesen grünen Scheiß, den man im Sprungraum sieht, dann blitzten sie auf und wir hingen fast in der scheiß Umlaufbahn von Tau Retore. Dieses Ding sog ihm die Energie und das Leben aus. Und alle, alle auf den Brücken der dreiundzwanzig Schiffe, aus denen die Pfeilspitze noch besteht, schreien vor Entsetzen auf und die Kommandanten geben ihren Piloten den Befehl, zu bremsen und den Kurs zu ändern, damit der Warpkegel am Planeten vorbeigeht. Aber die tun das schon und fluchen sich dabei die Seele aus dem Leib. Vor uns frisst nämlich eine Mutterspinne einen Planeten und der Planet blutet. Und auf unseren Schiffen hört man gleich hundert Leute auf dem Komm-Kanal, die überrascht aufschreien und zu den Göttern oder Göttinnen, an die sie glauben, beten.
Ich meine … Oh mein Gott …
Na ja, egal.
Wir konnten den Planeten nicht mehr retten. Wir wussten das, aber wir versuchten es trotzdem. Die Formation der Pfeilspitze steht und wir drücken den Warpkegel hoch, damit er sich über Tau Retores Nordpol auflöst und dann rasen wir auf die Mutterspinne zu. Wenn wir die erledigen, wird der Planet wenigstens in seiner Umlaufbahn bleiben und wenn er nicht auseinanderbricht, können ein paar Terraformer kommen, wenn diese ganze irre Scheiße vorbei ist. Die können dann die Landschaft wieder aufbauen und den Kern stabilisieren, während die Überlebenden auf Elesti oder Alta oder irgendwo anders, wo es nette Strände und Sonnenuntergänge gibt, Urlaub machen.
Jetzt wird es langsam interessant, denn die Mutterspinne sieht uns. Das ist verdammt seltsam, ehrlich. Ich glaube nicht, dass es da, wo die Spinnen herkommen, überhaupt echte Spinnen gibt, trotzdem haben sie ihre ganze scheiß Weltraumtechnik nach ihrem Vorbild konstruiert. Ihr kennt doch diese kleinen Eibeutel, diese Kugeln aus Spinnenseide, die an Blättern hängen. Wenn man sie berührt, brechen sie auf und eine Million dieser kleinen Scheißer schwärmen auf einmal aus. Genau so. Die Mutterspinne gräbt sich weiter in den Planeten, wir fliegen auf sie zu – die U-Klasse Boston Brand ist ganz vorn und führt den Angriff an. Warum? Weil ich an dem Tag den scheiß Fleet Admiral gegeben habe und als Erster da sein wollte. Wir kommen ran – und der Spinnenkörper teilt sich wie … Kennt ihr diese Spiele mit dem gefalteten Papier, die kleine Mädchen in der Schule spielen? Die Dinger sind so pyramidenförmig, man steckt die Finger rein und sie öffnen sich wie Blumen und da stehen Sachen drin und Witze und Vorschläge, wer einen lieben könnte.
Wisst ihr?
Na ja, egal.
Die Mutterspinne öffnet sich und kleine Spinnen kommen raus, halb so groß wie unsere U-Klassen. Sie stecken in Schalen, die sie abschütteln wie Kokons, und dann klappen sie ihre Beine aus und kommen auf uns zu. Es wird tierisch geflucht, aber ich befehle Funkstille. Dann – bumm! - das Schiff, das die Lücke in der Pfeilspitze ausgefüllt hat? Weg ist es. Diese Babyspinnen sind wie ihre Mama. Sie haben keine Waffen, sie haben Klauen. Sie kommen ran, klammern sich am Rumpf fest und legen los. Und da es so verdammt viele sind – Hunderte, vielleicht Tausende –, brauchen sie nur ein oder zwei Sekunden, um eine U-Klasse komplett zu zerlegen. Ich weiß nicht, ob sie projizierte Energie oder gar Projektilwaffen überhaupt entwickelt haben. Vielleicht finden sie es lustig, feindliche Schiffe aufzufressen. Also: Bumm! Die U-Klasse Gothamite ist Geschichte, nur noch Metall und Gas. Aber wir halten jetzt Funkstille und das scheint alle ein bisschen zu beruhigen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie jetzt auf meine Anweisungen warten, anstatt darüber nachzudenken, wie eine U-Klasse einfach so ausgeschaltet werden kann. Auf diese Weise fühlen sie sich nicht mehr verantwortlich. Sie werden distanzierter, das Bewusstsein tritt zurück, Ausbildung und Erfahrung übernehmen. Das ist gut bei einem Kampf. Man braucht Ruhe, keine Gefühle. Für die ist später noch genug Zeit.
Ich stehe da und sehe, wie die anderen Babyspinnen zu nahe kommen, und natürlich bin ich so wütend und verängstigt wie der Rest meiner Leute, aber das wissen sie nicht. Ich gebe meinem Piloten ein Signal und befehle allen über den Komm-Link, die Pfeilspitze aufzubrechen. Es müssen sich nur alle aus dem Weg gehen und auf die richtigen Dinger schießen, dann kann die Jagd losgehen. Die Spinnen sollen ohne Umweg zur Hölle fahren, an welche auch immer diese gruselige Insektenintelligenz glaubt.
Auf den Monitoren sehe ich, wie die Pfeilspitze nach links und rechts wegbricht. An beiden Flanken steigt jeweils knapp ein Dutzend Schiffe auf und fächert auf wie bei diesen Kunstflugshows. Ein paar Sekunden später sind die Monitore voll von Blitzen und Funken und Flammen. Die Babyspinnen landen im Fleischwolf. Ich erlaube mir ein Lächeln, nur ein knappes, denn ich weiß, dass alle auf der Brücke sich nicht etwa auf das Feuerwerk konzentrieren, sondern auf mein Gesicht. Sie warten auf Befehle. Und wenn ich auch nur knapp lächle, lächeln sie auch und dann erledigen sie ihren Job vielleicht ein Prozent besser als zuvor. So beweist man Führungsqualitäten, jawoll, Sir. Man muss sie nicht nur haben, man muss sie ausstrahlen. Die anderen verlassen sich auf einen und damit meine ich nicht nur die Pfeilspitze, sondern Tau Retore. Da ist ein ganzer Planet, den diese riesige Maschinenspinne aufschlagen will, um daraus ein galaktisches Omelette zu machen. Wir sind hier, um allen mal wieder den Arsch zu retten.
Ich lächle, obwohl wir immer noch auf das Zentrum der großen Mutterspinne zurasen. Vor uns ist die Stelle, an der der Hauptkörper aufgebrochen ist und die Babys ausspuckt. Ich sehe, wie die U-Klasse Stripes und ihr Schwesterschiff, die Stars, unter der Boston Brand auftauchen und vor uns einschwenken. Ich lächle, weil die Stars und die Stripes verdammt geil aussehen, wenn sie nebeneinander herfliegen. Auf diesen beiden Kreuzern will jeder dienen. Sie haben den coolsten Ruf und den besten Anstrich in der ganzen Raumflotte.
Na ja, egal.
Die Stars und die Stripes preschen vor und der Bildschirm färbt sich automatisch rosa, als die beiden all ihre Torpedos gleichzeitig auf Mamas Bauch abschießen. Die KI der Boston Brand will ja nicht, dass die Besatzung erblindet. Die beiden Kreuzer haben ihre Munition verbraucht, also drehen sie ab und gehen den anderen aus dem Weg. Die Raketen werden ein paar Sekunden bis zum Ziel brauchen, also beschließe ich, sie ein bisschen anzustupsen.
Nur, damit das klar ist: Ich habe nicht den Ruf eines Draufgängers. Ich gehe keine Risiken ein. Ich halte mich an die Vorschriften und ich bin erfolgreich. Nur das zählt schließlich, denn die Flotte braucht verdammt dringend Erfolge. Es stimmt zwar, dass manche Risiken eingegangen sind und geniale, spontane Einfälle hatten, aber diese Typen sind größtenteils Arschlöcher und größtenteils tot.
Aber die Sache ist die, wenn man eine Spinne aus der Nähe sieht - eine Mutterspinne mit zwölf Beinen, von denen jedes zehntausend Kilometer lang ist -, die einen Planeten frisst, als wäre er ein gottverdammter Apfel, dann verändert das einen. Etwas regt sich in deinem Hinterkopf, so als würdest du einen Film sehen oder träumen. Manchmal kommen einem dann Ideen und auf einmal weiß man, wie es ist, eines von diesen Arschlöchern zu sein, und du kannst nur noch hoffen, dass du nicht herausfindest, wie es ist, eines von diesen toten Arschlöchern zu sein.
Ich glaube, irgendwer auf meiner Brücke sagt etwas, aber in meinem Kopf summt es und alles klingt dumpf. Und das liegt nicht nur an dem rosa Feuerwerk da draußen … Feuerwerk wie am Unabhängigkeitstag. Feiert man den noch auf der Erde? Bestimmt. Ich war seit … na ja, so alt bin ich noch nicht, aber eine Fünf-Jahres-Mission am Rand der Galaxis fühlt sich länger an, als sie ist. Könnte schlimmer sein. Ich hatte mal einen Freund, der kommandierte eines dieser ganz großen Schiffe, »Geister« werden sie von ihren Besatzungen genannt. Diese Schiffe bleiben verdammt lange da draußen. Sie verstecken sich wie altmodische U-Boote, nur für den Fall, dass die Spinnen zufällig auftauchen. Nach seiner letzten Mission suchte er mich beim Flottenkommando auf und sagte: Ida, sagte er …
Na ja, ist ja auch egal.
Ich bin mir sicher, dass irgendwer irgendwas sagt, aber ich schwinge bereits den Sitz des ersten Piloten herum und greife nach den Knüppeln. Vielleicht sagt der andere Pilot etwas, doch da sieht er, was ich tue, und wirft einen Blick auf den Monitor vor sich und folgt der grünen Spur, die die Torpedos durch das verwaschene Rosa ziehen – und seine Augen weiten sich. Er ergreift seine Knüppel und nickt. Mehr nicht. Er sitzt da und nickt und sieht nach vorn.
So führt man Leute an. Er vertraut mir und ist bereit, mir bis in die Hölle zu folgen, wenn es sein muss. Was der Wahrheit schon ziemlich nahe kommt, denn ich zähle bis drei und öffne den Sprungraum – mit den Torpedos vor uns und der Mutterspinne vor ihnen. Der Warpkegel taucht vor uns auf und der Bildschirm ist nicht mehr rosa, sondern blau.
Na ja, das ist Wahnsinn und grenzt an Selbstmord. Leute stehen auf und schreien mich an. Auf dem Komm-Kanal ist auf einmal die Hölle los. Alle schreien und brüllen. Es klingt wie das wilde Tosen des Universums.
Aber es haut hin. Der Warpkegel katapultiert die Torpedos mit einer Geschwindigkeit weit, weit, weit jenseits ihrer Toleranzgrenzen nach vorn, und als sie auf die große, fette Spinne treffen, explodieren sie nicht nur, sie werden zu einer scheiß Nova. Die Energie unseres Warpkegels wirkt wie Benzin, das man auf einen Grill schüttet. Habt ihr das schon mal gemacht? Probiert’s mal aus, wenn ihr das nächste Mal auf einem Planeten seid und ihr es euch leisten könnt, raus in die Natur zu fahren. Euch darf nur der Rauch nicht stören. Aber das hier ist so, als wäre ein neuer Stern über Tau Retore erschienen, direkt vor uns. Sollte was von der Mutterspinne übrig geblieben sein,
(Der Stern fiel und brannte wie eine Lampe und dann starben sie alle und)
haben wir es nie gefunden. Es flog nur wahnsinnig viel Scheiß rum, ein paar Billionen Tonnen Schrott und Helium, das hoch in der Umlaufbahn des Planeten trieb.
Aber wir fliegen immer noch auf diese scheiß Megaexplosion zu und der Warpkegel löst sich rasch auf, also gebe ich den Befehl und wir tauchen nur eine Sekunde lang in den Sprungraum und fliegen durch die Explosion. Der zweite Pilot – ich muss wohl nicht erwähnen, dass er befördert wurde – schaltet den Antrieb ab und wir gleiten zurück ins All, nur rund eine Million Klicks weiter nördlich. Natürlich hatten wir die Maschinen völlig überhitzt und der Nav-Computer ging aus, um eine Selbstdiagnose durchzuführen. Vielleicht war er auch nur angepisst, weil wir ihm nicht gesagt hatten, dass wir in den Sprungraum tauchen wollten, und schmollte. War auch ein ziemlich harter Ritt. Irgendwas schmort in der Konsole vor dem Piloten durch und es gibt einen Knall. Irgendwas trifft mein Bein, aber das merke ich nicht, noch nicht. Wir haben noch genug Saft im Tank, um das Schiff umzudrehen und zurückzufliegen. Die ganzen Babyspinnen hat es ebenfalls erwischt und dabei wurden nur ein paar U-Klassen beschädigt. Eine ist die Stripes und jemand macht bereits einen Witz über einen Kratzer im Lack. Jungs und ihre scheiß Spielzeuge.
Und wisst ihr was? Wir kamen noch rechtzeitig. Tau Retore bekam zwar ziemlich auf die Fresse, aber die da unten waren nicht blöd. Sie hatten die meisten Leute evakuiert, als die Spinne im System auftauchte. Fast der ganze Planet konnte gerettet werden, über dreihundert Millionen Leute.
Das nennt man einen Erfolg. Wir haben nicht nur gewonnen, sondern ihnen in den Arsch getreten. Ich weiß nicht, ob ihr das schon gehört habt, aber dieser wundervolle Krieg läuft gerade nicht ganz so toll für uns. Die Flotte ist mächtig und die Flotte ist groß, aber die Spinnen? Sie denken und handeln vielleicht nicht wie wir, aber es gibt so verdammt viele. Manchmal kommt es mir vor, als würden wir für jeden Schritt vorwärts zwei Schritte rückwärtsgehen, und …
Na ja, egal.
Ich bin also ein Held. Ein echter, geprüfter heroischer Hurensohn. Ich melde mich bei der Kommandantin der U-Klasse Castle Rock, die ich vor uns sehe, und frage sie, wie viele Orden sie haben will, und dann sagt jemand, dass mein Bein blutet und …
»ABRAHAM?«
»Hmmm?« Ida unterbrach sich. Seine Hand, die nach dem Becher gegriffen hatte, verharrte in der Luft. Ihm war ein wenig schwindelig, aber seine Kehle war trocken … wäre jemand so nett, ihm noch einen Schluck von diesem Erdbeerschnaps einzuschütten, das wäre klasse, wirklich klasse. Er ließ den Gedanken durch seinen Kopf ziehen und warf einen Blick auf Zia Hollywood. Doch in ihrer verspiegelten Schutzbrille sah er nur sein eigenes Gesicht.
»Halten Sie die Schnauze.«
Zias Lippen hatten sich nicht bewegt. Die Stimme der Frau kam von der anderen Seite des Tischs. Ida runzelte die Stirn und drehte zu schnell den Kopf. Der Raum drehte sich auf überraschende und interessante Weise.
»Entschuldigen Sie bitte … Serra?«
Sie hatte ihn Abraham genannt. Er hasste den Namen.
Serra schüttelte den Kopf und sah ihn ebenso angewidert wie mitleidig an - kein schöner Anblick, ganz egal, wie perfekt ihr olivfarbenes Gesicht auch war. Sie stand auf, schob ihren Stuhl zurück und sah weg.
»Komm, gehen wir.« Serra flüsterte beinahe. Sie wirkte nicht mehr angewidert, sondern beschämt. Carter, ihr Liebhaber, war wie immer an ihrer Seite – ein Meter neunzig militärische Potenz, eingehüllt in eng anliegende, olivgrüne Tarnkleidung. Er nickte und murmelte etwas, aber Serra entfernte sich vom Tisch. Carter stand auf und warf Ida einen abfälligen Blick zu.
»Vollidiot.«
Und dann waren sie weg und ließen Ida allein mit den beiden VIPs zurück. Fatheads permanentes Grinsen war so breit wie immer und wirkte auf Idas alkoholgetränktes Gehirn seltsam hypnotisierend. Zias Gesicht war ausdruckslos und er bemerkte, dass sie ihren Drink kaum angerührt hatte.
Idas Schwindel legte sich ein wenig und er sah sich in der Kantine um. Es war schon spät, aber einige Besatzungsmitglieder der U-Klasse Coast City waren noch da. Sie drehten Idas Tisch den Rücken zu und versuchten anscheinend, den Gästen der Raumstation aus dem Weg zu gehen.
Zia Hollywood sagte nichts, als sie aufstand und Fathead kurz auf die Schulter klopfte. Schweigend ging sie davon. Ihr Untergebener mit den dichten, wild vom Kopf abstehenden Haaren nahm Idas leeren Becher und die am Boden stehende Tasche, in der sich die rote Flasche befand, und folgte seiner Chefin nach draußen.
Ida saß nun allein am Tisch. Seine Hände lagen untätig in seinem Schoß. Er wünschte, der Becher würde wieder in ihnen auftauchen.
Verfickten Dank auch.
Ida stand rasch auf. Er hielt den Kopf hoch, drückte den Rücken durch und atmete tief durch. Das hatte er nicht nötig. Er machte einen Schritt auf die Theke der Kantine zu. Dann beschwerte sich sein Knie und er fiel wieder in seinen üblichen hinkenden Gang zurück und ließ die Schultern hängen. Die Servos in seinem künstlichen Gelenk schienen Alkohol nicht gut zu vertragen.
Alkohol war auf allen U-Klassen verboten. Den teuren Schnaps hatte die berühmte Besatzung der Bloom County mitgebracht, aber Ida fragte sich, ob es irgendwo vielleicht noch etwas von dem selbst gebrannten Maschinenöl der Marines gab. Fragen konnte man ja mal.
»Hey, kann ich was zu trinken haben, mein Freund? Etwas … Besonderes. Kannst du was empfehlen?«
Der Kantinenkellner wandte ihm den Rücken zu. Ida hustete, aber der Mann drehte sich nicht um.
»Sie haben genug. Wenn Sie noch mehr Ärger machen, rede ich mit dem Marshal.«
Ida blinzelte. »Aha«, sagte er und klopfte auf die Theke. Kein Fortschritt. Nach vier Wochen an Bord war er noch immer Captain Ohne-Freunde. Die U-Klasse Coast City war wirklich ein ganz toller Ort.
Ida drehte sich um, betrachte die Rücken der Besatzungsmitglieder, die schweigend an ihrem Tisch saßen, und hinkte aus der Kantine.
ES WAR SPÄT im Zyklus und die Gänge der Station wurden von einem künstlichen Purpurlicht erhellt. Drei Abzweigungen und einen Aufzug später befand sich Ida wieder in seiner Kabine. Er schaltete das Licht an. Der Autodimmer sorgte dafür, dass es angenehm schwach und weißgelb leuchtete. Er neigte dazu, das Licht am »Tag« ebenfalls zu dimmen, da das Halbdunkel die funktionelle Einrichtung seines Quartiers verbarg. Das, was man nicht sah, füllte die Fantasie aus. Er stellte sich gern vor, dass die dunklen Ecken mit feinstem Mahagoni und Teakholz getäfelt waren, so wie zu Hause.
»Ida?«
Captain Abraham Idaho Cleveland wurde von seinen Freunden Ida genannt. Fast alle auf der Station nannten ihn Abraham oder Schlimmeres. Die meisten nannten ihn gar nichts.
Aber nicht sie.
Er lächelte, hinkte zu seinem Bett und legte sich hin. Dieses verdammte Knie … Ida hob sein Bein und spannte es an. Er versuchte, die PsiFi-Verbindung zwischen der Prothese und seinem Gehirn zu einem manuellen Neustart zu bewegen, aber sein Bein war schwerer als in seiner Erinnerung und es anzuheben, brachte den Schwindel zurück. Er ließ es los, seufzte und schloss die Augen.
»Hallo Ludmilla«, grüßte er.
Rauschen umgab die Frauenstimme, als sie lachte. Es war ein hohes, schönes Lachen. Es ließ Ida lächeln.
»Wie war dein Abend?«, fragte die Stimme.
Ida winkte ab, dann fiel ihm ein, dass er allein in seiner Kabine war, und er ergänzte die Geste um ein theatralisches Seufzen. »Er war … ach, egal. Wen interessiert es, wie mein Abend war. Wie läuft deiner denn so?«
Die Stimme gab ein missbilligendes »tsk tsk« von sich, dann schalt sie: »Hast du getrunken, Ida?«
Sein Lächeln kehrte zurück. »Vielleicht ein oder zwei Gläser.«
Wieder dieses Lachen, unterbrochen von Rauschen. Sie war so unendlich weit weg. »Möchtest du schlafen?«
Ida nickte und drehte sich auf die Seite. »Ja, ich möchte schlafen. Gute Nacht, Ludmilla.«
»Gute Nacht, Ida.«
Es wurde still und das Licht dimmte sich noch einmal automatisch, bis es die gleiche dunkle Purpurfarbe hatte wie auf dem Rest der Station. Idas Atem ging langsamer und schwerer. Der Raum war erfüllt von einem weit entfernten, leisen Rauschen.
IDA TRÄUMTE - er träumte vom Farmhaus. Die rote Farbe, mit der die Scheune dahinter gestrichen war, blätterte im Sonnenlicht wie rote Schuppen ab. Die gleiche Sonne schien auch auf das blonde Haar des Mädchens, das ihn mit einer Geste bat, ihr zum Haus zu folgen. Aber als er seine Hand ausstreckte, um sie zu berühren, hielt er darin die Bibel ihres Vaters, die, die der verbitterte alte Mann ihm bei ihrem ersten Treffen in die Hand gedrückt hatte. Er hatte darauf bestanden, dass Ida das verdammte Ding jeden Abend las.
Ida hatte Angst. Er wollte nicht ins Haus gehen. Er sah hinauf in den Himmel und bemerkte, dass die Sonne zu einer violetten Scheibe geworden war. Aus ihrem Rand strömten schwarze Strahlen. Er runzelte die Stirn. Eine Sonnenfinsternis? An diesem Tag hatte es keine Sonnenfinsternis gegeben. Er wandte sich wieder dem Mädchen zu, aber es war verschwunden und die Tür zum Haus stand offen. Sie sah aus wie ein rechteckiges, schwarzes Portal. Hatte ihr Vater Astrid bereits weggeschickt? Ida war sich nicht sicher … das war doch da noch nicht geschehen, oder? Ihm und Astrid blieb bestimmt noch ein Sommer.
Er trat einen Schritt vor und atmete die Landluft ein. Die Farm war erfüllt von einem weit entfernten, leisen Rauschen.
DAS RAUSCHEN im Funkgerät knackte laut und Ida wurde aus dem Schlaf gerissen. Der Traum war vergessen.
»Mmm?«
»Ida?«
»Mmm?«
»Kannst du mir die Geschichte noch einmal erzählen?«
Ida drehte sich um. Das Bett war weich und die Dunkelheit tat seinen Augen gut. Er lag auf dem Rücken und blickte ins Nichts. Sein Knie schien sich beruhigt zu haben und schmerzte nicht mehr. Er konnte sich vage an eine rote Scheune und ein schweres Buch erinnern, schüttelte den Gedanken jedoch ab.
»Meinst du Tau Retore?«
»Ja. Erzähle sie mir noch mal.«
Ida lachte leise und drehte sich um. Das blaue Leuchten des Weltraumfunkgeräts war nun das einzige Licht im Raum. Ida sah hinein und stellte sich vor, wie Ludmilla, wo immer sie auch war, gerade ihr eigenes blaues Licht in der Dunkelheit ansah.
»Also«, sagte Ida. »Ich erzähl dir mal, wie die ganze Scheiße losging …«
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Unionsklasse, Flottenraumschiff; Konfiguration: Forschungsplattform und Observierungsstation (FPOS). Katalogreferenz: Psi Upsilon Psi. Namensplakette: COAST CITY
Zusammenfassung
Die U-Klasse COAST CITY war eine von nur zwei als FPOS konfigurierten stationären Orbitalplattformen, die von der Flotte in Dienst gestellt worden waren. Zwar wurden vierundzwanzig solcher Raumstationen bestellt, jedoch sorgten Produktionsprobleme bei den Kitset-Modulen der COAST CITY und ihrer Schwesterstation COLLINSPORT dafür, dass das FPOS-Programm vom damaligen Fleet Admiral LAUREN AVALON eingestellt wurde. Nach einer siebenjährigen Planungsphase wurde das Stationsprogramm der Flotte in neuer Form wiederaufgenommen. Das Ergebnis waren die mittlerweile allgegenwärtigen Multifunktions-Orbitalplattformen (MOP). Die STAR CITY, die METROPOLIS und die [ZENSIERT] waren die ersten Forschungsplattformen und Kommandozentralstationen, die in Betrieb genommen wurden.
Bei der COAST CITY und der COLLINSPORT führten eine Reihe von [ZENSIERT] strukturellen Ausfällen und Fehlfunktionen der robotischen Systeme während des Zusammenbaus zu [ZENSIERT]. Obwohl beide Stationen pünktlich fertiggestellt und in Betrieb genommen wurden, sorgte ihre Geschichte dafür, dass sie beim Flottenpersonal als Posten unbeliebt waren. Beide Anlagen wurden von disziplinarischen Problemen und kleinen Verbrechen geplagt. Nach einer [ZENSIERT]
Die COLLINSPORT wurde nach zwölf Jahren außer Dienst gestellt. Beschleunigt wurde ihr Ende durch einen Ausfall des Hauptaggregats und der [ZENSIERT]. Ursprünglich hatte sie in der Oort-Wolke als Überwachungsstation und Startpunkt für Flottenschiffe auf ihrem Weg in und aus dem Heimatsystem dienen sollen. Die abgeschaltete U-Klasse wurde in den Orbit des Jupiter geschleppt und dort ausgeschlachtet. Teile der Station fanden Wiederverwendung in den robotischen Helium-3-Abbausystemen, die um den Planeten kreisen. Weitere Informationen finden Sie unter /JMC_27s_intro_CC-Secure.rtz, »Geschichte des Jupiterkonzerns«.
Die COAST CITY wurde in einer stationären Umlaufbahn in 1,2 AE Entfernung von SCHATTEN zusammengebaut. Dabei handelt es sich um einen asymptotischen Riesenast-Technetiumstern, der sich in der Konstellation Upsilon befindet. Die COAST CITY erfüllte zwei Aufgaben. Zum einen diente sie als Forschungsbasis für die Untersuchung des Sterns und der Eigenschaften seiner Strahlungsenergie, zum anderen als Frühwarnsystem für mögliche SPINNEN-Übergriffe im Schattensystem. Zu diesem Zeitpunkt nahm man an, die intelligente Maschinenspezies würde die ungewöhnlichen Eigenschaften des Sterns für einen Angriff auf das Flottenterritorium nutzen wollen. Diese Sorge erwies sich als unbegründet. Es kam nie zu SPINNEN-Sichtungen in dem System. Weitere Informationen finden Sie unter /antag_SPINNEN_techspezhoch_CC-SECURE.rtz. »Hochenergetische Experimente und Spezialwaffenentwicklung der Spinnen«.
Die COAST CITY wurde Kommandant PRICE ELBRIDGE unterstellt, der auf persönlichen Befehl von [ZENSIERT] vom PSI-MARINE-KORPS abgestellt wurde.
Spezifikationen:
Stationsrad
Durchmesser: 1.627 Meter
Umfang: 5.112 Meter, enthält 23 Ebenen bewohnbaren Raum plus robotische Wartungsebenen
Turm
Länge: 2.063 Meter (inklusive Kommunikationsantenne und Sensorsondenanlagen)
Durchmesser: 200 Meter (breiteste Stelle, enthält Brücke und Kommandozentralen [bewohnbarer Bereich] plus robotische Wartungsebenen und Computeranlagen], verjüngt sich auf 13 Meter)
Aggregat
Drei Dreadnought-Kaltfusionsreaktoren der Firma Rolls-Royce mit einer Leistung von 3,9 GW pro Einheit
Personal
2.200, bestehend aus Besatzung, Verwaltungsbeamten und wissenschaftlichem Personal, einem Bataillon Marines und einer Kompanie Psi-Marines
»ZIEMLICH WEIT draußen, Sir.«
Ida sah vom Monitor auf. Der Pilot, der vor ihm im Shuttle saß, drehte sich nicht um, sondern nickte in Richtung des Bildschirms, der die gesamte Front des Cockpits einnahm und leicht gekrümmt war, um ein echtes Fenster zu simulieren. Ida legte das Computerpad auf sein Bein und beugte sich in seinem Sitz vor. Das Leder unter ihm knarrte.
»Das stimmt allerdings«, sagte Ida. Er verzichtete darauf, noch mehr über die Geschichte seines Ziels zu lesen, und genoss stattdessen den spektakulären Anblick.
Die U-Klasse Coast City sah aus wie ein riesiger, auf der Seite liegender Donut. Sie schwebte vor einem durch die ausgedehnte Gaswolke des Schattensystems purpur leuchtenden Sternenhimmel. Der Pilot drehte das Shuttle und die Coast City richtete sich auf. Aus diesem Winkel, der mehr dem Design der Station zu entsprechen schien, konnte Ida die Fenster der Brücke und andere Strukturen erkennen, die ihm von hundert anderen Plattformen vertraut waren. Alles, was zur Flotte gehörte, wurde aus denselben vorgefertigten Modulen zusammengesetzt. Von winzigen Ein-Mann-Kapseln über Kreuzer bis hin zu riesigen Raumbasen. Die gesamte Flotte war modular. Die Einzelteile ließen sich unendlich kombinieren und für die verschiedensten Zwecke anpassen. Nur die Fantasie des Marine-Technikkorps setzte ihnen Grenzen – was bedeutete, dass die Schiffe ungefähr fünf verschiedene Formen hatten. Effizienz hatte eine höhere Priorität als Fantasie und es gab keinen Grund, von bewährten Konfigurationen abzuweichen. Und jede von der Flotte produzierte Kriegsmaschine erhielt die Bezeichnung Unionsklasse, was für die Verwaltungsbeamten der Erdregierung sicherlich vieles erleichterte, aber auch bedeutete, dass man vom Namen nicht ableiten konnte, um was für eine Konstruktion es sich handelte. Das traf auch auf die U-Klasse Coast City zu, eine Raumstation.
Ida war zwar mit den »Schiffen« der Flotte vertraut, aber die Coast City war, wie er gerade gelesen hatte, schon älter und eine von nur zwei Stationen, die auf diese Weise zusammengesetzt worden waren. Sie sah trotzdem nicht ungewöhnlich aus. Ihr Ring war ein wenig dicker als üblich und der Turm, der ihn wie ein Speer in der Mitte durchstieß, verfügte über Antennen, die weitaus länger als die anderer Stationen waren.
Ida hatte eine solche Station noch nie gesehen, geschweige denn, dass er gesehen hätte, wie man eine solche Station aus-einandernahm. Als das Shuttle um die Station herumflog, verschwand die glänzende Hülle des äußeren Rings und man konnte das aufgerissene Gerippe darunter erkennen. Die Konstruktion von Ring und Turm war noch immer stabil, aber das Innenleben war sichtbar geworden. Hier und da flackerten Lichter und zeigten an, dass Abrissdrohnen bei der Arbeit waren. Sorgfältig entfernten sie die Metallplatten, Stahlträger, Schrauben und Nieten und sorgten dafür, dass keine auch noch so winzigen Partikel im All treibend zurückblieben. Sie packten die Module der Station in große, quadratische Kisten, die wie Kletten an den stabilsten Teilen des Gerippes hingen.
Eine Minute später war das Shuttle bereits auf die intakte Seite der Coast City zurückgekehrt. Dort sah man glattes Metall, Lichter und die Insignien der Flotte. Ida bemerkte ein weiteres Shuttle, das sich nicht von dem unterschied, in dem er saß. Es verließ gerade den Hangar. Trotz des Abrisses änderte sich nichts am Alltag der Station. Man suchte weiterhin nach Anzeichen für Spinnen im System. Das war die sekundäre Funktion aller Plattformen.
Die primäre Funktion der Coast City hatte jedoch in der Erforschung des seltsamen Sterns bestanden, in dessen Umlaufbahn sie sich befand. Ida beugte sich vor und warf auf dem leicht gekrümmten Bildschirm einen Blick nach links. Dort konnte er den äußersten Rand von Schattens violetter Korona erkennen. Er stieß einen leisen, langen Pfiff aus. Das Licht, das der Stern abgab, war in seiner Missionsbeschreibung als »toxisch« bezeichnet worden, während es im Wikia der Flotte »seltsam« genannt wurde. Mehr hatte er nicht gewusst. Doch nun sah er es mit eigenen Augen, wenn auch durch einen Bildschirm, der das Licht so stark wie möglich abschwächte. Er hielt beide Beschreibungen für angemessen. Als er den Blick zurück zur Station gleiten ließ, blitzte es vor seinen Augen purpurn auf und ihm wurde schwindelig und übel. Er fühlte sich, als habe er auf der Spitze von etwas sehr Großem gestanden und sei von jemandem geschubst worden. Er blinzelte einige Male, dann verging das Gefühl.
»Verbringen Sie hier Ihren Urlaub, Sir?« Die Hände des Piloten glitten über die Instrumente. Er bereitete das Shuttle auf die Landung vor.
Die Frage überraschte Ida. Er trug Uniform, deshalb war es eigentlich nicht verwunderlich, dass andere glaubten, er wäre noch im Dienst. Der Pilot war ihm jedoch zu gesprächig. Er dachte darüber nach, ihn zurechtzuweisen und ihm zu befehlen, sich auf seinen Job zu konzentrieren, der zu neunzig Prozent automatisiert war. Ein letztes Mal seine Macht ausüben. Dann lachte Ida.
»Sir?« Nun wandte sich der Pilot doch seinem Passagier zu. Er trug eine riesige Fliegenaugenbrille, in der sich Idas Spiegelbild dutzendfach brach. Ida wandte seinen Blick wieder dem Bildschirm zu.
Die Coast City füllte ihn mittlerweile komplett aus. Auf einem kleinen Display, das in die Konsole eingelassen war, sah man das Heck des Shuttles und dahinter die U-Klasse Athansor als gedrungene Silhouette mit ein paar Lichterreihen, bei denen es sich auch um Sterne hätte handeln können. Nur die Namensplakette des Schiffs, die neonrot angestrahlt wurde, verriet, dass diese schwarze Masse eine künstliche Konstruktion war.
Ida legte eine Hand auf die Rückenlehne des Pilotensitzes, nahm sie aber sofort wieder weg. Der Andockvorgang war zwar größtenteils automatisiert, aber ein wenig musste sich der Pilot bei der Landung dann doch konzentrieren. Ida legte das Computerpad neben sich auf die Konsole und zog seine Gurte fest.
»Ich bin im Ruhestand«, erklärte Ida. »Aber ich habe eine letzte Pflicht für die Flotte zu erfüllen. Ich muss die Außerdienststellung für den alten Kahn unterschreiben. Und ich muss etwas TLC für dieses Ding hier besorgen.« Er klopfte auf sein rechtes Knie und das Geräusch klang hart und tot. Der Pilot nickte, obwohl er nicht hinsah.
Auf dem Bildschirm sah man nun Metall, das in Schattens bösem Licht glänzte. In der Mitte der Metallwand befand sich ein achteckiger Lichtfleck, der einen Blick in den Shuttlehangar der Station erlaubte.
»Frührente«, sagte der Pilot. »Klingt nett.« Dann aktivierte er das Komm-System und tauschte mit dem Hangarleiter einige technisch klingende Sätze aus.
Ida lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er lächelte und schloss die Augen. Die purpurnen Flecken waren verschwunden.
Ja, klingt nett.
»GRUPPEN VIER und fünf, einsteigen.«
Endlich bewegte sich wieder etwas. Serra schluckte und blickte nach links. Ihre Kehle war trocken. Die Hälfte ihrer Reihe drehte sich elegant, trat vor, nahm ihr Gepäck und lief zur Rampe, die in den weit geöffneten Frachtraum des Transporters führte.
»Mein Gott, die brauchen echt ewig.«
Serra nickte. Carter stand neben ihr und kaute auf seiner Unterlippe, während er zusah, wie die Marines in das Schiff verladen wurden.
Er hatte recht. Es dauerte wirklich ewig. Der Transporter war der vorletzte, der die Coast City verlassen würde, und hatte den Befehl, alle außer dem dringend benötigten Personal mitzunehmen. Dass fast ein ganzes Bataillon Marines am Arsch der Galaxis stationiert war, brachte der Flotte gar nichts. Dabei wurde jeder Soldat gebraucht, denn die scheiß Spinnen tauchten gerade überall auf. Je früher die Station auseinandergenommen und die Kampftruppen und das andere Flottenpersonal an sinnvollere Posten versetzt wurden, desto besser.
Sie standen bereits seit Stunden im Hangar der Coast City. Die Operation hätte effizient sein sollen, schließlich lief sie praktisch automatisch ab, aber irgendetwas stimmte nicht mit dem Computer an Bord der U-Klasse Sunken Treasure. Anscheinend hatte sich die Datenbank, die die Liste der seit Stunden geduldig im Transporter sitzenden Passagiere aktualisieren sollte, aufgehängt. Sie war bereits einige Male vergeblich neu gestartet worden. Solange sie nicht funktionierte, konnte das Schiff keine neuen Passagiere aufnehmen, aber es sah so aus, als ginge es jetzt wieder vorwärts.
Im Hangar der Coast City gab es vier Plätze, zwei kleine für Shuttles, zwei für größere Schiffe wie den Truppentransporter Sunken Treasure. Der Transporter gehörte zur U-Klasse Athansor, die einige Hundert Klicks entfernt im All wartete. Das Schiff war nicht nur an diesem Ort, um das restliche Stationspersonal aufzunehmen, sondern auch um jemanden abzusetzen. Weshalb jemand auf diese todgeweihte Station kam, die zur Hälfte nur noch aus Stahlträgern und offenem All bestand, wusste Serra nicht. Es interessierte sie auch nicht. Sie wollte nur endlich runter von dem verdammten Kahn. Es gefiel ihr hier nicht. So war es schon die ganze Zeit gewesen, aber in den letzten Wochen war noch etwas anderes hinzugekommen.
Auf der anderen Seite des Hangars, weit weg von der riesigen, unförmigen Sunken Treasure befand sich ein kleiner, leerer Stellplatz. Das Shuttle der Station, das dort normalerweise stand, war auf einem Patrouillenflug. Auf dem zweiten Stellplatz sah Serra ein weiteres Shuttle von der Athansor. Es sah neuer aus als ihr eigenes Schiff.
Die Marines machten sich erneut auf den Weg in den Transporter. Carter und Serra standen mit ihren Taschen vor den Füßen da und warteten darauf, dass ihre Gruppe aufgerufen wurde. Gelangweilt sahen sie zu, wie ein einzelner Passagier das Shuttle verließ. Er war mittleren Alters und trug eine Offiziersuniform. Sein Rang ließ sich aus dieser Entfernung nicht erkennen.
Carter neigte den Kopf, als könne er so besser sehen. »Weißt du, wer das ist?«
Serra zuckte mit den Schultern, aber hinter ihr meldete sich eine dunkle Stimme. Sie gehörte DeJohn. Er beugte sich vor und sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Nacken.
»Ich hab gehört, er sei so eine Art Held. Soll einen ganzen Planeten gerettet haben, oder so’n Scheiß. Ich hab von dem aber noch nie was gehört.«
Serra spürte, wie sich Carter neben ihr versteifte. Er drehte sich zu DeJohn um.
»Wenn’s keinen Bericht darüber gibt, kann das nur eins heißen: Geheimkommando.«
Oh, scheiße. Serra bemerkte, dass Carters Gesicht sich rötete. DeJohn verdrehte die Augen, als wolle er sagen: Hey, was kann ich denn dafür? und trat einen Schritt zurück.
»Charlie …«, flüsterte Serra. Carter sah sie aus schmalen Augen an.
Geheimkommando. DeJohn wusste nichts von diesem kurzen, aber wichtigen Abschnitt aus Carters Vergangenheit. Niemand an Bord der Coast City außer ein paar wenigen Offizieren – und Serra - wusste davon. Carter hatte ihr davon erzählt, obwohl das für ihn und sie, sollte es je heraus-kommen, einen Auftritt vor dem Militärgericht und einen kurzen, gewaltsamen Tod bedeuten konnte.
Geheimkommando. Über dieses Thema sprach man in Carters Anwesenheit nicht. Sie flüsterte: »Charlie«, und er schien sich ein wenig zu beruhigen. Seine Schultern sackten herab und sein Gesicht nahm wieder einen normalen Farbton an.
Serra drehte sich um und beobachtete, wie der Neuankömmling vom leitenden Marshal, dem provisorischen Kommandanten der Station begrüßt wurde. Der Marshal sorgte normalerweise für die Sicherheit an Bord, aber da der Kommandant unerwartet abgereist war, hatte er als letzter Offizier mit entsprechend hohem Rang dessen Pflichten übernommen. Die anderen ranghohen Offiziere hatten die Station mit dem letzten Transporter verlassen. Serra runzelte die Stirn.
»Woher willst du das wissen, Corporal?«, fragte Carter.
DeJohn zog die Nase hoch. »Hast du die Missionsbeschreibung nicht gelesen?«
Carter grinste und drehte sich um. »Moment mal, du kannst lesen?«
Serra fiel in das Gelächter der beiden Männer ein. Das war schon besser. »Schade, dass der Kommandant ihn nicht selbst begrüßen kann.«
Hinter ihr seufzte DeJohn. »Nicht das schon wieder.«
»Aber das ist doch scheiße, oder?«, meinte Serra, während sie sich umdrehte. »Wieso ist der Kommandant nicht mehr hier? Er sollte doch als Letzter von Bord gehen.«
DeJohn lachte. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Die Reihe, in der er stand, war unordentlich. Gelangweilt warteten die Marines auf ihre Befehle.
»Glauben Sie, dass dieses Schiff sinken wird, Marine?«
Serra fuhr herum und nahm Haltung an. Der Warrant Officer betrachte scheinbar konzentriert das Computerpad in seiner Hand, während er mit einem Finger etwas eintippte. Carter hatte ebenfalls Haltung angenommen, musterte Serra jedoch mit gewisser Schadenfreude aus dem Augenwinkel.
»Also, Psi-Sergeant Serra?« Der Blick des Warrant Officers richtete sich weiter auf sein Pad.
»Nein, Sir«, sagte Serra. Wie sehr sie von diesem verdammten Kahn runterwollte.
Einen Moment lang sagte niemand etwas. Der Warrant Officer tippte auf seinem Pad. Serra und Carter standen reglos vor ihm. Sie hörte DeJohn hinter sich atmen.
Schließlich ließ der Warrant Officer sein Pad sinken. Er trat einen Schritt zurück und hob die Stimme, damit alle wartenden Marines ihn hören konnten: »Okay, es gibt immer noch ein Problem mit der Personaldatenbank, also können wir nicht alle mitnehmen. Gruppen sechs bis neun werden sich auf meinen Befehl an Bord begeben. Alles ab Gruppe zehn bleibt hier.«
Das unzufriedene Murmeln einiger Dutzend startbereiter Marines, die von ihrem Posten ebenso die Schnauze voll hatten wie vom stundenlangen Warten, erfüllte den Hangar. DeJohn seufzte theatralischer als der Rest.
»Was soll denn die Scheiße?«, maulte er und fügte hastig ein »Sir« hinzu.
Der Warrant Officer sah den Marine über Serras Schulter hinweg an. »So ist das nun mal, Marine. Wenn Sie damit ein Problem haben, können Sie das gern mit Kommandant Elbridge klären.«
»Der Kommandant ist ja nicht mal an Bord dieser U-Klasse«, sagte DeJohn. »Sir.«
»Das Leben ist hart und ungerecht, Marine.«
Serra verkniff sich ein Lächeln. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Carter sich ebenfalls auf die Lippe biss.
Der Neuankömmling verließ zusammen mit dem leitenden Marshal den Hangar.
Der Warrant Officer trat näher an Serra heran und hob sein Computerpad.
»Laut Flottenvorschriften muss sich stets mindestens ein Psi-Marine an Bord jeder U-Klasse befinden. Lafferty hat das große Los gezogen und darf abfliegen. Damit bleiben nur noch Sie übrig, Psi-Sergeant.«